Vornweg, wer keine Lust hat, eine weitere Spieler-Kritik von SL zu lesen, sollte bitte genau jetzt damit aufhören.
Die gute Nachricht ist, dass das Spiel an sich gut funktioniert und da das „Spiel an sich“ so extrem gut ist, ist damit bereits sehr viel gewonnen. Das Questen funktioniert, die Dungeons funktionieren, der Raid funktioniert.
Die schlechte Nachricht ist, dass jenseits des „Spiels an sich“ recht wenig funktioniert.
Beim Thema “Borrowed power” kommen Sie nicht wirklich vom Fleck, das Covenant-System ist zwar unbestreitbar besser, als die HoA-Clownsparty aus BfA, aber richtig immersiv ist es nicht. In Legion gab es den Ashbringer und das Scepter of Sargeras, hier gibt es irgendein Ding, was ein gefesselter Komiker in irgendeinem Turm zusammengeklöppelt und von dem vorher noch nie irgendjemand etwas gehört hat. Zugegebenermaßen ist es nicht ganz so grindy wie die Artefaktwaffen, aber zumindest ich würde jederzeit tauschen.
Beim Thema „Neue Spielkonzepte“ sehe ich ebenfalls keinen wirklichen Fortschritt gegenüber BfA und seinen Inselexpeditionen. Zumindest ich kann die blaugraue Pampe von Thorgast einfach nicht mehr sehen, die zwei Pflichtruns pro Woche sind eher eine Strafe als ein Spielgenuss. Das grundsätzliche Ziel halbwegs anspruchsvollen Single-Player Content zu implementieren ist absolut zu begrüßen - nur bitte das nächste Mal weniger Random und mit deutlich schönerer Optik.
Zur Story: Die Gute Nachricht ist, sie ist besser als die von BfA, die Stories der einzelnen Covenants sind zumindest zum Teil sogar ganz nett. Im Großen und Ganzen ist sie aber m. M. nach der nächste Fehlschlag. Wieso?
Es ist eine x-beliebige High-Fantasy Geschichte, in die ein paar WoW-Charaktere geworfen wurden - eine Einbindung in die bisherige Geschichte findet wenn überhaupt nur über zweifelhafte Retcons (z. B. die Festlegung, dass der Jailer und nicht die Burning Legion Ursprung der Scourge war) statt. Selbst WoD war besser eingebunden als SL, und das will wirklich etwas heißen.
Es werden super-duper mächtige Charakter aufgebaut, die dann aber leider in der Praxis zu dumm sind, ohne fremde Hilfe zu defäkieren - mein diesbezüglicher Favorit ist die Winterqueen, die - obgleich Schwester von Elune - vom Spieler ans Händchen genommen werden muss um ihr auch nur die Grundzüge dessen klar zu machen, was gerade um sie herum passiert. Diesbezüglich ist es deutlich einfacher und plausibler, wenn die Ansprechpartner der Spieler sich auf dem Niveau der Fraktionsanführer (oder von mir aus auch etwas darüber wie z. B. Illidan) bewegen - aber auf Götter sollte man in dieser Position verzichten, dass wird zwangsläufig unrealistisch.
Sylvanas - Ich hätte nicht gedacht, dass man den Charakter noch weiter verhunzen konnte; offenkundig lag ich falsch. Von der streitbaren, aber unzweifelhaft toughen Fraktionsanführerin in Legion über eine gleichermaßen lächerliche wie unsympathische Marry-Sue in BfA zur - zumindest Stand jetzt - Mitleid erregenden Marionette in SL.
Das klingt jetzt negativer, als es eigentlich ist; die Feststellung oben „dass das Spiel an sich gut funktioniert“ trägt. Das reicht, um das Ganze für mich in den 2er-Bereich (80+x %) zu heben, aber eben auch nicht mehr. Würde mir Blizz einen Legion-Server hinstellen, dann bräuchte ich nicht nachzudenken, wo ich spielen würde.
