Als ich gestern in die Ebenen von Ohn’ahra kam und die taubstumme Khan der Zentauren kennenlernte, musste ich mich doch ein wenig wundern.
Vorweg: Ich selbst habe (leichte) körperliche Einschränkungen, diese waren auch letztlich der Grund, warum ich immer schon viel Gaming betrieben habe. Die meisten sportliche Freizeitbeschäftigungen fallen für mich einfach flach, gerade kompetitive und Mannschaftssport, da ich da einfach nicht konkurrenzfähig bin. Nun war es aber auch immer so, dass ich, während andere ihre Erfolge zum Beispiel im Fußball verbucht haben, ich mir diese Erfolgserlebnisse durch das Gaming geholt habe. Inzwischen bin ich gottseidank aus dem Alter raus, in dem man seinen Selbstwert aus sportlichen Erfolgen zieht und habe mich auf das Intellektuelle verlegt.
Was löst es nun also bei mir aus, wenn ich auf einmal im Gaming mit solchen Charakteren konfrontiert werde?
Zunächst einmal finde ich die Einbindung in diesem Fall nicht gelungen. Jemand, der nichts hören kann, ist in einer Welt, wo an jeder Ecke etwas lauert, das dich fressen will, aufgeschmissen. Wie nun also Sansok Khan die beste Jägerin ihres Klans sein soll (wie es in einem Questtext heißt), erschließt sich mir nicht. Die beste Schamanin hätte noch Sinn gemacht. Und dieser Umstand ist jedem, der selbst taub ist und mal eine vielbefahrene Straße überqueren musste, mit Sicherheit auch klar. Dadurch wird hier also nicht die Immersion mit der Spielwelt erhöht, sondern gestört. Ich habe mich gefragt, ob es im Entwicklerteam eigentlich überhaupt jemanden mit solchen Einschränkungen gibt, den man mal um seine/ihre Meinung gefragt hat. Vielleicht bin ich hier aber auch einfach überempathisch.
Es gibt einen Charakter, mit dem ich mich gut identifizieren kann: Gul’dan. In diesem Storycinematic wurde tatsächlich sehr gut dargestellt, wie man sich in einer Welt, die vor allem körperliche Stärke anerkennt, als ausgeschlossene Person fühlt: https://www.youtube.com/watch?v=I3QJ8Pgjj3c Man sieht die Verzweiflung, den Versuch, irgendwie dazuzugehören, das Scheitern, die Frustration und am Ende den Hass und dann den Triumph. Ich kenne diese Gefühle. Gul’dan ist dieser Junge, der im Sportunterricht als letzter gewählt wurde und es am Ende allen zeigt und seinen Namen in die Geschichte schreibt – auf seine eigene Art.
Für viele Menschen sind RPGs eine Möglichkeit der Flucht aus dem Alltag. Sie können sich der tristen Realität entziehen und jemand anderes sein. Das letzte was man will, ist dann im Spiel wieder mit der Nase in genau die Probleme gestupst zu werden, die man eigentlich vergessen will.
Nun bin ich bestimmt nicht das Maß aller Dinge und würde mich sowohl über Zustimmung als auch Widerrede freuen.
Grüße