[N-RP] Leerenkult

Nach einer ermüdenden Reise durch die unerbittliche Wüste Desolaces, deren Sandkörner wie winzige, feurige Nadeln in der sengenden Sonne glühten, erreichten Mia’ze und ihr treuer Raptor, dessen Schuppenpanzer unter der Last der Vorräte ächzte, ein Lager, das so unscheinbar war, dass es leicht von den zermürbenden Winden der Ödnis verschluckt werden könnte. Das Zentrum des Lagers bildete ein Tipi, dessen Durchmesser kaum die Länge eines ausgewachsenen Drachen erreichte. Seine Wände, aus dem Leder längst vergessener Kreaturen gefertigt, zeugten von einer Robustheit, die selbst den härtesten Stürmen trotzen konnte.

Mia’ze selbst, deren Haut von einer Kruste aus Schweiß und Sandstaub überzogen war, trug die Spuren der Wüste wie eine zweite Haut. Nur vereinzelte, saubere Flecken auf ihrem Gesicht verrieten, dass sie sich gelegentlich mit den wenigen kostbaren Tropfen Wasser, die sie sich leisten konnte, Erleichterung verschafft hatte. Ihr Raptor, ein majestätisches Wesen in traditioneller Panzerung, die in den Farben Braun, Gelb und Weiß erstrahlte, schien die Strapazen der Reise mit einer stoischen Ruhe überstanden zu haben, die seiner Art eigen ist.

Mit einer sanften Geste ihrer rechten Hand signalisierte Mia’ze ihrem Raptor, innezuhalten. Sie selbst schritt mit entschlossenen Schritten auf das Tipi zu, schob den schweren Ledervorhang, der mit den mystischen Runen ihres Volkes verziert war, beiseite und trat in das Innere der Behausung. Der Boden war mit Leder ausgelegt, in dessen Mitte eine Feuerstelle ruhte, umsäumt von frischem Holz, das nur darauf wartete, entfacht zu werden. Um die Feuerstelle herum waren Felle ausgebreitet, die eine einladende Atmosphäre schufen und zum Verweilen am wärmenden Feuer einluden. An der linken Seite, nahe dem Eingang, stand ein kleiner Tisch, auf dem eine Sammlung alchimistischer Gerätschaften drapiert war, während an der Wand dahinter Kräuterbeutel und -bündel in einer sorgfältigen Ordnung aufgereiht waren. Zur rechten Seite des Eingangs befanden sich Regale, die eine Vielzahl von Utensilien beherbergten – von Waffen über Totems bis hin zu Holzschalen und anderen Artefakten. Im hintersten Teil des Tipis, gegenüber dem Eingang, lag das prächtige Fell eines Bären ausgebreitet, auf dem ein drahtiger Troll mit blauen Haaren und milchig trüben Augen hockte, sein Körper und Gesicht gezeichnet von den heiligen Symbolen Bwonsamdis.

Ein zartes Lächeln umspielte Mia’zes Lippen, als sie auf den Troll zuging und sich vor ihm aufbaute. Mit einem respektvollen Neigen ihres Hauptes begrüßte sie ihn: „Taz’Dingo Zaku’ra!“ Der Troll erhob langsam seinen Kopf, richtete seinen Oberkörper auf, ohne seine hockende Position zu verlassen, und war so fast auf Augenhöhe mit Mia’ze. „Zaku’ra’aka, du hast eine lange Reise hinter dir. Es ist gut zu sehen, dass du wohlbehalten bist“, erwiderte der Troll mit einer Stimme, die so tief und ruhig war wie die Erde selbst, und nickte ihr zu, sich neben ihn zu setzen.

Der Troll wartete geduldig, bis Mia’ze Platz genommen hatte, bevor er fortfuhr: „Was bedrückt dein Herz, Kind des Dschungels?“ Auf seine Worte hin begann Mia’ze zu erzählen, ihre Worte flossen in der melodischen Sprache Zandali: „Als wir zuletzt über jene Visionen sprachen, rietest du mir, mich in Schattenflucht und beim Hain umzuhören. Leider konnte ich keine neuen Erkenntnisse über die Visionen gewinnen, doch ein befreundeter Schamane könnte mir möglicherweise weiterhelfen. Die Wachen aus Schattenflucht berichteten auch von einer Gruppe Sonderlinge, die in Desolace umherstreifen. Als Gegenleistung für ihre Informationen und die Vermittlung eines Treffens mit dem Schamanen habe ich zugestimmt, Vorräte von Furiens Posten zu holen, im Austausch gegen Fisch aus Schattenflucht. Und als hätte Bwonsamdi selbst die Fäden gezogen, traf ich genau vor Furiens Posten auf diese Gruppe von Sonderlingen…“

Mia’ze hielt inne, gab dem Troll Raum für mögliche Fragen. Doch als er nur sanft nickte, fuhr sie fort: „Ein Drachkin, ein Taure, zwei Menschen und Verlassene. Einer der Verlassenen schien ihr Anführer zu sein, ein weiterer war ein Ritter aus dem Norden. Der Anführer der Untoten hielt eine Ansprache und enthüllte, dass sie Teil eines Kultes sind – eines Kultes, der die Wahrheit der Leere verbreiten will…“ Mia’ze machte eine kurze Pause, doch als keine Einwände oder Fragen kamen, sprach sie weiter: „Ich habe mit dem Tauren vereinbart, dass ich versuchen soll, Felle gegen Stahl zu tauschen – in Schattenflucht. Es scheint, als bereite sich dieser Kult auf einen Kampf vor, oder sie fühlen sich bedroht. Ich verstehe noch nicht ganz, was vor sich geht.“ Das Trollweibchen nickte zu ihren eigenen Worten, als wollte sie deren Bedeutung unterstreichen. Dann fragte sie knapp: „Was nun?“

Der Troll schloss seine Augen, atmete tief ein, hielt den Atem einen Moment lang an und ließ ihn dann langsam durch die Nase entweichen. Als er seine Augen wieder öffnete, leuchteten sie für einen kurzen Augenblick in einem strahlenden Hellblau auf, bevor das Licht wie aufsteigender Rauch verblasste. „Die Leere also… Sehr interessant… Ich werde dies mit Bwonsamdi besprechen. Du wirst tun, was du versprochen hast. Tausche, bringe dem Tauren den Stahl und versuche, mehr herauszufinden… Aber sei vorsichtig!“ Mia’zes Augen weiteten sich vor Vorfreude, und sie nickte bestätigend: „Verstanden, ich werde es tun!“ Der Troll lachte tief aus seiner Kehle und schnippte mit Mittelfinger und Daumen, woraufhin sich das Feuer in der Feuerstelle entzündete. „Jetzt solltest du dich erst einmal baden, die Strapazen der Reise von dir waschen. Ich werde das Essen vorbereiten, und dann werden wir den Abend genießen… Es reicht, wenn du morgen nach Schattenflucht aufbrichst.“

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Heute gab es eine Rede/Predigt, in der die Ereignisse aus unserem Plot in Desolace aus der Perspektive der Leere beleuchtet wurde und unsere Grundsätze deutlich wurden.

Ab morgen sind wir für mindestens zwei Wochen in Feralas und werden - wie es der Zufall so will - gleich in einen mittelgroßen Hordeplot geraten. Wir freuen uns schon darauf, neue Bekanntschaften zu machen und sogar einige alte Weggefährten wiederzusehen.

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Die feuchte Luft Feralas schlug Mia’ze entgegen, als sie den Rand des Dschungels überschritt. Ein tiefes Grün umhüllte sie, undurchdringlich wie die Geheimnisse, die sie hier zu lüften hoffte. Das Geschrei der Tiere, ein heulender Chor des Lebens, erfüllte die Luft. Mia’ze lächelte. Sie war im Dschungel geboren, aufgewachsen im Schlingendorntal. Feralas war anders, ja, wilder, ungezähmter, aber der Geruch von feuchter Erde, verrottenden Blättern und üppigem Leben war vertraut. Es war der Geruch von Zuhause.

Ihre Schritte dämpften auf dem dicken Teppich aus Moos und abgefallenen Blättern. Sonnenlicht drang nur in vereinzelten Strahlen durch das dichte Blätterdach, zauberte tanzende Lichtpunkte auf den Waldboden. Mia’ze sog die Atmosphäre ein, ließ die Natur ihre Sinne umhüllen. Sie war eine Bwonsamdi-Priesterin, mit dem Loa des Todes verbunden, und hier, im Herzen des Dschungels, fühlte sie sich seiner Macht besonders nahe.

Ihr Weg sollte sie zur Steinbrecherfestung führen, einer Ogerbastion, die tief im Dschungel lag. Gerüchte sprachen davon, dass die Mitglieder des Kultes, denen sie folgen sollte, dort gesichtet wurden. Die Bewegungen im Schutze des Dschungels fielen ihr zunehmend leichter.

