Eine Top-10-Liste kommt nicht zu spät. Ebenso wenig zu früh. Sie trifft genau dann ein, wann Ilkay es beabsichtigt.
Durch WM und die Dual-Class-Arena, die ich noch ausnutzen wollte, erscheint die Liste später als gewohnt, aber noch rechtzeitig vor dem Release der Erweiterung. Und was für eine Erweiterung, die uns bevorsteht!
Eine neue Klasse, die erste seit zweieinhalb Jahren, ein (reichlich vertretener) neuer Diener-Typ und natürlich jede Menge neuer Karten.
Wie April 2020, als Illidan in die Riege der Hearthstone-Helden aufstieg, stellt sich jedoch wieder die Frage:
Bewerte ich für diese Liste nur die Karten der Erweiterung, oder aber auch inklusive des neuen Core-Sets sowie des Path of Arthas?
Die Antwort lautet: Nur Karten der Erweiterung werden berücksichtigt, ansonsten wäre die Liste vermutlich auch etwas zu Deathknight-lastig.
Kreuzigt mich also nicht, wenn ihr vergeblich nach zum Beispiel Patchwerk oder Frostwyrm’s Fury sucht - beide Karten erfüllen schlichtweg nicht die grundlegenden Kriterien.
Außerdem war die Liste - wie gewohnt natürlich - auch ohne die zusätzlichen Karten schwer genug.
Mit dieser gewohnten Ausrede geht es auch direkt los mit der Top-10-Liste für MARCH OF THE LICH KING!
Platz 10
Lingering Zombie / Verweilender Zombie
Auch wenn das Aushängeschild der Druiden-Klasse Guff mit seinem je nach Perspektive (un-)beliebtem Ramp Druiden ist, gibt es noch einen zweiten zumindest vor der Erweiterung sehr erfolgreichen Archetypen mit Aggro Druide.
Dieser freut sich sehr auf einen dermaßen schwer zu entfernenden Diener wie Lingering Zombie. Possessed Villager war annodazumal eine gute Karte und ja - die Betonug liegt auf damals, aber eine weitere 1/1 als Bonus macht dann doch einen großen Unterschied, gerade auf einer so billigen Karte.
Der Zombie ist einfach unfassbar sticky und garantiert fast einen Body auf dem Feld für die unzähligen Buff-Karten, die Malfurion in seinem Repertoire hat.
Außerdem ist es sehr schön, die Liste mal wieder mit einem 1-Drop beginnen zu dürfen, es ist viel zu lange her. Ich bin sicher, Tharsonis ist auch sehr stolz auf mich, auch wenn es der letzte 1-Drop in dieser Liste ist. Zumindest offiziell.
Platz 9
Souleater’s Scythe / Sense des Seelenfressers
Als ich die neuen „No minions“-Synergiekarten das erste Mal sah, war ich zuerst felsenfest davon überzeugt, dass ein solcher Archetype nur ein Flop werden kann, da Karten wie Jace Darkweaver und Articifier Xy’mox (ja ich habe den Namen gegooglet) viel zu gut sind, um sie nicht zu spielen.
Hier kommt jedoch die Sense ins Spiel. Man kann bis zu drei Diener seiner Wahl spielen, diese mit der Sense schreddern und später je nach Situation den richtigen discovern. Gerade oben erwähnte Lategame-Powerplays bieten sich an, aber auch Karten wie Denathrius oder Renathal sind im Bereich des Möglichen.
Als netter Nebeneffekt sind zudem die Diener gut vor Disruption-Effekten wie Mutanus oder ganz neu Patchwerk geschützt - man kann zum Beispiel Zug 9 Jace discovern und direkt spielen.
Die Karte selber? 4 Mana für eine 4/2-Waffe ist voll und ganz okay.
Platz 8
Nerubian Vizier/Nerubische Wesirin
Diese Neruberin wird ihren Weg in eine Menge Decks finden.
