Mit dem Blühen der Apfelbäume Ende April hatte der Frühling endgültig Einzug nach Sturmwind erhalten. Während die Winzergesellin ihre Schürze glattstrich und aus dem Gutsladen auf die Kanalterrasse trat, schlug ihr neben dem Geschnatter der Spätnachmittagsgäste auch das geschäftige Summen von Bienen entgegen, die sich beinahe tanzend auf die Blumenkästen und die Apfelblüten stürzten. Die ersten grünen Blätter waren schon zu sehen, vornehmlich war er aber weiß und rosarot. Passend zum Rosé, der zu dieser Jahreszeit gerne getrunken wurde. Vor allem von den Damen, die mit großen Hüten und noch größerem Durst aus dem Magierviertel oder dem Handelsdistrikt wackelten, um sich von ihrem Kaufrausch oder den magischen Studien zu erholen. Morgens hatte Jessika meist mit netten alten Damen oder Hausfrauen zu tun, abends dafür des Öfteren mit Arbeitern und Ladenbesitzern, die sich ein Glas Rotwein oder einen Tresterbrand zum Absacken leisten wollten. Die meisten waren nett - selbst die Hochelfen, die ihr immer ein wenig … ätherisch vorkamen. Zu filigran, zu gespachtelt. Aber große Weintrinker, also beschwerte sie sich nicht.
Es gab ohnehin wenig, worüber man sich beschweren konnte, fand Jessika Bernwehr, als sie mit einem Lächeln die Roségläser der Damen auffüllte, die ihr kaum einen zweiten Blick schenkten. Die Winde waren heute warm und trugen den Geruch von Blüten und Meerwasser heran, kräuselten das Kanalwasser und scheuchten hin und wieder ein paar Krebse auf, die auf dem Grund herumkrabbelten. Der Tag war nicht übermäßig stressbehaftet und ihre Schicht war bald vorbei. Ein wenig gehässig war sie schon. Es gab eine Flaschenlieferung. Ihre Mitarbeiter würden den ganzen Abend damit beschäftigt sein, Wein abzufüllen und Etikette zu leimen, Korken einzuschlagen … Und sie! Sie hatte schon einen ganz genauen Plan, was sie tun würde.
Der kleine Beo schlief engelsgleich in seinem Körbchen im Inneren des Ladens - alles andere hätte sie entweder gehört oder gerochen - und benahm sich heute zur Abwechslung einmal absolut grandios. Es war Ewigkeiten her, dass sie beim Barbier war, noch vor ihrer Schwangerschaft und den ganzen Geißelzeug. Es hatte einfach immer etwas Wichtigeres gegeben. Aber heute nicht. Heute hatte sie alles geregelt und die Zeit war gekommen, Genevieve einen Besuch abzustatten!
“Noch ein Rosé, bitte!”, näselte es vom Kanal herüber. Jessika, die gerade erst wieder nach drinnen gekommen war und eigentlich den Tresen wischen wollte, stieß ein leichtes Seufzen aus. “Bernwehr! Noch ein Bernwehr! Wo bleibt der Wein?”
Es war ihr Name. Ihr Wein. Ihr Meisterstück. Aber manchmal … Ach, sie konnte sich nicht beschweren. Es war ein schöner Tag, es wartete noch ein viel schönerer Abend auf sie und wenn ihr Vater ihr eine Sache beigebracht hatte, dann war es, dass Arbeit nie ein Grund war, sich zu beschweren.
“Darf es noch ein Häppchen sein?”
OOC
Der Gutsladen existiert noch! Zuletzt waren wir auf den erbaulichen Spielen zugegen! Obwohl das Ladengeschäft im Off weiterhin regelmäßig öffnet und man weiterhin gerne im Rollenspiel Bezug darauf nehmen kann, wird das Bespielen des Ladens noch eine kleine Weile auf sich warten müssen. Der Großteil der Gildenmitglieder befindet sich im Moment noch auf der Rückreise vom Turnierstandort.
Bei Anliegen stehen unsere Ansprechpartner weiterhin zur Verfügung!