Ich finde, es ist schwierig, das zu verallgemeinern. Es kommt auf den spezifischen Fall an und ich denke, dass man differenzieren muss. Wenn es so ist, dass die Planung für eine Spielerschaft viel und gutes Rollenspiel bringt, dann ist das eine gute Sache - wie in deinem konkreten Fall mit den Gnomen, die gerne planen. Da wäre es unsinnig, dies wegzulassen, es ins OOC auszulagern und damit das RP zu behindern.
Aber es gibt auch Gegenbeispiele aus eigener Erfahrung. Beispielsweise war ich schon auf Großplots, bei denen die Besprechungen nur wenige Kommandanten betrafen (~5 Spieler) bei einer Teilnehmerzahl von 10 bis 20 Mal so viele Spieler. Das Gros bekam davon nichts mit, sondern bespielte sich selbst (was gutgehen oder nicht so gut gehen kann). Ich persönlich finde IC-Planungen dann mühsam, wenn es zu lange dauert. Sicher gibt es jetzt Spielerinnen und Spieler, die das hier lesen und zum Tippen ansetzen wollen mit „Aber das ist nunmal das RP.“ Sehe ich anders. Wenn 100 Personen am Plot-Progress behindert werden, weil es Hausnummer am 5. Plottag nach 6 Stunden Führerbunkersimulator keine Einigung gibt, ist das nicht RP-Bereichernd. Das ist oftmals (nicht immer, aber oft!) der Punkt, wo das IC ins OOC kippt. Ich habe es bei Großplots immer als bereichernd empfunden, diese Planungen dahingehend „abzukürzen“ - ich sage nicht OOC zu lösen - aber abzukürzen, indem von der SL ein NPC gespielt wird, der einiges an Rahmenbedingungen vorgibt.
Ein konkretes Beispiel: Bei einem Plot ging es darum, bei einer Warfront die Horde anzugreifen. Grundsätzlich eine gute Sache, das nicht fix von der SL vorzugeben, sondern es sich im RP entwickeln zu lassen. Gleichzeitig kam es jedoch zu keiner Lösung. Es gab mehrere Besprechungen an darauffolgenden Tagen, die mehrere Stunden dauerten und keinen Progress ergaben. Die Stimmung (auch OOC!) war schon etwas genervt bei einigen, viele Spieler warteten Samstag und Sonntag, dass es endlich losgehe, tat es jedoch nicht.
Wenn wir uns dieses Beispiel ansehen, sieht man, dass es genau beeinträchtigend für RP sein kann, Planungen ganz offen zu gestalten, als wenn man es gleich vorgegeben hätte und keine Planung gehabt hätte. Irgendwann gibt es einen Punkt, bei dem der SL einen Impuls setzen sollte. Entweder, wenn der SL IC vertreten ist mit einem NPC-Kommandanten, oder sonst OOC. Das ist der Moment, wo die Stimmung am kippen ist. Wann das genau ist, das ist die Kompetenz eines guten SL, das zu erkennen. Manche werden früher einschreiten, manche später. Gar nichts zu tun halte ich nicht für das Richtige. Und das ist leicht begründbar: Man möchte IC bleiben. Und dafür muss ein SL die idealen Rahmenbedingungen schaffen. Falls sich jemand nun denkt „Ja, aber IC ist IC und die sollen halt konsequent spielen.“ Ja, das mag sein, dass so mancher diesen Anspruch hat, ich versuche auch konsequent zu spielen. Aber das kann man bei einem offenen FFA Großplot, bei dem jeder mitmachen darf, nicht verlangen. Also verlangen schon, aber es werden nie 100% der Spieler 100% konsequent spielen.
Ich finde, Moderation, Mediation und die Klarheit der Rahmenbedingungen sind Aufgaben der SL. Kein Extrem ist gut, weder ein Laissez-faire Passiv-Beobachten, noch ein diktatorischen „Totplanen“. Manche SL tendieren zu mehr Struktur, ich zum Beispiel, andere zu mehr Offenheit. Nichts ist falsch, nichts richtiger. Es muss authentisch sein und für die Spielerschaft passen.
Beispiele
Negativ-Beispiel 1 - zu wenig Rahmen
„Spielt eure Planung aus. / keine Anweisung durch SL.“
Negativ-Beispiel 2 - zu viel Rahmen
„Spielt bitte aus, dass ihr Objekt X baut.“
Positiv-Beispiel - der richtige Rahmen
„Übermorgen geht es weiter, ihr könnt bis dahin die Zeit nutzen, euch vorzubereiten.“
Auch Pausentage und Open/Free-RP muss gekennzeichnet sein von der SL. Einfach davon auszugehen „dass es schon irgendwie funktionieren wird“, ist leider oft Sozialromantik. Fast keine Spieler wollen etwas boykottieren oder kaputt machen. Meistens sind es nur beispielsweise unterschiedliche Interpretationen von Rollenspiel oder Lore. Auch das ist kein Problem, solange man wertschätzend und respektvoll den anderen gegenüber bleibt und nicht davon ausgeht, dass nur die eigene selektive Wahrnehmung und subjektive Interpretation die Richtige ist.
Es mag auch Personen geben, die sagen, für mich klappt es nur, wenn es sehr gut organisiert ist, es mag ebenso Personen geben, die sagen, für mich ist das nur dann gutes RP, wenn ich den Rahmen und das OOC drumherum gar nicht bemerke. Wenn man aber gut plant und gut organisiert, erkennt man das daran, dass die Spielerschaft es gar nicht wirklich mitbekommt. Und das wichtigste ist, dass die Spielerinnen und Spieler Spaß am Plot/RP haben. Das ist die Verantwortung des SL. Und ebenso, die Konsequenzen und Grenzen zu managen. Eine heterogene Spielerschaft aus Rollenspielern, die sich teilweise nicht kennt und aus unterschiedlichen Rollenspiel-Biografien stammt, unterschiedlich alt ist und aus verschiedenen Bildungsschichten und Ländern kommt so unter einen Hut zu bringen, dass sie sich nicht nur nicht gegenseitig anmachen, sondern Freude am Projekt haben, das ist nicht einfach. Aber lohnenswert!