[Zwergen-RP Dunkeleisen] Flammenhort

Hoch oben sitzt sie, als die Türe des Ordenshauses sich endlich langsam öffnet. Doch Freude spürt sie nicht, da sie bereits aus der Entfernung genauestens die Gefühlswelt ihrer sogenannten „Meisterin“ erspüren konnte. Leichte Schmerzen waren zu spüren, Scham und Unwohlsein. Warum? Der schneeweiße Familiar wackelt mit seinen beiden Antennen und richtet die Facettenaugen erneut auf sie blasse Zwergin aus. Körperlich wirkt sie erschöpft, blaue Flecken sind am Leib. Muskelkater ebenso. Am stärksten schmerzt der Rücken. Die übermüdete Zwergin schleppt sich angestrengt voran, achtet hierbei nicht auf die Umgebung, wobei sie sich glatt ein weiteres Mal unbeholfen an einer Ecke des Steinhauses anstößt, gerade als sie die Kapuze vom Haupt streifen wollte. Puderzucker streckt ihre Flügel aus und die sechs Beine bewegen sich etwas voran, um sie weiter zu beobachten. Geradewegs niederzustarren. Warum reagiert sie nicht auf ihren Familiar! Auf Puderzucker - das prachtvollste, was Mjorna doch besaß! Pah. Der schneeweißen Motte reicht es nun endgültig. Ein erbostes Zirpen ertönt vom obersten Geländer, ebenfalls richtet sie ihre Flügel weit in die Höh‘ und blickt wieder aufmerksamer zu ihr. Mjorna hatte nicht einmal ein Geschenk dabei, wie nach der letzten Reise! Keine exotischen Blumen! Nichts! Nur sich selbst und das nicht einmal ganz gesund, das geht doch nicht. Eine Zumutung.

Der feurige Blick huscht schnell zum magischen Wesen, immerhin spürte Mjorna ohnehin wo im Raum sich dieses aufhielt. „Freu mich dich zu sehen, Puderchen.“, kommt uneuphorisch von ihr. Sie meint es nicht ganz so! … Glaubt zumindest die Motte zu spüren. Puderzucker wusste, dass man irgendwann richtigere Konversationen zwischen Familiar und Meister haben könnte, statt wie bisher lediglich die gegenseitigen Gefühle zu spüren. Leider war das Band hierfür aber noch zu jung. Zu schwach und dementsprechend war diese Welt den beiden noch leider verschlossen. Das hatte man über die Lehrmeisterin von Mjorna samt ihren Kauzfamiliar erfahren. Aber… Puderzucker wäre nicht Puderzucker, wenn sie nicht den ein oder anderen Trick auf Lager hätte.

Puderzucker streckt sich ein weiteres Mal aus, richtet sogar hierfür ihr Gewicht auf die hinteren Beine, sodass sie mit den vorderen Beinen einige Male in der Luft „winken“ könnte. Wobei es eher ein aufgeregtes Fuchteln, gepaart mit unzufriedenem Zirpen war. Mjorna sollte sie beachten und ihr klarmachen, warum sie aktuell war… wie sie war. Das würde sie bei dieser Geste gewiss verstehen. Ganz sicher. Immerhin fuchtelt der schneeweiße Familiar mit dem magisch gezeichneten Flügeln diese einige Male ohne abzuheben, und die fluffigen Beine wackeln ebenfalls voller… Eleganz!..Und… Pracht!

Mjorna starrt nun stutzig zu Puderzucker: „Was ist denn mit -Dir- los?“, fragt sie mit erhobenen Brauen und schüttelt sogar den Kopf leicht, ehe sie schlicht den Weg hinab in Angriff nimmt und dementsprechend das Innere des Ordenshauses aufsucht. Das Licht der vielen Öllampen war recht düster und die vielen Feuerblütentöpfe und deren unmittelbare Umgebung waren voller Blütenstaub, geschuldet von den beiden Motten.

Puderzucker hält inne. Stutzig. Hat Mjorna es gerade gewagt sie zu ignorieren und weiter zu gehen? Nun reicht es! Es reicht endgültig! Puderzucker erhebt sich mit lautlosen Flügelschlägen in die Lüfte, steuert hierbei geradewegs ihre Meisterin an. Wütend zirpt sie dabei, als hätte man sie in ihrem Kern verletzt. In ihrem ganzem „Sein“. Rasch landet der Familiar auf dem verwuschelten schneeweißem Haar der Dunkeleisenzwergin und begann wieder ihr lautes Beschweren. Zur Krönung fuchtelt sie mithilfe ihrer sechs Beine abwechselnd am Körper, sodass sich der Mottenstaub löst und Mjorna geradewegs umhüllt. Wie eine staubige Blase.

Mjorna beginnt heftig zu niesen und fuchtelt wild mit den beiden Händen umher, in der Hoffnung, dass das „Puder“ der Madam Puderzucker damit endlich verfliegt. Wütend stiert sie schließlich nach oben zur Motte: „Hör auf damit!“.

Ein weiteres Mal wirkt Puderzucker stutzig und versucht nun mit aller Kraft irgendwie weiterzuquasseln. In der Hoffnung, dass man sie verstehen würde. Mjorna blinzelt einige Male, aber offenbar versteht sie in diesem Moment Ihren eigenen Familiar weiterhin nicht ganz. Ein fragender Blick auf den blassen Zügen. Das emphatische Band war noch zu frisch. Viel zu frisch… erst seit wenigen Monaten hat sie die Welt von Familiar zu Meister für die beiden geöffnet und seither braucht es viel Arbeit, um diese gänzlich zu verstehen und damit auch klarzukommen. Die Hüterin sagte bereits, dass es mit der Zeit besser wird, aber dies benötigt konstante Arbeit. Mjorna seufzt schwer und schleicht auf leisen Sohlen geradewegs weiter zur Waschkammer. Weiterhin mit zauberhaftem Hut. Dem Mottenhut. Langsam hört auch Puderzucker mit ihren wildem Zirpen auf und flattert schließlich zur Seite und lässt die Dunkle schlicht und ergreifend einfach ankommen. In ihrem Zuhause. Weiterhin steht aber die Frage im Raum, weshalb sie so viele blaue Flecken besitzt, fertig mit der Welt ist und sich sogar schämt… sobald sie Mjorna eine kurze Pause gegönnt hat, wird sie auch das herausfinden! Ganz gewiss!

…Genau wie sie herausfinden wird, warum keine neuen Blumen mitgebracht wurden! Zufrieden mit ihrem -perfektem- Plan wirbelt die schneeweiße Motte, die ursprünglich von den Azurmythosinseln stammt, einige Male mit den Fühlern umher und beobachtet aufmerksam „ihre“ Mjorna, welche bestimmt nur einmal kurz durchschnaufen und sich frisch machen muss, ehe sie endlich ihrem Familiar alles erzählen würde… und… dies hoffentlich auch verständlich für beide.

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Mittlerweile sind einige Tage seit des letzten Unterrichts in der Hervorrufung des Feuers vergangen und seither kann sie nicht anders, als ihre Gedanken stetig zu den Worten ihrer Lehrmeisterin zurückzuführen. Stolz ist mitunter auch ein starkes Gefühl, andauernde Wut zu fühlen, um Emotion in Zauber zu weben, kann tatsächlich auf den Geist schlagen. Es ist tiefste Nacht, alle waren in ihren Häusern oder Zimmern, während Mjorna im Hauptraum des Ordenshaus sitzt und ihre beiden Motten beim Flug durch die gedämpften Lichtverhältnisse beobachtet. Mit einer gewissen Leichtigkeit fliegt der Neuling, die Motte mit dem rotem Körper und weisroten Flügeln, durch den Raum, nur um schließlich auf einem Feuerblütentopf inne zu halten und an diesem zu sitzen. Vor nicht all zu langer Zeit verhielt sich ihr heutiger Familiar nicht sonderlich anders. Genau so simpel sahen die Bewegungsmuster aus, genau so simpel waren die Verhaltensweisen.

Heute aber beobachtet die schneeweiße Motte alles mit einer gewissen Ruhe und Neugier, verhält sich wesentlich weniger instinktiv wie ein gänzlich „normales Tier“. So auch jetzt. Während Mjorna auf einem der Holzstühle bequem sitzt und den Kopf in den Nacken liegen hat, um alles zu beobachten, sitzt die schneeweiße Motte unweit von ihr auf dem Geländer und wendet den Kopf nicht viel umher. Ihr weitreichender Blick der Facettenaugen braucht kein dauerndes Herumfuchteln mit dem Kopf… und somit entgeht dem Wesen wenig. Kurzerhand blickt die junge und blasse Dunkeleisenzwergin länger auf ‚Puderchen‘ und hebt sacht die Mundwinkel empor.

Mittlerweile versteht sie ihren Familiar stetig besser und besser, dementsprechend erfasst man kleinste Gefühlsregungen schneller… vor allem, wenn Familiar und ,Meisterin, nahe aneinander sind.

Lange entgegnet sie den Blick, lange scheinen beide grüblerisch zu wirken und nonverbal irgendwie zu kommunizieren… ehe die Dunkeleisen sich erhebt und die helle weißgraue Robe glatt streicht und sich die Kapuze über das Haupt streift. Rasch erhebt sie sich und ohne ein Kommando zu benötigen, fliegt auch die Motte auf die Schulter der Zwergin.

Mjorna atmet tief durch und geht die Treppe hinauf, nur um in dem düsteren Viertel zu stehen und das gedämpfte Licht zu genießen, das hier in Eisenschmiede war. Langsam und entspannt bewegt sie sich durch die Stadt unter dem Berg, während ihre Gedanken weiterhin recht unruhig sind.

Sie soll stolz sein, auf einiges. Stolz sein, dass sie schon so weit in der Pyromantie gekommen ist… sie muss stolz sein, dass sie auf ihrem Weg geblieben ist und stolz sein, dass sie bisher auch in realen Gefechten ihr Wissen anwenden konnte und dadurch überleben.

…und dennoch ist es so viel leichter auf negative Emotionen in der Zauberei zurückzugreifen. Es ist so viel leichter sein Herz wieder mit Trauer zu durchtränken, es ist viel leichter seine Gedanken mit Wut zu durchfluten und Hass gegenüber anderen zu spüren, die einem die Kindheit geraubt haben. Sie brauchte nicht lange bei ihrer ersten Beschwörung des Leys, um wütend zu werden. Der ganze damalige Grund Pyromantin zu werden hing an negativen Emotionen.

Trotz allem hatte ihre Lehrmeisterin Recht - wie gefühlt immer. Es kann für jemanden nicht gut sein, wenn man seiner Seele keine Ruhe genehmigt. Umso wichtiger war es nun, dass Mjorna wieder die neue Hürde in ihrer Ausbildung annimmt und nicht weiterhin auf alte Muster vertraut, nur weil sie gewohnt waren. Es war an der Zeit für erneute Veränderung… und mittlerweile sieht sie sich wieder in dem Militärviertel von Eisenschmiede. Einer der Orte, an denen sie sich so viel aufhält. Nicht nur zum üben, auch zum meditieren am Kohlebecken des Viertels. Unzählige Stunden wurden hier verbracht und unzählige Stunden werden noch folgen. Kurz blickt sie auf die Seite, wo der Familiar mit stolz erhobenen Flügeln sitzt und auffordernd zirpt.

„Ja, ja… ich versuche es.“, murmelt sie leise und linst aus den Augenwinkeln zu den Wachzwergen der Stadt. Mittlerweile kannte man hier die grauen Zwerge, die stetig an den Attrappen ihre sonderbaren Zauber üben. Somit war es nicht verwunderlich, dass der Soldat misstrauisch die in weiß gehüllte Zwergin mit der blassen Haut, weißroten Haaren, feurigen Augen und Motte auf der Schulter musterte und schlicht einige Schritte Abstand nahm. Mjorna zaubert ihr üblich freundliches Lächeln auf die Züge und neigt höflichst ihr Haupt, wobei sie nicht umhin kommt doch einen Mundwinkel schiefer empor zu heben. Er wird im Laufe der nächsten Übung ohnehin seinen Abstand noch erweitern, wie jedes Mal.

Mjorna atmet tief durch und im nächsten Augenblick weicht ihre freundliche Miene gänzlich, stattdessen blickt sie aber konzentriert auf eine der Holzattrappen. Sie schüttelt ihre Arme aus und hier und da zieht sie wütend die Brauen nach unten, räuspert sich aber und zuckt diese wieder hinauf. Die schneeweiße Motte zirpt ein Mal auf und fuchtelt mit den Beinen umher, was wie ein „auf die Schulter klopfen“ ulkigerweise aussehen könnte.

