Die Luft in dieser Umgebung raubt einem den Atem. Trotz „normaler“ Temperaturen, vor allem für zwei Dunkeleisenzwerge. Selbstredend ist es in einer Wüste heiß…aber die Kombination aus peitschendem Wind mit Sand der gegen das Gesicht schlägt, ist unschön. Ihre Füße schmerzten unfassbar sehr, der ewige Fußmarsch hinterließ auf alle Fälle Spuren…Fakt ist: Mjorna hat abgenommen. Die sonst eher rundliche Zwergendame ist aufgrund der langen Reise auf alle Fälle drahtiger geworden.
Mit einer gewissen Wehmut senkt sich ihr lodernder Blick hinunter in Richtung ihrer Notizen, die mittlerweile seit der Reise fließend in ein Tagebuch übergegangen sind. In dem letzten Jahr stand eine Forschungsreise durch Azeroth an. Hierfür stand auf Mjornas ‚Lehrplan‘ Leylinien in ganz Azeroth versuchen zu nutzen, wofür sie mit der Wissenshüterin Eisenkern reiste. Mjorna konnte bisher mit jedem einzelnen Wissenshüter des Flammenhorts etwas anfangen, selbst mit griesgrämigen wie Meister Siedefaust…Aber mit Meisterin Eisenkern wurde sie niemals warm. Egal wie freundlich, schlau oder bedacht Mjorna sich präsentierte, es klappte einfach nicht. Sonst kam Mjorna aufgrund ihrer Art mit fast jedem auf irgendeine Art und Weise klar… Warum klappte es nicht hier? Die Reise ging mittlerweile bereits ziemlich lange und trotz allem hat sie es mit aller Mühe nicht geschafft auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Der kühle Blick der Golemmeisterin wirkte hier und da umso kälter, je mehr Mjorna sich anstrengte. Mjorna hasste das. Sie hasste es, da ihre Art dafür bekannt war bei einigen Personen positiv in Erinnerung zu bleiben, was für sie widerum den Vorteil hatte, dass sie dadurch diverse vorteilhafte Möglichkeiten bekommen hatte, oder an wesentlich mehr Wissen für ihre Lehre zur ausgelernten Pyromantin kam.
Der lodernde Blick des Flammenhortlehrlings haftet sich an den Rücken der muskulösen und kräftigen Dunkeleisen, die mit verschränkten Armen da saß und den Blick über Silithus und damit dem massiven Schwert, oder was auch immer das war und größer als diverse Berge in der Umgebung emporragte, schweifen ließ. Jertha Tharline Eisenkern lehnte locker an ihrem aktuell größten Konstrukt, dem ‚menschengroßen‘ Thurath an. Links von ihr war das kleine und schmächtigere Konstrukt, Quimnir. Beide Konstrukte leuchteten schwach in ihrem jeweiligen Farbton und …wirkten so unlebendig. Trotz der Reise wurde Mjorna auch nicht mit diesen warm. Sie verstand selbstverständlich die Stärke und Vorteile von Konstrukten ihres Clans, aber statt auf einen unbelebten Steinklotz zu vertrauen, wirkte sie lieber selbst verheerende Zauber zum Schutz von sich selbst.
Man kann sich schon auf andere Personen kaum verlassen, warum dann noch sich selbst ein Bein stellen, indem man noch von etwas Unlebendigem abhängig ist?
Ein fast lautloser Seufzer ertönte, ehe sie ihren Rucksack vor sich zog. Aus dem Rucksack selbst schaute die Feuerblüte heraus, die mit einer abenteuerlichen Konstruktion in Marke Eigenbau als ‚Extrafach‘ am Rucksack montiert wurde. Der Vorteil hiervon war, dass ihr Familiar und ihre andere Motte dort problemlos verweilen konnten, und dementsprechend versorgt waren, trotz langen Fußmarsch. Langsam senkt sich ihr Blick erneut auf ihr Tagebuch, wobei der Blick eine gewisse Traurigkeit annahm. Langsam blätterte sie durch, ehe sie auf die Seiten vom Anfang der Reise kam. Zu Beginn der Reise hatte sie Nougathorn verkauft, da sie sich den Widder einfach kaum mehr leisten konnte. Mjorna hatte keine Zeit mehr in der Taverne mitzuhelfen, des Weiteren hatte sie umso weniger Zeit sich um ihr eigenes Geschäft, die flammende Kuchenmagie, zu kümmern, weshalb diese auf unbestimmte Zeit eingestellt und eingestampft wurde. Infolgedessen fehlte es ihr schlicht an ausreichend Münzen, um sich alles wie früher erlauben zu können.
