[H] [ICU] "Wanderer" rekrutiert ...nicht

[Scio nescio]

Die Ecke des Betts, die Sasarya frequentierte, hatte vor gar nicht allzu langer Zeit noch Linndriel inhabitiert, sehr kurz, bevor er sich ihr so gezeigt hatte wie er war, dachte Oonayepheton im Stillen und stieß sich von der Tür ab, um sich ebenso wie vor der kleinen Episode zwischen den beiden Sin’dorei auszustrecken. Er kroch mit einem versichernden Fokus auf Linndriel auf die Laken, drehte sich auf den Rücken und ließ die linke Hand auf seinem Brustbein ruhen, während sein rechter Arm sich unter seinen Kopf schob, um diesen abzustützen. Nahezu zeitgleich zog er das rechte Bein in einen bequemen Winkel. Kaum dass er still lag, das stumme, neutrale Gesicht zur Decke ausgerichtet, erscholl in der Ferne ein Schrei, wie ihn ein Tier in Todespein nicht gequälter hätte ausstoßen können.

Sasaryas Blick war Oona gefolgt, als er sich wieder in das Bett legte, zwischen sie und Linndriel, und somit fast wieder der Moment hergestellt wurde, an dem sie vor wenigen Stunden schon einmal gewesen waren. Das Gefühl von Wald und Idylle zwischen ihnen war abrupt mit dem Ausbruch von Linndriels Übelkeit verschwunden, die Natur, die sie fühlen konnte, beschränkte sich nun nur noch auf die Reize jenseits des Fensters. Hintergründig, wie es innerhalb von Stadtmauern war. Ein leises Flüstern des Wellengangs, das Gefühl von Auftrieb unter den federweichen Schwingen der Möwen am Hafen. Nur spürbar, wenn sie sich wirklich darauf konzentrierte. Wie, fragte sie sich innerlich, hatte er das also gemacht? Sie merkte gar nicht, dass ihre rechte Hand dabei auf ihrem Oberschenkel tippte, als sie den Gedanken wälzte und den Blick auf dem Illidari ruhen ließ. Er hatte ihren Schwachpunkt, ihre Neigungen gelesen, als wäre sie ein offenes Buch und ihr ein Gefühl gefüttert, dass ihr flau in der Magengegend werden ließ. Umgarnend, sicher, schmeichelnd, beruhigend. „Woher wusstest du das, Oona?“, fragte sie dann leise, die Stimme so gesenkt, dass sie die Ruhe kaum stören konnte. „Was mir gefällt?“ Die Ohren der Waldläuferin zuckten, als der Schrei die nächtliche Idylle und Ruhe durchbrach und der Blick, und der Kopf wendete sich wieder dem Fenster zu. Doch die Frage stand noch immer im Raum.
Sein Gesicht war zum Fenster hingekippt, drehte sich dann aber auf Sasarya, als sie ihn anredete. Der Dämonenjäger deutete ein ungesehenes Schulterzucken an, das sich viel eher in seinem Tonfall widerspiegelte. Er sprach leise, für ein Flüstern gab es noch keinen neuerlichen Grund. „Ich weiß es nicht“, sagte er. „Was gefällt dir?“ Er klang nicht so, als würde er scherzen oder sich dumm stellen. Was genau hatte sie hier nicht mitbekommen? - oder aber: er. Im Gegensatz zu vorhin verzichtete er darauf, seine Blöße zu bedecken. Die Luft war tropisch genug für laue Nächte und jagte ein kleines Frösteln über seine Haut, so hatte das nichts mit den Temperaturen zu tun.
Jedenfalls schien er eine unfassbar beruhigende Wirkung auf Linndriel zu haben, denn das nervöse gegen den Lappen atmen, das gequälte leise Seufzen und die leichten Schweißausbrüche regulierten sich. Nur wenige Momente nachdem sich alle wieder im Bett eingefunden hatten und die Matratze nicht mehr von sich bewegenden Körpern zum Schwanken gebracht wurde, hörte man auch schon wieder ein seliges, leises, kleines Schnarchen. Sie lag noch immer, einem Seestern ähnlich, auf dem Bett, den Lappen mitten in ihrem Gesicht. Der Schlaf, in den sie nun eintauchte, war schwarz, frei von jeglichen Träumen, dafür aber friedlich…

Kaleo - Bang Bang
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[Flut]

Sasarya sah noch immer auf das Fenster, als Oona ihre Frage beantwortete oder auch nicht beantwortete und ihr stattdessen eine Gegenfrage stellte.

„Das, was ich vorhin gespürt habe…“, sie hob die Schultern ebenfalls an. „Ein Gefühl von Natur und Freiheit.“

Sie strich sich eine Strähne ihres Haares zurück und löste sich aus ihrem Sitz, legte sich im Bett lang und drehte sich zu dem Illidari. Im Hintergrund schnarchte Linndriel leise. Friedlich.

„Hmm“, machte er und ließ den Mund einen Augenblick geschlossen, kaute sogar etwas auf den Lippen herum, was den schemenhaften Gesichtszügen etwas nachdenkliches, ja sogar grüblerisches verlieh, ehe er sie schnalzen ließ und neutral, aber bereits wieder im halben Flüsterton, bei dem nur zwei Vokalen ein summendes Schwingen der Stimmbänder durchschlüpfte, erwiderte: „Keine Ahnung.“

„Nicht so wichtig“, erwiderte Sasarya dann, ebenfalls leise.

Vielleicht, auch wenn sie ihren Sinnen eigentlich trauen konnte, war es doch nur Einbildung gewesen. Auch wenn vieles dagegen sprach, sie es besser wissen musste, und ihrer Meinung nach irgendwas daran sehr schön aber auch sehr merkwürdig gewesen war. Sasaryas Gedanken kreisten darum, fuhren Achterbahn. Noch mehr offene Fragen, auf die man vermutlich nie eine Antwort bekäme.

Der Dämonenjäger rollte halb herum, so dass sein Gesicht jetzt unmittelbar auf Sasarya ausgerichtet war, legte die rechte Hand flach vor sich ab und lagerte sein Ohr in die Ellenbeuge des linken Arms. Er zog das Knie noch ein wenig mehr in die Höhe, so dass es ihm als bequeme Stütze diente und obwohl dort, wo zwei irisierende Lichtpunkte die Augen hätten andeuten müssen nur tiefstes Schwarz lag, fühlte sie den unsichtbaren Blick auf sich liegen. Er sagte kein Wort.

Schweigen auf der Seite des Dämonenjägers, Schweigen auch auf ihrer Seite. Sasarya wirkte nicht wie jemand, den ein durchdringender Blick aus dem Gleichgewicht bringen würde und obwohl sie die unsichtbare Musterung auf sich, auf ihrer Haut spürte, sah sie nicht weg. In ihren Augen war nur ein Hauch Fel zurückgeblieben, den Rest ihrer Vergangenheit hatte die Zeit und der Sonnenbrunnen bereinigt. Es war dieses sanfte Glimmen, das ihm entgegenblickte. Aufmerksam.

Diese junge alte Elfe. Nicht ihr Körperbau, der ihm ohnehin ein schemenhaftes Rätsel blieb, solange er auf Abstand war, aber ihre Stimmlage verriet sie und das, obwohl sie recht wahrscheinlich einiges dafür getan hatte, dass es einem weniger guten Zuhörer nicht mehr auffallen sollte. Ihr Grundtenor war zu hoch, die Stimmbänder schwangen in jedem Lebensalter anders. So viel älter als Linndriel konnte Sasarya kaum sein. Aber da war mehr, das zu einem reifen Geist gehörte als ein zerfallender Körper. Von diesem konnte bei der Elfe keine Rede sein. Irgendetwas an ihr schmeckte nach tiefen Schmerzen, nach solchen, die die Seele zerrissen zurücklassen - selbst wenn man sie wieder versuchte zu kitten, würden an den Bruchstellen kleine Löcher bleiben. Das waren die Stückchen, die man bei denen ließ, die einen brachen. Manche verteilten ihre Splitter, manche schenkten einem einzigen Gegenüber viele davon. Einen Dank dafür gab es nie. Ebensowenig wie eine Nachsorge.
Er streckte die Hand aus. Kurz und zögernd schwebte sie über Sasaryas Wange, vielleicht ein unbeendeter Gedanke. Dann strich er ihr eine nicht vorhandene Strähne aus dem Gesicht, über Schläfe und Wangenknochen. In seinen Fingerkuppen war sein Puls zu spüren. Die Hand zitterte nicht, als er sie langsam wieder zurücknahm, wo sie ebenso flach ausgestreckt wie zuvor auf die Polster sank.

Sie zuckte nicht zusammen, als seine Hand die Distanz zwischen ihm und ihr überbrückte, auch der Blick flackerte nicht, sondern blieb ruhig auf das Gesicht des Dämonenjägers ausgerichtet. Wie Stillhalten um jeden Preis, auch wenn es mühelos aussah. Nicht preisgeben, was in ihr vorging, die Karten in der Hand halten und nicht auf den Tisch legen. Ein Schutzmechanismus für jemanden, der für Offenheit bestraft worden war. Man konnte sich ausmalen, wie sie Schmerzen ertrug, mit welcher Gleichgültigkeit äußerlich und erheblichem Kraftaufwand im Inneren. Eine Vorstellung, die zur Realität wuchs.