Als sie sich schließlich der Festung näherte, verstärkte sich der Geruch von Schweiß, Blut und rohem Fleisch. Oger patrouillierten zwischen den hölzernen Palisaden, ihre massigen Körper warfen bedrohliche Schatten. Mia’ze presste ihr Medaillon, das Symbol des Loa des Todes, fester an ihre Brust. Sie war eine Priesterin, keine Kriegerin, aber sie würde ihre Pflicht erfüllen, koste es was es wolle.

Mit leisen Schritten, flink wie eine Katze, schlich sie sich an die Festung heran. Sie kannte und fürchtete die Oger, ihre Brutalität… Sie blickte auf eine neben ihr schwebende Tikimaske, welche sie seit Anbeginn der Reise begleitete. Zul Zaku’Ra war bei ihr und damit auch Bwonsamdi selbst.

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Nachdem wir in Feralas den Orcs der Bluthäuten gerade genug Unterstützung gegeben haben, um unseren guten Willen zu demonstrieren, sind wir nun wieder unter uns unterwegs. Verfolgt von seltsamem Geflüster haben wir einen Silithidenbau in Feralas untersucht und dort eine höchst mysteriöse Entdeckung gemacht.

Inzwischen haben wir einen guten Stamm an verlässlichen Spielern, die dazu auch noch ooc sehr sympatisch sind. Außerdem haben wir inzwischen auch ein paar Chars, die sich mit Leerenmagie gut auskennen - sowas sollte man in einem Leerenkult auch haben! Wir sind also gut gerüstet für die Reise ins neue Addon. Ein oder zwei Spieler nehmen wir aber gern noch mit.

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Das ewige Flüstern
Verlassene rasten nicht. Verlassene essen nicht. Lebende schon. Lebende brauchen Ruhepausen. Lebende brauchen Rast.
Auch wenn dieser Umstand kein Geheimnis für den ehemaligen Exekutor war, gab es immer wieder Phasen, in denen Sagosh sich erneut daran gewöhnen musste. Zelte aufbauen, Zelte abbauen. Wer die Nachtwache hatte, war schnell klar. Der untote Krieger. Aber es gab kein Murren oder Beschweren. Wachgänge lagen ihm schon immer im Blut. So konnte er für sich sein und gleichzeitig die Umgebung im Blick behalten. Die letzten Wochen war es besonders angenehm, weil ihn das Flüstern seit einiger Zeit verlassen hatte. Diese Ruhe begrüßte er als willkommene Einsamkeit. Die Schatten waren viel zu lang, viel zu laut gewesen.
Auch wenn er in Feralas sich auf Abstand zum Bündnis hielt, unterstützte er seine Kultisten, wann immer er konnte. Er sicherte das Gebiet um den Leerenkult und führte die Gruppe, wann immer es nötig war. In der Gruppierung, welche unterschiedlicher in Bezug auf Herkunft, Kraft und Gesinnung nicht sein konnte, erhielt er zudem neue Erkenntnisse. So waren lebende Hexenmeister teilweise deutlich fanatischer in ihrem Bestreben nach Macht als so mancher Verlassener. Sogar der alte Grimmtotem ließ sich anstecken und will seither die Macht der Leere ergründen.

Doch genau an diesem Punkt, als Sagosh nahezu alle alten Prinzipien verabschiedete und sich auf Ideen einließ, welche ihm neue, fremde Pfade ebnen sollten, kam das Flüstern mit voller Wucht zurück. Doch es stachelte ihn nicht an, sich gegen den Kult zu stellen. Es wollte etwas vom Kult, genauer gesagt von der Führung des Kultes. Als die Stimme zu laut wurde, ging er auf volles Risiko und forderte ein Schmuckstück von Spriggl als eine Art Gefallen ein. Entgegen seiner Erwartung, dass die pragmatische Goblin Hexe ihn in seine Schranken verweisen würde, händigte sie ihm das Schmuckstück einfach aus. Beinahe so, als hätten sie ein freundschaftliches Verhältnis. Eine wichtige Erkenntnis.
Doch als er das Schmuckstück in Händen hielt, wurde es still und er hatte keine Ahnung, was er nun damit tun sollte. Sagosh seufzte. Geduld und Disziplin.

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In den letzten Wochen hat der Leerenkult einige Abenteuer erlebt, die sehr vielfältig waren.

  • Nachdem wir Feralas verlassen haben, wurden wir von schnöden Banditen angegriffen. Normalerweise hätten sie keine Chance gegen unser Machtlevel, aber es stellte sich heraus, dass man nicht so gut kämpfen kann, wenn ein Arm gebrochen und der andere ausgekugelt ist. Wir sollten uns kugelsichere Flugreittiere zulegen.
  • Gestrandet auf der kleinen Landzunge von Tausend Nadeln mussten wir durch ein Lager eines anderen Leerenkultes. Wir entschlossen, mit ihnen zu kooperieren und ihnen im Austausch für freies Geleit bei einer kleinen magischen Angelegenheit zu helfen. Die Gruppe hatte kein Problem damit, dafür ein paar unschuldige Zivilisten zu töten. Allerdings teilten wir dann doch nicht die Vision, ganz Azeroth in Schattenflammen zu hüllen. Mag sein, dass wir kein höheres Ziel verfolgen, aber dafür sind wir auch nicht komplett fanatisch. Nun ja, zumindest nicht alle…
  • In Gadgetzan hatten wir erstmal frei und konnten shoppen gehen! Spriggl wollte aber unbedingt noch einen Gnom ausfindig machen, der dort vor Jahren mal gelebt hatte. Wir hatten mehrere widersprüchliche Hinweise und folgten zunächst dem Falschen. Die Werkstatt des skurrilen Einsiedlergnoms mit seinen Liebesraketen und der kuriosen Literatursammlung war für einige Mitglieder des Kultes traumatischer als so mancher Kampf.
  • Um sicher durch die Wüste zu kommen, vermittelte uns ein reichlich dubioser Goblin zwei Farraki Wüstenführer. Obwohl eigentlich alle mit einer Falle gerechnet hatten, war dieser Handel für beide Seiten erstaunlich nützlich. Außerseiter mit einem Hang zu dunkler Magie verstehen sich manchmal einfach.

In den nächsten Wochen führen wir unser persönliches Pre-Event zu TWW durch, da wird es wieder verstärkt um die Leere gehen. Vielleicht machen wir auch noch Uldum unsicher, bevor es uns in die Gebiete des neuen Addons verschlägt. Xalathath verspricht zu viel Macht, um sie einfach zu ignorieren…

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Urlaub in Gadgetzan
“Jau, gönnt euch mal ne Auszeit und nutzt diesen Zwischenstop, um etwas einzukaufen, aber denkt daran, euch nicht über das Ohr hauen zu lassen.”, sprach die dunkle Goblinhexe und Sagosh zog seine Kapuze tief in das Gesicht, als er die Aufforderung bestätigte und sich abwenden wollte. Doch Spriggl Schwarzfunke war noch lange nicht fertig: “Hier soll sich ein gewisser Wizzley herumtreiben. Holt noch nebenbei Erkundigungen ein.” So stand er nun in diesem Wüstendorf, oder war es eine Stadt? Jedenfalls wanderten die leeren Augenhöhlen jeden Einzelnen der Gruppe ab, als sie sich alle aufteilen, um Verstreuung zu erfahren und gegebenenfalls Dinge über diesen Gnom in Erfahrung zu bringen. Sagosh fettete sich noch die offenen Stellen an seinen Gelenken ein. Sand scheuerte alles noch mehr kaputt, als es sowieso schon war, und dann schloss er sich H’rzrrak an. Der Drac’thyr ließ sich sofort von einem Goblin einen “Mietschredder” aufschwatzen und freute sich offenbar über diese tolle neue Erfahrung. Sagosh seufzte.
Doch schon bald gab es erste Hinweise der Bewohner. Als dann weitere Gnome sogar Kontakte zwischen Wizzley und einer Schattenhammergruppierung andeuteten, kam für Sagosh die notwendige Ernsthaftigkeit zurück. Letztendlich gab es zwei Hinweise. Einer führte in die Gebirge im Nordosten und der andere in Richtung Süden in die Nähe der Höhlen der Zeit. Die Gruppe entschied sich zunächst für den Norden und traf dort nach holpriger Anreise tatsächlich auf eine kleine technische Hütte, in der ein Gnom lebte. Er selbst nannte sich Bazzley und er schien nicht nur ein magisches Artefakt, welches Spriggl ersuchte, sondern direkt mehrere sonderbare Raritäten zu beherbergen. Sagosh seufzte. Arkanthir Dämmerbringer führte glücklicherweise die diplomatischen Verhandlungen mit diesem Gnom. Währenddessen stellten die restlichen Kultisten das Gebäude auf den Kopf. Anzügliche Lektüre war nur die Spitze des Eisberges. Die Gruppe fand etliche Skulpturen in eindeutiger Pose und eigentümliche technische Gerätschaften. Sagosh seufzte.
Jedenfalls ließ Bazzley an diesem Abend sein Leben. Burrock beendete seine kümmerliche Existenz mit der Kraft seiner bloßen Hände. Irgendwie hätte über den Umstand, dass dieser Gnom hier abgeschieden allein gelebt hatte, Trauer aufkommen können. Doch die Skurrilität dieses Abends ließ jegliche ernste Emotion nicht zu. Sagosh seufzte.
Der zweite Hinweis war offenbar der Richtige und so ging es auf Reittieren tiefer in die Wüste. Am Ziel angekommen, endete der Sand und das Meer tat sich auf. Offenbar war das Gebäude von Wizzley bereits vor Jahren dem Kataklysmus zum Opfer gefallen. Einige lebende Kultisten schien dieser Anlass zum Baden Freude zu bereiten und so dauerte der erste Tauchgang nicht lang. Und auch, wenn der Kult am Ende Erfolg hatte und Spriggl Schwarzfunke ihr Artefakt in den Händen hielt, hatte Sagosh sich diesen “Einkaufsbummel” in Gadgetzan anders vorgestellt. Nach dieser Art Pause ging es schließlich weiter. Sagosh’ Reittier hatte es nicht durch die Wüste geschafft und der Leerenelf war, wie so oft, sehr freundlich und bot ihm an, auf seinem Kamel ebenfalls aufzusitzen. Sagosh seufzte.

