Bindet auf ganz unkreative Weise ein Seil um den Beitrag und hängt ihn an drei magische Besen. Nun putzt. Zieht. Und putzt!
Ein kleiner, feiner, einfacher Push.
Bindet auf ganz unkreative Weise ein Seil um den Beitrag und hängt ihn an drei magische Besen. Nun putzt. Zieht. Und putzt!
Ein kleiner, feiner, einfacher Push.
Vergeben und vergessen?
Die leyblauen Augen des Elfen fuhren zum wiederholten Male über das Konzeptionsblatt vor sich. Komplizierte Formel reihten aneinander und dennoch gab es Lücken in der Gleichung, die langsam am wachen Geist des Magiewirkers zehrten. Die schlankgliedrige Hand griff nach dem gläsernen Kelch, der nahe der Blaupause stand. Anthalars führte ihn an seine schmalen Lippen und trank einen genüsslichen Schluck exzellenten Dalaraner Noir. Der fruchtige Wein entfaltete augenblicklich seine wunderbare Wirkung auf der Zunge des Hochelfen. Er hatte sich schon sehr früh an diesen Geschmack gewöhnen müssen. Schon zu seiner Zeit in Dalaran hatte er immer mal wieder von dem herrlichen Getränk gekostet, sich allerdings davor behütet in die Völlerei zu stürzen. Auch wenn Anthalars wusste, dass außerhalb seines Zimmers tiefste Nacht herrschte, so zeigten seine Fenster einen wunderbar, klaren und hell erleuchteten Himmel. Wenn man nicht direkt wusste, in Sturmwind, tief unter der Erde zu sein, hätte man annehmen können, dass man in einem der hohen Türme eben jener magischen Stadt saß, aus dem der Noir stammte. Dalaran war einst die Heimat des Elfen gewesen. Etliche Jahre vor der verheerenden Zerstörung. Nein…Seine Gedanken durften jetzt keine Sentimentalitäten aufweisen. Er würde damit nur noch mehr Lücken in sein so hochempfindliches Konzept reißen. Anthalars musste konzentriert bleiben. Er schnappte sich die verkürzte Variation eines Stabes, die neben dem Konzeptblatt lag und dirigierte ihn wie ein Komponist durch die Luft. Er musste nicht einmal Worte sprechen, um die Macht der Magie dazu zu zwingen, sich ihm hinzugeben. Ein Zeichen seiner Perfektion auf eben jenem Gebiet der Illusion. Nach einem kurzen Augenblick sah er sein eigenes Antlitz und es sah zurück. So anmutig und aufrecht, so ebenmäßig gezeichnet, einem Kunstwerk gleich. Der Elfenmagier betrachtete sein dreidimensionales, durchweg real erscheinendes Spiegelbild und es betrachtete ihn zurück. Wäre nun einer seiner Assistenten herbeigeeilt, er hätte mit Sicherheit nicht sagen können, wer nun der echte Magus gewesen wäre. Und dennoch war er nicht zufrieden. „Ihr könntet natürlich versuchen, die Komponenten des Zaubers noch einmal umzustellen oder auf die Matrix selbst zuzugreifen.“, „Ich hatte es schon versucht und auch das hat nichts genutzt.“, die wirre Zwiesprache hätte aller Verwunderung den Rest gegeben. Aber der Elfenmagier hatte diese kleine Spielerei ganz für sich allein entdeckt, so behauptete er zumindest im Stillen. Wann immer er an ein totes Ende gelangt war, beschwor er sich selbst, um mit seinen eigenen Ich Ideen auszutauschen. Auch wenn Anthalars selbst wusste, dass das Ausgesprochene des Zauberbildes nur eine Wiedergabe seiner eigenen, in diesem Moment folgenden Gedanken war. Der einzige Makel in der Perfektion seines Selbst war, dass er es nicht billigte, wenn ihm irgendwer bei seinem ureigenen Projekt zur Hand gehen wollte. Er schlug jede Hilfe aus und wunderte sich dann, im Kreis zu laufen. „Welch köstliche Ironie, nicht wahr?“, höhnte das Spiegelbild auf einmal und starrte ausdruckslos auf das Original des Elfenmagiers. Der Elf schnaufte nur und ließ eine wegwischende Geste folgen. Er kehrte seinem gespielten Ich den Rücken zu und starrte zur Illusion Dalarans hinaus. Angestrengt dachte er nach und so erhob die Illusion wieder die Stimme: „Vielleicht könnte man…“, „Schweig!“, schnitt der Elf seinem Selbst das Wort ab. Noch ehe der aufgekommene Gedanke zu einem Ende kam, war die Schnur auch wieder gerissen. „Ich versuche zu denken…“ Aus dem Augenwinkel konnte er das Starren, der unnatürlich lang geöffneten Augen des Spiegelbildes sehen. Irgendwas an diesem Blick ließ den Elfenmagier wieder ausschnauben. Er packte seinen Zauberstab und schwang ihn erneut gekonnt und ohne ein magisches Wort zu verlieren durch die Luft. Die Illusion löste sich im Nichts auf und gab den Anblick des umliegenden Raumes frei. Einige Jahre war er nun im Dienst der Allianz und der Akademie tätig. Träge setzte sich Anthalars in seinen Stuhl und stützte die schweren Gedanken seines Kopfes auf seiner Hand ab. Und immer und immer wieder drehte er sich nur im Kreis, wenn er meinte einer Lösung so nahe zu kommen. Für einen Moment schloss er die Augen und ließ seinen Geist einfach vor sich hinfahren. Er entwich seinen beschränkten, irdischen Sinnen und konzentrierte sich auf die kosmische Macht, die in Azerotheingesponnen war. Die Macht der Titanen. Die Macht der Ordnung. Magie. Während seiner spektralen Reise glitt er vorbei an großen Ansammlungen eben jener mystischen Macht. Er hatte diese Art des Gedankenflusses schon mehrmals durchgeführt und fast immer war er dadurch zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen. Nur bei diesem Projekt nicht. Er glitt weiter dahin, bohrte in den Feldern des Ley und seinen Erinnerungen und versuchte die richtigen Komponenten herzustellen. Was ihm allerdings, nicht gelingen sollte. Stattdessen schwirrte sein Geist abseits des geregelten Pfades und er trat vor seinem inneren Auge an eine klaffende Wunde, nicht fern eines weitlaufenden Sees. Hier hatte seinerzeit alles seinen Anfang genommen und die Erinnerung an eben jene Zeit versetzte dem Hochelfen einen leichten Stich. Er mochte diese Erinnerung nicht. Er mochte sie nicht, da sie ihn an sein damaliges Versagen und seine Unzulänglichkeit erinnerte. Viel lieber hatte er die Erinnerung an eine gewaltige Stadt, die einst diesen gigantischen Krater ausfüllte. Hohe spitze Türme, die sich weit dem Himmel emporreckten und Magie. Überall war dort Magie. Er hatte hier studiert, war hier geboren worden. In Dalaran.
Anthalars schritt an jenen schicksalshaften Tag durch die idyllischen Gärten der Stadt und las ein Buch. An den genauen Titel konnte er sich nicht erinnern. Er war verloren gegangen wegen all er Schrecken, die diesen Tag heimsuchten. Aus irgendeinem Grund hatte er verpasst, dass die Stadt in Alarmbereitschaft getreten war und viel zu spät hatte er wahrgenommen, was passiert war. Eine untote Horde stand vor den Toren der Stadt und immer wieder drangen sie durch die Zauberschutze des Erzmagiers Antonidas, um Stück für Stück weiter in die Stadt vorzudringen. Viel zu spät hatte sich der Elfenmagier den Verteidigern der Stadt angeschlossen. Zu viele Leben hatten sie durch die niedermähende Armee verloren. Und doch hatte niemand kommen sehen, was nach dem Überfall der Geißel geschehen sollte. Es glich einem Flüstern in heller Aufregung. Ein machtvolles Buch soll den kalten, toten Händen des Obersten der Kirin Tor entrissen worden sein. Allerdings blieb keine Zeit um groß über das Geschehene nachzudenken. Denn der Himmel fing im nächsten Moment buchstäblich Feuer. Ein Grauen erfüllte die Umlade und im eben jenen nächsten Momenten vernahm man unheilige Stimmen über der Stadt schweben, während riesige Turmbrocken auf die Bevölkerung neidergingen. Schreie, Staub und weiterer Lärm säumten die verwüsteten Straßen, des einst so großen Juwels. Hätte Anthalars nur eher reagiert, hätte er vorzeitig begriffen, was auf dem Spiel stand…wäre er nur nicht so ein Narr gewesen, hätte er vielleicht mehr Leben als das Seine retten können. Eine weitere, nur ganz kurz aufflammende Erinnerung schoss durch seinen Geist und versetzte ihm einen weiteren Seitenhieb. Es war die Erinnerung daran, wie er und einige wenige der Überlebenden aus den Ruinen Dalarans abzogen und weiter im Süden Zuflucht fanden. Wieso er nicht geblieben war, war ihm entfallen. Er glaubte aber, dass er aus einem Affekt gehandelt haben musste. Vielleicht konnte er die Trümmer und Leichenberge nicht mehr sehen, das wimmernde Verzweifeln anderer Verletzter nicht mehr hören. Vielleicht hatte er den Ort des Schreckens nur so schnell verlassen, um sich soweit es nur möglich war davon zu distanzieren, um die schmerzende Realität zu unterdrücken. Aber Dalaran war mit der Zeit wiedergeborenen worden, so wie sein Volk wiedergeboren wurde. Und dennoch hatte er beidem in gewisser Weise den Rücken gekehrt.
