Die rote Phiole
„Welche Phiole wählst du? Weiß? Schwarz? Oder doch die Rote?
Ihr seid ein hart arbeitender Mann des sturmwinder Bürgertums, mit nichts weiter bewaffnet als einem Beutel voll kupferner Münzen und Schwielen an den Händen. Ihr tragt eine blaue Latzhose und ein abgetragenes graues Hemd, welches Rückstände von Sägespänen aufweist. Die Abendsonne wärmt Euch den Rücken, während Ihr auf der Kanalseite des Zwergendistriktes erschöpft nach Hause schlendert. Harte Arbeit für Kupfermünzen? Ihr habt ein hartes Los gezogen.
Ihr bleibt stehen, als sich ein großer, breiter Schatten auf Euch wirft, Ihr dreht euch um und starrt erst einmal auf den rot betuchten Bauch eines hochgewachsenen, fetten Mannes. Ihr zittert am ganzen Leib und habt bereits mit Eurem kläglichen Lohn abgeschlossen. Wassersuppe und gestrecktes Brot sollte es sein, oder? Der große, speckige Berg grinst, sodass die gelben backsteinartigen Zähne gut zur Geltung kommen, und so trägt es sich zu, dass er euch, ungehobelt wie er ist, einen Humpen an die Brust prügelt, dass das gerstene Gold, schaumig, wie die Gischt an einer Brandung, überschwappt und die grauen Lumpen einweicht. „Ich bin Brocken und wenn du mehr als Brocken trinkst, dann gehen auch die nächsten 2 Getränke auf Brockens Nacken“, spricht der riesige Fleischberg und fordert Euch heraus. In trauriger Gewissheit, dass der Humpen Eure grauen Fetzen beschädigt hat und somit die Haltbarkeit von 1/2 auf 0/2 sank, wisst Ihr, dass Ihr nun nichts mehr zu verlieren habt. Ihr besitzt kein Gold und auch kein Silber, aber Ihr habt Euren Stolz! Ihr zieht Eure grauen Fetzen aus und bindet diese wie ein Bandana um den Kopf, denn Ihr werdet diese Herausforderung ernst nehmen. Mit neuem Mut und +12 auf Trinkfestigkeit wagt Ihr Euch an die Unternehmung. „Hng! Hng! Glngh!“, entgegnet Brocken und hat den Krug bereits angesetzt, wobei die güldene Gischt wie magnetisch angezogen die Kehle runterfließt.
Die schwere Holztür schwingt knarzend auf und der erste Rauch entweicht aus dem Inneren. In Erscheinung tritt ein Paar Stiefel, dreckig und alt. Zu jenem gehört, wie zu erwarten war, ein Besitzer. Ein Mann. Ihr schätzt ihn auf ungefähr dreißig Sommer, mit robuster, aber sichtlich alter und abgenutzter Lederkleidung. “Oy, Brocken, schalt’n Gang zurück, ah?”, ruft er aus und erst jetzt fallen - nebst den schmalen Lippen und den eingefallenen Wangen - zwei stechend blaue Augen auf, die sich gänzlich unpassend im sonst kantigen Gesicht abzeichnen. Umrahmt werden sie von braunem, langem Haar und einem Vollbart. Die dunklen Strähnen des Kerls wirken feucht, förmlich durchnässt und kleben am verschwitzen Männergesicht. In Euren Fokus fallen vor allem seine Waffen, ein langes Messer und eine alte, fast schon rostige Steinschlosspistole. Als Euer Blick weiter an ihm herabgleitet… ist das eine Rolle Münzen in seiner Hose? Und just in diesem Augenblick zieht der Kerl auch wirklich eine Rolle Münzen aus der Hosentasche, schnipst eine Silberne in Eure Richtung und spricht wieder: „Du siehst aus, als wär’ Brocken nur’s geringst’ Übel gewes’n. Komm mit rein und schau dir’e Bar von inn’ an. Das erst’ Getränk…“, blickt sich um. "… geht auf Brocken, ah? Du musst ja nich’ drauß’n trink’n.” Schon wendet sich der Braunhaarige wieder ab und betritt die Spelunke. Dabei schickt er einen Blick über die rechte Schulter nach hinten. "Kanns’ mich Francis nenn’, aber sag, was is’m gemacht’n Mann wie dir gescheh’n, dass 'r mit so ’ner Miene durch’e Kanäle streif’?”
Ihr erzählt ihm von Eurem harten Leben und den wenigen Kupferstücken, welche Euch Euer Vorarbeiter stets lieblos überreicht. Ihr wisst, dass er im Hinterzimmer immer genau abzählt, und Eure Arbeit stets so gering wie möglich schätzt, wie auch die Eurer Mitarbeiter, denn es ist bekannt, dass die übrige Summe in die Taschen des Vorarbeiters wandert. Ihr seid erbost über diesen Umstand und hattet wie von Sinnen den Krug auf dem gepflasterten Gestein des Weges der Kanalseite des Zwergendistriktes zurückgelassen, als Ihr Euch wie von einem Freund in die Bar eingeladen fühltet. Ihr konntet den Augen nicht widerstehen, aber so involviert Ihr grade auch seid, hallt Euch doch ein Gedanke durch den Kopf: „Morgen gibbet viel Holz vonna Elwynn. Wa Moggn nich da‘s kann Zuschuss vergess‘n“, sprach der gierige Vorarbeiter und Ihr schlagt mit der Faust gegen die geöffnete Holztür, welche zwar heile bleibt, Euch aber einen etwas aufgeschürften Knöchel beschert. Ihr erklärt dem Mann namens Francis, dass es wahrscheinlich keine gute Idee sei im Laden zu bleiben.
