Kapitel 16
Die Ungezähmte Küste
Se'jib schob sein Boot wieder in die Brandung und Jeng'a half ihm dabei.
Er machte keinen Hehl daraus, dass er froh war wieder allein unterwegs sein zu können.
Geflucht hatte er immer wieder, denn das Boot war trotz der günstigen Strömung schwer zu händeln gewesen. Kuyenda, die sie in Brusthöhe zwischen dem Gestänge das den Ausleger mit dem Hauptboot verband, vertaut hatten, brachte das Boot immer wieder ins Trudeln.
Anders war es aber nicht möglich gewesen. Die Raptorin war einfach zu groß für das flinke schmale Boot. Und besonders erpicht schien sie nicht auf die Überfahrt. Widerwillig liess sie sich wieder den Riemen um das Maul legen und noch nur mit viel sanftem Zureden sich an das Boot fesseln.
Jeng'a tat das nicht gerne, aber der Troll hatte Sorge, dass das Tier in Panik das Gestänge zerbeissen würde.
Zwischendurch wurde Se'jibs Fluchen so wüst, dass sie damit rechnete, gleich direkt an Land gesetzt zu werden und nicht erst an dem Hordenstützpunkt.
Doch geschah es nicht. Und dafür war sie ihm dankbar. Berichtete er doch von feindlichen Stämmen und wilden Tieren an der ganzen Küste entlang durch die sie sich hätte durchschlagen müssen, wenn sie auf dem Landweg zu reisen trachtete. Und dafür waren sie beide, Raptor und Trollin nicht annähernd in der geeigneten Verfassung.
Doch nun waren sie endlich da und während sie Se'jibs Boot südwärts davoneilen sah, spürte sie die Blicke der Orcwachen hinter sich.
Er war noch mitgekommen um mit den Posten am Tor zu sprechen und um sie zu informieren, sprach Jeng'a doch kein Wort Orcisch.
Mit großen Augen hatte sie die grünen Gesichter dieses kleineren, aber ziemlich kräftig aussehenden Volkes angeschaut welche wiederum sie in Augenschein nahmen. Unter ihren Blicken richtete sie sich noch ein wenig mehr auf und versuchte nicht unsicher zu wirken.
Den einzigen Tipp den Se'jib ihr mitgab, was den Umgang mit Orcs anging war, keine Schwäche zu zeigen. Sie verehrten Kraft und Stärke begegneten sie mit Respekt. Ehre stand bei ihnen hoch und somit konnte sie sich sicher fühlen, hatten diese erstmal sie als Gast akzeptiert.
Nach Absprache mit ihr hatte er sie als Jägerin bezeichnet, die bereit war, für ihren Aufenthalt mit Jagdbeute zu bezahlen. Eine Jägerin deren Stamm aufgerieben wurde, womit sie vielleicht sogar recht hatte, wenn sie an den Zustand des Stammes zurückdachte, als sie ihn verlassen hatte.
Als er fertig war starrten sie ihr ins Gesicht, sagten irgendetwas in ihrer kehligen Sprache. Sie hob ihre Hand und grüßte sie nach Sitte ihres Stammes.
Einen Augenblick antworteten die beiden Orcs nicht, erst nach einer kleinen Weile kam ein Grunzen von dem einen und sie beschloß es als Zustimmung zu nehmen. Dann gingen sie zurück zum Boot, ihr Zeug ausladen und sich zu verabschieden.
"Wennde ma nich weisst wohin mit den Bälgern nach ner Jagd, komm vorbei. Se'jib braucht imma welche." Er beschrieb ihr, wie sie seine Hütte auf der anderen Seite des Flusses südlich von Grom'gol finden würde.
"Danke maan. Ich ..." fing sie an, doch der Troll winkte nur ab und machte sich am Boot zu schaffen.
Mittlerweile war das kleine Boot kaum noch hinter den Wellen zu sehen, also bückte sie sich, verstaute das wenige Gepäck dass sie mit sich führte an Kuyendas Sattel, griff zu den Zügeln und stapfte durch den Strand auf das von Palisaden geschützte Lager zu. Noch nicht wissend, dass sie hier länger bleiben würde als sie auch nur zu vermuten sich getraute.
Ende Teil 7
Kleine Zwischeninfo:
Teil 8 muss erst noch geschrieben werden.
Da das RL gerade viel Aufmerksamkeit fordert und ich nach wichtigen Prüfungen erstmal Urlaub machen werde, kann es durchaus Mitte März / Anfang April werden, bis Hyaena/Jeng'as Geschichte hier fortgesetzt wird.
Also eine gute Gelegenheit, mich nochmal bei allen, die mir im Spiel durch ihr Feedback Mut gemacht haben, dranzubleiben und sie weiterhin hier öffentlich zu machen, zu bedanken.
Geschrieben hätte ich sie sowieso, dafür macht es mir zu sehr Spaß und ist mir Herzensangelegenheit geworden, aber sie hier zum Lesen auszubreiten ist eine andere Sache.
Aber eine Geschichte will auch erzählt werden und wer sie nicht lesen mag, muss es ja auch nicht tun.
Um so mehr haben mich die Stimmen gefreut, die mich aufforderten, weiterzumachen. Danke Euch!
In letzter Zeit ist mein aktuelles RP etwas sehr stark zurückgegangen ( ---> obig genannte RL-Anforderungen), aber ich hoffe, dass ich nach dem Urlaub den Kopf frei habe und wieder aktiver sein werde.
Im Moment reicht es eher für stumpfes Farmen als für kreative Interaktionen.
Ich hoffe auf euer Verständnis.
Nun gut, ehe die "kurze" Zwischeninfo von einer langen zu einer unsäglich langen wird, breche ich hier ab und wünsche euch feine Spielzeit.
Auf dass unsere Wege dort sich mal kreuzen.
Mit trollischen Grüßen
Hyaena/Jeng'a
Prolog
Boreanische Tundra
Etwas zerrte an ihr herum.
Ob im Traum oder Wachzustand, vermochte sie nicht zu sagen. Und es störte. Es war gerade so schön gewesen. Gar nicht mehr kalt.
Ein Schneesturm hatte sie am Vortag überrascht.
Wild peitschte er sie und das Land um sie herum und schon nach kurzer Zeit war der Pfad nicht mehr zu erkennen gewesen. Trotzdem war sie immer weiter gestapft, Skadi dicht an ihrer Seite. Schon bald musste sie jedoch erkennen, dass das Wahnsinn war. Der starke Wind zerrte sie immer leicht nach Norden, so dass sie nicht mehr sicher sein konnte wirklich geradeaus zu gehen. Sie würde schneller vom Weg abgekommen sein, als sie auch nur alle Loas aufzählen konnte, die ihr Stamm verehrte.
Wenns nich schon passiert is dachte sie. Aber was tun? Einfach stehenbleiben wollte sie auch nicht, hier ungeschützt mitten in der Tundra. Doch schon nach ein paar Schritten schöpfte sie Hoffnung.
Nur als eine Nuance dunklere Silhouette, wie ein Schatten, tauchte etwas rechts von ihr auf, kaum im dichten Schneetreiben zu erkennen. Erst nur wie ein Fleck, wurde er schnell größer als sie ihn entschlossen ansteuerte. Sie stoppte.
Und wenn es ein Mammut war, dass stoisch das Ende des Sturmes abwartete? Und wenn es eines war, war bestimmt auch der Rest der Herde nicht weit. Außer es war ein Bulle ohne Herde. Was es aber auch nicht besser machen würde, waren diese doch besonders aggressiv.
Ihre Hand griff in das dichte, von einer dicken Schicht Schnee bedeckte Nackenfell ihrer Wölfin. Skadi gab kein Anzeichen, dass es sich bei dem mittlerweile riesigen Schatten um ein Tier hielt. Aber konnte die Wölfin bei diesem Sturm überhaupt irgendetwas wittern, geschweige denn es einer Richtung zuordnen?
Skadi blickte zu ihr hoch, ihre Ohren drehten sich nur einmal kurz in ihre Richtung bevor sie sie wieder vor dem Schnee schützend anlegte.
Die Troll fuhr mit ihrem Handschuh einmal sanft über die Schnauze, so sanft es dermaßen eingepackt ging, sagte nichts und stapfte auf den mittlerweile mehr als zwei Trolllängen hohen Schatten zu.
Immer mehr Schneeflocken tanzten um die beiden Gestalten herum und der Wind heulte, dass sie kein anderes Geräusch wahrnahmen. Das galt auch hoffentlich für den Schatten vor ihnen, falls es sich tatsächlich um eines dieser riesigen Tiere handelte.
De Loas würd'n sich schlapplachen ging es Hyaena durch den Kopf.
Da machte sie sich auf, mit allem Gold was sie zusammentreiben konnte, um in Nordend ein Mammut zu kaufen und nun stiess sie bereits nach wenigen Tagen mit einem zusammen.
Aber eines, dass es sie eher zertrampeln, als sich ein Halfter anlegen und mitnehmen lassen würde. Ganz egal wieviel Gold sie dabei hatte.
Nun, solln se doch lachen dachte sie, wenn wir sowieso krepier'n dann lieba so als irgenwo als gefrorene Leiche im Schnee.
Kurz blitzte ein Bild von ihr, steifgefroren inmitten einer öden verschneiten Landschaft vor ihrem inneren Auge auf. An ihrem linken Bein machte sich ein Wolf zu schaffen und war eifrig damit beschäftigt sich Brocken von Fleisch mühselig herauszureissen.
Ob es Skadi war, konnte sie nicht sagen, dafür war das Bild zu schnell wieder verschwunden.
Nachdenklich blickte sie zu ihrer Wölfin. Würde sie dann ein Teil der Wölfin werden?
Würde Skadi Aspekte von ihr sich einverleiben, so wie es Trolle mit besonderen Gegnern die sie besiegt hatten machten? Würde sie selber es merken, wissen? Und, ein verstörender Gedanke, hatte sie der Wölfin überhaupt etwas zu bieten? So grundsätzlich?
Zum Glück holte sie der große Schatten aus ihren merkwürdigen Gedanken wieder zurück ins Hier und Jetzt.
Vor ihr ragte ein gewaltiger, von vielen winterharten Moosen und Flechten bedeckter Felsen auf. Zügig umrundete sie ihn, um auf die windabgewandte Seite zu kommen.
Hier, vom an sie herumzerrenden Sturm geschützt war ein schmaler Flecken mit deutlich weniger Schnee, links und rechts türmten sich bereits hohe Wehen des kalten Weiss die beständig wuchsen und somit zusätzlich für Schutz sorgten.
Erleichtert drängte sie sich so dicht wie es ging an den Fels, rief die Wölfin zu sich heran und zog sich die Kapuze tiefer über das vor Kälte brennende Gesicht.
Sie hatte keine Ahnung vom Wetter hier soweit oben im Norden, hoffte aber, dass der Sturm ebenso schnell wieder aufhören würde, wie er gekommen war.
Sie schloss die Augen und dann gab es nur noch Dunkelheit und das beständige Heulen des Windes.
Das Zerren hörte nicht auf.
Nur langsam klarte sich ihr Kopf. Wie aus einem schönen Traum in eine grausame Realität erwachend, stellten sich Kälte und Schmerzen ein. Vor ihr war ein Wolf und zerrte an dem Lederstiefel eines ausgestrecktem linken Beins.
Es dauerte wieder einige Sekunden bis sie überhaupt registrierte, dass es sich um ihr Bein handelte. Er frisst mich! Adrenalin schoss durch ihren Körper und sie versuchte mit dem anderen Bein nach dem Wolf zu treten.
Dieser machte einen Satz und sah sie mit schiefgelegtem Kopf an, beide Ohren in ihre Richtung gedreht.
„Skadi!“ stiess Hyaena hervor und endlich war sie wieder ganz und gar zurück in dieser Welt. „Skadi“ wiederholte sie. „Und ich dacht schon ...“ Die Wölfin war inzwischen bei ihr und leckte ihr fiepend das Gesicht.
Erst mühselig dann immer leichter versuchte sie in Bewegung zu kommen und aufzustehen. Als es ihr schließlich gelang und sie sich den Schnee abklopfte, während sie auf und ab stapfte um wieder Blut und Wärme in die Beine zu bekommen, fiel es ihr erst auf.
Der Sturm war vorbei. Über sie erstreckte sich ein blassblauer und wolkenloser Himmel. Der Schnee glitzerte in der Sonne und hier und da bildeten sich erste Rinnsale wo er schmolz.
Als sie den Felsen umrundete und sich umsah wurde auf einmal ihr Herz leicht.
Dort, in der Richtung in der das Meer liegen musste, hoben sich seltsame fliegende Wesen in bunten Farben vor dem Blau ab. Die fliegenden Papierdrachen der Kalu'ak. Nicht einmal eine viertel Wegstunde entfernt. So nah!
Hyaena musste lachen.