Wieder im Hier und Jetzt angelangt, spürte Anthalars deutlich wie schwer im das Herz doch geworden war. Er hatte nicht gewagt, in seine ehemalige Heimat zurück zu kehren. Für ihn war sie das nämlich nicht mehr. Er hatte sich nicht an dem Wiederaufbau seiner damaligen Gilde beteiligt. Er hatte ihnen den Rücken zugekehrt. So auch seiner Sippschaft, von der ein Teil in den Trümmern Dalarans auf ewig verloren gegangen sein mochte und ein anderer, der vielleicht den Sturm auf Quel’thalas überlebt hatte. Anthalars hatte mit jenen schicksalshaften Tagen abgeschlossen, zumindest wünschte er sich innerlich, dass es so war.
Recherchearbeit
Der Wunsch der Hochmagierin stellte sich als herausfordernder als gedacht heraus. Phoebe verbrachte fast mehrere Stunden am Tag in den Hallen der Macht– tief unter der Erde des Magierviertels. Die Arbeit lenkte sie von anderen Dingen ab. Dinge, die sie innerlich zerrütteten. Sie wurde hergeschickt, um Vergleiche anzustellen, zu einem magischen Objekt, welches einer ihrer Freunde, ein Worgen Namens Tom zusammen mit weiteren im Elwynn Wald gefunden hatte. Eine Würfelbox mit rätselhaftem Inhalt. Die analytischen Arbeiten an der Kugel dauerten an und so trug die Hochmagierin Phoebe auf, in der Geschichte der Zauberei nach ähnlichen Konstrukten Ausschau zu halten. Doch der Erfolg ihrer Suche hielt sich bisweilen in Grenzen. Sie hatte einmal darüber nachgedacht, den Archivar nach einem ähnlichen Fundstück auszufragen, doch der machte sich so rar wie seit Tagen nicht mehr. Also blieb ihr nichts anderes übrig als mühselig Folianten um Folianten einzeln zu studieren.
Der Tag neigte sich dem Ende zu, als sie ein weiteres Mal in das riesige Labyrinth von einer Bibliothek trat. „Wer Wissen sucht, wird Erkenntnis finden.“ , stand in dem Stein der Pforte gemeißelt. Phoebe lockte dieser Spruch zur Zeit nur ein verächtliches Schnaufen ab. Sie suchte Tag ein und aus, ohne wirklich an Erkenntnis zu gelangen. Vielleicht sollte sie aber heute mehr Glück haben. Denn, als sie in die nächste Regalreihe einbog hörte sie zwei männliche Stimmen miteinander sprechen: „Und du bist dir sicher? Die Hochmagierin arbeitet gerade an sowas?“, „Ja, ganz sicher. Und weißt du was, das riecht mir alles ganz schön nach diesen kauzigen Magiern. Wie hießen die noch…“ Der Magier, den Phoebe nicht genau erkennen konnte, dachte laut nach und gab entsprechende Töne von sich. „Kannst du auch leise denken? Hier sind noch andere, die sich durch dein stetiges ‚Ääähmen‘ und ‚Hmmmhmen‘ gestört fühlen könnten.“, „Igor Sil vom Rande, Elbaran Hukusch, Naovin von Praza! Das sind die Namen.“ Ein scharfes Zischen bohrte sich durch den Gang und ließ die Magier augenblicklich verstummen. Phoebe versuchte noch immer zu lauschen, doch alles was sie nach dem Fall der drei Namen wahrnahm war leises Getuschel. Anschließend entfernten sich die Stimmen. Igor Sil vom Rande, Elbaran Hukusch und Naovin von Praza, hatten sie gesagt. Die Namen schenkten Phoebe keinen besonderen Einfall, aber sie könnten ein Hinweis für ihre Recherchearbeiten sein. Jetzt muss sie nur noch einen entsprechenden Verweis in den Schriften der Akademie finden. Eine weitere schwere Herausforderung, denn keiner der Magier schien besonders berühmt zu sein. Zumindest nicht so berühmt wie manch anderer Magier. Es sollte bis in den späten Abend dauern, bis Phoebe ein Buch zufiel, welches einen der drei Namen enthielt. Igor Sil vom Rande. Milde überrascht, über ihren Fund verließ sie die Bücherei und kehrte auf ihr Zimmer zurück. Der zehnte Glockenschlag des Abends lag weit hinterher, bald schon würde man die nächste Stunde oder gar schon die übernächste erreicht haben. Phoebe entzündete einige Kerzen und beschwor zusätzlich ein magisches Licht herauf. Das tat sie immer, wenn sie meinte, dass das Licht der Kerzen sie mehr in einem Dämmer- als Wachzustand halten würden. Aufmerksam las sie die Einträge über den Magier. Einer, der angeblich nicht mehr unter den Lebenden weilen sollte, ein Magier, der den Hintergrund Ruhm und Ansehen vorzog. Ein Eremit also, der seine Zeit damit verbrachte die Technologien der Gnome zu studieren. Neben vom Rande erspähte Phoebe einen weiteren Namen, den sie einige Stunden zuvor noch in der Bibliothek vernommen hatte: Naovin von Praza. Navoin und Igor schienen sich zu kennen und im gleichen Maße an demselben Thema interessiert. Es gab Gerüchte über den Magier vom Rande. So erfasste Phoebe, dass er ein Mann mit verbogener Moral sein sollte. Ein Mann der gerne Grenzen überstieg, um seine Ziele zu erreichen. Jemand der wie ein Puppenspieler Fäden zog, um nicht näher erläuterte Ereignisse zu koordinieren. Er war also jemand, der sich nicht offen zeigte. Eine vorherige Feststellung, die mit weiterem Lesen der Aufzeichnungen nur umso mehr Festigkeit und Zustimmung erhielt. Die Biografie des gesichtslosen Magiers endete plump in der Vorstellung, er sei bei einer Expedition in Richtung Uldum ums Leben gekommen. Phoebe schob das Buch bei Seite und lehnte sich müde in ihren Stuhl zurück. Die Augen brannten ihr und als sie einen kurzen Blick auf die Taschenuhr ihres Vaters warf, seufzte sie aus. Die Nacht war beinahe vorüber und sie hatte seit Stunden nicht mehr geschlafen. Das nagte an ihrem Geist und sie spürte, wie die Schwere der Müdigkeit sie langsam überkam.
Am nächsten Tag erwachte Phoebe durch das einfallende Tageslicht. Sie schreckte hoch und stellte mit einem weiteren Blick auf die Uhr fest, dass sie ihre morgendlichen Kurse verschlafen hatte. Ein Ärgernis, dem sie sich später verantworten müsste. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Herrichtens versteckte sich Phoebe abermals in der Bibliothek und suchte weitere Bücher nach den Namen der drei Magier ab. Zum Glück konnte sie ihre Kursleiter damit zufrieden stellen, dass sie versprach ihre versäumten Arbeiten nachzuholen und in den nächsten Stunden vorzuzeigen. Arbeit um Arbeit. Aber das tat irgendwo gut. Es lenkte weiter von dem ab, was unter ihrer Oberfläche vor sich her brodelte. Während sie in einer Ecke, an einem einsamen Studiertischlein saß und bereits das vierte schwere Buch durchblätterte, merkte sie, wie sie beobachtet wurde. Ein paar orangefarbener Augen, die zu einem schlanken Gesicht gehörten, dem nebenher ein angenehmer heller Ton beiwohnte. Der schlanke Magier trat raschen Schrittes auf Phoebe zu, als er bemerkte, dass sie ihn gesehen hatte. „Ihr seid Hochmagierin von Wittenburgs Assistentin, oder? Novizin Roscoe.“ Phoebe erhob sich und knickste höflich vor dem Magier. „Die bin ich, Magus – Was kann ich…“, „Nein, nein…ich kann Euch helfen.“, unterbrach er sie einfach und jetzt stellte Phoebe fest, dass der Mann mit dem sie gerade sprach niemand geringeres war, als der Magier, der gestern in reges Tuscheln verfallen war, als die Bibliothekare ihn mit einem scharfen Zischen ermahnten. „Ich bin Magus Aoridus und ich glaube zu wissen, wonach Ihr sucht. Ihr seid immerhin nicht zum ersten Mal in der Halle der Macht und für gewöhnlich zieht es Studierende nur dann mehrmals an diesen Ort, wenn sie intensiv nach etwas suchen.“ Phoebe entschied zunächst zu schweigen und Magus Aordius zu zuhören. Der grinste sie breit an und nickt wissend. „Igor Sil vom Rande, Elbaran Hukusch und Naovin von Praza. Das sind die Namen, nach denen Ihr sucht, Novizin. Doch leider gibt unsere wunderbare Bibliothek nicht allzu viel über sie wieder. Deshalb fallen Eure Suchen so nüchtern aus.“ Phoebe legt ihre Hände vor dem Becken zusammen und versuchte, sich die langsam daher kriechende Müdigkeit nicht anmerken zu lassen. Selbst wenn ihr ausdrucksloses Gesicht und die müden Augen Bände darüber sprachen. „Und Ihr seid mit diesen Magiern vertraut?“, „Gute Güte, nein. Das heißt…also mit einem schon. Naovin von Praza. Ich meine…jemanden zu kennen, der ihn gekannt hat. Aber fragt mich nicht nach weiteren Namen. Das ist schon eine Weile her.