Als er sie berührte, zuckte sie nicht zusammen, und seine warmen Finger berührten ebenso warme, weiche Haut. Es war eine zärtliche Geste. Etwas, das Sasarya schon sehr lange nicht mehr wahrgenommen hatte. Eine Federberührung, die bei aller Selbstkontrolle doch dazu führte dass sich eine Gänsehaut bildete. Sie wollte sich nur ungern eingestehen, dass auch das ein Gefühl war, was sie gern mochte.

Sie reagierte wie ein stummer Spiegel, streckte die Hand aus und berührte seine Schläfe, strich das schwarze Haar etwas zurück. Ihre Fingerkuppen waren warm, aber sie fühlten sich rau an, nicht perfekt. Weit davon entfernt. Die Berührung jedoch, die auf seiner Wange endete, war ein Echo in Perfektion.

Sie konnte das schräge, einseitige Lächeln spüren, als sich die Wange verschob und der leise Luftstoß ihren Arm streifte. Was ihre Augen bei Licht gesehen hatten, hatte sie nicht getrogen. Es war ein gepflegtes Gesicht, das sicher nicht nur Seife und Wasser regelmäßig zu sehen bekam - Dämonenjäger hin, Dämonenjäger her. Sein Haar war glatt wie polierter Stein, kräftig und dick und dabei so weich wie Gefieder. Der Stoff der Augenbinde dagegen wirkte regelrecht spröde, als seien metallische Fasern darin verwebt. Er veränderte die Haltung nur minimal, streckte sich ein wenig mehr aus, nahm seine Hand fort und schuf so einen Raum, eine Lücke, die man schließen konnte, wenn man wollte und all das ohne den Kopf zu heben.

Sasarya schloss nicht die Augen, als sie die Lücke zwischen ihnen ausfüllte und die wenigen Zentimeter überwand, die er freigegeben hatte. Die Situation war beinahe so, als hätte ein Bronzedrache an der Zeit gedreht. Hier und da kleinere Abweichungen, aber doch wie zuvor.

Sie zog ihre Hand zurück und legte sie auf ihrem Bauch ab und sagte kein Wort. Noch immer nur Schweigen und das dumpfe Irrlichtern ihrer Augen, jetzt deutlich näher als zuvor. Ihr Atem ging ruhig, wusch warm über den Oberkörper des Illidari, während Linndriel immer noch in Frieden schlief.

Wie, als hätte irgendetwas den Schlaf der Elfe leichter werden lassen, veränderte sich das regelmäßige Geschnarche und endete darin, dass Linn aufeinmal erstaunlich, fast schon erschreckend laut aufgrunzte, beinahe wie ein Schweinchen. Sie rollte sich kurzerhand auf den Bauch, verlor auf halbem Wege das Laken und entblößte damit ihre Kehrseite, vom Mondlicht beschienen.

Nicht sanft, sondern schlagartig und übermächtig wie die große Welle von Kanagawa stürzten alle Empfindungen von zuvor auf Sasarya ein und blendeten beinahe alle Geräusche und Wahrnehmungen der Realität aus - lediglich die, die ohnehin in die Szenerie passten, verstärkten sich und drehten auf, als habe sie eine Tür aufgestoßen. Der Atem des Dämonenjägers war ebenso regelmäßig und warm wie sein kräftiger Herzschlag. Und obwohl er sie nicht im Arm hielt, war er so spürbar für die Sin’dorei wie alles andere der irrealen Bilder.

Vielleicht war es nur eine weitere Sinnestäuschung, dass seine Haut einen sachten und seidigen Schimmer angenommen hatte und der Duft nach wildem Honig in der knospenden Luft voller Blüten und Grün lag.

Die Frage, wie so etwas möglich war, wurde weggewischt, vollkommen erdrückt von dieser Flut an Eindrücken, Emotionen, Gerüchen, die in ihre offenen Waldläufersinne stürzten und sie unter sich begruben. Alles um sie herum versank, verlor an Umriss, selbst die Gedanken, dass sie es hätte besser wissen sollen, versagten kläglich. Linndriel, Verantwortung, Anstand, Zurückhaltung…jeder Gedanke, an den sie sich noch klammerte, wurde gründlich fortgewischt, überlagert. Alles an ihr gab nach, zu mächtig war das Gefühl, mit dem er sie fütterte.

Ihr war mit einem Mal heiß und gleichzeitig stellten sich alle Härchen an ihren Armen auf, als hätte sie einen Schlag bekommen. Sie bemerkte nicht einmal, wie sie die Hand ausstreckte und sie an dem Hals des Illidari entlang gleiten ließ, dieser brennenden Sensation nachgab, die seine Haut unter ihren Fingerspitzen nun ausübte. Und als sich ihre Lippen seiner Halsbeuge näherten, atmete sie tief ein, hielt die Luft in ihren Lungen.

Es fühlte sich an, als würde sie nach Hause kommen. Als würden die Risse und Sprünge in ihrer Fassade mit Gold gefüllt, jede Narbe verblassen. Zufriedenheit, die in jede Pore sickerte. Und der Duft nach Blüten.

Sein langgezogenes Ausatmen schwängerte die Luft mit einem neuerlichen Schwall schwerer Süße, der Arm unter seinem Kopf löste sich aus seiner Position und schlang sich um Sasaryas sehnigen Körper, um auch die letzte Distanz zu vernichten. Er zog sie mit als er sich zurück auf den Rücken rollen ließ als wöge sie nichts und streckte sich lang unter ihr aus, eben noch den Kopf in die Kissen gedrückt hob er ihr nun das Gesicht entgegen. Seine Hände fächerten an ihrem Rücken auf und strichen bis zu ihren Schultern, wo sich die Finger mit ihrem offenen Haar verwoben, ein feines Gespinst aus Nervenimpulsen, bunt wie der blühende Dschungel in der farblosen Finsternis der Nacht.

Überall Unebenheiten, größere und kleinere Risse in der Haut, konnte der Illidari unter seinen Fingern spüren. Eine zerklüftete, zerfurchte, rechte Schulter, an der sich die Haut wie Wellengang überwarf. Die Summe all ihrer schlechten Entscheidungen, der diese Nacht noch aufaddiert werden musste, wenn sie nur noch einen klaren Gedanken hätte fassen können.

Sasarya schloss die Augen, verließ sich nur noch auf das, was sie fühlen konnte. Unter sich, die glühende, samtweiche Haut, um sie herum der Dschungel in all seiner Pracht. Sie auf ihm, ihre Haut auf seiner, doch die Grenzen waren fließend. Ihre Lippen bebten, als sie sie endgültig in seiner Halsbeuge begrub und sich noch mehr verlor. Was Oona dann spürte, war ein feiner Biss, kaum merklich, gefolgt von dem Gefühl ihrer Zunge, die eine stumme Wiedergutmachung mit sich brachte. Und mehr von diesem Duft, diesem Gefühl, dem Geschmack, der sie betrunkener machte, als aller Alkohol dieser Welt.

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Billie Eilish - when the party’s over
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Schickt den Perso ein.

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Obwohl die Sonne unterging, wurde das Licht immer heller. Irgendwann war es so grell, dass Linndriel fürchtete zu erblinden, selbst als sie die Augen schloss und sich schützend die Arme vor das Gesicht hielt, vermochte es ihre Lider zu durchdringen. Schmerz, dann – Erwachen. Die plötzliche Dunkelheit, in die sie nun blickte, irritierte die Elfe. Wo war sie? Wer war sie? Es brauchte einiges an Zeit und intensivem Geblinzel, bis sie sich an die Lichtbegebenheiten gewöhnt hatte, ihr Kopf wieder klarer wurde und das Gefühl allmählich zurück in ihre Gliedmaßen gelangte. Bei jedem Blinzeln, auch wenn es nur ein Sekundenbruchteil war, sah sie die Szenerie aus dem Traum vor sich, wie als wäre es ihr auf die Lider gebrannt worden.

Dafür, dass es ihr vor einer knappen Stunde noch so elendig schlecht ging, fühlte sie sich nun erstaunlich gut. Fast schon zu gut. Sie stützte sich mit den Händen auf der Matratze ab, drückte sich ein wenig mühselig hoch und hatte aufeinmal die ineinander verschlungen Körper Oonas und Sasaryas vor sich. Wider Erwarten verspürte sie bei dem Anblick keinerlei Eifersucht, keine Wut. Stattdessen begann ihr Herz wie wild zu schlagen, hämmerte gegen ihre Brust, als wolle es mit aller Kraft aus ihr herausbrechen. Verlangen, Lust – all diese starken Empfindungen schlugen aufeinmal auf sie ein, drohten sie zu erdrücken und raubten ihr für einen Moment den Atem. Fasziniert und gefangen starrte sie auf die Silhouetten, die sich schwarz von dem Mondlicht abhoben, wurde wehrlos in ihren Bann gezogen.