Mjorna atmet ein weiteres Mal tief durch und geht in ihre übliche Haltung für das Zaubern. Rasch schiebt sie ein Bein zurück und geht leicht in die Knie, um sicherer zu stehen. Sie betrachtet die Attrappe ausnahmsweise nicht so, als wünsche sie dieser ewige Verdammnis, sondern lediglich konzentriert. Schließlich hebt sie leicht ihre Hände, um in den Reagenzienbeutel zu greifen und sich zwei Reagenzien in beide Hände zu legen.

Sowohl Eisen- und Schwefelbröckchen werden fest umfasst, ehe sie die Finger anspannt und abspreizt, bis die Reagenzien unter leyblauem Schimmer im Nichts entschwinden und aufgelöst werden. Rasch leitet sie den arkanen Fluss in die Höhe empor und führt noch unsichtbar aber vor dem inneren Auge das Feuer auf diesen Pfad entlang über Füße hinweg durch den ganzen Körper bis an die Fingerkuppen. Sobald die Reagenzien gänzlich von dem Arkanen verschlungen wurden, beginnt ein ruhiger und beschwörender Singsang, die grollenden Worte klingen wesentlich netter als bei den anderen Zaubern, auch hält Mjorna weiterhin ihre Miene unter Kontrolle und wirkt nicht wie ein blasses Monstrum. Langsam wird das Kribbeln an den Fingern immer heftiger… und immer intensiver wird sie kontrolliert und bedacht das Gefäß für Magie und Feuer. Weit oben in der Luft beginnt es verhängnisvoll zu Züngeln… leise, aber stetig nimmt das Geräusch zu.

Genau so, wie man außen sieht, dass etwas gleich geschieht, so leitet Mjorna auch ihre Gedanken. Ihr größter Feind und dennoch mächtigste Waffe. Vor Augen führt sie die unzähligen Lehrstunden, das gute Gefühl und die Genugtuung, wenn Zauber wirken und tun was sie sollen, das Gefühl nie aufgegeben zu haben trotz diverser Hürden. Ebenfalls durchlebt sie auch das Gefühl für das Erlernte gelobt zu werden von ihrer Mentorin und ihrem Vorbild. Nach und nach wird das Gefühl im Inneren stolz sein zu können immer stärker, was auch nach außen getragen wird und in den Zauber gewoben wird… man hört das Züngeln immer lauter. Es faucht plötzlich auf, ehe es wieder grollt über den Attrappen hinweg.

Es beginnen Funken zu sprühen und lose hinab zu regnen… und nach der langwierigen Beschwörung senkt sie ihre Finger hinab, während die beschwörenden Hände oben verbleiben. Urplötzlich wirken ihre Hände wie Krallen, die eine Geste anmuten… und das kleine Inferno beginnt.

Knallend und klingelnd peitschen einige Dinge aus der Höhe hinab. Unzählige lodernde und brennende Eisensplitter prasseln auf den Grund und beginnen Kerben in das Holz zu schlagen. Unnachgiebig hält Mjorna mit Konzentration und ihrer mittlerweile durchaus langjährigen Erfahrung als Zauberlehrling die Kanalisation weiterhin an. Immer wieder regnet es Flammen mit „Inhalt“ und dies aus einigen Schritten Höhe. Das Feuer zischt und setzt das Stroh der Attrappen in Brand, während die Eisensplitter womit Wucht weiterhin das Holz bearbeiten, sofern sie nicht zu den Splittern gehören, die lediglich außen herum nur auf den Steinboden treffen.

Der Feuerregen tut das, was er soll, auch, wenn Mjornas Zauber noch wesentlich kleiner ist als der ihrer Mentorin. Ihre Eisensplitter sind noch kleiner, das Feuer um diese herum ist noch weniger lodernd. Trotz allem versucht sie mittlerweile mit Schweißperlen auf der Stirn die Kanalisation anzuhalten und aufrecht zu erhalten… zumindest für wenige Sekunden.

Immer wieder knallt es auf den Boden hinab, immer wieder werden die Attrappen getroffen und sind zum Glück nicht lebendig, wenn man die tiefen Kerben besieht.

Schließlich vergeht der Zauber als Mjorna den arkanen Fluss beendet und ihre Hände hinab senkt. Als wäre nie etwas gewesen, verstummt alles augenblicklich. Es knallt nicht mehr, alles ist ruhig, wenn man vom Knarzen des Holzes absieht, welches knackend vom Feuer verschlungen wird.

Erschöpft senkt sie die Arme, richtet sich aber wieder ordentlich auf und strafft den Rücken wieder, ehe sie schlicht und ordentlich wie eh und je die Arme hinter dem Rücken verschränkt und die Zerstörung mit gewissem Stolz betrachtet. Es geht voran, auch wenn es viel Kraft und Änderung braucht… und selbst das Zaubern hier und da neu definiert werden muss. Ihr „mottenhafter“ Familiar verharrt ebenfalls ruhig auf der Schulter und beobachtet das Brennen, ohne… zum Licht zu fliegen.

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Es ist tief in der Nacht, langsam wippen die Blätter der Baumkronen zur leichten Windbrise, die über Dun Wyvernsturz im Sumpfland zieht.

Es ist ruhig… zu ruhig, könnte man meinen. Noch ist der wilde Knappenzoo nicht losgerannt, noch dürfen die Zeltplatzbewohner sich lediglich über eine sternenklare Nacht freuen… wären da nicht plötzlich neue Gerüche, die den Sumpfgestank für einige Augenblicke fast in der unmittelbaren Umgebung überdecken könnten und von einem bunten, (immer noch!) von Leuchtkreide bemalten, Zelt stammen. Gebäck. Frisches Gebäck muss hier entstehen. Anders kann man die wohltuenden Gerüche gar nicht beschreiben und was soll es denn ansonsten sein?
Frisch wird irgendetwas hier gebacken, so viel steht fest.

Mjorna wirbelt in ihrem kleinem und uralten Zelt, welches sie im letzten Jahr wahrlich täglich von innen gesehen hat, einige Male umher. Mittlerweile war darin kaum Platz für andere Gegenstände. Viele Taschen wurden gestapelt, der Schlafsack wurde lose zur Seite geschoben und gedrückt, damit ein kleiner und klappernder Ofen auf vier Beinen Platz hatte. Der von Meister Manazunder gebaute und Meister Steinschloss verzauberte Ofen. Mjorna brauchte nicht viel Platz für ihre Kuchenzauber, das war bereits in Eisenschmiede bekannt, hier sollte das nicht anders sein. Mittlerweile platziert sie auf eine der vielen Taschen bereits fertige Exemplare. Simple und einfache Quarkbällchen, die mit normalem Zucker und Puderzucker (nicht von der Motte) bedeckt wurden. Zufrieden nickt die Dunkeleisen, ehe sie sich einer anderen Schüssel widmet und bemüht leise weiter „zaubert“, indem Zutaten vermengt werden, langsam gearbeitet wird.

Anders als früher, brauchte sie jedoch mittlerweile durchaus einen Hauch länger für ihre Backkunst. Langsamer bewegt sie die vom Feuer gezeichneten Hände, langsamer war der gesamte Prozess. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen.

Recht unzufrieden besieht sie die Hände, die hier im kleinem Zelt ohne Handschuhe sein durften und ein Seufzer ist alles, was sie für diesen Anblick im Augenblick übrig hat. Sie hat Schulden an Gut Löwenbrück zu ‚bezahlen‘, die Isabella in einem gerechten „Stöckchenkampf“ für ihr Gut gewonnen hatte. Dementsprechend…werden die Nachbarn simple und leicht herstellbares Gebäck zum Morgen hin erhalten. Nougathörnchen (auch hier wieder nicht das Tier, sondern das Gebäck!) und dünne Kekse, in Form von Schneeflocken.

Ihr eigener Orden, den sie, trotz der Vorbehalte und Skepsis von Frau Bleakstone, immer gerne mit Gebäck und Kuchen versorgte, sollte jedoch auch nicht leer ausgehen. So kümmerte sich die Dunkle darum, dass auch der Flammenhort zu den frühen Morgenstunden hin sich über Lavabröckchen und ebenfalls einige der Nougathörnchen erfreuen durfte… wer einem jahrelang ein Zuhause und eine kleine Familie gab, dem konnte man hier und da durchaus eine Freude machen… und wenn es auch ‚nur‘ in Form von Gebäck ist.

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Keine Erbauer. Nur Netzbauer. Rhumi saß inmitten der großen Brutkammer auf einem hinreichend dimensionierten Steinklotz, streckte eine Hand aus und ließ geistesabwesend die schwarze Witwe Nachtbiss die Handfläche mit ihren Tastärmchen betasten – der üblichste Weg, wie sie und die nicht unbedingt immer streichelfreudigen Spinnen Zuneigung ausdrückten. Zu ihren Füßen krabbelte ein halbes Dutzend kleiner Spinnlinge verschiedener Gattungen vorbei.

Sie hatte überlegt die anderen vom Hort in den Sumpf zu begleiten, so wenig Lust sie auf Massen von Leuten und langweiliges Menschenprogramm hatte. Aber ab und zu musste sie eben, bevor die anderen noch annahmen… bevor sie irgendetwas annahmen. Nun aber war sie zuhause geblieben und konnte sich um die immer noch relativ frischen Untermieter ihrer Spinnengrube kümmern. Gerade hingen die irgendwo abseits an der Decke herum und kamen weit besser zurecht als der stattliche Eber den sie seiner Säfte beraubt hatten, aber gerade das Männchen war für eine brutale Bestie überraschend sensibel. Die Gedanken wanderten weiter zu sensiblen Zwergenmännchen, der matt glimmende Blick zurück zur schwarzen Witwe, die ihr Getaste eingestellt hatte und schlicht neben Rhumi verharrte.

Sie war mit Bathos hier geblieben, und es war… angenehm. Sehr angenehm. Er war stets sofort einverstanden ihr ihre Ruhe und ihren Platz für sich zu lassen. Wahrsch… vielleicht störte es ihn insgeheim ganz fürchterlich, wie sich Rhumi um ihn herum anstellte, und er wollte einfach nett sein und sich fügen, aber sie blieb gänzlich unfähig, Leute zu lesen. Die einzigen Leute die sie zu diesen Dingen hätte befragen können, waren im Sumpf auf ihrem Fest, die Spinnen ausnahmsweise nicht die größte Hilfe. Nachtbiss, ihre gegenwärtige Gesellschaft, hatte den hilfreichen Vorschlag unterbreitet, sie könne Bathos‘ Genick brechen und sich an seinen Überresten stärken, wann immer sie ihn leid wäre. Rhumi hatte ihr versprochen darüber nachzudenken.

Aber… hm? Von einer nahen Wand krabbelte der glühende Leib der Lavaspinne Lotta herab und auf Rhumi zu, machte vor ihr Halt. „Ich mach mir wieder zuviele Gedank‘n, mh?“ fragte Rhumi mit sachtem Schmunzeln, und ließ die behandschuhten Hände diesmal von den warmen, verfestigt-felsigen Ärmchen Lottas bearbeiten – warm, aber Körperpartien die nicht aus geschmolzener Lava bestanden. Nachtbiss fauchte leise und richtete die Kieferwerkzeuge bedrohlich auf. So dramatisch. „Aye, hast ja recht,“ ging es abermals an die glühendere der beiden Damen. „Ich versuch 's mehr zu genieß‘n. Un‘ notfalls…“Sie schrägte leicht das Haupt an. „Notfalls bleibt immer noch Nachti’s Plan B.“ Leise gluckste Rhumi in sich hinein, immer wieder von den charakteristischen Grunzlauten durchsetzt.

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Langsam führt sie ihre freie Hand über die müden Augen und reibt mit dem Handrücken darüber. Ein leises Seufzen ertönt aus ihrer Kehle, ehe der lodernde Fokus durch den Innenraum wandert und geradezu analysiert. Vor ihr sind unzählige simple, aber nicht weniger aufwändige Figuren auf den Regalen, welche Miniaturen der Kolosse des Dunkeleisenclans präsentieren. Kriegsgolems. Konstrukte nach dem Vorbild der Schöpfung der Titanen selbst. Es bedarf handwerkliches Geschick und Hingabe, um Konstrukte für den Clan herzustellen und es bedarf ebenfalls viele Ressourcen. Umso besser ist es, wenn man auch mit Leidenschaft seine Berufung vollübt und auf Perfektion achtet. So waren die vielen kleinen Figuren handwerklich gut gefertigt, Fehler vermochte man selbst mit geübten Augen kaum erspähen, sollten welche in den Stein- und Metallkorpussen sein. Mit etwas mehr Zeit -könnte- man jedes einzelne ‚Mini-Konstrukt‘ mithilfe der Magie zum Leben erwecken und nach Formung einer Persönlichkeit auch einsetzen. Aus Stein, Metall und Magie konnten Begleiter geformt werden.

