Fröstelnd und über das Wetter vor sich hin nörgelnd legte der Halbelf sich seine Verkleidung für den Abend zurecht, ging die Liste durch, die er sich dafür vorab zuhause in Ruhe angelegt hatte und stellte zufrieden fest, dass nichts fehlte. Passende Schminke um sich in eine untote Version seiner Selbst zu verwandeln, die Perrücke mit dem ausgeblichenen Haar - sein eigenes war eigentlich hell genug, aber die violette Farbe rechtzeitig heraus zu bekommen wäre höchstens mit einem scharfen Messer zu bewerkstelligen gewesen, und wozu, wenn doch ein Ersatzstück genauso half? - und der Bogen des im Kampf um die Dunkelküste gefallenen Hochgeborenen, unfassbar alt und kostbar. Warum ausgerechnet er das Ding bekommen hatte, wo er doch höchstens gut damit aussah (wenn schon sonst nichts), war ihm nach wie vor ein Rätsel, aber nun würde das altehrwürdige Mordgerät gute Dienste leisten. Dazu musste ihm Itari oder irgendein anderer Magier die Farbe seines Leyleuchtens anpassen, dass die einzige magische Änderung an seiner Verkleidung sein würde; er hoffte, dass ein solch schwacher Zauber, der bläulich zu gelb verfärbte oder bei seinem Begleiter erst erzeugte, im magischen Hintergrundleuchten des Dunkelheitszaubers unterging.
Und als letztes, natürlich, die alte Waldläuferrüstung seiner Schwester, die er sich hatte anpassen lassen. Dazu Umhang, Kapuze und Köcher, ja, alles da. Kurz spähte er zum Gilneer hinüber, der sich mit ihm verkleiden würde, wenn auch selbst in Menschengestalt als Verlassener; schmal genug war der Kerl, um in der alten Robe, an der er gerade herum hantierte, viel zu dürr aus zu sehen. Sie würden sich gleich gegenseitig schminken, das Gesicht und den Hals schneeweiß, dann ein wenig Grau darüber und in die Vertiefungen um Augen und Ohren; er würde sich selbst polierte Kappen auf die Ohren setzen, die es aussehen ließen, als wären diese ihm abgeschnitten worden und er kaschiere die Narben damit, so dass seine gemischte Herkunft mit Kapuze und Umhang nicht weiter auffallen würde.
Tja, und dann…
Eine Stellung infiltrieren, sie sabotieren und sprengen.
Schön.
Siedend heiß fiel ihm ein, dass er sich noch erklären lassen sollte, wie man die explosiven Geräte bediente, denn sonst würde das ein recht peinlicher Spaß werden…
„Am Anfang waren wir blind. Wir waren orientierungslos. Wir verließen die heulenden Straßen unserer Heimat, auf der Suche nach etwas Größerem. Am Ende fanden wir die See. Oder sie fand vielmehr uns. Die Wellen heulten zwar so, wie wir es von Zuhause kannten, doch es war keine abgeschiedene Existenz wie zuvor. Den meisten reichte das aus. Jede Zuckung brachte Verluste mit sich, aber auch Nahrung. Und Nahrung bringt Freiheit mit sich.“
Gerade einmal fünf Jahre alt das blonde Mädchen - gefangen im Gewirr des Krieges. Mit Schürfwunden, einem gebrochenem Fuß und einem mächtigem Schrecken dem Tode entronnen, als wieder und wieder Geschosse auf Cordberg Stadt hinunter regneten. Kleine Finger hielten die schlanke Hand einer Fremden - gehüllt in einer Gewandung wie sie diese noch nie in ihrem so jungen Leben je sah. Unheimlich die Erscheinung zu Anfang, denn man sah nicht viel von jener Person, und die einst ozeanblauen Stoffe wurden schwer vom Blute anderer getränkt. Mehr Metzgerin, als Gezeitenweise. Dennoch so sanft und lieblich die Stimme darunter, und ein gelegentlich aufkeimendes Lächeln.
„Wir suchten den Horizont nach der Heimat ab. Matrosenaugen hielten ihn Tag und Nacht im Blick. Wir wussten nicht, was wir suchten. Eine Vermählung von Erde und Flut, die unsere Kinder vor einem Leben auf der tosenden See zu schützen vermochte. Sturmsang hörte es als Erster. Nicht die brausenden Wellen an der Oberfläche, sondern ein sanftes Flüstern, das außer ihm niemand wahrzunehmen vermochte. Es leitete seinen Geist immer weiter in die Tiefe und enthüllte ihm unbekannte Wahrheiten über die Macht in ihm. Für uns würde nichts beim Alten bleiben.“
Müde lagen ihre noch so jungen Augen auf der Gestalt, welche sich unter weit ausfallender Gewandung verbarg, die da aus einem alten und teils zerfleddertem Buch vorlas. Ablenkung fand sie darin, doch auch Geborgenheit und Zuflucht. Es erinnerte sie an die all abendlichen Rituale, welche sie vor dem Krieg noch mit ihrer lieben Mutter pflegte, die ihr jeden Abend eine Geschichte vorlas.
„Es begann ganz einfach. Sturmsangs Gaben leiteten Fische in unsere Netze, und frisches Wasser in unsere Münder. Wir waren nicht mehr die Sklaven der Elemente, sondern ihre Meister. Als die Gaben unseres Lords an Macht gewannen, begannen auch andere das Flüstern zu hören. Schon bald konnten wir sogar über den Wind in unseren Segeln gebieten, über die Wellen, die uns immer weiter in die Nacht tragen. Mit der Zeit wurden unsere Schiffsrümpfe selbst für die übelsten Kreaturen der Tiefen unter uns undurchdringlich.“
Ob sie noch lebte? Sie wusste es nicht. Chaos, Panik und Trümmer trennten sie harsch und bitter auseinander. Der Gedanke daran ein zerreißender, und doch fühlte sich alles so schwammig an, als wäre nichts von all der Gräuel die sie erblicken musste real. Sie hatte Angst, je mehr ihre Augenlider schwerer wurden und sie die Gezeitenweise nur noch verschwommen wahrnahm. Angst davor aufzuwachen, und sich immer noch in diesem Alptraum wiederzufinden - kein Licht zu erblicken, und eine Stadt in Trümmern und Flammen. Am Horizont noch dunklere Schiffe und grotesken Silouetten.
