Hasst mich aber ich war ein riesiger Gegner von WoW Classic obwohl ich seit der Öffnung von Zul Gurub dabei bin. Meine Meinung konnte man ca. so zusammenfassen: “Wenn die Leute erst einmal merken wie unbequem damals alles war, wie zäh werden sie um Gnade schreiend zu WoW Retail zurückkehren. Denn auch wenn WoW aktuell absoluter Müll sein mag ist es immer noch besser als WoW damals objektiv war.”
Nun spiele ich WoW Classic. Wieder Hexer. Wieder Ingi. Nur auf Allianzseite statt Horde und einem PVE-Server. Während ich diese Zeilen schreibe sitze ich im Büro und in meinem Kopf schwirrt alles um WoW. Content den ich vor 15 Jahren schon gespielt habe und der, Hand aufs Herz, sich auch alt anfühlt belohnt mich mehr als es WoW Retail jemals könnte.
Ich habe lange nachgedacht warum dem so ist aber ich denke die Kernpunkte sind die folgenden:
Mein Verhalten am Server spielt eine Rolle. Wenn andere Spieler mich für einen Idioten oder einen Asozialen halten werde ich das zu spüren bekommen. Wenn ich als positiver Mensch wahrgenommen werde, bin ich in Instanzen gerne gesehener Gast, werde, auch als DD, gerne mal direkt angeschrieben ob ich nicht Lust habe wo mitzukommen.
Man wird als Spieler mehr gefordert. Kurios aber ich dachte genau das Gegenteil ist der Fall im Vorfeld. Wenn ich in Retail während dem Leveln ein paar Mobs auf einmal angreife ist das schlimmstenfalls mit einer kleinen Pause fürs Reggen verbunden. Hier wird es teils zum erbitterten Kampf auf Leben und Tod. Mehr als einmal hat mich ein überraschender Respawn aus der Komfortzone gerissen und mir alle Cooldowns und Ressourcen abgenötigt die verfügbar waren um zu überleben. Nach solchen, überstandenen Situationen fühlt man sich wie nach der Besteigung eines Bergs.
Man hilft sich gegenseitig. Ich habe schon Dutzende Spieler aus der Bredouille gerettet und wurde meinerseits Dutzende Male gerettet. Oft ergaben sich daraus kleine Questgemeinschaften. Man levelt ZUSAMMEN. Nicht nur nebeneinander her.
Die Laufwege sind irre lang. Das klingt wie ein Nachteil aber während man läuft unterhält man sich. Der Brachlandchat war wohl deshalb so irre weil man sich im Brachland den Wolf läuft und sich die Zeit vertreiben will. Aber genauso entstehen ingame-Freundschaften. Man redet miteinander. Und man sieht mehr von der Welt statt einfach durch sie durchzurasen.
In Classic ist das Leveln keine lästige Nebenerscheinung gewesen um ENDLICH Level 100 zu werden sondern es war bereits der Weg wertvoll. Ich genieße jede Sekunde davon und damit bin ich wohl nicht allein. Auch viele jüngere Spieler die niemals Vanilla gespielt haben finden Classic toll. Und ich hoffe das Blizzard ein paar Sachen daraus lernt:
Nicht alles muss sofort und bequem erreichbar sein. Die Leute wollen durchaus für das was sie bekommen arbeiten. Eine Sukkubus ist ein bleibender Wert die meinen Charakter für immer begleitet. Der Erfolg “Du hast das Brachland erkundet” ist hingegen absolut bedeutungslos.
Der Schlachtzugsfinder und das Gruppensuchetool haben, gemeinsam mit der Zusammenlegung von ganzen Serverpools, die Interaktion in WoW getötet und es war ein riesiger Fehler das zu tun. Man redet nicht mehr miteinander weil man das ja nicht muss. Und die Leute benahmen sich daraufhin wie in der Schweinebucht weil man die Leute ja ohnehin niemals wieder sieht. Damit hat Blizzard erfolgreich dafür gesorgt das die Vita des eigenen Charakters bedeutungslos wird.
Dadurch das selbst Elitequests in späteren Addons kein Problem mehr darstellten gab es auch kaum noch Questgemeinschaften. Wozu auch? In der Zeit in der ich nach Gruppenmitgliedern suche habe ich die Quest schon fast fertig geschafft.