Golems waren eine Hilfe und eine Möglichkeit Leben zu bewahren. So sehr der Gedanke ihr Herz aufgrund der Ereignisse aus Cordberg zerkrümmen lässt…weiß sie dennoch, dass das ein guter Grund für die Nutzung von Konstrukten ist. Auch, wenn sie nach Jahren Begleiter werden können, eine Konstante im Leben…so ist es dennoch eine Konstruktion, die für Kriege und Schlachten gemacht wird, um Soldaten zu sichern und mit mehr Kraft auf Feinde einzuschlagen. Selbst wenn sie klobig sind, eventuell langsam…so ist es immer noch ein Wesen aus Magie, Metall und Stein, welches verheerende Wirkung auf simple Fleischwesen hat. Es ist eine wandernde Waffe. Einen kampffähigen Soldaten zu haben, braucht Jahrzehnte. Ein Konstrukt hingegen…etwas weniger, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass gerade der Dunkeleisenclan, der Gefahren innerhalb des Schwarzfelses hatte und außerhalb stets als Feind in den Augen der anderen Völker war, auf solche Methoden zurückgreift. Man konnte sich nicht noch mehr Verluste innerhalb des Schwarzfelses erlauben, als man ohnehin dauernd erleiden würde.

Man hatte genug Gefahren um sich. Es war ja nicht so, dass man von einem mächtigem Feuerelementar, dem Feuerlord, versklavt wurde und inmitten des Schwarzfelses genug mit den Elementaren zu tun hatte…nein, Drachen und Orcs gab es inmitten der massiven Werke der Zwerge ebenfalls. Der Dunkeleisenclan brauchte seine Stärke, seine Heimtücke und Finesse, um überhaupt die Chance zu haben überleben zu können. Überleben ist keine Selbstverständlichkeit, gerade nicht in einem so verfluchten Ort wie Azeroth es ist.

Langsam senkt sie wieder ihren Kopf und zieht das Pergament vor sich, woraufhin die Augen schnell hin und her wandern und die Worte aufnehmen. Es ist lange her. Dennoch kann man nicht abstreiten, dass die Briefe wirkliche Freude in ihr ausgelöst haben und ebenfalls dazu führen, dass sie umso bestärkter in ihrer Entscheidung ist. Es ist an der Zeit…oder? Ihr Blick wandert zu Thurath, einen ihrer persönlichen Golems, welcher ruhend vor der massiven Steintüre des Hauses steht und dementsprechend den Eingang bewachte. Unheilvoll und grün strahlen seine Runen in der Dunkelheit und erhellen den Raum ein wenig mehr. Dennoch hebt die Golemschmiedin ihre Mundwinkel und erhebt sich langsam. Es war an der Zeit irgendetwas zu tun und zumindest die Personen zu treffen, für die ein sehr teures und wichtiges Konstrukt zerstört wurde. Hätte man an den Feldern nicht für genug Ablenkung gesorgt, wären eventuell die damaligen Feinde zu den anderen Fronten gewandert und hätten vielleicht weiteres Leben ausgelöscht. Sie weiß nicht wie etwas ausgegangen wäre…aber… es ist nun einmal passiert.

Sie weiß ganz genau, dass ein Konstrukt eine Waffe ist, welche zerstört werden kann. Es war ein notwendiges Übel, um selbst überleben zu können. Es hätte bereits vor vielen Jahrzehnten geschehen können und gewiss würde es, selbst wenn die verfluchten Bansheeloyalisten nicht wären, irgendwann in ferner Zukunft ebenfalls geschehen. Fest presst sie ihre gerissenen Lippen aufeinander und schnaubt unzufrieden.

Schließlich faltet die Dunkle den Brief behutsam zusammen und platziert diesen in ihren Rucksack, ehe sie durch das Steinhaus wandert und sich das Nötigste zusammensucht und zumindest eine Tasche bereitmacht. Erst wird sie noch eine Weile innerhalb des Vulkans verbringen, abwarten und die Gedanken sortieren und…dann… kann man ja immer noch den Weg nach Eisenschmiede auf sich nehmen und seine Freunde nach vielen und aufgrund des Verlusts auch schmerzvoller Monaten treffen.

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„Verdammter Aschehuhnmist!!“, hört man bereits in den frühen Morgenstunden aus dem Ordenshaus ein Gefluche, vorher hörte man, wie ein Teller am Steinboden zerbarst und in vielen Einzelteilen nun das Haus verziert. Mjorna hält direkt eine Hand vor dem Mund und forschend hüpft der lodernde Blick von links nach rechts. Hat ja niemand mitbekommen, oder?.. ehe sie ein leises Zirpen hört.

Leise… aus irgendeiner dunklen Ecke beginnt der Familiar sich zunächst langsam zu beschweren… langsam und unauffällig… ehe sie immer zunehmend lauter wurde und sogar wütend fuchtelnd aus den Schatten flog und in Mjornas Sichtfeld. Der Familiar geht zum Boden und deutet auf die Scheiben hin, ehe sie fuchtelnd und wütend zirpend wieder Mjorna zuwendet. Mjorna blinzelt perplex: „Tu nicht so als wären das deine Teller, ich kümmer mich schon um Ersatz!“, keift sie ihr entgegen.

Die Motte wird kurz still. Dann fuchtelt sie umso ausdrucksvoller mit ihren sechs Beinen umher, während sie selbst mit lautlosen Flügelschlägen sich in der Luft hält. Irgendetwas entgegnet dieses Wesen, welches von der Magie gezeichnet ist… irgendetwas. Und dennoch versteht Mjorna nicht die genauen Worte, auch, wenn sie ihren Familiar mittlerweile zunehmend besser versteht. „Puderchen. Nein. Das Ordenshaus gehört auch Dir nicht, auch wenn Du gerade bestimmt etwas anderes behauptest.“, Mjorna schnaubt, während sie mit dieser… Motte diskutiert. Kopfschüttelnd schnappt sich die blasse Dunkle einen Besen und Kehrer aus der Ecke des Hauses und beginnt die Scherben aufzusammeln.

Irgendwann gelingt das viel besser und hoffentlich mit weniger Anstrengung… allgemein könnte man aber tatsächlich leichte Augenwinkel an der ordentlich geschminkten Dunklen erblicken. Seit Meister Steinschloss‘ Lehrstunde übte sie dauerhaft an der Manabarriere… doch nicht nur das. Ebenfalls fand gestern noch eine Übungsstunde am Militärviertel der Stadt statt, in der sie sich am Ende doch etwas mehr angestrengt hatte als anfangs. Sie wollte gewinnen. Gewiss hat sie sich vielleicht für einen Lehrling gut angestellt… aber nichts ärgert eine Verliererin, zumindest wenn Mjorna diese ist, mehr, als ein: „Aber du hast gut gekämpft!“ als „Trost“ nach einem knappen Fehlschlag.

Sie murmelt leise etwas vor sich hin, während die schneeweiße Motte, die ursprünglich aus den Azurmythosinseln stammt, auf ihren Kopf Platz nimmt und mit Facettenaugenblick genauestens Mjorna beobachtet, damit diese doch ordentlich die Scherben wieder aufkehrte!

Schließlich seufzt die Dunkle und schnappt sich den Holzrahmen, ehe sie den Familiar vom Kopf nimmt und diesen auf den Tisch im Hauptraum setzt. „Warte hier… ich werde auch das kleine Guckloch wieder üben, welches Meister Manazunder mir beibrachte. Er meinte hier wird es besser gelingen.“ Die Motte zirpt irgendetwas vor sich hin, doch Mjorna war längst wieder verschwunden und setzt sich schließlich innerhalb ihres kleinen und überfüllten Zimmers auf den Teppich und lehnt den Holzrahmen vor sich an das Bett… und dann… begann sie wieder zu zaubern und zu üben. Sie greifte tief zum Ley und führte es in ihre Fingerkuppen. Ebenfalls führte sie dieses problemlos in den simplen Holzrahmen, während in ihren Gedanken ein genauer Prozess ablief. Sie vollführte einen gewissen Weg mit den Gedanken und projizierte diesen Prozess auf den Rahmen. Immer wieder stellt man sich genau das vor, was vorzustellen war… immer wieder und ohne einer Lücke in der Konzentration. Langsam bewegen sich die Hände und langsam und unter völliger Konzentration geschah mit der Weile auch tatsächlich ‚etwas‘ im Rahmen… mithilfe der Zauberei.

Mjorna hält nach einiger Weile inne und hebt die Mundwinkel, als sie im Rahmen sieht, was sie mithilfe des Zaubers sehen sollte.

Meister Manazunder würde stolz sein…(hoffentlich) und endlich gelingt auch dieser Zauber nach einiger richtigen Übungen und wichtiger… der richtigen Einstellung.

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Irgendwann wäre ihre Geduld erschöpft. Irgendwann. Womöglich schon bald. Dann, wenn Luzula wiedermal erklären musste, dass ein Pyromant Feuer beschwörte. Nur Feuer. Das war ein verdammter Pyromant! Sie beschwor keine Eislanzen und keine reinen arkanen Geschosse, sondern Feuer. Flammen betrachteten keine magischen Objekte oder erschafften Bannkreise, sondern verzehrten ihre Feinde, verschlangen alles, was sich in ihren Weg wagte und fraßen mit unstillbaren Hunger. Diese feurige Gier in Schach zu halten war eine Kunst, die nicht mehr brauchte, sondern schon in sich als eine beständige Herausforderung galt.
Die Natur des Feuers mittels Magie zu zähmen und nicht selbst dieser Macht in den eigenen Händen zu verfallen, war einfacher gesagt, als getan. Ein guter Pyromant warf den Flammen die Brotkrumen zu… und nicht umgekehrt. Ein guter Pyromant bettelte nicht das Feuer, um Wärme oder Licht, aber er ließ sich auch nicht davon einlullen oder verführen.
Ganz im Gegensatz zu Schamanen.
Damit richtete Luzula das erste Mal seit einer halben Ewigkeit den lodernden Blick auf ihren Gegenüber. Das andere, glühende Augenpaar starrte mindestens genauso missbilligend zurück. Seit mindestens zehn geschlagenen Minuten saßen die beiden Dunkeleisenzwerge still im Raum und sprachen kein Wort miteinander. Stattdessen hatten sie die Einrichtung mit mehr Aufmerksamkeit bedacht, als den jeweils anderen mit einem Blick zu würdigen oder seine Präsenz überhaupt als Gegebenheit zu akzeptieren. Mit blanker Sturheit hatten sie in schweigsamer Vereinbarung dieser Ignoranz zugestimmt - hatte Luzula offenbar fälschlicherweise angenommen, denn seit etwa einer Minute brannte der Blick des Dunklen auf ihr. Also unterbrach die Zauberin die Musterung des wuchtigen Bücherregals und edlen Tisches zwischen ihnen, sondern beäugte die streng geflochtenen Bartzöpfe und tattowierten Gesichtszüge.
„Die lassen uns nicht gehen, bis wir eine Einigung gefunden haben.“, brummte der Zwerg ruhig und feststellend, aber die Dunkle hatte dafür nur ein belustigtes Schnauben übrig. „Die Worte des Diplomaten waren nicht, dass wir uns einigen sollen, sondern mindestens eine Gemeinsamkeit entdecken mögen. Ob unser innig brennender Hass aufeinander zählt?“, erwiderte Luzula nüchtern und hob die Brauen forschend an. Entspannt falteten sich ihre spinnigen Finger ineinander und legten sich auf dem Schoß ab, während sich der Oberkörper auf der Armlehne verstärkt abstützte. Betont gelassen.
„Ich muss Euch enttäuschen, Hüterin. Ich hasse Euch nicht, sondern bedaure Eure Kleingeistigkeit.“ Der rothaarige Schamane schnalzte laut und schmunzelte einen Hauch süffisanter, als er ihre vergrämtere Miene als erste Reaktion erhielt.
„Schaut, ich halte Euch ebenfalls für unterbelichtet, also können wir das einfach als Gemeinsamkeit festhalten und endlich gehen? Ich habe besseres zu tun, als hier meine Zeit abzusitzen.“ Blanker Spott, dass sie dazu genötigt wurde und der verfluchte, schmalspurige Diplomat der Meinung war, sie hiermit piesacken zu wollen. Die Genugtuung gab sie keinen dieser beiden Männer!
„Offenbar nicht, sonst würdet Ihr dieses Treffen mit mehr Ernsthaftigkeit begegnen und Euch um Eure ach-so-hoch-gepriesene Freundlichkeit bemühen.“, gab der Dunkle knapp zurück und beugte sich nun zu Luzula vor, bis die Tischkante seinen massigen Brustkorb stoppte.
„Oh, ich sehe das Missverständnis zwischen uns: Würde ich diese ach-so-neutralen Räumlichkeiten und das mir auferzwungene Treffen mit Euch nicht zu würdigen wissen, wäre ich sehr geneigt dem Vorurteilen gegenüber uns Pyromanten nachzukommen und Euch dieses selbstgefällige Lächeln aus dem Gesicht brennen.“, säuselte die Zauberin, bevor sie geflissentlich nachsetzte, „wir teilen dieselbe Atemluft. Ist das nicht bereits Gemeinsamkeit genug, was meint Ihr?“
„Diesen Gefallen würde ich zu gerne erwidern.“ Mit einem erzürnteren Knurren stemmte der Schamane seine Hände aus den Armlehnen ab, bis seine Knöchel weiß anliefen.
„Zu Atmen beginnen? Das würde im Nachhinein einiges von Eurem Irrsinn erklären.“, witzelte Luzula vergnügter, woraufhin das Gesicht des anderen Zwergen verdunkelte und unter dem Druck der Finger das Holz leise knarzte. „Ihr habt einen Lehrling in Euren Reihen aufgenommen, der nicht einmal Pyromant wird!“
„Sie lernt bei Meister Siedefaust. Aber Eurer Argument hinkt trotzdem…“
„Akzeptiert endlich, dass Schama-“
„Vorsicht!“, donnerte Luzula ihrerseits nun mahnender und lehnte sich dem Schamanen entgegen, ehe sie ihre Stimme dämpfte und eindringlicher zum Zwerg raunte: „Euer sturer Schädel würde sich noch als Spielzeug meiner Kinder eignen. Sie streiten sich immer wieder um den Trollschädel… ich bin mir sicher, dass Eurer sich kaum davon unterscheiden würde.“
Die Luft hätte man inzwischen mit einem Messer schneiden können. Das war einer dieser Momente, wo es nur noch einen Funken brauchte, um einen Brand zu entfachen. Die angespannte Lage wurde aber erst aufgelöst, als die Tür zum Raum beim Öffnen knarzte. Langsam sackten beide Dunkeleisenzwerge wieder auf ihre Stühle zurück. Bemessten sich im Stillen wieder mit verachtenden Blicken. Es war Luzulas Gegenüber, welcher zuerst das Wort murrend erhob: „Wir haben eine Gemeinsamkeit gefunden.“
Er musste es nicht weiter aussprechen, aber Luzulas Mundwinkel hob sich zum seichten Schmunzeln an. Gegenseitiger Hass war doch schonmal ein wunderbarer Beginn, um darauf weiter aufzubauen, oder nicht?