„Die Weisung der Tiefen wurde klar erkennbar. Sie leiteten uns nach Hause, zu einem neuen Zuhause. Das Land war fruchtbar und würde zahllose Generationen ernähen. Wir führten andere zu uns und entsandten unsere Weisen, um für deren sicheres Geleit zu sorgen. Haus Sturmsang beanspruchte das fruchtbarste Tal der nördlichen Landstriche. Es erhielt den Namen unseres Lords als Tribut für unsere Gaben. Wir waren endlich zu Hause.“
Zuhause. Sie wünschte es sich einfach nur zurück. Die geborgene Wärme ihrer Mutter, ihre Stimme und ihren vertrauten Geruch.
Cordberg,
Regen, Schnee, Schneeregen, stets im Wechsel. Wassertropfen liefen über seine Kapuze, seinem Kinn und fielen von dort auf den Boden. Teilnahmslos und mit einem Blick in die Ferne, saß Avanos auf einer Kiste. Zu viele Gedanken spielten sich in seinem Kopf herum. Er dachte an die heutige Mission, der Säuberung eines Friedhofes. Allzu vertraut war ihm der Befehl, war es doch sein Tagewerk als er damals vor langer Zeit noch dem Scharlachroten Kreuzzug angehört hatte. Bilder seiner Taten zogen vor seinen Augen vorbei, waren es doch nicht nur die Untoten die der Säuberung zum Opfer fielen.
Er blickte zum Himmel und schloss kurz die Augen. Nach einige Minuten beugte er sich vor, nahm sein Schwert und auch sein Buchband zur Hand. Im Schutze seines bemantelten Oberkörpers schlug er das Buch auf und nickte zufriedenstellend, als er die richtige Seite fand. Das Schwert vor sich aufrecht haltend, sprach er den Segen jener Seite. In tiefer Demut neigte Avanos sein Haupt und sprach leise seinen Segen weiter. Plötzlich zeigte sich ein schwaches weißes Licht, was sich um seine Klinge legte. Als er aufhörte zu sprechen, erlosch das Licht genauso plötzlich, wie es auftrat. Zuversichtlich nickte Avanos und richtete sich auf. Das Licht wird den tapferen Seelen hier in Cordberg beistehen.
Langsam ging er durch das Lager und begann leise für alle Seelen zu beten.
Spinnen. Lautlos für alle Ohren außer denen von Worgen und Elfen krabbeln die Hausspinnen im dunklen Keller an ihm vorbei. Ironischerweise bot dieser, von Spinnen und ihren Netzen dominerter, mit allerlei altem Holz und Mobilar gefüllter Keller unter der Hütte, durch die der Wind nur so pfiff, mehr Schutz vor Umwelteinflüssen als das Lager in Cordberg-Stadt.
Sie waren gut bis in die Hügel vorgedrungen, dann folgte der schwierige Teil: Der Späheinsatz. Zwar wurden Teile des Missionsziels ausgemacht, jedoch wurde auch ein Teilnehmer der Mission verwundet. Es musste ja so kommen: Die Missionsbeschreibung wirkte noch fast zu einfach.Er biss sich auf die Unterlippe, als er sich wieder zurücklehnte. Sie würden warten, bis sie alle wach sind. Elandirel wurde versorgt, die Wachen für die Nacht eingeteilt. Die Nacht… niemand von ihnen wusste, wie spät es eigentlich war. Die immerwährende Dunkelheit, welche ihnen die Sicht nahm, verdunkelte Sonne, Monde und Himmel.
Wenn sie alle wach wären, würden sie ihren Plan in die Tat umsetzen: Unruhe stiften, Seuchenproben sichern. Sie konnten nicht riskieren, die Aufmerksamkeit einer oder mehrerer Patrouillen der untoten Streitkräfte auf sich zu ziehen. Er wusste, dass ihre Erfolgsaussichten schlecht waren, ganz gleich, ob nur auf dieser Mission, oder auf allen anderen, doch bleibt die Hoffnung. Ein Funken Hoffnung für die Mission. Ein Funken Hoffnung… für Cordberg.
„Anar’alah, anar’alah belore“
Die Dunkelläuferin hielt stumm Wache, als ihr jene Zeilen des Liedes, das ihre Königin einst für einen Champion sang, in den Sinn kamen.
Ein Lied über den Durchbruch des Feindes, den Fall der Elfen, ja über das schaurige Fallbeil, das dereinst über Silbermond herabgefallen war.
Hier in Schleining, unweit der Front, hatte jenes Fallbeil bereits eine Furche in den Boden geschlagen, wo Pilze den Boden befallen hatte, wo die wenigen Lebenden - neben diesen ‚Korsaren‘ in Käfigen dahinsiechten. Wo ihnen das Leben entwich.
Doch diesmal, diesmal würde ihre Königin, ihre Herrin nicht weinen. Diesmal hieß es Tod allen Lebenden, ein Ruf, bei dem die Dunkelläuferin den Bogen umfasste, dass der Knochen zu knarzen schien.
Ein raues Lachen entwich ihr, als sie durch wie so oft trockene Kehle leise den Text des Liedes an anderer Stelle aufgriff: „Shindu fallah na“. Die Feinde brechen durch - das würde das letzte sein, was die Cordberger und ihre jämmerlichen Alliierten ‚singen‘ würden, bevor die kalte Hand des Todes sie fordern würde.
Für die Bansheekönigin.
Cordberg, Lazarett
Die ersten Missionen waren vorbei, die verschiedenen Trupps kehrten ins Heerlager zurück. Viele waren von den Kämpfen gezeichnet und so manch einem fiel auf das der ein oder andere Trupp nicht mehr die volle Stärke aufgewiesen hatte wie zu Anfang.
Nachdem sie den Friedhof zurückgewinnen konnten, kehrte auch Avanos und sein Trupp zurück. Hart haben sie gekämpft, ein jeder von ihnen tat seinen Beitrag, damit die Mission erfolgreich war. Doch zu welchen Preis? Diese Frage stellte sich der Paladin als er ins Lazarett eintrat. Die junge Druidin, die als Späherin und als Bär in vorderster Front stand, war verschollen. Verschluckt von der Schwärze eines Portals, zusammen mit den Feinden.
„So ist Krieg… und so wird er bleiben“ sprach eine innere Stimme zu Avanos als er sich im Lazarett an die Wand lehnte und seine geschundene Hand stützte. Es dauerte nicht lange und der Griff der Erschöpfung packte den Kämpfer, so bekam er die Leerenelfe neben sich gar nicht mehr mit, sondern ließ sich in seine Träume tragen.
„Avanos!“ schrien zwei ihm vertraute Stimmen. Er öffnete die Augen und blickte sich um, sah er doch seine alte Heimat Herdweiler. Er ging durch die schattenhaften Straßen, während die Stimmen ihn riefen. War es ein Traum? Das konnte er nicht beantworten. Er folgte den Stimmen und da sah er sie, zwei schemenhafte Gestalten. Fremd und doch vertraut. Als Avanos näher auf sie zu trat, verschwanden sie in einem gleichen Schwarz, wie die Feinde und die Druidin. Lange konnte Avanos die Situation nicht bedenken, stürzten aus dem Schwarz zwei Guhle auf ihn zu und sprangen ihn an.
