" Hast du den blauen Stoff von Tante Helena her? "
„Ja! Wir waren auf dem Dachboden, und haben nach einem alten blauen Kapuzenumhang gesucht. Tante Helena meinte, es hätte einmal Onkelchen gehört, der leider nicht mehr ist - aber sich freuen würde wenn ich ihn tragen würde im Dienst der kleinen Kleinkompanie! Den trage ich dann einfach über den einfachen Harnisch, den mir Sir Harbold in Cordberg gab - damit trage ich dann beide bei mir und mache sie stolz.“
Shanelle bleibt nichts anderes übrig als einfach nur entzückt zu lächeln und mit einem gewissen stolzen Funkeln im Blick der Kleinrekrutin entgegen zu blicken, während man brav das Sofa hütet und auch einen zweiten Tag unter der Decke mit einer Wärmeflasche da liegt, um Krämpfen der Unterleibgegend entgegen zu wirken mit ganz simplen Mitteln, wie etwa die weisen Ratschläge die eine jede Mutter einer Tochter weitergibt. " Haltung annehmen, Kleinrekrutin! " Prompt nimmt Marigold Haltung an, wie man es sich bei den großen Wachen auch abgeguckt hat und dabei auch keine schlechte Figur macht - manch großer Rekrut würde wohl vor Neid gänzlich erblassen. Ein sanftes Lächeln umspielt abermals die blassen Lippen, während man das Mädchen mit innigen Blicken bedenkt, als könnte es schlicht der letzte Moment sein in dem es ihr vergönnt ist sie zu sehen. " Wirkt auf mich höchst professionell, Liebes! Vielleicht solltest du es dennoch nochmals mit Adrian Pierce oder Andrew üben. Sie können dir sicher noch mehr Ratschläge geben. "
„Andrew auch? War er Soldat?“
" Ja - ein Soldat aus Gilneas. Heute noch nach wie vor sehr stolzer Patriot seiner Heimat. "
„Ob er Großvater kannte? Großvater kam doch auch aus Gilneas.“
" Das eher nicht. Du musst wissen, dein Großvater hat mit 18 Jahren Gilneas verlassen um sich selbstständig zu machen und ein großer Geschäftsmann zu werden - er reiste viel und immer weiter weg von den heulenden Straßen seiner Heimat hinfort. "
„Mh!“
Marigold blinzelt und lockert ihre Haltung auf, als sie auf die filigrane Hand ihrer Mutter nieder blickt, welche sich mit offener Handfläche zu ihr hinüber streckt. So legt sich die deutlich kleinere Hand in die weiche Hand ihrer Mutter wo Finger sich sanft einander umschließen und die sturmblauen Augen in das von Sanftmut geprägte Antlitz blicken. " Ich…fühle mich sehr sicher in deiner Nähe, Kleinrekrutin. " Marigold zieht die Brauen leicht sorgevoll zusammen, während man das blasse und ausgelaugte Gesicht der Mutter betrachtet.
„…Stirbst du, Mama?“
" Oh…nein, nicht doch Liebes. Ich bleibe dir lange erhalten - schließlich möchte ich doch mit Stolz erleben wie mein Mädchen den Weg des Ritters geht, oder gar als Soldatin der Wache. Ich…bin nur etwas müde. " Die Jüngere kniet sich neben das Sofa hin und streift sich die Kapuze vom Schopf, um den Kopf unweit der Mutter auf das Kissen nieder zu legen und sie nachdenklich zu betrachten, während man ihre Hand feste hält.