Der Flammenhort macht weiterhin Eisenschmiede unsicher!

Im dritten Beitrag des Threads wurden auch nun endlich die Projekte aktualisiert, in welchen wir uns beteiligen. Leider wurde in anderen Beiträgen ein wenig die Formatierung bei der Aktualisierung zerschossen, aber… das soll nicht weiter stören! <hüstel>

Liebe Grüße
Luzula

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Behutsam führt die Dunkeleisen den Waschlappen über den oberflächlichen Schnitt an ihrer Schulter, ehe sie das mit Alkohol getränkte Tuch darüber tupft. Sacht sind dabei die Mundwinkel erhoben, ehe ebenfalls der Kopf geschüttelt wird. Aus den Augenwinkeln sieht sie bereits ihren Familiar, welche fast schon vorwurfsvoll den Blick entgegnet. Langsam legt die Dunkeleisen das Tuch an den Rand des Waschzubers und wendet sich dem magischen Wesen zu. Beschwichtigend hebt sie die Hände hoch, ehe sie langsam die eine zum Familiar führt und geradewegs auf dem weißen Korpus legt: „Ich weiß, dass ich einen meiner Schildzauber nutzen sollte. Aber ich wollte keine Minute verlieren und Meister Manazunder stellte doch ohnehin ‚nur‘ Meister Manatrogg dar…dementsprechend war ich sicher, dass ich dabei nicht tot umfallen würde.“

Sogleich richtet sich der Familiar weiter auf. Andere hörten keine Worte von dem Wesen…Mjorna hingegen…mittlerweile schon. Einzelne Worte, vor allem, wenn sie geradewegs die Hand auf dem Korpus des Wesens liegen hat und die durch die Magie hergestellte Verbindung damit umso verstärkter ist. Es war monatelange Arbeit es zu diesem Punkt zu schaffen, aber gelohnt hat es sich ohnehin längst. Das empathische Band war eindrucksvoll und doch irgendwie…tröstend. Man war nie ganz alleine, egal was diverse Alpträume der letzten Monate versuchten zu sagen.

Gegner werden nicht unterschätzt.
Mjorna hält inne und lässt den Fokus ihrer feurigen Augen länger auf dem magischen Wesen haften: „Du hast vollkommen recht. Aber trotz Vorstellungskraft, hatte ich immer noch einen unserer Wissenshüter vor uns. Gewiss ist er mir mit seiner Magie überlegen, aber…“

Rüstung aus hellem Licht.
Mjorna schüttelt den Kopf und gluckst heiter auf: „Das ist kein Licht-Licht, Puder. Das wäre eine Rüstung aus Feuer! Die glühende Rüstung, um genauer zu sein.“ Der Familiar hält einige Augenblicke inne.

Unterschied…?
Aktuell versteht sie lediglich einzelne, noch recht zusammenhanglose Worte, das meiste beruhte auf die Kommunikation über die verbundene Gefühlswelt…und dennoch bringt diese simple Frage die Dunkle zum Grübeln.

Mjorna wendet den Blick von Puderzucker ab und lässt ihn durch den Raum wandern. Abgesehen von der Waschecke innerhalb dieses Raums, war die Einrichtung simpel und spärlich spendeten einige Öllampen Licht, welches der Räumlichkeit etwas gemütliches und angenehmes verlieh. Feuer spendete Licht, deshalb war die Aussage vielleicht nicht…komplett verkehrt. Zumindest, was die überschneidenden Eigenschaften des Lichts und des Feuers betraf.

Gewiss war das Feuer nicht das…„heilige Licht“, welches die Paladine nutzten. Aber dennoch war es lichtspendend, wärmend und wohltuend…wenn man es kontrolliert im Alltag anwendete und nicht zum chaotischen Verschlingen motivierte.
Wenn man die Flammen nicht zur Waffe machte, wie es Pyromanten nun einmal stetig taten.
Das, worauf Mjorna seit Jahren mittlerweile hinarbeitet um sich selber irgendwann als solche bezeichnen zu dürfen.

Kurzerhand schweifen die Gedanken auch zu dem mystischen Abend, welcher am heutigen Abend stattfinden sollte…und minimal erheben sich die Mundwinkel, ehe sie auch die andere vernarbte Hand zum Familiar führt und diesem bedächtig über den Kopf streicht: „Es gibt irgendwie schon einen Unterschied…aber… wenn ich an die heilige Flamme denke, dann vermute ich, dass deine Frage nach einem Unterschied nicht so schlecht ist. Wir werden es jedenfalls heute Abend erfahren beim mystischen Abend meiner Lehrmeisterin, denke ich. Du kommst einfach auch versteckt mit, so! Dann erfährst du auch noch etwas von deinem…geliebten Licht?“, die Dunkeleisen sieht die Motte mit erhobenen Mundwinkeln an und entfernt schließlich wieder die Hände vom Korpus, um Waschlappen und Tücher zur Seite zu legen. Das weiße Tier zirpt leise auf und bewegt sich dann mit leisen Flügelschlägen zur Seite des Raums. Zielstrebig um den heutigen ► Mystischen Abend ◄ zu besuchen!

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„Jeder ist seines Glückes Schmied.“, die Schreibfeder wird vom Pergament genommen und an der metallenen Halterung zeitweise zur Seite genommen, ehe der von Erfahrungen und Erlebnissen gezeichnete Blick einige Augenblicke länger auf dem Buch verharrt. Gewiss hätte sie einiges in ihrem Leben anders machen können. Gewiss waren einige Entscheidungen letztendlich unter Umständen…unvorteilhaft. Manche würden sagen, dass sie sich ins eigene Bein geschnitten hatte…und dennoch muss man am Ende des Tages selbst sein eigenes Spiegelbild aushalten. Man muss den Anblick gekoppelt mit den Erinnerungen aushalten können. Wer soll denn mittlerweile etwas sagen? Hjelom ist seit Jahren verstorben, Rhelrim ließ sich auch jahrelang nirgendwo blicken, weshalb sie auch bei dem eigenem Lehrmeister vom Tod ausgeht.

Bedächtig beginnt die Dunkeleisen in ihrem Buch zu blättern. Tatsächlich notiert sie sich wahrlich viel am Ende des Tages, ganz so, als ob es wichtig wäre den Überblick vor Augen haben zu können. Es war wichtig Planen zu können und…letztendlich bei manchen Dingen sich auch wieder erinnern zu können, wenn der Kopf wieder Probleme machen würde. Kurzerhand zieht die Dunkeleisenzwergin die Lippen zu einem dünnen Strich, ehe sie unsicher diese beinahe blutig kaut. Sie würde lügen, wenn sie anderen sagen würde, dass sie mittlerweile über den Verlust hinweg ist. Es hing immerhin wesentlich mehr an dem ehemaligen Konstrukt, Hjelotrom, als man auf den ersten Augenblick annehmen könnte. Wesentlich mehr von ihr selbst.
Einige verstehen das, andere hingegen vielleicht nicht.
Das war in Ordnung, da nicht jeder die Gründe für diverse Entscheidungen kannte, oder kennen sollte.

Nach einem tiefen Einatmen öffnet sie ihre Aufzeichnungen ein weiteres Mal und blättert darin umher, ehe sie es regelrecht zuschlägt und hastig nach einem weiteren Buch zwischen ihrer vor einiger Zeit von Luzula geschenkten Buchstütze sucht, welche einen Golem darstellt, welcher wiederum all die Bücher aufgrund seiner Körperform zurecht hält. Sie hatte nicht mehr viele Bücher übrig, umso wichtiger war es, den Verstand anzustrengen und jegliches Wissen wieder aufzurufen…und zu notieren. Egal wie schwer es zum Teil war, es war an der Zeit mit sich selbst zu ringen und sich nicht mehr hinter dem Verstand eines technisch-magischen Wesens zu verstecken. Langsam öffnet die Dunkeleisen daraufhin ein weiteres Buch, welches in diesem Fall noch recht leer zu sein scheint.

Langsam greift sie zu einem Kohlestift und beginnt kontrolliert Zeichnungen anzufertigen, technische Zeichnungen, welche mit Notizen und Berechnungen versehen werden. Nach und nach füllen sich am Abend die Seiten, bis letztendlich es fast so wirkt, als hätte man detailreiche Zeichnungen von einigen Einzelteilen von Konstrukten vor sich. Ebenfalls unzählige Abmessungen, Kommentare und auch auf einigen Seiten die genauen Runen und die jeweiligen Notizen zu diesen.

Kurzerhand zucken ihre Mundwinkel auf, ehe sie noch einen letzten Kommentar auf der letzten Seite hinzufügt und das Buch zuklappt und zurück zu den anderen am Tisch schiebt.

Noch wohnt sie in einem der kleinen Zimmer im Ordenshaus, worüber sie auch wahrlich glücklich war. Aber mit den Konstrukten im Zimmer, dem Werkzeug und anderen Dingen wurde der Platz langsam etwas problematischer. Die Dunkeleisen erhebt sich schließlich vom Tisch, ehe sie sanft auf den Kopf des kleineren Konstrukts klopft: „Quimnir, los. Wir müssen zu unserer neuen Arbeit, mh? Noch Feinheiten vollenden, glaube ich…?“, ohne eine Antwort abzuwarten bewegt sich die Dunkle auch schon voran. Quimnir, das kleine, hüftgroße Konstrukt aus dunklem Vulkanstein mit den violetten und hell leuchtenden Runen an seinem Korpus, folgt der Dunkeleisen sofort und dies hörte man auch. „Quimnir bestätigt: Rechte vordere Seite muss heute vervollständig werden. Worte der Erschafferin, gestern.“, hallt mit sonderbaren Ton von dem magischen Konstrukt, der Kombination aus Technik und Magie. „…Danke.“, kommt unnötigerweise von Jertha nach den ‚Worten‘ des Konstrukts, fast könnte man auch meinen, dass die Mundwinkel zuckten.