Retcons sehe ich ehrlich gesagt keine - nur Ergänzungen. Ja, der Jailer hat den Helm herstellen lassen - er ging trotzdem an die Dreadlords, die ja, wie wir mittlerweile wissen, so ziemlich in jeder Ebene der Mächte ihre Finger im Spiel haben.
Findest du? Ich hatte den Eindruck, sie weiß sehr wohl, was um sie herum passiert, durch die massive Animadürre sieht sie nur nicht ein, mit Macht um sich zu werfen, die auf Anima basiert und entsprechend knapp ist. Sie ist einfach sehr stur und zielstrebig im Denken und lässt sich nicht von großen Gefühlen ablenken, ähnlich wie Kalisthene.
Dass das Covenant-System nicht wirklich immersiv ist, kann ich jetzt auch nicht behaupten, aber das ist wohl Geschmackssache. Ich fühle mich als Holy Priest ziemlich gut eingebettet in ein lichtiges Himmelsreich, das mir Engelsflügel zum Anziehen gibt.
Wirklich tiefgründig war die Story leider nie. Viel der früheren Tiefe konnte vor allem über das Franchise Wacraft generiert werden durch Warcraft I - III auch zu großen Teilen. Und weil viele einfach damit aufgewachsen sind.
Für mich gibt es drei zentrale Gründe, wieso die WoW Story seit Jahren schon an Qualität einbüßt. Und damit ist explizit nicht die Inszenierung der Story gemeint (Questdesign/Cinematics/Atmosphäre), die besser geworden ist, was aber viel auch einfach technologischem Fortschritt zu verdanken ist.
WoW ist leider ab 12 Jahren und muss daher im Grunde eine Zielgruppe beachten, die das Spiel aber eig. kaum spielt.
Relativ anspruchslose Spielerschaft in punkto Story
Keine langfristige Planung und sogenannter „brain drain“ im Hinblick auf kreative Köpfe weil die Rationalisierung verschiedener Prozesse bei Blizzard derart starke Überhand genommen hat, sodass der eig. Sinn von Games zunehmend in den Hintergrund rückt.
Retcons sind die Ereignisse in SL nicht wirklich. Es ist eher eine Rahmenerweiterung der bestehenden Story. Aber durch oben genannte Punkte wirkt die halt nicht wirklich glaubhaft. Wie bei Overwatch wirken die Storyelemente eben zunehmend wie Bausteine, die mal so oder auch so zusammengesetzt werden können. Völlig beliebig eben und somit letztlich trivial.
Der Jailer ist aus meiner Sicht bis heute im Warcraft-Franchise der langweiligste Bösewicht. Er ist aus dem Nichts plötzlich als diese alles dominierende Macht vorhanden und es besteht keinerlei Bezugspunkt zu ihm als Bösewicht. Gute Bösewichte in Literatur & Kultur schaffen es Bezugspunkte zu sich aufzubauen.
Das ist beim Jailer überhaupt nicht der Fall. Der ist einfach nur 0815 die „böse“ Kraft, weil man halt eine böse Kraft braucht. Auch hier zeigt sich wieder die mangelnde Ideenlosigkeit und fehlende Kreativität. Ein weiterer, noch belangloserer Oberschurke in Ermangelung besserer Ideen.
Hier leidet WoW auch mal wieder an über 15 Jahren Spielgeschichte. Man merkt einfach, wann sich eine Geschichte überholt hat und wann es Zeit wird für eine neue, eine glaubwürdige Geschichte.
Wenn man nicht nach fähigkeiten der pakte spielen muss (zb wegen m+ oder so), finde ich auch, dass jeder char seinen platz hat.zb maldraxus ist nicht so meins, aber wenn ich meinen dk spiele passts total.
Betreffend der geschichte muss ich ihm ein bisschen recht geben, dachte manchmal auch so ‚häää‘
Ich lege es mir dann immer so zu recht, dass die geschichte ja auch ein 12 jähriger verstehen muss
Die Stammspielerschaft dürfte sicherlich in dem Bereich von 27-40+ reichen ohne hier Zahlen zu haben, aber wir kennen eben den Anteil an der Gesamtspielerschaft nicht.