Rosenfeld - Do It For Me
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Waren es noch vereinzelte laute Atemzüge gewesen, die die anfänglichen Bewegungen begleitet hatten, so mischte sich alsbald ohne viel Verzug seine Stimme in den Gesang des Dschungels und der sich brechenden Wellen, in die Anspannungen seiner Muskulatur, so zielgerichtet und geradlinig ausgeführt, dass das Betthaupt erst leiser, dann deutlicher begann, an der Wand ein Vibrato zu schlagen.

Ihre von Rauch und Alkohol durchmischte, heisere Stimme glitt zwischen seine Atemzüge, verwob sich mit den Geräuschen, die nun auch jenseits der einfachen Holztür ihres Zimmers und außerhalb des Fensters zu hören waren und vielleicht dem einen oder anderen schambehafteten Nachtspaziergänger ein ärgerliches Kopfschütteln oder die Röte ins Gesicht trieben.

Ein von Schmerz und Befreiung erfüllter Schrei durchzuckte die Nacht.

Vor die Tür der Gäste im zweiten Stock war irgendwann in der Nacht eine halbvolle Bettpfanne gestellt worden. Offenbar hatte einer der drei den Alkohol nicht wirklich vertragen. Das gute Essen, darunter eine Menge Pfefferschotenstückchen, hatte in diesem Zustand so gar nichts appetitliches mehr.

6 A.M. - This is it
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[Auftakt]

Eine ganze Weile war es still im Haus. Bis in den zweiten Stock drangen die Geräusche aus der Küche nicht. Oonayepheton hätte auch den Teufel getan sich laut mit sich selbst zu unterhalten. Die inneren Monologe - und Dialoge - waren aufwühlend genug für ihn selbst, das musste niemand sonst mitbekommen. Fahrig hantierte er an halboffenen Schränken und Kisten, suchte und hätte beinahe einen Scherbenhaufen verursacht, wenn seine Reflexe nicht so routiniert funktioniert hätten, als er beim Ertasten der hinteren Fächer eine Kanne über die Kante gewischt hatte. Er fluchte leise. Wolltest du mich eigentlich umbringen?! fuhr er stattdessen Aeshma stillschweigend an.
„Was? Nein. Wieso?“ Die Ahnungslosigkeit des Dämons war so täuschend echt, dass er mit Sicherheit einen Illidari, der mit ihm keine Erfahrung gehabt hätte, hinters Licht geführt hätte.
STELL. DICH. NICHT. DUMM. DU A.RSCHLOCH!
„S ist wohl ein bisschen mit mir durchgegangen“, lispelte der Dämon und legte eine Unschuld an den Tag wie eine Klosterschülerin vor ihrem ersten Kuss mit der Zimmergenossin.
Wenn es das nächste mal mit dir durchgeht… ACH WAS REDE ICH. DAS WIRD NIE WIEDER PASSIEREN. EHER HACKE ICH IHN AB. VERSTANDEN?!
Der Dämon vermittelte das Gefühl von Sauerstoffmangel, als würde er nach Luft schnappen. Sehr plastisch.
BEIDE!
Stille.

„Das machst du nicht.“ Jetzt klang er vorsichtig, tastend nach dem Wahrheitsgehalt.
Da kannst du Gift drauf nehmen. Oonayepheton knirschte mit den Zähnen. Das Geräusch hätte jedem, der es hören konnte, die Nackenhaare aufgestellt. Wie kreischende Fingernägel auf einer Schiefertafel. Nachdrücklich knallte er das, was er zusammengeklaubt hatte auf das Tablett, so dass die Becher aneinander schepperten und der Kaffee schwappte.
In seinem Kopf war nur Schweigen. Und das war auch gut so… die anderen Bereiche seines Bewusstsein zuckten in wirren chaotischen Wortfetzen durcheinander, seltsame Empfindungen bekriegten sich, ohne sich aufheben zu können und ihm war so, als sähe er bunte Funken vor den Augen tanzen. Obwohl es keine gab. Keine Funken… und keine Augen mehr.

Man konnte dem Dämonenjäger allerhand unterstellen, nicht aber, dass man in seiner Nähe Hunger, Durst oder andere existenzielle Nöte zu leiden gehabt hätte. Er hangelte die Tür mit dem Ellenbogen auf und schob sie mit dem Fuß wieder zu. Einen Augenblick lang blieb er stehen, ein seltsam vertrautes schwarzes Lacktablett, dem man die häufige Benutzung in mattgeschabten Stellen und Kratzern ansah, in Händen, und erfasste die Lage.
Seine Mundwinkel zuckten in die Höhe. Dunkler, bitterer Kaffeeduft zog in den Raum, überdeckte den des Brots und was sich auch immer in der mit einem Tuch abgedeckten Schale befand, und verschmolz mit der frischen und salzigen Brise, die die schweren Vorhänge kaum in Bewegung zu setzen vermochte. Die Gerüche mischten sich, ohne sich aufzuheben, und verwirbelten über dem Knäuel an Laken, aus dem blondes Haar, gelockt und glatt, ein Fuß und ein Knie herausragten, die in diesem Winkel unmöglich zum selben Körper gehören konnten.
Unter seinem Arm klemmte eine Zeitung . Er verkniff sich das Grinsen und räusperte sich mit ernsthaftem Gesichtsausdruck - erst leiser, dann lauter, um auf sich aufmerksam zu machen.
“Frühstück gefällig, die Damen?”

Ne-Yo - She Knows ft. Juicy J
https://www.youtube.com/watch?v=9-KiYo4BwVI

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Oona - The Original Roleplaying Character Soundtrack
In Order of Appearance.

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[Rauch] - Leak!

Oonayepheton glitt auf die Knie, doch anstatt sich wieder lang zwischen den beiden Frauen auszustrecken, verließ er ganz das Bett. Er klaubte ein trockenes sauberes Tuch aus dem Schrank und füllte die Waschschüssel neu, um sich sorgsam zu reinigen, behutsam und effizient zugleich. Zuckend spannten sich die Muskeln an seinem Rücken mit der Bewegung seiner Arme, obwohl er kein Hehl aus seiner rituellen Reinigung machte. Er drehte sich nicht weg, suchte nichts zu verbergen. Wozu auch. Scham war ihm fremd. Er trocknete die glitzernden Wassertropfen von der Haut, durchsuchte sein Gepäck und förderte einen Kamm zutage, der weder kostbar noch besonders war. Schmalzinkig und dünn. Der Dämonenjäger nestelte das Band aus seinem Haar, warf es neben die Waschschüssel und fasste nach einem Teil seines Haars, um es langsam von den Spitzen bis zur Kopfhaut zu entwirren.
"Was hast du vor?" fragte Aeshma, der die innere Unruhe spürte. Ich kämme mir die Haare , erwiderte der Dämonenjäger. "Du Depp", ranzte ihn der Dämon an. "Nicht das Offensichtliche!" Gar nichts. "LÜG MICH NICHT AN." Aus unerfindlichem Grund zuckten die Ohren des Illidari - ebenso wie sein Mundwinkel. Vielleicht hatte er sich ein Haar ausgerissen.

Man konnte Linndriel dabei zusehen, wie die Lider langsam immer schwerer wurden, zu fielen, hastig wieder aufgerissen wurden, bis sie irgendwann geschlossen blieben. Ihre rechte Hand ruhte locker auf ihrem Bauch, kurz oberhalb des Nabels, während der andere Arm und die Beine Platz einnehmend von sich gestreckt waren. Letztendlich hatte die Erschöpfung sie übermannt, nicht nur von dem nächtlichen Spektakel herrührend. Das altbekannte, friedliche Schnarchen setzte wenige Minuten später ein.

Sasarya bekam von dem inneren Monolog des dämonisch-elfischen-alten-Ehepaares nichts mit. Sie blickte noch immer auf die Decke und hing ihren eigenen Gedanken nach. Der Geruch auf ihrer Haut, ihren Fingern, die Spuren des Liebesspiels störten sie nicht. Und es war ein schöner Moment gewesen. Unerwartet, ja, aber schön. Als Linndriel neben ihr wieder in das sanfte Schnarchen verfiel, hob sie einen Mundwinkel und atmete tief aus.

Er störte die Stille nicht, stand bis auf die gleichförmigen Bewegungen seiner Hand mit dem Kamm und das Nachfassen still und bewies verkörperlichten Gleichmut darin, die schiere Menge des für sein Werkzeug viel zu dicken Haars zu bändigen. Dass er die Stellen dicht über seinen Schläfen dabei aussparte fiel keinem auf. Er beugte sich tief, als er es geschafft hatte, klemmte das Lederband zwischen die Zähne und warf sich eine Handvoll Wasser ins Gesicht, schob die Hände über den Kopf zurück und fasste einen neuen Zopf, den er stoisch und nicht nach Idealen band. Das Wasser durchdrang die Augenbinde nicht. Auch Schultern und Arme benetzte er, ohne sie zu trocknen und trat ans Fenster, wo er den Vorhang beiseite schob und auf die Nacht lauschte, die ihren Zenit gerade einmal um wenige Stunden überschritten hatte.