Klassen fühlen sich in Retail nicht mehr besonders an. Ob ich nun einen Mage spiele oder einen Hexer ist im Grunde Jacke wie Hose in Retail. Die kleinen Ecken und Kanten und Specials die jede Klassen in Classic mit im Handgepäck hatte sind in Retail entfernt oder bedeutungslos. Die Leute können durchaus selbst entscheiden ob sie einen Spell sinnvoll finden oder nicht. Ein Frostmagier hat genauso ein Anrecht auf seine Feuer- und Arkanzauber wie ein Zerstörungshexer auf Fluch der Tollkühnheit, Mana saugen oder Fluch der Schwäche. Diese Werkzeuge werden nicht perfekt funktionieren aber ab und an ist es besser irgendein Werkzeug zu haben als gar keins. Und wozu? Um WoW zugänglicher zu machen? Ich habe nicht das Gefühl bisher das die jüngeren Classic-Spieler mit ihren Klassen überfordert sind. Blizzard hat die Spieler in voreilendem Gehorsam in Retail wie Idioten behandelt und Klassen jegliche Individualität genommen. Mit dem Ergebnis das nur noch gespielt wird was gerade mit den fünf Knöpfen die man drückt die beste Performance liefert.
Danke für Classic Blizzard! Ihr seid in vielen Punkten besser geworden. Aber was die Seele von WoW war… das habe nicht nur ich in all den Jahren aus den Augen verloren sondern ihr auch. Ich hoffe das wir nun gemeinsam dort hin zurückfinden werden. Und nun muss ich heim! Ich will Burg Schattenfang um meine Hexerquest fertig zu kriegen
Schön geschrieben. Bist du auch der Tsabotavoc von damals? Der mir das Spiel mit dem Hexer mit seinen Videos verständlicher gemacht hat? Vor allem im pvp natürlich :-). Bei gewissen Posts über mir bin ich mir sicher, dass Sie nicht aus der Zeit stammen
Ich greif das mal raus um auf das Thema “Mimimi, Classic ist überhaupt nicht schwerer als Retail” einzugehen.
Ja, Classic ist in der Spitze möglicherweise einfacher als Retail, jedoch hat man durch das sperrige Leveln und die Beschränkung der eigenen Klassenfähigkeiten, eine höhere Grundschwierigkeit im Spiel, was den Anstieg später in Raids um einiges angenehmer gestaltet.
In Retail kann ich zu 90-95% facerollen und komme trotzdem voran. Wenn es dann an die letzten 10% anspruchsvollen Content geht, steht man erstmal vor einem Berg weil man anspruchsvolles Spielen überhaupt nicht gewöhnt ist durch die Vereinfachung beim Rest.
Ähm doch Tazmal Classic Spieler der ersten Stunde. Warum würde ich den TE sonst erwähnen und Fragen, ob er der ist von damals. Tsabotavoc hat damals so viele Videos vom Hexer gemacht, das hat vielen Spielern geholfen klar zu kommen. Vor allem im pvp und was eigentlich die Mechanik des Chars ausmacht. Auch die ganze Entwicklung und Veränderung der Klassen, die dann eben nicht mehr so einzigartig geworden sind mit ihren Fähigkeiten, was jetzt eben wieder vorhanden ist.
Tut es nicht. Nicht bei den gegenwärtigen Spielerzahlen pro Server.
Die einzige Schwierigkeit besteht daran zu wissen wann man weg rennt, da man entweder nicht das Toolkit hat um mit zu vielen Mobs zu dealen und/oder nicht das entsprechende Mana um dieses Toolkit effektiv zu nutzen. Wenn ein Kampf unmöglich zu meistern wird egal wie “gut” man ist hat das nix mit Schwierigkeit zu tun sondern schlicht und einfach damit, dass es nicht möglich ist.
Das ist richtig. Tut man in Retail ebenfalls, wenn es notwendig ist. (ist es nicht häufig da muss ich zustimmen)
Kommt auf die Spielweise an, ich behaupte mal ich habe in Retail mehr gequestet und damit von der Welt mitbekommen, weil es interessant war. In Classic grinde ich seit Level 20 nur noch Mobs, weil questen für mich persönlich unerträglich ist, mit von Spielern überfluteten Questgebieten und lächerlichen Dropraten/Respawnraten von Questgegenständen/Mobs. Im Grunde auch nur ein Grind, nur in schlecht mit zu viel Downtimes. Dann kann ich auch gleich nur Mobs Grinden und dabei jene aussuchen, welche gute Mats droppen um Gold zu scheffeln.
Warum ich trotzdem Classic spiele? Weil ich mal wieder Bock drauf hatte stumpf vor mich hin zu grinden und dabei Hirn afk nebenbei einen Film/Serie zu schauen.(nicht negativ gemeint ich habe echt Spaß) Das was es erreichen will macht es gut und jeder der diese Erfahrung sucht, wird es lieben. Und das ist ne super Sache.