“ Magus Aordius winkte ab und setzte fort: „Er war ein Halbelf, recht blass mit grünen Augen und roten Haaren, die loderten wie Feuer. Über seine Herkunft sollte nicht viel bekannt sein…aber…vielleicht überraschen Euch diese Hallen ja doch mit etwas…Erkenntnis.“ Der Magier grinste sie an, ehe er den Kopf schüttelte. „Er und vom Lande waren vernarrt in gnomische Technologien und sie haben, jeder auf seine Art und Weise, nach Wegen gesucht, um Technik mit Magie zu verbinden. Die Arbeit profaner Technomagier. Allerdings nichts, was wirklich Fuß fassen konnte. Er soll ein sehr verschwenderisches Beispiel für unsere Gesellschaft gewesen sein, wisst ihr. Und jemand, der großes Talent in der Schule der Illusion hervorgebracht hatte. Ihr fragt Euch sicher, wieso ich Euch dies alles erzähle, oder?“ Phoebe sah nun kritisch drein. Irgendwo hatte sie es doch kommen sehen, dass der redselige Magier etwas für diese Informationen verlangte. Doch ehe sie etwas sagen konnte, meinte Aordius: „Ich wünsche Eure Hilfe Novizin. Sagen wir, ich bin recht ungeschickt, wenn es um die Kommunikation zur Hochmagierin geht. So ungeschickt, dass man mich bisweilen vergessen oder übersehen möchte. Seitdem Ihr den Fund des Tages in die Akademie gebracht habt, wünsche ich ein Auge darauf zu werfen, aber die starre alte Ziege…uhm…Verzeihung, die gnädige Hochmagierin verweigert es.“, „Wieso seid Ihr so begierig darauf, einen Blick auf das magische Objekt zu erhaschen, Magus?“ Der Magier sah Phoebe perplex an, als diese ihn so rüde aus dem Gespächsfluss zog. „Nun…bei besagtem Objekt handelt es sich ohne Frage um Filligranis Magisches Auge, was einen Blick in die nahe Zukunft offenbart und beim Schütteln dafür sorgt, dass sie sich verändert. Ein sehr mächtiges und lange verloren geglaubtes Artefakt. Ein…historisches Weltwunder der Weissagung. Ich habe die alten Texte so oft studiert und…nun…es passt haargenau zu dem, was die Hochmagierin von Wittenberg in ihrem staubigen Kämmerchen beherbergt. Ich komme nur leider nicht dran. Würdet Ihr bitte dafür sorgen, dass sie mir Zutritt wie auch Einsicht gewährt? Immerhin habe ich Euch auch weitergeholfen.“ Phoebe schüttelte nur verwirrt den Kopf: „Und was bitte soll dieses Artefakt mit den drei Magiern zu tun haben, die Ihr erwähntet?“, „Nun…das…das liegt doch auf der Hand. Sie sind die Erfinder des Auges! Sehr mächtige Zauberer, die aber lieber im Hintergrund agierten.“ Da lachte der Magier. „Eremiten, wie unsere liebe von Wittenberg.“ Wieder sah Phoebe nur kritisch drein und schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht versprechen, aber werde tun was ich kann.“, „Hah! Bei Antonidas‘ Bart. Vielen Dank. Ich werde Euch nun auch weiter in Ruhe lassen. Habt noch viel Erfolg und Spaß bei Euren Studien.“
Phoebe verließ die Bibliothek mit etwas mehr als dem haltlosen Gebaren des Magiers Aordius. Sie hatte durch puren Zufall einen lehrreichen Band über das richtige Verhalten von Magiern gefunden und als negatives Paradebeispiel den verschwenderischen Lebensstil des Magiers Naovin von Praza entdeckt. Von Praza hatte sich durch seine immer wieder begonnenen Arbeiten und Projekte einen hohen Schuldenberg aneignet. Des Weiteren gab es hier einen Quellenverweis, der auf eine Abhandlung über Zauberstäbe hinwies, wo Naovin ebenso erwähnt werden sollte. Die Nacht verging wieder viel zu schnell und Phoebe legte sich alsbald in ihr Bett und starrte an die dunkle Decke. Die Gedanken, die sie den ganzen Tag über unter staubigen Büchern ersticken konnte, kamen mit einem Mal und ganz und gar unverschämt wieder hoch. Das liebreizende Gesicht eines Vertrauten blitze in ihren Erinnerungen auf. Ein sich lösender Händedruck lastete wie ein Phantom auf ihrer linken Hand, die sie unweigerlich zu einer Faust schloss und näher zu sich zog. Hastig suchte sie in ihrem Kopf nach anderen Gedanken. Gedanken, um sich abzulenken. So glitt sie daher und stolperte über das, was sie zuvor schon dem Magier Aordius entgegenbrachte; Wo war nun diese Verbindung zwischen den drei Magiern und dem von Tom und seinen Freunden gefundenen magischen Objekt. Naovin war Illusionist und lebte mit dieser Fähigkeit so zurückgezogen wie sein Themenfreund Igor. Sie beide erforschten die Technologien der Gnome. Aber nirgendwo stand etwas von einem ominösen Auge, welches die Zeit beeinflussen konnte. Es wurde mit Nichten eine Apparatur erwähnt, die eine Würfelbox mit kugeligem Inhalt wiedergab. War dies eine Sackgasse oder gab es vielleicht noch mehr herauszufinden und wieso hatte sie bisher noch nichts über den Dritten im Bunde erfahren können, wo ihn der Magier doch so ausdrücklich erwähnt hatte. Hatte sie vielleicht zu schludrig gearbeitet. Sicher sie nutze den Rechercheauftrag mehr dazu, um nicht von jetzt auf gleich in Melancholie zu versinken und demnach könnte sie wohlmöglich nicht immer ganz bei der Sache gewesen sein. Ein weiterer Tag der Recherchen würde sicher noch etwas mehr Licht ins Dunkle bringen. Aber zunächst wollte sie einfach nur Schlafen…
OOC:
Ein feiner Push für das feine Sanktum.
lässt die Finger ganz und gar unmagisch und plump über die Tastatur wandern und bringt damit diesen Beitrag wieder etwas höher!
-Le unkreativer Push!
Der Reisebericht des Igor Sil vom Rande
„Der letzte Bericht über den Magus Igor Sil vom Rande, stammt laut der Niederschrift aus Ramkahen. Es wird erwähnt, dass die Reisegruppe des Magus in Richtung Vir’Sar unterwegs war. Der Bericht beschreibt weiterhin, dass sie allerdings nie ihr Reiseziel erreicht haben. Im angehangen Kartenmaterial gibt es eine genaue Reisestrecke, die sie wählen wollten. Allerdings ist unklar, wie weit sich diese heute noch zurückverfolgen lässt. Letztlich habe ich noch einige handschriftliche Notizen ausfindig machen können und alles deutet daraufhin, dass man nur in Uldum mehr Antworten zu dem Verschwinden des Magus erhalten wird.“
Phoebe hatte es während ihrer Recherchearbeiten doch noch geschafft einen passenden Fund in die Finger zu kriegen. Immer und immer wieder hatte sie den Reisebericht durchgelesen und jede einzelne Zeile studiert, sodass ihr nichts verloren ging. Es stimmte sie glücklich, dass es mit dem Projekt endlich voranging und sie die Erlaubnis hatte nach Eisenschmiede aufzubrechen, um dort ihre Nachforschungen fortzusetzen. Die Hochmagierin hatte ihr den Bescheid gestern in die Hand gedrückt und ihr gesagt, dass sie die kommende Woche verreisen kann. Natürlich verlangte dies einer gewissen Vorplanung. So stellte von Wittenberg die Forderung, dass Phoebe einen Recherche- und Reiseplan auszuarbeiten hat, weswegen sich die Novizin in den frühen Abendstunden auf ihr Zimmer zurückgezogen hatte und eifrig dabei war, ein entsprechendes Pergament aufzusetzen.
Die grünen Augen der Schülerin überflogen die eigene geschwungene Schrift. Sie musste hier und da nachbessern, Schritte überdenken und überlegen, ob sie nicht noch etwas vergessen hatte. Gleich morgen früh würde das Schreiben auf dem Tisch der Hochmagierin liegen und im späteren Tagesverlauf würde sie sich mit Tom treffen, um ihm den Plan zu erklären. Anschließend wird die noch den ein oder anderen Brief versenden müssen. Immerhin sollte auch Nils wissen, dass sie von Sturmwind nach Eisenschmiede aufbricht. Auch wenn es nur für eine Woche sein wird. Die Zeit floss dahin und mit dem zwölften Glockenschlag des Abends löschte Phoebe das Licht und ging zu Bett.
Der Schnee rieselte behäbig hinunter, bildete manchmal feine Wirbel und wurde vom Wind weitergetragen. Eine feine weiße Schicht lag über allem, wie als wäre die Welt mit Puderzucker bestäubt. Puderzucker. Ein sehr bildlicher Vergleich. Vielleicht etwas zu bildlich?
Mit diesem Gedanken bewegte sich Magus Thurelion von der Quell langsam weiter, sah sich überall um. Manchmal dreht er sich sogar um die eigene Achse, um möglichst das komplette Bild seiner Umgebung in sich aufzunehmen. Jede einzelne Schneeflocke schien er mit seinem Blick erhaschen zu wollen.