Venomous Scorpid ist bereits eine sehr populäre Karte und auch wenn Poisonous meistens besser ist als +1/+1, hat die Wesirin den saftigen Bonuseffekt, dass der Spell zwei Mana weniger kostet. Wie gut das ist, muss ich niemandem erklären, effektiv spielt man eine 2/4 für ein Mana. Für jedes Deck, dass halbwegs genug Untote Diener spielt (natürlich vor allem Death Knight), müsste es schon einen sehr guten Grund geben, keine Wesirin zu spielen. Gerade für Death Knights mit einem kleineren Spellpool sollte man eigentlich immer eine gute Auswahl haben und die Chance auf mehr der mächtigen Triple-Rune-Karten.
Und damit sie sich nicht so alleine fühlt, kommt direkt ein weiterer Neruber.
Platz 7
Anub’Rekhan
In World of Warcraft ist er der einfachste Raidboss in Naxxramas, aber in Hearthstone dafür eine ganz andere Hausnummer!
Die Möglichkeit, Diener mit Rüstung zu bezahlen, bietet Möglichkeiten, bei denen der Vorstellungskraft keine Grenzen gesetzt sind. Selbst ohne die mächtigsten Kombinationen ist es immer noch eine 0 Mana 7/7, wenn man das Mana ohnehin für Diener ausgeben möchte.
Wenn man möchte, kann man Anub’Rekhan zusammen mit den neuen Druiden-Nerubern spielen:
Crypt King (der auf 0 Mana reduziert wird durch die Rüstung, die Anub’Rekhan generiert) und Underking (der die Rüstung direkt wieder zurückgibt und damit je nach Überleben 1 Mana kostet oder 5 Mana Gewinn bringt)
Wo es aber wirklich verrückt wird, ist die Interaktion mit Celestial Alignment. Nach Alignment kosten alle Diener im Anub’Rekhan-Zug EINE Rüstung. Und davon hat man mindestens 8 und kann daher mindestens 8 Diener hinterher spielen. Das klingt selbst für Druiden nach einer Menge Mana-Cheat.
Platz 6
Soulstealer/Seelendieb
Arthas betritt endlich die Bühne!
Triple-Runen-Karten sollten besser enorm stark sein, um die gravierende Deckbuildingrestriktion zu rechtfertigen. Glücklicherweise sind die meisten genau das.
Offiziell sind jedoch nur die Bloodrune-Karten Teil des March of the Lich King-Sets, sodass die Frost- und Unholy-Triple-Rune-Karten keine Chance auf eine Platzierung in der Liste haben.
Und hier haben wir eine von ihnen - Soulstealer.
Twisting Nether auf einer gratis 5/5 wäre alleine bereits sehr stark, aber als Sahne auf der Torte bekommt man zudem direkt eine Menge Leichen als Bonus und gerade für ein Control-Deck wie Blood DK könnte es gar nicht so einfach werden, an genügend Leichen zu kommen.
Dank Soul Stealer kann man aber zum Beispiel das Board clearen und nächste Runde direkt mit einem voll aufgeladenen Boneguard Commander nachlegen.
XXXXXX
Das war die erste Hälfte der Top 10 und bevor wir zur zweiten Hälfte kommen, gibt es natürlich auch dieses Mal wieder eine Honorable Mention.
Eine Honorable Mention, die mir etwas weh tut. Weil sie eine eigentlich sehr gute Karte in der Klasse ist, die ich in meiner Hearthstone-Zeit am meisten gespielt habe.
Weil ich aber zumindest kurzfristig keine Hoffnung für sie habe.
Honorable Mention
Sanguine Soldier/Blutrote Soldatin
Diese Blutelfe ist in einem Vacuum einer der besten 1-Drops, die es je gab, denn 1 Mana 2/1 Divine Shield ist zweifellos insane und der Drawback relativ irrelevant.