Nein Tut man in Retail nicht.
Man muss niemanden retten weil die Questmobs dermaßen trivial sind das man sie mit 2 autoattacks aus den Latschen haut.
Retail ist nunmal generell so designt das ein Scheitern beinahe unmöglich ist.(mythic+ und raids ab hc ausgeschlossen)
Jeder muss alles sehen können, keiner darf benachteiligt sein etc.
Das du Bock hast Brain afk Mobs zu grinden ist ok, kannst du noch besser in Retail machen nur das du dann in 10 Minuten nix mehr zu tun hast weil die Mobs so wenig Gegenwehr bieten und alle tot sind.
Versuch doch mal in den Hinterlands im Trollcamp oder in DunModr brainafk zu farmen.
Geht nicht richtig, pullkontrolle und klassenverständnis sind vllt doch nicht so einfach wie du denkst.
N24 Hitlerdoku auf dem Second Screen gucken ist auch in Ordnung aber mach das mal aufm pvp server in Stv ode searing gorge, da kannste dich mitten im Kampf nicht mal einfach wegphasen weils dir zu anstrengend ist.
Wo wir auch schon beim pvp wären.
Kann sein das es Leute gibt die das Balancing über alles stellen aber ich finde Button Smashing und unendlich lange Kämpfe einfach schlecht designt. In Classic werden Resourcen wie Mana tatsächlich auch mal verbraucht?! Unglaublich aber wahr.
In Retail hab ich einfach mal mitm Priest auf Holy geskillt und zack unbesiegbar Modus an.
Hab hier im Forum noch keinen gesehen, der nicht ein “Veteran der ersten Stunde” aka “Alter Classic Gott Hase” aka “Special Agent Vanilla” Spieler war.
Auch wenn Classik hier und da nicht ganz Perfekt ist, aber es ist MMO-hafter als retail.
Ich persönlich habe fast 1 Jahr kein retail-wow vor Classik gespielt.
War auch nicht im Hype oder dergleichen. Hab mir erst um 0:25Uhr ein Abo zum Classicrelease abgeschlossen, als ich bissle auf twitch zusah wie andere Classic spielen und dachte mir, komm probiere es.
Ich bereue es nicht, denn es fühlt sich in jeglicher Hinsicht richtiger an, als irgendein Addon von retail.
Es macht spaß und kann die in all deinen beschriebenen Punkten, lieber @TE nur zustimmen.
Auch wenn man selbst vielleicht häufig nur alleine spielt ist dies tatsächlich ein sehr entscheidender Punkt weil man unterwegs viele Spieler trifft und immer kurze gemeinsame Erlebnisse zustande kommen.
Es zeigt eben auch das der Content noch gelebt wird und was wert ist statt mit Erbstücken entwertet.
Zumal der allgemeine Chat in Retail tot ist und für mich zu einem MMO dazu gehört.
Ein gutes MMORPG sollte imo mehr als “nur ein Spiel” sein und sich auch nach mehr anfühlen.
Ist bei den langen Corpseruns selbst eine erfolgreiche Flucht (welche oft nur durch korrekten Einsatz der Fähigkeiten möglich ist) ein kleiner Sieg.
Habe ich schon häufig sehr knappe Situationen gerade noch so rumreißen können, weil ich aufmerksam war, anständige Hotkeys hatte und mich nicht nur auf stumpfes Spammen von 2-3 Fähigkeiten beschränkte.
Wird eine Siuation knapp, springe ich aus der Katzenform, dann rein in die Bärenform (ja, ich spiele aktuell noch ohne entsprechende Makros, also für jedes Raus- und Reinwechseln noch jeweils ein Hotkey…) , Stun, raus aus der Bärenform, Nachwachsen, Wucherwurzeln, niedriger Rang meiner Heilung, rein in die Katzenform und dann umklatschen.
Ich finde nicht, dass mir zwischen WoD und BfA der Großteil der Raidbosse auf Heroisch mehr “Skill” abverlangt hat, als ich in Classic in der Levelphase zeigen muss, wenn ich unnötige Tode vermeiden will.
Das beinhaltet Reaktionsgeschwindigkeit, vernünftige Hotkeys, ein Überblick über die Spielsituation, korrekte Positionierung und Bewegung, Ressourcenmanagement und Kenntnisse über die Spielmechanik.
Wenn an irgendeiner Stelle das Mana fehlt, dann gibt es übrigens praktische Tränke, die dabei aushelfen.