Aber es war falsch. Alles war falsch. Nichts war hier, wie es sein sollte. Da! Er hatte es gesehen. Da flogen mehrere Schneeflocken von zwei Seiten direkt aufeinander zu und aneinander vorbei. Das hätte einen Luftwirbel geben müssen.
Sich mit seinem Stock abstützend machte Thurelion einen Schritt hinauf, streckte die Hand nach dem herabfallenden Schnee aus. Er spürte nichts, sah nur wie die Schneeflocken durch seine Hand hindurchfielen. Das durfte nun definitiv nicht sein.
Er griff nach dem nächsten Tannenzweig, fuhr mit den Fingern darüber und durch die dünne Schneeschicht darauf einfach hindurch. Falsch. Alles falsch.
Der Magier legte seinen Kopf in den Nacken, blickte zu der dicken Wolkendecke über ihm. War die auch falsch? Nein. Die sah echt aus. Hervorragend echt. Aber auch… langweilig. Unheimlich langweilig. Fürchterlich öde.
Vorsichtig stieg Thurelion wieder herunter, holte sein Notizbuch heraus und begann sich zu notieren:
höher
außerhalb Reichweite
Kollision
keine Wolken
kein Puderzucker!
Seufzend unterstrich er die letzte Notiz gleich zweimal. Puderzucker. Wie kam er nur auf Puderzucker? Vielleicht die Schneelandschaft in der Galerie. Ja, da hatte er sich das mit dem Puderzucker gedacht. Das mag auf einem Bild wirken, aber hier doch nicht. Er klappte das Notizbuch wieder zu und steckte es weg. Ein paar Tagen blieben ihm ja noch. Bis dahin würde er diese Illusion noch optimiert haben.
OOC: Wir vom Magiersanktum Sturmwind wünschen allen ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Aus dem Leben einer Novizin
Es war früh am Abend und in der Akademie herrschte milder Betrieb. Die letzten Schüler verließen gerade ihre Kurse und machten sich auf den Weg in das Wohnheim oder verteilten sich über das Gelände. Einige wenige suchten die Bibliothek und die Übungsräume auf. Eine der wenigen, die sich zur Übung in einen der größeren Trainingsräumen verirrte, war Phoebe Roscoe. Die junge Novizin stellte sich gegenüber eine der Trainingspuppen auf und ließ die Finger hastig, aber gezielt, durch die Luft schwingen. Konzentriert sprach sie die Worte der arkanen Macht, während ein elektrischer Impuls die Luft um sie herum auflud. Schließlich zuckte ein gezackter Blitz nach vorn, der den ein oder anderen Schüler des ersten Lehrjahres erschreckte. Mit einem solch lauten Knall schlug das kräftige Licht in die Traingspuppe ein und hinterließ einen größeren Brandfleck. Doch damit nicht genug. Der Puppe sollte keine Pause gegönnt sein. Ohne groß darüber nachzudenken, als sei es schon in Fleisch und Blut übergegangen, kühlte die Luft urplötzlich ab. Kristallene Splitter und frostige Magie führten zusammen und wenig später schoss der einfache Frostblitz los, nur um einen Teil der Brandstelle mit kühler Magie zu überziehen. Einmal wurde tief durchgeatmet, die Fingerspitzen zusammengeführt und nach vorne gerichtet. Mit dem nächsten magischen Wort schlugen zwei Arkane Geschosse auf den künstlichen Feind ein.
Die Übung wiederholte die Magiernovizin noch einige Male und brachte auch andere Zauber, wie das Spiegelbild oder die Unsichtbarkeit unter. Mit jedem Zug fiel es ihr jedoch schwerer die Konzentration zu halten. Und als die nächsten Frostblitze daneben gingen unterbrach sie ihre Übung. „Eine weise Entscheidung.“, sprach eine angenehme, tiefere Stimme von hinten. Phoebe drehte sich der Stimmquelle entgegen. Ein Magier mit langem, brauen Haar und einem vollen Bart hatte ihr zugesehen. Wie lang er aber schon dastand, konnte sie nicht sagen. Der Magier hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schenkte Phoebe ein gutmütiges Lächeln. „Es ist gut zu wissen, wann man aufhören sollte. Sonst erkennt der Gegner rasch, dass man langsam gen Ende zieht.“ Er trat näher an sie heran und betrachtete die Puppe. „Das dachte ich mir auch.“, erwiderte Phoebe und nahm einen Schluck von ihrem Wasser. „Magus…“, „Fraendell.“, vollendete der Magier. „Theodor Farendell. Ihr seid die Novizensprecherin, nicht wahr? Phoebe Roscoe.“ Phoebe musterte den Magier, ehe sie der Höflichkeit nach das Haupt neigte und sacht knickste. „Das bin ich. Kann ich etwas für Euch tun, Magus Farendell?“ Magus Farendell schüttelte nur den Kopf und hob amüsiert die Mundwinkel an. „Ich glaube, Ihr habt genug zu tun. Vor allem wirkt Ihr ein wenig erschöpft, Novizin. Ihr solltet Euch die Ruhe zu Herzen nehmen. Jemand, der so wie Ihr überall seine Finger im spiel hat, könnte fürchten, irgendwo einen zu verlieren.“, ob der Worte des Magiers hob Phoebe die Brauen an. Was er nur damit meinte. Ihr Aufgabenfeld war im Dritten Lehrjahr rasch angewachsen. Sie hatte viel zu tun und noch viel mehr hatte sie noch vor sich. Das stimmte wohl. Gerade in den letzten Tagen hatte sie viel weniger Zeit, den Blick nach innen zu lenken, als es sonst der Fall war. Der Magus lächelte sie einen Augenblick lang an. „Hatte sich schon jemand auf mein Gesuch gemeldet? Ich halte stets die Augen nach einem eigenen Schüler auf.“ – Phoebe war für einen Moment verdutzt, dann erinnerte sie sich. Sie erinnerte sich an das Schreiben, was sie von einem der Bediensteten erhalten hatte. Sie erinnerte sich, dass Magus Farendell sie einmal gebeten hatte einen Aushang fertig zu machen, um ihn als möglichen Mentor anzupreisen. „Ich hatte den Aushang wie gewünscht angebracht. Ich fürchte, alle bisher verfügbaren Novizen haben bereits einen Mentor. Tut mir leid.“ Farendell hob die Hand und schüttelte den Kopf. „Kommt Zeit, kommt ein Novize, Novizensprecherin. Sollte demnächst jemand verzweifelt nach einem Mentor suchen, schickt ihn bitte zu mir.“ Phoebe nickte. „Das werde ich tun, Magus.“, „Danke – sodann wünsche ich noch einen angenehmen Abend, Novizensprecherin. Ihr solltet indes etwas Ruhe finden oder euch einer weniger verausgabenden Tätigkeit hingeben.“ Der Magier grinste und zog sich aus dem Trainingsraum zurück.
Während des Abendessens im Speisesaal der Akademie konnte man reges, buntes Geschnatter vernehmen. Phoebe erwischte dabei einen Tisch, an dem das Gesprächsthema Nummer Eins der bevorstehende Frühlingsball war. Aufgeregt tuschelten die Novizinnen untereinander, wen sie als ihre Begleitung dorthin mitbringen würden. Manche kicherten, wieder andere stritten darüber wer das schönste Kleid haben würde. Es war so typisch, dachte sich Phoebe mit einem knappen Schmunzeln auf den Lippen. Eine gemeinsame Sorge schienen alle Novizen jedoch zu teilen; den Tanzunterricht bei Magus von der Quell.
Nach dem Abendessen zog sich Phoebe in die Verzauberungswerkstatt der Hochmagierin von Wittenberg zurück, für die sie an einigen Assistenzaufträgen arbeitete. Neben einer überschaubaren Einkaufsliste und einer üppigen Menge an Münzen, die sie noch ausgeben musste, hatte sie sie die Aufgabe erhalten den Stab einer Nagahexe in eine akkurate Zeichnung für eine Fallakte darzustellen. Da sie des Zeichnens sehr begabt war, konnte sie wunderbar dabei entspannen. Die Hochmagierin selbst war nicht in ihrer Werkstatt. Sie unterhielt die Nachbesprechung eines anderen Projektes, mit einem anderen Kollegen. So hatte Phoebe Ruhe und Zeit. Zielgenau setzte sie die Striche. Einen nach dem anderen. Der Stab war größtenteils aus Koralle gearbeitet und trug einige Verzierungen in Form von Muschelperlen. Ein großer Kristall zierte die Spitze. Immer wieder wechselte sie den Blick vom Original zur Zeichnung, sodass sie mehr und mehr an Detail annehmen konnte. Jedes noch so kleine Detail konnte für die näheren Untersuchungen wichtig sein, weswegen sie sich sogar die Mühe machte, den Stab aus verschiedenen Positionen heraus zu zeichnen. Eine Zeichnung setzte besonders die Spitze und den Kristall in Szene. Die nächste den Schaft des Stabes mit seinen Perlen. Dann ein einfaches Gesamtbild, welches schön ausgearbeitet wurde. Von vorne und von hinten. Die Arbeit nahm einige Stunden ein. Wie viele vermochte die Novizin mit einem kurzen Blick auf das Stundenglas nicht abzulesen. Erst als die Tür zur Werkstatt aufging und die Hochmagierin die Zeichenarbeit unterbrach und Phoebe hinaus scheuchte, da sie etwas Dringendes zu erledigen hatte, ereilte sie der Gedanke einen Blick auf die Uhr zu werfen. Dabei stellte die Novizin erschrocken fest, dass es weit nach Mitternacht geworden war. Sanftes Mondlicht schimmerte durch die hohen Fenster. Eine reine Illusion, da die Gänge tief unter der Erde lagen. Aber es war ein wunderschönes Schauspiel. Für das Phoebe nur wenig Aufmerksamkeit übrig hatte.
