[Kaldorei-RP] 🌙 Anath Aran - Unter dem Sternenlicht

Das Nest des Drachens
Aurora Revelis
Irgendwo auf Amirdrassil

„Das letzte Mal, dass ich diesen Zauber gewirkt habe, hat mein Leben grundlegend verĂ€ndert. Ich möchte nicht, dass es euch so ergeht.“

Sie erinnert sich der Worte mit jedem Schlag, den sie durch die Luft sausen lÀsst. Das Surren des technomagischen Spielballs fördert den erneut aufkeimenden Zorn nur. Aber es soll ihr recht sein. Irgendwo muss das Feuer hin, das sie zu ihrer beider Schutz unter der KÀlte begraben hat. Hier an diesem Ort hat der Drache sich eingenistet und kann Feuer spucken, wie er will. Er wird niemanden verletzen.

„Du hĂ€ttest es von vorneherein nicht anbieten sollen. Er hat dich in einem Zustand der SchwĂ€che gesehen. Er wird es nicht wieder vergessen. Du wirst fĂŒr ihn immer diejenige sein, die Schutz bedarf.“

Sie hĂ€lt inne, sieht ĂŒber die Schulter. Nickt. „Ja, vielleicht hast du recht.“


Sie formuliert Zweifel, die sie sich nicht eingestehen will. Wer weiß, ob sie am Ende nicht sogar nĂŒtzlich ist.

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Blutende Monde, stĂŒrzende Sterne
Shendori Schattennacht
Zwischen Zweigen, Ästen und StĂ€mmen lauerten sie: Wuchernde und wachsende Schatten, dem Wind geneigt und der Stille geschuldet. Selbst das Wispern der WĂ€lder wusste zu schweigen und trug keinen einzigen Laut heran. Diese WĂ€lder waren verlassen, verloren. Einzig und allein aus dem Grund hatte es die Reiterin hierher verschlagen.

Die gepolsterten Pfoten des SĂ€blers, dessen nachtgetĂŒnchter Pelz sich den Blicken entzog, hinterließen weder eine eindeutige Spur, noch nicht einmal das leiseste GerĂ€usch. Tief und tiefer drangen Reiter und Tier in das verdorbene Herz dieser LĂ€ndereien – und mit jedem zurĂŒckgelegten Meter verschwand die ohnehin bereits spĂ€rliche Farbe aus GrĂ€sern, BĂŒschen und Pflanzen. ZurĂŒck blieb ein trostloses Zusammenspiel aus dem Malkasten eines JĂŒnglings: Grau in Grau, eine verwischte Spur von Schwarz.

Beißend war er – der Gestank von in den Boden gesickerten Chemikalien, angereichert mit genug Gift, dass der Umtrunk an nahen GewĂ€ssern einem gesunden Lebewesen vermutlich das Leben genommen hĂ€tte. Noch immer trugen Verwehungen den fahlen Beigeschmack von verbranntem Holz und Asche rieselt bei jeder sich ergebenden Gelegenheit. Die Kehle gekleidet in Staub, trocken und unnachgiebig.

Die gespitzten Lauscher vermochten das Unheil zu hören, bevor es eintraf: In einem Ruck riss sie die ZĂŒgel herum und presste sich tief in den Sattel. Plock, plock, plock. Drei Pfeile versenkten ihre Eisenspitzen in nahen StĂ€mmen, spalteten das brĂŒchige Holz – angekĂŒndigt bloß vom leisen Surren der pechschwarzen Fiederung. Ein klirrend kalter Schauer fĂ€hrt ĂŒber den RĂŒcken der Reiterin; die nebelgewobene Magie, welche den Geschossen innewohnt, war keine unbekannte.

VerdĂ€chtig rasselt es, als Bewegung in den bebenden Untergrund fĂ€hrt: Erdige Schollen brechen unter eigenem Gewicht zusammen, als sich eine eiserne Kette spannt – Pfoten, die ĂŒber das gestraffte Seil stolpern, sich darin verwickeln und ein gewaltiger Körper, der sich jaulend dieser Kraft ergeben muss, als er zur Seite geschleudert und seine Reiterin unter ihm begraben wird. AllmĂ€hlich zeigen sie sich: Rot getĂŒnchte Blutmonde in BĂŒschen, auf BĂ€umen, hinter StĂ€mmen. Nicht nur ein Mond im Namen der Göttin, gleich mehrere, die sich dort in den Schatten erheben. Frevel – in seiner pursten Form.

»Ihr seid weit entfernt von Euren schĂŒtzenden GrabhĂŒgeln, WĂ€chterin – fernab eines mondlichtgetrĂ€nkten Pfades.« Ein Raunen geht durch die nahen WĂ€lder, als sich elfische Silhouetten nahtlos aus dem Schatten naher BĂ€ume schĂ€len. In dunkles, zerfressenes Leder gekleidet war die blasse Haut der Elfen ein regelrecht widernatĂŒrlicher Kontrast. Stille legte sich ĂŒber die verwĂŒstete Lichtung, bloß das verrĂ€terische Funkeln mehrerer Pfeilspitzen vermochte jene klanglos zu unterbrechen. Die WortfĂŒhrerin pirschte mit gehĂ€ssigem Grinsen um die WĂ€chterin; die RĂŒstung braun gefĂ€rbt und triefend vom unfreiwilligen Umweg, als sie sich aus dem Dreck erhob.

»Sagt mir, Schwestern – was sollen wir mit diesem prĂ€chtigen Fund anstellen?«
Die Antworten ĂŒberschlugen sich in erwecktem Hall, in ihnen so viel Zorn, dem nie Luft gemacht wurde.
»ErtrĂ€nken sollten wir sie, in ihrer strahlenden RĂŒstung!«
»Der Sturm soll sie holen – sie ist unserem Stahl nicht wert.«
»Treibt sie durch den Wald wie rĂ€udiges Wild, dreht den Spieß um!«
Die dunkle WaldlĂ€uferin hob eine einzige Hand – ihre Geschwister verstummten, ohne eine Ausnahme.
»Was sagst du, hohes WÀchterlein? Eine Jagd soll es sein!«

Als die Elfe ihre Hand hob, um sich dem Jubel der Geschwister zu ergeben, da regte sich die WĂ€chterin zum ersten Mal. Der Freudenausbruch – mit einem Mal unterbrochen von dem knirschenden Spannen mehrerer Sehnen. In aller Ruhe glitten die HĂ€nde der WĂ€chterin auf Schulterhöhe.
»Lasst sie gewĂ€hren – ihr letztes StĂŒndlein hat ohnehin geschlagen.«
Verbranntes Metall wirbelt den Staub vor den FĂŒĂŸen der WaldlĂ€uferin auf: Ein Abzeichen, so schwarz wie die verbrannte Rinde Teldrassils. Die violette PrĂ€gung auf silbernem Grund kaum mehr eine Ahnung.
»Lasst mich zu euch sprechen, gefallene Sterne – Ihr seid weder vergessen, noch verloren.« Standhaft in ihrer Haltung, Stolz in ihrer Stimme – und die den Blutmonden langsam annĂ€hernde Gewissheit, dass die WĂ€chterin sich ohnehin hĂ€tte bereits zur Wehr setzen können, wenn es ihr um das Ausmerzen der AbtrĂŒnnigen gehen wĂŒrde.