Irgendwann danach schwang Sasarya die Beine aus dem Bett und begann, nackt wie sie war, in ihren Sachen zu kramen, die neben ihrer Bettseite auf dem Boden lagen. Als sie die kleine Tasche öffnete und das silberne Etui herauskramte, war die Intention vermutlich überdeutlich. Schweigend gesellte sie sich zu dem Dämonenjäger an das Fenster und blickte hinaus in die sternenklare Nacht. Ihre Finger ließen das Etui aufschnappen und sie klemmte sich einen ihrer gerollten Sargnägel zwischen die Lippen. Ein Wink aus dem Handgelenk entflammte die Spitze. Sie nahm einen tiefen Zug, den sie für einen gedehnten Augenblick in ihren Lungen hielt und schließlich in die kühlere Nachtluft ausatmete. "Du auch?", fragte sie nur und bot Oona erneut von ihrem sündigen Laster an.

Statt sich zu bedienen, drehte er ihr den Kopf zu, griff nach ihrem Handgelenk, zog die Hand an seinen Mund und nahm einen Zug von derselben, die sie sich angezündet hatte. Sasarya konnte den warmen Blick ebenso spüren, wie den wasserkühlen Griff der Fingerkuppen. Er ließ sie los, als er den Kopf hob, um den Rauch wieder auszublasen, fischte nach einer eigenen und schob sich hinter die Sin’dorei, den rechten Arm lose um ihre Taille geschlungen und den Kopf nach vorn über ihre linke Schulter gebeugt. Er klemmte sich das Röllchen zwischen die Lippen. Und wartete.

Sasarya klemmte sich seelenruhig ihre Kippe zwischen die Lippen und schmunzelte angedeutet. Sie ließ die Sekunden verstreichen, während Oona seinen Kopf über ihre Schulter beugte. Sein Heranpirschen hatte sie lässig hingenommen, ohne auch nur zu zucken, als sein Arm sich um ihre Taille schlang. Geduld war eine Tugend, und aus irgendeinem Grund wollte sie, dass dieser Moment in erwartungsvoller Spannung stand. Ein bisschen wie ein Spiel, ohne dass sie zugegeben hätte, zu spielen. Immerhin war sie eine ernsthafte Angehörige der Streitkräfte von Quel’Thalas und kein Witzbold. Dann hob sie die Hand, die Nähe allein reichte aus, und steckte auch seinen Glimmstängel mühelos in Brand.

Er hatte eben solche Geduld bewiesen wie beim Ordnen der Haare. Nicht einmal der Atem war schneller gegangen. Als er nun rauchte und den Kopf wieder hob, den Luftzug seiner Atemzüge mit sich nahm, zog sein Daumen kleine Viertelkreise auf ihrer Haut. Es waren nicht viele, unregelmäßig und vereinzelt. Bis auf die Wassertropfen, die rasch verdunsteten, strahlte er eine angenehme Wärme aus, die die oberflächliche Nachtkühle seiner Haut unterwanderte und nur dort, wo sie sich flächig berührten, ein wohliges Polster bildete.

Sasarya ließ die silbrig-verkratzte Schachtel zusammenklappen und legte sie auf dem Fensterbrett ab. Für später. Er war warm und er sprach kein Wort. Sasarya musste daran denken, dass ihr das früher vielleicht einmal Angst gemacht hätte, aber die Jahre waren an ihr vorbeigerauscht und hatten ihre Werte von Angst neu ausgewürfelt, die Skalen erhöht mit jedem weiteren Krieg. Kein gesprochenes Wort, nur das leichte Geräusch von aufglühendem Tabak, Einatmen und Ausatmen. Minimalstes Reiben von Haut auf Haut. Ihre Lider senkten sich nur leicht, der Blick blieb auf das Meer gerichtet. Unter seinen empfindsamen Fingerspitzen wieder ein stummer Zeuge, ein Narbenkranz aus kleinen Löchern. Eine Erinnerung an Argus und einen Teufelshund, der sich darin verbissen hatte. Uneben jede kleine Vertiefung, die Narben eher gewuchert als fein zusammengezogen. Wenn man ein Kenner war, wusste man, dass dort Licht und Naturmagie zusammengewirkt hatten. Nicht schön, aber selten. In seiner Sicht strahlte sie jetzt weniger als noch zuvor, doch der grüne Schimmer durchfloss sie noch immer. Die Verbindung mit der Natur blieb, vertrauensvoll und versichernd.

Er unterbrach das stumme Rauchen nur einmal - vor dem letzten Zug - um ihr einen flüchtigen Kuss auf den Nacken zu hauchen, eben dort, wo er still um Feuer gebeten hatte. Dann hob er das Rauchwerk an, ließ es aufglühen und schnippte es darauf aus dem Fenster, ein roter Funken, der in einem weiten Bogen aus ihrem Blickwinkel in der Schwärze verschwand. Beide Arme schlossen sich um die Elfe. Wiegend verlagerte er das Gewicht nach rechts, nach links und wieder auf den rechten Fuß. Sie konnte ihn tief durchatmen spüren.

Nina Simone - I’m feelin’ good
https://www.youtube.com/watch?v=oRMICrdFRqw

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[ W.G.M.S – Wolfs Gefahren Melde System ]

Die Nacht verstrich. Stunde für Stunde. Unter dem Arm der Magistrix hatte sich ein Blutfleck gebildet. Langsam in die Erde einziehend und trocknend. Die Elfe selbst bewegte sich nicht. Blass und geradezu leblos, lehnte sie an ihrem treuen Gefährten. Nur sehr selten war ein flacher Atemzug an ihrer Brust sichtbar und man hatte hier und da das Gefühl, als würde ihre rechte Hand kurz zucken. Einbildung des Wollens?

Mit den ersten Sonnenstrahlen zog sich der große, graue Wolf aus seiner Rolle des Kissens zurück. Äußerst vorsichtig und höchst darauf bedacht seiner elfischen Gefährtin kein Leid zuzufügen. Auch wenn die Position flach auf dem Boden ohnehin weit unbequemer wirkte. Das Tier stupste die Elfe an, als sie nicht auf seine Bewegung reagieren wollte. Verwirrt legte er seinen großen Kopf erst schief, dann legte er sich neben sie und platzierte seinen Dickschädel auf ihrem Bauch. Es schien fast so, als fühlte er nach, ob noch Leben in seiner Gefährtin steckt. Erneut leckte der Große führsorglich über die Wange der Elfe. Doch es gab immer noch keine Reaktion. Besorgt wartete er noch ein paar Minuten, ehe er sich auf den Weg zur Jagd machte. Etwas zu Essen hatte schließlich schon die schwächsten Geister wieder auf die Beine gebracht.

Doch auch seine erlegte Beute, ein kleinerer Affe, die er ihr als Geschenk präsentierte, ließ die Elfe nicht erwachen. Wache haltend legte sich der Wolf wärmend neben seine Gefährtin. Lauschend, ob er Schritte hören konnte. Gefahren. Hilfe.

Der taktisch günstige Lagerplatz wurde zur Falle.

Als die Sonne ihren höchsten Punkt am Firmament erreicht hatte, verschaffte sich ein trauriger Laut im Schlingendornkap Gehör. Ein durchdringendes, trauriges Wolfsgeheul hallte durch die Bäume und Häuser. Der Ursprung konnte nicht weit von Beutebucht entfernt liegen und er war ausdauernd. Trauer um einen Gefährten oder vielleicht auch nur ein verzweifelter Ruf nach Hilfe?

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[Urlaub]

Lethariel Aschenkrone war eine Kommandantin, wie sie im Buche stand. Streng, diszipliniert und traditionell, seit über einhundertfünfzig Sommern diente sie dem Waldläuferkorps. Unter ihrem Kommando hatte die 12. Einheit auf Argus gekämpft, auf den Verheerten Inseln Unterstützung und Schlagkraft beigesteuert und in Draenor den Sturm auf die Zitadelle begleitet. Ihre Einheit, die sie mit Stolz und Bedacht handverlesen ausgewählt hatte. Eine kleine Gruppe, etwas mehr als eine Handvoll Sin’dorei mit Erfahrung im offenen Feld, in unbekannten Gefilden, nicht nur im Heimatschutz. Jeder ihrer Schützlinge war nach bestimmten Gesichtspunkten ausgewählt worden, die ihnen nicht einmal selbst bekannt waren. Die Biographiebrüche ihrer Lebensläufe, keine familiären Bindungen, entsprechende Felderfahrung und auch eine gewisse freizügige Diplomatie, die jedem schon einmal Probleme im starren Staatsapparat von Quel’Thalas bereitet hatte, gehörte dazu. Wenige Leben, die keine Verpflichtungen hinterließen, wenn sie irgendwo fernab der Heimat fallen würden. Aschenkrone betrachte jeden einzelnen ihrer Waldläufer als Teil einer Familie, die nicht durch Blut miteinander verbunden war. Und nun war ihre jüngste Tochter abhandengekommen.