(OOC: Auch Spaß-Plots und humorvolle Episoden gehören zu den wöchentlichen Eventabenden dazu. Schaut gerne mal vorbei :slight_smile: )

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winkt einmal Wir bespielen das Thema der Leere und nehmen alle Rassen und Klassen auf. Wir sind neutral, fühlen uns der Hotde aber etwas mehr verbunden als der Allianz.

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Ein kleiner Einblick in den Größenwahn der Führung des Leerenkultes. Was könnte bei so einem Versuch schon schief gehen?

Unsere Pilgerreise durch Kalimdor neigt sich dem Ende. IC und auch OOC hat sich die Gruppe gefunden und ist durch vielerlei Abenteuer zusammen gewachsen. Nach einer kurzen Neues-Addon-Sparflamme drehen wir wieder richtig auf. Zunächst geht es nach Ahn Qiraj, wo Spriggls alter Meister noch eine Rechnung zu begleichen hat.

Sofern wir nicht alle sterben, werden wir uns danach dem neuen Addon widmen. Einige von uns werden (unter falscher Flagge) den Großplot besuchen. Für alle, die keine Zeit oder Lust drauf hat, bleibt Dienstag aber unser interner Plottag. Ein weiterer Plot über einen mysteriösen Leerenwürfel wird von langer Hand vorbereitet. Es wird also die nächsten Monate immer was zu tun geben.

ich bin echt dankbar, dass sich ein paar Spieler gefunden haben, die auch gern selbst leiten - sei es lange vorbereitete Plots oder mal eben was aus den Fingern gesaugt. Ohne diese Spieler hätte die Gilde die kritische Anfangsphase wohl nicht überstanden. Jetzt bin ich zuversichtlich, dass wir uns noch lange halten werden.

Praise Xal’atath!

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Das Flackern des Lagerfeuers begleitet den Dracthyr noch einen Moment lang, während er sich aus dessen Radius hinaus bewegt und ohne Hast, beinahe schlendernd, zwischen den Zelten hindurch läuft. Er bemüht sich nicht zu schleichen, sein Kommen und Gehen sollte für seine Mitreisenden inzwischen zur Normalität geworden und kein Anlass zur Verwunderung sein, es ist nicht das erste Mal dass er ihre Runde verlässt um sich entweder etwas Essbares zu jagen oder wachsame Kreise am Himmel zu ziehen. Die an sein Ohr dringenden Gesprächsfetzen werden zunehmend leiser und verstummen schließlich, als er sich weit genug vom Lager entfernt hat, ganz.

H’rzzrak hält einen Augenblick inne und genießt die kühle Nachtluft von Silithus, die von feinem Staub erfüllt zu sein scheint und verschiedene fremdartige und nicht selten unheilverheißende Düfte aus der Ferne an ihn heranträgt, dann lässt er sein Antlitz fallen und atmet einmal tief ein und wieder aus. Er entfaltet seine Flügel und streckt sie zur Gänze aus bis sie fast zum Zerreißen gespannt sind, bevor er sie schüttelt und wieder sinken lässt. Der Blick seiner starren farblosen Echsenaugen richtet sich zum Himmel empor, zu den Sternen, die dort eitel und selbstgefällig funkeln. Einen kurzen Moment lang könnte ein zufälliger Beobachter tatsächlich eine Gefühlsregung in seinem nichtmenschlichen Gesicht erkennen… vielleicht Staunen, vielleicht Ergriffenheit, am Ehesten vermutlich so etwas wie Sehnsucht. Doch es sind nicht die Sterne, welche H’rzzrak so hingebungsvoll betrachtet dass es einer Mondpriesterin zur Ehre gereichen würde… sein Sehnen, sein Streben… sie gelten dem, was hinter dem Sternenwall liegt und geduldig auf seine Zeit wartet… genau wie er selbst.

Wenige Flügelschläge reichen aus um ihn in den Nachthimmel empor zu heben und fast augenblicklich verschmilzt seine Silhouette mit der Dunkelheit, seine Hörner zerteilen den Wind, der um seinen schwarzgeschuppten Körper herum zu rauschen beginnt und ihn fort trägt, vorbei an dem gigantischen Schwert des gefallenen Titanen, dessen Einschlag so gewaltig war dass die Erde noch heute von den freigesetzten Energien widerhallt und nahe des Zentrums von einem Netzwerk aus leuchtenden Adern im Fels gezeichnet ist.

Tief in H’rzzraks Inneren meldet sich ein kurzer aber umso schmerzhafterer Funke von düsterer Traurigkeit… eigentlich wäre es die Aufgabe seines Schöpfers gewesen, diesen unfassbaren Frevel an dem ihm zugeteilten Element zu ahnden… aber diese Möglichkeit wurde ihm genommen… von den Völkern Azeroths, die sich gegen ihn gestellt haben… von dem wimmelnden Chaos einer wahren Explosion von Leben, welches in den letzten 20.000 Jahren so zahllose und vielfältige Ausprägungen angenommen hat, dass es die Welt nun so erstickend überzieht wie Maden einen überreifen Apfel… der Schöpfer ist vergangen… also obliegt es nun seiner Schöpfung, den verrottenden Apfel von Maden, Schale und Fleisch zu befreien bis nur noch der reine wahre Kern übrig bleibt.

Traurigkeit wird zur Grimmigkeit… und, als H’rzzrak seinen Flügelschlag so verbissen verstärkt, als wolle er dem Wind Gewalt antun, schließlich zur Entschlossenheit. Das dumpfe Glosen der Wunde in Azeroths Haut verblasst allmählich und tiefste Dunkelheit beginnt den Dracthyr einzuhüllen… unmöglich, sich in dieser Finsternis an Landschaftsmarken zu orientieren… es sei denn man weiß wonach man suchen muss.

Es dauert nicht lange, da fangen die Drachensinne einen ersten zaghaften Impuls auf, von etwas das im felsigen Boden von Silithus gut verborgen ist… kurz darauf der nächste… und dann wieder einer, jeder ist stärker als der vorherige und schon bald hat H’rzzrak, dieser Brotkrumenspur folgend, sein Ziel erreicht: es „Bastion“ oder „Festung“ zu nennen wäre dem Konvolut aus halb eingestürzten Mauern und zerfledderten Zelten zu sehr geschmeichelt gewesen, aber die Stelen aus Elementium, die sich wie qualvoll windend aus dem kargen Boden in die Höhe schrauben und im schwachen Mondlicht kränklich glänzen, bieten den wenigen verbliebenen Bewohnern dieses Stützpunktes zumindest noch ein ebenso beruhigendes wie trügerisches Gefühl von Sicherheit.

Zwischen halb zerfetzten Fahnen mit dem Symbol eines Hammers vor einem gezackten Nachthimmel bewegen sich vereinzelte Wachen herum… H’rzzraks Annäherung bleibt nicht lange unbemerkt, doch er ist viel zu schnell und zu wendig als dass die hastig und ziellos in die Dunkelheit abgeschossenen Pfeile und Bolzen eine echte Bedrohung für ihn darstellen würden… er sucht sich einen Platz in der Mitte des Lagers aus um zu landen, einen schwachen Lichtkreis, gebildet von den wenigen Fackeln und Feuerschalen, welche sich sehr anstrengen müssen um die Schwärze aus dem Innenhof zu vertreiben.