Kapitel 1
Drachenöde
„A'ae'na kommt genau richtig. Die Tuskarr wollen in zwei Tagen Oacha‘noa um einen Wal bitten. Genug Zeit für A'ae'na noch zu üben.“
In Etaruks Augen blitzte es schalkhaft als er über seine Schale mit dampfendem Eintopf die Troll ansah. Anscheinend konnte er sich nur zu gut an ihre unbeholfenen Versuche erinnern, aus einem schwankendem Boot mit der Harpune auch nur irgendetwas zu treffen, geschweige denn nicht dabei aus dem Boot zu fallen.
Ihre Jagdausflüge mit diesem ungelenk aussehenden, um nicht zu sagen fetten Volk, hatte immer für Heiterkeit gesorgt und ihr Respekt vor diesen Jägern gelehrt.
Hyaena warf ihm einen schnellen Blick zu während sie den würzigen Geruch nach Wild, Flechten und Moosbeeren gierig einsog. Nicht sicher, ob sie das als Einladung nehmen konnte an der Jagd auf den Wal teilzunehmen, zweifelsohne eine Ehre, oder ob Etaruk sie lediglich auf den Arm nehmen wollte und ihr durch die Erinnerung an ihr Ungeschick ein Wink gab, gar nicht erst auf die Idee zu kommen.
Unsicher wie sie reagieren sollte, sagte sie nichts, sondern fischte sich mit einem schlicht, aber ansprechend gefertigtem Löffel aus Walbein ein fettiges Stück Fleisch heraus und hielt es vorsichtig mit ihren Zähnen fest, schnell und heftig ein- und ausatmend, es zu kühlen.
Sie hoffte damit Zeit zu gewinnen über das Gesagte nachzudenken.
Wenn sie sich Sorgen darüber machte, was sie sagen sollte, hielten diese jedoch nicht lange an, denn Etaruk fing an, über den neuesten Ereignisse in Moa'ki zu erzählen und erwähnte an diesem Tag die bevorstehende Jagd mit keinem Wort mehr.
Nach ihrem Abenteuer im Schneesturm blieb sie nur kurz in Unu'pe, so hiess die kleine Siedlung ganz in der Nähe des Felsens, die immer noch provisorisch wirkte.
Kaskala war immer noch nicht wieder aufgebaut worden und auch die riesige Schildkröte die die Tuskarr bei Bedarf nach Moa'ki und weiter nach Kamagua, weit im Osten, brachte, machte in Unu'pe halt.
Für die Troll die Chance gleich weiter nach Moa'ki zu gelangen.
Das Wiedersehen war herzlich und es wurde viel gelacht.
Die Kalu'ak konnten sich offensichtlich an viele Details ihres ersten Besuches erinnern und offensichtlich am besten an die über die man lachen konnte. Zum Glück hatte die Troll sich schon beim ersten mal daran gewöhnt, dass dieses Volk gerne über sie, allerdings auch nicht minder über sich selbst lachte und dieses bei vielen Gelegenheiten taten.
War sie zuerst oft beleidigt gewesen und spürte mehr als einmal Wut in sich aufsteigen, lernte sie jedoch schnell , dass es nicht bösartig oder schadenfroh gemeint war.
Sie schienen einen ganz speziellen Humor zu haben, was auf den ersten Blick mehr als verwunderlich erschien, umgab sie doch eine tiefe Melancholie und öfter als Lachen hörte man Seufzer sich aus ihren Kehlen lösen.
Überhaupt waren es diese Widersprüche die Hyaena an ihnen so faszinierte.
Wie zum Beispiel ihre Statur. Durch die dicke Fettschicht, die sie vor der Kälte hier schützten, wirkten sie unbeweglich, fast hilflos. Als sie jedoch mit ihnen das erste mal Jagen war, erfüllte die Beweglichkeit und das Geschick, dass sie plötzlich an den Tag legten und dem ersten Eindruck lügen straften, die Troll mit großer Verwunderung und Respekt.
Besonders was die Jagd mit kleinen Booten auf dem Meer anging.
Eine Herausforderung die sie bisher nicht zu meistern vermocht hatte.
„Wie lange wird A'ae'na die Kalu‘ak mit ihrer Anwesenheit ehren?“
Bei den Loas! Machte er sich wieder über sie lustig? Mit einem innerlichen Seufzen, sie würde sich wohl niemals je sicher sein, stellte sie die geleerte Schale hin und rieb sich mit den fettig gewordenen Fingern nach Tuskarr-Art Gesicht und Hände ein. Das verlieh ihr einen kräftigen Geruch, aber half tatsächlich etwas gegen die Kälte.
„Ein wenig noch, wenn ihr mich lasst.“ Etaruk zwinkerte ihr zu, vielleicht blinzelte er aber auch nur. „Mein Ziel is Dalaran und ich hab gehofft, ihr könnt mir‘n Tipp geben wie ich hinkomm maan. Nordwärts liegt es oda?“
Etaruk blickte sie lange an. „A‘ae‘nas Ziel ist das Fliegende Große Dorf? Ist A‘ae‘na sicher?“ Er wartete keine Antwort ab. „Etaruk kann A‘ae‘na nicht viel über das Fliegende Große Dorf erzählen. Es gibt Tuskarr die dort hin sind und sie suchten und fanden.“ Er überlegte kurz, die Flammen in der Feuerschale liessen sein Gesicht flackern. „Wäre es nicht sicherer die Grünen oder die Blassen, die Irsliruk verehren und weit westlich in der Tundra ihre großen Häuser aus Stein und Metall gebaut haben, zu fragen? Diese Fremden kamen zur selben Zeit wie die Geschichten über das Fliegende Große Dorf. Und sie sollen beide auch dort wohnen.“
Die Troll blickte auf ihre fettigen Hände die sie in ihren Schoß gelegt hatte.
Diese Möglichkeit war ihr gar nicht gekommen. Sie konnte sich selber nicht erklären warum. Natürlich nicht die Option die häßlichen Menschen zu fragen. War sie etwa völlig verkehrt hier bei diesem abgelegenen Volk? Sollte sie wirklich den ganzen Weg zurück zur Orcfeste auf sich nehmen? Ein Anflug von Müdigkeit machte sich in ihr breit. Sie seufzte und antwortete.
„Das … hab ich nich bedacht.“ Dieses zuzugeben fiel ihr nicht leicht und sie vermied es Etaruk anzusehen. „Hab nich ma ne Spur von der Idee gehabt. Hatte nur Moa‘ki im Kopf und gedacht hier ...“ Sie brach ab und starrte finster vor sich hin.
Der Kalu‘ak gegenüber beobachtete sie mit ruhigem Blick. Und für den Rest des Abends kamen keine Worte mehr über ihrer beiden Lippen.
Kapitel 2
Drachenöde
Hyaena musste sich festhalten.
Entweder hatte Oacha‘noa die Zeremonie nicht gefallen, oder beschlossen, dass es dieses mal eine besondere Herausforderung sein sollte, eines ihrer riesigen Kinder den Kalu‘ak zu geben. Wahrscheinlich um mich da raus zu halten dachte die Troll mit zusammengepresstem Mund während die Gischt sich am Bug brach und ihnen ins Gesicht spritzte, nein, eher schlug.
Am Anfang hatte sie noch versucht wie der Tuskarr ganz vorne sich hinzustellen und mit Ausschau zu halten, doch der hohe Wellengang hatte sie schnell eines besseren gelehrt, nachdem sie fast über Bord gegangen war.
Freudig überrascht war sie, als sie heute morgen aufgefordert wurde sich an der Jagd zu beteiligen. Erregt nahm sie an den Feierlichkeiten und Ritualen teil die vor jeder Jagd, besonders denen auf See, abgehalten wurden, um gute Beute und unbeschadete Rückkehr zu erbitten. Nachdem sie die schwersten Kleidungsstücke abgelegt hatte und sich wie alle anderen fingerdick mit Robbenfett eingeschmiert hatte hielt ihr einer der älteren eine Harpune mit geschnitzten Verzierungen hin, die verschiedene Tiere des Meeres darstellten. Mit einer Verbeugung nahm sie sie entgegen. Stolz wuchs in ihr und sie beschloss der Ehre die man ihr machte, gerecht zu werden.
Doch nun sah es ganz und gar nicht danach aus, dass sie wirklich nützlich, geschweige denn auch nur irgendetwas zu harpunieren imstande wäre. Hier bei diesem Seegang der das kleine Boot hin und her warf, wurde der massige Körper ihrer Jagdgefährten mit seinem tiefen Schwerpunkt zum Vorteil. Deren kurze Beine balancierten geübt die Bewegungen aus, so dass sie hüftaufwärts kaum ins Schwanken kamen.
Sie jedoch beschloß sehr bald sich hinzusetzen und lieber darauf acht zu geben im Boot zu bleiben. Die prächtige Harpune lag vor ihr und sie fühlte sich elend.
Mochte es eine oder sogar mehr Stunden sein die sie bereits unterwegs waren, allmählich drang die Kälte durch ihre künstliche Fettschicht und kroch in ihren drahtigen Körper der eher für die Schwüle des Schlingendorntales geschaffen war und nicht für die eisigen Winde Nordends, als der Ausguck im Bug in der kehligen Sprache der Kalu‘ak einige Worte rief.
Sofort brach Aktivität aus und alle reckten die Hälse um in die Richtung zu schauen in die der Rufer zeigte.
Und tatsächlich, ein großer grauer, mit Muscheln und Seepocken behafteter Rücken tauchte gerade auf und gleich wieder ab, gefolgt von einer gewaltigen Fluke die kurz zu sehen war und vorm Eintauchen auf das Wasser schlug. Der Wal war weit entfernt, aber die Kalu‘ak drehten sofort bei und legten sich in die Riemen, dass das Boot bald nur so dahinschoss. Sofort war auch die Troll von der allgemeinen Erregung gepackt und die Kälte, die sie eben noch quälte, war verflogen.
Die Jäger um sie herum begannen ein Lied mit ihren tiefen Stimmen zu singen mit dem sie den Rhythmus der Ruderschläge vorgaben und es dauerte nicht lange, da trug es die Troll hinweg, so dass es nichts anderes mehr als Rudern und das salzige Meer um sie herum gab. Sie wurden eins und alles war an seinem rechten Platz.
Ein erneuter Ruf riss sie aus dieser Trance und das Rudern wurde eingestellt. Der Gesang erstarb. Hyaena bemerkte, dass alle das Meer herum absuchten, aufmerksam. Hatten sie den Wal verloren?
Nan‘ook, der Tuskarr vor ihr, drehte sich um und sah sie fragend an. Als er ihren ratlosen Blick bemerkte nickte er in Richtung ihrer Harpune zu und da begriff sie, dass sie jederzeit das Auftauchen des Tieres erwarteten. Sie wollte schon zur Harpune greifen, da brach eine Welle gegen die Seite des Bootes und sie musste sich wieder festhalten. Die Troll blickte kurz in die Augen des anderen, schüttelte den Kopf und senkte dann diesen mit einem Gefühl der Schande.
Während ihr Auge schamerfüllt den Windungen des Taues, das an der Harpune ihres Vordermannes befestigt war, folgte, stand dieser an ihrer Stelle auf, hob seine Jagdwaffe und wog sie in der Hand, während er wie die übrigen das Meer absuchte.
Sie warteten, endlos scheinende Minuten, als es geschah.
Direkt vor ihnen erhob sich der Wal aus den Fluten und die Wellen die sein Auftauchen schlug hoben den Bug des kleinen Bootes gefährlich weit nach oben.
Sprachlos vor Staunen ob der schieren Mächtigkeit des Tieres, vergaß Hyaena beinahe sich festzuhalten und sogar der Tuskarr vor ihr musste einen Ausfallschritt nach hinten machen um nicht zu stürzen.
Doch liess er sich nicht davon beirren. Kaum wieder seine Balance zurück gewonnen holte er weit aus und warf mit aller Kraft und einem gewaltigem Ruf seine Harpune, die sich aus dieser kurzen Distanz tief in die Haut des Wales bohrte. Dieser unterbrach sein Abtauchen nicht und das Seil folgte der Harpune in zunehmender Geschwindigkeit.
Jetzt blitzte es in Hyaenas Gedanken auf. Jetzt oder nie.
Sie beugte sich vor um ihre Harpune zu greifen. Nein, sie würde ihrem Volk keine Schande machen. Schließlich waren sie geübt und gefürchtet im Umgang mit dem Speer.
Was sie jedoch sah liess sie innehalten. Der Tuskarr vor ihr hatte beim Rückwärtsschritt seinen Fuss in einer Schlinge, die sein Seil wohl im selben Moment geworfen hatte als sich der Bug hob, gesetzt und diese zog sich gerade in atemberaubendem Tempo um dessen Knöchel zusammen.
Ohne nachzudenken griff sie zu seinem Fuss um ihn wegzureissen, doch es war zu spät.