Viele Schritte folgen, Stein auf Stein war klackernd und stapfend zu hören, ehe die beiden durch das düstere Viertel gingen und recht zielstrebig zu einem anderen Ort der Stadt.

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Was macht einen Pyromanten aus?
Ist es „nur“ ein Zauberer, der das Ley hinaufbeschwört und in Form von Feuer zwängt? Nur eine verrückte Seele, die sich am flammenden, qualvollen und langsamen Tod anderer erfreut? War ein Pyromant ein Pyromane? Gekoppelt mit dem Volk eine gewohnt schreckliche Mischung aus dem Schwarzfels. Nicht nur optisch sind Dunkeleisen vom Feuerlord verändert worden, in ihrem ‚Herzen‘ brodelte gewiss auch stets ein Vulkan, der kurz vor der Eruption war…oder?

Letztendlich hat Mjorna ihre ganz eigene Antwort auf die Fragen… und ebenfalls weiterhin die Motivation sich irgendwann selbst als ausgelernte Pyromantin schimpfen zu können. Um diesen Ziel näher zu kommen, bedarf es vor allem in der letzten Zeit unzählig viel Übung und harte Arbeit. Nicht nur indem sie ihr Können verbessert, sondern auch ihren Geist stählt. Selbst als ach so böses Mitglied des Dunkeleisenclans.

Nach einem leisen Seufzer beginnt der Fokus des lodernden Blicks umherzuwandern und die umliegende Umgebung zu fixieren. Sie war inmitten des für sie mittlerweile einer der sichersten Orte Azeroths, in Eisenschmiede. Ihrer kleinen (mittlerweile heileren) Welt, weit weg vom Schwarzfels. Genauer war sie wie üblich im Militärviertel, wo man sich über die Feuerwerfenden Pyromanten auf den großen Steinflächen weniger aufregt als anderswo. Langsam beginnt die Dunkeleisen die Kerzen in einem Abstand von einer Armlänge um sich herum zu platzieren. Sechs an der Zahl, drei im Blickfeld, drei außerhalb des Blickfeldes. Obwohl sie bereits in den vielen Jahren der Lehre einige verheerende Zauber erlernt und angewandt hat, hat sie ihre ganze „Art“ zu zaubern kurz vor der großen Prüfung abgeändert. Für die zweite Prüfung sollte die Nutzung der Emotionen … etwas anders werden. Zumindest für einen Zauber, wobei Mjorna es aber nun für alle anderen versuchen möchte. Gewiss könnte man weiterhin dauernd innerlich einen Vulkanausbruch herbeirufen, um möglichst verheerende Flammen zu kreieren, dennoch würde jede Seele darunter irgendwann eingehen. Irgendwann.

Kurz schweift der Blick zur Mauer hinauf, an dem sie ihren Familiar spürt, welcher unnachgiebig auf ihre sogenannte ‚Meisterin‘ hinabstarrt und ihre Zauberversuche geradezu mit festem Blick analysiert und beobachtet.

Mjorna nickt ihr lediglich sachte zu, ehe sie noch einmal den Abstand der Kerzen überprüft. Eine Armlänge… genau eine Armlänge von sich aus in jede Richtung. Genauestens wandert der feurige Blick umher, fixiert alle Kerzen, ehe sie die vorderen betrachtet und konzentriert inne hält.

Mittlerweile war der Zugriff auf das Ley etwas gänzlich normales. So normal, wie das Ziehen einer Waffe. Früher mit Müh und Arbeit verwoben, so ist es heute wiederum eine Normalität geworden… nach vielen Jahren des Übens, des Leidens und des stetigem Verbesserns der eigenen Künste.

Langsam fühlt sie die Magie, die zu ihr hinaufwandert und in ihren Fingerkuppen zu kribbeln beginnt, gewiss ein Gefühl, welches das Herz schneller zum Pochen brachte. Langsam, entspannt und dennoch konzentriert beginnt die Dunkeleisen das Gefäß des Feuers zu werden, welches aus dem Ley geformt wird. Langsam… ehe sie nach der sachten Gestikulation einen schnellen Wink mit beiden Händen macht und leise etwas murmelt. Sogleich entzünden sich die drei Kerzen in ihrem Blickfeld. Das magisch herbeigeführte Feuer lässt die Luft um die Kerzendochte aufflirren und mit einem zischendem Laut beginnen alle Kerzen schon zu brennen. Sobald etwas in ihrem Sichtfeld war, war es viel leichter das Feuer zu führen… und dennoch bedarf der große neue Zauber vor der zweiten Prüfung genau das… in anders. Sie darf nicht nur Feuer im Sichtfeld führen, sondern auch in ihrem Rücken.

Kurz schluckt die Dunkeleisen und hält wieder länger inne. Langsam versucht sie ein weiteres Mal das Ley zu beschwören und damit auch die hinteren Kerzen anzuzünden… und genau dieser Versuch misslingt ihr noch gänzlich. Vor allem, wenn bei der eigenen Übung die helfenden und, zumindest für Mjorna, weisen Worte ihrer Lehrmeisterin neben sich fehlen. Immer wieder führt sie das kribbelnde Gefühl in den Fingerkuppen herbei und immer wieder formt sie die Magie nach üblicher und gewohnten Art und Weise „um“… und dennoch geschieht nicht das, was ihr Verstand möchte. Stetig zischt es auf und stetig trifft sie die Kerzen im Rücken nicht. Ein leiser Fluch verlässt nach einiger Zeit die Kehle der Dunklen, die das Resultat hinter sich betrachtet. Keine der Kerzen brannte. Umso enttäuschter und dennoch unnachgiebig verbleibt die Dunkeleisen jedoch genau hier im Militärviertel und versucht, so lange es ihre Kräfte noch erlaubten, das Feuer auf die neue Art und Weise führen zu lernen. Konzentriert, besonnen und mit einem klaren Geist… und weniger als kleiner brodelnder Vulkan.

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Menschen hatten lange Gliedmaßen. Diese Beobachtung hatte Franclorn schon vor einiger Zeit gemacht, aber erst jetzt kannte er auch das dazugehörige Wort, welches seinem Ekel und Ungemach Ausdruck verleihte: Absurd. Es waren absurde Gliedmaße. Drahtig und lang. Als wollten Menschen vom Boden unter ihren Füßen entfliehen und zum Himmel wachsen, wie Bohnen. Im Grunde ähnelten sie Zwergen, aber es gab feine Unterschiede, die jene Absurdität in Lächerlichkeit zogen. Die beiden Exemplare des menschlichen Volkes, die in seinem Zuhause schliefen, bildeten keine Ausnahme. Der blonde Jüngling schnarchelte selig auf dem Heusack und hatte alle Gliedmaßen breit ausgestreckt, sodass sie unter dem großen Bärenfell hervorlugten. Er lud Sedrim praktisch ein, um als Springsack herzuhalten. Zu mehr taugte er ohnehin nicht. Außer vielleicht als Ogerzelt. Franclorn linste zu seiner rechten Seite, wo sein älterer Bruder schon breit grinsend sich die Hände rieb und gehässig giggelte. Sie hatten sich leise die Treppe nach unten geschlichen und steckten noch in den langen Nachthemden, aber die Gäste waren ihnen nicht entgangen. Wie auch? Das Haus war klein und diese - hässlich langen! - Beine der Menschen ragten neben dem Esszimmertisch hervor. Das junge Dunkeleisenkind kräuselte angewidert die Nase und kuschte sich hinter Sedrim. Nicht, weil er hinter ihm Schutz suchte, sondern um ihn etwas mehr Schwung mitzugeben, wenn er auf Lancelyn losstürmte: Es sollte dem Menschen richtig weh tun, wenn sich Sedrims Knie in seinen Wanst bohrten!
Hoffentlich wurde es ihm richtig ungemütlich, sodass der Knappe weinend das Weite suchte! Er hatte es diesem Hogger bis heute nicht verziehen, dass er ihn beim letzten Besuch umarmt hatte. UMARMT! Für eine gefühlte Ewigkeit. Die glutroten Augen des Kindes glühten erzürnter auf. Seine kleine Faust ballte sich fester um die kurze Angelrute - nicht mehr als ein gebogener Zweig. Sobald Sedrim den Angriff gestartet hatte, würde er Lancelyn damit blenden und die Augen ausstechen.
Ob es wie ein Unfall aussehen würde? Hoffentlich.
Noch während Franclorn an seinem Plan feilte, rannte Sedrim mit einem heiseren Giggeln unvermittelt los und sprang dann aufjauchzend auf den Knappenlappen. Erschrocken glotzte der jüngste Bruder wie angewurzelt hinterher…

Cadmir stöhnte genervt, als das Geschrei im Wohnraum unter ihm losging. Müde schob er die Decke beiseite, gähnte herzhaft und rieb sich über die verkrusteten Augen, bevor sich seine Beine zuerst aus der Pritsche schwangen. Der Morgenmantel war flott umgeworfen und die kleine Nachtlampe wurde mit einem Schnipsen der Finger entzündet. Träge schlurfte der junge Alchemist die Treppenstufen nach unten und beäugte mit hochgezogener Braue, was seine jüngeren Brüder mit den Gästen des Hauses anstellten. Sedrim kebbelte sich unter Lachen oder Gekreische mit Lancelyn, während Franclorn mit der Angel unbeholfen durch die Luft fuchelte, aber dabei dreinschaute, als wüsste er nicht, ob er sich vor Angst in die Hose machen oder von Wut getrieben den nächsten Ragnaros beschwören sollte.
Cadmir rollte ächzend die Augen und schlurfte weiter zur Kochnische, als könnte es ihn nicht weniger tangieren. Wenn der Tag schon so anfing, brauchte es einen starken Kräuteraufguss, um den Rest zu überstehen…

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Es war ein kurzer Abschied in der unnatürlichen Kälte einer ersten echten Morgenröte von Thirwacht. Rachnel hatte ihre Enttäuschung kaum verbergen können, das wusste sie selbst. Sie verstand Luzula und trotzdem hatte sie gehofft, die Zwergin würde anders entscheiden. Dabei musste sie zugeben, für Luzulas Mann nicht einen Finger krumm gemacht zu haben, wäre der Fall umgekehrt. Und keinen anderen Dunklen hätte sie je um diese Hilfe gebeten.
So also ging sie in die Knie, Luzula fest zum Abschied zu umarmen und die guten Wünsche mitzunehmen, die sie bekam. So viel blieb in der Eile in der sie sich sah ungesagt. So viel hätte sie gerne endlich wieder aufgeholt.

„Wenn das alles im Guten vorbei ist, komme ich endlich nach Eisenschmiede.“ sprach sie über Luzulas Schulter. „Versprochen.“

C’est la Püsh.
Für mehr ic im Forum.