Als sich seine Flügel auf dem Rücken zusammenfalten, hört H’rzzrak bereits den Aufruhr rings um ihn herum, im zappelnden Zwielicht des Feuerscheins sammeln sich aufgebrachte Gestalten mit gezogenen Waffen und umzingeln ihn, wütende Flüche und derbe Schreie der Empörung ausstoßend angesichts des Umstandes, dass dieser Eindringling es so leicht bis in ihre Mitte geschafft hat. Schon klirren die schartigen und abgewetzten Waffen und ein Angriff steht unmittelbar bevor, als eine unangenehm krächzende Stimme der tobenden Meute Einhalt gebietet.

Das grelle „Halt!“ hängt noch in der Luft, als ein gedrungener Goblin in den Feuerschein um den Dracthyr herum tritt und ihn mit verschlagen funkelnden Augen mustert, das Rot seiner Pupillen wird nur durch die entzündet wirkenden Adern um diese herum übertroffen. Gewandet in eine wie zufällig wirkende Ansammlung aus Beutestücken sowohl von Horde als auch Allianz sowie in das Absurde was bei Goblins als Modegeschmack durchgeht, wirkt der Goblin in seiner zusammengeschusterten Fantasieuniform beinahe lächerlich, aber nur beinahe… die Absicht in seinen Augen ist unmissverständlich, die Falschheit und die unterschwellige Grausamkeit in seinem Gesicht warnen jeden Gegner davor, ihn zu unterschätzen.

„Wie schön…“, beginnt der Goblin zu sprechen und seine Stimme trieft vor bemühter Freundlichkeit, die den dahinterliegenden Hohn kaum zurück zu halten vermag. „Es ist Frater Draconis von unseren Freunden, den Weltenbrechern, drüben an der Erweckten Küste der Drachenlande.“ Auf seine Worte hin entspannt sich die Lage unter dem gewaltbereiten Mob etwas, Klingen senken sich halbherzig als ob sie plötzlich nicht mehr wüssten wo sich ihr Ziel befindet. Der Goblin grinst und entblößt eine Reihe blitzender Goldzähne. „Ihr kommt spät…“ Sein Blick wandert am Dracthyr auf und ab, dann wird sein Tonfall dunkler. „…und mit leeren Händen…“ Das falsche Lächeln verebbt schlagartig und macht einem finsteren und durchaus bedrohlichen Gesichtsausdruck Platz.

„Wenn ich recht informiert bin, wurde Euch aufgetragen, uns eine Rune zu bringen… also?“ Der Goblin streckt eine Hand aus und klimpert fordernd mit den Fingern.
H’rzzrak starrt den Goblin ohne sichtbare Emotion in seinem geschuppten Gesicht an. „Warum sollte ich diese Angelegenheit mit einem Untergebenen besprechen… ist sie so wenig wert?“ Dumpfe Wut überzieht das Gesicht des Goblins und einen Moment lang sieht es so aus als denke er ernsthaft darüber nach, sich einfach blindlings mit seinem schartigen Schwert auf den Drachling zu stürzen, aber dann fängt er sich und beginnt wieder schmierig zu grinsen. „Holt den Erwählten.“, befiehlt er, die Worte an niemand Bestimmten gerichtet und den Dracthyr nicht aus den Augen lassend, irgendwer hinter ihm wird schon loslaufen. Dieser Jemand ist ein krumm gewachsener grünhäutiger Orc, dessen abgehackte Bewegungen verraten dass ihm einst Gewalt angetan und diese nicht mit den notwendigen Maßnahmen verarztet wurde.

H’rzzrak schnaubt durch die Nüstern, während sich der Mob um ihn langsam beruhigt, es scheint schließlich alles in Ordnung zu sein. Die Zeit dehnt sich zu langen Minuten aus und der Dracthyr ist davon überzeugt, dass der „Erwählte“ ihn absichtlich warten lässt um die Wichtigkeit seiner Position zu unterstreichen. Als sich die versammelte Menge schließlich teilt um Platz für ihn zu machen, ist der Erwählte eine wenig beeindruckende Erscheinung - ein Mensch mittleren Alters, seine Haut blass und aufgedunsen, strähnige blonde Haare wehen im sachten Nachtwind um seinen Schädel herum und werden von dickfingrigen und ringverzierten Händen immer wieder zurück gestrichen. Der Erwählte trägt eine geschwärzte Brustplatte – die zweifellos Feuer abzuhalten vermag – hinter welcher seine Körpermasse allmählich hervorzuquellen droht… in dieser Ödnis, wo jede Ressource kostbar ist, hat er sich offenbar seinen Anteil an diesen gesichert.

Der Erwählte lächelt gönnerhaft und richtet den Blick seiner wässrigen hellblauen Augen auf den Dracthyr.
„Der Schattenhammer grüßt den Abgesandten von Frater Cygenoth und erfreut sich an seiner Anwesenheit.“, säuselt er mit einer Stimme, die so entrückt von allem klingt dass ihre wahren Absichten kaum zu erahnen sind… dieser Mensch ist ein Experte in dem was er tut. „Sagt mir, Frater Draconis, habt Ihr die Aufgabe erfüllt die Euch aufgetragen wurde und die Rune beschafft?“ H’rzzrak nickt. „Ja.“, sagt er so leidenschaftslos wie möglich. „Und… habt Ihr sie… bei Euch?“ „Nein.“ Der Erwählte hört nicht auf zu lächeln, sollte er enttäuscht sein, versteht er es meisterhaft, dieses zu verbergen. „Dann nehme ich an, sie ist im Besitz von jemandem aus der illustren Reisegruppe, mit welcher Ihr Silithus betreten habt?“ H’rzzrak nickt stumm. Das Lächeln des Erwählten wird etwas breiter und er macht eine Kunstpause bevor er weiterspricht. „Was haltet Ihr von ihnen? Habt Ihr sie missioniert? Gibt es dort… Kandidaten… die unsere Ränge verstärken möchten?“

H’rzzrak schüttelt den Kopf. „Nein. Ein oder zwei Exemplare mit Potential… aber niemand darunter, der unsere Vision teilt… für sie sind die Schatten nur ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck um ihre eigenen kleinen Ziele zu erreichen. Manche von ihnen fürchten die Dunkelheit oder bekämpfen sie sogar… und schlimmer noch… wieder andere haben sich der feindseligen Macht des gefallenen Titanen verschrieben und treiben unwissentlich sein Werk der Zerstörung voran.“

Zum ersten Mal erscheint so etwas wie Missbilligung auf dem Gesicht des Erwählten, aber so rasch wie sie gekommen ist, wird sie auch wieder niedergekämpft.

„Das ist… bedauerlich… Frater Draconis…“ Der Erwählte wedelt gönnerhaft mit der Hand, eine scheinbar unbedeutende Geste, doch der Mob weicht zurück und vergrößert den Raum um H’rzzrak herum. „Eine Bedauerlichkeit, die nur noch durch Euer Versagen übertroffen wird.“ Ein Nicken des Erwählten in die Dunkelheit hinter ihm… ein hässliches metallisches Klacken und ein Pfeifen in der Luft, dann trifft ein Netz mit so massiver Wucht auf den Dracthyr, dass er unwillkürlich in die Knie geht. Das Netz zieht sich um ihn herum zusammen, es ist mit Elementiumfasern durchdrungen welche ihrerseits mit Schattenmacht erfüllt sind, schon legt sich eine erdrückende Aura um H’rzzrak und droht ihm allmählich die Luft zu rauben… das Netz ist schwer, so schwer und es scheint immer schwerer zu werden je länger es auf ihn drückt.

Der Erwählte lächelt und deutet irgendwo in die Dunkelheit hinter dem Dracthyr hinein. „Ihr seht ihn gerade nicht, aber das ist Frater Sanguis, ein Orc des Drachenmalklans, der von seinen Artgenossen desillusioniert war und sich uns daher bereitwillig angeschlossen hat. Er brachte Kenntnisse von unschätzbarem Wert mit, in deren Ergebnis Ihr Euch gerade verheddert habt.“

Die versammelte Meute bricht in höhnisches Gelächter aus, doch seltsamerweise verspürt H’rzzrak selbst jetzt, da er wehrlos und den Kultisten des Schattenhammers ausgeliefert ist, keine Furcht, nur eine diffuse Ahnung von Schicksalhaftigkeit, alles was sich gerade abspielt scheint genau richtig zu sein so wie es geschieht.

„Da Ihr so lange für Euren Weg gebraucht habt, hat uns die Kunde von der Erweckten Küste zuerst erreicht. Wie es aussieht, ist Frater Cygenoth von Günstlingen des roten Drachenschwarms sowie einigen dahergelaufenen Abenteurern erschlagen worden, die Weltenbrecher sind seitdem nutzlos geworden.“ H’rzzrak kann nicht anders, ein trockenes und freudloses Lachen, das eher wie Husten klingt, entringt sich seiner Kehle.