Blitzschnell zog sich das Seil jetzt um Fuss- und Handgelenk zugleich zusammen und riss beide, Tuskarr und Troll, dem Leviathan hinterher in die eisigen Tiefen des nördlichen Meeres.
Die kalten Wasser umschlossen sie und für einen kurzen Moment wusste sie nicht wo oben und wo unten war. Ihr Lungen fingen an zu stechen und Schmerz machte sich in ihren Ohren breit. Mehr instinktiv als beabsichtigt griff ihre freie Hand zum Jagdmesser, dass sie an ihren Oberschenkel gebinden hatte, zog es und hieb ohne wirklich zu wissen wohin genau, einfach grob auf einen Punkt hinter ihrer Hand und hoffentlich auch hinter dem Fuß des Tuskarr den der Zug am Seil dicht an sie drückte. Der Hieb war ohne Schwung, da das Wasser ein zu großer Widerstand war um wirklich kraftvoll zu sein.
Hir‘eek dachte sie, obwohl sie nicht glaubte, dass der Loa der ihr bei ihrer Geburt zugeordnet wurde, hier irgendwelche Macht besäße. Hir‘eek, noch einmal.
Der Strudel den der Wal bei seinem Abtauchen auslöste riss ihr das Messer aus der Hand und wirbelte sie beide herum.
Kapitel 3
Drachenöde
„Nan‘ook möchte A'ae'na ein Geschenk machen. Wird A'ae'na Nan‘ook verzeihen können? Denn es ist weniger als nichts und A'ae'na nicht würdig.“
Weniger als nichts war stark untertrieben. Der Kalu‘ak der ihr gegenüber auf einem großen Mammutfell saß bot ihr alles an was er besaß. Seine Hütte, sein gesamtes Hab und Gut und sogar seinen Namen. Wenn sie annahm würde er namenlos nicht mehr von ihrer Seite weichen, wie ein zweiter Schatten werden und jederzeit sein Leben für sie einsetzen.
Sie wusste, dass sie ablehnen musste. Es gehörte zum Ritual, dass von einem Kalu‘ak dessen Leben gerettet wurde, all dieses angeboten werden musste. Genauso wie erwartet wurde, dass der Retter dieses Geschenk ausschlägt. Etaruk hatte sie genau darüber instruiert.
Sie blickte mit ihrem einen Auge den kräftigen Tuskarr an und musste sich unwillkürlich fragen, wie es wäre, einen Begleiter und Leibwächter an ihrer Seite zu wissen. Einen weiteren korrigierte sie sich. Skadi und Hübsche tauchten vor ihr auf. Nein, es würde ihr nicht schwer fallen abzulehnen. Oder? Jemanden mit dem sie sich unterhalten, lachen, Mahlzeiten gemeinsam einnehmen konnte, vermisste sie immer öfter als sie es sich eingestehen mochte. Für eine Stammeslose waren all diese, für die meisten Trolle selbstverständlichen Dinge selten und kostbar.
Würde er ihr tatsächlich überall hin folgen? Unwillkürlich musste sie bei der Vorstellung wie dieser an Kälte so angepasste Jäger im Brachland oder im Schlingen schwitzen würde, breit grinsen.
Für eine Weile hatte sie eine schnelle Abfolge von Szenen und Orten an denen sie bereits gewesen war, in Gedanken rasch vorbeiziehen, alle mit Nan‘ook mittendrin. Fast musste sie lachen.
„Hyaena dankt Nan‘ook für dies Angebot.“ Sie spürte wie die Luft um sie herum sich aufgeladen hatte. Da wurde sie erst gewahr, dass sie anscheinend lange in Gedanken gewesen war. Die Kalu‘ak, die in einem Kreis um sie herum sassen, waren nervös geworden. Einige rückten sich auf ihren Plätzen immer wieder zurecht. Würde diese Fremde die Regeln des Rituals einhalten? Immerhin war sie eine Troll. Und die Erfahrungen, die sie mit den Drakkari bei seltenen Begegnungen hatten, waren bei diesem Volk in eher weniger guter Erinnerung.
Sie blickte in Nan‘ooks Augen. Unsicherheit flackerte in ihnen. Während sie ihn schweigend musterte veränderte sich etwas in seinem Blick. War es Resignation? Fügung in sein neues Schicksal? Nahm er bereits Abschied von seinem alten Leben, seiner Identität?
„Hyaena dankt Nan‘ook. Hyaena muss ablehnen. Die Freude Nan‘ook lebend vor sich zu seh‘n ist Geschenk genug.“ Das waren die traditionellen Worte.
Die Erleichterung unter den Kalu‘ak war hörbar. Die Anspannung war so groß gewesen, dass es schien, als ob viele am liebsten aufstehen wollten. Kaum unterdrückte Ausrufe brachten die gewaltigen Schnauzbärte in Bewegung. Doch das Ritual war noch nicht vorbei.
Nan‘ook drehte sich etwas nach hinten und holte ein Lederbündel hervor.
Während er es zwischen ihnen legte und anfing es auszuwickeln, atmete er einmal tief ein und wieder aus. Ein langer und tiefer Atemzug in dem viel mehr als Erleichterung steckte. Schuldgefühle meldeten sich in der Troll. Sie hatte mit ihrer Unbedachtheit diesem furchtlosen Jäger vielleicht eben dies gelehrt. Furcht.
Als Nan‘ooks mit Auswickeln fertig war lagen zwei längliche, glattpolierte Knochenstücke, in schlichter, aber ansprechender und leicht geschwungener Form vor ihr, etwa halb so lang wie ihre Hand.
Was aber ihre Hauptaufmerksamkeit auf sich zog, war ein langes Messer. Auch das am Griff mit länglichen Stücken aus Bein besetzt. Das lange Jagdmesser, welches sie vor gefühlt
ewigen Zeiten von Jima am großen Fluss im Schlingendorntal zum Abschied in die Hand gedrückt bekommen hatte, war jetzt irgendwo am Grund des Meeres weit draussen vor der verschneiten Küste Moa‘kis. Ein Verlust, der ihr tief ins Herz schnitt, als sie ihn bemerkt hatte.
„Nan‘ook bittet A‘ae‘na dann dieses alles als Zeichen seiner Dankbarkeit anzunehmen.“
Er legte beides vor ihr hin und setzte sich wieder gerade hin. Die Troll nahm mit einer Verbeugung des Kopfes an. Beide erhoben sich und mit den Geschenken in der Linken umfasste sie Nan‘ooks rechten Unterarm, genauso wie dieser den ihrigen.
Die Kalu‘ak um sie herum gaben Äusserung der Zustimmung und Freude von sich und sehr bald wurde ein kleines Fest abgehalten.
Nach reichlich gedecktem Tisch und vergorener Robbenmilch fanden sich alle um ein großes Feuer wieder und unter viel Anfeuerungen und Gelächter wurde die Rettungsaktion immer wieder von verschiedenen Darstellern nachgespielt. Anscheinend wurden die Tuskarr es nicht müde es wieder und wieder zu sehen zu bekommen. Und sie gaben am Ende keine Ruhe bis schließlich auch Hyaena und Nan‘ook, schon mit wankenden Schritten, noch einmal selber die Vorstellung geben musste.
Eine Schau die schnell endete. Hyaena trank einfach zu selten, der dritte Becher Robbenmilch hatte ihr so zugesetzt, dass sie nicht einmal bis Nan‘ooks Wurf kamen.
Viel zu früh stürzte sie sich auf seinen Knöchel und brachte sie beide damit zu Fall.
Lachend lagen beide da. Worauf Etaruk nur trocken sein Erstaunen darüber kundtat, dass A‘ae‘na heute abend anscheinend nicht einmal das Meer brauchte, um aus einem nicht mal vorhandenem Boot zu fallen. Daraufhin lachte der ganze Stamm dass die gewaltigen Bäuche nur so wogten wie das Meer wenn ein Wal in die Tiefen hinabtauchte.
Kapitel 4
Drachenöde
Die Troll sass etwas oberhalb des Dorfes auf einem Felsen über den sie ein Fell geworfen hatte als Schutz vor der Kälte.
Skadi war in der Nähe unterwegs gewesen, wahrscheinlich auf der Suche nach Kleintieren und lag jetzt neben ihr in der blassen Sonne eines späten Morgens.
Die Unterwolle ihres Felles war mittlerweile ein ganzes Stück dichter geworden. Wie‘n Bär ging es ihr durch den Kopf. Bär … wiederholte es sich in ihren Gedanken und es schien als ob eine ganze Flut von Worten und Emotionen hinter einem Schleier warten würde, sie müsste nur das Wort wiederholen: Bär.
Skadi hob den Kopf und sah Aufmerksam in Richtung Dorf. Nan‘ook stapfte heran und blieb neben der Troll stehen. Sie musterten sich gegenseitig. „Gefällt es A‘ae‘na ?“ Er reckte kurz das Kinn zum Messer, dass sie in beiden Händen hielt.
Wie zur Antwort zog sie es aus der Scheide und hielt die Klinge vor sich.
„Ja maan, dass is gute Arbeit is das.“ Sie drehte und wendete es. Die Kalu‘ak fertigten selber keine Metalle. Sie mussten sie im Handel eintauschen und waren damit besonders wertvoll. Nan‘ook hatte bestimmt viele Felle oder Stoßzähne dafür geben müssen. Oder sein Vater. Oder dessen Vater.
Sie steckte es wieder zurück, nur noch der Griff war jetzt zu sehen. Und der war offensichtlich von einem Kalu‘ak gefertigt. „Hastes selba gemacht?“ Die Troll strich mit der Hand den Griff und den daran befestigten, zu kleinen Stoßzähnen geschnitztem Walbein entlang. Nan‘ook schüttelte den Kopf. „Nan‘ooks Vater hat den Griff gefertigt. Nan‘ook hat den Schmuck gemacht.“ Seine Augen suchten ihren Kopf ab. Hyaena begriff und drehte den Kopf jeweils in beide Richtungen, so dass jedesmal für eine kurze Zeit die neuen Pflöcke zu sehen waren, die sie sich noch während des Festes anstelle des alten Schmuckes in beide Ohrlappen gesteckt hatte. Dass sie ihn auch heute, zwei Tage später, noch trug, freute Nan‘ook offensichtlich.
Eine Weile sagte keiner mehr etwas und beide blickten in Richtung des Meeres.
Alles war in ein silbriges Licht getaucht, nur die bunten Papierdrachen, die in dem steten Wind leise knatterten, brachten Farbe in das Szenario. Schreie der Seevögel, unverständlich für Trollin und Tuskarr, gellten hier und da durch die Luft.
Nan‘ook brach als erstes das Schweigen. „Weiss A‘ae‘na wann sie aufbrechen will?“
Ohne den Blick vom Meer zu wenden antwortete sie ihm. „Ich bin bereit. Und du?“ Erst jetzt sah sie ihn an. Nan‘ook schaute nach wie vor auf das Meer hinaus. „Nan‘ook hat sein Bündel geschnürt und bräuchte es nur zu holen.“ Seine Stimme klang fest. „Tabukvik hat noch Vorbereitungen zu treffen. Imnek und Kuk‘uq erstellen noch Listen, was Tabukvik ihnen mirbringen soll. Und Etaruk will noch den Segen der Ahnen erbitten.“ Jetzt löste auch er seinen Blick vom Horizont. „Kann A‘ae‘na noch ein, zwei Tage warten?“ Die Troll nickte. „Klar maan. Kein Ding.“ Und, nach einer kleinen Pause. „Danke, dass ihr mitkommt.“ Nan‘ook winkte wieder ab.
„Das Dorf braucht wieder Eisen und einiges anderes. Tabukvik hatte schon länger vor zur Fliegenden Stadt zu reisen. Seine Vorräte sind fast zu Ende. Und es ist beschlossen dass Tabukvik nicht alleine reist. Nan‘ook wird ihn begleiten. Mau‘i wird uns durch die Schneewehenlichtung bringen. Die Wolvar sind unberechenbar und niemand kennt die Gegend besser als Mau‘i.“
Mau‘i war der Fallensteller und Tabukvik der Händler im Dorf. Sie würde also nicht alleine mit Skadi reisen müssen. Und auch wenn keiner von ihnen den konkreten Weg nach Dalaran kannte, waren die Tuskarr doch erfahrener mit den Bedingungen hier in Nordend. Mit Erleichterung hatte sie den Plänen gelauscht.
Vielleicht konnte Tabukvik sie beim Kauf des Mammuts unterstützen. Handeln tat sie zwar schon seit ihrer Zeit in Grom‘gol, vor scheinbar endlosen Jahren, aber immer hatte sie das Gefühl nicht wirklich gut dabei abzuschneiden. Der Händler des Dorfes hatte da bestimmt mehr Erfahrungen und Übungen.
Gerade heute morgen hatte sie beschlossen den Kalu‘ak anzubieten, die eingekauften Güter für das Dorf mit dem Mammut zu transportieren. Ihre eigentliche Reise würde sie dann von hier aus wiederaufnehmen.
