Ja…nein.
Gut und böse sind an für sich leere Füllwörter, die einzig und allein durch die Reflektion der Menschen auf sich selbst und ihre Umgebung erst eine Bedeutung zugemessen bekommen. Durch die moralischen Grundwerte, welche sich eine Gesellschaft gesetzt hat.
Dabei bilden sich Überschneidungen, Normen, was als erstrebenswert oder eben „gut“ und was als nicht erstrebenswert oder zu vermeiden gilt, also „böse“. Gute Geschichten schaffen eine glaubhafte Dualität zwischen dem Helden und dem Bösewicht. Wichtig hierbei ist zu verstehen, dass Nichts ohne das andere existieren kann. Ohne Vorstellung von „gut“ kann auch kein „böse“ vorhanden sein, ohne Licht kein Schatten, ohne etwas kein nichts und so weiter. Was böse als Maßstab hätte, ließe sich überhaupt nicht bestimmten.
Deswegen ist es die Aufgabe bzw. die Herausforderung von Menschen die eine Geschichte erschaffen, diese so zu gestalten, dass wir in dieser Geschichte etwas über uns selbst erfahren können und darin etwas über uns oder unsere Umgebung reflektieren können. Gleichzeitig darf das aber nicht aufgezwungen wirken, sondern es muss mehr als eine Einladung sein sich darauf einzulassen und es zu durchdenken. Sie muss Fragen im Kopf aufreißen, denn nur so bleibt sie im Gedächtnis und macht sie so zu einer guten Geschichte. Sie bleibt uns in Erinnerung, weil sie Fragen aufwirft (an uns selbst).
Das unterscheidet gute Werke von 0815 Stereo-Typen. Ein „guter“ Bösewicht ist z.B. Suko aus Avatar. Er tritt zunächst als Widersacher auf, im Verlauf der Geschichte offenbart sich aber die eigentliche Tragik seiner Person und erneut die eigene Dualität seiner Persönlichkeit mit der er ringt. Er tut seine Sachen aus einem Grund, nämlich um sich reinzuwaschen in den Augen seines Vaters und nicht einfach, um böses zu tun als Selbstzweck. Es gibt Gründe die für den Zuschauer selbst nachvollziehbar wirken und die Sympathien für den Bösewicht wecken.
Daher ist logische Nachvollziehbarkeit alleine ebenso nicht ausreichend. Eine wie auch immer ausfallende Begründung warum nun X und Y so und nicht so ist hat man schließlich schnell zusammengeschrieben. Dafür muss man keine kreative Persönlichkeit haben. Die Kunst liegt darin persönliche Nachvollziehbarkeit in den Gefühlen des Betrachters des Werkes zu wecken.
Das schafft Blizzard aber nicht im Entferntesten. Ihre Charaktere wirken zunehmend leer und komplett austauschbar, weil man aus diesen Charakteren nichts über sich selbst erfahren kann. Sie besitzen keine Anknüpfungspunkte.
Ihre gestellten Fragen existieren aus meiner Sicht oft nicht oder wirken flach/belanglos.
Aus der Bastion-Story hätte man z.B. durchaus mehr machen können, da der Rahmen viel Potential für tiefergehende Fragen bietet, nämlich was z.B. eine Persönlichkeit wirklich ausmacht.
Aber was hat Blizzard denn daraus letztlich gemacht? Das sind die Dunklen, die müssen wir jetzt besiegen, sie folgen nicht dem Pfad. Ende. Das ist schlicht mangelhaft für jeden mit halbwegs Sinn für gute Geschichten.