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Ein Schuss knallte mit Wucht durch die Luft. Sie fühlte den kurzen Druck des Lärms auf ihrer Haut und öffnete nach dem sekundenschnellen Blinzeln wieder die Augenlider. Die brennenden Augen der Dunkeleisenzwergin richteten sich prüfend zur Seite. Neben ihr lagen dicht auf dem Boden gepresst die beiden hellgrauen Zwergenkinder: Hände auf die Ohren gepresst, die lodernden Blicke mit Staunen und Begeisterung nach vorne starrend - die Aufmerksamkeit auf das Ziel gerichtet. Nicht unweit von ihnen standen in einer kümmerlichen Reihe mehrere willkürlich zusammengestellte Objekte… ein einsamer Stiefel war nun getroffen umgefallen. Die hagere Zauberin lehnte sich mit einem Schmunzeln zur Seite ihren Kindern entgegen: „Hatte wohl doch Unrecht.“
„Sag’ doch, ich treffe.“, brummte von der anderen Seite ein weiterer Dunkeleisenzwerg, der seinen Kopf vom Visier des Gewehrs anhob. „Meistens.“ Der einäugige Mann zog kurz die Nase kraus und hob einen Mundwinkel höher an, ehe sich ihre Blicke trafen. Die Sonne brannte am heutigen Tag wieder gnadenlos auf die Sengende Schlucht nieder und ließ den rötlichen Grund vor Hitze brüten. Sie hatten sich hingegen in den Schatten eines Felsen verborgen, lagen bauchlings auf dem steinigen Grund und waren von Kopf bis Fuß in verbrannter Asche und Staub gehüllt. Der Dreck mochte aber ihrer Tarnung wohltuend zuvorkommen. Ihren Geruch hingegen… eher nicht. Der Gestank von Schwefeldämpfen, Schweiß und Verbrannten hing an Kleidung und Haaren. Mit einem amüsierten Schnauben stemmte Luzula eine Hand gegen ihre einst ausrasierte Kopfseite. Die pechschwarzen Haare waren dort in den letzten Monaten zu einem kurzen Gestrüpp nachgewachsen, in das sich nun ihre dürren Finger vergruben. „Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn, Thelgrom.“, gab sie mit vergnügten Tonfall zurück, während der andere Dunkeleisenzwerg unter wachsamen Augen der Kinder die Waffe geduldsam nachludt.
„Du verwechselst Können mit Glück.“ Der Einäugige grunzte belustigt, bevor sich seine Miene wieder festigte und die Augenklappe über den wulstigen Narben im Gesicht zurecht gerückt wurde. Anschließend musterte der Schütze mit nachdenklicher Miene Sedrim und Franclorn. Während sich ihr älterer Nachwuchs auf das nächste Ziel ihrer kleinen Schießübungen konzentrierte - ein altes, löchriges Tongefäß, das seine besten Tage längst hinter sich gelassen hatte - gaffte der jüngere Rotschopf fasziniert auf das Gewehr. Selten hatte die Zauberin so viel Begeisterung und Freude auf Franclorns Gesicht entdecken dürfen, aber heute wurde ein Nerv getroffen. Still beobachtete Luzula, wie der kleine Junge zaghaft auf die Schusswaffe deutete als Thelgrom sie nach kurzen, fragenden Blickkontakt mit der Mutter anreichte. „Willst auch?“
Es verging nicht einmal ein ganzer Herzschlag, da nickte der Bursche bereits und entblößte bei einem breiten Grinsen die klaffende Zahnlücke. Er brachte zwar keinen Ton heraus, aber das war nicht notwendig - schon gar nicht bei dem anderen, eher wortkargen Zwerg, der nun zum Knirps aufrückte und ihm half das Gewehr ordentlich anzulegen. Die Schulterstütze passte zwar kaum zum Kinderkörper, aber Thelgrom ließ die Waffe nicht los, sondern blieb etwas unbequem aber stabil halb über den Jungen gebeugt. Lorn imitierte längst den Schützen und reckte etwas den Hals, um durch das Zielfernrohr zu linsen. Es war bei aller Liebe nicht die beste Schusswaffe, aber es reichte, um seinen Zweck zu erfüllen. Aufmerksam lauschte Luzula dem Gebrummel des Zwergen, der dem Knaben Anweisungen zunuschelte: „Genau zielen. Lauf ausrichten… ja, genau. Ruhig sein. Einatmen, ausatmen. Einatmen, und beim Ausatmen - abdrücken. Klar?“
Sie konnte sich nicht gegen ein warmherziges Lächeln erwehren, während das konzentrierte Gesicht des Sprosses in Augenschein genommen wurde. Die Sorge um die Zukunft ihrer Kinder saß immer im Nacken, ganz gleich irgendeiner Waffenstille, die sowieso nur darauf wartete gebrochen zu werden. Früher oder später gäbe es wieder Krieg und Luzula sollte verdammt sein, wenn ihre Söhne nicht darauf vorbereitet wären. Für Sedrim und Lorn mochten es Spiele sein, aber die Pyromantin sah darin einen ersten Schritt auf dem richtigen und langen Weg. Gerade ihr jüngster Sohn war ein zartes Kind. Empfindlich, um nicht zu sagen… sensibel. Andere mochten an „problematisch“ zuerst denken, aber es war ersichtlich, dass das Kind seinen Brüdern hinterher hinkte. Im direkten Vergleich mit Sedrim, der zwar ein Jahr älter war, erschien ihr Lorn zu schwächlich. Zu zerbrechlich. Sedrim war nicht nur größer als sein Bruder, sondern auch kräftiger. Ein strammer, verspielter Bursche mit reichlich Ausdauer und Mut im Gepäck. Der Winzling hingegen sammelte jede Erkältung ein, die er finden konnte und das bereitete ihr Sorgen. Wie sollte er sich später in einer Welt zurecht finden, die ihn verschlingen wollte? Wie könnte sich Lorn behaupten? Ein weiterer Schuss riss die Zauberin aus der Gedankenwelt und ließ sie zusammenzucken. Sedrims Jauchzen stimmte in das Klingeln in ihren Ohren ein, bevor der Bursche enttäuscht ausstöhnte: „Daneben, Lorn!“
„Der Nächste sitzt.“, maulte der Rotschopf unweigerlich zurück. Eine Welle der Erleichterung durchflutete aber umgehend die Zwergin: Diese Entschlossenheit war alles, das sie im Moment brauchte, um Zuversicht für ihr Sorgenkind zu schöpfen… eine Perspektive!

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Cadmir seufzte tief und selig durch. Die Luft in der beengten Badekammer war stickig und warm, nahm aber langsam den Duft seines Bartöls an, das sich der junge Dunkeleisenzwerg sorgfältig einmassierte. Nebenan tobte hingegen das Chaos. Durch die abgeschlossene Tür hörte er seine beiden halbstarken Brüder kreischen, lachen und laut schnattern. Lorn übernahm wie sooft das Kreischen, wohingegen Sedrims gute Laune dem zwar in Nichts nachstand, aber dennoch für Erleichterung im Alchemisten sorgte, weil er sich nicht darum kümmern musste. Lorn wollte irgendwem ein Auge ausstechen - wohlgemerkt zunächst nur eines, damit er den weiteren Horror auch sehen konnte, der ihm blühte, wenn er sich nur endlich herabbeugen würde. Cadmir rollte wiederum in seiner räumlichen Abgeschiedenheit mit den eigenen Augen, als das Gemecker und Gemaule über widerlich lange Gliedmaßen von Menschen im Nebenzimmer wieder zum hysterischen Fauchen anschwoll. Vermutlich war sein jüngster Bruder nun so rot, wie sein flammendes Haar. Diese kleine Kröte könnte Cadmir die nächsten Tage höchstens mit einer Kneifzange anfassen.
Kurz beäugte der Dunkeleisenzwerg abwägend die kleine Bartzange auf dem Beistelltisch. Damit könnte er Lorn zwar nicht vom Boden aufsammeln, aber ihm später drohen die ersten Barthaare in ein paar Jahren vom Kinn zu zupfen, wenn er weiterhin Mordgelüste an Gästen hegte. Dann verwarf Cadmir den Gedanken aber auch ebenso schnell, wie er ihm gekommen war, schnappte sich trotzdem das handliche Werkzeug und zupfte sich damit störrische Haare von der Wange, die es wagten aus der wohlgepflegten Bartlinie zu wachsen. Es mochte ein wenig Fingerspitzengefühl, Konzentration und Übung verlangen, aber mit etwas Ruhe…
„LASS MICH RUNTER, ICH STECH DIR…“ Das plötzliche Aufbrüllen im Nebenzimmer ließ Cadmir zusammenfahren und erboster aufschnauben: „Verflucht nochmal! Kann sich ein Zwerg nicht einmal mehr in Frieden um den eigenen Bart kümmern!? Ich werfe euch gleich alle den Fischen im See zum Fraß vor!“
Der Dunkeleisenzwerg schürzte zerknittert die Unterlippe und richtete den erzürnten Blick von der Tür auf die Bartzange mit gleich drei vor Schreck herausgerupften Haaren, die nun langsam zu Boden fielen. Barbier - das nächste Mal suchte er endlich einen vernünftigen Barbier! Gab’s da nicht wen…? Er musste sich wieder dringend umhören. Andernfalls müsste ihn die Wache von Eisenschmiede bald in Sicherheitsverwahrung nehmen…

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„Kinder, ich bin wieder zu…“ Luzula hatte bis zu dem Zeitpunkt geglaubt, wo sie Eisenschmiede den Rücken gekehrt hatte, um die Magiermesse zu besuchen, dass die anstrengenden Tage vor ihr lagen. Fast bis zur letzten Stunde hatte sie über den eigenen Vortrag gebrütet, Sätze geändert, Floskeln gestrichen und den Hirnschmalz bemüht ein rundes Gesamtbild zu erschaffen. Mehrere Tage in hohe Gesellschaft zu verweilen und unter den wachsamen Augen studierter Magier zu stehen, war nicht unbedingt stressfrei. Immerhin war sie die Pyromantin, eine emotionale Zauberin, die trotzallem nicht das falsche Bild ihrer eigenen Zunft vermitteln wollte - auch wenn es die eine oder andere berechtigte Sorge gab. Das Zaubern mit Emotionen hatte nunmal seinen… eigenwilligen Ruf. Nicht zu unrecht, doch die Gedanken wischte Luzula beiseite. Der Stress war ihr erst von den Schultern gefallen, als der Vortrag überstanden war und scheinbar auch gut aufgenommen wurde. Jetzt musste sie nur noch Magus von der Quell einen Brief schreiben, um noch eines der magischen Objekte zu erstehen, die zum Tausch standen, und mit etwas Glück bekam sie das auch noch in die Finger!
Mit diesem beflügelnden Gefühl, den erfolgreichen Tagen im Rücken und einem krönenden, wundervollen Tanzball zum Abschluss einer ereignisreichen Messe, der noch ein wenig dröhnend in ihrem Kopf nachhallte, hatte die hagere Dunkeleisenzwergin nun die Haustür aufgedrückt und starrte auf, „… zu Hause.“
Der Kristallstab fiel ihr aus der Hand und schepperte gen Boden. Wenigstens nahm die kristalline Spitze dabei keinen Schaden, denn eine Barrikade aus Kissen und Stühlen dämpften den Sturz. Ihr kleiner Wohnraum war ein Schlachtfeld. Die Windspiele, welche von der Decke hingen, hatten Gesellschaft bekommen. Aufgerollte Wollverbände baumelten herab und hingen wie Lianen im Dschungel im Zimmer. Der wuchtige Esszimmertisch war zur Seite umgekippt worden und dahinter befand sich nun ein kleines Zelt. Anstatt das Stövchen in der Kochnische zu benutzen, wo sich schmutziges Geschirr stapelte, hatte sich wer offenbar gedacht, dass der geflieste Steinboden auch ein echtes Lagerfeuer aushalten könnte. Nun glotzte die Zauberin entsetzt auf die erloschene Glut, eine verdreckte Pfanne mit Speckresten und ein paar Stahlspieße, wo irgendeine klebrige, verbrannte Masse dranklebte und mit dem Boden scheinbar eine Einheit bilden wollte. Es roch nach Karamell…
… und dann war da noch das Schlachtfeld an sich. Mehrere Spielfiguren und das eine oder andere Stofftier lagen ‚erschlagen‘ am Boden. Kochutensilien säumten ebenfalls den Grund, wie auch zwei aufgeplatzte Kissen, deren federweiche Füllung sich explosionshaft im ganzen Raum verteilt hatte. Die Wände waren bis zu ihrer Brusthöhe vollgeschmiert mit mehr oder weniger abstrakten Zeichnungen von Bäumen - einem sumpfigen Urwald nahekommend. Bücherstapel hielten wiederum einen Holzpfahl aufrecht, auf welchem der blanke Trollschädel thronte und Luzula ausdruckslos anglotzte.
„Nein.“
Die Dunkeleisenzwergin beugte sich weit über die Barrikade, schob einfach ein paar Bücher im Regal beiseite und zerrte dahinter eine Flasche Sulfuronwasser hervor mit welcher sie schnurstraks zurück auf ihre kleine Veranda stapfte. Die Tür fiel hinter Luzula krachend zurück ins Schloss, bevor sich die Zauberin auf einen knarzenden Hocker setzte und die Flasche entkorkte. „Nein! Keine Chance.“
Offensichtlich war ihre Brut aktuell nicht im Haus, denn diese verdächtige Stille war bezeichnend, aber früher oder später kämen die Jungs wieder…
Und sie hatte verdammt nochmal Geduld. Und genügend Sulfuronwasser, um den Frust zu ertränken. Wahlweise betrat sie das Haus erst in einer Woche, nachdem sie an einer kleinen Meditation über Frust teilgenommen hatte… Wer wusste das schon so genau. Im Moment war der Zauberin nur eines klar: Sie würde dieses Chaos nicht aufräumen.