Zufrieden richtete die Troll sich auf. Das klang doch alles nach einem Plan. Was danach kam, würde sich zeigen. Und die Aussicht die Fliegende Stadt, Dalaran, zu besuchen, erfüllte sie mit neugieriger Vorfreude. Sie mochte Städte zwar nicht gerade, aber hey, eine fliegende Stadt!
Sie stand auf und rollte das Fell zusammen. Mittlerweile war ihr kalt geworden. Nach einem kurzem Gruß in Richtung Nan‘ook machte sie sich auf den Weg zurück ins Dorf. Mumik würde bestimmt wieder eine seiner kräftigen Eintöpfe heißgemacht haben.
Kapitel 5
Drachenöde
Als das Land anstieg blieben sie alle stehen und blickten zurück.
Niemand sagte etwas. Möglich, dass die Kalu‘ak Abschied von ihrer Heimat nahmen, Hyaena selbst schaute auf die die große weisse Landschaft unter ihnen und sie kam sich vor ein kleiner Punkt in einem großen Ganzen zu sein. Nein, dass traf es nur unzureichend. Es war noch anders.
Jetzt, wo sie wieder ganz konkret in Bewegung war, fühlte sie sich eher wie ein Tropfen Wasser in einem Fluß, weder sich selbst noch des Flusses bewusst, sondern einfach versunken in dem was seine ureigene Aufgabe war, einfach am richtigen Platz und im richtigen Tun.
Hätte jemand es ihr auf diese Art und Weise gesagt, hätte sie wahrscheinlich den Kopf geschüttelt und denjenigen irritiert angesehen. Jetzt und hier war sie einfach nur und alles was es gab waren ihre Begleiter, das Weiss vor ihnen und der Wind der unentwegt an ihnen zerrte.
Mau‘i hatte sie zuverlässig und sicher geführt und so waren sie unbehelligt von Feindlichkeiten durch das Gebiet der Wolvar gezogen. Nan‘ook hatte nicht übertrieben was dessen Ortskenntnisse anging und alle bedauerten, dass er sie wieder verliess und sich aufmachte seine Fallen abzulaufen. Nun waren sie zu dritt die letzten Tage unbeirrt immer nordwärts durch den Schnee gestapft und schnell hatte die Troll das Reisen mit den beiden neuen Reisegefährten zu schätzen gelernt.
Es wurde selten mehr als das Nötigste geredet und den Kalu‘ak war es wichtig gut und warm zu essen. Beides war etwas, dass auch der Troll zusagte.
Schon recht am Anfang tauchte im Osten ein riesiger Turm auf der von großen geflügelten Wesen umflogen wurde. Noch bevor sie eine Frage stellen konnte, sprach Tabukvik.
„Dass dort drüben ist der Tempel der Drachen. Tabukvik war noch nie dort, aber vielleicht verlangt es A‘ae‘na dort vorbeizuziehen?“ Während er das fragte beobachtete er genau das weit entfernte Schauspiel.
Hyaena schaute eine ganze Weile nachdenklich in die gleiche Richtung. Erinnerungen kamen zurück. Die Erfahrungen die sie mit dem Bronzenen Drachenschwarm vor gar nicht allzu langer Zeit gemacht hatte, reichten ihr. Sie war nicht gerade erpicht darauf wieder in irgendwelche Ränke dieser Geschöpfe verwickelt zu werden. Der Schrumpfkopf der an ihrem Gürtel hing und unter dem Fellmantel eine kaum merkliche Beule enstehen liess, kam ihr wieder ins Bewusstsein.
Sie schüttelte den Kopf. „Nee maan, lass stecken, kein Bedarf.“ Und damit schien alles gesagt. Kommentarlos und wie auf ein Zeichen drehte sich die kleine Reisegesellschaft um und nahm ihren Weg nach Norden wieder auf.
Irgendwann, schon ein gutes Stück weiter oben, gelangten sie auf eine offensichtlich vor sehr langer Zeit angelegten Strasse, gepflastert mit grossen zugehauenen Felsen. Tabukvik schnaubte zufrieden, dass sein gewaltiger Schnauzbart sich kurz sträubte. „Wir sind richtig, bald wird ein Pfad auf der Westseite abgehen und uns wieder hinunterführen. Tabukvik und seine Freunde werden bald die Trostlosen Wälder erreichen. Dann ist es nicht mehr weit. So erinnert Tabukvik es.“ Mit frischem Elan schritten sie voran.
Den Rest der Reise erhoben sich links und rechts von ihnen hohe Mauern aus Eis und eh sie sich versahen, fanden sie sich in einem Schluchtenlabytinth wieder und bestaunten gigantische Eiswürmer. Einmal sahen sie sogar ein Drachenskelett aus einer Eiswand ragen und Hyaena fragte sich im Stillen, wie dieses gewaltige Wesen in solch eine Lage gekommen war. Tabukvik wandte viel Zeit dafür auf einen Weg durch die Eisschluchten zu finden. Immer wieder hielt er an um sich die Gegebenheiten genau anzusehen und es war förmlich zu sehen wie er in seinen Erinnerungen kramte und nach bestimmten Formationen Ausschau hielt.
Für die Troll sah alles gleich aus, Schnee und Eis, aber die Kalu‘ak sahen Unterschiede in Farbe und Struktur, die sie nicht einmal annähernd erkennen konnte. Mehr als einmal wurde sie von Nan‘ook gestoppt, bevor sie auf eine Stelle treten konnte die brüchig war und ein tiefes Loch verbarg. Wieder wuchs ihr Respekt vor diesem Volk.
Dann war es soweit.
Es war als träten sie in einen Traum hinein, so unwirklich erschien ihnen das Bild, dass sich unter ihnen ausbreitete. Es war, als ob sie rückwärts durch das Jahr liefen. Nach einem schneereichen Winter zurück in einen goldenen Herbst. Ein sanftes rötlich-goldenes Wald breitete sich unter ihnen aus. Hier und da schauten Kuppeln elfischer Bauten durch die Baumwipfel hindurch. Weit im Osten wechselte die Farbe in ein Violet, durchbrochen von Strukturen in einem Weiss, aus sich selbst heraus leuchtend wie Eis von Mondschein berührt.
Die Troll liess ihr Auge immer wieder zwischen den beiden Gebieten hin und her wandern, sie trank förmlich die Farben nach dem schier endlos scheinenden Weiss dass sie die letzten Wochen umgeben hatte. Wahrscheinlich wäre sie noch lange so gestanden, hatte es bestimmt auch schon, wenn nicht Nan‘ook leicht seine Hand auf ihren Arm gelegt hätte.
Sie sah, dass er seinen anderen Arm ausgestreckt hatte und folgte der Richtung in die er wies. Er zeigte aber nicht hinunter, sondern schräg nach oben.
Dunkle Flecken in den Wolken weit im Nordwesten waren dort, als ob jemand diese angemalt hätte. Zuerst begriff sie nicht wirklich was sie sah, aber als für kurz die Wolken mal hier und mal da aufrissen, sah sie Türme einer weit entfernten Stadt, spielzeuggleich und im Sonnenlicht aufglitzern bevor die Wolkendecke sich wieder schloß.
Noch immer wollte ihr Verstand nicht zusammenbringen was sie sah. Sie erinnerte sich solche Trugbilder in Tanaris gesehen zu haben, Städte die wieder verschwanden wenn man sich ihnen näherte. Flimmernd in der heissen Wüstenluft stehend.
Das hier aber flimmerte nicht und es war auch nicht heiß. Da!
Für kurze Zeit gaben die Wolken wieder den Blick frei. Eine Miniaturstadt samt Untergrund auf dem sie gebaut worden war schwebte in großer Entfernung weit oben in den Lüften.
Hyaena verschlug es den Atem. „Dalaran. Die fliegende Zauberstadt“ sagte Tabukvik. „Lasst uns unten im Wald ein Lager für heute aufschlagen. Ein langer Tagesmarsch morgen und wir sind da.“ Unwillkürlich entfuhr der Troll ein kurzes Lachen. Das war doch absurd.
Wie sollten sie denn diese Stadt da oben in den Wolken erreichen?
Die beiden Kalu‘ak sahen sie an und ihre Augen funkelten sie belustigt und fragend zugleich an. „Na dann lasst uns ma“ brachte sie schließlich hervor, gab der Wölfin ein Zeichen, zog die Riemen ihres Reiserucksacks nach und stapfte auf das Farbenspiel eines immer währenden Herbstes unter ihnen zu.
Kapitel 6
Dalaran (Nordend)
Es dauerte eine ganze Weile bis Hyaena halbwegs klar kam.
Nach Wochen im überschaubaren Stammesverband der Tuskarr, überhaupt der Zeit in Nordend, war Dalaran ein Schock. Die Ruhe der Trostlosen Wälder schlagartig mit dem pulsierenden Leben einer Stadt getauscht zu bekommen, verlangte der Einsamkeit gewöhnten Jägerin einiges ab.
Und das ihr nach dem magischen „Transport“ hinein in die Stadt noch auf Stunden flau war, half ihr bei der Eingewöhnung auch nicht sonderlich. Zwar hatte sie schon bald nicht mehr das dringende Gefühl sich zu übergeben, aber beruhigt konnte sie ihren Magen auch nicht nennen.
Der Stress ging für sie schon unterhalb der Stadt los.
Die Violette Wacht war für den Einlass zuständig und als sie feststellte, dass sich Menschen unter ihnen befanden, spannte sich alles in ihr an. Nur die Gelassenheit ihrer beiden Kalu‘ak-Begleiter und dass auch Blutelfen unter ihnen waren, hielt sie davon ab bei dem Anblick ihre Waffen zu ziehen.
Die Wächter, Kriegsmagier der Kirin Tor, zeigten sich gänzlich unbeeindruckt und als sie nach dem Grund gefragt hatten, warum jeder von ihnen Dalaran betreten wollte und feststellten, dass die Troll da vor ihnen zum ersten mal Dalaran betreten würde, begannen sie ihr die Regeln und Gesetze der Stadt vorzutragen und machten mehr als deutlich, dass es nicht gesund wäre diese nicht einzuhalten.
Schnell rauchte der Troll der Kopf und einer der Magier fragte mehr als einmal nach, ob sie das mit dem Nicht-Angreifen verstanden hätte.
Allein dazustehen und sich vor Menschen sagen lassen zu müssen was sie dürfte und was nicht, war eine Probe.
Schließlich war es soweit und sie brauchte nur noch Skadi einen Maulkorb umbinden.
Etwas was der Wölfin gar nicht gefallen wollte. Hyaena kannte das manchmal von goblinbeherrschten Gebieten und zumindest diese Auflage nahm sie gelassen hin.
Dann endlich wurden sie zu einem Kristall geführt und sobald sie diesen berührt hatte, fühlte sie sich als ob sie gepackt und durcheinander gewirbelt worden würde obwohl sie sich in genau der gleichen Haltung, nur oben in einem kleinen Raum mit hohen Wänden wiederfand. Allerdings mit dem Unterschied, dass ihr schwindelig und speiübel war.
Über einen kleinen Platz kamen sie schließlich auf die Hauptstrasse und dort angekommen riss sie die Augen auf und kriegte diese nicht mehr zu.
Sie musste einfach all die Wesen die dort unterwegs waren anstarren. Soviele wie sie dort nur innerhalb von fünf Minuten zu Gesicht bekam, hatte sie den ganzen letzten Monat nicht gesehen. Orcs und Tauren waren ihr ja bekannt und vertraut, ebenso wie die anderen Mitglieder der Horde, was sie aber zuerst kirre machte, waren die Menschen, Zwerge, Gnome und mehr als alle zusammen die Nachtelfen. Immer wieder war sie kurz davor ihr langes Jagdmesser zu ziehen und hätte das auch getan wenn nicht sowohl Nan‘ook wie auch Tabukvik, die sehr wohl mitbekommen hatten wie es um die Troll stand, ihr nicht immer wieder beruhigend und mit Bestimmtheit ihre großen Hände auf ihren Unterarm gelegt hätten.
Natürlich fiel das den anderen auf der Strasse auf und spöttisches bis höhnisches Gelächter war die häufigste und Blicke funkelnder Aggressivität nicht die seltenste Reaktion auf ihre Unkontrolliertheit. Skadi, die ungefiltert die Wut ihrer Herrin übernahm knurrte und fletschte die Zähne und hier zeigte sich wie sinnvoll und gut es war, dass die Wächter unten in der Violetten Wacht auf den Maulkorb bestanden hatten. Nicht wenige wichen vor der Wölfin zurück und schaute mehr als mißbilligend auf die Reisegesellschaft.
Es dauerte auch nicht lange und die ersten Aufpasser der Kirin Tor wurden auf die Unruhe die die kleine Gruppe verbreitete aufmerksam. Ein Taure trat auf sie zu und zeigte in Richtung einer Nebenstrasse und zischte ihnen zu, sich zu beeilen. Schon lösten sich drei Magier mit dem Wappenrock der Kirin Tor aus der Menge und kamen auf sie zu, als die Kalu‘ak Hyaena schnell zwischen sich nahmen und in die besagte Nebengasse einbogen. Links und rechts war diese mit den Zeichen der Horde versehen und zwei Blutelfen standen Wache.
