Ja, teilweise kann ich dir da zustimmen, dass das letztlich jeder selbst wissen muss, ob er Geld ausgibt oder nicht. Aber: Jeder Spieler hat auch eine Verantwortung gegenüber anderen Spielern - sprich der Community. Und wenn ein Hersteller immer wieder beweist, dass es ihm wichtiger ist, aus allen Quellen Geld zu ziehen, anstatt die Community und das Spiel zu stärken, sollte auch derjenige, der bereit ist, Geld zu investieren seine Haltung von einer „mir egal“-Einstellung in eine „das finde ich nicht gut“-Einstellung ändern. Denn letztlich sorgt das Verhalten der zahlenden Kunden über kurz oder lang dazu, dass solche Systeme eingeführt werden und verschärft werden und sich andere eine Scheibe davon abschneiden. Was wiederum auf kurz oder lang die f2p-Spieler vertreibt und den Kern eines Spiels, nämlich Spielen und Spaß daran haben verschiebt. Die Playerbasis wird weniger und die Spieler haben nur noch das Gefühl, dass es darum geht, dass sie Geld ausgeben. Erfolge, Fortschritte und vor allem auch Pausen werden nicht mehr verbucht oder gemacht. Denn wenn du einmal deine Packs kaufst, dann musst du dich ja zwingen, diesen „Vorteil“ mit Vielspielen zu nutzen, bevor das nächste Addon kommt und deine Decks nicht mehr richtig funktionieren. Und diese Politik dahinter, dieses zerstören lassen des eigenen Hobbys, weil ein paar Füchse im Management meinen, dass das kurzzeitige Geld wichtiger ist als die langfristige Kundenbindung mit gleichzeitigen Multiplikatoren, einer großen Community usw. (hallo Lego) kann niemand wollen - auch derjenige nicht, dem es egal ist, ob er alle 3 Monate 200 € investiert oder nicht. Durch sein Verhalten sorgt er über kurz oder lang dazu, dass die Leute, die das Geld nicht investieren (wollen/können) der Community den Rücken kehren und dass andere Hersteller gute Spieler mit Spielern im Fokus umbauen zu Melkmaschinen.
Und das Traurige daran ist, dass er selbst ja auch das gesamte Geld sparen könnte, wenn er nicht einfach alles sofort kauft. Das Traurige ist, dass die Macht über solche Systeme bei den Spielern selbst liegt.
Vgl. das mal mit WoW: Alle paar Monate ein neues Shopmount mit besonderem Design, das es so im Spiel nicht gibt für 20 €. Neu dabei Transmog-Sets für dasselbe Geld, die schöner designt sind, als jedes andere „freie“ Set im Spiel. Die Teile sind oft nicht kalt und schon gekauft. Und in WoW ist es ja noch perverser: Du zahlst ein monatliches Abo dafür, dass die Entwickler arbeiten können. Und diese Arbeit stecken sie in die Herstellung von Shopgegenständen, die der Spieler dann erneut kaufen muss. D.h.: du zahlst monatlich dafür, dass du die Chance bekommst, noch mehr zahlen zu dürfen. Und das wird eben nur deswegen gemacht, weil die Leute das halt auch kaufen. Der gesamte Fokus eines Spiels ändert sich weg vom Inhalt hin zum Geld ausgeben, wenn das Management merkt, dass man damit besser Geld verdienen kann.
Also ja: Jeder möge selbst entscheiden, ob er Geld investiert oder nicht. Aber auch nein: denn jemand, der Geld investieren könnte, sollte damit nicht unbedacht die Politik unterstützen, die die gesamte Spielerschaft über alle Spiele und Hersteller hinweg nachhaltig beeinflusst. Solche Systeme existieren einzig und alleine deswegen, weil viele Spieler das Geld investieren. Würden das weniger machen, läge der Fokus nicht auf „wie können wir mit sehr wenig Auffand das meiste Geld verdienen“, sondern z.B. auf „wie schaffen wir es, unsere Spieler langfristig an ein WoW-Abo zu binden aka. welche Inhalte können wir verbessern, damit wir mehr Menschen über längere Zeit von einem Spiel überzeugen können“.