Ein Glucksen entgeht der dunklen WaldlĂ€uferin, als sie mit ihrem schwarz gefĂ€rbten Daumen ĂŒber die militĂ€rische Marke strich. »Es sei dir eine Audienz gewĂ€hrt.« Stimmen und Laute der Missgunst wurden laut; die roten Monde im Hintergrund regten sich in zurĂŒckhaltender Aufregung.

» solltest du mit dem Leben davonkommen, wenn sich unsere Klingen kreuzen. WĂ€hle deine Waffe, oh tapferes WĂ€chterlein.« Ein Jauchzen geht durch die gestĂŒrzten Sterne, ihr Strahlen schon lange vergangen, als sie sich im schattenverspielten Kreis um beide herum einfanden. Die wuchtigen Klauen der WĂ€chterin legten sich um den Schaft ihres Speeres – ein besticktes Band zum Griff, darunter das gehĂ€rtete Holz des gefallenen Baumes und der Stahl aus gehĂ€rtetem Elunit, das in VollmondnĂ€chten zu leuchten wusste. In dieser Nacht jedoch war es dunkel und schwarz wie die sich krĂŒmmenden Schatten in ihrer NĂ€he.

Als Zeichen des Respekts berĂŒhrte die WĂ€chterin mit zwei Fingern ihre Stirn, dann ihr Herz. »Möge die SchĂ€rfe deines Stahls der deines Geistes gerecht werden, Schwester.« Ein abfĂ€lliges Zischen, bevor die dunkle WaldlĂ€uferin in der ihr zugetanen Dunkelheit verschwand – nicht mehr als einer von vielen Schatten, dessen Klinge sich alsbald enthĂŒllen wĂŒrde.

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HĂ€ppchen
Aurora Revelis
Im Dikicht

"Die Gnade, die mir zuteil wurde, habe ich nicht verdient. Wenn ich in deinen Armen liege, bin ich versucht dir davon zu erzĂ€hlen. Aber ich habe zu große Angst vor deinem Urteil. Mehr noch als vor dem Elunes.
Denn bei dir weiß ich nicht, wie es ausfallen wird."

Die Schale sinkt zu Boden, eine kurze Zeit der Stille folgt, in der sie den Kopf fort neigt und der Blick in die Ferne schweift:

"Also fĂŒttere ich dich mit HĂ€ppchen anstatt mit Mahlzeiten - in der Hoffnung, dass du einfach in meiner NĂ€he bleibst."

Man hört, wie sie die Luft bebend einsaugt und darum ringt, ihre Stimme ruhig und tief zu halten.

„Ich glaube ich weiß jetzt, warum sie mir nie etwas erzĂ€hlt hat.“

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Elunes Feuer
Aurora Revelis
Amirdrassil

"Nein. Das heißt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass du dich jemals ergibst. Das du es jemals nötig hĂ€ttest...


dich ĂŒberhaupt zu ergeben."

"Das hatte ich aber!

~ Zumindest machte sie mich das glauben.
Ich sah kein Licht.
Ich sah auch keine schwarze Rache.
Das einzige was ich je zu sehen bekam war Feuer.


 Oft genug, dass es jetzt in meinem Herzen wohnt 
 "

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Schall & Rauch
Shendori Schattennacht
Dichter Rauch, der sich an ihren Körper und an ihre Lungen schmiegte – in ihrem Kopf, aber auch in der Höhle, die sie mit aufgeschlagenen Augen erfassen konnte. Ein Husten aus heiserer Kehle; der Versuch, sich aufzurichten und das klĂ€gliche Scheitern an stechendem Schmerz, der den Nebel zu lichten vermochte.

Eine Hand fuhr sich an die Stirn, von Pein geplagt. Erinnerungen – nicht mehr als flimmernde Bilder am Rande ihres Bewusstseins, kaum zu erahnen. Dunkle WĂ€lder, aufgehende Blutmonde, flitzende Pfeile. Ein Schmerz, der ihre Schulter durchbohrt. Kaltes Metall, elfisches Holz und ein wispernder Schatten in seinem Innern.

Ihre HandflĂ€che legte sich auf das Zentrum der KĂ€lte – statt klaffendem Wundrand jedoch nur in beißende KrĂ€utermischung eingelegtes, triefendes Moos und Fetzen geknĂŒpften Stoffes. Neben ihr loderten gesĂ€ttigte Flammen, doch die WĂ€rme vermochte sie nicht zu erreichen.

In ihrer NĂ€he wuchsen die Schatten zu beachtlicher GrĂ¶ĂŸe an und ihre Sicht fĂ€rbte sich schwarz wie ungekannte Nacht fĂŒr elfische Augen. Als ein Krampf sie zu schĂŒtteln drohte war es eine pelzbesetzte Pranke, welche sie zurĂŒck in ihre Schranken wies – zurĂŒck auf die Unterlage, bis die Muskulatur sich der vorgegebenen Ruhe ergab.

Federschmuck an seinem Kranz, geschnitzte TraumfĂ€nger um seinen Hals und die feuchte Nase, der Glanz ungebrochen. Spröde Lippen, die Worte formen wollen – doch sie hallen im Geiste ungesprochen mehrfach wieder und lassen sie verstummen. „Ruhe sanft, Kind der Sterne. Das Gift der Finsternis muss weichen, noch bevor es dein letztes Licht nimmt.“ Widerworte, verschluckt von erneutem Sturm aus tiefschwarzen Wellen – gewillt, den Fels in der Brandung mit gewaltiger Wucht vom Antlitz Azeroths zu tilgen.

Der gutturale Gesang des BĂ€renwesens nahm den Stein ein, an dessen bemalter OberflĂ€che die Geister der Ahnen zum Rhythmus zu tanzen, zu jagen, zu leben begannen. Der Geruch von entzĂŒndeten RĂ€ucherbĂŒndeln ließen ihre Lider flattern und noch bevor sie sich der drohenden Ohnmacht ergab, da könnte sie schwören, dass die kirschroten und beerenblauen Malereien an der Wand sich in das unsĂ€gliche Schwarz undurchdringlicher Nacht wandelte.

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SchwÀchen und Wein
Tluth Nachtklaue
Bel'ameth, Amirdrassil
"Frieden macht einen unachtsam und schwach. Und wir wissen ja mittlerweile was ich davon halte."
"Und der Krieg nimmt dir alles was du liebst."
"Das ist so. Deswegen liebe ich recht selten."

Die Flasche war nicht ganz leer und er hatte auch nicht vor diesen Umstand zu Ă€ndern. Aber sie eine Weile durch die Gegend zu tragen und sie somit von der Spenderin fern zu halten, die damit deutlich schlechter umgehen konnte als er, war es Wert sich mit einer Hand gĂ€nzlich einzuschrĂ€nken. Der Deckel war fort und die ersten zehn SchlĂŒcke ebenfalls und zurĂŒck blieb der scharfe Geruch, der einem die Nase von innen verbrannte. Manch einem hĂ€tte vermutlich gereicht, einfach einmal daran zu riechen. FĂŒr den Rausch, fĂŒr das GefĂŒhl. Aber fĂŒr ihn schmeckte an diesem Abend alles bitter. Es gab keinen Rausch, es gab kein Schweben, kein Hoch. Am Ende gab es nur ihn und die angebrochene Flasche und die Nacht, die lediglich durch die verlorenen Seelen in den Wurzeln erleuchtet wurde.

