Es ist hier entsetzlich schmutzig. Sieh es dir an… überall der Staub und von der Küche will ich erst gar nicht anfangen. Ich könnte meinen Unrat dazuwerfen und es würde keinen Unterschied machen.
Groll war ein besonderer, kleiner Kauz, der Luzula immer wieder erstaunte. Der grau gefiederte Vogel hockte auf ihrer Hand und krallte sich an dem schützenden Leder fest, während er den Kopf zur Dunkeleisenzwergin verdrehte und einmal schrill pfiff. Für einen Familiar war Groll fast erschreckend klug, aber noch wesentlich zynischer. Mit schmalen, sachte glimmenden Augen lugte er auf das angebliche Chaos in der Kochnische vom Ordenshaus und plusterte entsetzt das Gefieder, bevor er die Federn auf seinem Kopf wie die Ohren einer genervten Katze dichter anlegte.
„Es würde sehr wohl einen Unterschied machen. Davon unabhängig räumen Thjarma und Mjorna stets gewissenhaft hinter sich auf.“, erwiderte Luzula mit einem leisen Seufzen. „Das ist im Übrigen kein Staub…“
Und was ist dann… das!?
Das schrille Stimmchen des Kauzes kreischte kurz empört, als er auch bereits mit lautlosen Schwingen zur Küche gleitete. Mit kurzen, kratzenden Schritten stockerte Groll über eine Arbeitsplatte und neigte seinen Körper dabei derart weit vor, dass Luzula fast befürchtete, er würde jeden Moment nach vorne umkippen. Stattdessen beäugte der Familiar hingegen ausgesprochen kritisch das alte Holz auf jede Ritze, bis er demonstrativ mit den Flügel schlug und dadurch eine feine, weiße Wolke aufwirbelte.
Staub, Dreck, Unrat!
„Und deine Ecke auf meinem Bücherregal ist nicht voller weicher Daunen und gelegentlich mit Gewölle versehen?“, seufzte Luzula tonlos aus und hob forschend die Brauen an. Langsam trat sie heran und setzte bedächtig nach, „und das ist kein Staub, sondern von Mjornas Motte. Vermutlich von den Flügeln oder Pollen aus dem… Fell, wenn man dies so nennen möchte.“
Mehr Verachtung vermochte das kauzige Gesicht des Vogels nicht auszudrücken, als sich der Familiar wieder seiner Meisterin zuwandte.
Nahrung war das also… Nahrung ist dreckig! Nahrung macht uns alles zunichte!
„Puderzucker. Die Motte heißt nicht Nahrung.“ Manchmal war Groll vielleicht doch nicht so klug, wie sie es ihm zugestand. Der Kauz kreischte aber verärgert weiter und machte seinem Unmut deutlich Luft.
Lächerlich! Schande! Die Menschen werden lachen.
„Zügle dich, Groll!“ Allmählich hatte sie genug und das Machtwort genügte auch, dass der Kauz unvermittelt still wurde, obwohl er wieder missmutig über die Arbeitsplatte hoppelte und nach Makeln suchte. „Die Novizen und Magier des Sanktums werden nicht anhand des Staubes einer Motte über uns urteilen. Sie kennen diesen Ort und so wie ich es sehe, ist es aufgeräumt und ordentlich. Seit wann stört ausgerechnet dich so etwas?“ Das erinnerte Luzula daran, dass sie das Bücherregal mal mit Cadmirs Hilfe wieder ausräumen und von der Wand schieben musste, damit sie dahinter Grolls Mist reinigen konnte. Bei den Ahnen, sie vermochte schon jetzt darauf zu schwören, dass sie dort mindestens eine tote Maus, wenn nicht gar mehr, finden würde…
Müssen einen guten Eindruck machen. Groll säuselte kleinlauter zurück, nachdem ein paar Herzschläge vergangen waren und richtete die dottergelben Augen wieder auf seine Herrin. Sie fühlte, wie sich das kleine Vogelherz eine Spur schmerzlich zusammenzog. Besorgnis schwang mit und verdrängte die künstliche Wut.
Sie haben geschimpft beim Rat. Sie haben gewettert beim Rat. Es tat weh.
Jetzt schmälerte Luzula ihre Lippen und atmete tief durch, bevor sie sanft mit den Fingern über den Kopf des Kauzes streichelte. Natürlich hatte ihr Familiar gespürt, was in ihr vorgegangen war. Die Stiche in ihrem Herz waren ihm bei der Ratssitzung in der Forscherhalle nicht entgangen und das würden sie auch durch ihre Verbindung nie. Es brauchte keine weiteren Worte, dass sie einander verstanden. Stumm starrten sich Meisterin und Familiar in die Augen, während die Wogen des Zornes zur Gänze verrauchten und sanfterer Trost sich wie eine Decke darüberlegte. Deswegen mussten sie sich eigentlich keine Sorgen machen.
Es würde ein guter Austausch werden, denn es kamen Freunde zu Besuch…
Im November ist es wieder soweit!
Das Magiersanktum Sturmwind und der Flammenhort lassen ihre Novizen und Lehrlinge abermals über den Tellerrand sehen. Für wenige Tage erwarten wir Besuch aus Sturmwind, bevor auch unsere Dunkeleisenzwerge die frische Luft der Hafenstadt schnuppern dürfen und an der Lehre des jeweils anderen teilhaben.
Wer aber auch allgemein unseren Unterricht beobachten möchte, darf dies jederzeit tun. Einfach nachfragen, wann es wieder soweit ist, oder in der KhazModan-Community im IC-Channel auf Ankündigungen achten.
Liebe Grüße,
Luzula