Als sie das Bett erreichte um sich schlafen zu legen, dachte sie noch einen Moment darüber nach, was sie den kommenden Tag tun würde. Zuerst wäre das Frühstück dran, dann kämen die Grundkurse auf sie zu. Sie würde eine Doppelstunde über die Grundlagen der Alchemie haben, ehe es dann mit Werkstoff- und Material und Kräuterkunde weiterginge. Vielleicht hatte sie in der Mittagszeit Freiraum für die Bibliothek, um einige Recherchen bezüglich der Naga, ihrer Kultur und Magie anzustellen. Oder sie nutzte die knapp bemessene freie Zeit zwischen den Stunden, um Nils, ihren Freund zu besuchen. Vielleicht sollte sie das aber auch lieber auf den Abend verlegen und schon einmal versuchen das nächste Geschäft zu erreichen, um die Einkaufsliste der Hochmagierin abzuarbeiten. Den Abschluss des pflichtvollen Unterrichts sollte dann ein neues Fach: Mythologie und Legendkunde darstellen. Darauf freute sich Phoebe schon sehr, da sie sich daraus Neues und bislang noch Unbekanntes aus der Sagenwelt erhoffte. Irgendwann trieb die Müdigkeit die Novizin von ganz allein in den Schlaf und hinaus in das Land der Träume.
Netherflüstern
„Einmal mehr war es wichtig geworden, die Vier Regeln der Arkanen Magie zu achten und nicht zu vernachlässigen. Es kommt ganz unerwartet, wenn wir uns am Sichersten wiegen und gar nicht mehr darüber nachzudenken vermögen. Wenn wir es aus den Augen verloren haben. Wenn wir verwundbar sind. Und es beginnt mit einem einfachen, kleinen Pfeifen und entwickelt sich rasch zum tosenden Sturm.
Das Netherflüstern.“ – Unbekannter Magier
Leise Schritte hallten durch die Halle der Erkenntnis. Phoebe ging zielgerichtet die einzelnen Regale ab und suchte nach einem Buch über fortgeschrittene Illusionen. In einem der hinteren Abteile wurde sie schließlich fündig. Das Buch sah alt aus. Der Einband war über die Zeit weich geworden. Sicher musste hier einer der Bibliothekar der Akademie irgendwann einmal Hand anlegen und ausbessern. Phoebe nahm das Buch und ging mit diesem zu den langen Tischen, die in der Bibliothek standen. Magus von der Quell und sie hatten sich erst gestern daran begeben, die nächste Form der Unsichtbarkeit zu bearbeiten. Die Große Unsichtbarkeit, die es ihr ermöglichen sollte, selbst im aktiven Kampf ungesehen zu bleiben. Doch hierfür musste sie die Struktur des Zaubers genauer studieren und seine Matrix analysieren. In aller Stille blätterte sie den dicken Folianten bis an die Stelle durch, die sie gesucht hatte und begann sich in die Materie einzulesen.
Während ihrer vertiefenden Studien ging sie oftmals los und holte sich neue Bücher aus jedem Winkel der Bibliothek. Sie türmten sich beinahe schon. Aus Minuten wurden Stunden und die Stunden flossen so daher. Irgendwann gaben die magischen Lichterquellen in den hohen Hallen des Wissens nach und Kerzen vertrieben die Dunkelheit. Getuschel drang an ihr Ohr, während sie die nächste Seite umschlug und eine genaue Zeichnung einer Zaubermatrix betrachtete. Als das Getuschel anschwoll, horchte Phoebe auf und blickte in den beinahe menschenleeren Saal der Bücherei. Sie hatte sich den ganzen Tag mit der Materie befasst und nun musste ihr Kopf verrücktspielen: „Du hast den halben Tag zwischen staubigen Büchern und alten Formeln verbracht, was erwartest du da…“, murmelte sie zu sich selbst. Doch dann tuschelte es schon wieder nahe ihres Ohres. Ein unverständliches Raunen, einem fernen Flüstern gleich, dem man nur zu gern näher Gehör schenken möchte. Wie verlockend. Doch Phoebe schüttelte nur widerwillig den Kopf. Sie hatte keine Zeit für Geflüster. Sie musste sich konzentrieren. Die Gedanken schweiften aber ab.
Eine geschlagene Minute lang blickte sie auf das Papier hernieder. Die Schrift verschwamm leicht. Die Lettern begannen sich zu verdrehen und verschieben. Das Geflüster an ihren Ohren schwoll an, als käme es näher. Eine geheimnisvolle Zauberformel zeichnete sich auf dem Papier und dann… „Roscoe!“, war es die Stimme des Bibliothekars, der sie wieder zurückholte. Phoebe blinzelte mehrmals und sah sich nach dem alten Mann um. „Nun kommt schon, es ist spät. Ihr solltet langsam zu Bett gehen.“
Nach etlichen Minuten und einem kurzen Gespräch mit Nevex und der neuen Hochmagierin der Akademie, Magistrix Laubgold, fand sich Phoebe in ihrem warmen und weichen Bett wieder. Sie dachte auf das, was in der Bibliothek geschehen war nach und replizierte im Kopf die Warnungen, die ihr gegenüber ausgesprochen wurden. „Die Akademie ist ein Magie durchzogener Ort, möglicherweise rührt es daher…“ und „Vielleicht solltest du den Begriff Netherflüstern nachschlagen“, hatte Nevex gesagt.
Wenn dem so war, so hatte sie das Netherflüstern in dieser Form noch nie vernommen, wenn sie es zuvor überhaupt schon einmal wahrgenommen hatte. Allerdings hätte das auch ein gemeiner Streich sein können oder ein Hirngespinst. Auf jeden Fall war es beunruhigend gewesen. Ob es daran gelegen hatte, dass sie am gestrigen Abend noch versucht hatte die Große Unsichtbarkeit zu wirken und aufrecht zu halten, was ihr mehr schlecht als recht gelungen war? Hatte sie nicht genügend Pausen zwischen ihren Übungseinheiten eingeräumt und sich dem Ausgleich zwischen Körper und Seele hingegeben? So oder so wollte es ihr in dieser Nacht keine Ruhe lassen, weswegen sie sich dazu entschied aufzustehen und zu meditieren. Um Körper und Seele ins Gleichgewicht zu bringen. Um die Sicherheitslücken zu schließen. Um Ruhe zu finden.
Erinnerung…
Es war ein lauer Frühlingstag, als Theodor und sein Meister, Magus Archibald, über das Gelände des Magierviertels streiften. Der junge Schüler war bereits wenige Wochen nach seiner Aufnahme an der hiesigen Akademie bei ihm untergekommen. Eine gute Wahl, wie er befand und Archibald schien ebenso zufrieden mit der gemachten Entscheidung. „Magie ist ein faszinierendes Konstrukt, Theodor. Du formst die Realität nach deinen Wünschen und lernst Mächte kennen, von denen Nichtmagische nur träumen können.“ Ein verzücktes Grinsen umspielte das bärtige Gesicht. Theodor, der ein junger Mann von siebtzehn Jahren war, lauschte seinem Meister aufmerksam und begann breit zu grinsen. „Es ist mir nach wie vor eine große Ehre, dass Ihr meinem Gesuch zugestimmt habt, Magus Archibald.“, Archibald lachte: „Du bist jung, du bist klug und du hörst zu. Dinge, die ich überaus wertschätze. Die Jugend ist formbar. Klugheit schenkt dir eine gewisse Auffassungsgabe und ein grundlegendes Talent zum Bewältigen der Arkanen Studien und dein umfangreiches Talent zu zuhören wird aus dir einen ehrbaren Mann machen, wenn du recht Gebrauch davon machst.“ Als sie um die nächste verwinkelte Ecke bogen sahen sie eine Reihe Schüler vor sich, die in blauen Roben und Mänteln beisammenstanden und kleinere Zaubertricks übten. Als sie Archibald erblickten, ließen sie ihre Zauber fallen und versteckten ihre Hände hinter dem Rücken, als könnte dies das Gesehene ungesehen machen. Der ältere Magier lachte nur und hob bedeutsam die Hände an: „Vor mir braucht es Euch nicht fürchten. Es sind die anderen Magier, vor denen ihr auf der Hut sein müsst. Magus von Wittenberg zum Beispiel.“ Die Schüler nickten nur und traten rasch außer Sicht. „Die Akademie folgt nicht umsonst so strengen Regeln, Meister.“, „Nein das tut sie gewiss nicht. Und ich denke, in Zukunft könnten sie noch strenger werden.“, Theodor hob die brauen an und blickte seinem Meister entgegen. „Ist schon wieder etwas vorgefallen?“ Archibald seufzte nur. „Wieder ein…“, „Unfall? Nein, das war etwas Anderes. Ich fürchte, es war wahrhaftig Mord.“ Vor einigen Wochen war es bereits passiert, dass zwischen zwei Schülern ein Streit ausgebrochen war. Gen Mitternacht hatten sie ein Duell etwas abseits der Tore Sturmwinds ausgefochten. Dabei überschätze sich einer der Schüler, was fast das Leben des anderen gekostet hatte. Würde Archibald Theodor nicht so sehr vertrauen wüsste er von all dem nichts. „Mord?“, hakte Theodor nach. Die Stimme bedächtig gesenkt. „Die Spuren sind unverkennbar. Die Zeichen recht eindeutig. Jemand hat sich dunkler Magie bedient und ein Opfer eingefordert.“, der Magier senkte den Blick hernieder und engte die Augen. „Man geht aber nicht davon aus, dass einer der unseren…“, Archibald seufzte auf die unvollendete Frage: „Das ist noch ungewiss, mein Schüler. Aber wer könnte es deiner Meinung nach sonst sein? Überwiegend vermitteln wir magisches Wissen. Der Schwarzmarkt wird bedeutend überwacht. Es kann keine großen Außenstellen geben die…“, ab hier verschwamm die Erinnerung.