Der Frieden erstickte ihn. Er merkte es, jeden Tag ein StĂŒck mehr und an den Tagen, wo es gar Thema wurde, weil der Großteil eben diesen Frieden mit sich trug wie eine zweite Haut, war es besonders schlimm. Frieden machte ihn hilflos und unfĂ€hig. Es gab keine Schritte, kein Vorankommen, kein Beweisen, kein Überleben. Wie lange war die letzte Narbe her, die seinem Körper einen weiteren Pfad auf die riesige Landkarte zeichnete? Wann hatte er das letzte Mal Angst und das damit einhergehende GefĂŒhl von Mut, wenn man sie ĂŒberwunden hatte? Die Jahre liefen ineinander ĂŒber und er war nicht einmal mehr in der Lage dazu die Erinnerung zurĂŒckzurufen, denn irgendwann hatte er einfach verlernt wo er danach suchen musste.

Dinge erinnerten ihn. Gesichter, Orte. Sie erzeugten ein Flackern im Geist, eine Reminiszenz, einen Zeitrahmen. All das was er eben brauchte, um irgendwas einem gewissen Raum seines Lebens zuzuordnen. Aber ohne all das war alles verschwommen und fern. Das, was er dachte vor achttausend Jahren getan zu haben, hÀtte auch ein anderer getan haben können. Es ist so lange her und nicht alles war mit einer PrÀgung auf seiner Haut verbunden.
Und manchmal, wenn er sich Raum ließ um an all diese Unstimmigkeiten zu denken, fragte er sich oft wer er war, wenn er die Bilder in seinem Kopf so schemenhaft wahrnahm wie eine Luftspiegelung.

Aber das war es eben. Im Krieg hatte man keine Zeit sich selbst vor einen Spiegel zu stellen und zu reflektieren. Im Krieg war man nicht auf die eigenen Fehler konzentriert, sondern auf die der Welt. Und sie machte doch, aus Erfahrung, Tausende.

Ein Schluck aus der Flasche, der letzte des Abends, bevor er sich ruckartig auf dem Pfad herumdrehte und eine komplett andere Richtung ansteuerte. Der Spiegel wurde losgelassen, der die Schatten der Zeit zeigte, und seine FĂŒĂŸe fĂŒhrten ihn in Gefilde, in denen er aufhörte an sich zu denken. Und der Frieden war noch da und keine Wolke am Himmel kĂŒndigte an, dass sich das in naher Zukunft Ă€ndern wĂŒrde. Also hatte er noch genug Zeit fĂŒr einen Blick ins eigene Gesicht.

Ja, wenn er was hatte, dann Zeit.
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Weglose Weiten
Shendori Schattennacht
Feralas
Klink, klonk. Regen, der sich wie fallende Klingen in den Stahl ihrer RĂŒstung bohrte, ohne sichtbaren Schaden zu hinterlassen. Kaum auf der RĂŒstung gelandet, nahmen die Tropfen bereits die Flucht auf – hinab ins Erdreich, schon vor triefender NĂ€sse dunkel gefĂ€rbt. Der Geruch des Regens - erdig und frisch - verlieh selbst dem tiefsten Dschungel seinen eigenen Charme. Nur eines zerschnitt die Ruhe dieses Landes, geformt vor nahezu jeder Zeit; die schrille Stimme eines Kindes.

»Was machst du hier alleine?«
»Wieso schiebst du die Lianen weg, statt sie zu zerschneiden?«
»Warum stecken deine Ohren in dem Helm?«
»Wieso leuchtet es da hinten?«

Stillstand. Kaum kam die WĂ€chterin zum Stehen, fĂŒhlte sie, wie das Elfenkind sich die Nase an ihrem RĂŒcken platt gedrĂŒckt hatte, weil es derart nah gekommen war. »Aua « Sie rieb sich die Nase und stolperte zurĂŒck. »Ganz schön gemein von dir.«, jammert sie dann mit dazugehörigem RotznĂ€schen.

»Du musst zurĂŒckkehren, Kind. Das hier ist kein Ort fĂŒr dich.«
»Wieso?«
»Hier lauern Gefahren, die deine Vorstellungen ĂŒbertreffen.«
»Wieso?«
»Weil- « Stille.
»Genug.«, entstieg es aus tiefster Kehle, die Stimme so schneidend, dass das Kind mit geknickten Ohren zurĂŒckwich. »Geh jetzt.«
»Ich weiß nicht, wohin.«, schluchzte sie dann mit ersticktem Laut.
»Woher bist du denn ĂŒberhaupt gekommen?«

Die WĂ€chterin schlug den klingenbewehrten Umhang zurĂŒck, bevor sie in die Hocke ging – sie wischte dem MĂ€dchen erdige Klumpen von der Kleidung und strich ihr eine nasse StrĂ€hne des dunkelblauen Haares aus dem Gesicht, um es richtig sehen zu können. Der Nebel hatte sie inzwischen in Wolken und Watte gepackt; selbst die dicksten BaumstĂ€mme in der NĂ€he waren nicht mehr als dunkelgraue Schemen vor hellgrauem Hintergrund. Ein Seufzen, gedĂ€mpft vom getragenen Helm. Sie war töricht genug gewesen, zu denken, das Balg wĂŒrde verschwinden, sobald sie das Dickicht betreten wĂŒrde.

»Ich bringe dich zurĂŒck.«
»Wohin?«
»Zur Mondfederfeste.«
»Da gehöre ich nicht hin.«
»Wohin gehörst du denn so- «

Der Ruf einer Eule ließ sie sich in den Stand drĂŒcken und sich umsehen. Ein Pfiff ihrerseits als Antwort, bevor geĂŒbte FlĂŒgel den Wall des wirbelnden Nebels durchschnitten und gewohnte Krallen sich an ihren Unterarm hefteten. Shari’fal gurrte in offensichtlicher Empörung, einen derartigen Aufwand leisten zu mĂŒssen, sie mitten im Nirgendwo aufzutreiben. Die WĂ€chterin ersparte sich einen gleich gearteten Laut, als sie ihr abermals eine Kralle mit gerolltem Brief hinstreckte.

»Dein Befehl war, derartige Briefe in der Feste zu lagern bis zu meiner RĂŒckkehr.«

Die Eule rĂŒckte nĂ€her, die Kralle schabte an ihrer RĂŒstung. Schon anhand der StrichfĂŒhrung der ersten, gerollten Zeile erkannte sie die Verfasserin. Ein Stich ins stĂ€hlerne Herz. Ich brauche deine großmĂŒtterlichen RatschlĂ€ge nicht.

»Geh. Ich habe zu tun.« Mit einem Grollen schĂŒttelte sie sich den gefiederten Boten vom Arm – jener hackte großzĂŒgig mit dem Schnabel auf die getragene RĂŒstung ein, ohne auch nur einen Kratzer zu hinterlassen.
»Schluss. Nimm das Kind gleich mit di- «

Doch da war niemand mehr, als sie sich zur Seite drehte. Die Ohren gespitzt, die Augen auf Wanderschaft – nichts. Nicht einmal versunkene Spuren im Matsch.

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Tiefe Wasser
Aurora Revelis
Im Traum


Erneut die Dunkelheit, die sie umfÀngt.