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Beschaulich hob sich die Sonne am Morgen über die Weiden und Wälder des Lochs, welche die Wasseroberfläche des Sees in ein glitzerndes Meer aus Rottönen verwandelte. Mit der sommerlichen Wärme kroch auch etwas Morgennebel auf, der von vier kurzen Zwergenbeinen gewaltsam durchtrennt wurde. Scheppernd und klappernd mit Gräberhüten der Forscherliga ausgestattet, hetzten die beiden Kinder der Ordenshüterin über die Straßen von Thelsamar. Dies war kein normaler Morgen - oh, nein. Kein normaler Ausflug um Kühlung an den Ufern des Lochs zu finden. Nein, nein. Mit Spaten und Schaufel, Hacke und Eimern, Rucksäcken, Lupen, Sieben und Netzen ausgerüstet, schienen Lorn und Sedrim die Fähigkeit von Ameisen das doppelte ihres Körpergewichts tragen zu können absorbiert zu haben. Ihre Beine durchschnitten nicht nur den wallenden Tiefnebel der Straßen, hinaus in die Weite des Waldes sondern entwickelten sich zu rotierenden Scheiben. Dies war der Tag auf den sie so lange gewartet haben, gelechzt und sich danach gesehnt. Dieser Morgen markierte den Anfang von bahnbrechenden Funden und ihrem rasanten Aufstieg in der Forscherliga! Die gute Laune und Aufregung machte sich aber nicht nur in ihrer Geschwindkeitkeit bemerkbar, sondern auch mit Aufforderungsrufen an die drei Halbwüchsigen die ihnen mit weit weniger Motivation hinterher schlichen.

Gemeinhin war es nicht als Beförderung anzusehen auf die Netherlinge aufzupassen. Was auch immer Cadmir, Bathos und Lancelyn fürchterliches taten um dieses Schicksal am frühsten Morgen ohne Kaffee und Kräutertee zu verdienen… vermutlich gab es einen triftigen Grund. Vielleicht handelte es sich auch nur um einen präventiven Anfall von Selbstbestrafung. Im leisen Gespräch miteinander schlichen sie den voranstürmenden Zwergenkindern mit der Eleganz von Nacktschnecken nach. Die Aufforderungsrufe prallten an ihnen und ihrer fast gehässigen Gemütlichkeit ab. Zumindest für einen der Jungen, Lorn, stand der Grund dafür fest: Es war der verderbende Einfluss der Langbeine und ihres Titanen der sicherlich auch über absurd lange Gliedmaßen verfügte. Mit der Zeit verhallten die Rufe im Wald, so wie die Silhouetten der drei Aufpasser. Es war kein kurzer Weg über die Hochebenen, wenn man es bis nach Uldaman und rechtzeitig wieder zurück schaffen wollte. Insbesondere da sich das Tempo der erwachseneren Mitglieder dieser Expedition nicht hob.

Erst unter der brennenden Mittagssonne erreichten die Fünf die staubigen Ebenen des Ödlands. Den Einen mochte der hohe Sonnenstand den Schweiß in die Augen treiben, den Anderen jedoch kindliche Faszination als man in den Schatten der hohen Säulen der Titanenruine trat. Dies war nicht nur die Geburtsstätte der Zwerge, wie man munkelt, sondern auch die von weltweiter Anerkennung als begnadete Forscher die sogar Bran Bronzebart alt und verschrumpelt aussehen lassen würden. Während bei den Halbwüchsigen die Hämmer und Körper träge auf den Boden fielen um sich an den Rationen, Alkohol- und Tabakprodukten zu vergehen, trafen nur wenige Meter weiter von langer Hand geplant Spaten und Hacken den staubigen Boden. Kinderhände steckten mit Stricken und Stöcken die bedeutende Ausgrabungsstätte ab. Wichtige Fundstücke die dem ungeübten Beobachter wie Steine erscheinen mochten, mit nummerierten Zetteln versehen, gepinselt und der Boden belupt. Der wissenschaftliche Austausch von Lorn und Sedrim nahm konzentrierte Züge an, während die Halbwüchsigen sich einen angenehmen Tag im Schatten eines großen Felsen machten. Wie eine Sonnenuhr wanderte der Feuerball am Himmel über das gigantische Titanenfresko im Bergrücken… bis laute Aufschreie hallten. Die Forscher buddelten nicht etwa Troggs aus, nein. Keine Steine, nein. Sie erzielten einen kritischen Durchbruch bei ihrer Buddelei. Etwas goldenes. Etwas bedeutendes.

Ist das ein Pinkeltopf?, hörte man derweil in der lümmelnden Ecke der Jugendlichen den mit den absurden Gliedmaßen fragen.
"Jep. Das ist ein Pinkeltopf.", entgegneten Cadmir und Bathos gleichzeitig mit trägen Augen das Schauspiel der ekstatisch jubelnden Zwergenkinder betrachtend.

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Die Luft in dieser Umgebung raubt einem den Atem. Trotz „normaler“ Temperaturen, vor allem für zwei Dunkeleisenzwerge. Selbstredend ist es in einer Wüste heiß…aber die Kombination aus peitschendem Wind mit Sand der gegen das Gesicht schlägt, ist unschön. Ihre Füße schmerzten unfassbar sehr, der ewige Fußmarsch hinterließ auf alle Fälle Spuren…Fakt ist: Mjorna hat abgenommen. Die sonst eher rundliche Zwergendame ist aufgrund der langen Reise auf alle Fälle drahtiger geworden.

Mit einer gewissen Wehmut senkt sich ihr lodernder Blick hinunter in Richtung ihrer Notizen, die mittlerweile seit der Reise fließend in ein Tagebuch übergegangen sind. In dem letzten Jahr stand eine Forschungsreise durch Azeroth an. Hierfür stand auf Mjornas ‚Lehrplan‘ Leylinien in ganz Azeroth versuchen zu nutzen, wofür sie mit der Wissenshüterin Eisenkern reiste. Mjorna konnte bisher mit jedem einzelnen Wissenshüter des Flammenhorts etwas anfangen, selbst mit griesgrämigen wie Meister Siedefaust…Aber mit Meisterin Eisenkern wurde sie niemals warm. Egal wie freundlich, schlau oder bedacht Mjorna sich präsentierte, es klappte einfach nicht. Sonst kam Mjorna aufgrund ihrer Art mit fast jedem auf irgendeine Art und Weise klar… Warum klappte es nicht hier? Die Reise ging mittlerweile bereits ziemlich lange und trotz allem hat sie es mit aller Mühe nicht geschafft auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Der kühle Blick der Golemmeisterin wirkte hier und da umso kälter, je mehr Mjorna sich anstrengte. Mjorna hasste das. Sie hasste es, da ihre Art dafür bekannt war bei einigen Personen positiv in Erinnerung zu bleiben, was für sie widerum den Vorteil hatte, dass sie dadurch diverse vorteilhafte Möglichkeiten bekommen hatte, oder an wesentlich mehr Wissen für ihre Lehre zur ausgelernten Pyromantin kam.

Der lodernde Blick des Flammenhortlehrlings haftet sich an den Rücken der muskulösen und kräftigen Dunkeleisen, die mit verschränkten Armen da saß und den Blick über Silithus und damit dem massiven Schwert, oder was auch immer das war und größer als diverse Berge in der Umgebung emporragte, schweifen ließ. Jertha Tharline Eisenkern lehnte locker an ihrem aktuell größten Konstrukt, dem ‚menschengroßen‘ Thurath an. Links von ihr war das kleine und schmächtigere Konstrukt, Quimnir. Beide Konstrukte leuchteten schwach in ihrem jeweiligen Farbton und …wirkten so unlebendig. Trotz der Reise wurde Mjorna auch nicht mit diesen warm. Sie verstand selbstverständlich die Stärke und Vorteile von Konstrukten ihres Clans, aber statt auf einen unbelebten Steinklotz zu vertrauen, wirkte sie lieber selbst verheerende Zauber zum Schutz von sich selbst.

Man kann sich schon auf andere Personen kaum verlassen, warum dann noch sich selbst ein Bein stellen, indem man noch von etwas Unlebendigem abhängig ist?

Ein fast lautloser Seufzer ertönte, ehe sie ihren Rucksack vor sich zog. Aus dem Rucksack selbst schaute die Feuerblüte heraus, die mit einer abenteuerlichen Konstruktion in Marke Eigenbau als ‚Extrafach‘ am Rucksack montiert wurde. Der Vorteil hiervon war, dass ihr Familiar und ihre andere Motte dort problemlos verweilen konnten, und dementsprechend versorgt waren, trotz langen Fußmarsch. Langsam senkt sich ihr Blick erneut auf ihr Tagebuch, wobei der Blick eine gewisse Traurigkeit annahm. Langsam blätterte sie durch, ehe sie auf die Seiten vom Anfang der Reise kam. Zu Beginn der Reise hatte sie Nougathorn verkauft, da sie sich den Widder einfach kaum mehr leisten konnte. Mjorna hatte keine Zeit mehr in der Taverne mitzuhelfen, des Weiteren hatte sie umso weniger Zeit sich um ihr eigenes Geschäft, die flammende Kuchenmagie, zu kümmern, weshalb diese auf unbestimmte Zeit eingestellt und eingestampft wurde. Infolgedessen fehlte es ihr schlicht an ausreichend Münzen, um sich alles wie früher erlauben zu können.

Der Fokus ist schlichtweg auf die Beendung ihrer Lehre gerückt. Mittlerweile sind viele Jahre unter der Obhut im Flammenhort vergangen und Mjorna hat sich innerhalb dieser Jahre gänzlich verändert. Sie kam auf die Ordenshüterin als Zwergin in geflickter, zerrissener Kleidung zu, die als Lebensinhalt lediglich Kisten für Tavernen schleppen hatte, um sich ein rattenverseuchtes Zimmer leisten zu können. Sie hatte im Laufe der Jahre unzählige Erinnerungen und Erfahrungen bereits machen dürfen und ihr Charakter hat sich gänzlich verändert. Die Lehre ist nicht nur wesentlicher Bestandteil vom Erlangen von Wissen…nein. Die Lehre veränderte auch, wer sie ist. Erinnerungen prägten sie, mit manchen kam sie besser klar, als mit anderen. Aber alles gemeinsam ermöglichte Wandel und heute blickt sie mit erhobenen Mundwinkeln darauf zurück.

Was jedoch auch einen gewissen Stich in ihrem Herz hinterlassen hatte, war, dass sie Tamva freigelassen hat. Trotz aller Mühe ist sie als angehende Zauberin in keiner Position einem Tier dieser Art gerecht zu werden, vor allem da Tamva mittlerweile ausgewachsen war, außerdem war sie ohnehin ein Tier aus der Wildnis. Man musste Prioritäten im Leben setzen, egal wie sehr es schmerzt. Es freut sie, dass sie dies in Zusammenarbeit mit Gebirgsjägern der Region unternommen hatte, wodurch das Tier langsam an die Wildnis gewöhnt wurde und nun in der Lage war selbstständig klar zu kommen.

Langsam blätterte die Dunkle weiter, wobei sie sich die weiteren Notizen zum Anknüpfen an die Leylinien ansah. Es gab tatsächlich Orte auf Azeroth, an denen es wesentlich leichter ist anzuknüpfen, als andere. Trotz ihrer Art war die Lehrmeisterin nicht allzu schlecht im Vermitteln von Wissen, das musste Mjorna ihr lassen und letztendlich ist sie lieber mit jemanden unterwegs, der bedacht und ruhig ist, anstatt mit jemanden, der die Gruppe stetig in Gefahr bringt. Wie auch immer… Mjorna klappt ihr Buch zu und streckt sich, woraufhin ihr Familiar, der auf ihrer Schulter saß, ein fürchterlich entsetztes Zirpen von sich ließ. „Ich weiß, Puder. Rein theoretisch habe ich bei der Forschungsreise erfahren was ich wollte. Mal sehen…was ich nun mache.“, sacht hebt sie die Mundwinkel und blickt noch einmal zu Jertha, die unverändert die Landschaft auf sich wirken ließ. Die Dunkeleisen war von oben bis unten mit Runenzeichnungen bedeckt, was ihrer Optik umso mehr eine gewisse Härte verlieh, als sowieso schon. Mit einer gewissen Frustration bläht Mjorna ihre Wangen auf. Irgendwann kriegt sie auch Meisterin Eisenkern geknackt. Auf alle Fälle steht eins fest: sie vermisst ihre eigentliche Familie, die, die sie sich ausgesucht hat…und diese Familie ist nicht im Schwarzfels, sondern hat ihr Ordenshaus in Eisenschmiede in der dunklen Gasse.

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Mit langsamen Schritten geht die Dunkeleisenzwergin vom schwarzen Brett der Stadt zurück in das Ordenshaus. Nachdenklich wird die Miene verzogen, ehe sie schlussendlich das Tempo anhebt und rasch das Mystikerviertel durchquert, bis sie die dunkle Gasse erreicht hat. Ihr Zuhause. Hier inmitten der Stadt unter dem Berg haben die Dunkeleisenzwerge des Flammenhorts ihr Zuhause - und dies mittlerweile seit vielen Jahren. Sie hebt den Blick und betrachtet das Äußere des Ordenshauses, woraufhin ein warmes Lächeln sich den Weg in ihr Gesicht bahnt. Wenn man ihr vor zehn Jahren erzählt hätte, dass sie heute in Eisenschmiede wohnen würde…hätte sie es gewiss nicht geglaubt - und doch ist das hier nun mehr ein Zuhause, als es der Schwarzfels jemals war.