Und eins lasse ich dir schwer durchgehen, im Alter von 12+ spätestens an war ich die absolute Leseratte und würde sogar behaupten, dass mir als Erwachsener heute die Story nebensächlicher ist als damals mit 12 es gewesen wäre.
Aber das ist natürlich rein meine Wahrnehmung.
Ich denke nicht, dass es an fehlender „Härte“ der Story liegt - erst ein hübscher Genozid in Teldrassil und dann die Seelen ebenso langsam wie dauerhaft zu Asche verbrennen. Härte ist da. Mein Problem ist, dass der Story im Großen und Ganzen der Fokus fehlt - mehr als noch eine weitere Ebene Bösewichte obendrauf klatschen fällt ihnen nicht ein. Selbst Sargeras war ein deutlich mehrdimensionaler Bösewicht als der Jailer - zumindest so wie er bis jetzt dargestellt wird.
In jeder geschriebenen Fantasy Story erscheinen immer wieder neue Charakter, würde dies nicht passieren, so wäre nach Warcraft 1 Schluss gewesen.
Man sollte auch berücksichtigen, dass es durchaus immer wieder bis dato unbekannte Charaktere geben wird, weil wir schlicht und einfach nicht davon wissen konnten. Die Existenz der Schattenlande war unseren Chars vollkommen unbekannt, woher sollten wir auch davon wissen.
Du versuchst hier eine Story zu kritisieren, welche du nicht einmal im Ansatz verfolgt oder verstanden hast.
Nehmen wir mal als Beispiel Arthas, Illidan, Malfurion und Medivh, diese Charaktere wurden in WC2 und WC3 eingeführt, deiner Logik nach, dürften sie aber nicht existieren, da sie aufeinmal da waren und nicht in WC1 erwähnt wurden.
Jenseits aller ad hominem Argumente bleibt es v. a. Geschmackssache. Darüber hinaus macht es einen Unterschied, ob ich in der bestehenden Lore begründete Charaktere einführe oder mir frei irgendeinen tollen „Überbau“ meiner bestehenden Geschichte ausdenke, der obendrein zumindest Teile dieser bestehenden Geschichte kräftig entwertet.
Wrathion war z. B. eine schöne Ergänzung. Die Nachtgeborenen mit all Ihren Charakteren waren eine sinnvolle Ergänzung. Selbst die Pandaren waren eine sinnvolle Ergänzung (obwohl als humoristischer Sidekick eingeführt). Das Pantheon war eine sinnvolle Ergänzung. Der Jailer ist hingegen in seiner eindimensionalen Boshaftigkeit eher unfreiwillig komisch.
Naja… wie eindimensional böse er ist muss sich noch zeigen. Gerade das finde ich in SL recht angenehm. Es gibt keine wirklichen „guten“.
In Bastion löscht man die Persönlichkeit der Seelen aus
In Maldraxxus zerschnippelt man Versager zu Monstrositäten
In Revendreth quält man Seelen Äonen lang um sie zu bessern
Organisiert wird das alles über den Arbiter der recht offenkundig eine Maschine ist
Gut ist was anderes
Dazu der Jailor der offenkundig böse handelt ja. Aber wieso? Wieso hat man sich gegen ihn verbündet? Welche Rolle spielen die kosmischen Mächte Leben und vorallem Ordnung dabei? Was war sein ursprüngliches „Verbrechen“? Auch der Jailor ist nicht so eindimensional wie es aussieht.
Zovaal oder Jailer hat ein Problem mit dem Warum. Einfach alle deleten Weil? Selbst Sagaras wollte damit einen Neuanfang oder so was.
Nur alles töten ist nicht mal ein kindliches Niveau.
Mir kommt er vor wie ein Random generierter Mob aus Torgast .
Denatrius und selbst die Winterqueen hat der mehr Persönlichkeit. Oder ein Stein oder ein Atom.
