Adler von Arathor / Die Mark Hohenwacht

Mit einem lauten Platschen ergoss sich der Inhalt des Holzeimers, den die Deckhand an Deck geschleppt hatte, auf die dicken Holzbalken, suchte sich seinen Weg in Ritzen und Macken, ehe es mit dem rigorosen Schrubben eines Besens in kreisförmigen Bewegungen verteilt wurde. Zwar waren die Leichen geborgen und die Verwundeten versorgt worden, aber die dunklen Flecken auf dem Holz konnten auch Seewasser und Essiglauge nicht zur Gänze entfernen. Sie würden die Besatzung des Schiffes an die Folgen der Meuterei erinnern, bis sie irgendwann durch Sonne, Wetter und Zeit in die Bedeutungslosigkeit verblassten.

Ein Blutbad hatte die Magierin es genannt. Die oft nur in Leinen und Leder gekleideten Meuterer hatten, trotz ihrer Pistolen und Säbel, keine Chance gegen die wesentlich besser gerüsteten, bewaffneten und kampferfahrenen Männer und Frauen der Mark gehabt, deren Unterstützung sich Kapitän Holmwind versichern konnte. Zwar hatte es auf beiden Seiten Verluste gegeben, aber die Niederlage der Meuterer war vernichtend wie absolut gewesen, ihr Tod durch Dolch und Schwert Urteil und Exekution zugleich. Nur eine Handvoll hatte überlebt und saß nun im Bauch des Schiffes in Zellen eingepfercht, wohl wissend, dass ihr Aufschub lediglich temporärer Natur war.

Über den genauen Inhalt der Abmachung zwischen dem Kapitän und der Herrin von Drakenfall gab es immer noch einige Spekulationen, und während manche der Festländer den Kapitän und ihre nun wieder etablierte Schiffscrew mit Argwohn beobachteten, war es anders herum ganz genau so. Zu undursichtig waren scheinbar die Motive der rebellischen Kaperbraut, zu fremdartig Auftreten und Gebahren der Bewohner der Mark. Dennoch schien es so, als würden sich die einen zumindest für die kommenden Wochen nicht von den anderen trennen können, nicht, solange das Sabotieren der Bemühungen der Horde auf Kul Tiras und die Stabilität der Admiralität unter Führung der Proudmoores in beiderseitigem Interesse war. Es war eine ungewöhnliche Partnerschaft, geboren aus Not und Zufall heraus, eine geschäftliche Abmachung, die zumindest in den Augen der beiden federführenden Damen schon längst darüber hinausgewachsen war. Vertrauen, ja Freundschaft schien sich hier anzubahnen, Gefühlsregungen, welche die restliche Truppe der Hohenwacht allerdings nicht gewillt waren, zu teilen. Die nächsten Tage würden zeigen ob der ständige Konflikt sich durch gemeinsame Taten auflösen würde, oder ob der Bruch der Zusammenarbeit unvermeindlich war.

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