Von einer dunklen Ecke am Ordenshaus geht eine für Mjorna angenehmes Gefühl aus, woraufhin sie geradewegs dorthin starrt: „Na…Komm’ schon her.“, spricht sie in Richtung der dunklen Ecke, in der sich eine schneeweiße Motte versteckt hatte und die nun geradewegs zu ihrer Meisterin fliegt und sich auf ihrer Schulter setzt. Mjorna führt die Hand zum Familiar und streicht einmal über den pelzigen Korpus, ehe sie schließlich die Treppen zum Ordenshaus hinaufgeht und die Tür aufschließt.

Als Dunkeleisenzwerg kann die Ausbildung zur Zauberin durchaus länger als bei den kurzlebigeren Völkern dauern. So auch bei ihr und dennoch neigt sich alles langsam zu einem greifbareren Ende zu. Eine gewisse Wehmut führt der Gedanke herbei, und dennoch auch Hoffnung. Sie würde nun umso mehr für ihre Ausbildung tun. Wirklich viel mehr und an den Attrappen der Stadt wird man sie ab jetzt auch öfter sehen ~

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40 nDP – Elfter Eintrag
Ich habe das Tagebuch etwas vernachlässigt.
Lorn schreibt zum Glück mit
Mir ist langweilig!

Der Gänsekiel kratzte über das Pergament, bevor er mit einem missmutigen Schnauben in das Tintenfass gestopft wurde. Als wäre das Schreibwerkzeug am Übel seiner schlechten Laune schuld, rührte der junge Dunkeleisenzwerg in der schwarzen Tinte, um die geschärfte Spitze darin regelrecht zu ertränken. Die lodernden Augen des Burschen huschten allerdings neugierig zu seinem Sitznachbarn, nachdem der Unmut heruntergeschluckt wurde. Franclorn hatte seinen Kopf auf einer Hand abgestützt und knetete mit den Fingerspitzen unerlässlich seine Schläfe. Die Konzentration stand in seine ernste, kindliche Miene geschrieben, während er über seinen eigenen Notizen brütete und die Umwelt vollkommen auszublenden schien. In der großen Bibliothek von Eisenschmiede hatten sich die beiden Brüder an einen kleinen Tisch gesetzt und wirkten von außen betrachtet hochbeschäftigt – außer jemand würde hinter die aufgetürmten Bücherstapel blicken. Sedrim hatte nämlich seine Gräberqualitäten entdeckt und bohrte mit dem Zeigefinger tief in der Nase, derweil sein Blick gelangweilt an einem hohen Bücherregal hängen blieb.
„Meinst du, ob wir das nächste Mal mitgenommen werden?“, sinnierte der Junge im Flüstertonfall nach und vernahm neben sich ein Seufzen. „Ich meine, wie viele Sachen sollen wir noch abschreiben? Meister Kieselbruch wird…“
„… immer was Neues finden.“, kommentierte Franclorn leise von der Seite.
„Ja! Bücher und Schriften herumschleppen, ihm nachtragen oder Botengänge erledigen. Dafür gibt’s Boten!“ Sedrim schmierte den Popel unter dem Tisch ab und dötzte anschließend mit einem geschafften Seufzen die Stirn auf seiner eigenen Mitschrift ab. Im echauffierten Tonfall meckerte der junge Zwerg weiter: „Ich will raus! Auf einer Ausgrabung könnte er uns auch herumscheuchen, aber dann verstauben wir wenigstens nicht mehr hier in der Halle… und können ihm beweisen, dass wir’s draufhaben! Nicht mehr solche Kinderkacke…“
Frustriert raufte sich Sedrim durch die schwarzen Locken und schielte mit geplätteter Nase aus den Augenwinkeln zu seinem jüngeren Bruder. Franclorn verzog nicht einmal eine Miene, sondern glotzte ihm ausdruckslos entgegen, abwartend, urteilend und mindestens so gelangweilt, wie sich Sedrim fühlte. Ein weiteres, müdes Schnauben erklang und der ältere Bruder rollte mit den Augen, bevor das bartlose Kinn nun auf der Tischplatte beim Nuscheln schubberte. „Das ist unfair.“
„Mhm.“
„Verflixt gemein!“
Wieder ein zustimmendes Brummen von Franclorn, der sich nun wieder seiner Schrift widmete.
„Wir sollten was unternehmen, Lorn!“
„Mhm…“
„Wenn wir ihm jetzt schon beweisen können, dass wir was können, dann hat er keine andere Wahl, als uns endlich mal mitzuschicken!“, maulte Sedrim genervt, auch wenn seine Stimme weiterhin im Flüstertonfall fispelte. Dann hellte sich sein graues Gesicht auf: „Ich habe eine Idee! Wir gehen nach Loch Modan und überreden Ma für ein paar Tage in Thelsamar zu bleiben. Wir sagen einfach, dass wir dort bei Eisenband aushelfen sollen und uns Meister Kieselbruch geschickt hat, um zu assistieren! Dann machen wir das so gut, helfen dabei neue Relikte auszugraben und dann kann er nichts mehr sagen! Was meinst du…?“
Mit großen Augen blickte er nun gespannt zum Rotschopf. Sein jüngerer Brüder hatte aufgehört zu schreiben und neigte den Kopf wieder langsam zu ihm. Schweigsam glotzten sich die beiden Zwerge mehrere Sekunden an, bis Sedrim die Unterlippe schürzte: „Schon gut. Hast ja recht, ist dumm.“ Er hatte sich den Weg zum Forscher anders vorgestellt. Spannender, aufregender. Aber die Arbeit eines (Lehrlings eines) Historikers war… mühsam. Träge, staubig und viel – viel, viel, viel – zu ruhig.

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40 nDP
Sie konnte es nicht verhindern oder aufhalten. Gerüchte begannen in kleinen Kreisen zu sprießen: Es fing recht harmlos an. Die Hüterin des Flammenhorts sei krank geworden. Ihre körperliche Gesundheit wäre ohnehin nie die Beste gewesen. Die zurückliegenden Kriegsfronten würden nun ihre Spuren zeigen. Luzula tat das, was sie für richtig hielt… leiser auftreten, weniger in der Öffentlichkeit ihr Gesicht zeigen und scheinbar abwarten. Die Erklärung, dass ihre Zeit nunmal kostbar sei und die vertiefte Lehre im Orden Vorrang hätte, konnte jedoch nicht über alles hinwegtäuschen. Die Hüterin grüßte auf der Straße nicht mehr jedes ihr eigentlich bekannte Gesicht, nahm vereinbarte Termine nur noch unregelmäßig wahr, vergaß versprochene Briefe zu entsenden und entschuldigte sich im nächsten Schreiben die Zeit aus dem Auge verloren zu haben. Sie stand manchmal wie verloren auf den Straßen Eisenschmiedes, ins Nichts starrend, bis sie angesprochen wurde und desöfteren wollten ihr ganze Wörter oder Dinge in einem Gespräch nicht mehr in den Sinn kommen. Dies blieb nicht unbemerkt oder unkommentiert: Bücher hätten ihren Kopf verdreht, womöglich sogar ein magisches Artefakt. Es stünde um ihre Gesundheit wesentlich schlechter, als es den Anschein hätte. Ihr Verstand würde dahinschwinden…
Luzula vermochte die Gerüchte ebenso wenig aufzuhalten, wie die Anzeichen des eigenen Zerfalls. Der Versuch des Ignorierens behob rein gar nichts. Was ihr hingegen blieb, war etwas mehr Zurückgezogenheit und der schwache Trost, dass dieser Zustand über die letzten drei Jahre wenigstens nicht schlimmer wurde… obgleich es sich nicht mehr anständig verbergen ließ.
„Gehst du Ende des Monats zum Rat oder soll ich wieder einspringen?“ Cadmirs Stimme riss die Zauberin aus den eigenen Gedanken. Abwesend hatte sie bis eben noch aus ihrem Fenster auf die leere Straße im Düsteren Viertel gestarrt, nun richteten sich die schwach flackernden Augen auf ihren ältesten Sohn, welcher mit einem Seufzen die Brauen zusammenzog: „Ich fragte, ob ich einspringen soll. Wie fühlst du dich?“
„Gut.“
Dass er ihr nicht glaubte, unterstrich Cadmir unmittelbar mit einem skeptischen Ausdruck auf seiner Miene. „Vielleicht sollten wir doch für ein paar Tage nach Loch Modan, was meinst du? Ich muss dort sowieso hin, ein paar Kräuter sammeln und die beiden Kurzen scheinen auch ganz heiß darauf zu sein mitzuhelfen. Tut uns allen also ganz gut mal aus der Stadt zu kommen! Und bis zum Rat sind wir längst wieder da.“
„Ich sagte: Es geht mir gut, Cadmir.“, mahnte Luzula bedächtig.
„Und ich sagte doch nichts Gegenteiliges!“, erwiderte der junge Alchemist mit erhobenen Händen zur Abwehr, bevor sein verschmitztes Lächeln die Mundwinkel anhob, „ich machte lediglich einen Vorschlag. Sedrim und Lorn sind genervt, weil Kieselbruch ein vernunftbegabter Zwerg ist, der zwei Halbstarke nicht auf Ausgrabungen haben will. Die müssen mal wieder raus und sich austoben!“
„Ihr Drei könnt auch ohne mich gehen.“
„Wir Drei sind allerdings auch nicht vernunftbegabt, Mutter.“, grinste Cadmir versonnener zurück und hob forschend die Brauen an. „Nur ein paar Tage… wir können auch schon zu Sedrims Geburtstag wieder in Eisenschmiede sein.“ Der junge Dunkeleisenzwerg beäugte die Pyromantin genaustens, bis ihm das Lächeln langsam aus dem Gesicht verschwand. Das Flackern in ihren glutroten Augen wurde unruhiger, wie Kerzenlichter im Windzug, ihre Stirn kräuselte sich für den Bruchteil einer Sekunde in… Ahnungslosigkeit… und Verwirrung, bis sich ihre Miene umgehend glättete und rasch ein Nicken folgte. Für diesen Moment war Cadmir das Herz stehen geblieben, aber seine Schnute präsentierte wieder das sorgenfreie Grinsen. „Prächtig! Ich sag’s den Netherlingen, sobald sie zuhause sind.“
„Gut, meinetwegen. Aber nur für ein paar Tage! Mjorna und ich müssen noch… mh.“ Die hagere Dunkeleisenzwergin seufzte schwer aus und kniff die Augen zusammen, während sie sich über das Gesicht wischte. „Mh, du weißt schon, Cadmir, die… mh, die…“
Ihre andere Hand begann wortsuchend in der Luft zu schwenken und bekam doch nichts zu fassen. Der junge Alchemist stand für wenige Sekunden schweigend daneben, bis Luzula den Arm geschlagen auf der Fensterbank ablegte und sich ihr Kopf dem trüben Glas zuneigte, um entweder das eigene fahle Spiegelbild oder wieder die Straße zu betrachten. Erst nach einem frustrierten und resignierten Schnauben aus der Nase der Pyromantin, legte Cadmir eine Hand behutsam auf ihrer Schulter ab. „Ich packe mal ein paar Sachen zusammen und sag’ Mjorna bescheid. He, vielleicht will sie ja auch mit und schließt sich an!“
Sie konnte nicht alles verhindern oder aufhalten, Akzeptanz war ein erster Schritt… in welche Richtung auch immer, aber auf jeden Fall ins Ungewisse.


Für den eiligen Leser - ein flotter Überblick zu den vergangenen drei Jahren:

  • Luzula hat sich weitgehend aus der Öffentlichkeit eher zurückgezogen und keine neuen Kontakte geknüpft.
  • Vorhandene Kontakte wurden spärlicher wahrgenommen, aber bemüht aufrecht erhalten. (Im Zweifelsfall einfach nachfragen! ;))
  • Hauptaugenmerk lag von der Hüterin auf interne Angelegenheiten im Flammenhort, wie der Lehre.
  • Mögliche Gerüchte über ihren gesundheitlichen Zustand belächelt Luzula und werden von ihr bestritten, trotz mancher Indizien, die auf einen wahren Kern hindeuten.
  • Sedrim und Franclorn sind zwar noch bartlos, aber allmählich alt genug, dass ihre Lehre zu Historikern/Archäologen begonnen hat.
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