Erschrocken wachte Avanos auf, er war noch immer im Lazarett. Er blickte sich um und rieb sich mit seiner Linken die Stirn. Den Schrecken des Traums entkommen, erinnerte er sich an die Bitte von Lady van Ehren. Das Weihen der Leinentücher wäre seine jetzige Aufgabe.
In den letzten Stunden der Nacht holte sich Avanos immer wieder verschiedene Tücher und legte sie vor sich aus. Mit seinem Gebetsbuch in der Linken sprach er leise bei jeden einzelnen Tuch seinen Segen, in der Hoffnung das Licht erhörte ihn und schenkte den Tüchern etwas von seiner Reinheit.
Jede Kriegführung gründet auf Täuschung. Wenn wir fähig sind anzugreifen, müssen wir unfähig erscheinen. Wenn wir unsere Streitkräfte einsetzen, müssen wir inaktiv scheinen. Wenn wir nahe sind, müssen wir den Feind glauben machen, dass wir weit entfernt sind. Wenn wir weit entfernt sind, müssen wir ihn glauben machen, dass wir nahe sind.
Der fahle Schein der Kerzen erleuchtete den Tisch nur spärlich. Die Sonne musste längst aufgegangen sein, doch unter der bedrückenden Dunkelheit war machte es kaum einen Unterschied. War es noch Nacht oder schon Tag? War es von Belang?
Die Finger des jungen Hauptmanns fuhren einmal mehr die Karte entlang, strichen Cordberg glatt, zogen am Leuchtturm vorbei, strichen über Hügel und Berge um sich an der Küste zu verlieren. Die düstere Bibliothek der Burg war der Tempel, den der Blumenritter gewählt hatte. Der Kartentisch war sein Altar, die alten Worte Gebet und Gebot zugleich.
Lege Köder aus, um den Feind zu verführen. Täusche Unordnung vor und zerschmettere ihn. Wenn der Feind in allen Punkten sicher ist, dann sei auf ihn vorbereitet. Wenn er an Kräften überlegen ist, dann weiche ihm aus. Wenn dein Gegner ein cholerisches Temperament hat, dann reize ihn.
Der Bericht des Späheinsatzes war bereits abgegriffen. „Bis zu ihren Kinns eingegraben.“ Einige Worte waren kaum mehr auszumachen. „Lage der Eingegrabenen als aussichtlos befunden.“ Durch wie viele Hände der Bericht auch gewandert ist, diese lassen nicht von ihm ab. „Von der zweiten Garde keine Spur.“ Absätze werden übersprungen: Fledermausreiter. Feindliche Späher.
Gib vor, schwach zu sein, damit er überheblich wird. Wenn er sich sammeln will, dann lasse ihm keine Ruhe. Wenn seine Streitkräfte vereint sind, dann zersplittere sie. Greife ihn an, wo er unvorbereitet ist, tauche auf, wo du nicht erwartet wirst.
Dumpf tönt das Klopfen durch die Halle, dumpfer noch die Schritte. Der Mann sah müde und erschöpft aus, aber er war noch da, anders als so viele andere Zivilisten. Mit einem kühlen lächeln wurde er eingeladen sich zu setzen.
„Erzähl mir alles. Erzähl mir alles über Schlaining.“
Tod allen Lebenden.
Wieder und wieder ertappte sie sich dabei, wie ihr die Worte durch den Kopf hallten. So tief eingebrannt, so oft wiederholt, und dennoch keine hohle Phrase. Sie waren ein Versprechen. Ein Versprechen an die Lebenden, sie vom Fluch der Sterblichkeit zu lösen. Vom Makel der Empathie und der Bürde des Mitgefühls. Das selbe Geschenk, das auch der einstigen Weltenwanderin vor langer Zeit zuteil wurde.
Ihre knöchernen Finger tätschelten nahezu mütterlich einen der Köpfe, die aus der Erde des einstigen Weizenfeldes ragten. Pilze wucherten ihnen inzwischen aus den Nasen und drohten, bald das Gesicht für sich einzunehmen. Sie wuchsen rasch heran. So rasch, dass es ihnen binnen weniger Wochen gelungen war, sich in ganz Schlaining auszubreiten, und ihre Gier langsam aber sicher auf’s Umland auszuweiten. Ob Tier, ob Mensch - jeder Nährboden war ihnen willkommen, und diese kleine Siedlung am Rande der Küste war so unvorbereitet wie sie reich an… Nahrung war. Sie brachten den Tod. Und sie brachten ihn allem Lebenden.
Ein freudloses Lächeln mühte ihre Mundwinkel, die trockenen, fahlen Lippen zu verziehen, als sie den Blick rot glimmender Augen erhob, und ihn in die teerschwarze Finsternis richtete, die hier in Schlaining dichter, satter, stärker war als an vielen anderen Orten der Insel. Doch sie zweifelte daran, dass die Lebenden bereits alle Geheimnisse des Schleiers lüften konnten, und über eine bloße Ahnung verfügten, was die Dichte für sie zu bedeuten hatte.
Nein, sie wussten es nicht. Genau so wenig, wie sie tatenlos über die Schrecken Schlainings hinweg sehen konnten. Sie würden kommen. Stolzgeschwellter Heldenbrust. Blindlings in die Arme des Unausweichlichen laufen.
Tod allen Lebenden.
Tod allen Lebenden!
Er starrte auf diese Worte, diese Worte voller Hass und Bosheit. Worte, die Elend und Vernichtung über Abertausende Völker. vor allem Menschen, der freien Welt gebracht haben. Er faltete das Stück Papier zusammen, auf dem er die Übersetzung des Schriftstücks angefertigt hatte.
Nicht sie, die Kämpfer, werden es sein, die heute sterben werden. Die Seuche, die Pilze, egal ob Lordaeron, Gilneas, Schlaining, Murbach, Cordberg… die Liste scheint endlos. Die Untoten, im Besonderen auch die Verlassenen, haben bereits so viele getötet. Es war an der Zeit, den Spieß umzudrehen. Es sollte nicht mehr Tod allen Lebenden, sondern Tod allem Untoten heißen. Untote… wider der Natur, wider des Kreislaufs. Wir werden geboren, wir leben, wir sterben. Der Untod gehört nicht in diese Welt.Er zog einen kleinen Schleifstein aus der Tasche, um ihn über die Klingen der Faustwaffen zu ziehen. Jene, die erst am Vortag einigen Gegnern das Licht des Untodes aus der Brust rissen. Er wusste, er war nicht alleine. Er wird nicht alleine sein. Selbst wenn dieser Einsatz, den guten Menschen von Cordberg zu helfen, sein letzter sein würde, so würden andere den Kampf fortführen.