Sie ist nasskalt, hart und undurchdringlich.

GrĂŒnes Schimmern wirft Schatten an die Höhlenwand. Einer umfĂ€ngt den anderen in liebevoll tröstender Umarmung. Und er andere? Er reißt ihm das Herz heraus. Sie versteht nicht.


Wie von fern, wie durch tiefes Wasser hört sie einen Namen, der fremd klingt:

„Aurora!“

Schweißgebadet wacht sie auf. Da ist keiner, der ihren Namen gerufen hat. Sie tastet im Sand umher. Die Kerze! Als sie sie wie gewohnt magisch entzĂŒnden will, ist da nichts als Flimmern.

Es bleibt dunkel.

Ihr rasender Herzschlag will sich auch mit dem monotonen Wellenrauschen nicht beruhigen.
Schließlich traut sie sich doch hinaus in Mutter Monds unnachgiebigen Blick. Sie sieht hinauf, erinnert sich eines deplatzierten LĂ€chelns. Und wĂŒnschte, sie könnte es vergessen.


Aber die Zeit ist unnachgiebig. Eine Ewigkeit wÀhrt lange.
Und die Vergangenheit lÀsst sich nicht Àndern, nicht wahr?


Sie legt die Arme fröstelnd um den Oberkörper.
Da funkelt etwas auf ihrer Schulter. Sie denkt an Muscheln, ByltanbÀnder, Silberreife, Samen, Federn, Kissen und an Licht.

Sie findet auch ohne die Kerze in ihr Stoffzelt zurĂŒck.
Und mit einem leisen LĂ€cheln in den Schlaf.




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Ein Herz, geschlagen aus Stein
Schleiersang
Amirdrassil
"Dort drĂŒben mĂŒssten sie sei-..." Huch, was war das? Mitten im Satz verlĂ€sst die Luft ihrer Lungen, als ihr der Stand geraubt wird und die Welt sich einmal auf den Kopf stellt. Es folgt ein grĂŒner Wirbel, dem nicht einmal ihre Augen folgen können – smaragdgrĂŒn, tannengrĂŒn, grasgrĂŒn, moosgrĂŒn, seegrĂŒn. Alles auf einmal, immer mal wieder. Ab und an die Ahnung eines leuchtenden GlĂŒhwĂŒrmchens, das ob der rasanten Schlitterpartie der Elfe schnellstens Reißaus nimmt.

Die HĂ€nde wollten keinen Halt finden bei dieser Steigung, sie riss GrĂ€ser und Halme aus, die ihrem Gewicht nicht einmal ansatzweise standhielten. Jede Wurzel, jeder Kiesel, jede Unebenheit nahm sie auf ihrem Weg bergab mit – veranlasste sie zu schmerzhaftem Laut, wo sonst nicht einmal tief im Fleisch versenkter Stahl das zustande brachte.

Es waren zwei glĂŒhende, blaue Kugeln, die ihr da unten am Hang entgegen starrten, als der schelmische Schwindel endlich von dannen zog und ihr wieder den Wald zeigte, statt Farbklecksen aus verschiedenen GrĂŒntönen. FĂŒr jenen Moment sah sie flackerndes Feuer in den nun gefrorenen Augen der Elfe ihr gegenĂŒber – es erfĂŒllte sie mit unvergleichlicher WĂ€rme, selten so nachhaltig wie gerade eben in diesem Moment.

Schon seit Jahrtausenden hatte sie sich nicht mehr dem Umstand erfreut, sich Zweige aus geflochtenem Haar ziehen zu mĂŒssen und sich bröckelnde Erdklumpen vom dunklen Leder zu klopfen. Sogar die Aussicht auf die dunklen Flecken auf der Haut, die Zeuge des kurzzeitigen Schmerzes waren, ließen ihr Herz schneller schlagen.

"Nochmal!", wollte sie rufen. "Was jetzt?" – "Schon vorbei?" – "Wann wieder?" Keine einzige Silbe davon verließ jemals ihre Lippen, als sie sich der Gegenwart gewahr wurde. ErnĂŒchterung ĂŒber diesen wortwörtlichen Ausrutscher; ein Herz, geschlagen aus Stein, zum Stillstand gezwungen.
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Zu viel
Zwei Freundinnen
Amirdrassil

"Nach allem was du erlebt hast, sind GefĂŒhle schwierig geworden.. ", dringt eine sachte Stimme in das gequĂ€lte Bewusstsein. Es klingt fast als wisse sie mehr darĂŒber, als sie sollte.

Ein zischelndes Ausatmen folgt - Aber die Widerworte bleiben wohl doch im Halse stecken. Das KopfschĂŒtteln wirkt erschöpft und die Stimme trĂŒb, als sie ansetzt zu erklĂ€ren: "Es war so einfach
 So einfach
 ", als sie die HĂ€nde wieder wegnimmt, Ă€chzt sie. Sie hĂ€lt sie vor sich als mĂŒsse sie sich ihrer Echtheit versichern.

„Es wird dir nur Schmerz bringen, mir zu vertrauen
 Bitte
 lass mich los.“

„Warum solltest du mir weh tun
?“, fragt die Stimme immer noch ruhig.


Die Antwort lĂ€sst lange auf sich warten. Vielleicht ringt sie darĂŒber mit sich selbst. Vor ihren und vielleicht auch dem Auge der Beobachtetin tippt der Daumen die Finger an. HĂŒbsch nacheinander. Ein eigenmĂ€chtiger Takt. Als wĂŒrde sie unablĂ€ssig die Finger abzĂ€hlen. Eine andere Stimme antwortet dieser Frage in ihrem Kopf, so oft, bis sie all ihre Gedanken ausfĂŒllt und die Erinnerung an eine sehr dunkle Zeit wiederaufleben lĂ€sst.

„Weil
“


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Vergebung
Aurora Revelis
Ein Lager am Strand der Dorneninsel

"Könntest du ihr verzeihen?"

Die Frage geistert wie seit Wochen schon durch den weißgekrönten Kopf, wĂ€hrend die azurblauen Augen das dunkle Dach des herrenlosen, wĂ€chterlichen Zeltes anstarren. Könnte sie? WĂ€re es möglich? Durch Vergebung?

„Hattest
 du schon einmal einen Speer im Bauch?“

„Du solltest MIR gehören.“

„Dann
 musst du sie loswerden.“

Musste sie das? Hatte sie ihr nicht auch eine Menge zu verdanken? War sie nicht immer diejenige gewesen, die Ordnung in das Chaos brachte? Die letztlich ermöglicht hatte, dass sie dieses Leben fĂŒhrte?

„Danke, dass du da bist, Aurora.“ - „Du gehörst hier her.“ - „Von allen Seelen die ich je kennenlernte, bist du die StĂ€rkste.“

„Dann stimmt es, du bist eine Gefahr fĂŒr uns alle.“

Sie seufzt, zieht sich den Schlafsack ĂŒber den Kopf, wie um die Stimmen auszublenden, die durch ihre Erinnerung geistern und ihr den Schlaf rauben, den sie so dringend gebraucht hĂ€tte. Wieviel wĂŒrde sie jetzt fĂŒr ein bisschen von Deianiras Schlafkraut geben.

