Heute war ein Goldtag im Hafen: Der Stand glühte, die Schälchen dampften, die Möwen stritten um Zwiebelreste und Eda schmetterte Verkaufsfloskeln wie eine Möwe mit Megafon. Die Kundschaft lachte, kaute und zahlte. Und Möhrfried? Der stand - zu aller Überraschung - meist friedlich, nur leicht schräg in der untergehenden Abendsonne. Er ließ sich sogar manches Mal über die Mähne streichen, ohne beleidigt die Hüften zu werfen. Und viel wichtiger, er hatte beim Anrichten seiner berühmten ‚GRMPF-Serenade‘ auf die Kundschaft gewartet. Definitiv ein Fortschritt, der fast als Freundlichkeit durchging.
Eda saß auf dem niedrigen Hocker neben dem Karren, die Füße im Schlick, die Stimme rau wie ein Hafenbrett. Das Abbauen ging rasch. Das Heimkommen dank des grunzenden Zugzausels eher mühselig. Und doch: „Haste gut gemacht, Möhrschnute. Karren gezogen wie 'ne Legende. Grunzen dezent. Fast schon bürgerlich.“
Möhrfried schnaufte. Keine Antwort. Keine Reaktion. Nur Stille. Das war verdächtig.
„Sach mal… Was’n los?“ Eda versuchte locker zu klingen, doch die Stimme klang etwas zittrig. Keine GRMPF. Kein Pupser. Nicht mal ein Wackelohr.
Eda stand auf, trat zum Esel, zupfte ihm die Ecke seiner Markise vom Rücken, die sich durch den Wind ein bisschen in seiner wilden Mähne verfangen hatte.
„Möhrfried… du guckst wie 'n Klops vorm Senf, aber ‚ch hab‘ heut nich einmal geflucht. Also… was fehlt dir?“
Der Esel war ruhig. Aber sein Blick war anders. Nicht trotzig. Auch nicht wirklich frech. Sondern ganz schlicht traurig.
Und dann, endlich setzte er sich. Einfach so. Mit einem Seufzer, der wie ein müder Wal klang. GRMPF.
Eda kniete sich daneben, Schlick auf den Knien, Krabbensauce am Ärmel. „Willse weg? ‚ch weiß, ich schrei viel. Und gestern hab‘ch Dich mit ‘ner Gurke bedroht. Aber Du… Du bist mein Kompass. Woher soll’ch n wissn wo ‚ch im Leben wie abbiegn muss, wenne weg bis?“
Möhrfried ließ langsam den Kopf auf Edas Schulter sinken. Sie zuckte. Der Esel war warm, schwer, und roch wie getragene Möhrensocken. „‘ch lieb Dich trotzdem, Du Pupskanon’ mit Beißreflex. ‘ch weiß halt einfach manchmal nich, wie man leise is.“
Die Möwen hielten inne. Langsam fiel eine Krabbenschale. Beinahe in Slow-Motion, um die Situation zu verdeutlichen. Als wollten sie sagen: ‚Jetzt wird’s ernst.‘
Eda streichelte Möhrfrieds Mähne, auch heute ganz ohne Gefluche und Gezeter. „Also wenne gehst, dann lauf nich weit. Weil ‚ch nirgends ohne Dich hinwill. Nich zum Markt. Nich zum Fisch. Nich mal zum Ka~ken, he?! Und pass auf, wo de hintrittst. Die Tiefnbahn is nah. Du musst die Familientradition echt nich aufrechterhalten.“
Der Esel schnaubte. Ein leises Grunzen. Und dann - feierlich und nur für Eda - ein klitzekleines, schräges „Iah…?“
Die Möwen kreischten wie beim Opernfinale. Eine begann zu applaudieren. Eda schniefte und lachte gleichzeitig. „Siehste! Du hast’s doch gelernt! Apollo wär stolz. Du bist nich einfach nur n Esel, Du alte Knatterplörre. Du bis mein Zuhause auf vier Hufen. Mein Möhrchenprinz. Und morgn, da verkaufn wir Klopse wie Helden.“
Sie saßen noch lange vorm Karren. Der warme Wind roch nach Kartoffelsud und Versöhnung. Im Hintergrund pupste eine Möwe.
- Wer sind die denn und was wollen die von uns?
