[A-RP] Adler von Arathor / die Mark Hohenwacht

Tock… Tock… Tock… Tock…

Belaeus Gehstock setzte mit der eintönigen Monotonie einer gut geölten Uhr auf den Marmorfliesen des Ganges auf. Trotz seines gebeugten Rückens und seines ehrwürdigen Alters ging er langsamer, als es nötig war. Langsam genug, dass das Tempo etwas entnervendes hatte, doch zur gleichen Zeit schnell genug, das man nicht in einen trödelnden Trab verfallen konnte. Fiona war sich sicher, das er das mit Absicht tat. Eine der kleinen Gemeinheiten, die man sich zur Erheiterung seiner alten Tage erlaubte. Sie konnte nicht leugnen, das es funktionierte. Doch den Triumph, es einzugestehen, wollte sie dem alten Mann nicht bieten.

Ein kühler Luftzug wehte durch den halbmondförmig angelegten Säulengang, dessen nach außen zeigende Seite den Gezeiten geöffneten wurde. Wie so vieles in der fliegenden Stadt der Magier, wurde auch die Natur ihrem Willen unterworfen. Unter normalen Umständen wäre die Luft eisig und dünn gewesen, kaum zum atmen geeignet. Der Wind hätte an ihren feinen, violetten Roben gezerrt, statt sanft die ein oder andere, goldene Haarsträhne in ihr Gesicht zu wehen. Belaeus, Archivar der Turmbibliothek, dessen Aussenhaut sie wie Läuse durchschritten, nahm keinen Anstoß daran. Warum sollte er auch, fehlte es ihm doch längst an jedwedem Haar, auf seinem vom Leberflecken gezeichneten Haupt.

„Es ist schon eine Weile her, seit jemand um Einsicht in diesen Teil der Archive bat, Magus Wynters. Nicht mehr viele suchen in unzuverlässigen Quellen nach dem Wissen der alten Elfen, nun, wo man sie einfach selbst fragen kann.“

Fiona kam nicht umhin, eine gewisse Bitterkeit in der Stimme des alten Mannes zu hören. Ein Teil von ihr konnte sie nachvollziehen. „Bücher vergessen nicht. Elfen bisweilen schon. Außerdem ist es einfacher, verstaubten Zeilen ihre Geheimnisse zu entlocken, als Jenen, die in uns nicht mehr als spielende Kinder sehen.“ Mit einem amüsierten Ausdruck hoben sich ihre Mundwinkel an. „Eigentlich solltet ihr es sein, der das geschriebene Wort verteidigt. Nicht ich.“

Mit einem abfälligen Brummen winkte Belaeus ab und entblößte dabei seine knöcherne Hand, über die sich pergamentgleiche Haut spannte. Tock… Tock… Tock… Tock… Der Archivar beschleunigte sein Tempo und zwang sie, ihre Schritte anzupassen. „Man sagt, ihr habt euch noch immer nicht gänzlich von der Provinzpolitik losgesagt. Was hält euch noch bei diesen…“ der Archivar fuchtelte auf der Suche nach dem rechten Wort herum, entschied sich letztlich jedoch für ein schnaubendes „…Leuten.“

In stiller Anerkennung erwies sie dem alten Mann ihren Respekt dafür, wider erwarten derart informiert zu sein. Sie entschied sich, es als Geste der Wertschätzung anzusehen. Immerhin begleitete er ihren magischen Werdegang schon, seit sie ein kleines Mädchen war. Doch noch ehe sie die Chance hatte antworten zu können, wechselte er bereits das Thema. „Das Wissen, das ihr sucht, ist nicht ungefährlich.“ mahnte er in einem Ton, der sie an die Lehrmeister ihrer Studienzeit erinnerte. „Wissen selbst ist nicht gefährlich. Nur die Art seiner Anwendung.“ entgegnete sie, nur um ein neuerliches Schnauben seines Missfallens zu ernten. „Die Selbstgefälligkeit der Jugend spricht aus euch. Ihr seid rücksichtslos.“ „Ich bevorzuge ambitioniert.“ erwiderte sie leichthin. Im ersten Moment konnte sie nicht sagen, ob Belaeus von einem Hustenanfall heimgesucht wurde, oder lediglich trocken auflachte. „Meiner Erfahrung nach gehen diese Eigenschaften Hand in Hand.“ „Die Erzmagierin bürgt für mein…“ Lästig, als wolle er eine Fliege verscheuchen, winkte der Archivar mit seiner knöcherigen Hand ab. „Ja, ja, ich weiß, ich weiß. Die Familie steht hinter ihren Welpen. So war es schon immer.“

Sie waren am Ende des Säulenganges angekommen. Schnaubend stützte Belaeus sich auf seinen Gehstock und knirschte, als er seinen gekrümmten Rücken streckte. Es klimperte eisern, als er einen Satz, für diese Stadt erschreckend unmagischer, Schlüssel hervorholte. „So. Da wären wir. Ihr seid vielleicht kein kleines Mädchen mehr, aber das heißt nicht, das ich euch nicht noch immer zu Bücherdienst verdonnern kann. Also macht mir keine Unordnung.“

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Ein Push gegen die Vergessenheit! Ausserdem Schleichwerbung für Krönchentagssofa (Mexa <3) (Oder: Alle sind Elizabeth Strifent <3)

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