Sie beugte sich über die Akte, deren Kartondeckel durch die feuchte Hitze des Dschungels gewellt war, und öffnete sie. Sasarya N. Feuerfeder stand in schnörkellosen Buchstaben auf dem ersten Blatt, darunter folgten Daten zu ihrer Familie und ihrem Vormund nach dem Einfall der Geißel. Sechsundsiebzig Jahre alt, ledig.

Aschenkrone massierte sich die Nasenwurzel und nahm das Telegramm zur Hand, dass ein Goblinbote ihr vor zwei Tage gereicht hatte. Feuerfeders erstaunlich schöne Handschrift schilderte in enervierter Sprache, dass sie durch ein fehlgeleitetes Artefakt in Beutebucht festhing. Bedauern und Entschuldigen ließ das Schreiben ebenfalls nicht vermissen. Sie kannte Sasarya gut. Sich einfach davonzustehlen, um ihre Ruhe zu haben, gehörte nicht zu ihrem Schützling, der Jüngsten in ihrer Einheit. Die Waldläuferin nahm sich nur Auszeiten, wenn es unbedingt sein musste. Sie war über alle Maßen pflichtbewusst und Aschenkrone ahnte, dass es daran lag, dass sie niemanden hatte, zu dem sie hätte zurückkehren können. Das Korps war ihre Heimat, war Sinn und Aufgabe. Auch sie entsprach dem Profil, dass an die 12. Einheit angelegt war.

Im fahlen Halblicht der Kerze wurde das Telegramm weit hinten in der Akte abgeheftet, fand seinen Platz hinter dem Trenner Korrespondenz. Lethariel Aschenkrone blätterte durch die wenigen Aktennotizen, die sich dort befanden. Sie stolperte über den letzten Brief, der Feuerfeders vorletzte Auszeit einleitete und mit einem Halblächeln sah Aschenkrone auf die Schilderung der Waldläuferin, die einleitenden Worte, die sich nicht allzu lange aufhielten und die Bitte, die schnell angeschlossen wurde.

„…Meinem Vormund geht es gesundheitlich nicht gut und obwohl ich nicht verpflichtet bin, mich zu kümmern, wiegt meine Schuld an Magister Blutnebel schwer. Ich möchte Euch daher bitten, meinem Gesuch auf Heimaturlaub stattzugeben, damit ich Vorkehrungen für seine Genesung treffen kann. Ich habe keine Familie mehr und müsste ich eine Familie nennen, neben dem Korps, dann wäre wohl mein Vormund der einzige Sin’dorei, der diese Bezeichnung verdient. Solltet Ihr diesem Gesuch nicht stattgeben, so ersuche ich Euch um die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch, um mein Ansinnen zu verdeutlichen…“

Sie hatte sie Sasarya gewährt. Feuerfeder hatte sich einige Monde in ihrer Heimat aufgehalten und um ihren Vormund gekümmert. Als die Waldläuferin erneut in Aschenkrones Einheit zurückgekommen war, schien sie verändert. Nicht die Fähigkeiten hatten gelitten, aber irgendetwas haftete an ihr, dass man schlecht beschreiben konnte. Sie war ernster zurückgekehrt, stiller noch als zuvor und mit deutlich übersteigertem Pflichtbewusstsein, als habe die Heimat ihren Willen, zu dienen, noch mehr angefacht. So sehr, dass sie auf Argus die Rangliste für getötete Feinde in ihrer Einheit anführte, und sich so sehr daran aufrieb, dass sie zuletzt im Lazarett landete, schwer verwundet.

Mit einem Seufzen schloss Aschenkrone die Akte. Ihre Worte, die sie an die Waldläuferin per Telegramm gerichtet hatte, waren genau so wohlwollend gemeint gewesen, wie sie sie verfasst hatte. Unfreiwilliger Urlaub, den sie nun genießen sollte, bis sie wieder eingesetzt wurde. Das Leben war kurz, wenn man an den verschiedensten Fronten diente und ein paar Wochen Urlaub würden ihr nicht schaden, selbst wenn sie sie allein in Beutebucht verbringen musste, davon war Lethariel Aschenkrone überzeugt. Und vielleicht würde die Ruhelosigkeit in Sasarya ein wenig befriedet. Schaden konnte der Versuch sicherlich nicht.

Ein Hauch Magie löschte die Kerze an ihrem Arbeitsplatz aus.

Florence + The Machine - Wish that you were here
https://youtu.be/YgE70iZTFOM

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[Auf Messers Schneide]

Die Entscheidung, die Stadt zu verlassen, war irgendwann während des Bades am Rande der Stadt gefallen. Ein Vorschlag von Sasarya, dem der Illidari sich anschloss, obwohl sie nicht damit gerechnet hatte. Warum er nicht bei Linndriel bleiben wollte, erklärte er ihr nicht. Als sie die Ölkanne erneut betraten, rauschte Oonayepheton davon, die Treppen hinauf, während Sasarya sich an der Theke mit Vorräten eindeckte. „Brot, ein paar Äpfel, eine Flasche von dem guten Beutebuchter Schädelberster, eine halbe Dauerwurst, Weintrauben, ein Viertel milden Käse…“, zählte der Goblin auf und schnipste nach einem Laufburschen. „Jetzt aber zack, zack! Die Lady will hier was einkaufen!“

Voll bepackt tauchte der Illidari wieder hinter ihr auf, balancierte in einer komplizierten, eleganten Choreographie Waffen und Gepäck, wippte leicht auf den Füßen und besah die Situation. "Also muss ich nicht mehr in die Küche?", fragte er, als Sasarya gerade einige Münzen aus ihrem Beutel abzählte, den Betrag aufrundend, der ihr genannt worden war.

"Nein nein, alles gut", sagte Sasarya und warf einen Blick über ihre Schulter auf den bepackten Illidari. "Hast du Linndriel gesagt, wohin du gehst?" Sie blickte wieder nach vorne und kratzte sich am Kinn, überblickte das Bestellte, welches gerade in Leinen eingeschlagen wurde, und legte noch eine Münze nach.

"Wieso? Sie ist erwachsen - sagt SIE jedenfalls." Die Antwort des Illidari ließ Sasarya so stehen, während sie die Vorräte in dem einfachen Leinenbeutel des Dämonenjägers verstaute, den er ihr hingeworfen hatte. Den Weg aus der Stadt nahmen sie in Schweigen. Die Mittagssonne brannte auf die beiden herunter, die wie ein eher ungleiches Abenteurerpärchen wirkten. Als sie die Stadtmauern hinter sich gelassen hatten, setzte der Illidari seinen Satz fort.

"Sie kann jedenfalls nicht erwarten, dass -" Oonayepheton unterbrach sich, als ein herzzereißendes Heulen nah vor ihnen aus dem Dickicht ertönte und drehte den Kopf… dann wieder zurück zu Sasarya. Vielleicht um einen Eindruck aufzufangen.

Sasarya legte den Kopf schief und hielt inne, bedeutete Oona ebenfalls anzuhalten. Mit gespitzten Waldläuferohren lauschte sie dem Geräusch nach und deutete in die Richtung, in der sie es vermutete. "Nachsehen?" - eine eher knappe Frage, ob man sich gemeinsam dem Geheul zuwenden wolle, leise gestellt.

Ein Schulterzucken zur Antwort, das nicht unbedingt ablehnender Natur war. "Besser nachsehen, als das Nachsehen haben. So dicht an der Stadt sollte kein wildes Tier sein." Oh, da schau mal einer. Hatte der Jäger Grundwissen aus einem früheren Leben? Er hatte leise gesprochen, als er antwortete. Bemüht ruhig verschob er das Bündel Proviant - so dass es ihn bei etwaigen Notwendigkeiten nicht behinderte.

"Ich gehe vor", entschied Sasarya und nahm ihren Bogen zur Hand, einen Pfeil locker auf der Sehne. Offensichtlich rechnete sie gar nicht damit, dass jemand sonst vorgehen könnte, es war schließlich ihre Domäne, die all ihre Sinne bediente. Sie atmete tief ein, ließ die Verbindung zur Natur anschwellen - etwas, dass auch Oona in seiner spektralen Sicht wahrnehmen konnte, und ging dann in die Richtung des Aufheulens, langsam und beinahe lautlos.

Als sich die Blätter teilten offenbarte sich ihnen eine Szenerie, die auf den ersten Blick missverständlich hätte wirken können - ein unordentliches Lager, der leblose Körper einer Sin’dorei und darüber ein kapitaler Wolf - einer der Sorte, wie ihn die Orkvölker seit Generationen zum Reittier abrichteten. Andererseits… ein jedes Tier war wild ohne seinen Herrn.

