Bitte mich nicht falsch verstehen. Ein großer Teil meiner wertenden Aussagen sind emotional geprägt! Das gilt insbesondere für das „Bannen“, zuletzt übertragen auf etwas, das der Anbieter unternehmen sollte, war aber natürlich so gemeint, dass für praktische Konsequenzen die Bedingungen im Spiel so angepasst würden, dass bestimmte Spielweisen nicht mehr möglich sind.
Dafür würde es mögliche Ansätze geben. Mir fiel als vage Erinnerung ein RPG-Spiel, weiß nur nicht mehr, welches; dort gab es ein feature, dass die Charaktere im Spiel mit der Zeit „müde“ wurden. Ihre Fähigkeiten wie ihre Konstitution sank, wenn du einfach weitermachtest. Sie brauchten Ruhezeiten. Ingame war das, glaub ich, durch ein Lagerfeuer oder Gaststätte gelöst, wo die Figuren rasten mussten, allerdings lief das beschleunigt ab. Doch angesichts manch moderner Auswüchse im Spielverhalten - wäre allgemein es nicht wünschenswert, wenn Ähnliches in jedem Spiel integriert wäre? Wenn also jemand am Monitor nur acht oder zwölf Stunden am Stück spielen könnte, weil dann sein Avatar im Spiel erschöpft wäre und mindestens acht Stunden Ruhepause verlangte?
Absurd? Nicht wirklich. Tatsächlich wäre da fast zuerst WoW anzuführen. Da gab es zum Beispiel die Beinahe-Notwendigkeit, alle zwei Level eine Hauptstadt aufzusuchen, um bei einem Klassenlehrer etwas Neues zu lernen. Da gab es umgekehrt auch den anwachsenden Ruhebonus in Gasthäusern. Und diese „Idee“ wurde sowohl damals, als auch bis heute im Prinzip unterstützt, weil es Phasen gibt. Man denke auch und gerade an Blizzards Begründung, warum MC / Ony als Phase 1 nicht sofort in Classic fresh zur Verfügung stehen sollte.
Auch meinen Begriff „Regeln“ nicht falsch deuten! Es gibt niedergeschriebene Regeln. Aber es gibt auch unausgesprochene, die gelten sollen. Dafür führte ich Beispiele an, wo Blizzard selbst dies anwendete zum Missvergnügen der davon betroffenen Spieler. Auch heute sieht man manches Verhalten, das durch Regeln auf der Verpackung nicht betroffen ist, als schädlich für das Spiel an und erlaubt Spielern, dieses zu melden. Vanilla WoW hatte zu den unausgesprochenen neben den gemeinten Regeln auch noch faktische, etwas dass es um Erkunden und Erschließen gehen soll. Denn das war es, was die Spieler 2005+ so toll fanden. Das war es, was WoW damals auf den Thron der MMOGs hievte. Wie wären die Spielerzahlen damals wohl verlaufen, wenn schon damals die modernen Spielweisen möglich gewesen wäre?
Das Kernproblem entsteht aus dem Widersatz, ob Classic ein Wiederangebot der Spielinhalte oder der versuchte Aufbau des alten Spiel-Gefühls sein soll. Für MICH ist die Antwort naheliegend, denn die Spielinhalte sind an sich auch in Retail noch verfügbar, spätestens seit all den Zeitreise-Gimmicks, während umgekehrt das alte Spielgefühl nicht nur in Retail fehlt, sondern so auch von vielen beklagt wird, die Retail irgend wann verließen. Das gesamte Classic-Angebot seit 2019 funktioniert nur durch die Hoffnung vieler Spieler, hier das Alte wiederfinden zu können.
Deswegen finde ich den Ansatz Blizzards (das ja ohnehin lange den Wunsch der Spieler falsch beurteilte) falsch und die jetzige Reaktion mangelhaft. Seitens eines Unternehmens sollte man alles versuchen, die Wünsche seiner Kunden zu befriedigen, auch der potenziellen. Wir haben mit Retail das eine schon und mit SoD sogar den monströsen Auswuchs davon auch für Classic-Inhalte. Was wir nicht haben, das ist das Alte, das so viele Spieler sich wünschen (die übrigens weniger in Foren vertreten sind und oftmals hier gar nicht schreiben können, weil sie wegen des fehlenden Angebots für ihre Interessen kein Abo haben oder nicht mehr). Man sollte seitens Blizzard eigentlich über eine Version von Classic nachdenken, in der das Alte unterlaufende, schädliche Spielverhalten moderner Form quasi faktisch „gebannt“ wird. Und ich verstehe nicht, wieso Blizzard das nicht tut. Aber, wie gesagt, dort glaubte man ja lange besser zu wissen, was Spieler sich wünschen.