Aber ich fürchte, in der kommenden Meta wird es keinen Platz für ein agressives Paladin-Deck geben, auch wenn nicht nur Sanguine Soldier, sondern auch die zweite ähnliche Karte, Seal of Blood, extrem stark sind.
Seal of Blood ist der vermutlich effizienteste Buff, den es je gab (6 Stats UND Divine Shield für 3 Mana) und kann sogar mit Stonehearth Vindicator gezogen werden.
In meinen Augen sind aber die Anti-Aggro-Tools zu gut, um ein hyperagressives Deck zu spielen in der nächsten Zeit und wenn man eher in Richtung Midrange geht, gibt es andere Klassen, die das besser machen als Uther.
Zudem kommen gerade in March of the Lich King noch viel mehr 1 Mana 1/3, und die Statline kontert Sanguine Soldier relativ gut aus.
Für beide Karten gilt es daher vermutlich, die Rotation abzuwarten, wo dann ihre Zeit kommen könnte.
In diesem Fall hoffe ich aber fast, völlig falsch zu liegen und bei beiden Karten eines Besseren belehrt zu werden.
Weiter geht es mit der regulären Liste.
Platz 5
Vexallus
Vexallus ist ein riskanter Pick, da es eine Karte ist, die ihren hohen Platz auch vor allem deshalb verdient, weil sie einen ganz neuen Archetype erst viable macht: Arcane Bolt-OTK-Mage.
Arcane Bolt für sich alleine ist eine ziemlich durchschnittliche Karte, aber es gibt mehrere Karten, die sie generieren (Arcane Wyrm, Arcsplitter).
Mit Vexallus macht jeder Arcane Bolt 6 Schaden für ein Mana im Lategame und Zauberschaden zählt durch den zweifachen Cast sogar doppelt.
Mana ist auch ein geringes Problem, da dank Siphon Mana oder der neuen Magister’s Apprentice die Kosten der Arcane Bolts auf 0 gesetzt werden.
Vexallus + 1x Spelldamage + 5 Arcane Bolts sind beispielsweise 40 Schaden von der Hand.
Das klingt jetzt nach einer umständlichen Combo, sollte aber relativ konstant umzusetzen sein.
Den Rest des Decks kann man mit defensiven Karten (Freeze + Rüstung) füllen, wovon Magier ohnehin zu Genüge haben.
Sieht eigentlich gut aus - es wäre jedoch ein ähnlicher Gameplan wie Frost-DK und dieser ist nicht so anfällig gegen Disruption-Effekte - sollte Vexallus von Mutanus o.ä. gefressen werden, kann man beinahe aufgeben.
Aber dafür erledigt man den Gegner in einem Zug und Heilung bereitet keine Probleme.
Wie oben aufgeführt - 40 Schaden macht das Deck relativ einfach. Und welche Decks kommen schon auf über 40 effektive Leben?
Platz 4
Vampiric Blood/Vampirblut
Wenn man dachte, 40 Leben mit Renathal (Hearthstone-Veteranen können hier auch an Amara, Warden of Hope denken) seien viel, wie wären es denn mit 50Leben? Oder 60? Oder, wenn die Discover-Götter einem gewogen sind, sogar noch mehr.
Zehn Leben - und das sogar maximale Leben- UND eine Karte ziehen für 2 Mana? Das ist eigentlich zu schön, um wahr zu sein.
Soulstealer mag enorm stark sein (sonst wäre er nicht in dieser Liste), aber DAS HIER ist der Grund, Triple Blood zu spielen.
Und nicht nur das, das ist auch der Grund, so viele Discover-Karten wie möglich zu spielen, um noch mehr Vampiric Blood zu generieren.
Um sich unsterblich zu machen.
Platz 3
&
Potionmaster Putricide & Potion Belt/Trankmeister Seuchenmord & Trankgürtel
Hier war es nahezu unmöglich, mich für eine der Mixturen generierenden Karten zu entscheiden; letztendlich teilen die beiden sich einen Podiumsplatz.