Und genau da ist der Wurm drin, wir wissen von so vielem: Twisting Nether, Void, etc. Aber noch nie was von den Schattenlanden gehört? Nie was vom Ardenwaeld gehört?
Das ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Der Lichking hätte uns das gesagt oder die DKs hätten davon gewusst. Spätestens die Druiden. Etwas hätte sich angebahnt und nicht nur Sylvanas, die verrückte Mutter der Drachen…ehem Schatten.
Es fehlt ein Charakter den man über Jahrzehnte in diese Richtung aufgebaut hat, um den Jahrelang nur Gerüchte vorkommen, dann was Weltbewegendes anstellt. Neue Allianzen formt, Krieg ausbricht, Konsequenzen entstehen. Aber seit Todesschwinges auftritt haben sie Angst vor Konsequenzen und das macht die Story nur oberflächlich.
Nur entscheidest weder du noch ich, was eine sinnvolle Ergänzung ist. Deine Argumente haben leider keine Quellen auf die sich stützen können.
Ob der Jailor/Zovaal eindimensional Böse ist, wissen wir nicht, die Wahrscheinlichkeit, dass da mehr dahintersteckt liegt jedoch bei etwa 99,9%. Es gibt außer Arthas bisher kaum Charaktere welche eindimensional böse waren, oft steckte mehr dahinter, sei es ein großer Plan, niedere Gefühle wie Rache oder sonstiges.
Anhand der derzeitigen Informationen, lässt sich nichts exaktes sagen, es ist zu früh um irgendwelche Schlüsse zu ziehen, da einem bisher nur ein Bruchteil bekannt ist.
Ich weiß nicht, ob es dir bewusst, aber die komplette Geschichte ist erfunden.
Wir wussten auch irgendwann mal nichts vom Twisting Nether, den Voids und sonstigem. Du misst hier mit zweierlei Maß, nur weil uns niemand davon erzählt, heißt das nicht, dass etwas nicht existiert. Gewisse Dinge mussten bisher geheim bleiben. Warum hätte uns Bolvar davon erzählen sollen, wenn es nicht relevant war oder möglicherweise durfte er das gar nicht.
Versuch aus deiner kleinen Blase zu entkommen und denke komplexer und größer.
Ein Statement von der Microsoft-Hotline. Technisch richtig, aber zur Lösung des vorliegenden Problems völlig irrelevant.
Ich glaube, du verwechselt da etwas. Mein Post war keine Seminararbeit (die braucht tatsächlich Quellen) sondern eine rein subjektive Bewertung des Spiels und der Story. Wenn es dir hilft, kannst du gedanklich vor jedem Satz ein „Ich denke“; " Meiner Meinung nach" etc. einfügen.
Das ist eine völlig zutreffende Bemerkung und meine diesbezügliche Vorhersage ist, dass auch dieser Aspekt der Story Schiffbruch erleiden wird. Das Einbringen komplexerer moralischer Fragestellungen hat in WoW noch nie geklappt; Blizz war nach eigenen Aussage ehrlich erstaunt über die diesbezüglichen Debatten nach Teldrassil und noch mehr erstaunt darüber, dass es im weiteren Verlauf der Expansion noch so viele Sylvanas-Anhänger unter den Spielern gab. Ich würde nach 30 Jahren Fantasy-Literatur sogar soweit gehen, dass das ganze Gerne nicht für komplexe moralische/gesellschaftliche Fragestellungen geeignet ist (im Gegensatz zur Sci-Fi btw.). Fantasy funktioniert am Besten mit einer klaren Story der Art BÄM und dann ne schöne Kombination: BÄM, weißt du. Richtig BÄM in die Fresse. Und rechts und links und rechts. Einen wegtreten, in die Fresse hauen, in Bauch: Bam, Bam, Bam. Mit’m Stock auch nochmal: BÄM! Auf den Kopf und auch mit den Füßen. mit einem eindeutigen, glaubwürdigen Gegner (Bevor jemand fragt: HdR war genau das, wenn man die Betrachtung auf das Silmarillion ausdehnt, kommt allenfalls noch etwas Verrat dazu.)