Endlich war es soweit; der angedachte Tag für den Bau der Stallung konnte beginnen. Direkt nach dem Aufstehen ging es für die junge Orcin los; Peons zusammen suchen. Ein paar konnten sich dafür überreden lassen, Dabu´ka hatte ihnen deutlich gemacht, dass zum Wohle des Clans und der Festung alle mitanpacken müssen. Vielleicht spielte aber auch die Tatsache eine kleine Rolle, dass die quirligen Ferkel, immerhin sechs Stück an der Zahl, seit Wochen durch die Donneraxt-Festung wuseln, ihre neugierigen Rüssel überall hineinsteckten und selbst die Wachen gelegentlich Slalom laufen mussten. Jeder war irgendwie froh, diese Stallung endlich fertig zu bekommen; schließlich ist es auch nicht einfach das köstlich, lebendiges Mahl ständig vor die unmittelbaren Pranken zu bekommen. Dabu´ka hatte sehr gut auf die kleinen Schweinchen für die Nachzucht aufgepasst, so war es auch nicht verwunderlich, dieses lustige Bild vor das Gesicht zu bekommen, wie die kleine, junge Orcin quer über den Hof trabte und die Ferkel brav in Gänsemarsch hinterher huschten.
„Änfagh am Karren zhtapeln un´ aafpahzz´n dahz deh nub run´ner fallen, eh.“ Gab sie den Peons direkte, knappe Anweisung, damit nichts schief gehen konnte. Es brauchte nicht viel für den Bau einer geeigneten Stallung und auch der Platz war rasch ausfindig gemacht, um Holz und damit auch Ressourcen des Clans, zu sparen. „Neb´n deh Halle, hin´n an!“ Gab die junge Jägerin als genaues Ziel an, als sich noch weitere helfende Pranken fanden. Auf einem kleinen Holztisch legte sie die bekritzelte Tierhaut nieder, wo die genaue Planung aufgezeichnet wurde. Dafür dass sie das noch nie gemacht hatte, sahen die Bilder eindeutig, nichtdeutlich aus. Immerhin konnte sie es selbst identifizieren, das reichte. Zwei Seilstränge in Meterware zusammengerollt, Messer, kleine Handäxte, mehr brauchte es nicht für den schlichten Stall bis auf eine Sache, die für die Vorbereitung ziemlich wichtig war. Rasch nahm sie eine Schippe in die Pranke, wies zwei weitere Peons erneut zielstrebig an und gruben passgenaue Löcher in den Boden, indem die Pfähle hineingesteckt werden mussten.
Der restliche Tag verlief eher ruhig und Dabu´ka nutzte die Zeit um ihre geliebten Reitwölfe nicht zu vernachlässigen und auch diese pflichtbewusst zu versorgen. Gegen Abend war es dann soweit; der Uruk des Clans, Brogur, und Karula trudelten als erste zum Karren. Nach einer respektzollenden Begrüßung warteten beide auf eine kleine Einweisung. Etwas schmunzelnd zeigte ihnen Dabu´ka den erdachten Platz, hoffte natürlich auf Zustimmung, was mit einem knappen Ab nicken vollzogen wurde. Bevor sie aber richtig loslegen konnten, mussten noch ein paar Handgriffe erfolgen. So setzte sich das Trio vor den beladenen Karren und erledigten ihre übertragenen Aufgaben. Brogur bekam eine Kleinaxt in die Pranken gedrückt, um die Pfähle mit einer Spitze für den Erdboden zu versehen. Dabu´ka und Karula kümmerten sich um das Zuschneiden der Seilrollen. Augenmaß war erforderlich; die kleine Orcin zeigte wie Karula die Seile abmessen sollte. Zwei Ellenlängen sollten genügen, so hoffe sie zumindest. Zum Glück stellte sich heraus, dass es später ausreichen sollte.
Innerhalb des Trios war die Laune sehr gut, die neugierigen Ferkel umkreisten Karula, welche ihr scheinbar wohlgesonnen war; das spürte die lebendigen Mahlzeiten. Um Brogur allerdings hätte das einzelne Minischwein lieber einen Bogen machen sollen, denn mit einem hungrigen Orc, samt Axt in der Pranke spielte lieber niemand einen Schabernack. Am Hinterlauf gepackt und mit den saftigen Haxen in der Luft gestrampelt meckerte das Ferkel lauthals. Als es wieder zu Boden kam, flüchteten alle zur Muttersau, die etwas Abseits an einem Pflock angebunden war. Lustig fand das Tier diesen Umstand natürlich nicht und Dabu´ka witzelte, dass sich lieber niemand mit einer rasenden !@# anlegen sollte, wenn ihm das eigene Leben lieb sei. Die Tiere waren offensichtlich nicht zu unterschätzen. Auf kleine Sünden folgt bekanntlich auch eine Strafe unverzüglich; Brogur rutschte nach einigen anspitzen der Pfeiler mit der Axt ab und erwischte einen seinen Daumen, welcher sofort anfing stark zu bluten. Da Orcs aber eher hartgesottene Verfechter von Wunden waren wurde dieses Missgeschick eher locker hingenommen. Während der Uruk sich ein wenig ärgerte über seinen unachtsamen Moment, wurde die Erstversorgung zügig von der jungen Jägerin übernommen. Ein enger Druckverband sollte zumindest für diesen Abend Abhilfe verschaffen, da dieser die Blutung stillte. Würde Brogur im Anschluss noch weitere Hilfe benötigen, wären die Schamanen des Clans gewiss an Ort und Stelle. Ein Glück für alle, das die Vorbereitungen auch mit dem letzten geschnitzten Pfeiler und durchtrennten Seiles gänzlich erledigt waren. So konnten zumindest für diesen Zeitpunkt weitere Missgeschicke ausgeschlossen werden.
