🗞 Der Sumpfkurier - Zeitung in Menethil

Ungewöhnlich klar war der Nachthimmel über dem Sumpfland, die Sterne blinkten und wurden in den vielen Wasserlöchern tausendfach widergespiegelt. Ein kalter Wind wehte, da und dort konnte man weißliches Licht ausmachen, Sumpffeuer, die in die Irre führten, und in der Ferne sogar ein richtiges Feuer, mitten im Sumpf, vermutlich in einem Lager dieser Gnolle.
Die alte Mühle, die zwischen zwei Wasserarmen fast einsam und schon recht verlottert ihre Flügel im Wind klappern lies, war wie ein Mahnmal für zivilisierte Leben, das hier nur schwer Fuß fassen konnte. Unweit der Mühle stand die kleinen, inzwischen wohlbekannte Hütte, dunkel und windschief. Obwohl es noch einige Stunden bis zum Morgendämmer waren drang das Stampfen und Klappern der großen Druckpresse aus dem Bretterverschlag und auch der lebhaft aufsteigende Rauch aus dem krummen Metallrohr auf dem moosbedeckten Schindeldach zeigte an, dass sich dort noch Geschäftiges tat.

Tatsächlich war Herr LaMinier, der Drucker und Layouter des Sumpfkuriers, noch immer bei der Arbeit - Termindruck und sein eigener Entschluss trieben ihn an, obwohl er bei näherer Betrachtung reichlich müde wirkte, die Augen rot umrandet, die Brillengläser fleckig, auf den Wangen hektische rote Flecken, die sich vom sonst bleichen Gesicht fast schon wie bei einem Fieberkranken abzeichneten. Aber er musste vor dem Morgen fertig werden, und die abonnierten Zeitungen mussten ausgeliefert sein.
LaMinier schaute kurz in die Ecke neben dem Kamin, in der eine undefinierbare Gestalt eine verblüffend zartgliedrige Hand aus einem stinkenden Lodenmantel streckte, um mit überraschendem Geschick zarte gepresste Blumen auf die einzelnen Ausgaben der Zeitung zu kleben. Dabei ließ die Gestalt immer wieder ein raues Kichern hören, dass dann und wann von einem Hustenanfall unterbrochen wurde.
„Komische Idee, mit den Blumen“, bemerkte LaMinier knapp. „Hat die Chefin wohl aus Silbermond…“.
„Och“, krächzte es aus dem Mantel, „mir gefälld’s. Had was Harmonsches, ne? Un das weeße Pabier, das doch langweilch.“
LaMinier nahm kurz die Brille ab und rieb sich mit der linken Faust die Augen. Dann setzte er die Brille wieder auf und zuckte mit den Schultern. „Kann uns nur nützen, so wird’s zu knapp zum lamentieren.“ Ein schmales Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, aber dann erlosch es wieder, es lag noch viel Arbeit vor ihnen.

Einige Stunden später dämmerte es, Nebelschwaden zogen über den Sumpf und eine kurze Reihe sechs kleingewachsener Gestalten, bepackt mit quaderförmigen Bündeln, schlich im Gänsemarsch über die Knüppelpfade, gen Menethil. Just, als die Gruppe gerade den schilfbewachsenen Saum eines Tümpels passiert hatte, hörte man ein heftiges Platschen, ein kurzer, rasch ersterbender Schrei, und ein nasses Gurgeln, dann wieder stille. Hastig eilte die Gruppe weiter.
Als die Kuriere Menethil erreichten, lugte die Sonne gerade über den Horizont und tauchte die Stadt und das Meer in ein flamingofarbenes Feuer.
Während einer der Austräger die Leute in der Stadt belieferte, waren drei weitere zum Flugmeister unterwegs, und einer traf sich im Schatten der Burg mit einer in eine dunkle Kutte gehüllten Gestalt, die etwas murmelte, woraufhin sich vor ihr ein flimmerndes Portal auftat, durch das der Bote, erst zögerlich, dann raschen Schrittes trat, nicht ohne sich noch einmal mit einem fast schon bedauerndem Gesichtsausdruck umzublicken.

Die neueste Ausgabe des Sumpfkuriers, 90 Kupfer!

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