„Vielleicht Wache! Adrian meinte, er kennt dich und dadurch konnte er vermutlich grob ahnen wer ich bin. Das ist irgendwie gruselig…mich kennen hier viele, aber ich erinner mich nicht.“
" Bevor ich euren Großvater kennenlernte, da waren deine Schwester, du und ich ganz alleine - aber das war nicht schlimm. Wir hatten ja uns - Tag und Nacht habe ich über euch gewacht, und ihr beiden wart stets an meiner Seite. Sogar als ich meine Blütenlichter verkaufte, und die Leute haben sich so sehr gefreut euch beide zu sehen. So sehr, das sie uns hin und wieder etwas mehr Münzen gaben, oder etwas ganz Leckeres, damit ihr einmal größer werdet als ich. Ihr wart noch klein, aber…manche Menschen habt ihr beiden sehr im Herzen berührt und ihnen für einen Tag mehr ein Lächeln geschenkt. " Sanft berühren die blassen Lippen die kleine Stirn des Mädchens und ein paar Strähnen werden sorgsam hinters Ohr gestrichen. " Unsere Welt meint es nicht immer gut mit einem…daher ist es sehr wichtig wie du deinen Mitmenschen begegnest, Liebes. Sei stets aufrichtig und ehrlich…sei hilfsbereit und lass Güte genau dort walten, wo diese gebraucht wird. Eines Tages werden Menschen auf dich zählen - auf den Schutz und die Geborgenheit die du ihnen einmal geben wirst. Gehst du diesen aufrichtigen Weg, wirst du niemals fürchten müssen alleine zu sein…man…wird sich an dich immer erinnern, und dir Güte zehnfach zurückgeben die du einmal anderen Menschen gegeben hast… "
„…Mama?“
Dem fernen Echo gleich dringt die noch so junge Stimme in ihr Unterbewusstsein ein, und lässt die schweren und müden Augenlider nur sehr langsam wieder aufschlagen. Das anrückende Abendgold flutet die bescheidene und überschaubare Dachstube gegenüber den Hallen des Eisernen Pinsels - spendet ein letztes Mal ein Hauch von Frühlingswärme und abendlichem Gezwitscher, bevor die Nacht von Neuem den Zwielichtschleier über die Hauptstadt der Menschen legt.
Der müde Blick geht ins Leere, als sie ihre Hand betrachtet in der noch wenige Stunden zuvor eine deutlich kleinere Hand ruhte. Sie musste wohl eingeschlafen sein, und man besaß die Güte sie auch dort zu belassen im Reich von Träumerei und Stille. Langezogen atmet sie durch und streicht sich verfahren durch das dunkle, gekürzte Lockenhaar um ins Chaos etwas der Ordnung hinein zu bringen - mit eher weniger Aussicht auf Erfolg, und so blieb man einfach liegen auf dem Rücken mit den Händen auf den flachen Bauch niedergelegt. Blicke wandern entlang der schrägen Decke über ihr. Revue passierend das was einmal war, und das was einmal kommen könnte. Namen und Gesichter, ganz gleich welcher Schicht und welchen Alters. Doch allem voran er - Adrian Pierce. Und mit ihm Arundell.
Verschrien und gefürchtet vor den Meisten als Gesicht des Gesetzes und Hüter von Ordnung - Monster mit keinerlei Empathie. Die wenigsten Menschen nahmen sich die Zeit den wahren Kern eines Gegenübers zu betrachten und Urteile über Jemanden werden rasch gefällt - recht wie unrecht. Das eigene Selbstmitleid und der eigene Egoismus hinterfragen nicht, warum ein Mensch im Sinne von Ordnung wie auch Fairness auch mit der Faust durchgreifen muss, sobald jeglicher Respekt im Sinne der Kooperation verwirkt ist - pochend auf Rechte, wo keine sind. Dabei bedarf es doch nur Menschlichkeit, etwas Grips, und den Hauch von Anstand.
„Schei.ßkerl…“
Verlässt es leise raunend und unter aufkommenden Tränen das unterschiedliche Augenpaar von milchig trüb und Sturmblau. Fluchend, doch nicht wirklich den Menschen an sich verteufelnd, denn mehr der Umstand das er es ihr schwerer macht abzulassen. Distanz zu nehmen, nur um einen weiteren wunderbaren Menschen vor Enttäuschung zu wahren. Die Augen des anderen behütend geschlossen zu halten, damit man nicht sehen muss, zu welchem hässlichen Menschen sie verkommen ist, der ein Leben führt in einem ewigen Katz und Maus Spiel. Gefangen und eingekesselt zwischen Gesetz und Kriminalität als Hüterin von Geheimnissen die besser verschwiegen bleiben und niemals in falsche Hände geraten. Ein Leben auf der ewigen Flucht, getrieben von Angst. Der Tag würde auch für sie einmal mehr wieder kommen, eine bitterliche Entscheidung treffen zu müssen.
Die Entscheidung zwischen Schwarz oder Weiß.
(Liebe für einen Thread den ich sehr gerne gelesen habe - hoffentlich schreibt ihr wieder fleißig!
Bestäubende Grüße
Ein ganz hibbeliger und erwartungsvoller Frühling )