Der große, graue Reitwolf setzte ein halb agressives, beschützendes Knurren auf und stellte sich mit einer Pfote über die Beine seiner Reiterin. Die Elfe lag ziemlich regungslos auf dem Boden. Einen deutlichen Atem suchte man bei ihr vergebens. Das Lager war sehr mager ausgerüstet. Ausrüstung lag auf der einen Seite, samt Satteltaschen. Auf der anderen medizinisches Werkzeug. Ein Skalpell war arglos neben die Schalen geworfen worden.

Der Illidari fletschte die Zähne, eine absolut instinktive Reaktion und eine gegengleiche Warnung, noch bevor er irgendeine andere Regung zeigte. Die Hände streckten sich präventiv, der Körper spannte sich an - Wolf oder Reiterin zuzuordnen hatte keine Priorität.

Sasarya ließ den Bogen leicht sinken und sah das Tier und die am Boden liegende Elfe an. "Ist schon gut", sagte sie, wohl auf den Wolf gerichtet und ihre Sinne sendeten einen stummen Gruß, den der Wolf als friedliche Begrüßung einordnen konne, wie ein Streichen von imaginären Fingern durch sein weiches Fell. Freundlich, verbunden mit einem angenehmen Gefühl.

Ein Ohr des Wolfes stellte sich auf. Er musterte Sasarya aufmerksam. Fast unschlüssig.

Der stille Gruß verstärkte sich, Sasarya senkte den Bogen noch ein bisschen mehr. Das Tier fing einen neugierigen, offenen Blick auf und das Gefühl, das das Tier überkam, sollte sich vertrauensvoll einschmeicheln. "Was beschützt du da?", fragte die Elfe das Tier, wohl wissend, dass es darauf keine Antwort geben würde, die sie verstand.

Unschlüssig blickte Idonir ins Gebüsch. Die rechte Hand lag ruhig auf dem Griff des Schwerts, das er mit sich trug. Seit wann trug er ein Schwert? Und seit wann verließ er überhaupt Beutebucht? Er zögerte, versucht sich auf die Geräusche zu konzentrieren. Vielleicht hörte man ja noch etwas, was ihn zum Handeln zwang? Möglich auch, dass gleich die Neugierde (oder der Übermut? Der Leichtsinn?) gewinnen würde.

Die Stimme der Elfe, die als Einzige bisher gesprochen hatte, war leise, aber für feinste Ohren (nicht Nasen) vielleicht noch hörbar.

"Teufel auch", murmelte nun ebenfalls der Dämonenjäger, obgleich die Energien matt und schwach flimmerten - diese schreiend bunte Signatur war unverkennbar. Das magische durcheinander war ziemlich unbeständig. Vorhanden aber immer weder verblassend und die Positionen wechselnd. "Das ist die Magierin. Sieht ziemlich sch.eiße aus." Er selbst machte nicht den Eindruck, besonders liebevolle Gefühle für den Wolf zu hegen. Der Rest war eher eine nüchterne Feststellung als etwas annähernd emotionales.

Als der Bogen sich weiter absenkte, stellte sich auch das zweite Ohr aufmerksam auf und der Wolf begann leicht zu hecheln. Dann tapste er über seine Reiterin hinweg, stubste sie wieder leicht an und winselte leise.

Sasarya senkte den Bogen ganz ab und warf einen Blick auf die Magierin. "Lässt du mich mal nachsehen?", sagte sie zu dem Wolf und ihre Sinne transportierten zumindest eine grobe Idee davon auf einer anderen Ebene, umschmeichelten das Tier und verdeutlichten, dass von ihr und dem Illidari keine Gefahr ausging.

Der Wolf blieb ruhig liegen. Sasarya wurde ganz offenbar in seiner Schutzzone geduldet. Es ging nur ab und an ein aufmerksamerer Blick zu dem Illidari. Das Misstrauen war wohl beidseitig vorhanden.

Leichtsinn traf es wohl gut. Idonir Leichtsinn… wie auch immer sein Nachname war. Hat er den die letzten Jahre überhaupt verraten? Großes Geheimnis? Vielleicht auch nur unwichtig. Letztendlich folgte er den beiden Gestalten, die er nur ganz vage gesehen (und vermutlich erkannt?) hatte. Ein Waldläufer war er sicherlich nicht, wahrscheinlich hörte man ihn kommen. Vielleicht sah ein gewisser Jemand ihn ja auch schon. Wer wusste das schon wirklich.

[roll /rnd % Aufmerksamkeit]
Oonayepheton würfelt. Ergebnis: 24 (1-100)
Sasarya würfelt. Ergebnis: 10 (1-100)

Der Illidari hielt sich ohnehin zurück. Seine Aufmerksamkeit war so sehr konzentriert nach vorn gerichtet, dass selbst der recht hörbare Schritt ihn nicht ablenkte. Er nahm nichts anderes wahr.

Sasarya war so konzentriert auf Nairuna und die Beschwichtigung des Wolfs, dass ihr alles zu entgehen schien, was sich daneben abspielte. (Und der Schlafmangel tat sein Übriges.) Die Waldläuferin näherte sich dann der leblosen Magierin, bis sie einen guten Blick auf sie erhaschen konnte.

Idonir kam zum stehen und sah hoch zu der nicht unbekannten Rückseite des Illidari. "Habt ihr den Wolf abgestochen?", wollte er nüchtern wissen. Die Hand zog er langsam vom Schwertgriff.

Oonayepheton zog abermals die Lippe hoch. Das missbilligende Zischen eine zweite eindeutige Warnung an das Tier - die durchaus animalische Geste fügte sich so übergangslos in das elfische Erscheinungsbild, dass der halbe Satz zur Seite nur allzu gut passte, als er angesprochen wurde. Er fuhr halb herum und nur langsam normalisierten sich die Gesichtszüge. Und wichen etwas zwischen Überrumpelung und Nervenzuckung. Er brauchte einen Augenblick, bis er Worte fasste. "Noch nicht", murmelte er - erstaunlich gefasst, jedenfalls gefasster als sein Ausdruck. Er winkte Idonir näher.

Der zog die Brauen etwas nach oben und näherte sich dann langsam – vermutlich weil er nicht der beste Kletterer war. Oben angekommen besah er sich das Bild, das sich ihm zeigte. Was war hier bloß passiert?

Die Magierin bewegte sich nicht. Es war unsicher, ob sie überhaupt atmete. Man hätte sich die ganz leichte Bewegung ihres Brustkorbes auch nur einbilden können. An ihrer Robe war kein Metall mehr vorhanden und die rechte Schulter lag frei. Die Wunde, die sie sich neu aufgestochen hatte, blutete zwar nicht mehr, doch ihr Arm war von dem getrockneten Blut verfärbt, welches über Nacht seinen Weg gen Boden gesucht hatte. So war dort auch eine schöne Blutlache zu finden. Die Frau wirkte blass aber dennoch etwas wundfiebrig. Der Wolf hechelte wohl zunächst, als Sasarya näher kam. Doch als der Illidari erneut ihm gegenüber die Zähne fletschte, tat er es ihm in seine Richtung gleich. Begleitet von einem erneuten warnenden Knurren.

Idonirs Blick wanderte zwischen knurrendem Wolf, der liegenden Sin’dorei und der Waldläuferin hin und her, ehe er kurz nach links schielte. „Was ist passiert?“, fragte er dann. Vielleicht wusste der Dämonenjäger ja mehr, auch wenn sein erster Gedanke gewesen war, dass er vermutlich genau so wenig Ahnung hatte wie er selbst.
Sasarya warf einen Blick zu Oona und schüttelte mit dem Kopf, dann ging sie neben der Magierin in die Knie, legte den Bogen zu ihrer Rechten ab und beugte sich über die verletzte Elfe. Der Illidari konnte zumindest sehen, dass sich das grüne Flimmern ihrer Umrisse verlagerte und die Magie, die sie wirkte, auf die Magierin überging. „Sie ist ziemlich im Ar.sch“, stellte sie nüchtern fest und zupfte sich einen Handschuh von den Fingern.
Oonayepheton grollte leise, der Ton bewegte sich hart am Wahrnehmungsspektrum der Elfen - für den Wolf war er deutlich hörbar. Nicht, dass sie dieselbe Sprache gesprochen hätten. Das gegenseitige Warnen ebbte hin und her. Zu Idonir gewandt, halb über die Schulter, bemerkte er in nüchternem Tonfall: „Sie war schon verletzt, als sie dieser Tage mit Linndriel aufs Zimmer ging. Scheint so als sei das nicht besser geworden. Keine Ahnung, wer sie abgestochen hat, aber das sieht mir aus, als würde sie’s nicht mehr lange machen. Das Vieh da gehört ihr.“

Mit einer erstaunlich ruhigen Miene sah Idonir zwischen den drei Anwesenden und dem Wolf hin und her. Er wirkte nicht so, als würde die Sache ihn wirklich mitnehmen oder bestürzen. Wieso auch? Er verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete den vierbeinigen Begleiter. Deswegen hatte der vermutlich so rumgeheult. „Hier kommen erstaunlich viele Täter in Frage“, antwortete er langsam, sich nicht von der Stelle rührend. Sein Blick blieb auf der Waldläuferin hängen und es machte nur kurz den Eindruck, als würde er überlegen seine Hilfe anzubieten.
"Sie wurde vergiftet und sie stirbt." Sasarya stellte dies erstaunlich trocken fest und beugte sich dann über Nairuna, um den leblosen Körper der Elfe halb herumzudrehen, die rechte Schulter aufdeckend. "Ach das ist doch alles sch.eiße", grummelte es hinterher.