Nur wenige Augenblicke später standen sie vor einer fast auf Trollart herausgeputzten Orcfrau.
Viel nackte Haut, Federn und Felle, als käme sie geradewegs aus dem Dschungel. Hinter ihr lagen zwei riesige Wölfe, einer schwarz und der andere weiss, die ungerührt die Neuankömmlinge beäugten und lediglich in Skadis Richtung die Nasen etwas länger richteten.
Der Orcin genügte nur ein Blick um die Lage zu erfassen und lachte laut.
„Bringt sie rein“ sagte sie, während sie zur Seite trat. Als Hyaena mit ihr auf einer Höhe war wandte die Orcin sich mit ihrer kehligen und rauhen Stimme direkt an sie.
Sie fixierte sie mit ihren Augen, stolz und selbstbewusst, als sie sagte: „Herein mit Dir Troll. Herein ins „Rattenloch“. Den besten Platz den du in dieser Stadt finden kannst. Allianzdreck wirst du hier nicht finden. Hier kannst du wieder runterkommen. Hier sind wir unter uns.“ Sie blinzelte nicht einmal. „Uda versorgt Dich mit allem was du brauchst.“ „Uda?“ brachte Hyaena hervor. Als sie das verwirrte Gesicht der Troll sah knurrte die Orc kurz. Ihr Körper straffte sich, sie streckte die Brust raus und funkelte sie an, herausfordernd, jedoch nicht feindselig. „Ich bin Uda das Biest und der Laden gehört mir. Hier ist mein Wort Gesetz, egal was die hässlichen Feuer- und Eisschleuderer da draussen behaupten. Und jetzt rein mit Dir. Und trink. Trink auf Udas Wohl.“ Sie gab der Troll einen kräftigen Stoss dass diese tiefer in das „Rattenloch“ hinein stolperte.
Dort stand sie eine Weile und nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an das dämmrige Licht. Und was da so langsam vor ihren Augen auftauchte gefiel ihr.
Kapitel 7
Dalaran (Nordend)
Nachdem sie die Frage der Unterkunft geklärt und ihr Gepäck verstaut hatten, setzte sich Hyaena an einen der Tische. Es tat gut die schweren Klamotten abgelegt zu haben und die Wärme des Feuers im großen Kamin auf der Haut zu spüren.
Ihre beiden Kalu‘ak-Begleiter waren sofort losgegangen die Stadt zu erkunden.
Hyaena hatte abgewunken. Sie sei zu müde und wolle sich gleich erstmal ein wenig ausstrecken und so blieb sie sitzen, als Tabukvik und Nan‘ook das Rattenloch verliessen und fühlte sich gar nicht gut.
Sie mochte es nicht wirklich zugeben, nicht mal und schon gar nicht sich selber gegenüber.
Scham und Zorn durchfluteten sie, sich einander abwechselnd und nur sehr sehr langsam abklingend. Scham darüber, dass sie die Anwesenheit so vieler Nachtelfen und Menschen sie fast durchdrehen liess. Zorn darüber, dass sie sich nicht zu beherrschen wusste und ihre verhassten Feinde davon Zeuge wurden und sie verhöhnt hatten.
Wie konnte sie diesen wieder auf der Strasse begegnen ohne wieder …
Auf der anderen Seite hatte es einen Grund dass sie hier war, sich die ganzen Mühen auf sich genommen hatte herzukommen, von den Schulden die sie bei den Goblinen gemacht hatte ganz zu schweigen. Doch jetzt, gerade frisch zur Tür hereingekommen, fühlte sie sich nicht dazu bereit je wieder ein Schritt hinaus zu setzen.
Eine schlanke Troll mit langen Haaren tauchte neben ihr auf und fragte was sie trinken wolle und gedankenverloren nickte sie an irgendeiner Stelle als die Kellnerin ihr aufzählte was sie ihr bringen könnte, ohne wirklich zuzuhören. Bald schon stellte ihr die Troll einen Becher auf den Tisch und schlenderte aufreizend gelassen zum Nachbartisch an dem zwei Orcs ein üppiges Mahl beendet hatten und bereits lauthals nach Schnaps schrien.
Ohne den Blick von den Flammen im knisternden Kamin zu wenden nahm sie einen Schluck und hustete sofort los. Froschgiftbier ! Warum bei den Loas … Sie trank doch fast nie Alkohol. Offensichtlich hatte sie nicht zugehört als die Troll …
Schnell blickte sie um sich, ob irgendjemand es mitbekommen hatte, die Peinlichkeiten der letzten Stunde waren schon genug, dem musste nicht unbedingt noch etwas hinzugefügt werden. Ihre Sorge war unbegründet. Es waren nicht viel Gäste anwesend und vor dem Tisch mit den Orcs tanzte die Trollbedienung, angefeuert vom Johlen der beiden.
Mit leicht schummrigen Blick verfolgte sie die geschmeidigen Bewegungen der Tänzerin. In dieser verrückten Stadt in der Horde und Allianz sich die Straßen teilten war dieser vertraute Anblick Trost und Rettungsanker zugleich. Und der Geschmack des Getränks trug nicht wenig dazu bei, dass sie sich fast ins Schlingendorntal versetzt fühlte.
Die Kellnerin hörte auf und Hyaena wollte ihren Kopf schon wegdrehen als sie sah wie einer der Orcs etwas goldglänzendes hervorholte und der Troll zuwarf. „Mehr!“ forderte er ohne den Blick von der Bedienung zu wenden.
Kurz blitzte es im Feuerschein auf bevor die Hand der Tänzerin die Münze im Flug fing.
Routiniert biss sie kurz darauf, fing an zu grinsen und steckte die Münze ein.
Für einen Augenblick stand sie nur still da, doch dann fing sie wieder an zu tanzen. Dieses mal langsamer, viel langsamer sogar. Nicht ein einziges mal liess sie den Blickkontakt mit dem Orc, der nur betrunken da sass und sie anstierte, fallen. Auch in das laute Rufen seines Kumpels stimmte er nicht mehr ein.
Auch Hyaenas Auge klebte an der Troll. Der Alkohol in ihr hatte den Wust in ihrem Kopf beiseite geschoben und so saß sie da, ohne einen Gedanken und beobachtete das Flackern der Flammen auf die Gestalt der sich schlangenähnlich bewegenden Troll. Trommeln erklangen, aber ob sie selber im Geiste diese hinzufügte oder tatsächlich jemand im Rattenloch die tanzende Troll begleitete, kümmerte sie nicht. Ihr Geist floh zurück durch Zeit und Raum, zurück in die Regenwälder des Schlingendorntales.
Noch während der Tanz weiterging legten sich zwei Hände auf ihre Schultern und fingen an sie sanft aber kräftig zu massieren. Eine leicht heisere Stimme flüsterte in ihr linkes Ohr, vom Zungenschlag her auch eine Troll. „Na, gefällt Dir Umbiwas Tanz?“ Hyaena drehte nur ein wenig den Kopf und sah das Gesicht einer anderen Troll mit kürzerem Haar dicht an ihrem, erwiderte aber nichts. „Umbiwa tanzt gut“ sprach die Kurzhaarige weiter. Hyaena spürte Atem an ihren Hals. Die Finger der Troll kneteten sie jetzt kräftiger und bezogen jetzt den Hals mit ein. „Mimbihi tanzt besser.“ Hyaena schloß die Augen und konnte nicht anders, sie gab sich der wohltuenden Behandlung hin. „Mimbihi würde nur für Dich tanzen.“ Wie lange hatte sie schon niemand mehr so berührt? Benebelt kramte sie aus ihrem Beutel eine Goldmünze hervor.
Kapitel 8
Dalaran (Nordend)
Mißtrauisch beäugte sie die Menschenfrau auf der anderen Strassenseite.
Nicht dass sie einem Goblin in Geschäftsdingen mehr getraut hätte, aber die Aussicht mit einem Menschen, einem Feind, zu verhandeln war einfach zu … ungewohnt.
Dabei bewegte sie sich mittlerweile deutlich entspannter durch die Strassen dieser unglaublichen Stadt. Ihr Stolz und ihre Selbstsicherheit waren zurückgekehrt und schnell hatte sie sich angewöhnt all die Allianzler denen sie begegnete mit arroganter Uninteressiertheit zu begegnen. Gleichwohl waren ihre Sinne geschärft und aufmerksam.
Was diese Wachsamkeit jedoch erschwerte waren all die magischen Wunder die es an fast jeder Ecke der Stadt zu entdecken gab.
Da gab es Besen die von alleine die Böden fegten, Bücher und Laternen die ihren Besitzern folgten und zu Diensten waren, seltsame Dinge zu kaufen und dann Wesen und Völker die sie noch nie in ihrem Leben zu sehen bekommen hatte.
Wobei schon die Gelegenheit Nachtelfen, Zwerge, Gnome und all die anderen Mitglieder der Allianz aus direkter Nähe und in Ruhe zu betrachten, einen ungewöhnlichen Reiz ausübte. Einmal stand sie in einer Schlange vor einem Geschäft hinter einer Draenei und neugierig sog sie den ihr unbekannten Geruch ein. Sie ertappte sich bei der Frage, wie so eine wohl schmecken würde und sie musste fast lachen bei der Vorstellung was los wäre, wenn sie jetzt an Ort und Stelle ihre Zähne in der blauen Schulter vor ihr graben würde.
Sie musste wohl ein komisches Geräusch von sich gegeben haben denn die Draenei drehte sich um und blickte sie mit einem nicht ergründbaren Blick aus ihren fremden Augen an.
Nun stand sie aber hier und ihr Auge wanderte immer wieder von der Menschenfrau zu dem Mammut und wieder zurück. Sie vergewisserte sich, dass der Beutel mit dem Gold immer noch schwer in ihrer Reisetasche befand und dass, obwohl sie es bestimmt gerade vor wenigen Minuten bereits getan hatte. Schon den ganzen Tag führten ihre Schritte sie immer wieder hierher, doch bisher hatte sie die Händlerin noch nicht angesprochen.
Ihr erster Gedanke war der, dass sie sich das Mammut abschminken konnte, ein Mensch würde doch nie einer Troll etwas verkaufen! Doch immer wieder sah sie Blutelfen, Orcs und andere Mitglieder der Horde anhalten und mit der Frau sprechen.
Einmal kaufte ein Taure einen gesattelten und mit Rüstungsteilen bedeckten riesigen Bären und führte diesen davon und ihre Bedenken waren zerstreut.
Sie wartete einen Moment ab, an denen die Strasse nicht ganz so voll war und kein anderer Kunde bei der Händlerin stand, holte tief Luft und wechselte mit entschlossenem Schritt die Strassenseite. Schnell stand sie bei der Frau und schaute auf sie herunter.
„Einen guten Tag, verehrte Trolldame. Was kann Mei Francis für Euch tun?“
Hyaena war geradezu schockiert. Ob es daran lag, dass diese Menschenfrau Orcisch sprach oder sie so freundlich ansprach und auch sonst kein bisschen irritiert schien sich mit einer Troll zu unterhalten, einer Troll die immerhin den Schrumpfkopf eines Menschenmannes am Gürtel hängen hatte.
Hyaena stockte kurz und musste husten. Während sie versuchte wieder normal Luft zu kriegen beobachtete sie argwöhnisch das Gesicht vor ihr, irgendein Anzeichen von Feindseligkeit oder gar Verschlagenheit zu entdecken. Doch nichts. Freundlich und ohne jegliche Furcht schaute die Menschin zu ihr hoch und wartete geduldig, bis die Troll den Anfall im Griff hatte.
„Das … ‚n … … Mammut …“ Immer noch unterbrachen kleinere Hustenanfälle ihren Satz den sie schliesslich mit einem heiseren „… will ich“ zu Ende führte.
Dann setzte sie schnell hinterher: „… nur ma ansehn mein ich. Ersma.“ Sie ohrfeigte sich innerlich. Die Menschenfrau liess sich nichts anmerken und winkte der Troll zu, ihr zu folgen während sie zu dem am nächsten stehenden Mammut ging.
„Das hier sind besonders schöne Tiere aus den Weiten der Boreanischen Tundra und auch bestens geeignet um zum Beispiel im ewigen Schnee der Sturmgipfel zu bestehen. Zu der reitenden Person eine große Menge Waren und Ausrüstung sind kein Problem für diese wandernden Berge. Erstklassig eingeritten und erzogen“ sagte Mei Francis während sie Hyaena um das Tier herumführte. Hinter dem Tier mussten sie großen Mistansammlungen ausweichen.