Heroes of the Storm z.B. wurde ja „gekickt“. Nicht, weil es ein schleches Game wäre, nicht, weil es keine Turniere gehabt hätte, sondern einfach, weil es zu wenig Geld abwarf. Und der Niedergang wurde eingeleitet, als man sich bei Blizzard dachte, dass die Einführung von Lootboxen mit völlig sinnfreien Inhalten für das Game eine super Idee wäre. Davor habe ich es mit einigen Freunden viel gespielt: Helden leveln, Eliteskin freischalten, so anderen zeigen, dass man den Helden viel spielt. Besondere Avatare sammeln usw. - mittlerweile spiele ich es gar nicht mehr, weil die Belohnungen sich einfach nicht mehr nach Belohnungen anfühlen, sondern als „ja mein Gott, schon wieder ne Kiste, dann mach ich sie halt auf, weil mich die Notification im UI stört, ja bla bla, toll, der drölftausenste Skin und Avatar, interessiert mich nicht“. Und dann kamen die Boots. Generell eine nette Idee. Allerdings nicht in der Form, in der es dann gemacht wurde: Kaufe jetzt einen Jahresboost! Toll für einen Vielspieler, natürlich! Aber dann kurz nach Ablauf des Angebotes verkünden, dass es ab sofort keine oder kaum noch neue Inhalte geben wird, macht so einen Boost nur noch zu einem Ärgernis. Und dasselbe passierte mehrfach in WoW: Schließ jetzt ein 6-monatiges Abo ab, hey, wir schenken dir sogar ein neues Shopmount dazu - nur um kurz darauf zu verkünden, dass im gesamten restlichen Jahr keine neuen Spielinhalte mehr kommen, ehe dann Shadowlands veröffentlicht wird.
Dann hast du zwar immer wieder nen 5-Tages-Sh*tstorm im Forum. Aber dabei bleibt es dann auch. Die, die sich beschweren, werden das nächste Mal wieder Geld investieren und die anderen reden dagegen, dass das doch bitte jeder selbst entscheiden müsse, was er mit seinem Geld macht. Damit spaltet sich zuletzt auch noch die Community und gibt dem Hersteller noch eine weitere Möglichkeit, die „hauptsache es gibt schnell viel Geld“-Politik durchzuziehen.
Letztlich frage ich mich immer wieder, wieso die Spielerschaft eigentlich immerzu so blöd ist, sich derartig selbst auszuspielen und sowas mit sich machen zu lassen. Das einzige, was mir zZ noch Hoffnung gibt, sind die neuen Spielefirmen von Ex-Blizzard-Leuten im Zusammenhang mit dem Wunsch, dass das aktuelle Blizzard bzw. Activision halt wirklich mal auf die Schnauze fällt und sie damit gezwungen werden, wieder mehr Fokus auf den Inhalt ihrer Spiele zu legen. Dass dieser Ruck seitens der Spielerschaft kommt, glaube ich mittlerweile nicht mehr. Die hat eigentlich bewiesen, dass man alles mit ihr machen kann. Stichwort: Games as a service. Das muss mal nen PC-Hersteller bringen: "ja also die Grafikkarte kostet jetzt 100 € und kann halt nur 50 % der aktuellen Spiele unterstützen. Aber du kannst dann ja einen Saisonpass dazu kaufen für 50 €, damit bekommst du dann in einem Jahr ein Update auf 75 % und tolle Aufkleber. Würd ja auch niemand mitmachen. Oder bei jedem x-beliebigen anderen Produkt, das man käuflich erwerben kann. Interessanterweise sind dort überall die Kritiker dieser Machenschaften auch die Stimmen der Vernunft. Im Gamingbereich werden diese Leute eher in die Ecke „Pech, musst du ja nich zahlen“ gestellt. Spricht alles nicht wirklich für die Gamer