„Dann verstehe ich, warum du gehen musst.“

„Du bist mutig, trage es mit Stolz - nicht mit Scham.“

~

„
und dem Umstand, dass auch sie mir einen Gefallen tut, in jedem Moment, in dem sie in meiner NĂ€he weilt.“

„Könnte ich sie retten, ich wĂŒrde es immer und immer wieder tun.“

Raunt es dennoch klar und schlußendlich seltsam beruhigend in ihrem Geiste.

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AbgrĂŒnde & AnfĂ€nge

Sie spĂŒrte noch immer die Kluft. Ein Abgrund, Unendlichkeiten die sie trennte. Sie erinnerte sich nicht mehr wie es davor wahr. Wie sich das anfĂŒhlte. Doch irgendetwas war im Gange. Auch das konnte sie spĂŒren.
An diesem schicksalhaften Tage vor langen Jahren, als der Dolch der Naga sie an die Pforten zu Elunes Sternenreich gebracht hatte war etwas geschehen. Die Vision lies sie nicht mehr los. Es war ein furchtbarer Moment gewesen sich in die Augen zu sehen. Zu hoffen auf Rettung, die aufkommende Panik zu spĂŒren als das Leben aus ihr floss und IHR Licht nicht erschien, nur um dann zu verstehen das die Hilfe schon lĂ€ngst da war. Die Erkenntnis floss derzeit in die schier unendlich erscheinende Kluft und begann dort etwas zu fĂŒllen.

„Mutter! Geh nicht!“ schallte es durch die Erinnerungen und brach eine sehr alte Wunde auf. Einige Augenblicke drehte sich in ihr alles im Kreise. Ein Wirbel aus so vielen Erinnerungen an eine Person die ihr fern, aber doch irgendwie so nah gewesen war. Sie fĂŒhlte sich taub ob der Flut an Emotion. Ihre letzten Gedanken galten ihr.

Woher sie die Kraft nahm um an diesem Einsatz teilzunehmen wusste Sie nicht. Viel zu warm war es hier und sie hĂ€tte sich gern das sĂŒndhaft teure RĂŒstzeug wieder vom Leibe gerissen. Ihr Zelt hatte Deianira am Rand des FelsenĂŒberhanges zwischen einigen BĂŒschen aufgeschlagen. Wenigstens ein Hauch von PrivatsphĂ€re. Zusammengekauert lag sie auf ihrer Schlafrolle und starrte in den kleinen Handspiegel. Es war nicht das gleiche. Nicht wie in der Vision.
Sie fĂŒhlte sich dennoch gut. Besser als in all den letzten Jahren. Frei. Sie konnte selbst entscheiden. Ihr SchuldgefĂŒhl hatte sie gekettet und jene wusste nur all zu gut wie sie an der Kette hatte ziehen mĂŒssen um das zu bekommen was sie wollte. Endlich war dies vorbei. Sie spĂŒrte nun nur noch ein Echo des Krampfes in ihr, der immer durch das ziehen an der Kette ausgelöst worden war. Erleichterung. Ihre Gedanken galten nun ihrer Freundin. Sie war ebenfalls hier und sie fĂŒhlte sich nicht mehr allein. WĂŒrde sie ihr helfen können? Sie hatte sie freigelassen. Sie verdiente ein eigenes Leben voll der Dinge die sie glĂŒcklich machten, nach all dem was geschehen war. Sie erinnerte sich an die Hand die ihre gehalten hatte und schloss die Augen. Nur Sekunden spĂ€ter rutschte der Handspiegel aus den HĂ€nden der schlafenden Alchimistin


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Ein Licht, fĂŒr immer erloschen
Shendori Schattennacht
Insel von Dorn
Sie hörte das Rauschen der brandenden Wellen, von schaumiger Gischt ĂŒbersehen, schon lange nicht mehr. Auch das Wispern des rauen Windes dieser ungezĂ€hmten KĂŒste war nur ein nebensĂ€chliches GerĂ€usch in ihrer Wahrnehmung.

» und was macht es mit dir?« Die Sorge in ihrer Stimme war es, welche ihr Herz schwer wiegen ließ. Ihre stĂ€hlernen Klauen zogen sich abrupt zusammen, bevor sie sich allmĂ€hlich wieder in ruhende Position begeben.

» bevor es an der TĂŒr klopft, hm?« Ob sie es wohl zugeben wĂŒrde, wenn es zu spĂ€t war? Die Frage bleibt unbeantwortet, vom dunklen Sand des Strandes verschluckt. Ein Gegenstand wechselt den Besitzer im schummrigen Schein des Mondes, unter den wachsamen Augen ihrer Göttin – eine SphĂ€re, dessen Licht so hell scheint wie das der Mutter im Mond selbst.

»Was wird geschehen?« Zögern. Sie hat die Wahrheit verdient – die reine, aufrichtige Wahrheit. Ob sie sich dazu bringen kann? Es wird erstmals seit Langem still in ihr. So still, dass sie ihrer eigenen Atmung lauschen konnte, von unregelmĂ€ĂŸigen Unterbrechungen geprĂ€gt.

»Da wirst du dir aber etwas ĂŒberlegen mĂŒssen, um mich gut zu entlohnen.« Ein zucken des Mundwinkels in selten gesehener, belustigter Ahnung; nicht etwa, weil sie keine EinfĂ€lle dazu hervorbringen könnte. Sondern allein ob des Umstandes, dass sie diesmal – vielleicht sogar aus Absicht? – nicht mal so weit gedacht hat.

Es gelang ihr nur mit MĂŒhe und Not, etwas auf die Schnelle zu finden. Die ZahnrĂ€der im Kopf, sie ratterten unerlĂ€sslich - so darf es weder zu gewöhnlich, noch zu außergewöhnlich sein. »Winterquell.«, heiserte sie letztendlich, »Lass uns nach Winterquell gehen.«

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Der ewige Kreislauf und die Suche nach dem Ende
Tluth Nachtklaue
Insel von Dorn
Zwei Schritte, vielleicht drei, dann kam der Regen. Vier Schritte, vielleicht fĂŒnf, dann klĂ€rte sich der Himmel wieder auf und die Sterne wurden zur Sonne der Nacht. Das Haar war noch nicht richtig trocken, dann folgte der nĂ€chste Schauer. Ein Trauerspiel, dieses Wetter, welchem er sich stetig aussetzte ohne nur einmal daran zu denken sich eine ĂŒberdachte Bleibe zu wĂ€hlen. Es war gut nass zu werden, es war gut zu trocknen. Und auch die KĂ€lte, die sich ins Mark fraß, war etwas, was er mit offenen Armen empfing. Doch irgendwas neues hing in der Luft, ein bitterer Beigeschmack den er nicht kannte. Er war sich nicht sicher ob es daran lag, dass er vorher einfach nicht richtig gekostet hatte oder ob es einer Neuheit verschuldet war, die er nicht kommen sah. Etwas war anders.

Er stand in der altbekannten Gruppe, mit den gleichen Gesichtern, aber irgendwas war anders. Vielleicht sah er nun genauer hin oder vielleicht war er vorher auch einfach blind.

"Die Leere also."

Die Leere also. Drei Worte die dafĂŒr sorgten, dass sich sein Innerstes zusammenzog und sich ein Schmerz ĂŒber seinen RĂŒcken ausbreitete, den er kaum bewĂ€ltigen konnte. Es ließ ihn fĂŒr den Moment sogar krampfen, drei Schritte, oder zehn, abseits tun, um dort auf die Knie zu gehen. Das Atmen fiel ihm schwer und die SchwĂ€che kotzte ihn an. Und dabei war da gar nichts, er verfluchte alles und sich selbst, denn da war einfach gar nichts. Es war ganz einfach in einem Wort, so einfach:
Phantomschmerz.

