Oh ja, der Zeitpunkt parallel zu Marvel Rivals könnte kaum schlechter sein, besonders für einen Test, wenn Blizzard herausfinden will, ob sie alte Spieler „zurücklocken“ können. Es würde mich nicht wundern, wenn viele der 6v6-Befürworter inzwischen dort sind – oder diejenigen, die nach dem PvE-Debakel und all den nicht gehaltenen Versprechen (oder den schwammig formulierten Aussagen, die Raum für Fehlinterpretationen ließen) Blizzard/Team 4 nicht mehr vertrauen.
Aber:
Das Thema lässt sich leider nicht so einfach abhaken, weil es doch etwas komplexer ist (zumindest sehe ich das so nach allem, was ich darüber mitbekommen habe). Warum ich das glaube, lässt sich hoffentlich an ein paar Punkten erklären.
Im Director’s Take „Die Sicht des Directors: Gespräche über 5v5 und 6v6“ (Gott, ist die deutsche Übersetzung schrecklich) spricht Aaron über die Vor- und Nachteile der Formate.
Gründe für 5v5 laut Aaron:
- Sustain-Watch: Sie wollten den Einfluss einzelner Spieler auf den Kampf verstärken. In 6v6 haben oft Ultimates den Kampf entschieden, und Double Shield war ein Problem was da nicht half. Es gab hohe Höhen, aber auch sehr tiefe Tiefen.
- Support-Rolle: Sie wollten, dass Support-Spieler mehr Möglichkeit haben, sich aktiv am Kampf zu beteiligen, anstatt nur zu heilen.
- Tanks: Manche Tank- und/oder Ult-Kombinationen seien zu stark gewesen.
- Übersichtlichkeit: 5v5 sollte weniger chaotisch sein, weil es zwei Spieler weniger gibt.
- Wartezeiten (Queue Times): Besonders die Suche nach Tanks dauerte ewig. Mit 5v5 wurden die Wartezeiten laut Blizzard anfangs so beeinflusst:
- Tanks: kaum verändert.
- Support: etwa halbiert.
- DPS: auf etwa ⅓ reduziert.
Vorteile von 6v6 laut Aaron:
- Chaotischer Charme: Der Überblick über das Geschehen ging oft verloren, was aber auch der Charme des Formats sein konnte.
- Entlastung durch 2. Tank: Der zweite Tank konnte Druck vom ersten nehmen.
- Teamkonsistenz: Mehr Fähigkeiten und Stabilität, sodass das Team nicht so schnell zusammen-klappt.
- Spaßige Tank-Kombis: Manche Kombinationen waren zwar zu stark, ander machten aber auch enorm viel Spaß.
Balance-Herausforderungen bei 5v5:
- Sie dachten, Balance sei durch weniger Spieler einfacher, aber wenn ein Tank zu stark wird, sind die Auswirkungen gravierend.
Ob 5v5 oder 6v6, beides zieht einen Rattenschwanz.
(Ich sehe das als eine Art „Schere-Stein-Papier“ + „Balance-Roulette“ mit wechselnden Meta-Tanks.)
Community-Kritik an 5v5:
- In 5v5 unmöglich kontinuierliches Counter-Swapping gegen den Tank zu verhindern.
- Nur ein Tank pro Team führt dazu, dass dieser immer Ziel Nr. 1 von neun Spielern ist (Zielscheibe + Größtenteils das benannte problem wen das team am verlieren war).
- Tanks sind zu stark selbst wenn sie alleine sind.
- Viele Tanks haben durch 5v5 ihre Identität verloren und fühlen sich schlecht an.
Andere Punkte natürlich auch, aber die meisten genannten Probleme betreffen Tanks, was dazu geführt hat, dass noch weniger Leute Tank spielen wollten als in OW1. (In relation zu den anderen rollen)
Viele Stimmen wünschen sich 6v6 zurück, weil die Änderungen in OW2 das Spiel stark verändert haben weg von dem was sie an OW1 mochten. Für manche fühlt es sich mehr wie ein Spin-off an: gleiche Hülle, Nachfolger Name aber anderer Kern.
Zusätzlich beschweren sich Spieler, dass die genannten Probleme der 5v5 Befürworter (z. B. Double Shield) nicht am Format, sondern an mangelnder Entwickleraufmerksamkeit liegen. Hero-Reworks hätten solche Probleme möglicherweise lösen können.
Aber Blizzard versprach, dass OW1 keine neuen Inhalte und kaum noch Patches mehr bekommt, damit alles in die Entwicklung von OW2 fließt. Über 2 Jahre.
Interessanterweise hat sich eine große Discord-Community zu 6v6 gebildet, die mit dem Workshop und Discord-Bots einen eigenen Matchmaker, Ranked und mehr realisiert hat.
Meine Meinung:
Einige Änderungen durch 5v5 haben mir den Spaß am Spiel genommen:
- Die Interaktion als Tank mit dem Team ist minimal verglichen mit OW1.
- Ich mochte die Teamkoordination und das gemeinsame Arbeiten auf ein Ziel hin. In 5v5 war ja ziel, den Einfluss des einzelnen zu stärken.
- Supportern mehr Möglichkeit zu geben, sich am Kampf zu beteiligen, war für mich keine Verbesserung. Ich hatte Spaß daran, mich auf mein Team zu konzentrieren und mich auf sie zu verlassen wenns darauf ankam, wenn ich als Supporter ein match suchte.
OW1 nicht hätte abgeschaltet werden sollen, es hätte parallel weiterlaufen sollen, auch wenn dies die Spielerbasis teilweise gespalten hätte.
Mit dem Wechsel zu F2P und den ganzen neuen Spielern hätte es meiner Meinung nach trotzdem funktionieren können.
Die Entscheidung hat nur viel böses Blut verursacht.
Und um ehrlich zu sein gibt es nur drei arten von Spielern. (Um mal ein wenig in Schubladen zu reden)
-Die, die immer das Neuste Spiel spielen wollen.(5v5 fans)
-Die, die ein Spiel kaufen und nach vielen Jahren noch Spaß daran haben.(6v6 fans)
-Die, die Retro und Neu parallel genießen.(Denen es egal ist)
Und mit dem „zwangvollen“ entfernen/aufdrängen, eines anderen Spiels macht man sich selten Freunde.