Der Raum um Theodor herum versank im Dunklen, ehe er sich neu formte. Stein baute sich um ihn herum auf. Er merkte, dass sein Hintern auf weichen Stoff saß und er angenehm gegen die Rückenlehne hinter ihm lehnte. Ein schweres Seufzen entglitt seiner Kehle und er strich sich nachdenklich durch den Bart, den er sich über all die Jahre hat, stolz wachsen lassen. „Ich kann es nicht lang genug aufrechterhalten und bei den Probanden dringe ich meist gar nicht erst so tief durch.“ Wieder seufzte er und schnappte sich Feder und Pergament, um seine neuste Erkenntnis festzuhalten. „Vielleicht muss ich modale Singularität verstärken…“, murmelte er in seinen Bart. Sein Kopf surrte. Das war eine der Nebenwirkungen, die auftreten konnten, wenn er versuchte mittels Magie in längst vergessene Erinnerungen durchzudringen. Sein Forschungsgebiet auf dem Grundgerüst der Weissagung. „Darüber hinaus kann der Zauberwirker noch nicht bestimmen…“, dachte er laut mit, während die Feder über das Pergament kratzte, „Welche Erinnerung genau er sucht. Ich sollte versuchen nach Mitteln und Wegen zu schauen, fachgerecht durch den gedanklichen Strom navigieren zu können, wenn einmal eine ordentliche und haltende Verbindung hergestellt worden ist.“ Er war es der Akademie schuldig regelmäßig Berichte zu seiner Arbeit abzugeben. Wenngleich diese sich in den letzten Wochen immer mehr glichen. Große Erfolge machte er nicht. Es waren mal drei Schritte nach vorne, aber vier zurück. Wann immer Theodor glaubte, er wäre einer perfekten Gleichung näher gerückt, schlichen sich Komponenten in seine Berechnungen, die seine Forschung stürzten. Innerlich war es frustrierend. Doch seinen Frust wusste er gut zu verbergen und durch seine halbwegs guten Formulierungen schaffte er es doch immer, seine Forschung ins rechte Licht zu rücken, sodass sie nicht von der Leitung gesperrt und als Zeitverschwendung abgestempelt wurde. Doch was, wann ihm irgendwann einmal die Erklärungen ausgehen würden? Er legte die Feder weg und betrachtete seinen Bericht. In seinem Kopf hämmerte es und leichte Übelkeit stieg in ihm auf. Eine weitere Nebenwirkung. Wenn er nicht aufpassen würde, könnte er damit sogar das Gefüge seiner ureigenen Existenz zerstören. Ein falscher Griff und dann würde sich sein Gedächtnis verabschieden. Eine gefährliche Forschung, dachte er und begann zu grinsen. „Magus Archibald hätte es gefallen…“
Sturmwind
„…verbleiben wir im Wissen um Loyalität erwartungsvoll.“ endete die kurze Notiz, die Verabeth unter ihren heutigen Postdokumenten vorgefunden hatte. Die alte Magierin richtete das Monokel und kaute nachdenklich mit Blick auf die Zeilen. Sie war zu alt dafür. Sie war die Falsche. Wer der richtige war, wusste sie nicht und es ging sie auch nichts an. Sie würde nicht fragen. Die Dinge waren anrüchig und widerlich, aber sie mussten ihre Ordnung haben.
Das kleine wärmende Kohlebecken rauchte noch, als sie ihre Werkstatt in den gewundenen Gängen der Magierakademie verließ. „Novize!“ griff sie sich den nächstbesten Unglücklichen. „Wo ist Roscoe?“
Es gab offene Akten und etliches zu delegieren vor dem Aufbruch zur großen Expedition, damit während der allgemeinen Abwesenheit die Arbeit nicht schleifen gelassen wurde!
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Unterwegs:
„Um Lichtes Willen, Novizin Gardner, nicht fallen lassen.“ zetert die Stimme der Alten über den Strand, auf dem das Basislager der Expedition errichtet wurde. Wie rohe Eier hatte Verabeth die Proben behandelt, die sie sich erarbeitet hatte.
Jawohl, erarbeitet. Mit einem fürchterlichen Gewaltmarsch, den sie trotz des Ausdauertrankes des Kollegen in jedem Knochen spürte. Mit umso mehr Vorfreude sah sie nun der Analyse der Funde entgegen. Und um wie viel erfahrungsreicher würde die werden, wenn sie es mit den Berichten in der heimischen Werkstatt würde abgleichen können. „Keine Müdigkeit vorschützen, Novizin.“ begann sie, die wenigen Gerätschaften, die sie gewagt hatte in diese Wildnis mitzunehmen, neben dem Zelt herzurichten. „Ihr könnt hier Eure Zauberbuchnotizen in der praktischen Anwendung erfahren. Geht langsam vor und beobachtet zunächst Euch selbst dabei. Zauberei unterliegt oft genug nicht nur der eigenen Kontrolle, sondern auch den Umgebungseinflüssen. Seid genau. Und beschreibt mir, ob Ihr einen Unterschied feststellt und wie er sich äußert.“
Ihre Knie schmerzten immer noch als sie ihre Schülerin gestreng anblickte und sich möglichst unauffällig ein wenig auf den Magierstab stützte. Ihr langjähriger Begleiter wurde im letzten Jahr zusehends zu einem unabdingbaren Hilfsmittel für die alternde Magierin. Wie sie sich danach sehnte, die freundliche Gabe des Erntehexers zur Anwendung zu bringen. Die Gelenksalbe würde ihr Linderung verschaffen. Doch nun galt es, zu arbeiten und zu unterrichten!
Unterwegs:
„Bei Goldrinns haarigen…“ nuschelte der Erntehexer, als er am späten Abend in das Lager zurück kommt. Voller Stolz und mit äußerster Vorsicht hält er eine Sternlichtrose zwischen den Krallen, ganz behutsam und vorsichtig, nur am unteren Stiel um sie bloß nicht zu zerstören! Er klaubt zwischen den Gerätschaften einen von den Magiern des Sanktums präparierten Glaszylinder hervor. Er „stellt“ sie vorsichtig hinein und verschließt jenen eben so vorsichtig es eben geht. So wurde das gute Stück noch eine Weile bewundert, ehe er es verstaut und ans Wasser tappst, den Blick auf die Stadt gerichtet oder eher den Mond der darüber aufragt.
„Manchmal frage ich mich was dein großer Plan ist dort oben. Du hängst da am Himmel… beobachtest du uns? Oder amüsierst du dich manchmal sogar?“ seufzt der Erntehexer und pult mit der Kralle im Sand herum. „Warum rede ich eigentlich mit dir… ich werde sowieso nie eine Antwort bekommen“ brummt er und stiefelt in Richtung seines Lagers, als ihm im Sand etwas auffällt, eine Perle die im Schein des Mondes ebenso schön schimmert wie er selbst. Er schrägt den Kopf und betrachtet sie eine Weile eingehend, ehe er schon weiter stapft. „Wer bin ich denn um an solche…“ nuschelt er und blickt noch einmal zurück, die Perle dann doch aufhebend, schlendert er zum Lager. Nachdenklich über den ganzen Abend mit den Elfen, den Magiern, den Magierelfen und Nichtmagiern, was wird die Expedition noch bereit halten?
„Aethril, Sternlichtrose, Bodenproben… es wird langsam. In Val’shara gibt es bestimmt noch viel mehr Pflanzen mit erstaunlichen Fähigkeiten die man erforschen kann.“ nickt er und grinst breit, ehe er ins gemeinsame Lager krabbelt und schläft, oder es zumindest versucht.
Der Gegenzauber
Die Glocken der Hauptstadt läuteten die zwölfte Stunde ein. Es war Mittag. In den Tiefen der Akademie hatte sich Phoebe mit einer ihrer Mitschülerinnen zur Zauberübung eingefunden. Ihr gegenüber stand nun eine Schülerin des Dritten Lehrjahres mit dem Namen Gabriella. Phoebe hatte sich bewusst dazu entschieden, sie für die Übung herzuziehen. „Gabriella, wenn du heute Mittag nach dem Geschichtsunterricht Zeit hast, würde ich dich gerne in den Übungsräumen treffen. Ich habe gehört, dass du recht geübt darin bist, deine Zauber schnell zu verweben.“, hatte sie gesagt und Gabriella hatte zugestimmt. So standen sich die beiden Damen nun gegenüber. Konzentriert und die Aktionen der Nächsten abwartend.
