Nachdenklich rollt Enur das kleine Pergament zusammen, was sie vorhin ihrem Raben vom Bein geknotet hatte. Sie muss leise lächeln. Ja, das war immerhin ein Anfang.
‚Gut, gut, ich tu‘s. Aber nur, wenn meine andere Arbeit nicht darunter leidet.‘
Das hatte ihr Bruder geschrieben. Noch einmal rollt sie das Pergament auseinander und liest die zwei Zeilen. Immerhin ein Anfang. Ihr war klar, es war nicht ganz unerheblich, was sie da von ihm verlangte. Er musste sich um die Raben kümmern, die ankamen, die blieben, bis sie mit einem neuen Auftrag weiterflogen. Oder sie eben nur versorgen, bis sie sich wieder auf ihren Heimweg machten. Bislang ging es dabei genau um einen Raben. Kraar, ihren Raben, den sie ausgebildet hatte. Und in absehbarer Zeit um die zwei Jungraben, die gerade von Rhanur ausgebildet wurden. Also noch überschaubar. Aber es könnte mehr Arbeit werden, mit der Zeit. Auch musste er die Pergamentröllchen sicher verwahrt bis zum Adressaten bringen. Und das nun wieder konnte einiges an Aufwand bedeuten. Sie versprach den Interessenten, dass die Nachrichten sicher, schnell und diskret ankamen. Dafür zahlten sie. Und sie, Enur Hrafnond, versprach sich davon, mehr über das Verschwinden ihrer Dorfleute zu erfahren. So hatte jeder was davon. Die Geschwister würden rumkommen und sich umhören, die Kunden bekamen ihre Nachrichten.
Enur rollt das Pergament wieder zusammen und streicht Kraar über den Flügel, der überrascht den Kopf wegduckt.
Sie selber wollte hier im Haus der Eltern bleiben, am Waldrand, am Fuß der Berge. Dorgim fühlte sich in Thelsamar wohl, kannte die Wälder dort und würde auch versteckt lebende Adressaten finden. Und Rhanur lebte in Kharanos. So hätten sie schon drei Stationen. Wenn auch die eigentliche Rabnerei hier auf ihrem Hof am Berg entstehen sollte.
So weit würden sie kommen, vielleicht bis Menethil, vielleicht, vielleicht ja sogar über das Sumpfland hinaus.
ooc:
Die Rabnerei soll eine Bronzebartgilde werden. Ich stelle mir das Bespielen des Alltags in einem Bergdorf vor, mit Ausflügen, gelegentlichen Abenteuern, denen sich keiner der Zwerge entziehen kann. Und mit dem Betreibe einer Rabnerei. Die Rabenboten bieten die Möglichkeit, Nachrichten auch an versteckt oder einsam lebende Adressaten zu versenden. Oder eben Nachrichten, die auf offiziellen Postwegen nichts zu suchen haben. Die Zwerge der Rabnerei verbürgen sich dafür, dass jede dieser Nachrichten sicher und ungeöfnet ihren Adressaten finden.
Ich freu mich über jeden Zwergen, der mit dabei sein will. Alles ist nur eine erste Idee, alles soll noch lebendig werden.
Enur Hrafnond