Historisches - Vorgeschichte zum Erscheinen der ersten Ausgabe
Im Sumpfland, nicht weit nordwärts von Menethil, stand ein kleiner Bretterverschlag unweit einer alten Mühle, aus dem jetzt, in der abendlichen Dämmerung, regelmäßiges lautes Klappern und Schlagen zu hören war. Eine Gnomin mit keckem Kurzhaarschnitt eilte auf die Hütte zu, dabei rieb sie sich die Hände, wegen der dumpffeuchten Kälte oder aus anderen Gründen war nicht sofort ersichtlich. Tatsächlich war Gitti Kugelschreib, denn sie war die besagte Gnomin, von großer Vorfreude erfüllt, denn schon morgen würde die erste Ausgabe des Sumpfkuriers erscheinen, ihrer eigenen Zeitung, und das würde die Schmach des Desasters mit dem Elfenartikel nun endlich vergessen machen und ihr den gebührenden Neuanfang ermöglichen. An dem Holzhüttchen angekommen, stieß sie die schief hängende Tür ins dämmrige Innere auf. Ein halbes Dutzend sparsame, von windigen Abenteurern für wenig Geld abgekaufte Talgkerzenstummel flackerten und rußten in der Hütte, durchdrangen nur schwer den dichten Rauch, der aus einer Ecke von einem streng riechenden Bündel kam, in dem immer wieder mal ein Lichtpunkt aufglimmte. Die Hütte war vollgestellt mit einer klobigen, alten Druckerpresse, die für die stetigen Geräusche verantwortlich war. Ein schmächtiger Gnom, über dessen Gesicht quer ein Streifen Druckerschwärze lief, nahm gerade einige Blätter aus dem Druckstock und hängte sie über andere Papierbögen über einem Holzgestell. „Ist das die Zeitung?“, fragte Gitti, vor Aufregung wippte sie auf den Ballen auf und ab, eine Angwohnheit die sie mit vielen in ihrer Familie teilte und sonst peinlichst vermied zu zeigen.
Der Gnom an der Presse, der reichlich erschöpft wirkte - er hatte nicht nur die ganze Zeitung gedruckt, sondern vorher auch von 200 Bögen Altpapier die alte Druckfarbe entfernt -, nickte. „Ja, das hier sind die letzten, zum Glück.“ Gitti nahm sich eine schon fertige Zeitung und faltete sie auf, stolz blickte sie auf den Titel, überflog nur grob die erste Seite, blätterte weiter zum Innenteil, runzelte kurz die Stirn, als sie die verschossenen Zeilen im Leserbrief bemerkte, aber das war nicht so arg, das konnten sie beim nächsten Mal besser machen. Es war nur ein großer Bogen, aber auch das musste fürs erste genügen, mit all dem Material in Vorschuss zu gehen war riskant genug. Den Anzeigenteil inspizierte sie genauer, dann schaute sie auf die Rückseite, überflog die Überschriften dort, das Impressum, dann wurden ihre Ohren mit einem Mal feuerrot. „Wo ist die Anzeige?“ Hastig blätterte sie noch einmal nach vorn. „WO ist die ANZEIGE?!?“, wiederholte sie und schüttelte das Blatt. Der Gnom an der Druckerpresse, der gerade den Letterblock ausbaute, blickte sie fragend und besorgt an. „Welche Anzeige, Gitti? Die Schere? Auf Seite 3.“ Gitti atmete tief durch. Jetzt nur nicht gleich platzen. Oder vielleicht doch…
„Die BLÖDE Schere interessiert mich nicht! Wo ist die Anzeige von den Söldnern? Die, die wir extra lithographieren ließen? DIE, mit der wir -", sie machte eine große Geste, die den gesamten winzigen Innenraum und sämtliches Inventar umfasste, „das alles hier finanzieren!“ Der schmale Gnom, von dessen kreidebleichen Gesicht sich der Streifen Druckerschwärze wie das Grinsen eines Verlassenen abzeichnete, stammelte kaum hörbar: „Lithographieren…“ . Zu mehr war er nicht in der Lage, er würde wohl gleich in Ohnmacht fallen. „Jawohl, Herr la Minier!“, lamentierte die Gnomin. „Lithographieren! Für 20 Silbertücke! WO ist diese Anzeige?“. Der Gnom nahm nun - wie in Zeitlupe - ebenfalls einen der frischen Druckbögen und wendete ihn hierhin und dorthin. Dabei fiel ihm ein gravierender Druckfehler in der Titelzeile des Aufmachers auf, aber er hielt es nicht für klug, dies jetzt anzusprechen. „Sie…muss mir entfallen sein?“, sagte er kleinlaut. Die Gnomin ballte die Fäuste, die Arme an die Seiten gepresst, ihre kecke Tolle stand wie ein anklagendes Ausrufezeichen über ihren schmal zusammengepressten Augen, die gefährlich funkelten, zumindest nahm Herr la Minier das an, so genau war das im Halbdunkel nicht zu erkennen. Er wünschte sich, einer der sonst immer gegenwärtigen Krokolisken würde die morschen Holzbretter ignorieren und gerade jetzt hereinbrechen, um entweder ihn oder seine Chefin auf der Stelle fressen. In Gitti braute sich ein Unwetter zusammen, ein Brüllen dass jedem Drachen zur Ehre gereicht hätte.(Bearbeitet)
„Wenn’sch mo ’n Vorschloch zum best’n geb’n dürft.“, kam es aus der stinkenden Ecke, bevor der Sturm losbrach. Beide Gnome wendeten sich dem Sprecher zu, von dem immer noch kaum mehr als das Glimmen seiner Pfeife zu sehen, dafür aber umso mehr zu riechen war. „Druck’n wir doch de Onzeiche extro und kleb’n se üb’r ’n Ortiggel, den keener broucht.“ Die Gnomin atmete wieder hörbar tief ein. „Was soll DAS heißen?“ „Nu, du musst zugeb’n, diese Onegdote von dies’m Lao Windings un’ dor Elfe von der er tröumd. Des is do Figgd’schn.“ Ergeben atmete die Gnomin aus. Sie konnte erstaunlich lange die Luft anhalten. Drüberkleben. Was soll man machen. Das Beste… das Beste war, das ganze als besonders Feature zu verkaufen, immerhin konnte man so diese wichtige Anzeige auch einzeln mitnehmen als Merkhilfe, fast wie eines dieser Empfangskärtchen des Sturmwinder Adels. Dies waren jedenfalls ihre Gedanken, wie sie diese ganze Misere den einzigen zahlenden Anzeigenkunden klarmachen sollte. Langsam beruhigte sie sich, B. Richter hatte zwar einen grauenhaften Dialekt und unregelmäßige Hygienegewohnheiten, aber wirklich gute Ideen. „Na gut, ich besorge Klebeband und ihr druckt die Anzeige auf die Rückseiten dieser abgelaufenen Fährbillets, die keiner kaufen wollte.“