„Cygenoth war ein Narr, seine Lügen so offensichtlich und seine Jünger so nutzzzzzlos, ein Wunder dass er überhaupt ssssso lange durchgehalten hat…“

Einzelne Rufe der Empörung branden auf, aber der Erwählte lächelt nur huldvoll. „Das ist wahr, ja… und doch wäre es Eure Aufgabe gewesen, ihn zu beschützen… und das habt Ihr nicht.“ „Die Weltenbrecher ssssssind verloren, arme fehlgeleitete Irre!“, zischt H’rzzrak wütend. „Sssssie haben einfach einen neuen Anführer erwählt und auch diesen umgebracht, als seine Verssssprechungen der Endzzzzeit nicht eingetreten sind!“ Der Erwählte nickt verständnisvoll. „Ja, ein unheilvoller Kreislauf… aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Euer Tun und Lassen die Endzeit nur weiter verzögert haben.“ Von seinem Gürtel baumelt ein schwerer Einhandhammer, krude aus Elementium gefertigt und dem Wappen des Kultes nachempfunden. Diesen befreit der Erwählte nun aus seiner Halterung, wiegt ihn kurz in der Hand und umschließt ihn mit festem Griff, dann richtet er seine wässrigen Augen auf H’rzzrak.

„Keine Rune, keine Weltenbrecher. Vielleicht stimmt Euer Opfer die Dunkelheit hinter den Sternen gewogen.“

Der Erwählte betrachtet den Dracthyr nachdenklich. „Wie viele Schläge sind wohl notwendig um Euren Schädel zu brechen? Nun ja, wir werden es herausfinden.“ Der Erwählte tritt ohne Hast näher an das Netz heran, den schweren Schattenhammer in der Hand. Er blickt auf H’rzzrak hinab und dieser zu ihm auf… und es ist in diesem Augenblick, als die wässrig-blauen Augen des Erwählten sich mit den farblosen Echsenaugen treffen, als der Mensch die Stirn runzelt und in seiner Bewegung inne hält, während H’rzzrak spürt wie sich eine kalte Hand um seinen Verstand zu legen scheint. Er starrt in die Augen des Erwählten und es ist als ob er in einen Abgrund blicken würde, einen Abgrund der mit dunklen Sternen übersät ist, fremden unmenschlichen Augen die in einem endlosen Raum schweben.

Es ist ein Blick der weit über den des Erwählten hinaus reicht und H’rzzrak wird plötzlich klar, dass irgend etwas durch den Menschen hindurch in ihn selbst hineinblickt. „Was…“, keucht der Erwählte mit weit aufgerissenen Augen, seine Hand öffnet sich und der Hammer fällt mit einem dumpfen Klang zu Boden.

„Getreue…“, stammelt er, „…ich habe eine Vision… wir befinden uns in der Gegenwart der Götter, sie sind gekommen! Frohlocket, sie haben uns erhört!“ Der Atem des Menschen rast, sein Gesichtsausdruck plötzlich gezeichnet von freudiger Entrückung.

Während ein Raunen durch die Menge geht, wird das Netz, das H’rzzrak so erdrückend festgehalten hat, plötzlich leicht, der Druck der Schatten verschwindet und seine Kraft verpufft. Es ist nun ein Leichtes, es abzustreifen und aufzustehen.
H’rzzrak richtet seinen Blick auf den Erwählten, der immer noch verzückt vor ihm steht, ein Speichelfaden hängt ihm von den blassen Lippen.

„Nein…“, sagt der Dracthyr, „…nicht euch. Nur mich.“

Er greift tief in sich und ruft die Essenz des bronzenen Drachenschwarms hervor, zwischen seinen Hörnern beginnen goldene Funken zu knistern, sie wandern seinen Rücken hinab bis in den Dorn an seiner Schwanzspitze und erhellen die Nacht mit ihrem Funkeln. Zwischen seinen Händen beginnt sich eine Sphäre zu formen, mit einiger Konzentration und Anstrengung zieht H’rzzrak das glosende Gebilde auseinander bis es kürbisgroß ist, dann streckt er die Arme aus als wolle er es mit feierlicher Geste an den Erwählten überreichen.

Schlagartig springen die Funken auf den Menschen über und H’rzzrak tritt zurück als sie ihn von Kopf bis Fuß einhüllen und einen golden flimmernden Schild um ihn bilden. Das Schauspiel nimmt seinen Lauf als die Schwammigkeit aus dem Gesicht des Erwählten verschwindet, die Haut sich strafft und das Haar voller wird als bekäme er seine vertane Jugend zurück. Die Umstehenden starren ihren Anführer und seine wundersame Transformation an, unsicher darüber ob das, was sich gerade vor ihren Augen abspielt, gut oder schlecht ist. Zunächst sieht es gut aus als der Erwählte sich in einem nahtlosen Prozess aus rückwärts laufender Zeit in einen kräftigen jungen Mann zurückverwandelt, denjenigen der manche von ihnen einst zu seinem Glauben bekehrt hat, nicht schwer zu sehen warum so viele auf diese Mischung aus unerschütterlicher Zuversicht, rauem Charme und dunkler Versprechen reingefallen sind.

Dieser Zustand hält nur einen Moment an, schon ist aus dem früheren Anwerber des Schattenhammers ein Jugendlicher geworden, oberflächlich gesehen genau der junge Mann den sich Mütter für ihre Töchter gewünscht hätten, wäre da nicht dieser befremdliche Ausdruck in den Augen gewesen, welcher von abseitigen Gelüsten und unaussprechlichem Verlangen erzählt.

Noch bevor man sich an ihm satt sehen kann, ist aus ihm ein Kind geworden, welches mit traurigem Blick verloren in die Welt hinaus blickt. Keine Zeit zu fragen, was diesem Kind, so voller Potential, einst widerfahren sein mag dass es die dunklen Pfade gewählt hat, es fällt vornüber auf die Knie und verharrt auf allen Vieren. Kurz blickt das Kleinkind auf und H’rzzrak an, einen flehentlichen Ausdruck in den Augen, doch der Dracthyr weiß dass es nun kein Zurück mehr gibt und auch den umstehenden Kultisten wird es klar, als das Kind auf den Rücken fällt, weiter schrumpft und als strampelndes Baby herzerweichende Schreie von sich gibt.

Auch diese halten nicht lange an, es schrumpft immer weiter, Arme und Beine bilden sich zurück, der Körper verkrümmt sich und verliert seine Konturen, wird zu einem weichen glänzenden Etwas, wird kleiner, immer kleiner, verjüngt sich von einem rosafarbenen Klumpen zu einem münzgroßen roten pulsierenden Etwas, zu einer schleimigen Schliere… dann endlich bricht der goldene Schild zusammen und dort wo vor ein paar Augenblicken noch der Erwählte stand, ist nichts mehr zu sehen außer dem felsigen Boden.

Eine schockstarre Stille hat sich über den Platz gelegt, die Kultisten sind wie vom Donner gerührt während H’rzzrak, dessen Hörner noch bronzefarben nachglühen, ihnen einen scharfen Blick zuwirft. Seine Fähigkeiten sind nicht für solche Machtdemonstrationen gemacht und er musste das letzte Bisschen Essenz aufwenden um sie zu ermöglichen, wenn sich nun eine von diesen verlorenen Seelen ein Herz fassen und ihn angreifen würde, hätte sie vermutlich Erfolg… aber nichts dergleichen passiert.

Inmitten von gesenkten Köpfen und betretenem Füßescharren tritt schließlich der Goblin vor, kurz ruht sein Blick auf dem Hammer des Erwählten, das Einzige was von ihm übrig geblieben ist, man kann seinem ölig glänzenden Gesicht geradezu ansehen wie er alle Möglichkeiten durchgeht, ob es das Risiko wert ist, danach zu greifen… am Ende gewinnt die Angst, das Schicksal des Anführers zu teilen, er tritt vor, verneigt sich tief vor H’rzzrak und blickt dann auf, argwöhnisch und linkisch. „Wie lauten Eure Befehle… Erwählter?“ Ein schiefes Grinsen soll das Zittern in seiner Stimme überspielen, es gelingt mehr schlecht als recht.