Entscheidet Ihr Euch zu gehen oder bleibt Ihr bei Francis und genehmigt Euch ein weiteres Gesöff? Ersteres würde Euch in Euren tristen Alltag zwingen, aber Ihr hättet die Aussicht auf die Teilnahme an einem Großauftrag, welcher Euch vielleicht sogar einen ganzen Silberling einbringt. Letzteres würde Euch einen ungewöhnlichen Abend versprechen, denn Ihr wurdet noch nie so selbstlos eingeladen. Eure Zweifel senken eure allgemeine Bewegungsgeschwindigkeit um -6, aber eure Willenskraft steigt um +4, denn Ihr verspürt den inneren Drang Euch zu entwickeln. Ihr fühlt, dass dieser Tag anders ist… anders als alle davor.
Neugierig betrachtet Ihr den Mann mit den interessanten blauen Augen und dem markanten Kinn. Ihr verratet ihm selbstbewusst Euren Namen. Trinkt Euch einen Schluck Mut an oder spekuliert auf den Silberling! In der düsteren, von wenigen Kerzen beschienenen Ecke der Bar entdeckt Ihr einen schemenhaften Mann mit Zylinder, welcher sich mit beiden Händen auf einen Gehstock stützt. Er scheint Euch zu mustern. Ihr blinzelt und plötzlich ist der Mann verschwunden. Wahrscheinlich habt Ihr Euch getäuscht. Das nächste Getränk sollte weniger stark sein, hrm?
___________________________________________________________________
Die Spelunke
Die schon unter vielen Namen bekannte Spelunke erscheint unter neuer Leitung in trübem Glanze. Kaum betritt man jene Schänke, offenbart sich dem neugierigen Publikum ein kurioser Anblick. Das diffuse Licht in Kombination mit fehlenden Fenstern sorgt für eine Stimmung der Finsternis und Obskurität gepaart mit dem Aroma von billigem Fusel und Tabakrauch. Ein hölzerner Krokilisk rechtsseitig der schweren Eingangstür starrt stur und streng auf einen der Holzbalken, damit jener auch bloß nicht das Arbeiten einstellt und den Gästen die Decke auf dem Kopf zerberstet. Linksseitig wartet der schmale Tresen, welcher sicherlich einmal bessere Tage gesehen hatte, auf seine nächste Politur. Er ist gut bestückt mit großen unbeschrifteten Fässern sowie einigen übrig gebliebenen Bierhumpen. Das aktuelle Angebot findet sich in kunstlosen Lettern auf einer Kreidetafel hinter dem Ausschank und verspricht für jeden Münzbeutel bezahlbar zu sein. Umringt wird es von etikettlosen Flaschen aller Art, die von einem ordentlichen Rausch säuseln, den man so schnell nicht wieder vergessen wird. Aber nicht nur die Kehle befeuchten vermag man sich hier. Durch Handel gibt es an festen Tagen allerhand schmackhafte Gaumenfreuden, die so manch Taverne der Stadt in den Schatten stellen. Das Personal freut sich stets über Kunden, die mit angemessenen Trinkgeldern die nächsten Geschäfte ins Rollen bringen, sowie auch über weitere helfende Hände, die sich an die Regeln zu halten wissen. Davon scheint es immerhin einige zu geben, wenn man dem Getuschel der Gosse Glauben schenken kann. Ist es doch vielerorts nicht anders.
Die Gespräche der Kunden in der Bar sind leise und intim. Kaum eine der Gestalten offenbart, was die Beweggründe für den Zwischenstopp in der dubiosen Spelunke sind, doch kann man das spannungsgeladene Knistern in der Luft förmlich fühlen. Die kühle Glätte von Karten, das helle Klackern der Würfel, der Geschmack des Gewinns, der wohlige Geruch des Geldes. Süßlich, würzig, herb. Oder riecht es doch nach etwas Anderem? Gewiss wird der Weg durch die Hintertür des Schankraumes neue Pforten für weiteres Treiben öffnen.
___________________________________________________________________
OOC Informationen:
Standort: Schattenspiele in Sturmwind, Zwergendistrikt
Öffnung: Die Bar hat keine festen Öffnungstage. Achtet auf die Ausrufer oder den Dicken vor der Tür.
Das Bespielen der Bar ohne Tresenkraft ist über den NPC Quincy Messerschmied möglich. Der IC Zutritt in die Gasse sowie das Haupthaus ist in dieser Zeit nicht gestattet.
Ansprechpartner
- Aleister Reed (Alez)
- Kertor Lockwood (Fabulant, Kertor)
- Caitlyn Lockwood (CaÏtlyn, Caitlyñ)