Tod allem Untoten.
Tod allen Untoten…
Diese Worte formte die Dunkeleisenzwegin lautlos mit den Lippen. Sie lag aktuell in Quarantäne, wurde vorher am Bauch operiert und war gänzlich gebrochen.
Nicht nur körperlich, hatte die letzte Mission Spuren hinterlassen… nein. Diese Mission nahm… nein, riss ihr etwas tief aus der Seele. Jertha brachte Cordberg das zweit größte Opfer, was sie nur erbringen konnte. Ein größeres Opfer wäre lediglich ihr eigener Tod.
Mittlerweile gab es bereits einige Kämpfe in Cordberg, jenem Ort, an dem sich elende Untote breit machten. Dies hatte zur Folge, dass einige tapfere Seelen tagtäglich ihr Leben aufs Spiel setzten, um die Einwohner Cordbergs zu schützen.
Die Feinde waren zu stark.
Jene Feinde waren nichts geringeres als Todesritter, Ghule, gigantische Ungetüme, die sich Fledermäuse schimpfen und Dunkle Waldläufer. Hätte der Magier Kraigh Hunt nicht in den letzten Sekunden nach einem aussichtslosen Kampf gerade so die Flucht verschafft, wäre die gesamte Missionstruppe elendig verstorben. Sie waren all den Gegnern ausgeliefert, verletzt und mit eigenen Waffen geschlagen. Es wäre der sichere Tod gewesen und in Anbetracht der ganzen Todesritter eventuell sogar mehr als das.
Er war weg…
Schmerzerfüllt presst die Zwergin die Augen zusammen. Sie war Golemmeisterin und ihr ältestes Konstrukt wurde in dieser Missionn zerstört. Hjelotrom. Ein Koloss aus dem Schwarzfels, perfekte Handwerkskunst, unfassbare Stärke und Runen formten jenes Wesen, welches in seinen 50 Jahren bereits unzählige Kämpfe für sich entscheiden konnte… 50 Jahre. Das Konstrukt war älter, als viele Mitstreiter in der Schlacht um Cordberg, doch auch jenes war unglücklicherweise auch nicht unzerstörbar.
Jertha bestritt bereits viele Kämpfe in ihrem Leben, doch dieser Kampf war anders. Man fühlte sich gänzlich machtlos. Fast wie Schachfiguren fügten sie sich den Plänen und der Rache der Untoten, welche über das Schachbrett herrschten…
Dies endet jetzt.
Die Loyalisten mussten aufgehalten werden. Cordberg wird … nein, muss siegen! Auch wenn dies extremste Verluste nach sich ziehen kann.
Für das Leben mussten stets Opfer gebracht werden.
In allen Formen…
Der Aufenthalt
Geschrieben von Ath'rogEinige Tage sind vergangen, seid der Ankunft auf Cordberg.
Kein schöner Ort zum Leben dank den Untoten, auch wenn es einen Orc vorerst egal sein mag, was ein Menschenreich zu bieten hat und was nicht.
Es war eine Aufgabe das Zeichen zum Beistand. Trotz alter Konflikte, man hat wieder einmal auch denselben Feind.
Das Eisenbanner schickte Ath’rog mit ein paar anderen Soldaten als Zeichen, als Zeichen der Horde.Nach dem Absturz war jedoch schnell ruhe um das Eisenbanner, Ath’rog selbst sicherte den seinen den Rückzug das sie sich nach Cordberg durchschlagen konnten, in dem er sein Leben geben wollte.
Doch kam es anders, ein Betäubungspfeil setzte ihn außer Gefecht.
So wurde er verfrachtet an einen etwas weiteren Ort namens Schleining.
Er wurde dort befragt und gefoltert mit seinen Wunden aus dem Kampf.Nach einem Tag, als Cordberg Soldaten den Ort Angriffen, und Ath’rog befreit wurde durch den nicht ganz so hellen Goblin der Piraten, nutze er die Chance zur Flucht, auch wenn der Goblin den Orc vorher mit einem Pilz bestäubte, was er gezwungenermassen einatmen musste, da man den Orc seine Rüstung, Habe, Waffe und Gasmaske logischerweise weggenommen hatte.
So entkam er dem ganzen und rannte mit letzter Kraft kurz vorm zusammen brechen nach Cordberg, man versorgte im Not bedürftig, wenn auch nicht gänzlich heilend. Da man nicht wusste wie mit dem Orc, um zu gehen und durch den Pilz Befall, man keine Lösung kannte, steckte man den Orc unter Quarantäne.
Quarantäne, dort verweilt er nun seit einigen Tagen. Erst waren einige dort, er selbst wurde befragt, gab jedoch nicht alles an Information Preis, da er trotz allen selbst wieder an die Front wollte, doch wurde er zur Sicherheit der anderen immer noch dort festgehalten.
Ein Sprecher oder Arzt kam vorbei und erklärte das alle Seuchen bis auf die Pilze nicht ansteckend waren, so wurde es still und leer bei Ath’rog, bis wohl eine Mission zu Ende ging, wo es wieder voll wurde und einige auch an den Pilzen erkrankt sein sollen.Es wurde wieder Kuschelig.
OOC: Endlich wieder zu gekommen, was zu schreiben nach allen Stress der letzten Tage =)
Porcio versuchte sich daran zu erinnern welche Farbe der Stein hatte. In der an währenden Dunkelheit wirkte sie stets grau. Doch heute Morgen ging die Sonne auf. Sie müssen zu gesehen gewesen sein.
Der Stiefel schob einen Arm bei Seite. Es war schwer nicht auf Leichen zu treten. Nicht viele konnten noch stehen, nicht viele waren noch am Leben. Aber es waren nicht nur Lebende – ehemals Lebende. An den Leichenbergen ließ sich die Schlacht lesen wie in einem Buch. Am Tor wurde die Linie lange gehalten. An der Südflanke war es heilloses Schlachten. An der Nordflanke brachen sie mehrmals vor, aber nie durch.
Das Behelfslazarett war überfüllt. Morgen würde sich zeigen ob der Dom sie alle fassen könnte. Im Südostviertel sah es schwarz aus. Vor der Burg war nicht genügend Platz die Toten aufzubahren. Alleine die Reihe des blutenden Herzes auf schwarzem Grund zog sich vom gesprengten Viertel bis zu dem Ort an, an dem einmal ein Tor hinter dem Torbogen stand. Länger noch war die Reihe der schwarzen Schlange. Cordbergs Tote waren einfacher auszumachen. Auch wenn die wenigsten Rösser noch ein Weiß trugen, der blaue Grund war unverkennbar.