„Und absolut zahm“ ergänzte sie. „Wenn sie gut behandelt werden.“ Sie klopfte auf einen der riesigen gebogenen Stoßzähne. Das Mammut hob den Rüssel und betastete, halb beschnupperte sie den Kopf der Menschenfrau wobei der breitkrempige Hut den sie trug ihr ins Gesicht rutschte.
Nicht ohne Faszination strich Hyaena sowohl durch das dicke zottelige Fell wie auch den Stoßzahn entlang. Ohne Scheu machte sie auch mit dem Rüssel Bekanntschaft der neugierig ihre Taschen abzusuchen schien. Sie bückte sich und hob etwas Heu auf und hielt es dem Rüssel hin. Der unterbrach nur kurz seine Suche an den Taschen, doch als offensichtlich war, dass bei der Fremden nichts zu finden war, schnappte sich das Mammut dann doch das Büschel und stopfte es sich ins Maul.
„Wieviel soll‘s denn kost‘n?“ Hyaenas Blick glitt immer wieder über das riesige Tier.
„10.000 Goldstücke, das Reit und Tragegeschirr inbegriffen.“ Mei Francis‘ Antwort kam ohne zu zögern und ohne jegliche Spur von Verlegenheit ob dieses stolzen Preises.
Der Goblin hatte also nicht gelogen. Nachdenklich ging sie wieder ein Stück um das Tier herum und taste es hier und da unter dem dichten Haar ab. Mei Francis beobachtete sie kurz und liess sie dann allein, um sich einem eben hinzugekommenden Kunden, einem Menschen, zu widmen. Nach einer Weile, die beiden redeten immer noch in ihrer unverständlichen Sprache miteinander, ging die Troll zurück auf die Strasse, drehte sich dort nochmal zum Mammut um und schlug dann den Weg zurück zum Rattenloch ein.
Kapitel 9
Dalaran (Nordend)
Nach der Helligkeit der Stadt kam ihr das Rattenloch heute besonders dunkel vor und nur langsam gewöhnte sich ihr Auge an die anderen Lichtverhältnisse. Im Flackern des Feuers im mächtigen Kamin schien es, als wäre jeder Tisch besetzt, aber nirgendwo waren die massigen Silhouetten der beiden Kalu‘ak zu sehen.
Stimmengewirr, ab und an von Gelächter oder Gefluche durchbrochen, unterstrichen das Bild vor ihr. Mimbihi und Umbiwa hatten beide beide Hände voll zu tun die Gäste zu versorgen.
Sie hatte Hunger. In der Stadt irgendwo was zu essen hatte sie keine Lust verspürt, aber als sie sah wie voll es heute im Rattenloch war, wollte sie schon gerade wieder umdrehen, als ihr ein Tisch auffiel an dem ein großer Taure und eine Orcin sassen.
Ob es die Tatsache war, dass es dort ruhiger zuging als an den anderen Tischen, oder irgendwas anderes, sie ertappte sich dabei wie sie auf die beiden zuging und fragte, ob sie sich dazu setzen könne.
Taure und Orcin sahen sie an und nickten. Hyaena setzte sich an dem am weitesten von ihnen entfernten Platz und spürte wie die beiden sie kurz musterten bevor sie wieder ihre Unterhaltung aufnahmen.
Etwas später, die Troll hatte gerade die letzten Reste aus ihrer Schale ausgeleckt, wandte sich die Orcin ihr zu und schon bald waren alle drei in ungezwungener Unterhaltung vertieft. Offensichtlich handelte es sich bei dem Tauren um einen Druiden und vielleicht war es das, was die Troll auf die Frage, was sie denn so weit in den Norden, weit entfernt des Schlingendorntals, getrieben hatte, antworten liess, dass sie auf der Suche nach ihrer Ziehmutter war, die sich möglicherweise in Nordend befände. Vielleicht sogar in Bärengestalt.
Es hörte nie auf sie zu erstaunen, dass sie an jenem Tag im Rattenloch so frei darüber sprach, ja dass es sie überhaupt erwähnt hatte. Nicht nur ihrem Bruder, sondern auch sich selbst gegenüber schien sie es im Allgemeinen zu vermeiden, ihr Vorhaben, ach, ihre Suche und Sehnsucht so klar zu formulieren. Sie fand dafür keine Erklärung und jedesmal wenn sie an diese Zeit zurückdachte, griff sie zur ausgestopften Fledermaus, Hir‘eek dankend, die um ihren Hals hing.
„So so, in Bärengestalt sagst Du.“ Der Taure sah sie nachdenklich an. „Eine Druidin? Darf ich ihren Namen erfahren? Vielleicht kenne ich sie ja. Nicht dass ich alle kennen würde.“ Er lachte ein leises, aber tiefes Lachen. „Num‘a“ antwortete die Troll. Es fühlte sich seltsam an. Es müssen Jahre vergangen sein seit sie den Namen ihrer Ziehmutter das letzte Mal laut ausgesprochen hatte. „Und nein, se is keine Druidin“ fügte sie sogleich hinzu.
Der Taure hatte schon angefangen in seinem Gedächtnis nach jemanden dieses Namens zu suchen. „Sie is ne Priestarin von Rhunok, nem Drakkari-Loa. Vielleicht isse ja ...“ sie zögerte und merkte wieviel Wunsch und wenig echte Hoffnung in diesem Satz steckte, „...zurück in ihre Heimat.“
Der Taure atmete hörbar durch die Nüstern aus, schwieg aber eine Weile. Wie viele seiner Artgenossen sprach er erst nachdem er etwas nachgedacht hatte, über das Gehörte wie auch über die eigenen Worte. Die Orc griff zu ihrem Becher und während sie einen tiefen Schluck nahm wechselte ihr Blick zwischen Troll und Taure hin und her.
„Ich weiss kaum etwas über eure Loas und von denen der Drakkari noch weniger. Und an eine … Rhunok ? … -Priesterin namens Num‘a kann ich mich auch nicht erinnern.“ Der Taure sah wie die Troll etwas in sich zusammensackte. Auch wenn sie es sich vielleicht nicht anmerken liess, war ihre Enttäuschung spür- und sichtbar. Wenn auch nur leicht. Diese Troll war offensichtlich mit nur wenig Hoffnung auf ihrer Pirsch.
Hyaena griff jetzt ihrerseits zu ihrem Becher, dieses mal allerdings mit klarem Quellwasser gefüllt, schob ihn aber nur auf dem Tisch herum. Der Gedanke, dass es Irrsinn war, Num‘a jemals zu finden, schon gar nicht auf diesem ihr unbekanntem Kontinent, hockte wie eine dunkle, zusammengekauerte Gestalt in einer Ecke ihres Kopfes. Sie konnte förmlich die Gestalt grinsen und leise kichern hören.
„Wenn es aber um Bären geht ...“ die Stimme des Tauren brummte tief, „… dann kenne ich einen Platz hier in Nordend der uns Druiden viel bedeutet.“ Er schien zu überlegen wieviel er erzählen wollte. „Ein Bärengott ...“ er zögerte kurz, „...hatte seine Höhle östlich von hier in den Grizzlyhügeln. Eine Gegend voll von Bären übrigens.“ Die Lippen des Tauren schienen sich zu leicht zu kräuseln. War das ein Schmunzeln? „Die Höhle war ein zwischendurch verfluchter Ort den wir Druiden gerade erst vor kurzem, nun ja, gereinigt haben. Ursoc ist nicht mehr … dort, aber der Ort ist immer noch erfüllt von seiner Präsenz.“
Die Troll sah ihn an. „Nen Druidengott?“ Sie schien nicht überzeugt. Der Taure schnaubte, äusserte sich aber nicht weiter dazu. „Ursocs Höhle liegt dazu unmittelbar an den Mauern von Zul‘Drak, dem großen Trollreich hier in Nordend. Ich weiss, es besteht wohl keine Verbindung, aber ...“ Die großen Taurenschultern zuckten.
Bei dem Namen Zul‘Drak zuckte sie zusammen. Oft hatte Num‘a ihn benutzt, wenn sie Geschichten aus ihrer Heimat den zwei kleinen Dschungeltrollkinder erzählte.
Dicht an Zul‘Drak ? In Zul‘Drak sollte Rhunoks Tempel stehen hatte Num‘a damals erzählt. Könnte es eine Verbindung geben zwischen Rhunok und diesem Ursoc ? Und damit zu Num‘a ?
In ihrem Geist arbeitete es wie wild. Wo sollte sie sonst auch anfangen zu suchen, sie hatte bisher kein Plan als der, sich für die Suche ein Mammut zu kaufen. Wohin es danach gehen sollte, hatte sie gar nicht weiter überlegt. Zul‘Drak wäre natürlich naheliegend. Num‘a würde bestimmt ihre Heimat aufsuchen wollen. Und jetzt tauchte diese feine Spur auf.
Und sie war Jägerin genug um eine Spur zu erkennen.
Und konnte es Zufall sein, auf diesen Tauren gestossen zu sein ? Manchmal mochten die Loas ihre Schritte in Richtungen lenken, auf die sie selber nie gekommen wäre. Wieder ergriff sie den Fledermausbeutel um ihren Hals. Wenn sie diesem Wink nicht nachgehen würde, würde sie sich für immer fragen, was gewesen wäre wenn.
Sie holte tief Luft. „Wo isse denn, diese Höhle ?“ Ihre Stimme klang leicht gepresst. Der Taure sah sie lange und prüfend an. „Wir bringen dich hin. Ich glaube nicht, dass es Zufall ist, dass sich unsere Pfade kreuzen. Wir bringen dich hin, nicht wahr ?“ Er schaute zur Orcin. Deren Augen funkelten kurz während sie nickte. Dann trank sie ihren Becher in einem Zug leer.
Kleine Zwischenbemerkung:
Es sind mittlerweile Jahre her seitdem diese Begegnung stattgefunden hatte und ich kann mich leider nicht mehr daran erinnern, wer der Taure und wer die Orcfrau waren. Meine spärlichen Erinnerungen waren dazu auch noch falsch, wie ich letztens im Spiel erfragen konnte. Manchmal sollte man sich doch Notizen machen (ich hoffe ich lerne daraus ...).
Sollte eine/r der Betreffenden sich daran erinnern, wäre ich froh, wenn mir Ingame (bitte) ein Brief geschrieben oder ich direkt angesprochen würde.
Gesetzt den Fall, ihr habt nichts dagegen, wenn eure Namen hier auftauchen sollten.
Natürlich hat die Unterhaltung und die Begegnung nicht genau so stattgefunden, wenn ich mich noch nicht mal an die Namen erinnere ...., aber wie immer wenn andere Chars auftauchen versuche ich behutsam damit umzugehen.
Das war es schon. Gruss Hyaena/Jeng'a
Kapitel 10
Grizzlyhügel
Es war milder hier und auch die Vegetation wurde durch keinen Schnee am Wachsen gehindert und doch war sie immer noch vor Kälte am Zittern.
Der Taure und die Orcin hatten darauf bestanden einen Greif zu nehmen um von Dalaran in die Grizzlyhügel zu kommen. Beim Vorschlag die Straße zu nehmen, hatten beide, der eine tief, die andere rauh, gelacht und gesagt, dass sie nicht vorhatten eine längere Reise daraus zu machen. Und was blieb ihr übrig ?
Nicht viel später waren sie in der Luft und obwohl sie alles was sie an Kleidung hatte angezogen hatte, Skadi direkt vor ihr auf dem Greif festgezurrt war und sie ihre Hände in das Fell graben konnte, fror sie, wie sie noch nie in ihrem Leben gefroren hatte. Auch wenn sie nicht sehr hoch flogen, die Baumwipfel großer Tannen waren nur selten unterhalb von ihnen, doch allein der Flugwind reichte um jede Lücke und Naht zu finden und sich bis zur Haut durchzuarbeiten. Irgendwann war ihr so kalt, dass der Troll die Aussicht egal war und sie auch ihr Gesicht die meiste Zeit in das dicke Fell der winselnden Wölfin grub und nur noch hoffte, sie würden bald da sein.
Einmal überflogen sie eine große Festung nach Bauart der Orcs und sie rief, um Pause bittend den anderen zu, doch entweder ignorierten sie sie, oder der Wind zerstob ihr Rufen.
Resignierend steckte sie wieder den Kopf in den Pelz vor ihr und lauschte dem schnellen Herzschlag Skadis.
Die Greife brachten sie aber schließlich ans Ziel und als sie zitternd vom Greif mehr fiel als kletterte, schafften ihre Finger es kaum die Knoten zu lösen die Skadi an dem Flugtier banden. Noch während sie dabei war, wurde ihr ein schweres Fell übergeworfen und dann folgten sie merkwürdigen Gestalten, ähnlich den Tauren, doch mit ganz anderen Köpfen, in ein Zelt wo ein Feuer und eine Schale mit dampfendem Irgendwas nur langsam dafür sorgte, dass ihr wärmer wurde.