„Wollt Ihr sie sterben lassen…?“ fragte Idonir, als wäre es tatsächlich eine Option.
Der Illidari streifte das Bündel ab und schob es mit dem Fuß beiseite. Den Wolf würde der Geruch nach Proviant wohl kaum kratzen, selbst wenn er ihn sicher wahrnehmen konnte. Das Gesicht war starr auf die Szenerie ausgerichtet. „Pass auf“, bemerkte er laut zu Sasarya, „sie spielt mit allerhand Feuer herum, nicht nur rotem.“ Die Bemerkungen mit ‚sterben‘ gingen glatt an seine Ohren und hindurch und das absolut ungerührt.
„Grad spielt hier niemand mehr. Sie verreckt, wenn ich nichts unternehme.“ Sasaryas Seufzen war leise, leicht entnervt.

Sasarya konzentrierte sich, was anscheinend neben den ganzen Eindrücken nicht mehr ganz so einfach war, jedenfalls wenn man kaum geschlafen hatte und jetzt noch Wunder wirken sollte. Für Oona war ein Aufbranden des grünlichen Schimmerns zu erkennen, es sickerte in die Wunde und das umliegende Gewebe und zerrte an dem vergifteten Fleisch.
Oonayepheton hielt wohlweislich Abstand. Es war sonnenklar, dass der Wolf nicht grade freundlich zu ihm war - und das beruhte auf Gegenseitigkeit. „Und was kannst du tun?“, wollte er wissen, aus reiner Höflichkeit bemerkte er noch: „…oder sonst wer?“
Idonir hatte seinen Blick noch immer auf Sasarya gerichtet und schielte erst zu Oona, als der eine Frage stellte, blieb dabei allerdings verdächtig stumm. Er betrachtete abermals den Wolf, dann die Vergiftete.
Zumindest die ungesagte Aussage des Dämonenjägers war sehr deutlich gewesen - ihm schien es vollkommen egal zu sein, ob die Frau am Boden qualvoll starb oder nicht.
Sasarya atmete tief und angestrengt aus. Waren das Schweißperlen auf ihrer Stirn? Dann brach die Kruste der Schulterwunde auf und die ersten Tropfen einer übelriechenden, klebrigen Flüssigkeit quollen aus der Wunde hervor.
Aeshma meldete sich für seine Verhältnisse spät zu Wort. „Wieso macht sie das?“ fragte der Dämon, unwillig und verständnislos. Nächstenliebe kam in seinem Portfolio nicht vor. Die Mundwinkel des Illidari senkten sich in einer ganz ähnlichen Gemütsregung. Frag mich nicht, antwortete er stumm.
Nairunas wölfischer Gefährte schnupperte leicht und zuckte mit den Lefzen. Sasaryas Tun wurde plötzlich sehr misstrauisch beobachtet. Er war sich offenbar nicht ganz sicher, ob das jetzt gut oder schlecht war, was sie dort machte.
Sasarya ächzte leise. „Ach Sch.eiße…hat jemand ein Tuch?“
Oonayepheton knurrte ebenso unwillig wie sein gesamter Ausdruck aussah, er drehte den Kopf in Richtung des Wolfs. Und machte einen Schritt. Gegen - jeglichen - Willen. Selbst den des Dämons.
Alles, was man an medizinischem ‚Gedöns‘ gebrauchen hätte können, lag in dem Lager der Magierin. Inklusive Alkohol, Wein und einer Flüssigkeit die besonders für den Dämonenjäger leuchten hätte müssen - wenn er darauf geachtet hätte. Der Wolf zuckte wieder zu dem Illidari, als dieser sich bewegte. Die Lefze wurde zwar leicht angehoben. Aber zumindest blieb das Tier liegen.
Idonir atmete tief durch. Er schien tatsächlich einen Moment zu zögern. "Kein Tuch. Brauchst du Hilfe…? Wenn sie sich das überhaupt leisten kann.“ Ah! Ein klassischer Idonir. Nichts umsonst tun. Entweder war ein Goblin an ihm verloren gegangen, oder er war einfach nur ein sehr schöner Goblin mit wunderbarer Nase.

Sasarya wandte den Kopf - in diesem Moment kippte Nairuna wieder halb auf den Rücken, elegant wie ein nasser Sack. „Tuch oder so, irgendwas, da ist Gift im Körper und es ist…hartnäckig, oder ich bin einfach nur schlecht drin jetzt gerade“, sagte sie in Idonirs Richtung und zerrte Nairunas Oberkörper wieder halb auf ihren Schoß.
Der Illidari näherte sich weiter. Vorsichtig. Ohne den Wolf aus dem Fokuskreis zu lassen. Beugte sich schwungvoll, als er anlangte und warf Sasarya einen der herumliegenden Lappen gezielt auf die haltenden Hände. „Ich glaube du kannst dich zumindest leichter hier in der Nähe halten als ich…“ bemerkte er, ohne sich zu Idonir umzudrehen.
Idonir trat etwas näher, hielt dann wieder inne und sah prüfend zum Wolf. Nicht, dass ihm das zu viel wurde.
Sasarya griff nach dem Tuch und tupfte das erste Gift ab. Sie legte den Kopf in den Nacken, das grüne Flackern griff auf den Wolf über und schoss eine Kaskade aus guten Gefühlen, den Illidari betreffend in die Sinne des Tiers, punktgenau, während die Waldläuferin ihre rechte Mühe hatte, alles in Gang zu halten.
„Musst du nochmal nachschneiden?“ Beinahe kaltschnäuzig hätte die Bemerkung des Dämonenjägers wirken können - andererseits… auf Argus war für Gesäusel auch kein Platz gewesen.
„'S wär sicher besser“, lautete die pragmatische Antwort. Auch hier kein Gesäusel.

Aus dem Lefzen ziehen wurde wieder ein entspannter Schnauzenausdruck. Beide Ohren wurden aufmerksam aufgestellt und der Wolf wedelte leicht mit dem Schweif. Oonayepheton senkte abermals misstrauisch die Mundwinkel was den zottigen Köter anbelangte, für den ER zumindest keinerlei Liebe hegte.
Er rutschte auf die Knie. "Sag mir wo ich halten soll" - und bettete den schlaffen Körper auf seinen Schoß. Der Illidari wand sich aus den Glevengurten - die brachialen Waffen fielen in seinem Rücken zu Boden. Dann streckte er die Hände nach Nairuna aus, im Vertrauen darauf, dass die Waldläuferin schon genaue Anweisungen geben würde.
Sasarya ließ Nairunas Körper in Oonas Schoß herab und schüttelte kurz die Hände aus, der Fluss aus Magie bebte, Sasarya schwitzte und atmete hörbarer als sonst. "So, dass das Blut aus der Schulter abfließen kann." Sie zog ihren schlanken Dolch aus der Scheide und betrachtete die Wunde noch einmal.
Idonir trat letztendlich ebenfalls näher. Wohl in der Intention sich die Wunde aus nächster Nähe anzusehen. Oder das, was Sasarya da machte. Vom Wolf schien im Moment keine Gefahr auszugehen, also wagte er es auch den Rest der Distanz zu überbrücken.

Oonayepheton ruckte die Magierin zielgerichtet herum, nicht gerade sanft, aber effektiv. Zärtlichkeiten sahen ganz anders aus. Vor dem Gestank, dem Blut und den sonstigen Absonderungen ekelte er sich keine Sekunde. Eine ‚schöne‘ Wunde war dort. Ein kleiner Dolch hatte sich seinen Weg in die Front der Schulter gesucht, wurde offenbar gezogen und dann wurde noch etwas scharfes wieder hineingerammt.
Sasarya warf einen Blick zu Oona. „Halt sie fest, falls sie zuckt oder schreit, keine Ahnung ob sie das mitbekommt.“ Dann stach sie die dünne Klinge in die Wunde, mit ausreichend Kraft und Präzision und zog den Dolch durch das schwärende Fleisch, es stank und Blut quoll und Sasarya schien absolut ungerührt davon.
„Wieso sieht die Wachtel aus wie ein ziemlich gammeliges Brathuhn, das man drei Wochen liegenlassen hat?“ fragte Aeshma giftig. „Und drauf gesch.issen.“ Oonayepheton unterdrückte eine Entgleisung der Gesichtszüge. Halt die Klappe.