Der untote Unrat türmte sich auf Bergen von Haufen. Der penetrante Gestank der Verwesung lag wie ein tauber Schleier über dem Blut und dem Pulver der Kanonen. Und doch durfte nicht inne gehalten werden. Die Tore waren gefallen. Ein Sklaventreiber, wer nach dem Schlachten nicht rasten lässt. Die Stadt musste durchsucht werden. Versprengte mussten erlöst werden. So nennt man es, Erlösung. Torbögen und Mauern mussten bemannt werden. Der junge Hauptmann offenbarte sich als Sklaventreiber.
Unvermittelt sah der Blumenritter es: direkt an dem Kommandostand, an dem ausgeharrt wurde. Der Pflasterstein war schon immer grau.
Keine Blöse.
Das erste Blut und eine Heilung
Geschrieben von Ath'rogJammern wie Stöhnen, leise Rufe, oder das Sägen von Wäldern der Traumwelt. Dies begleitet den Aufenthalt im Lazarett. Menschen, Worgen, Elfen und andere Völker vertreten wie auch ein einziger brauner Orc mit den Hautbildern des Kriegshymnenklanes.
Einzeln rennen noch die Heiler stark übermüdet durch die Reihen der Verletzten, es warn einige Stunden vergangen, wer den Wunden erlegen war, wahr wohl schwer zu sagen.
Mit einem brummen bewegt sich Ath’rog und öffnet langsam die Augen, sein letzter Gedanke vor dem Ohnmächtig werden, war das er nun stirbt, nach der Schlacht an den Infekt und der Wunde am Bauch, doch war dem nicht so.
Seine Hand wandert zum Bauch, der versorgt wurde ein Verband umschlingt diesen, es brennt noch, es ist frisch die Wunde. Doch scheint die Atmung sich endlich zu bessern, als habe er was bekommen was endlich gegen den Pilz hilft, er merkt selbst das der Körper sich von selbst wieder Regenerieren kann und nicht schwächlich wie ein Mensch bleibt, die Kräfte des Muskelbepackten Orcs kehren wieder, was im einst Lügen strafte von Verfassung und Körperbau, wird sich bald in den Kämpfen anders zeigen.Neben sich an der Bank, auf dem Boden steht etwas einfach Brot wie ein Krug mit Wasser, Ath’rog überlegt, doch warum sollte es vergiftet sein, wenn man ihm das Leben rettet.
So griff er das Brot und genoss nach etwa vier Tagen das erste Feste, was er auch bei sich behalten kann und gießt es freudig mit dem Wasser herunter, ein Grinsen kann er sich nicht verkneifen, dennoch beobachtend aus der liegende Haltung, schaut er so weit es ihm möglich ist, keiner scheint bemerkt zu haben das der Orc wach geworden war oder es war egal, man wird es an den aufgegessen Brot und dem Leeren Wasser bemerken, das er es war.Nach dem getan was zu essen wie Trinken gab, legt er sich zurück und schließt die Augen, seine Gedanken Kreisen an den letzten Abend. An die Quarantäne seit einigen Tagen, vor allen die Schlacht.
Es war ein hin und her in der Quarantäne, Ath’rog glaubt er war wohl mit dem längsten Aufenthalt dort unten eingesperrt doch nun ist es anders, es war anders.
Er wurde von der jungen Kul’tiranerin rausgeholt, als die Schlacht sich zum Chaos neigte, sie brachte eine Axt mit, größer als sie je heben konnte, sie schliff diese mit einem Poltern pro Stufe diese herunter und bat Ath’rog in den Ausweg zu sichern, das die Infizierten weg gebracht werden können, dies tat er, doch er ging nicht mit, er war zum Kämpfen nach Cordberg gekommen nicht nur zum herumsitzen, so suchte er den Weiblich wirkenden männlichen Hauptmann auf und wurde sogleich in die Schlacht gedrängt ohne Worte, Blicke sagten es, bis die Feinde besieht waren.
So kehrte er mit den anderen zurück zum Dom.Spärliche Informationen bekam er nach der Schlacht im Dom. Die Worte des Menschen Weibes lagen noch immer in den Ohren was im bedrückte „Er ist der einzige Orc, den man hier seit Tagen sieht.“ Diese Aussage, bestätigt nur ein schweren Gedanken, die anderen Kämpfer des Eisenbanners denen er den Rückzug sicherte, um sich nach Cordberg durchzuschlagen, sind irgendwo dabei getötet worden, wie es scheint wurden nicht einmal die Toten gefunden.
Entweder die Untoten, haben sie wieder belebt oder halten sie Irgendwo gefangen, doch es wären selbst nach der Gefangenschaft wohl nicht mehr dieselben Orcs, je nachdem welches Schicksal sie erfahren haben.
Seine Gedanken kreisen um eine Ziehtochter, die er für seine Eigene halten würde, wenn er den Gefühlen trauen mag, oder sagen diese was anderes über dieses Orc Weib aus, doch was.
Dafür gibt es eines Tages Zeit zum Nachdenken und die Seherin aufzusuchen, jetzt ist nicht die Zeit an schöne Dinge zu denken.
Rüstung, Waffe wie eigen Habe ist noch das Ziel aus der einen Ortschaft zurück zu hohlen, bei dem nächste Feldzug, sollte es in diese Richtung gehen.Nun doch der Gedanken loslassen, wird der Schlaf gesucht, um sich weiter zu erholen.
Seit Stunden wanderte der Halbelf durch die Stadt, half hier, Leichen auf zu türmen, dort, einen Verletzten aus einem eingestürzten Bereich zu befreien, wurde sogar von Zivilisten angesprochen, die wissen wollten, was eigentlich los war und erklärte ihnen so gut es ging, was er wusste. Hoffnung glomm in ihren müden Augen auf, Hoffnung, dass es doch noch gut werden würde, die er nicht weg wischen wollte: denn eigentlich war der „Sieg“, den sie errungen hatten, einer, der keiner war, denn die Ströme an Blut hatten im Grunde jeden Erfolg mit sich gerissen. Sicher, er selbst war mit einer einfachen Stichwunde dank der miesen Waldläuferin, deren Fledermaus er durch einen Glückstreffer vom Himmel geholt hatte, und dank dem ungewohnten Bogenschießen mörderischem Muskelkater echt glimpflich davon gekommen. Das galt jedoch nicht für die Soldaten in seinem Abschnitt, und schon mal gar nicht für die Mauer, deren Bresche nur notdürftig geflickt worden war.