"Wer wacht ĂŒber dich?"

Niemand. Er war ein WĂ€chterdruide. Das war das Einzige was er noch fest greifen konnte, etwas was er festnageln konnte und mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Er war ein WĂ€chter, er wachte, ĂŒber alles und nichts und niemand ĂŒber ihn. Niemand. Das war etwas, was er sich einreden musste, denn sonst hatte er bereits alles seiner Persönlichkeit aufs Spiel gesetzt. Verwettet und verschachert.

Also drĂŒckte er sich wieder in die Höhe, spuckte einmal zur Seite aus und schob die HĂ€nde in seine Hosentaschen. Ein tieferer Atemzug und vielleicht noch einer mehr, bevor er sich in Bewegung setzt, in die Richtung des Lagers, wo ein dĂŒnnes Feuer brannte und die Anwesenheit der Anderen verkĂŒndete.
Wieder ein Krieg, wieder mit ihnen und das alles mit weniger Distanz und einem schlagenden Herz. Fluch und Segen zugleich und doch erlaubte er sich Zweiteres nicht. Aber er war bereit, fĂŒr sie und das was kam.

Die Leere also.
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Eine unumstĂ¶ĂŸliche Wahrheit
Ayreath Klingenstolz
Insel von Dorn
“Eine unumstĂ¶ĂŸliche Wahrheit.” wisperte die Priesterin, wĂ€hrend sie den vom Wasser glatt polierten, nahezu perfekt runden Stein in die Mitte der Runen legte. Runen, die sie mit einem einfachen Ast in den Boden gezeichnet hatte, angeordnet in einem Kreis. “In mondpriesterlichem Körper hat die Leere wenig zu lachen.” wiederholte sie die Worte, die einst gesprochen worden waren. “Das werden wir sehen, meine Freundin.” Ayreath erlaubte sich ein kurzes Zucken des Mundwinkels, wĂ€hrend sie einen schillernden, leicht blĂ€ulichen Staub in die Rillen der gezeichneten Runen rieseln ließ, dicht gefolgt von einer Mischung aus getrockneten KrĂ€utern. Vom Lager selbst hielt sie nur wenig Abstand, aber genug, um zu der Ruhe zu finden, die sie fĂŒrs Kommende benötigte. Den Rest erledigte die WĂ€chterin, die sich wie ein Schatten um den gefertigten Ritualplatz legte. Bereit, jegliche Störung auf Abstand zu halten.

Der Mond erhellte den auserwĂ€hlten Platz in voller GĂ€nze und es war Zeit, sich vollends der Sache hinzugeben. Nackt und ausschließlich mit je einer Armschiene an den Unterarmen wagte sich die Priesterin in die Mitte des Ritualkreises, hockte sich dort auf Knien auf die Erde und richtete den zuvor platzierten Stein noch ein wenig aus.
“Eine unumstĂ¶ĂŸliche Wahrheit.” murmelte sie erneut. Es war nur ein Blick, den sie der WĂ€chterin zuwarf und jene sorgte mit nur einer einzigen Handbewegung dafĂŒr, das die KrĂ€uter entzĂŒndet wurden. Die aufkeimende Flamme zĂŒngelte die Runen wie eine ZĂŒndschnur entlang und binnen weniger LidschlĂ€ge war die Priesterin in einem Dunst aus Qualm und Rauch verschwunden.

Dunkelheit umfing sie und Ayreath fand sich sitzend auf einem endlosen Meer aus pechschwarzem Wasser wieder. Sie fĂŒhlte keine Erde, sie sah keine Runen. Die einzige Quelle des Lichtes, welches sich nur wie der Schein einer Kerze erstrecken konnte, war sie selbst. WĂ€re jenes nicht gewesen, so hĂ€tte sie schwören können, die Lider schlicht geschlossen zu haben. Nichts war in der Dunkelheit zu erspĂ€hen. Keine Umrisse, keine Silhouetten, nicht einmal eine Ahnung, was außerhalb ihres Scheins sein könnte. Nur die Priesterin, das Wasser unter ihr und
 der Stein. Der perfekte, glatt polierte Stein, den sie in der RealitĂ€t platziert hatte. Sie hob ihn auf, drehte und wendete ihn zwischen Daumen und Zeigefinger, verschloss ihn fest in der Faust und lief los.

Und sie lief und lief. Sie wusste nicht wie lange, die Zeit hatte in dieser SphĂ€re des Bewusstseins keine Bedeutung. Mit jedem Schritt breiteten sich kleine Wellen von ihren FĂŒĂŸen aus, doch ein GerĂ€usch gab es nicht. Die Dunkelheit zerrte an ihrem Verstand; bewegte sie sich ĂŒberhaupt vorwĂ€rts? In welche Richtung geht sie? Geht sie im Kreis? Es gab keine Anhaltspunkte, an denen sie sich hĂ€tte orientieren können. So endlos lang durch das Nichts, bis sich ein violettes Licht in der fernen Dunkelheit zeigte. Die Priesterin hielt inne, tĂ€tigte mehrere, tiefe AtemzĂŒge; und dann rannte sie, so schnell ihre FĂŒĂŸe sie tragen konnten. Sie kam nĂ€her und das violette Licht war eines, welches eine einzelne Tentakel umgab, so wie ihr eigenes. Jene Tentakel wurde kleiner, je nĂ€her Ayreath kam. Immer weiter zog sie sich in das Wasser zurĂŒck, doch kurz bevor sie gĂ€nzlich verschwand, es ragte nur noch ein klĂ€glicher Zipfel heraus, da wurde sie von der Hand umgriffen und dem pechschwarzen Wasser entrissen.
Die Welt blieb stehen und Ayreath sah sich und ihre eigenen Bewegungen wie in Zeitlupe ablaufen. Ihre Hand, wie sie noch knapp ĂŒber dem Wasser hing und die Tentakel entrissen in der Hand hielt. Wie sie sie langsam zu sich zog, als wĂ€re sie in einem Zeitfenster gefangen. Und dann dieser Ruck, der ihren Körper durchfuhr, als wĂŒrde eine riesige Hand nach ihr greifen, sie umklammern und sie hinfort zerren.

Der Rauch verschwand; Stunden waren vergangen und obwohl die KrĂ€uter lĂ€ngst erkaltet waren, hatte er bis zum Ende dieses Medtitationsrituals durchgehalten. Die in die Erde gezeichneten Runen leuchteten hell und silbern, genauso wie die zahlreichen mondfarbenen TĂ€towierungen auf der dunklen Haut der Priesterin. Beides verlor seine mystische Leuchtkraft erst, als jene keuchend erwachte. Sie saß unverĂ€ndert auf den Knien, nackt und mit nur zwei Armschienen bekleidet. Doch der Stein, der war nicht mehr auf dem Boden vor ihr. So, wie sie ihn in anderer SphĂ€re in die Hand genommen hatte, so ruhte er auch jetzt dort. Sie hob die Hand, öffnete die Faust und entblĂ¶ĂŸte nunmehr einen Stein, in dessen glatte OberflĂ€che sich ein Zeichen eingebrannt hatte. Eines, welches durchaus bereits Bekanntheit erlangt haben sollte.

