"VAFLUGHTA OGADRÄCK!"
Wie so oft hat der alte Orc sich beim schälen von Gemüse in seinen Daumen geschnitten. Diese Goblinsparschäler sind aber auch einfach nicht mehr das was sie mal waren. Manch einer würde ja behaupten, dass ein Orc seine Narben im Kampf sammelt, aber etwa die Hälfte besagter Narben stammt, zumindest bei diesem altgedienten Krieger, aus der näheren Umgebung des Kochfeuers. Der erfahrene Orc sitzt gebeugt über seiner kleinen Gurke welche er mit der rechten Pranke umschließt und lutscht dabei von seinem linken Daumen die Blutstropfen. Der Goblinsparschäler wurde wutentbrannt quer durch die Hütte und hinaus ins Freie geworfen. Über dem Feuer köchelt bereits etwas Wasser in einem Gusseisernen Kessel welcher alt wirkt und außen von einer dicken Rußschicht umgeben ist. Wehleidig erhebt sich der alte Orc ächzend und stapft leise fluchend hinaus, um sein Schälwerkzeug zurückzuholen. So geduldig er auch sein mag, beim Kochen kennt er weder Gnade, noch Ruhe. Seit jeher sind diese Momente an der Kochstelle die einzigen, die er ganz allein und nur mit sich selbst und seinem Gemüse verbringt. Er hatte in seinem Leben stets die schwere Last der Verantwortung zu tragen und musste sich schon immer um unzählige wichtige Dinge kümmern. Aber hier kann er sich in aller Ruhe an so mancher Feldfrucht ergötzen. Manchmal sitzt er einfach nur da und poliert seinen güldenen Maiskolben, oder er begutachtet strengen Blickes manch stattlichen Spargel aus Mulgore. Um seine Eier ist er stets besonders bemüht. Frisch müssen sie sein und immer wieder werden sie gedreht und argwöhnisch geprüft, gegen das Sonnenlicht gehalten und fast schon liebevoll geputzt, bevor sie schlussendlich ihrem Zweck zugeführt und aufgeschlagen werden. Es wäre fatal, den alten Orc zu stören, während er seiner Kochkünste frönt. Nein, diese Momente gehören nur ihm allein.
Heute ist aber wieder einer dieser seltenen Tage, wo das kochen einfach keinen Spaß macht. In seinem Kopf schwirren zu viele Gedanken. Irgendwas mit Gurken sollte es werden da er eine ganz besondere Beziehung zu diesem Gemüse pflegt. Gurken kommen in der orcischen Küche zwar vor und schmecken auch gar nicht schlecht, aber es gibt bei seinem Volk eigentlich kein Gericht in welchem die Gurke der Hauptbestandteil ist. Er weiß aus langjähriger Erfahrung, dass man mit etwas Handarbeit so einiges aus seiner Gurke herausholen kann und es wird Zeit, die Gurke endlich mit einem eigenen Gericht zu ehren. Und orcisch muss es natürlich auch werden.
Als er seine Hütte mitsamt dem Goblinsparschäler wieder erreicht, atmet er einmal tief durch und sieht sich seinen verletzten Daumen an. Der Schnitt scheint bei weitem nicht so tief zu sein wie der Alte es angenommen hatte. Trotzdem tut es weh. Manchmal wünscht er sich, er könnte einfach mal ausgiebig weinen und sich in seine Felle kuscheln. Aber er ist es gewohnt vieles zu ertragen und nahezu alles was so kommt, zu schlucken. Als der alte Krieger an sich herab blickt fällt ihm auch sofort auf, woran sein Vorhaben gerade zu scheitern drohte. Er hat vor lauter wirren Gedanken vergessen seine Glückskochschürze anzulegen. Ohne Schürze, kann das alles auch nichts werden. Diese Schürze ist etwas ganz besonderes, vielfach geflickt mit Stofffetzen in allen nur erdenklichen Farben und vorne auf der Brust ein besonders auffälliger Flicken, der mit etwas Fantasie durchaus an ein purpurrotes Herz erinnert. Vorsichtig und fast schon bedächtig legt der alte Orc sich seine Schürze an, bindet die Schürzenriemen hinter seinem Rücken zu einer festen Schleife zusammen und klatscht voller Tatendrang in die Pranken, bevor erneut nach seiner kleinen Gurke greift. In wenigen Augenblicken ist das Gemüse fachgerecht geschält und in grobe Stücke geschnitten. Während der Alte sein Gemüse so bearbeitet hat, wurde ihm klar, dass in seinem Gericht die Kraft fehlt. Etwas das der Gurke eine ordentliche Basis gibt. Er sieht sich grübelnd in seiner Hütte um und sein Blick ruht bald auf einer Kiste voller Kartoffeln. Jawoll, Kartoffeln sind genau das Richtige und nun weiß er auch was das ganze mal werden wird. Ein Eintopf! Längst hat er ganz nebenbei und wie selbstverständlich mit etwas Sellerie, einem Karottenstück, ein paar fein gehackten Zwiebeln, Kräutern, Knoblauch und einigen Gewürzen eine kräftige Gemüsebrühe in seinem Kessel angesetzt. Die gewürfelten Kartoffeln wirft er im vorbeigehen mit hinein, nicht zu wenig Dill, etwas Sahne die er sich am Morgen noch schön selbst geschleudert hat und zum Schluss die gehackte Gurke. Aber irgendetwas fehlt noch. Gedanklich geht er alle Zutaten nochmal durch. Er schreitet hin und her und denkt angestrengt nach. Als er vor einem blank polierten von der Decke hängenden Topf stehen bleibt und sein sich spiegelndes Gesicht erblickt, fällt es ihm wie vom Blitz getroffen ein. Der Lauch fehlt! Dieser wird noch rasch zuerechtgeschnippelt und landet gleich im Topf. Nach gründlichem köcheln lassen, ist der ganze Gurkeneintopf auch schon fertig. Der alte Orc nennt seine Kreation kurz und knapp Grüner Pott.
OOC:
Wer genau wie der alte Orc, gerne in seiner Küche steht und sich ebenfalls gerne mehr oder weniger gesund ernährt um seine orcische Konstitution beizubehalten, der kann alle Rezepte aus diesem Beitrag einfach nachkochen:
Grüner Pott
1 große Zwiebel
1 große Salatgurke
1 Bund Dill
4-6 El saure Sahne
1 / 2 l Gemüsebrühe (am besten selbst gemacht!)
250g Kartoffeln
Salz, Pfeffer, Paprika Rosenscharf nach Geschmack und Belieben.
Die Gemüsebrühe im Topf kochen lassen, die gewürfelten Kartoffeln rein. Fein gehackte Zwiebel und die Gurkenstücke ebenfalls dazu. Das ganze so ca. 10min köcheln lassen bis alles genießbar ist und von der Herdplatte nehmen. Dill und Sahne unterrühren und mit den Gewürzen abschmecken.
Wer ein Freund der fleischlichen Gelüste ist, kann jedes Fleisch seiner Wahl dazugeben. Besonders gut eignet sich Hackfleisch vom Rind. Und wer es so richtig deftig mag, kann auch etwas „Wildgewürz“ hinzugeben.