Gemächlich schritt der große Elch Igasho aus den Seitentoren Orgrimmars. Sein Besitzer, Chogan, hatte zusammen mit ihm und dem Hochbergfalken Chilali die letzte Nacht dort verbracht, in der Taurenenklave im Tal der Weisheit. Er hatte sich dort stärker mit den Tauren Kalimdors auseinander gesetzt und sich Ausrüstung für den kommenden Wettstreit besorgt. Der große Speer den der Elch trug gehörte ebenfalls dazu.
Natürlich hätte er Misae darum bitten können ihm Informationen zu den Tauren geben zu können, aber er wollte sie nicht in Verlegenheit bringen, ihm bei seinem kommenden Aufnahmeritus unterstützt zu haben. Also hat er diese Informationen lieber von einem Stammesfremden selbst besorgt.
Nun schritt der Elch immer weiter Richtung Süden, entlang des Südstroms. Durch das Brachland und über die merkwürdige Bresche die diese warme Region in zwei Teile spaltete. Geradewegs zu den Überresten des großen Aufzuges welche noch in tausend Nadeln zu sehen waren.
Er war schon ein Mal hier gewesen. Hatte sich das Land genauer angesehen, war vorsichtig in das Wasser geklettert welches nun das tiefe Becken füllte.
Jetzt war er aber wegen einer ganz anderen Sache hier. Ein Ritus den er aus seiner Heimat mit sich gebracht hatte. Gemächlich stieg er von Igasho und schritt an den Rand der Klippe welche vor ihm in die Tiefe stürzte, in seiner Hand drei Beutel. Zwei der Beutel klemmte er sich vorerst unter den Gürtel. Den Dritten öffnete er und griff mit den Fingern hinein. Darin befand sein ein dünn geriebenes Pulver. Überreste verschiedener Kräuter und Samen, aber auch von Fisch und Fleisch. Alles, was die verschiedensten Vögel gerne fraßen. Er häufte sich das Pulver auf die Handfläche und mit wenigen kräftigen Atemstößen verteilte er dieses in verschiedenen Himmelsrichtungen in den Wind.
„Tiere der Lufte, Geister des Windes. Nehmt meine bescheidene Gabe an. Ich wünsche, in euren Gefilden jagen zu dürfen.“
Kurz blieb er in stiller Andacht stehen, den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen. Schließlich schritt er zielstrebig auf den knarrenden Steg der ein Mal zum Aufzug geführt hatte. Dort, am Ende, griff er nach dem zweiten Beutel. Auch hierin befand sich ein Pulver, jedoch deutlich gröber als das Erste. Trockenfleisch und Fischstücke; getrocknetes Obst und auch ganze Samenkörner. Er öffnete den Beutel und schüttete ihn an verschiedenen Stellen des Steges stumm in das Wasser.
„Wesen der Tiefe, Geister des Wassers. Nehmt auch ihr meine bescheidene Gabe an. Ich wünsche, in euren Gefilden jagen zu dürfen.“
Wieder blieb er kurz in stummer Andacht stehen ehe er den Weg zurück auf das Festland beschritt. Dort, etwas abseits des Weges nahe der ansteigenden Hügel grub er mit seinen Händen eine kleine Grube. In diese leerte er schließlich den Inhalt des dritten Beutels: Unzerriebene Samenkörner, Blätter verschiedener Pflanzen, Obststücke, Wurzeln und Fleisch.
„Ihr wenigen Tiere dieses kargen Landes, Geister der Erde. Auch euch bitte ich meine bescheidene Gabe anzunehmen. Ich wünsche, in euren Gefilden jagen zu dürfen.“
Erneut blieb er in stiller Andacht und mit gesenktem Kopf kurz knien, ehe er das Loch wieder zuschüttete. Dann erhob er sich und führte Igasho auf die andere Seite der Straße. Dort grub er ebenfalls eine kleine Grube, jedoch breiter und flacher, für sein Nachtfeuer welches er mit dem Feuerholz auf Igasho’s Rücken gekonnt entfachte.
„Geister des Feuers! Erfreut euch an der Wärme und dem Licht meiner Flamme. Gebt auch ihr mir den Segen in euren Gefilden jagen zu dürfen, euer Licht zu meiner Hilfe zu nehmen.“
Ein viertes und letztes Mal blieb er in seiner stillen Andacht stehen. Schließlich nahm er Igasho die Taschen und den Sattel ab. Der Elch legte sich direkt in die Nähe des Feuers. Chogan selbst entnahm seinen Satteltaschen schlussendlich einen letzten Beutel. Er war deutlich größer als die anderen Drei, aber auch dieser enthielt ein Pulver, durchsetzt von frischen Kräutern. Er schüttete das Gemisch in das Feuer, welches kurz blau aufloderte und dann stärker rauchend weiter brannte. Die nächsten Minuten würde es einen angenehmen Geruch verströmen.
„Erdenmutter! Ich ersuche auch deinen Segen hier jagen zu dürfen. Hier bin ich ein fremder Tauren aus einem fremden Stamm. Aber dies soll nun meine Heimat werden. Kalimdor. Mein neuer Stamm die Sturmhufe. Meine Gefährtin Misae, welche ich vor Jahren in den schneebedeckten Gipfeln meiner fernen Heimat gerettet habe. Welche ich liebe und immer lieben werde.
Gib mir deinen Segen für all meine Vorhaben, ich bitte dich.“
Schlussendlich setzte er sich vor das brennende Feuer und begann still zu meditieren. Er würde die Geräusche der Nacht in sich aufnehmen, nach den Antworten der Vögel, Fische, Tiere, Geister und der Erdenmutter lauschen.
An das Stammesfeuer der Sturmhufe wird er erst am nächsten Abend zurück kehren.