Ist das nicht etwas Betrug? Doch, aber ich wollte nicht zwei Karten hintereinander reinbringen, die letztendlich das gleiche machen, wenngleich in verschiedenen Situationen.
Ich denke, das ganze Concoction/Mixtur-Package ist sehr stark und alle passionierten Schurken-Spieler dürfen die nächste Zeit sich als Amateurchemiker versuchen, immer auf der Suche nach der richtigen Mixtur.
Potion Belt discovert proaktiv eine extrem flexible Mischung aus einer breiten Auswahl verschiedener Effekte und Putricide kann ein Spiel im Alleingang carryen.
Bei seiner Statline fällt jedoch etwas auf:
EVIL Miscreant kam als 1/5 und wurde auf 1/4 generft.
Shadowjeweler Hanar kam als 1/5 und wurde auf 1/4 generft.
Bei Putricide scheinen sie die Lektion mittlerweile gelernt zu haben und bringen direkt eine 1/4.
Aber auch als 1/4 hat er sich diesen Platz mehr als verdient.
Das Schurken-Set ist ohnehin nahezu durch die Bank absolut insane (Tharsonis musste bestimmt mehrfach weinen, als er dieses Set gesehen hat) und auch Shadow of Demise oder Scourge Illusionist hätten ihren durchaus einen Platz hier verdient.
Eine Karte schafft es aber auf jeden Fall noch hier rein und wie man erkennt, setze ich stark auf Concoctions.
Platz 2
Ghoulish Alchemist/Ghulalchemist
Da sind die magischen Worte, bei denen sofort die Alarmglocken schrillen! „It costs (0)“
Nun, es ist „nur“ ein 3-Mana-Zauber, der umsonst gespielt werden darf, aber das ist trotzdem immens stark. Effektiv ist der Alchemist eine 0 Mana 3/2, die mit einem Innervate kommt.
Wenn man bedenkt, dass Foxy Fraud lange Zeit ein Staple in Rogue-Decks war und der Alchemist nicht nur um 2 Mana, sondern um 3 Mana reduziert UND diese Reduktion auch Zugübergreifend ist, bleibt mir nichts übrig, als dieser Karte mit der Silbermedaille zu huldigen. Ohne diese Karte könnte das ganze Package etwas clunky sein, da man eine einzelne ungemischte Concoction nicht wirklich spielen mag, aber mit dem Alchemisten verfallen jede Zweifel diesbezüglich.
Platz 1
Astalor Bloodsworn
Astalor wird die Karte für March of the Lich King sein, die Sire Denathrius für Castle Nathria war. Zwar nicht im gleichen Impact für das Spiel, aber darin, dass nahezu jedes Deck diese Karte aufnehmen könnte. Es gibt einfach so wenig Gründe, die Karte NICHT zu spielen, es ist eine 2 Mana 2/2, die meistens zwei Schaden verursacht, in jedem Fall aber eine Karte „zieht“, und auch wenn eine 5 Mana 5/5 auch mit 5 Rüstung nicht besonders beeindruckend ist, so ist es spätestens die finale Form, Astalor Flammenbringer, die einen C’Thun-Effekt bringt - und das ohne jegliche Deckrestriktionen!
Wenn man ein besonders gieriger Spieler ist, kann man auch Brann + Astalor spielen - und später gleich mehrmals Astalor Flammenbringer!
Man muss Astalor nicht als reine Win-Condition spielen, mehr als eine potenzielle. Und selbst wenn dies nicht eintrifft, er füllt zumindest die Curve.
Ich erwarte ihn in einer Menge Decks, mindestens jedes Renathal-Deck sollte ihn spielen und vermutlich noch mehr!
Damit ist er eine -hoffentlich- würdige Nummer 1 für diese Erweiterung!