Der Fokus ist schlichtweg auf die Beendung ihrer Lehre gerückt. Mittlerweile sind viele Jahre unter der Obhut im Flammenhort vergangen und Mjorna hat sich innerhalb dieser Jahre gänzlich verändert. Sie kam auf die Ordenshüterin als Zwergin in geflickter, zerrissener Kleidung zu, die als Lebensinhalt lediglich Kisten für Tavernen schleppen hatte, um sich ein rattenverseuchtes Zimmer leisten zu können. Sie hatte im Laufe der Jahre unzählige Erinnerungen und Erfahrungen bereits machen dürfen und ihr Charakter hat sich gänzlich verändert. Die Lehre ist nicht nur wesentlicher Bestandteil vom Erlangen von Wissen…nein. Die Lehre veränderte auch, wer sie ist. Erinnerungen prägten sie, mit manchen kam sie besser klar, als mit anderen. Aber alles gemeinsam ermöglichte Wandel und heute blickt sie mit erhobenen Mundwinkeln darauf zurück.
Was jedoch auch einen gewissen Stich in ihrem Herz hinterlassen hatte, war, dass sie Tamva freigelassen hat. Trotz aller Mühe ist sie als angehende Zauberin in keiner Position einem Tier dieser Art gerecht zu werden, vor allem da Tamva mittlerweile ausgewachsen war, außerdem war sie ohnehin ein Tier aus der Wildnis. Man musste Prioritäten im Leben setzen, egal wie sehr es schmerzt. Es freut sie, dass sie dies in Zusammenarbeit mit Gebirgsjägern der Region unternommen hatte, wodurch das Tier langsam an die Wildnis gewöhnt wurde und nun in der Lage war selbstständig klar zu kommen.
Langsam blätterte die Dunkle weiter, wobei sie sich die weiteren Notizen zum Anknüpfen an die Leylinien ansah. Es gab tatsächlich Orte auf Azeroth, an denen es wesentlich leichter ist anzuknüpfen, als andere. Trotz ihrer Art war die Lehrmeisterin nicht allzu schlecht im Vermitteln von Wissen, das musste Mjorna ihr lassen und letztendlich ist sie lieber mit jemanden unterwegs, der bedacht und ruhig ist, anstatt mit jemanden, der die Gruppe stetig in Gefahr bringt. Wie auch immer… Mjorna klappt ihr Buch zu und streckt sich, woraufhin ihr Familiar, der auf ihrer Schulter saß, ein fürchterlich entsetztes Zirpen von sich ließ. „Ich weiß, Puder. Rein theoretisch habe ich bei der Forschungsreise erfahren was ich wollte. Mal sehen…was ich nun mache.“, sacht hebt sie die Mundwinkel und blickt noch einmal zu Jertha, die unverändert die Landschaft auf sich wirken ließ. Die Dunkeleisen war von oben bis unten mit Runenzeichnungen bedeckt, was ihrer Optik umso mehr eine gewisse Härte verlieh, als sowieso schon. Mit einer gewissen Frustration bläht Mjorna ihre Wangen auf. Irgendwann kriegt sie auch Meisterin Eisenkern geknackt. Auf alle Fälle steht eins fest: sie vermisst ihre eigentliche Familie, die, die sie sich ausgesucht hat…und diese Familie ist nicht im Schwarzfels, sondern hat ihr Ordenshaus in Eisenschmiede in der dunklen Gasse.