H’rzzrak starrt ihn an, lange genug dass der Goblin anfängt sich unbehaglich zu winden, dann zuckt der Dracthyr schließlich mit den Schultern. „Macht was ihr wollt.“, sagt er, sein Tonfall verrät weder Emotion noch spendet er Trost oder gar Führung. „Die letzten Tage sind angebrochen und die Stunde des Zwielichts steht nun endlich kurz bevor, da diejenige die mit ihrer Einläutung betraut ist, nun endlich das Schlachtfeld betreten hat.“ Die Kultisten sehen einander an, murmeln leise, nicht sicher ob das die Worte waren die sie hören wollten. „Diejenigen von euch, die an unsere Sache glauben… diejenigen die wirklich bereit sind, sich der Dunkelheit hinzzzzugeben… ihr mögt darauf hoffen dass eure Taten gefällig genug waren um euch das Geschenk einer Weiterexistenz im Zzzzzwielicht zu verdienen. Ihr anderen…“

H’rzzrak lässt den Blick über die Versammelten schweifen. „…kostet die Zeit aus die ihr noch habt. Tut was ihr wollt. Niemand wird sich an euch erinnern.“ Von weiter hinten in der Dunkelheit ist das Geräusch einer Klinge zu hören, die voller Vorfreude gegen zerfallenes Mauerwerk klopft, zweifellos hat Frater Sanguis die Worte angenommen und wird alles daran setzen, sich an die Spitze dieser verlorenen Meute zu erheben. Zeit zu verschwinden. H’rzzrak hebt den Hammer des Erwählten auf, dieses Symbol der Hingabe sollte nicht an den verkommenen Mob verschwendet werden. Mit kraftvollen Flügelschlägen hebt er staubwirbelnd ab und verschwindet im Nachthimmel, während unter ihm Kampfgeschrei und Waffenklirren laut werden.

Der Wind rauscht um den Dracthyr herum als er, zugegebenermaßen erschöpft, seinen Weg zurück ins Lager antritt. Er fasst an seine Wangen, wo sich Feuchtigkeit gesammelt hat… sein Blut, wie er feststellt. Alles hat seinen Preis, aber manches ist es wert, diesen zu bezahlen. So lange hat er damit gehadert, das Flüstern nicht zu hören, welches zu allen zu sprechen schien außer zu ihm. Nun weiß er, dass er es nicht braucht. Er muss nicht hören. Er kann sehen.

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Als die Dämmerung über Ratchet hereinbrach, schlich sich ein stiller Hauch der Melancholie über die staubigen Straßen der kleinen Hafenstadt. Händler packten ihre Waren zusammen, Seefahrer kehrten mit müden Gesichtern in die Tavernen zurück, und das beständige Geklapper von Münzen und Geschirr erfüllte die Luft. Unter den Reisenden, die durch das Tor des Gasthauses traten, befand sich eine Blutelfe mit schimmerndem, violettem Blick und beinahe weißem Haar – Maija Nachtschatten.

Die Münzen, die sie von Spriggl erhalten hatte, drückten schwer in ihrer Tasche, als sie die Theke erreichte. Ohne viel Aufsehen zu erregen, orderte sie einen Schlafplatz und eine einfache Mahlzeit. Ihre Kleidung war abgenutzt, die Spuren der letzten Ereignisse deutlich sichtbar, und so nutzte sie einen Teil des Geldes, vor ihrem Besuch im Gasthaus, um sich frische Gewänder zu kaufen – schlichte, aber elegante Stoffe, die sie der fremden Umgebung besser anpassten.

Zu Beginn saß Maija alleine in der Ecke des Gasthauses, ein dampfender Teller mit Brot und Eintopf vor ihr. Der Geräuschpegel der umgebenden Gespräche war ein stetes Summen, doch sie lauschte aufmerksam. Über die Jahre war sie darin geübt, im Trubel der Menge unbemerkt zu bleiben. Immer wieder nahm sie einen Bissen, ihre Augen glitten beiläufig über die Anwesenden, während ihre Gedanken in die Ferne schweiften – zurück nach Ny’alotha, zu den düsteren Schatten, die sie dort eingeholt hatten. Sie dachte an die Mitglieder des Leerenkultes, mit denen sie nun eine eigenartige Verbindung teilte. Waren sie Verbündete, oder führte sie der Weg in die nächste Gefahr?

Doch nach und nach änderte sich das Bild. Erst war es ein reisender Händler, der sich mit einem freundlichen Nicken zu ihr setzte, dann ein mürrischer Zwerg, der von den jüngsten Ereignissen in Azeroth erzählte. Ein Goblin, dessen Hände nie stillstanden, nahm ebenfalls Platz, und bald saß Maija inmitten einer bunt gemischten Gruppe von Fremden. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem schwachen Lächeln, und sie beteiligte sich vorsichtig an den Gesprächen.

„Hast du von den Rückkehrern der Dracheninseln gehört?“, fragte der Zwerg beiläufig und schob sich ein weiteres Stück Brot in den Mund. „Sollen ja ’ne ganze Menge neue Bedrohungen auf Azeroth losgelassen haben.“ „Die Dracheninseln…“, wiederholte Maija mit einem leichten Stirnrunzeln, als hätte sie davon nur vage gehört. „Ich war auf Reisen, als das alles begann. Was genau ist da passiert?“

Mit scheinbarer Gleichgültigkeit gelang es ihr, die Gespräche zu lenken, ohne zu viel von sich selbst preiszugeben. Die Geschichten der letzten Jahre entfalten sich vor ihr – der Aufstieg der Drachenschwärme, die Bedrohungen durch die Primalisten und die Eroberung neuer Gebiete. Maija lauschte aufmerksam, speicherte jedes Detail ab, während sie sorgsam verhinderte, dass jemand ahnte, warum sie so vieles verpasst hatte.

Doch selbst während sie sprach und lachte, verweilte ein Teil ihres Geistes in der Zukunft. Sturmsangtal. Ein Ort, der mit dunklen Vorahnungen in ihrem Inneren verbunden war. Maija wusste, dass ihre Reise dorthin unausweichlich war. Die Mitglieder des Leerenkultes bereiteten sich auf diese Reise vor, und Maija war sich sicher, dass die Schatten dort erneut nach ihr greifen würden. „Wird das Tal uns Antworten geben – oder uns tiefer in die Leere reißen?“ Die Ungewissheit nagte an ihr, doch sie würde dem Ruf folgen, so wie sie es immer getan hatte.

In den darauffolgenden Tagen blieb Maija in Ratchet. Das Gasthaus wurde zu ihrem vorläufigen Zuhause, und obwohl die Schattierungen der Traumwelt sie nicht losließen, begann sie, sich in dieser neuen Realität zu verankern. Sie war nie jemand, der sich vor harter Arbeit scheute, und so nahm sie bald einfache Aufgaben an. Fässer schleppen, Nachrichten überbringen, kleinere Reparaturen – nichts schien unter ihrer Würde, und sie arbeitete mit stoischer Ruhe. Es war, als wollte sie mit jeder abgeschlossenen Aufgabe ein Stück ihrer zerrissenen Gedankenwelt wieder zusammensetzen.

Doch es dauerte nicht lange, bis die Goblins auf sie aufmerksam wurden. Ihre Affinität zur Magie, die sie mit Bedacht eingesetzt hatte, blieb nicht unbemerkt. Ein besonders geschäftstüchtiger Goblin zog sie beiseite und bot ihr einen Handel an. Er brauchte jemanden, der seine Waren mit einfachen magischen Verstärkungen belegte – nichts Großes, nur das, was die Kundschaft verlangte, um ihre Werkzeuge und Waffen etwas robuster zu machen. Maija nahm das Angebot stillschweigend an.

Ihre Hände, die sich noch vor Tagen zögerlich und unsicher bewegt hatten, fanden bald einen neuen Rhythmus. Mit sanften Gesten und geflüsterten Worten legte sie Verzauberungen über metallene Klingen und hölzerne Griffe. Die Magie, die sie einst als tödliche Waffe in den Schattenwelten genutzt hatte, fand hier eine neue Form, eine friedlichere – zumindest für den Moment.

Und so fand Maija, die verlorene Blutelfe, in Ratchet einen Zufluchtsort. Doch in ihren Augen lag noch immer die ferne Leere, die sie nie ganz loslassen konnte. „Wie lange wird diese Ruhe andauern?“, fragte sie sich, als sie das warme Sonnenlicht auf der Haut spürte. „Und was erwartet uns in Sturmsangtal?“ Die Schatten der bevorstehenden Reise zogen in ihrem Geist auf, wie ein nahendes Unwetter, dem sie nicht entkommen konnte.

Aber bis dahin würde sie bleiben. Arbeiten. Lernen. Und vielleicht – nur vielleicht – ihren Platz in dieser neuen Welt finden, bevor die Schatten sie erneut riefen.

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Es war eine dieser Nächte, in der die Schatten mit einer greifbaren Dichte über Silbermond lagen. Der Mond warf sein fahles Licht nur spärlich durch die Ritzen der Fensterläden, als Maija durch die Korridore schritt. Ein Schlafgemach breitete sich vor ihr aus – prachtvoll und düster zugleich. Samtvorhänge in tiefem Violett umhüllten ein Himmelsbett, welches auf einer kunstvoll verzierten Empore thronte, fast wie ein Altar im Halbdunkel. In ihrem Blick lag der Zweck eines lautlosen Schleichens, jeder ihrer Schritte ein Flüstern auf dem kalten Steinboden.