In die Pranken gespuckt und angepackt; Karula und Dabu´ka fingen an einzelne Pfeiler vom Haufen, zur Baustelle zu tragen. Der Uruk des Clans schaute sich dieses Schauspiel ein paar male recht amüsiert an, bis er schließlich selbst das Kommando übernahm. Karula positionierte sich an die Löcher im Erdboden, Dabu´ka bildete den Zwischenschritt und Brogur nahm sich vor die Pfeiler der jungen Orcin zuzuwerfen. Eine gute Idee, wenn der Anfang nicht wie bekanntlich immer am schwersten gewesen wäre. Das Holz flog im hohen Bogen, wurde gefangen, zum einbuddeln und festbinden weiter gerollt. So sollte es aussehen, dass aber Regen, Schnelligkeit und ein verirrtes Ferkel sie daran hindern sollten, mussten sie erst noch erfahren. Durch den stark eingesetzten Regen wurde der Boden schlammig und durch die vielen Bewegungen nicht gerade günstig für solche Arbeiten. Die Truppe allerdings wusste, dass sie noch an diesem Abend fertig werden mussten.
Zuerst unterschätzte Brogur tatsächlich Kraft und Schnelligkeit einer jüngeren Orcin. Dabu´ka war nur kurz abgelenkt, als sich umdrehte und der nächste Pflock schon flog. Sie konnte ihn zum Glück mit ihrer Lederpolsterung und einer schnellen Reaktion abwehren, doch ein etwas verärgertes Schnaufen musste der Uruk schon einkassieren. Dieser warf, würde nun auch auf ein Zeichen des Fängers warten, Dabu´ka rollte die Pflöcke weiter und Karula stellte sie auf, buddelte ein und stemmte sich ihrer ganzen Körperkraft die Dinger fest. So spielten sie sich gut ein. Doch ein weiteres Missgeschick ließ nicht lange auf sich warten. Eines der Ferkel lief zwischen die Gruppe, wohl um bei der jungen Orcin etwas zum Fressen zu erbetteln. Es huschte hinter sie hinweg, die gerade noch das Zeichen zum Abwerfen gab. Dabu´ka machte einen Schritt zurück, stolperte über das Schwein, rutschte auf dem nassen Schlamm aus und klatschte auf den Boden. Da der Pfosten bereits in der Luft war, bedurfte es nun schnelle Reaktionen. Die kleine Orcin kauerte sich in die Fötus Haltung, klein Schweinchen flitzte natürlich verschreckt davon und der Uruk schnappte sich schnell die Axt, um jene mit Kraft dem Pfosten nach zu werfen. Zum Glück ging dieser Umstand gut aus. Das Holz wurde erwischt, durch die Kraft umgelenkt und beides kam neben Dabu´ka zum Erliegen.
Just in diesem Augenblick gesellte sich auch die Sturmma´kai, Sunekka, zu ihnen. Eines der Ferkel verirrte sich in die Halle und sie wollte es zurück bringen. Ein lustiger Anblick musste es gewesen sein, als Dabu´ka von oben bis unten mit dreckigen Matsch bedeckt sich wieder erhob, um die Arbeit fortzusetzen. Es sollten auch nicht mehr viele Pfosten sein; Sunekka passte nun gut auf die kleinen, quiekenden Krawallmacher auf, während die anderen nun endlich aufeinander eingespielt waren. Kaum klappte alles Reibungslos wurde auch schon der letzte Pfeiler in den Erdboden gerammt und wie die anderen mit den Seilen verbunden. Eine einfache, feste Stallung für die Nahrungsversorgung war errichtet. Erschöpft wischte Karula sich nun selbst die matschigen Pranken durch das Gesicht, welches vom erbarmungslosen Regen aber gewiss rasch wieder gereinigt werden konnte. Dabu´ka holte die Muttersau, gefolgt von ihrem Nachwuchs, die nun endlich ihren eigenen Platz, bis zur Schlachtung, hatten.
Die schuftenden Orcs wurden nach der Inspektion der Tauglichkeit von Sunekka an die große Flamme gebeten. Dort versorgte sie alle mit einer wärmenden Mahlzeit und gemeinsam saßen die vier noch lange beisammen, ließen den Bau Revue passieren, unterhielten sich ausgelassen und genossen diesen Lohn für ihre schweißtreibende Arbeit.