Langsam trieb es ihn weiter, auf der ruhelosen Suche nach einem bestimmten Gesicht, einer schimpfenden Stimme, die ihn schelten würde dafür, verletzt worden zu sein, einem kurzen Lächeln, dass die giftigen Worte Lügen strafte, auch wenn das wohl nur Wunschdenken war.
Schließlich begann er, die neu eingetroffenen Soldaten - oder was davon übrig war - an zu sprechen, ob die Besatzung der „Seerose“, auf der seine Gefährtin als Feldscherin gefahren war und dazu hatte stoßen wollen, noch nicht an Land gegangen wäre. Erst fand er nur ratlose Gesichter - „Seerose? Keine Ahnung, sagt mir nichts“. Gut, das war nicht verwunderlich, wer achtete mitten in der Schlacht schon auf die Namen irgendwelcher Schiffe?
Doch schließlich, nachdem er mit einem Becher Tee gegen den nagenden Hunger vorgegangen war (nein, es half nicht!), fand er endlich eine Soldatin, die nach einem Augenblick des Zauderns erklärte: „Die Seerose? Sie war nicht am vereinbarten Treffpunkt. Auf ihrer Fahrtroute konnten wir aus der Ferne die Reste eines Unwetters erkennen - vielleicht wurden sie beschädigt und mussten für die Reparaturen ankern, und kommen noch nach.“
Ja.
Klar.
Streuner bedankte sich, gab der Frau die Reste seines Tees, damit sie sich auch noch etwas daran wärmen konnte (wenigstens das funktionierte!) und suchte sich ernüchtert eine andere Beschäftigung; an Schlafen war nun nicht mehr zu denken, auch wenn sein ganzer Oberkörper samt Armen ob der ungewohnten Beanspruchung des Bogenschießens weh tat (und der Rest dank dem Herumhüpfen im Versuch, brennenden Spinnen, katapultbetriebenen Todespirschern, krabbelnden Untoten und schlussendlich einer wütenden Waldläuferin aus zu weichen).
Seiner Erfahrung nach überstanden die wenigsten Schiffe einen Wintersturm, aber den Gedanken verdrängte er mit Übung; das war gerade wirklich nicht zu gebrauchen.
Und doch, die leise Stimme in seinem Hinterkopf, die anfing zu schreien, konnte er nicht völlig ersticken.
Lunaraa kam nicht aus Teldrassil
Sie hatte das große Feuer weder gesehen noch gespürt
Aus dem Eschental kam sie, kannte nicht gerade viel
Tief im Südwesten, von der Horde unberührt
Lunaraa war noch nie in einem Krieg
Riss aus, dass sie die große weite Welt mal sieht
Die Suche nach Freiheit, die sie schließlich nach Cordberg zieht
Sie konnte nicht ahnen, was dort geschieht
Plötzlich fand sie sich in der ersten Reihe wieder
Wo man sie am übertrieben großen Schild erkannte
Da regnete von hinten das Feuer auf sie nieder
Ein Schreien durch die Schlacht, als die Elfe brannte
Seit dem Tag ist die junge Kaldorei nun eine andere
Als die unbeschwerte Elfe die von zuhause wegrannte
Ob sich überhaupt jemand um ihr Schicksal schert?
Und sie fragt sich - war die Freiheit das denn wert?
Cordberg, Behelfslazarett im Süd-östlichen Viertel
Avanos lag auf einer Trage und dachte an den Verlauf der gestrigen Schlacht.
Es begann geordnet, Befehle wurde gegeben und die Stellungen bezogen. Alles wirkte durchdacht, doch wie es im Krieg so ist, hält die Ordnung nur bis zur ersten unerwarteten Wendung. Als das Tor brach, machte sich Avanos, so wie seine Kameraden bereit auf den Ansturm. Doch soweit sollte es nicht kommen. Ein riesiges Loch in der Mauer einige Straßenzüge weiter, zwang die Verteidiger sich aufzuteilen. So geschah es, dass Avanos zusammen mit einem Jungritter und einer Leerenelfe in Mitten eben jener Bresche standen. Zwischen Schmerzensschreie, Explosionen und das Treffen von Metall auf Metall standen sie. Mehr als ein dutzend Untote, mit Schwertern… Speeren und weiß das Licht noch für Waffen, ihnen gegenüber . Aussichtslos war der Kampf, doch mussten sie in schlagen. Ein jeder kämpfte hart, ein jeder streckte den Feind nieder und nahm so manchen Schlag in Kauf. Dann passierte es, eine Unachtsamkeit traf den Paladin. Das Schwert fuhr nieder und riss ihn die Brust auf, nachdem er gerade den Befehl zum Rückzug geben wollte. Er sank auf die Knie, blickte auf seinen rot gefärbten Wappenrock und was dann folgte…
War der eisige Griff der Schwärze…
Unsanft wurde Avanos aus seinen Gedanken gerissen, als zwei Sanitäter ihn samt Trage hoch hebten. Sie würden ihn in den Dom bringen, zu den anderen Verletzten. Er vernahm einige Befehle, Gespräche und so manchen Fluch, doch zu schwach war er um alles folgen zu können. So schloss er seine Augen und entfuhr erschöpft wieder… in die Schwärze.
Sein letzter Gedanke kurz vor dem Schlaf…
„Krieg, Krieg bleibt immer gleich…“
Cordberg, 19. Januar
Cordberg-Stadt war verteidigt worden unter hohen Verlusten. Der Erfolg war spürbar und für einen kurzen Moment konnten manche das Gefühl erlangen, etwas Bedeutsames erreicht zu haben, während für viele andere der Rückzug der Loyalisten nach Murbach, Weldorf und Schlainingen begrenzte Euphorie auslöste.
Überschattet wurde dies alleine schon durch die Anweisungen, das doppelt und dreifach darauf geachtet werden sollte, dass die Loyalisten auch tot sind. Die Stadt galt als nicht sicher. Ihr Zustand als ungewiss. Wenn auch verteidigt, ist sie zu großen Teilen ein Trümmerhaufen und was sich alles unter den Trümmern befand konnte noch niemand genau sagen.
So konnte der Marschall Fjertan beobachtet werden, wie er stoisch und mit versteinerter freundloser Miene, in Begleitung von zwei Soldaten mit Feder und Kladde, durch die Distrikte zog. Immer wieder gab er Anweisungen, um Notizen und eine Inventarisierung über den Zustand der Stand, ihren Wehranlagen, aber auch den verbliebenen kampffähigen Ressourcen anzufertigen.
Weitere Soldaten folgten den Dreien, doch nach jedem Distrikt wurden es weniger, als alle unterwiesen waren und fortgesetzt wurde, was bereits in der Nacht begonnen hatte.