Die Blutelfe im Bett lag in friedlicher Regungslosigkeit, die Züge entspannt und träumend. Die Ähnlichkeit war unheimlich – als sähe Maija in einen verwunschenen Spiegel, der das Bild einer anderen Zeit reflektierte. Lautlos beugte sie sich über die Schlafende, ihre Stirn an die der Unbewussten gelehnt, wie eine zärtliche, fast schmerzvolle Begrüßung. Zögernd glitt Maijas Hand über die Wange der Schlafenden, eine Geste, die Vertrautheit, vielleicht sogar Liebe verriet, und doch von einem drohenden Abschied überschattet war.

Leise Worte auf Shath’Yar, der uralten, unheilvollen Sprache der Leere, lösten sich von ihren Lippen – Worte, die selbst die Schatten zu verstehen schienen. Doch sogleich zog Maija sich zurück, schüttelte heftig den Kopf. „Nein…“ formten ihre Lippen, kaum mehr als ein Hauch. Doch die Dunkelheit schien Antwort zu geben. Aus den Schatten in ihrer Hand erwuchs ein Dolch, tiefschwarz, wie aus dem dunkelsten Onyx gehauen und schimmernd vor unheilvoller Energie. Zittrig hielt sie ihn, den Blick auf die Brust der Schlafenden gerichtet, während ihr Innerstes in einen stummen Kampf mit sich selbst verfiel.

„Ich will das nicht…“ murmelte sie, die Worte erstickten in ihrer Kehle, Tränen flossen ihr über die Wangen. Und doch, ein unheimlicher, fremder Zwang drängte sie vorwärts, als wäre sie nur ein Spielzeug der Dunkelheit, gelenkt von unsichtbaren, seidenen Fäden. Mit einem unterdrückten Schluchzen hob sie den Dolch an, setzte die Spitze an die Brust der Blutelfe im Bett und ließ das Schicksal geschehen.

Ein Ruck. Die Augen der Schlafenden öffneten sich, ein entsetzter Ausdruck in ihren lila Augen, die Maijas Blick mit einem letzten, schmerzvollen Aufbäumen suchten. „Maija… W-warum…?“ hauchte sie, bevor die Kraft aus ihren Fingern wich, die auf Maijas Hand und Wange ruhten. Sie fiel zurück, die blasse Hand schlaff herabsinkend, während der letzte Atemzug verklang.

Ein tiefes Keuchen, das durch Mark und Bein ging. Maija riss die Augen auf – schweißgebadet, in die Realität geworfen. Sie saß zusammengerollt auf ihrem Lager in der kargen Unterkunft der Horde in Dornogal, das Nachthemd an ihrer Haut klebend, ihr Atem flach und gepresst. Ein Albtraum. Nur ein Albtraum…

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Die Morgendämmerung schlich still über Dornogal, ein blasses Licht, das die Stadt aus der Dunkelheit hob. Maija hockte in ihrer schlichten Unterkunft und packte ihre wenigen Habseligkeiten zusammen, bereit für die Reise zur Front nach Heilsturz. Ihre Gedanken glitten unstet zu den bevorstehenden Herausforderungen – der gewaltigen Höhle und dem sagenumwobenen Kristall Beledar, welcher die Neugier in ihr geweckt hatte und die Furcht vor der bevorstehenden Schlacht verdrängte.

Ihre leisen Vorbereitungen wurden von den beiden Orcs unterbrochen, die ihr nach dem Vorfall mit K’Taris beigestanden hatten. „So früh schon, Blutelfe?“ grummelte der eine, ein breitschultriger Krieger namens Groshak. Der andere, Lok’gor, nickte zustimmend und fragte: „Oder kannst du den Schlachtruf schon nicht mehr abwarten?“

Maija blickte auf und lächelte schmal. „Die Neugier auf Beledar und seine Höhlen ist derzeit größer als die Angst“, erwiderte sie. Die beiden Orcs schnaubten belustigt, offenbar erfreut über ihren Mut – oder Torheit, wie sie es vielleicht nannten.

Groshak trat einen Schritt näher, die Stirn runzelnd. „Willst du etwa unbewaffnet in den Kampf ziehen?“, fragte er, seine Augen prüfend auf ihr ruhend. Maija zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Waffe, aber ich kann mich auf meine Zauber verlassen.“ Groshak stieß ein tiefes Brummen aus und trat auf sie zu, klopfte ihr mit einem rauen, aber nicht unfreundlichen Schlag auf die Schulter. „Nahkämpfer versuchen, sich dir schnell zu nähern. Da hilft es, wenn du sie auf Distanz halten kannst.“ Er zog einen Dolch hervor – ein traditionelles Stück mit dem Banner der Horde am Griff. „Nimm ihn“, sagte er und hielt ihr die Klinge hin. „Aber bring ihn mir nach der Schlacht zurück.“

Maija nahm den Dolch, ihre Finger umschlossen das raue Leder des Griffs. Sie nickte dankend, spürte den Stolz des Kriegers, der eine Waffe weitergab, und verließ die Unterkunft, bereit, sich dem kleinen Trupp anzuschließen, der bereits auf sie wartete.

Die Straßen Dornogals erwachten mit den ersten Strahlen der Sonne, und während sie sich ihren Weg suchte, fiel ein Gefühl ungewohnter Euphorie über sie. Sie hatte sich noch nie auf eine Schlacht gefreut – doch heute, inmitten des lauten Getümmels und den wachsamen Blicken der Krieger, fühlte sie eine seltsame Aufregung. Den Dolch in der Hand haltend, blickte sie auf die Klinge und überlegte, wie sie ihn am besten verstauen sollte.

Da fiel ihr Blick auf einen heftig winkenden Irdenen, der ihr auffordernd zunickte. Es war derselbe, der sie in der Bank kürzlich kühl abgewiesen hatte, doch heute wirkte er ungewöhnlich gelöst und freundlich. Sie wollte abwinken, sagte, dass sie es eilig habe, doch er beharrte: „Nehmt euch einen Augenblick Zeit, Maija Nachtschatten. Es ist eine Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet.“

„Nun gut.“ Maija trat näher, und der Irdene hob respektvoll die Stimme. „Ein gewisser K’Taris vom Haus Thamar hat für euch gebürgt. Innerhalb weniger Wochen habt Ihr wieder Zugriff auf all eure Bankfächer.“ Überrascht blickte Maija ihn an, versuchte, ihre Gefühle im Zaum zu halten. Sie wollte nicht an das letzte Treffen mit ihrem Bruder denken – und dennoch zog es einen unerwarteten Stich in ihrem Inneren.

Doch der Irdene war noch nicht fertig. Er räusperte sich und sprach weiter: „Euer Bruder hat zudem eure Ausrüstung hinterlegt – Kleidung, einen magischen Stab, Tränke, Schriftrollen, Medizin und eine beträchtliche Menge Gold.“ Die Überraschung über diese Geste ließ Maija erstarren. „Kommen Sie mit, Maija, in der Bank könnt Ihr euch frisch einkleiden. Es wäre wohl das Beste für die Reise.“

Gemeinsam betraten sie die Bank, der Irdene wies ihr den Weg zu ihrer Ausrüstung. Vor ihr lag ihre altbekannte, blau-violette Robe, sauber gefaltet, das weiche Gewebe flüsterte von vergangenen Tagen. Ihre Finger glitten sanft über den Stoff, ein schwaches Lächeln auf den Lippen. Neben der Robe lag ihr Kampfstab, kraftvoll mit Schattenmagie durchdrungen. Ohne Zögern zog sie sich um, den Blick nicht fürchten müssend, dass jemand sie beobachtete. Das Rüstzeug eines Kriegers fühlte sich vertraut und doch fremd auf ihrer Haut an, während die Erinnerungen an alte Zeiten in ihr aufstiegen.

Der Irdene überreichte ihr schließlich einen Brief, das Wachssiegel in Rot, geziert mit dem Zeichen ihres Elternhauses. Mittig wölbte sich der Brief leicht, als ob darin noch ein kleiner Gegenstand enthalten wäre. Sie dachte kurz daran, ihn sofort zu öffnen, doch das Rufen eines ihrer neuen Gefährten ließ sie innehalten. Hastig verstaute sie den Brief und murmelte, dass sie ihn bei der nächsten Gelegenheit lesen würde.

Als sie endlich zu ihrem Trupp stieß – eine bunte Mischung aus Söldnern, Soldaten und Zauberwirkern –, war die Abmarschbereitschaft bereits zu spüren. Mit einem kurzen Nicken zu den anderen schloss Maija sich an, und ohne weiteren Aufschub begann der Marsch Richtung Aufzug. Die Reise nach Heilsturz hatte begonnen, und der Schleier des Ungewissen legte sich über den Weg, der vor ihnen lag.

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Push für den Leerenkult!