Gabriella hob die Hände in raschen Bewegungen durch die Luft. Eis kristallisierte sich und formte nach wenigen Augenblicken einen wehrhaften Frostblitz. Dieser schoss augenblicklich auf Phoebe zu, die sich an einen Gegenzauber versucht hatte. Aufgrund der Schnelligkeit Gabriellas musste sie allerdings umdenken und wob hastig einen eigenen Frostblitz zusammen, um ihn ihr entgegen zu werfen. Die eisigen Geschosse prallten vermehrt auf Phoebes Feld aufeinander. Zerschellten und hinterließen einen leichten Eisregen und blauen Dunst. Nachdem sich der bläuliche kühle Staub verflüchtig hatte, schossen Phoebe zwei Arkane Geschosse entgegen, die sie überraschend trafen. Hätte sie zuvor nicht für den nötigen Selbstschutz gesorgt, wären diese Treffer sicher schmerzhaft gewesen. „Du musst fokussiert bleiben!“, rief ihr Gabriella zu. „Nochmal…“
Phoebe prustete aus und schüttelte kurz ihre Hände. Dann sah sie, wie Gabriella erneut nach den Arkanen Mächten griff und dabei war einen Frostblitz zu beschwören. Rasch sausten Phoebes Finger schnitthaft durch die Luft, um die Geste des Gegenzaubers zu formen. Ihr Ziel war es dem Zauber ihrer Kontrahentin seine wichtigsten Stützpunkte aus der Matrix zu nehmen, sodass er in sich zusammenfallen sollte. Aber wieder war Gabriella schneller. Der Frostblitz schoss los und stach auf den Zauberschild ein. „Nochmal!“, erwiderte nun Phoebe. „Konzentration…“, entgegnete Gabriella. Phoebe war nicht unkonzentriert gewesen. Sie hatte genau darauf geachtet, den richtigen Moment abzupassen. Wieso war ihr dann aber der Gegenzauber nicht gelungen? Wieso war ihr Gegenüber wieder schneller gewesen. Mangelte es an Talent? Nein. Phoebe schüttelte den Kopf und atmete tief durch. So schwer kann es nicht sein. Bei Hochmagierin Laubgold hatte es auch funktioniert…dachte sie und ließ wieder ihre Hände durch die Luft sausen…
Glücklicherweise zielten die nächsten fünf Versuche auf ein besseres Ergebnis ab. Nachdem Gabriella Phoebe einige nützliche Tipps gegeben hatte und sie wieder auf ihre Ausgangspositionen getreten waren, zogen rasche Gesten beider Seiten aufeinander los und als Gabriella das spitze Frostgeschoss loslassen wollte, wirkte sie nichts weiter als heiße Luft. Phoebe wirkte in dem Moment mit sich zufrieden. „Danke…“, spricht sie und tritt auf Gabriella zu. „Ach nicht doch. Es hat bisher Spaß gemacht die Novizensprecherin mit Frostblitzen oder Arkanen Geschossen zu bewerfen.“, ein leises Lachen entwich der Kehle der Mitschülerin. Phoebe schüttelte amüsiert den Kopf. „Wir können das nächste Mal unser Talent in einem Duell unter Beweis stellen, solltest du daran interessiert sein.“, schlug Gabriella vor. Phoebe überlegte zunächst, ehe sie nickte. „Einverstanden. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wann sich hierfür demnächst Zeit einräumen ließe.“, „Das bekommen wir schon hin. Ich werde meinen Mentor fragen, ob er die Aufsicht übernimmt.“
Nach der kurzen Pause und dem angenehmen Wortwechsel stellten sich die beiden Novizinnen wieder gegenüber und setzen ihre Zauberübung fort. Diesmal sogar im Wechsel. Wann immer die eine der anderen in Punkto Schnelligkeit überlegen war, wechselten sie. So war es einmal Phoebe die Gabriellas Gegenzauber prüfte und dann wieder Gabriella die Phoebes Gegenzauber testete.
Aufbruchstimmung
Ein letztes Mal trat Phoebe in das schmale Zimmer, welches sie seit ihrer Aufnahme an der Akademie der Arkanen Künste und Wissenschaften ihr Zuhause nannte. Die Kisten waren gepackt und bereit in das neue Zimmer, gleich in den Wohnbereich der Magier gebracht zu werden. Sie setzte sich auf ihr ehemaliges Bett, welches weder mit Plüschmurlocs noch ihrer eigenen Decke bedeckt war. Der Standard eines leeren Novizenzimmers hatte sich endgültig breitgemacht. Für sie war es ein gänzlich surreales Ereignis; zu wissen vorerst keinen Fuß mehr in ihr altes Zimmer zu setzen. Sie blickte aus dem Fenster, an dem sie manche Tage lang gesessen und über die Stadt gesehen hatte. Ihr würde der Ausblick in den Novizengarten und besonders über das Viertel fehlen. Was ihr jedoch nicht fehlen würde, wäre der enge Raum. Ihr neuer Schlafplatz war viel geräumiger als das, was sie zu ihrer Lehrzeit gehabt hatte. Und dennoch war es ‚Ihr‘ Domizil der Ruhe und Zurückgezogenheit gewesen. Ihr kleines Sanktum der Studien. Sie hatte es geschafft und war seit wenigen Tagen eine Magierin Sturmwinds. Eine Magierin der Allianz. Jetzt hieß es, sich dem Ernst des Lebens zu stellen – von dem sie manche Male einen Schluck zu viel gekostet haben möchte. Auf ihrem Bett sitzend blickte sie auf eine ereignisreiche Zeit zurück.
Sie war an die Akademie gekommen, nachdem die Brennende Legion besiegt worden war. Ihr Studium war noch nicht weit vorausgeschritten, als der Krieg der Dornen begann und daraufhin Azeroth in einen weiteren Fraktionskrieg gestürzt worden war. Ihre damalige Mentorin wurde mit dem aufziehenden Krieg abgezogen und Phoebe musste sich mit einer Lehre arrangieren, die ihr zunächst nicht zusagte. Aber der aufgewirbelte Staub und der innere Ärger darüber legten sich bald. Sie erinnerte sich daran, wie sie gen Ende des Zweiten Lehrjahres mit nach Pandaria genommen wurde, als sich der Konflikt zwischen der Horde und Allianz gezwungen sah inne zu halten, um gegen die aufkeimende Herrschaft eines Alten Gottes anzugehen. Ihr Drittes und abschließendes Lehrjahr als Novizin fing dagegen recht harmonisch an. Die Konflikte hatten sich gelegt und man sah einer Zeit der Ruhe entgegen. Bis die Geißel abermals über die Lande herzog, der König entführt und der Himmel über Eiskrone aufgebrochen wurde. Sie hatte sich zu jenem Zeitpunkt auf einem Gut im Wald von Elwynn befunden und musste Monate später von dem schrecklichen Tribut erfahren, den die Invasion der Untoten gefordert hatte.
Vieles war passiert, seit Phoebe nach Sturmwind gekommen war. Und weit aus mehr wird auf sie zukommen, wenn sie sich erst einmal in ihre neue Rolle als Magierin des Königreiches eingefunden hatte. Die Magierin erhob sich von ihrem einstmaligen Bett und schritt auf die Tür zu. Ein letzter Blick zog durch den Raum. Dann war sie verschwunden. Die Tür viel ins Schloss und mit eben jenem leisen Klicken, sollte ein neues Kapitel beginnen.
An den Informationsbrettern des Magierturms und an ausgesuchten Aushangbrettern in der Stadt.
Die Akademie der Arkanen Künste und Wissenschaften zu Sturmwind ist stolz, eine Tradition der gewissenhaften Lehre und dem Reich und seiner Bürger treudienlichen Zauberkultur nun schon über mehrere Jahrhunderte trotz aller Widrigkeiten der letzten Jahrzehnte führen zu können. Als wissenschaftliche Akademie haben wir dennoch den Konflikten der Vergangenheit in einigen Aspekten Rechnung getragen.
Unter anderem gibt die Akademie bekannt:
Im Zuge der internen Umstrukturierung der Abteilung Waldesruh können sich Novizen und Studenten des Arkanen von nun an nach der ausgesuchten Vorschulung in einen der drei folgenden Lehrzweige einschreiben:
- Zweig der Hofmagier
Fokus auf Diplomatie, Etikette und Schutzzauberei- Zweig der arkanen Forschung & Wissenschaft
Fokus auf arkane Analyse, Zauberentwicklung und Lehre- Zweig der Kampf- und Kriegsmagie
Fokus auf Taktik, Kriegseinsätze und Kampfzauberei
Weiterhin:
Wir verabschieden uns respektvoll von Hochmagierin Maelyra Nindoriel Laubgold, Kriegsmagierin der Allianzstreitkräfte a.D, deren Aufnahme bei den Kirin Tor den zuvor eingenommenen Platz des „Rats des Kriegszweiges“ vakant hinterlässt.
Der dem Zweig vorstehende Posten des Kriegsrates wird daher ab heute zur offenen Bewerbung ausgeschrieben.
Dieses Gesuch richtet sich ausnahmslos an siegelgeprüft ausgebildete Arkanisten der Allianz mit kampfmagischer Erfahrungen. Militärdienst bevorzugt, aber nicht vorausgesetzt.