Die Toten, gleichsam Loyalisten wie Männer und Frauen Cordbergs, wurden über die Tage von der Rüstung und ihrer Kleidung befreit. Die Rüstungen wurden in der Stadt behalten, während südlich vor der Stadt am Wegesrand sich rechts, dort lagen die Loyalisten wie Mikadostäbchen übereinander, wie links, dort hatte man die Cordberg-Toten auf mehrere kleine und einem großen Haufen geworfen, sich leblose Leiber türmten. Teilweise waren es nur einzelne Körperteile die vor der Stadt lagen, während Kopf und Torso noch fehlten; vielleicht erst in Tagen überhaupt gefunden werden konnten.
Jedem der Soldaten Cordbergs stand dabei die Pein ins Gesicht geschrieben, wenn es der eigene Kamerad war und die blanke Wut und der offene Zorn, wenn es ein Feind war, den sie wegzerrten.
Doch allem darüber stand die Erschöpfung, die sich schon seit geraumer Zeit breit gemacht hatte und dennoch packten sie an. Jeder der noch übrigen gebliebenen Gardisten wusste, dass sie nicht aufhören und rasten durften. Die Schlacht war vorbei, doch der Krieg noch nicht.
Die Toten derer die unterstützend nach Cordberg kamen wurden gesondert behandelt und weder ausgeschlachtet, noch anderweitig ihnen etwas entnommen. Ein jeder Orden, jedes Haus und jeder Truppenverband sollte ihre Toten wiederbekommen, soweit wie sie identifizierbar waren.
Die Lebenden die mit letzten Atemzügen und schwer verwundet gefunden wurde, bekam die Erlösung mit dem Gnadendolch, um endlich den Frieden zu finden, den die Seele verlangte.
Dennoch mochte manch einer hören können, wie davon gesprochen wurde, dass es Nach Plan verlief, wenn auch die Zufriedenheit hinter den Worten ausblieb. Weiter war die Rede davon, dass baldigst – mutmaßlich am Montag – die Kommandanten das weitere Vorgehen besprechen würde. Damit wurde impliziert, dass es Zeit gab zu rasten und zu ruhen. Erholung für den Körper zu finden, während der Geist und die Nerven weiter mit dem allgegenwertigen Elend strapaziert wurde.
Über den Tag hinweg sollte sich durch das Drehen des Windes auch für einige Zeit der Gestank verbrannter Leiber durch die Stadt bewegen. Wer immer die Augen davor verschlossen hatte musste es nun riechen.
Ein unverkennbares Zeichen, das es noch nicht vorbei war.
Die Schlacht gewonnen, blieb noch immer ein Krieg zu gewinnen.
(geschrieben von Arken)
„Stehst Du schon seit gestern Abend hier?“
Sein Blick war stur auf das Firmament gerichtet und wich keinen Milimeter von feindlichen Stellungen, die gar nicht mehr da zu sein schienen. Er blickte nicht zur Seite, sondern sagte nur mit ungewohnt dünner Stimme: ,,Keine Ahnung wie spät es ist…", murmelte er.
Der Andere stemmte sich mit seinen farblich ausgeblichenen Panzerhandschuhen auf die Brüstung und schaute ebenso in die Ferne. „Es wird nie anders Arken, Licht weiss es und der Erbauer Sir Marcus hat es uns gelehrt oder?“ Ein müdes Schnaufen konnte er nur als Antwort geben. Er schloss sein gesundes Auge und ein kaum wahrnehmbares Nicken war die Antwort. "Er sagte auch das wir nicht uns aufgeben dürfen, unsere Pflicht vernachlässigen, wieder zurückkommen sollen und Aufbauen und vor allem… ein Fundament sein für jene die nicht mehr sind.", beendete er den Satz.
Ein kurzes kehliges Lachen war die Antwort und der andere sprach weiter. „Erinnerst Du dich noch an den fetten Kathul in Süderstade…wie hiess er noch?“ „Gruger…Bäckersohn aus Mühlbern, gehört zu der Bande von Hetherion, der Ast hat Ihn nicht gehalten, als sie Ihn aufknüpfen wollten.“ Beide lachten leise, nicht hämisch, eher der Situation wegen. „Ja genau der, der kleine fette Wicht, der sich immer eingenässt hat bei jedem Kampf und dennoch… dennoch stand er bei Süderstade und hielt so lange mit den Pass das wir mit den Zivilisten sicher abziehen konnten. Einer der ersten den wir aufschrieben.“, sagte er leise. „Oder der andere Hühne während wir in der Scherbenwelt ankamen…“ „…Geldworn, hätte der Bruder vom Brocken sein können, hat nur weniger gefressen als der. Hat sich vor uns gestellt, als dieser verdammte Pfeilregen niederging.“
Er schaute wieder über die Ebene und rieb sich das eingefallende Gesicht, das diesmal von Kummer und Schmerz verzerrt schien. Was jetzt folgte konnte er kaum ertragen. „…und ich?“ sagte die Stimme neben Ihn. „Sir Tagros Erzfeuer, mein ältester Freund und jemand der mir immer eine Stütze war. Gefallen an meiner Seite nahe Herdweiler.“
Er blickte zu der Stelle wo die Person stand und als würde sich eine Erinnerung aus alten Tagen im Nebel der Zeit auflösen, sah er dort niemand stehen. Nur die mittlerweile fein säuberlich aufgereihten Toten seines Ordens, Soldaten aus Cordberg, des Grafen Rethmar und aus Bärengrund. Er schluckte schwer, die eine Hälfte war tot oder so schwer verletzt, dass sie nie wieder einsetzbar waren. Gerade seinen Nordbereich hatte es heftig erwischt das dort kaum noch einer gestanden hatte, als er sogar da das Kommando übernehmen musste. Seine Tochter hatte den Süden gehalten. Zwar wurden Sie dort auch kräftig zusammengeschlagen, aber den letzten Hauptangriff konnten sie dank der Kanonen und Mörser doch abwehren. Sie hatte die Geschütze im letzten Moment korrekt eingesetzt. Der Feind zog sich daraufhin zurück, wahrscheinlich nicht wissend dass ein weiterer Angriff gereicht hätte, um sie komplett zu überrennen, denn eine Verteidigung war nicht mehr möglich. Er atmete wieder schwer und ließ seinen Blick schweifen. Kurz zur Barrikade und schaute dann auf seine Handfläche. Er schüttelte angeekelt den Kopf. Blickte wieder auf das Firmament.