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Tief und Schwarz wie der Ozean
Aurora Revelis
Irgendwo im Meer?

Das Wasser spritzt meterhoch auf, als sie den Kopfsprung hinein wagt. Die See ist kalt und umfĂ€ngt sie sprudelnd und drĂŒckend. Luftblasen steigen aus ihrer Nase auf. Aber ihr Ziel liegt tief unten. Der Rest muss gut eingeteilt in ihrer Lunge verbleiben.

“Meine Lunge?“
“Du weißt schon, das Ding in deiner Brust, das wie ein Blasebalg funktioniert und Luft in deinen Körper pumpt.“

LĂ€ngst ist das Licht von der OberflĂ€che nur noch ein schwacher Hauch. Ruhige SchwimmzĂŒge tragen sie bis an den Grund des Meeres. Eine geöffnete Muschel fĂ€llt ihr ins Auge. Etwas leuchtet darin. Hell und klar wie der Mond. Der Anblick wĂ€rmt ihr Herz und vertreibt die KĂ€lte in ihren Gliedern. Und weckt eine unstillbare Sehnsucht.
Sie streckt die langen, blassen Finger danach aus und umgreift die Perle.

„Du hast mir beigebracht, was Freiheit ist.“

Es ist ein GefĂŒhl der Freude, der Gewissheit. Von
 Friede. Beinahe vergisst sie, dass ihre Zeit hier begrenzt ist. Die Perle leuchtet aus ihrer Faust hervor, wĂ€hrend die schwindende Atemluft sie nach oben treibt. Der Aufstieg ist mĂŒhsam. Sie erkennt bereits die glitzernde OberflĂ€che die im Licht des Mondes wogt.

“Du bist hier genau richtig.“

Sie schließt die Augen, um das WohlgefĂŒhl des Durchbruchs genau zu spĂŒren.
Doch er kommt nicht. Sie schlÀgt die Lider wieder auf.

Etwas dunkles schiebt sich ĂŒber den Mond am Himmel.
Es sieht aus, als wĂŒrde tintenschwarzes Blut von dem vollen Rund ins Meer fließen.
Verzweifelt versucht sie hinauf zu gelangen.

Aber die OberflÀche ist hart wie Eis.

Als ihr der Odem schließlich nach langem Kampf erstirbt, sinkt die Perle aus ihrer Hand zurĂŒck gen Meeresgrund. Genau so schwarz und tief wie der Ozean.

„Nur kurz.“

Nach Luft japsend schnellt sie aus den Decken hoch. Wischt sich Schweiß und TrĂ€nen aus dem Gesicht und atmet. Atmet so gut sie kann.



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Eine Melodie, verloren in der Zeit
Schleiersang
Dornogal, Khaz Algar
Hoch oben auf den DĂ€chern Dornogals, da balancierte ein Langohr auf den steinernen Zinnen und ließ die flinken Finger ĂŒber die Löcher der holzgeschnitzten Flöte gleiten, der sie feierliche Töne entlockte. Ihre einzigen Zuhörer waren die Vögel, die hier in der NĂ€he in den Kalksteinen nisteten: Aber auch nur, weil sie ihre Erinnerung nicht trĂŒbte, dass sie schon einmal von ihr den ein oder anderen Brotkrumen abbekommen haben.

Heute jedoch, da gehörte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit der eigenen Melodie. Einer, die bereits Zeuge eines gefallenen Imperiums war: Wo die wallenden Banner mit den NĂ€hten des Lichts der Lichter geziert war, aus jeder Quelle perlend sĂŒĂŸer Wein entstieg und dem Leichtsinn gefrönt wurde, den die Kinder der Sterne zwischen TĂŒr, Angel und versenkten Brunnen verloren haben. In ihren Ohren, da hallte das Echo vergangener Jahrtausende - das von aufbrausenden Fanfaren, ausgerollten Teppichen und getragenen SĂ€nften.

Im Hier und Jetzt jedoch musste sie sich damit begnĂŒgen, inmitten einer Stadt aus Steinen das einzige, lebendige Lichtlein zu sein. Sie war dort, wohin der Wind sie wehte - so frei wie auf den Schwingen Avianas, ohne ĂŒberhaupt ihrer Gunst habhaft zu sein. „Wohin nur - oh Herrscherin der LĂŒfte! - wohin nur mit mir?“, fragte sie unverblĂŒmt den wolkenlosen Himmel, das melodische Spiel einzig fĂŒr das flehende ausbreiten der Arme unterbrochen.

Lange musste sie sich nicht auf die Lauer legen, als sich unter der bewachten Pforte dieser monumentalen Stadt nicht nur einer, aber mehrere Volksgenossen mit weißen Schöpfen auftaten. „Na, wer sagt’s denn - die schlohweißen Schlawiner sind zurĂŒck.“ Ein spitzbĂŒbisches LĂ€cheln schlich sich auf ihre dunklen Lippen.

Mit erfreutem Glucksen sprang sie von der Mauer ab - die abrupte Bewegung erntete empörte FlĂŒgelschlĂ€ge der flatterhaften Zuschauerschaft. „Stechen ein Mondlicht, ein Wurzelliebhaber und ein GrĂŒnschnabel in die See-
“ Sie kommt gar nicht dazu, den schlechten Scherz abzuschließen - nicht etwa, weil die Vögel Reißaus genommen haben und sie alleine war, sondern weil
 „
die AufzĂ€hlung nicht vollstĂ€ndig ist.“, rĂ€tselt sie dann, das MundstĂŒck der Flöte nachdenklich an das Kinn fĂŒhrend.

Als die letzte Elfe jedoch in der Stadt eintrudelte, da war sie lÀngst fort - vom Winde verweht.

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Auf dem Boden der Tatsachen
Aurora Revelis
Auf Kneipentour in Sturmwind

Brummelnd schwenkt die blasse Elfe ihren Whiskey im Glas. Der Azurblick schweift nach links. Ein betrunkenes Menschenkind will den Arm um eine Halbelfe legen - Und bekommt eine schallende Ohrfeige zur Abfuhr. Der Blick schweift nach rechts. Ein einÀugiger Worgen pult sich etwas zwischen den FangzÀhnen hervor und schnippst es auf den Tresen. Sie muss unweigerlich an die Geschichte des Pandaren denken, der sich auf die Katze gesetzt hat.
Seufzend versenkt die Elfe den Blick wieder im Glas. Obwohl sie kaum mehr eine Nacht ohne Alkohol verbringt könnte sie sich ernĂŒchterter nicht fĂŒhlen. Kein Trunk wird das Loch fĂŒllen, das sich in ihr aufgetan hat. Sie schließt die Augen und drĂŒckt das kĂŒhle Glas an ihre Stirn.

Und da ist der Drache, auf dem Höhepunkt seines neuen Fluges. Tanzend im großen Amphitheater. Den SĂ€blerfelsen hinunter in rasanter Fahrt. Fliegend ĂŒber den geforeren See. Auf den Klippen ĂŒber den DĂ€chern Suramars. Sein rasendes Herz erfĂŒllt von heller Flamme.