Die Bewerbungsunterlagen sind ausschließlich und vollständig bei der Verwaltung der Akademie der Arkanen Künste und Wissenschaften einzureichen. Verlangt werden insbesondere:
- Belege der Ausbildung und Prüfungsbestehen (magisch)
- Belege der militärischen/kämpferischen Schulung (magisch, profan)
- Lebenslauf (Herkunft, Studium, magische Praxiserfahrungen)
Das Aufgabenfeld umfasst die administrative und operative Leitung des Zweiges und der zugehörigen Magierschaft sowie Novizen. Weiter die Kooperations- und Verbindungspflege mit allen militärischen Stellen Sturmwinds und die Koordination magischer Akademieeinsätze innerhalb des Reiches.
Die Akademie stellt bei Anstellungen Räumlichkeiten für Unterkunft und Übungen zur Verfügung, sowie eine großzügige Vergütung. Mit dem Antritt der Stelle tretet Ihr in die Akademie der Arkanen Künste und Wissenschaften fest ein. Damit einher gehen das Bürgerrecht der Stadt Sturmwind (so nicht schon vorhanden) sowie die grundsätzlichen akademischen und königstreuenbürgerlichen Pflichten, neben den Aufgaben und Privilegien der Ratsposition der Abteilung.
Mentorenschaft zur Lehre eines Novizen des Kriegszweiges kann auf Wunsch nach Mentorenprüfung übernommen werden, ist jedoch keine Voraussetzung zum Antreten der Stelle.
Interessenten für ein Studium für einen Selbst oder die Kinder wenden sich wie stets direkt an die Verwaltung.
Ehre dem König
i.V. Fineas Gründig, Verwaltung
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Die ic-Bewerbungsunterlagen können über unser Forum (Link bitte aus dem Startpost entnehmen, ich darf nicht) oder über ingame-Post an Thurelion und Lanyia geschickt werden. Wie umfangreich oder detailliert ihr das wirklich tut, ist natürlich euch überlassen.
Alle „Auschließlichkeiten“ sind ic formuliert und können natürlich individuell immer noch bewertet werden.
OOC ist bei Aufnahme ein Gildenbeitritt obligatorisch (falls die Frage im Raum stand).
#Klick-Hilfe
„Ich habe die Reparatur abgeschlossen und einige Aufladungen hinzugefügt. Nicht viel, um das Risiko für Interferrenzen nicht noch weiter zu erhöhen. Aber es schien mir besser so.“ Der Magier wog das eigene Werk in beiden Händen. Seine dünnen, feingliedrigen Finger legten sich mit dem leisen Klickern seiner vielen Ringe um den hellen, makellos geschliffenen Schaft des Magierstabes. Rachnel erinnerte sich, wie unscheinbar das Holz gewirkt hatte, als sie es vor einem gefühlten halben Leben auf Teldrassil gekauft hatte. Bevor sie es in Magus McHannigans kundige Hände legte und seinen kunstfertigen Verzauberungen übergab. Sie hatten gemeinsam an der Konzeption gearbeitet, aber das wahre Werk und die wahre Arbeit hatten ganz bei ihm gelegen. Es war immer ein Genuss, ihm bei dieser Arbeit zuzusehen. Rachnel war überrascht gewesen zu sehen, wie verschieden die Materialien waren, die der Verzauberer zusammenbrachte. Das einfache Holz und die Bleiplättchen waren eine so alltägliche Basis und das Schneiden und Hämmern des Metalls in die arkanen Sybilen und Formen wirkte mehr wie das Handwerk eines Goldschmiedes als das eines Magiers. Aber mit dem Silber, dem makellosen Saphier aus dem gehobenen Handwerk und den schimmernden Pulvern und nicht zuletzt der Macht aus den Spuren seiner eigenen Essenz, vollbrachte Magus McHannigan in mehreren Sessionen eine Verschmelzung, die schon weit mehr so aussah, wie Rachnel sich früher ‚Magier sein‘ und ‚magische Dinge tun‘ vorgestellt hatte.
Dem Verzauberer in übereinkommendem Schweigen bei seiner Arbeit zuzusehen war ein fester und geliebter Bestandteil ihrer Tage geworden, wenn sie zur Ruhe kommen wollte.
Jetzt nahm sie mit ernstem Gesicht den Stab von ihm entgegen und nickte. „Danke, Merwyn.“
Seine ausgemergelten Züge unter dem dichten schwarzen Haar und dem lang gewordenen Vollbart wurden weicher. Nur die schmale scharfe Nase und das eine blinde Auge behielten ihm einen etwas verhärmten Eindruck, den Rachnel längst nicht mehr wahrnahm. „Ich fühle mich nicht gut dabei, dich allein gehen zu lassen.“ seufzte er beschämt. „Ich werde nicht allein sein.“ erinnerte sie ihn sanft. In Wahrheit fiel es ihr genauso schwer, ihn wieder zurück zulassen, trotzdem fügte sie beruhigend nach: „Find du raus, was deine Tante von dir will. Und ich finde meinen Mann.“ Sie umfasste den verzauberten Stab, jetzt ihre Waffe und Schild, fester und schenkte dem Magier eine Abschiedsgeste, bevor sie getrennte Wege gingen.
C’est la Püsh.
Für mehr ic im Foum.
Die alte Magierin wandte sich nur kurz zum Flackern der Kerzenflamme, als der Docht knisterte. Bald würde das Wachs heruntergeschmolzen sein. Vermutlich saß sie bereits Stunden hier und verdarb sich weiter die Augen beim Lesen. Namen um Namen, Unbekannte, irrelevant.
Sie nahm einen Schluck beschworenes Kristallwasser und drückte sich einen Moment die trockenen Finger auf die geschlossenen Lider, während draußen das Widerspiel der Ozean- und Gebirgswinde gegen die Holzwände der Hafenmeisterei drückte.
Sicher, sie hätte jemanden schicken können, diese langwirige, eintönige Arbeit zu verrichten. Doch ein Novize wäre unpassend gewesen und ein Angestellter zu ungenau. Es gab Dinge, die man selbst verrichten musste, wenn sie sorgsam verrichtet werden sollten, so nieder sie auch waren.
Mittlerweile war Verabeth alleine und die Nacht herrschte schon über der Stadt, aber die nahm sich die nächste Passagierliste vor und sie würde nicht aufhören, bis sie die letzten Tage nachrecherchiert hatte. Wohin war der junge Mann gegangen? Hatte er seinen richtigen Namen genutzt? Hatte er die Stadt überhaupt über den Hafen verlassen? Man musste zumindest so sicher gehen, wie man konnte.
Manchmal war Magie allein nicht die Lösung.
Manchmal war es eintönige, ausdauernde Recherche.
OOC: Auch nach 10 Jahren noch aktiv und offen für Interessenten.
„Meinst du hier ist eine gute Stelle?“, sieht sich der in eine einfache blaue Robe und dem Wappenrock des Magiersanktums gekleidete Novize zu seiner Mitschülerin um. „Ja, ich denke schon. Der Schreiberling meinte ja, wir sollten sie dort anbringen, wo die meisten Bewohner Sturmwinds entlang schreiten.“ Ein weiterer Novize gluckst vergnügt: „Ein Glück, dass sie dafür gleich die passenden Novizen herausgesucht haben. Stellt euch nur vor es wäre der Beleibte gewesen, dem sie die Zettel in die Hand gedrückt hätten Mal ehrlich, ich habe ihn noch nie außerhalb des Viertels gesehen.“ Die Novizen lachen kurz auf. „Ich glaube…ich glaube manche Magier wissen gar nicht mehr, wie es außerhalb des Magierviertels aussieht.“
Einer der Novizen hebt die Niederschrift empor. „Naja, deswegen teilen sie nun Zettel aus, oder? Damit sie in Erfahrung bringen, was in Sturmwind so vor sich geht.“ Der weibliche Part zuckt mit den Schultern. „Scheint mir mehr, wie ein üppiges Angebot formuliert, um zu zeigen, dass man noch da ist und durchweg eine Anlaufstelle in fachmagischen Dingen anbietet. Das ist auch nicht das Schlechteste. Ich habe von Ernie gehört, er habe mal mit einer Bürgerin gesprochen, die sich von irgendeiner Wald- und Wiesenhexe was hat aufschwatzen lassen. Was hatte sie davon? Drei Warzen mehr über dem Auge und einen schönen Ausschlag am…“ – „Ruhe jetzt…da kommen Leute. Wir sollten das Zeugs hier anbringen, hoffen dass sich niemand aus Versehen in die Luft sprengt, wenn man an die falschen Leute gerät und dann zusehen, dass wir wieder in die Akademie kommen. Ist schließlich noch früh und bald beginnen die fortführenden Kurse…“ Und genau das tun die Novizen dann auch…
Hogwarts wünscht sich auch nur halb so gut wie die Akademie zu sein.
Wer das arkane Erforschen möchte ist hier an der richtigen Stelle.
OOC: Vielen Dank, Fáralon. Auf dass der Wind dir viele weitere gute Wege weist.
IC:
ENTFERNT
Der Aushang am Öffentlichen Brett am Magierturm wurde ENTFERNT.
Offensichtlich wurde die Stelle besetzt? Manche munkeln, es hätte sich einfach niemand finden können, der den guten Sold gegen einen Schreibtisch voller Akten tauschen wolle. Oder den Vergleich gegen die Magistrix Laubgold antreten. Wieder andere meinen, der Posten wäre schon vor Wochen vergeben worden und Herr Grüning von der Verwaltung sei nur überarbeitet und deswegen hinge der Zettel so lange hier.
Der arme Mann braucht einfach einen Assistenten für die Sekretären- und Verwaltungsarbeit!
Was nach wie vor hängt ist die Kundgabe der Umstrukturierung aus dem letzten Jahr: