[RP-These] Der Kult der Vergessenen Schatten

Finstere Grüße, liebe Aldor.

Im Aldor-RP Discord kam im Kontext einer Unterhaltung über die Leerenelfen (die hier weitergeführt wird) auch der Kult der Vergessenen Schatten auf. Der allgemeine Konsens schien zu sein, dass sich der Kult entgegen der Namensgebung eher als eine Organisation von Disziplinpriestern verhält, die sich der Anbetung beider Mächte gleichermaßen verschrieben haben.

Da es mir auf dem Discord nicht möglich war meine Gedanken verständlich zu artikulieren möchte ich diesen Beitrag nutzen, um eine Gegenthese aufzustellen.

These: Der Kult der Vergessenen Schatten ist eine moderate Leeren-Religion , d.h. seine Mitglieder verehren Schatten und Licht nicht gleichermaßen .

Der Kult wurde von Priestern der Verlassenen gegründet, die auf der Suche nach einer Alternative zum heiligen Licht, dessen Wirken ihnen damals wie heute schwere Schmerzen bereitete, auf die Aufzeichnungen der Bischöfin Natalie Seline stießen². Im Leben predigte Seline im Königreich Sturmwind ein Gleichgewicht von Licht und Schatten, wo zuvor das Licht unangefochten die dominante Religion darstellte. Sie arbeitete daher im Geheimen und im Tod wurden ihre Bücher von dem Kirin-Tor weggesperrt². Ihre Aufzeichnungen um die Doktrin einer Balance bildeten die theologische Basis für den Kult, doch möchte ich an dieser Stelle einhaken:

Die Idee einer Balance der Mächte heißt nicht automatisch, dass der Kult für beide Seiten „verantwortlich“ ist. Insbesondere wenn für die längste Zeit seiner Existenz die Verlassenen für die Verbreitung von Selines Vision verantwortlich waren, denen das Licht nicht nur immense Schmerzen bereitet, sondern auch von dessen Anhängern bis heute gejagt werden – lebendige Schattenanhänger gleichermaßen!

Um auf meine These zurück zu kommen; bis wir erfahren wie sich Selines Rückkehr auf den Kult als Ganzes ausgewirkt hat gehe ich davon aus, dass die meisten Anhänger des Kults das Licht aus oben genannten Gründen nicht gleichermaßen verehren wie die Leere. Hier mag zu denken geben, dass Selines Vision von den Verlassenen als ein Gleichgewicht der Wirker heiliger und dunkler Energien aufgefasst wurde², was vermuten lässt, dass der Kult von jenen als Gegengewicht zur Kirche des Heiligen Lichts angedacht war.

Was nicht heißen soll, dass Mitglieder des Kults das Licht nicht wirken. Ganz im Gegenteil, denn predigen sie, dass man erst das Licht kennen muss, um sich den Schatten widmen zu können. Abgesehen davon dass sich besagtes Zitat eher wie eine Warnung á la ‚kenne deinen Feind‘ liest und der zitierte Dunkle Kleriker einen Satz zuvor sagt, dass der Kult seine Macht aus der Dunkelheit und dem Schatten bezieht lässt sich hier eine Parallele zum Umgang mit der Leere auf Seiten der Lichtwirker schlagen.

Anduin Wrynn nutzte auf Pandaria Schattenmagie, um sich zu aus Gefangenschaft zu befreien³. Ich würde behaupten als aufrichtiger Priester tat er dies nur widerwillig, doch war er dazu in der Lage. Für ihn war es in dieser Situation ein Werkzeug. Wieso kann ein Schattenkult nicht auch das Licht als Werkzeug nutzen? Als eine Organisation die sich eingehend mit der Leere beschäftigt und sich ihren Gefahren bewusst ist dürfte es nur Sinn machen ein effektives Werkzeug wie das Licht zu nutzen, insbesondere wenn es darum geht den Umgang mit der Leere zu lernen.

Abschließend möchte ich Bezug auf eine Quest in Classic nehmen. In Geheiligte Rolle soll der Priester eine Schriftrolle lesen und sich dann beim Dunklen Kleriker Duesten melden. Jener hat bei der Ankunft des Spielers folgendes zu sagen:

Ah, so kommt zwischen Feuer, Seuche, Aufständen und Schlimmerem einmal mehr ein ‚Getreuer‘ an meine Tür. Nun, seid gegrüßt, . Und lasst mich Euch kurz ein oder zwei Dinge zu erklären, bevor Ihr Euch auf die Suche nach dem macht, was immer Euch im Leben antreibt: Das Heilige Licht betrifft Euch nicht länger, die Geister Eurer Vorväter sind nurmehr schöne Geschichten und die Kreaturen aus dem Nether wollen Euch nicht.

Versteht Ihr mich soweit?

Diese Quest existiert im aktuellen Spiel nicht mehr, doch auch jene die einst „Doch bevor Ihr die Dunkelheit kennen lernen könnt, müsst Ihr erst das Licht kennen“ formulierte (Gewänder der Dunkelheit) wurde ersatzlos gestrichen. Wir haben also, wie in so vielen Aspekten des Alltags in WoW, keine sichere Quelle darüber wie die aktuelle Linie des Kults der Vergessenen Schatten ist. Insbesondere die versprochenen Entwicklungen, die mit der Rückkehr Selines eintreten sollten, fehlen noch.

An dieser Stelle gilt auch zu erwähnen, dass der Kult vor Selines Rückkehr kollabiert sein soll, doch wann wo wie und warum wird komplett im Dunkeln gelassen. Es kann also gut sein das mit der nächsten Welle Informationen über einen reformierten Kult unter Selines direkter Führung alles obige hinfällig wird, auch weil die Verlassenen nicht mehr die Narrative kontrollieren.

Doch bis dahin sind wir Spieler darauf angewiesen unser eigenes Bild zu machen. Und bis dahin gehe ich von dieser These aus. Mich würde dennoch eure Sicht der Dinge interessieren.

Mit finsteren Grüßen,

Voigt

2: World of Warcraft: The Magazine Volume I Issue IV

3: Anduins Entscheidung (https://de.wowhead.com/quest=29901/anduins-entscheidung)

Geheiligte Rolle (https://de.classic.wowhead.com/quest=3097/geheiligte-rolle)

Gewänder der Dunkelheit (https://de.classic.wowhead.com/quest=5650/gew%C3%A4nder-der-dunkelheit)
2 Likes

Ich versuche anhand der Information - welche man durch Seline bekam - einen weiteres Bild in diese Richtung zu spinnen. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass die Verlassenen zu der Zeit - vor dem Kult - verloren waren. Sie wussten nicht wohin mit sich und all jene Dinge - welche sie bisher über das Licht kannten - sprachen gegen ihre Existenz. Seline hatte ja - soweit ich mich richtig erinnere - einen ähnlichen Ansatz wie Umbric also mit dem „Das Licht ist nicht der einzige Weg.“ Sie war ja der Ansicht, dass die Lehren über die Dunkelheit ergänzend zu der Kirche wären um das Bild der beiden göttlichen Magien zu vervollständigen. Nach dem Prinzip, zwei Seiten der selben Medaille. Jedoch wurde das Wissen ja von den Kirin Tor weggesperrt. Dann aber sind die Verlassenen an dieses Wissen gekommen… zumindest an ein Teil dieses Wissens.

Darauf basierend wäre meine Ansicht, oder mein Verständnis daraus, dass der Kult der vergessenen Schatten, die Kirche des Heiligen Lichts NICHT als Feind sieht, sondern als Ergänzung. Bzw. dass sie sich als Ergänzung zu den Lichtdienern sehen. Sie betrachten das Licht nicht als Feind, kategorisieren es auch nicht als schwächer/stärker oder ähnliches. Sondern sehen nur, dass ihr Weg auf der „anderen Seite“ stattfinden mag. Der Kult strebt ja nicht die Vernichtung oder Unterdrückung des Lichts an, nein. Sie sehen, dass es ein Gleichgewicht geben muss, zwischen beider Mächte und dass auch der Schatten seinen Platz auf der Welt hat. NICHT im Sinne davon, den Leerenfürsten oder den alten Göttern zu dienen. Sondern um jenen, welche die Lebensphilosophie des Kultes besitzen, einen Lebensraum zu geben. So wie der Lebende, den heiligen Kleriker braucht, braucht der Verlassene seinen dunklen Kleriker. Was NICHT bedeutet, dass sie den Lichtdiener weniger respektieren würden.

Meiner Ansicht nach, stehen sie eben für das Gleichgewicht, für die Ergänzung zu den Lehren der Kirche, da die Kirche - nach Außen hin - ein zu einseitiges Bild liefert. Und um ein Gleichgewicht zu schaffen erfordert es nun mal - um die Verlassenen zu zitieren: „Geduld und Disziplin“.

2 Likes

(übernommen aus dem Discord-Gespräch mit Amara)

Ich glaube auch nicht dass der Kult sich als echten Feind der Kirche sieht, sondern als definiertes Gegengewicht. Nur sieht eben die Kirche den Kult definitiv als Feind an bzw. hat sämtliche Leerenanhänger für die längste als Feind angesehen.

Man muss halt die Perspektive des Kultes vor Augen halten: Sie wurden für ihren Glauben verfolgt, beschimpft und getötet. Respekt spielt da keine wirkliche Rolle, denn Respekt aus Furcht dürfte ein Verlassener auch vor dem Licht haben, besonders weil jene besser als andere Rassen wissen wozu das Licht alles fähig ist (was Schmerzen angeht).

Natürlich streben sie das Gleichgewicht an, doch aus ihrer Perspektive sind sie in der Unterzahl, ist der Schatten in der Unterzahl. In einer idealen Welt würden sich Kult und Kirche ergänzen. Doch ist es die Kirche die das bisher durch Wort und Tat abgelehnt hat, nicht der Kult.

3 Likes