Die andere Hälfte seines Ordens war nunmehr schwer bis leicht verletzt und die paar Wenigen die es nicht waren, taten mit den leicht Verletzten Ihren Dienst. Verstärkten die Positionen, machten weiter, selbst ohne Offiziere machten sie ihre Arbeit. Manch einer trauerte, manch einer mit fatalistischem Blick, aber keiner wollte sich aufgeben. Wahrscheinlich konnte er dafür den Klerikern seines Haufens danken, die unermüdlich jedem noch Lebenden - egal von welchen Farben - Mut und Trost spendeten. Sich ihre Geschichten anhörten und sich die Zeit nahmen, die sie erübrigen konnten, um ihnen Kraft zu geben. Genauso wie er jeden Verletzten, jeden Toten und jeden Überlebenden aufgesucht hatte und nun wieder an der Stelle stand, wo sein Orden am Meisten mitgekriegt hatte. Er hatte keine magische Unterstützung gehabt und nur ein paar wenige Freiwillige die sich der Verteidigung angeschlossen hatten, wäre er jünger wäre er ausgerastet bei dem Gedanken. Er war aber nun älter und es war nunmehr eine kalte schwehlende Wut, die jedoch seine Trauer nicht übersteigen konnte. Es war wie es war… Andere waren halt wichtiger als sein kleiner Haufen oder sein Abschnitt…ironisch, dass sie Ihn gehalten hatten, obwohl er seine Reserven auch noch an andere Fronten schickte.
Er guckt wieder stoisch auf das Firmament: Wieviel Verlust kann ein Mann ertragen, bis er bricht?
Sir Markus, den sie nur den Erbauer nannten, hatte darauf mal gesagt: die Kunst ist nicht zu zerbrechen, sondern sich so zu biegen, dass man sich irgendwann wieder gerade aufrichten kann. Denn DAS ist man jenen die unter einem gedient haben und gestorben sind „verdammt nochmal“ schuldig. Gut…„verdammt nochmal“ hatte er nie gesagt und noch was: sie hatten Lordaeroner Boden gehalten. Das erstemal und wenn Sie es „hielten“, wäre das was Wert, mehr Wert als er sicherlich selbst zugestehen würde. Denn nochmal geheilligten Boden seiner geliebten Heimat verlassen, auch wenn es eine verdreckte Insel im Nirgendwo war…nein…noch einmal würde er das nicht tun, sich nicht wieder zurückziehen, nicht zum dritten Mal…
„Heil Thinael!“, erschallte es vor wenigen Tagen im Dom, der zum Lazarett der Lebenden umfunktioniert wurde. „Heil Thinael und Sieg für Sylvanas!“, drang es aus den menschlichen Kehlen der Männer und Frauen der zweiten Garde Cordbergs.
Worte, die sie den einstmaligen Gefangenen der Siedlung Schlaining sorgsam eingepflanzt hatten. Worte, mit denen sie das Magistrat präpariert hatten. Die Szenerie eines Kommandantenkultes serviert auf dem Silbertablett, und sie verfehlte ihre Wirkung nicht.
So wie jedes der vielen, kleinen Details, die sie - „die Banshee“, das jüngste Feindbild, Thinael - der Befreiungsarmee offenbarte. Diese „Schlacht“ erschien der Dunklen mehr und mehr wie das Spiel mit Marionetten, ohne dass sie sich die Mühe machen müsste, ihnen die kostspieligen Fäden einer Banshee anzunähen.
Sie alle hatten bislang exakt das getan, was sie tun sollten.
Schlaining war ein Erfolg auf ganzer Linie.
„Heil Thinael.“, wiederholte sie die Worte nun selbst mit verzerrter, hallender Stimme, wenngleich ihr die Inbrunst und die Leidenschaft fehlte, mit denen die Besessenen den „Jubel“ intoniert hatten. Ein Flüstern, das die Dunklen Begleiterinnen an ihrer Seite aufnahmen, während ihrer aller Aufmerksamkeit sich auf die Flammensäule in der Ferne richtete, die einmal Schlaining war.
Ja. Auf ganzer Linie.
Irgendwas mussten sie übersehen haben. Da war etwas.
Das zweite Mal in dieser Nacht, das sie den gleichen Traum durchlebte - Schlaining hinterließ seine Spuren. Das Mädchen - nicht mehr sie selbst und überwuchert von Pilzen aus etlichen Körperöffnungen. Schlurfend und dahin siechend, während man ihr die Qual ansah. Der verzweifelte Griff an ihrem Fuß, und ein Blick der förmlich Hilfe oder Erlösung ersuchte - anders als jene die blind vor Zorn einem geifernd entgegen preschten um zu töten. Jener Traum, welcher sie daran erinnerte das manche Entscheidung ein Puzzelteil birgt das sich gut versteckt und nicht immer den Weg zu seinem rechtmäßigen Platz zurück findet. Das eine Teil, welches gewollt nicht gefunden werden sollte und sich als eine Art des schlechten Omens manifestierte - unvermeidbar, zerstörerrisch mit der Intension eine klaffende Wunde zu hinterlassen. Es ist ein Spiel im Schatten des Krieges - und ähnlich wird jenes Spiel im Zwielicht des Untergrundes gespielt für Einfluss und Macht. Schlaining war nichts anderes als ein übergroßes Spielbrett unter einer dichten Wolke von hungrigen Sporen die alles Lebende verschlangen und verzerrten zu Abnormalitäten ihrer selbst. Es konnte nicht anders sein - sie waren auf diesem Missionsgang nicht mehr als kleine Spielfiguren, welche gegen die Befallenen ins Feld geschoben wurden.
Demoralisierung. Zermürbung der Gemüter am dünnen Faden der Hoffnung.
Als hätte man damit gerechnet das sie kommen würden - die Blicke blind auf den kleinen Funken von Hoffnung gerichtet, das Leben anderer noch retten zu können, oder einem dunklen Geist nachzujagen dem man für alles die Schuld gibt. Als hätte man gewusst, das Entsetzen, Furcht und Wut den Fokus nicht auf das eigentliche Ziel lenken würden - weg von der Quelle. Adrian Pierce warnte sie davor, und nun traf es ein. Warnte sie davor das zu viel des Mitgefühls an der Front sich zu einem verheerenden Verhängnis wandeln könne. Sie konnten Cordberg halten, doch nun stauchelten sie.
Die Quelle…was war die Quelle? Wo nahm sie ihren Anfang - und wo ihr tatsächliches Ende? War es zu Ende?
Es war zu einfach. Schlaining war nur der Anfang, aber nicht das tatsächliche Ende. Der Posten wurde verlassen - warum halten, wenn das unvermeindliche bereits auf dem Weg sein würde?
Sie haben etwas übersehen - sie war sich sicher. Aber war es wirklich zu spät?