Mit langsam erwachenden Lebensgeistern fing Hyaena auch wieder an die Welt um sie herum wahrzunehmen. Und tatsächlich war hier alles so taurisch wie sie es kannte. Allerdings kamen ihr Bewohner rauher und unzugänglicher als die Tauren in Mulgore es waren vor, aber das war den örtlichen Bedingungen zuzurechnen, wie sie später in Erfahrung brachte. Das Leben in Oneqwah, so war der Name des Camps, schien kein einfaches zu sein.
Den anderen beiden schien die Kälte des Fluges nichts ausgemacht zu haben. Scherzend unterhielten sich die beiden miteinander und zumindest der Taure schien einige dieses fremden Volkes zu kennen. Taunka nannte sie sich, wie sie später erfuhr, aber zur Zeit verdrängte die Kälte in ihr jegliches Interesse an alles um sie herum und alles was zählte war die Wärme die ihr das dampfende Essen versprach. Mit Erschrecken entnahm sie der Unterhaltung, dass sie wohl schon sehr bald aufbrechen würden, was bedeutete weg von diesem Feuer und weg von dem Topf mit dem heissen Eintopf. Schnell bat sie um eine weitere Schale.
Jedoch, als sie dann unterwegs waren, kam dann endlich die Wärme vollends zurück in ihre, Glieder. Es war gut sich zu bewegen, viel besser. Und dass der Wölfin das Reisen auf der Erde mehr behagte als das oben in der Luft war mehr als deutlich zu sehen.
Die meiste Zeit waren sie auf einem festgetretenen Weg unterwegs und nur ab und an verliessen sie ihn. Menschen hätten weiter nördlich ein Lager befestigt und deshalb zogen sie es vor diesen Bereich weiträumig zu umgehen.
Darüber, wieder durch Wälder auf einem weichen und federnden Boden zu laufen, war sie jedoch so froh, dass sie dem Niesen, welches sie ab und an schüttelte, kaum Beachtung schenkte.
Irgendwann erreichten sie aber wieder die Strasse und es dauerte nicht lange und sie standen vor einem gewaltigen Massiv dass sich vor ihnen erhob.
Der Taure schnaubte und wies nach oben, einem sich hoch windenden Pfad entgegen.
„Wir sind fast da.“ Orcin und Troll schauten in die Richtung in die er wies.
„Oben wimmelt es von Bären, oder hatte es das letztes mal als ich hier war. Aggressive Bären. Haltet euch zurück und lasst mich das regeln.“ Mit diesen Worten nahm der Druide Bärengestalt an liess ein tiefes dunkles Brüllen ertönen. Die Orcin machte eine spöttische Bemerkung und es schien, als ob für sie die Verwandlung etwas alltägliches war und das war es vielleicht auch wenn die beiden öfters auf gemeinsamen Pfaden wandelten.
Für Hyaena allerdings war es nicht alltäglich und so stand sie mit offenen Mund da und erst Skadis Knurren holte sie zurück. Sie beruhigte die Wölfin neben sich, war aber selber aufgewühlt. Erinnerungen an Num‘a kamen zurück. Auch Num‘a hatte sich von Zeit zu Zeit in eine Bärin verwandelt, eine Gabe die ihr Rhunok zugeteilt hatte, aber die Gestaltwandlung des Druiden war anders, irgendwie physischer. Und wühlte sie geradezu auf.
Sollte sie hier wirklich auf ihre Ziehmutter treffen, die sich weit entfernt vom Schlingendorntal als Bärin in ihre alte Heimat zurückgezogen haben?
War ihre lange Suche womöglich noch heute zuende? Ihr Herz schlug heftiger und dass, obwohl sie noch nicht mal angefangen hatte den steilen Weg zu erklimmen.
Sie rückte den Bogen zurecht und folgte den anderen beiden, die schon eine ganze Ecke voraus waren.
Kapitel 11
Grizzlyhügel
Enttäuscht legte sie ihre Schlafrolle aus.
Die Höhle war keine Höhle, sondern mehr eine kleine Ebene umgeben von steilen und schroffen Felswänden. Alte Knochen von großen und kleinen Tieren lagen herum und obwohl es über ihnen offen war, schien es ein anderer Himmel zu sein der sich hier darbot.
Dunkel und unheilvoll liess er kaum Licht zu ihnen herab und das war nicht nur der Abenddämmerung zuzuschreiben. Also war es doch ein wenig wie in einer Höhle.
Aber das war nicht das was sie enttäuschte.
Num‘a war nicht hier. Niemand war hier. Nichts gab es hier.
Nicht einmal die Bären draussen betraten diese „Höhle“. Sie suchten alles nach frischen Spuren ab, aber nichts schien darauf hinzudeuten, dass sich hier vor kurzem irgendjemand oder irgendetwas aufgehalten hatte.
Hyaena wollte nicht enttäuscht sein.
Nicht nach all den Mühen und Hoffnungen und so suchte sie noch nach Spuren, als ihre neuen Gefährten schon längst dabei waren ein Lager herzurichten.
Irgendwann war es zu dunkel und die Troll konnte nicht mehr tun, als ob sie noch etwas erkennen könnte. Sie gab schließlich auf und steuerte das mittlerweile flackernde Feuer an. Geruch von Gebratenem umspielte ihre Nase.
Ohne die beiden anderen anzusehen setzte sie sich dazu. „Zu dunkel. Such morgen weiter.“ Die Worte mehr murmelnd als laut aussprechend, rückte sie überflüssigerweise an einem Stock der in den Flammen lag herum. Das Feuer war gekonnt und makellos von der Orcin geschichtet und entfacht worden und bedurfte nicht der geringsten Korrektur.
Taure und Orcin sahen sich an, schwiegen aber.
Nach einer Weile räusperte sich der Taure. „Es gibt noch mehr Arten zu suchen. Jenseits von Auge, Ohr und Nase. Die Troll mag die Hoffnung noch nicht fahren lassen. Diese Ort ist trotz der zeitweilen Verderbnis immer noch mächtig.“ Hyaena blickte endlich auf.
„Wie meinste dass?“ Der Taure erwiderte ihren Blick. Ein Art Lächeln erschien auf seinen Zügen. „Morgen. Morgen werden wir, … wirst du mehr wissen. Vielleicht.“
Stirnrunzelnd versuchte sie mehr in seinem Gesicht zu lesen. Er bemerkte es und hob nur seine massigen Schultern. „Ich weiss nichts. Nur dass es heute nichts mehr zu erfahren gibt.“ „Ausser dem hier“ unterbrach ihn die Orcin und reichte jedem ein auf einen Knochen gespießtes Stück Fleisch. Es war bereits gegart gewesen und sie hatte es nur nochmal kurz auf einem flachen Stein, den sie dicht an das Feuer gesetzt hatte erhitzt und trotz des Hungers und der Würze kam es der Troll fade vor. Eine Leere in ihr überdeckte alles.
Sie hatte sich bis vorhin so nah am Ziel gewähnt. Es war doch kein Zufall auf diese beiden zu treffen, konnte es nicht sein. Das war nicht fair.
Und wenn Num‘a tatsächlich nicht hier war, wo sollte sie sonst sein?
Das bedeutete wohl, dass sie weiter in den Norden müsste, tief in Drakkari-Land hinein.
Hinein in die Heimat ihrer Ziehmutter, vielleicht sogar den Tempel Rhunoks aufsuchen.
Ja bestimmt. Sie hätte gleich dorthin aufbrechen und nicht hier ihre Zeit verschwänden sollen. Sie seufzte schwer.
Schließlich erhob sie sich und sah beide an. „Ich geh pennen. Bin müde.“ Sie pfiff nach Skadi. „Danke maan, für alles.“ Die Orcin starrte sie an und der Taure nickte nur. „Schlaf gut Troll. Ursocs Geist möge hier über Dich wachen.“ Die Orcin entblößte ihre Zähne. „Ja, leg dich hin. Ich übernehme die erste Wache und wecke Dich wenn du dran bist.“
Hyaena rollte ihre Felle aus, liess die alte Wölfin sich dicht neben ihr auf der feuerabgewandten Seite legen und starrte noch eine Weile ins Feuer, doch ihre Augen fielen ihr schnell zu. Für eine Weile lauschte sie noch den Stimmen der beiden, die sich offensichtlich über vergangene und gemeinsam erlebte Abenteuer unterhielten.
Allerdings bekam sie nicht viel mit. Schlaf und Müdigkeit senkten sich schwer nieder und die Troll konnte und wollte sich nicht dagegen sträuben.
Das letzte was sie wahrnahm war der Geruch der Wölfin und das Flackern des Feuers dass selbst durch das geschlossene Augenlid wahrnehmbar war.
Dann wurde alles still und dunkel.
Kapitel 12
Grizzlyhügel
Die Bären kamen auf sie zu.
Unfähig auch nur einen Schritt zu machen, drehte sie ihren Kopf nach allen Richtungen.
Immer mehr Bären tauchten auf und bildeten einen Kreis um sie herum. Ihre Finger suchten ihr Messer, ihren Bogen hatte sie nicht dabei, seltsamerweise. Auch das Messer fehlte. Wo war Skadi? "Was willst du hier?" Wer von den Bären sprach, war nicht auszumachen. Ich kenn das hier schoß es ihr durch den Kopf. Ich war hier schonmal, hab das erlebt. Von allen Seiten drang beissender Bärenatem auf sie ein und sie vermochte kaum luftzuholen. Ihre Augen sprangen von Bär zu Bär. "Was willst du hier?" Diesmal lauter, mehr als nur eines dieser pelzigen Riesen sprach, da war sie sich sicher. Nein, nich nochma! Sie hielt die Luft an und sah nur noch aufgerissene Mäuler, egal wohin sie schaute. "WAS WILLST DU HIER ?" Der Lautstärke war ohrenbetäubend. Wo is Skadi? Wo der Taure, wo die Orcin? Sie hielt sich die Ohren zu. "WAS WILLST DU HIER ?" Mittlerweile schien ihr gesamtes Dasein von dieser Frage erfüllt zu sein. Sie holte tief Luft und schrie, wieder wie sie meinte, heraus: "IST NUM'A HIER ?"
Sofort waren alle still.
Als die Bären an einer Stelle zur Seite drängten und vor ihr einen Durchgang freigaben, wusste sie irgendwie, dass sie ein Feuer zu sehen bekommen würde. Ein Feuer mit einer Gestalt dahi…
Doch halt! Da war kein Feuer. Ein Bär löste sich aus dem Schatten. Ein bleicher Bär, heller als die anderen, aber unverkennbar ein Bär.
Wie gelähmt stand sie da und konnte nur zusehen wie die Gestalt näher kam.
Und näher.
Ja, ein Bär.
Aber nicht irgendein Bär. Es war Num‘a in Bärengestalt.
Zu vertraut war ihr dieser Anblick, als dass sie sich täuschte.
Hyaena umfasste ihren Fledermausbeutel und sackte zusammen auf die Knie. „Num‘a ...“ kam es leise von ihren Lippen. Die Bärengestalt kam bis auf eine Trolllänge heran. Ein kalter Luftzug zog über Hyaenas Gesicht.
„Jen. Kleine Jen. Was machst Du hier?“ „Num‘a. Hab Dich gesucht.“ Sie schluckte. „Was is mit Dir? Irgenwas is … anders?“ Num‘a sah sie aus unergründlichen Augen an. „Du solltest nich hier sein kleine Jen. Es is noch nich Zeit für uns.“ Num‘as Bärenstimme klang traurig. „Geh‘ wieder. Such mich nich. Du wirst woanders gebraucht.“ Verzweiflung stieg in Hyaena hoch. „Aber, jetzt hab ich dich gefunden. Jetzt ...“ Sie kam nicht weiter. Num‘a warf ihr einen letzten Blick zu, drehte sich dann um und ging.
Für einen Augenblick erstarrte Hyaena und hatte das Gefühl eines Schiffbrüchigen dem eine rettende Planke begegnet und kurz bevor er sie fassen konnte wieder von den Wellen hinweggetragen wurde.
„Num‘a!“ Hastig kam sie wieder auf die Beine und wollte ihrer Ziehmutter hinterher rennen, doch bevor die Bären wieder ihren Kreis hinter Num‘a wieder geschlossen und liessen sie nicht durch. Als sie trotzdem näher kam fletschten die Bären ihre Zähne und brüllten sie an.
Mit einem Ruck setzte sich Hyaena auf.
Skadi sprang verwirrt mit einem kurzen Jaulen auf und fing sofort an der Troll das Gesicht abzulecken. Es war noch dunkel und der Himmel über diesen Platz liess keine Sterne durch, so dass sie nicht sagen konnte, wieviel Zeit vergangen gewesen war.
Als sie sich umsah, sah sie auch nicht die Orcin sondern den Tauren am Feuer sitzen.
Sie befreite sich von der Wölfin, nahm die Augenklappe ab und rieb sich das Gesicht.
Nur ein Traum. Wieder dieser Traum. Doch nein, diesesmal war sie erschienen. Num‘a.