Wo ist das Herzrasen jetzt hin? - Erneut schlÀgt die Elfe die Augen auf. Der Wirt beobachtet sie argwöhnisch wie sie die Finger unter dem Kerzenlicht verschrÀnkt und bewirkt, dass aus deren Schatten mit viel Fantasie ein flatternder Drachen auf dem Tresen entsteht. Als könnte sie so herbeirufen, was ihr fehlt.

Irgendwann aber landet auch der Schatten dieses Drachen auf dem Boden der Tatsachen.

Und die Elfe bestellt noch ein Glas.



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WofĂŒr?
Keilyn Eichenmond
Lorlathil – Das Haus der Waffen
Der Wind in Val’sharah roch anders. Feuchter. WĂ€rmer. Als atmete der Wald selbst durch die Mauern hindurch. Keilyn spĂŒrte den Atem der alten BĂ€ume in den Steinfliesen unter ihren FĂŒĂŸen, wĂ€hrend sie schweigend im Haus der Waffen stand – zwischen Speeren, Gleven, Bögen und Dolchen, die alle auf ihren nĂ€chsten Einsatz warteten.

Sie hatte sich einen schmalen Arbeitstisch ausgesucht, nah am Fenster.
Draußen rieselten goldene BlĂ€tter aus der Baumkrone ĂŒber das Moos.
Drinnen ritzte eine scharfe Pfeilspitze mit krĂ€chzendem Widerstand ĂŒber den Schleifstein.

Kampfbereit. Verteidigungsbereit. Tötungsbereit.

Mit geĂŒbter Hand drehte Keilyn die Pfeile nach. Einer nach dem anderen.
Die Bewegung war meditativ. Automatisch.
Aber die Gedanken –
die waren alles andere.

„WofĂŒr
“, flĂŒsterte sie kaum hörbar, als die Klinge eines Dolches unter ihrer Fingerkuppe vibrierte.

Nicht gegen.
Nicht aus Pflicht.
Nicht aus Zorn.

„
WofĂŒr
“

Sie erinnerte sich an Ayreaths Blick –
warm und durchdringend zugleich.
An die Worte, die tiefer reichten als der weiseste Ratschlag.

Sie hat mich nie als SchĂŒlerin gesehen.

Ein SchĂŒtzling.
Nicht ein Zahnrad in einem militÀrischen Uhrwerk.
Nicht nur eine KĂ€mpferin unter vielen.
Sondern jemand, den man bewahrt.

Und nun?

Jetzt war sie es,
die bewahren wollte.

Orphelions Stimme klang ihr in den Gedanken nach. Nicht konkret. Nur wie ein leiser Nachklang.
Ein Nachklang von Frieden,
von Weichheit.
Von einem Dasein, das nicht auf Klingen ruhte,
aber mit ihnen zu beschĂŒtzen wusste.

Der Dolch ruhte nun in ihrer offenen HandflÀche.
Kein Gewicht. Kein Befehl.
Nur eine Entscheidung.

„Ich will
“, dachte sie.

Ich will,
dass niemand zwischen den Wurzeln unserer heiligen BĂ€ume stirbt.
Dass kein Fuchs, kein Druide, kein Kind mehr verloren geht.
Dass niemand allein stehen muss,
wenn die Dunkelheit fÀllt.

Ihre Hand umschloss die Waffe. Nicht krampfhaft. Nicht fanatisch.
Nur klar.

Die Zweifel, die eben noch durch ihre Gedanken wie Nebel krochen,
zogen sich zurĂŒck.
Wie Schatten bei aufgehender Mondsichel.

Keilyn hob den Kopf.

Sie war keine Schildwache mehr.
Aber sie war gewachsen.
Mit jeder Meditation.
Mit jeder stillen Frage,
die sie nicht verdrÀngte.

Und die Antwort?

Verteidigerin. ZirkelmilitÀr.

Nicht im Namen der Klinge.
Sondern im Namen der Wurzel. Der Lichtung.
Der, die sie beschĂŒtzt hatte –
und der, mit der sie Zukunft teilte.

Ihr Blick fiel auf einen Korb mit reparierten GĂŒrtelschnallen.
Ein silbernes Ornament war daran befestigt –
in Form einer stilisierten Rabenfeder.

Bel’ameth.
Sylraneth.
Der nÀchste Schritt.

Sie legte den Dolch sorgfÀltig beiseite.
Schob den Pfeilköcher ĂŒber die Schulter.
Ihre Bewegungen hatten jetzt Richtung.
Nicht nur aus Gewohnheit, sondern aus innerer Notwendigkeit.

„Ich beschĂŒtze.“, flĂŒsterte sie.

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Willkommen
Keilyn Eichenmond
Hain des Cenarius - Val‘sharah
Sie ist also gegangen.

Nicht weit. Und nicht fĂŒr lange. Doch ihre Abwesenheit öffnet einen Raum – einen, den Keilyn selten zulĂ€sst. Es ist der Moment nach dem Tun. Nach den klaren Worten, nach dem Mut. Und es ist ein Moment der Zweifel.
Es sollte etwas Persönliches sein. Von ihr geschnitzt, von Elune gesegnet. Aber

War das genug?
War sie genug?

Die Antwort liegt vor ihr. Eingepflanzt in einer Kuhle, wo nun ein zarter Lichtschein durch das Dickicht fĂ€llt. Die Eichel. Ihre Holzeichel. Der kleine Samen ihrer Entscheidung. Ihrer Hoffnung. Ihrer Geschichte. Und als sie dieses leise, natĂŒrliche Pulsieren spĂŒrt, das von dem Boden aufsteigt, als wĂ€re der Hain dankbar – da kehrt etwas in sie zurĂŒck, das sie fast verloren glaubte: Vertrauen.
Nicht nur in andere.
In sich.
Sie atmet tief durch. Der Duft feuchter Erde, der Geruch von BlĂ€ttern, Harz und altem Moos fĂŒllt ihre Lunge. Der Hain beruhigt. Er trĂ€gt. Und sie fĂŒhlt sich in die Zeit im Traum zurĂŒckversetzt. Doch

„Du gehörst hierher.“

Es ist kein Laut, kein Wort. Nur ein GefĂŒhl. So spricht der Hain. Und dennoch klingt es stĂ€rker als jeder Befehl, den sie je erhalten hat. Sie, die nie einen anderen Weg kannte, als den der Schildwache. Die ihn ganz zum Ende verfolgte, nur ihm dann den RĂŒcken zu kehren.

Eine Wurzel, die endlich Halt gefunden hat.

Sie setzt sich, die HĂ€nde auf den Oberschenkeln, das Gesicht leicht dem Himmel zugewandt, wo das dĂ€mmernde Violett der Nacht majestĂ€tisch hereinbricht und von die Schönheit und GĂŒte von Elune verkĂŒndet
 Der Hain schmiegt sich um sie, als hĂ€tte er gewartet. Und vielleicht hat er das.
Ein leises LĂ€cheln schleicht sich auf ihre Lippen. Sie denkt an Ayreath. An Orphelion. An Emelyn. An Sylraneth.
Und an das, was vor ihr liegt.
Val’sharah.
Der Zirkel.
Der neue Pfad.

Keilyn senkt den Blick. Die Eichel ruht noch immer dort, eingebettet in das grĂŒnliche Leuchten der Wurzeln, fast als wĂŒrde sie bereits bewacht. Nein – als wĂ€re sie angenommen worden.

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