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Maija schleppte sich mühsam durch das Lager des Leerenkultes, das in seiner Schlichtheit und Kargheit mehr einem provisorischen Außenposten denn einer Zuflucht glich. Die kühlen Winde wehten über das Lager und ließen die Zelte leise rascheln, während sie den Weg zu ihrem Schlafplatz antrat, die Beine schwer und schmerzende Muskeln wie aus Blei gegossen. Die Mitglieder des Kultes, die sich derzeit als Forscherbund Desolace ausgaben, ruhten oder gingen ihren eigenen Aufgaben nach und schenkten ihr kaum Beachtung, in der Dunkelheit verborgen und auf kommende Rituale oder ihre eigenen geheimen Pläne konzentriert.

Endlich erreichte sie ihren Platz, ließ sich auf das raue Lager sinken und atmete tief durch. Mit zittrigen Händen nahm sie die Kapuze ab und legte sie sorgfältig zusammen, als würde dieser einfache Akt ihr ein Gefühl von Kontrolle geben, das ihr im Kampf genommen worden war. Behutsam legte sie die Kapuze neben sich ab, dann öffnete sie die Knöpfe am Kragen ihrer Robe, und obwohl jede Bewegung Schmerzen verursachte, zog sie das schwere Gewand vorsichtig über die Schultern, bis es auf Hüfthöhe hinabgerutscht war.

Für einen Moment verharrte sie, den Kopf gesenkt, während die kalte Luft über ihre nackte Haut strich. Die Erleichterung war sofort spürbar; das Gewicht der Robe drückte nicht mehr auf die schmerzenden Rippen, und die Kühle der Nacht half, die pochenden Prellungen zu beruhigen. Doch das, was sichtbar wurde, erzählte von einer Geschichte des Kampfes und Leidens: Dunkle, blaue Flecken zogen sich über ihre Rippen und entlang der Arme, schmerzhafte Prellungen, die bei jeder Bewegung leise Erinnerungen an die Gewalt des Aufpralls sendeten. Die Haut war stellenweise gerötet, hier und da übersät mit kleinen Schnitten und Kratzern, ein wildes Muster von Wunden, das sich über ihre Schultern und den Oberkörper zog.

Die frische Luft brachte Linderung, doch der Anblick ihrer eigenen Verletzungen ließ ihre Fassade bröckeln. Langsam stiegen Tränen in ihre Augen, und schließlich presste sie eine Hand gegen ihren Mund, um das Schluchzen zu dämpfen, das ihr nun in die Kehle schoss. Die Stille des Lagers schien um sie herum zu schweben, schwer und unbewegt, während sie den Tränen für einen Moment freien Lauf ließ. Es war die Erschöpfung, die sie einholte – die Qualen, die Dunkelheit, der endlose Schatten, der auf ihrem Geist lastete und ihr Inneres zu überwältigen drohte.

Die Minuten vergingen, und mit ihnen das Schluchzen. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und versuchte, ihre Atmung zu beruhigen. Die kalte Luft auf ihrer Haut brachte ein Gefühl der Klarheit, das die Sorgen und den Schmerz für einen Augenblick milder erscheinen ließ. Doch plötzlich, inmitten der Stille, schien ein Flüstern die Luft zu durchbrechen. Es war leise, kaum mehr als ein Hauch, aber die Worte bohrten sich in ihren Geist, als ob sie direkt in ihrem Kopf gesprochen würden. Maija spannte sich an, der Blick starr auf den Boden gerichtet, während das unheilvolle Flüstern fortfuhr.

„Nein… nicht jetzt… ich will nicht… ich… kann nicht…“ flüsterte sie, ihre Stimme brüchig und von einem leisen Zittern durchzogen. Sie versuchte, der Stimme zu widerstehen, das drängende Flüstern zu ignorieren, doch ein unsichtbarer Zwang ergriff sie, eine Macht, die über ihre eigene Willenskraft hinausging. Mit einem heftigen Ruck schien eine fremde Hand an ihr zu ziehen, und wie eine Marionette, die an unsichtbaren Fäden hing, wurde sie auf die Beine gezogen. Ihre Lippen waren fest aufeinandergepresst, und ihre Augen schlossen sich, als sie begriff, dass ein Widerstand zwecklos war.

Langsam, in stummen, schmerzhaften Bewegungen, ging sie in die Knie und griff nach ihrer Robe. Der Stoff schien ihr nun schwerer denn je, als sie ihn mühsam über die verletzten Rippen zog. Mit einem gequälten Ausdruck im Gesicht brachte sie die Knöpfe am Kragen an, die scharfen Schmerzen ignorierend, die bei jeder Berührung in ihr aufflammten. Sie griff nach der Kapuze, hob sie mit einer Mischung aus Verdruss und Resignation auf und setzte sie sich über das Gesicht.

Dann wandte sie sich zum Ausgang und verließ die Unterkunft, das Kinn leicht erhoben, den Blick starr in die Nacht gerichtet. Ihre Schritte waren ruhig, kontrolliert, als wolle sie niemandem ein Geheimnis verbergen. Doch insgeheim wünschte sie, dass irgendjemand ihr folgen würde, jemand, der ihr helfen könnte, sollte sie erneut einem Neruber-Angriff begegnen.

Die halbe Stunde, die ihr Ziel entfernt lag, verging wie ein dumpfer Takt. Ihr Atem ging schwer, doch sie hielt sich aufrecht, den Blick fest nach vorn gerichtet, während sie das weite, düstere Land durchquerte. Schließlich erreichte sie eine felsige Hinterschneidung, eine versteckte Ecke inmitten des unwegsamen Geländes. Sie umrundete einen mächtigen Felsen, und ihr Blick fiel auf eine zusammengekauerte Gestalt am Boden: ein Arathi-Halbelf, schwer verwundet und in einer Staubwolke liegend. Die Rüstung des Halbelfen war zerbeult und blutbefleckt, und seine Augen leuchteten auf, als er Maija erblickte.

„Endlich… jemand… bitte… helft mir…“ keuchte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, das von einem qualvollen Husten begleitet wurde. Maija hielt inne, betrachtete ihn mit einem seltsamen, fast leeren Ausdruck. Ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht, während sie sich langsam an ihm vorbeischob, ohne auf sein Flehen zu reagieren. „Alles wird gut werden“, murmelte sie leise, mehr zu sich selbst als zu ihm, und begann mit dem Kampfstab einen Kreis in den Boden zu ritzen.

Langsam, methodisch, zog sie den Stab über den sandigen Boden, bis sich ein kleiner Kreis um den Halbelfen bildete. Dann fügte sie einen weiteren, größeren Kreis hinzu, der den ersten umschloss, und begann, das Zeichenwerk in Stücke zu unterteilen, ihre Bewegungen wie in Trance. Der Halbelf, von der Verwundung geschwächt und unfähig, ihr zu folgen, wechselte zwischen Flehen und wütenden Beleidigungen, die er ihr mit rauer Stimme entgegenschleuderte. „Bitte… helft mir… verfluchte Magierin, was tut Ihr…?!“

„Ihr seid genau da, wo Ihr sein solltet“, antwortete Maija tonlos und blickte auf die Rune, die dem Kopf des Halbelfen am nächsten lag. Die Form der Rune erinnerte an den Kristall, den sie in Azj’Kahet geborgen hatte. Sie zögerte, das Abbild des verletzten Halbelfen vor sich, dann kniete sie sich neben ihn, legte sanft eine Hand auf seine Wange und strich ihm zärtlich über das Gesicht. Beinahe behutsam hauchte sie ihm einen Kuss auf die Stirn und flüsterte: „Ich muss euch zu ihnen bringen… Entschuldigt.“

Mit einer langsamen Bewegung erhob sie sich, kniete sich außerhalb des Kreises nieder und legte den Kristall behutsam auf die Rune, die ihm ähnelte. Der gesamte Runenkreis begann sofort in einem weißen, schimmernden Licht zu glühen. Die Linien der Runen strahlten auf, und ein sanftes, pulsierendes Leuchten umgab den Körper des Halbelfen, dessen Silhouette für einen Moment flimmernd in der Luft zu schweben schien. In einem letzten Flackern war er verschwunden, aufgelöst in die kühle Dunkelheit, die nun auch das Glimmen der Runen verschluckte.

Maija schloss die Augen, verharrte einen Moment in der Stille und ließ den Schatten der Tat auf sich nieder. Schließlich öffnete sie die Augen, griff nach dem Kristall und erhob sich. Schritt für Schritt kehrte sie zum Lager zurück, doch die Bilder des verletzten Halbelfen, die flehenden Augen, die Hoffnung und schließlich das Entsetzen, verfolgten sie, wie ein schwerer, unsichtbarer Mantel, der an ihr zerrte.

Als sie die Unterkunft erreichte, legte sie sich, erschöpft und noch in voller Montur, auf ihren Schlafplatz. Ohne einen weiteren Blick um sich zu werfen, zog sie die Kapuze tiefer ins Gesicht und schloss die Augen. Kaum hatte sie sich hingelegt, glitt sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf, als wollte die Dunkelheit selbst sie vor den Erinnerungen der Nacht verschonen.

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