Num‘a hatte mit ihr gesprochen. Num‘a. Die Troll brauchte eine Weile bis ihren Kopf sortiert kriegte. Nach einer kleinen Weile brummte die Stimme des Tauren herüber.
„Alles in Ordnung?“ Hyaena atmete tief durch und setzte wieder ihre Augenklappe auf.
„Ja ...Nein … Doch, ja maan. Hab nur geträumt.“ Der Taure schnaubte. „Nur geträumt?“ Er machte wieder eine Pause. „Wir Druiden messen den Träumen viel Bedeutung zu. Und hier …,“ seine Augen überflogen einmal kurz die Gegend, „ … ist ein besonderer Platz.“
Hyaena sass schweigend da und starrte ins Feuer. Nach einer langen Stille sprach sie ohne den Blick zu heben. „Die Suche is vorbei. Ich bin durch hier.“ Ihre Stimme klang seltsam. Dann hob sie den Kopf und sah ihr gegenüber direkt an. „Glaub ich bin dran mit der Wache. Kann eh nich mehr schlafen.“ Dann fügte sie noch ein letztes Wort hinzu bevor sie aufstand um eine Runde zu drehen. „Danke.“
Sehr schön geschrieben.
So kriegt man als Gnomie
mal die Troll-Lore mit.
Dankeschön.
Danke Dir, Leeaaron.
Schön dass es Dir gefällt.
Gruß
Teil 8
Kapitel 13
Dalaran (Nordend)
Tabukvik kratzte sich am Kopf während er mit Hyaena und Nan‘ook vor einem großen Haufen unterschiedlichster Waren stand, Ratlosigkeiten auf allen Gesichtern.
„Tabukvik wird nicht alles zurückgeben können. Nicht ohne große Verluste zu machen.“
Seufzend griff er sich ein Barren Eisen, drehte und wendete es einmal in seinen breiten Händen und legte es wieder zurück.
Schuldgefühle wuchsen in der Troll. „Vielleicht kann ich ja was zutun …“
Der Tuskarr ging bereits um den Haufen herum und schien ihn im Geiste in zwei Haufen zu teilen, wenn sie die Handbewegungen die er dabei machte richtig deutete.
„Gold oder so mein ich …“ Tabukvik ging weiter die Dinge durch ohne aufzublicken. „Die Kalu‘ak brauchen kein Gold“ seufzte er.
Wie recht er doch hatte. Alles was sie an der eisigen Küste zum Leben brauchten fanden sie vor Ort. Bis auf Eisen zum Beispiel. Früher, ja früher hatten sie ihre Harpunen und Speerspitzen aus Walbein gemacht, aber als sie die Vorzüge des Eisen kennenlernten wussten sie schnell diese auch zu nutzen. Eisen war kostbarer als Gold für sie.
Die Nachricht, dass sie das Mammut nicht mehr brauchen und sie bald die Reise nach Hause antreten würde, brachte erst Verwunderung und dann tiefe Sorgenfalten auf die Gesichter der Kalu‘ak. Der Plan war doch gewesen, all die eingetauschten Sachen die sie unten an der Küste so gut gebrauchen konnten auf das Mammut zu laden. Entsprechend viel Waren lagen jetzt vor ihnen. Mehr als sie zu dritt würden tragen können. Viel mehr.
Nan‘ook war die ganze Zeit still gewesen. Dann schien er eine Idee zu haben.
„Und wenn A’ae’na das Mammut mit in ihre Heimat nimmt und dort wieder verkauft?“
Die Troll überlegte. Ein Mammut wäre in Kalimdor bestimmt einen guten Preis wert, schon weil es so gut wie keine dort gab. Zumindest hatte sie noch keines gesehen. Würde so ein Tier mit dem Klima klarkommen? Oben im Norden von Kalimdor sollte es auch Eis und Schnee geben.
Jetzt war sie es, die sich am Kopf kratzte. Ein Riesenaufwand. Beide Kalu‘ak sahen sie an und als sie ihnen in die Augen sah, wusste sie, dass es die Mühe wert war.
Dieses seltsame Volk hatte sie gut aufgenommen und nach all der Zeit die sie mit ihnen verbracht hatte, fühlte sie eine seltsame Verbundenheit mit ihnen. Ohne dass es ihr bewusst wurde betastete sie das Messer dass ihr Nan‘ook als Dank für seine Rettung geschenkt hatte.
Ja, ihr Entschluss stand fest. Sie würde das Mammut doch kaufen und mit Gewinn in Orgrimmar weiterverkaufen. Oder wo auch immer.
Nun, wo die Entscheidung gefallen war, machten sie sich daran ihre Rückreise nach Moa‘ki vorzubereiten. Der Kauf des Mammuts nahm fast die meiste Zeit in Anspruch, denn Hyaena wurde in den Umgang mit so einem Tier vertraut gemacht, bekam erklärt welche Signale was bewirkten, wie es zu pflegen sein, was und wieviel es fraß und noch viele nützliche Hinweise mehr.
Mei Francis, verstand etwas von ihrem Geschäft und war ehrlich bemüht ihre Kunden nicht einfach mit den gekauften Tieren loszuschicken. Ob sie dass aus Freundlichkeit gegenüber den Kunden, oder eher aus Liebe zu den Tieren tat, wusste die Troll nicht, aber sie vermutete doch eher zweites. Das ein Mensch sie so …, wie sollte sie es nennen, ….normal behandelte war immer noch schwer zu schlucken. Es verunsicherte sie so, dass sie sogar den Schrumpfkopf abnahm, als sie den Kauf abwickeln ging. Nicht dass diese Menschin ihn entdeckte, wütend wurde und ihr das Mammut nicht verkaufte.
Etwas überrascht stellte sie nach dem Kauf fest, das sie mit einem besseren Gefühl aus diesem Handel ging als es ihr nach einem Handel mit einem Goblin gewöhnlich ging.
Sie wollte es nicht zugeben, aber ihr Weltbild war ein kleines bisschen ins Wanken geraten.
Fast beruhigt musste sie jedoch viel später und an einem anderen Ort feststellen, dass diese Menschenfrau eine Ausnahme bildete. Der Rest der Menschen denen sie begegnete blieben ihr gegenüber feindselig, etwas was sie aus vollem Herzen und fast erleichtert in mindestens gleichem Maße erwiderte.
Entschlossen übergab sie der Frau den großen Beutel und stolz führte sie das Mammut zum Rattenloch und überliess es dort Udas Leuten.
Für einen Aufbruch war es heute schon zu spät und so beschlossen sie es erst morgen in aller frühe zu beladen. Heute Abend würden sie noch ein klein wenig feiern und ein letztes mal die Küche des Rattenlochs und die tanzenden Bardamen geniessen.
Und auch wenn sie in der Frühe aufbrechen wollten, konnte sich die Troll lange nicht vom Feuer im großen Kamin lösen. Immer wieder meinte sie in den Flammen Num‘a zu sehen, aber vielleicht war es doch auf das Froschgiftbier zurückzuführen, dass sie sich zur Feier des Tages genehmigt hatte.
Schließlich erhob sie sich leicht schwankend und machte sich auf den Weg zu ihrer Schlafstatt.
Vielen Dank für die Fortsetzung.
Grüsse von den Gnomen…
Teil 8
Epilog
Boreanische Tundra
Der Goblin verzog keine Miene sondern kritzelte eine Weile Zahlen neben- und übereinander, blätterte in einem Buch herum. Schließlich blickte er zu der Troll hoch und sagte „Heute nicht mehr. Für heute sind alle Zeppeline voll beladen. Nur noch Passagiere und Handgepäck.“ Hyaena nickte. „Kein Ding maan. Wann morgen?“ Der Goblin warf einen kurzen Blick auf seine Notizen. „Gegen 8 Uhr. Finde Dich mit dem Tier eine halbe Stunde vorher oben ein.“
Die Troll machte ein dummes Gesicht und der Goblin seufzte. „Komm einfach gegen Sonnenaufgang Schätzchen, das wird reichen.“ Jetzt nickte sie. „Gut.“
Er schrieb eine Zahl auf einem kleineren Stück Pergament und drehte es zu ihr um.
Hyaena starrte das Pergament an. „Und? Einverstanden?“ Der Goblin tippte leicht mit dem Stift auf den Zettel zwischen ihnen. Sie schaute hilflos zu Nan‘ook der neben ihr stand, doch der zuckte nur mit den Achseln. Der kleine Kerl seufzte wieder und nannte eine Zahl.
Hyaena wurde blass. „So … so … so viel?“ Sie schluckte schwer.
„Natürlich ist das viel, Süsse, das Mammut nimmt einen großen Teil an Platz weg, den wir sonst mit anderen Waren auffüllen könnten. Das will bezahlt werden.“ Er ging mit dem Stift die einzelnen Zeilen seiner Rechnung durch. „Das hier sind die Kosten für die Reinigung während und vor allem nach der Fahrt, die Zeile hier beinhaltet eine Versicherung, falls die Sedierung versagt und dein Viech etwas kaputtmacht, hier sind die Kosten für die Sedierung selbst, das sind die Sicherheiten für die Familien der Mannschaft…“ „Seediirung?“ hakte die Troll ein.
Der Goblin stoppte und sah die Troll an, als ob sie irgendwie unterbemittelt wäre. „Kleines …“ Die kleine Pause nutzte er um tief Luft zu holen. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass wir dein Mammut unsediert aufs Luftschiff lassen. Und ein Mammut braucht viel von dem Zeugs. Wenn wir überhaupt genug von dem Zeug parat haben“ fügte er noch hinzu.
„Ich … soviel Gold hab ich nich“ war alles sie sagen konnte. Auch ohne diese Seediirung, was auch immer das sein sollte. Der Goblin wirkte nicht im mindesten überrascht. „Dann nicht.“ Ohne ein weiteres mal aufzusehen beugte er sich wieder über seine Unterlagen und flink bewegte sich der Stift in seiner Hand. Mit einem Schlag war sie Luft für ihn geworden. Noch einen Augenblick stand sie einfach nur da, dann drehte sie sich um und ging.
Draussen standen Hyaena und Nan‘ook lange vor dem großen Tier.
Der Kalu‘ak legte seine schwere Hand auf ihre Schulter. „Das ganze tut Nan‘ook leid. Das hat Nan‘ook nicht gewusst.“ Hyaena regte sich nicht, nicht einmal als der Rüssel des Mammuts sie auf der Suche nach etwas leckerem abtastete. „Was wird A’ae’na jetzt tun?“
Wenn sie das gewusst hätte. Vieles schoß ihr durch den Kopf. Das Mammut nach Dalaran zurückbringen und zumindest versuchen ein Teil davon wiederzubekommen, war eine solche Idee. In Nordend zu bleiben und solange jagen und handeln bis sie das Gold zusammen hätte, würde wahrscheinlich viele Monate, wenn nicht noch länger dauern. Zu fremd war ihr hier noch alles als dass sie das einschätzen konnte.
Sie konnte sich in Orgrimmar noch mehr Gold leihen. Um dann wahrscheinlich mit dem Mammut eben diese Schulden zurückzuzahlen? Vielleicht sogar etwas mehr als das? Wofür dann die ganze Aktion? Ihr wurde schwindelig.
„Nan‘ook hat einen Einfall.“
Der Kalu‘ak drückte einmal kurz und leicht ihre Schulter. „ A’ae’na hat uns einen großen Gefallen getan. Dank ihr konnten wir viel Eisen ins Dorf schaffen. Wir werden mehr jagen als bisher, mehr schnitzen, mehr Handel treiben um einen Teil dieser Schuld zu begleichen. A’ae’na kann das Mammut bei uns lassen und wenn A’ae’na wiederkommt um es zu holen haben die Tuskarr bestimmt genug zusammen um einen Teil beizutragen.“
Die Troll überlegte schnell. Im Schlingen könnte sie jagen gehen. Dort kannte sie sich aus und die Gobline in Beutebucht kannten sie als zuverlässige Handelspartnerin. Ein Hoffnungsschimmer tauchte am Horizont auf. Forschend suchte ihr Auge die ihres Gegenüber.
„Und wenn de andern nich einverstand‘n sin damit?“ Nan‘ook richtete sich etwas auf und meinte todernst „Dann wird Nan‘ook es alleine machen. Nan‘ooks Leben gehört Dir, das hat Nan’ook nicht vergessen.“
Ende Teil 8
Die Orc kratzt sich am Kopf und schiebt den letzten ledernen Bogen, auf dem sie die ganze Geschichte bisher gelesen hat, auf die Seite. Sie schiebt nachdenklich neue Holzscheite in ihr Feuer und setzt sich dann, sieht erst ins Feuer und dann über das Hügelland, an dessen Grenzen sie ihr Lager aufgeschlagen hat und holt tief Luft. Kurz blickt sie zu den beschriebenen Lederrollen. Es ist ihr, als wäre sie mit der Trolljägerin mitgezogen und sie fragt sich wirklich, wie es ihr wohl weiter ergangen ist.