Wir sind Eda Gram und Herr Möhrfried von der Hafenfischerei! Und eigentlich wollen wir ja gar nichts von euch. Aber wir können euch versichern, dass ihr unbedingt was von uns wollt. Und zwar Krabbenkloppse. Küchlein und Fischbrötchen. Der Legende nach die besten des ganzen Königreiches. Wenn nicht sogar ganz Azeroths und darüber hinaus!
- Aha. Und wenn wir gar keinen Fisch mögen?
Das is okay. Wir sind da total tolerant und ganz entspannt. Immerhin kann nicht jede Person perfekt sein. Für dieses unwahrscheinliche Szenario bieten wir auch ein, zwei Fischfreie Gerichte an. Außerdem sind wir absolut flexibel in der Handhabung, sodass aus einem Fischbrötchen schon mal ein Brötchen mit Senf und Salatblatt werden kann.
- Und wo findet man euch jetzt?
Gut, dasse fragst. Echt. Weil! So müssen wir uns selbst Gedanken darum machen. Wir wohnen unten am Hafen. In nem ausgedienten Zigeunerwagen. Geht uns gut da unten. Wir haben mehr Freunde, als Feinde. Das beschützt uns. Da verkaufen wir manchmal auch Zeug. Aber die Städter sind faul und träge geworden. Also manche. Nicht alle. Aber ein paar. Das reicht, damit wir unsere Pöppese nach oben an die Hafenpromenade verfrachten, damit ihr es nicht so weit habt, wenn der Hunger plagt.
- Ich fühle mich jetzt zwar angesprochen und bin beleidigt, aber auch dauerhungrig. Wann findet man euch immer?
Noch bessere Frage. Kann ich euch nicht sagen. Wir entscheiden bis dato noch spontan. Aber ich kann euch versichern, ihr werdet merken - oder sogar hören - wenn wir da sind. Wir machen uns bemerkbar. Wir sind laut. Wir sind meistens da, wenn ihr uns am allerwenigsten erwartet
- Ihr habt gar keinen Plan von dem, was ihr hier macht, oder?
Nöps. Gut erkannt. Ehrlich. Bin stolz auf Dich! Wir haben uns ganz spontan in die Fischerei und den Handel geworfen und bieten einfach einen Anlaufpunkt mehr für die einfache Gesellschaft. Auch für die Höhere und für die Tiefere. Aber die erste nahm gestern Anstoß an alten Brötchen vom Vortag und die zweitere muss meist warten, bis dann Brötchen vom Vor-Vor-Tag übrig bleiben. Wir sind einfach da. Spiel uns an. Spiel uns nicht an. Wir sind beide glücklicherweise nicht voneinander abhängig, aber ich verspreche Dir ein Erlebnis der besonderen Art, wenn Du vorbei schaust. Das Möhrfried-Erlebnis.
- Und was soll dann dieser HickHack hier im Forum?
Teil unseres Laut-seins. Wir sind hier. Ihr seid da. Gemeinsam können wir also faktisch überall sein! Dafür müssen wir nicht zwingend aufeinanderhocken. Wär aber geiler. Wir sind deshalb auch buchbar. Können wir hier oder ingame klären. Whisper. Post. Oder sogar IC - verrückt, ich weiß. Und außerdem dachten wir uns, wir könnten vielleicht bei dem ein oder anderen Interesse an den wilden, epischen Geschichten des Herrn Möhrfried wecken. Denn dafür sind wir vorrangig hier.
- Macht ihr das irgendwann auch mal professionell?
Vielleicht.
- Aber ernst nehmen sollen wir euch schon?
Ne. Ernst nehmen klingt wirklich langweilig. Aber wir sind echt. Wir haben Bock und wir ziehn das auch durch. Vorrangig gehts uns jedoch um Spaß. Spaß für uns, Spaß für euch. Unsere oberste Priorität ist ein Lächeln auf euren Lippen, wenn ihr uns hört und euch überlegt: ‚Och! Wir könnten ja mal wieder ein Fischbrötchen essen!‘ - Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.
Das wars vorerst auch von uns. Danke fürs vorbei schauen und fürs hoffentlich bleiben. Im Leben von Eda und Herrn Möhrfried. Wir sehen uns IC!