Sein Gesicht zuckte nach oben. „Hm? - Ja.“ Er tat wie geheißen.
Idonir machte genau das, was er am besten konnte. Schön aussehen! Fast so, als wäre er zuständiger Supervisor, betrachtete er das Tun. Sasaryas Handeln wohl in erster Linie. Die Augen waren sogar etwas verengt, fast so, als würde er ihr ganz genau auf die Finger sehen. Entweder half er nicht, weil die Frage der Bezahlung nicht geklärt oder aber weil da im Moment gar kein Platz war. Und Sasarya schien ja gute Arbeit zu leisten?
Der Zustand der Magierin schien ziemlich mies zu sein. Sie wachte selbst bei dieser Prozedur nicht auf.
Das magische Zerren an der Wunde nahm zu, noch mehr von dem übelriechenden Gift-Blut-Gemisch floss aus der Wunde ab, noch einmal setzte Sasarya nach, stach ein weiteres Mal mit dem Dolch zu, Blut spritzte und landete in ihren Haaren. Das war’s mit frisch gewaschen.
Oonayepheton zog die Brauen zusammen. „Sas“, merkte er an, „Die Frau kippt dir weg, wenn du nochmal nachbohrst. Sie atmet ja kaum mehr.“
„Wenn ich es nicht mache, stirbt sie auch“, grummelte sie heraus. „Magier, alles Weicheier.“
Die Bemerkung Aeshmas, dass man das anderweitig abkürzen könne, überging der Illidari mühevoll.

Idonir seufzte. Leise. "Ich kann helfen", sagte er dann. Oh, eine Aussage, keine Frage. Er trat noch einen Schritt näher.
Sasarya kniff die Augen zusammen, die Lippen geöffnet, sie schien Idonirs Aussage kaum wahrzunehmen und voll darauf konzentriert zu sein, den Sch.eiß, den sich die Magierin da eingefangen hatte, aus dem Körper zu ziehen, ohne dass ihr die liebreizende Dame verreckte.
"Oh schau an, der Hübsche kann helfen", griente der Dämon. Ihm entging aber auch nichts. "Kann sie froh sein, dass sie Gold hat! Hätte sie mal früher mit wedeln sollen, dann wär sie jetzt kein Haufen festgetretener Dreck am Boden!" Es ging immer noch schlimmer.
Idonir tat noch einen Schritt näher, diesmal näherte er sich dem Illidari. "Soll ich übernehmen?", fragte er ihn ruhig, das sonst so bekannte Grinsen lag nicht auf den Lippen. Besonders ernst sah er dennoch nicht aus - vielleicht eher eine Spur müde?
Dank seines netten Gefährten nahm der Illidari wohl alles und noch mehr wahr. "Ich glaube es wäre besser", bemerkte er mit einem prüfenden Ausdruck zu Sasarya.

Idonir kniete sich neben Oona und machte wohl auch schon Anstalten das Halten zu übernehmen. Offenbar wollte er seine Hände ungefähr dort plazieren, wo auch der Jäger seine gehabt hatte, damit der Körper der Magierin sich so wenig wie möglich bewegte.
Sasarya zog ihre Hände zurück, das Grün in Oonas schemenhafter Sicht flackerte und erstarb für einen Moment und sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, fahrig.
Oonayepheton half Idonir, sie umzulagern und hielt dann selbst noch stützend fest. Kein unnötiges Herumrollen - das erfasste er wohl recht gut. Und hielt sich ansonsten zurück. Der Fokus des Illidari ging mit tief gerunzelter Stirn zu Sasarya, er sagte aber nichts - für den Augenblick.
Idonir schielte kurz zu Seite. "Vielleicht nimmst du besser etwas Abstand." Eine Warnung? Vielleicht brauchte er auch nur Platz, oder wollte den Jäger nicht so nah neben sich wissen? Hier war ja im Moment kein Gold im Spiel. Oder? Nachdem die Worte gesprochen worden waren, wanderte der Blick wieder zur Wunde, um sich erneut einen kurzen Überblick zu verschaffen.
Der Wolf hörte auf, so überaus glücklich zu wirken. Es schwenkte eher in eine gewisse Art von Verstörtheit um. Wenigstens knurrte er -noch- nicht wieder.
Der Dämonenjäger hmmte leise und rutschte auf Knien zurück, die Gleven schob er mit sich.

Die Wunde klaffte, ein Schnitt von etwa 6 Zentimetern, der vielleicht noch einmal vergrößert werden sollte, wenn man sich das schwärende Fleisch und die Krusten ansah, nicht mehr die gleiche Länge, sicher noch die Hälfte. Das Blut lief, wusch, hinterließ einen wunderschön stinkenden Blut-Gift-Anstrich auf Roben und Waldboden.
Sasarya ließ den Blick in die Baumkronen gleiten, sie holte tief Luft, das Flackern der Naturmagie brandete erneut auf, floss in die Magierin, floss in den Wolf, wie das letzte Aufbäumen vor dem großen Finale.
"Zivot!" kreischte Aeshma, noch bevor überhaupt etwas geschehen war. Der Dämon schien es im nicht mehr physischen Urin zu haben. Er wand sich, unangenehm berührt, aber nicht angstbehaftet. Foltern konnte man mit allem.

Idonir rutschte auf Knien und Füßen etwas zur Seite, um in einer bequemeren Position zu sein, ohne die Magierin im schlimmsten Falle wild herumzuschütteln. Offenbar lag seine gesamte Konzentration auf der Verletzten und es wirkte so, als wäre er nicht ganz ahnungslos. Wäre wohl eine andere Sache gewesen, müsste er hier mit gezücktem Schwert stehen. Da konnte Idonir ja fast von Glück reden, dass die Sin’dorei vor ihm halb tot war. Besser als ein heroischer Kampf – zumindest für ihn. Er atmete tief durch, verengte die Augen letztendlich, als würde er seine Konzentration bündeln. Der linke Arm bewegte sich unter den Körper Nairunas und die rechte näherte sich der Wunde. Es entstand keine Berührung, stattdessen tauchte eine helle Lichtschwade auf, die von Augenblick zu Augenblick stärker und blendender wurde. Es folgte wohl der Versuch, den Rest des Gifts aus der Wunde zu… brennen?
Die Ohren des Illidari zuckten schmerzlich, sonst reagierte er nicht auf die innere Kakophonie. Das Licht selbst war so unangenehm wie das direkte Sehen in die Sonne.

Nairunas Gesichtszüge zuckten bei dem Lichtwirken. Darauf reagierte sie wohl schon bei weitem besser. Eine kleine Fingerübung ihrer gesunden, linken Hand folgte, ehe die Elfe überaus missmutig brummte. Für alle, die schon einmal von etwas abhängig gewesen waren, sollte das Brummen wegen Kopfschmerzen durch Entzugserscheinungen wohl bekannt sein. Aber immerhin war sie wieder nahezu wach, was sich durchaus positiv auf ihre Atmung auswirkte.
Idonir verzog sein schönes Gesicht angestrengt. Der Atem ging flach, fast so, als würde er sich kaum trauen, selbst laut auszuatmen; etwas Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet und ein Glück, dass er das Haus heute mit zusammengebundenen Haaren verlassen hatte. Fast so als hätte er das hier geahnt. Vielleicht hatte er auch einfach dazu gelernt und wusste, dass nichts gutes passierte, wenn er auch nur einen Fuß außerhalb der Ölkanne und Luke setzte. Sein rechter Mundwinkel zuckte, fast zufrieden, kurz nach oben, als er das Brummen hörte. Er biss sich auf die Zähne und versuchte, die heilende Lichtmagie noch weiter aufrecht zu erhalten, um im besten Falle noch etwas von der Wunde zu schließen.
Sasarya ließ ihrerseits nach, ihre Magie in die Magierin fließen zu lassen und wischte den Dolch fahrig an ihrer Hose ab, um nur noch die Verbindung zum Wolf zu halten.

„Nö, das kannst du vergessen“, grätzte Aeshma. „Nichtmal wenn sie die heilige H.ure von Silbermond wäre, kriegte sie 'n nettes Gefühl von mir. Kannst ihr ja selbst den Verstand ablecken - die ist mir zu bunt!“ Das hatte man davon, wenn man versuchte, nett zu sein - oder effektiv.
Nairunas Wolf zuckte wieder mit beiden Ohren hoch und hechelte fröhlich wedelnd. Jetzt robbte er sogar näher an Oona heran. Sehr verdächtig.
Oonayepheton richtete das Gesicht misstrauisch auf den Wolf aus. Was zum Nether…?

Offenbar hatte Idonir die letzten Wochen genug Übung gehabt. Nairuna konnte in diesem Falle wohl von Glück reden. Das warme Licht strahlte noch mehrere flache Atemzüge so hell, als hätte Idonir sich kurzerhand einen strahlenden Stern vom Himmel gestohlen. Etwas Heilung war vermutlich auch das Mindeste, was die Wunde der Magierin benötigte. Abrupt und ohne Vorwarnung, lediglich kommentiert mit einem hörbaren Ausatmen, verschwand das Licht.
Sasarya ließ sich auf den Hosenboden sacken und entschied sich dann ganz dafür, für einen Moment mit angewinkelten Beinen auf dem Waldboden liegen zu bleiben. Die Augen waren offen und ein Mundwinkel zuckte, als sie ihre Sinne noch einmal das Fell des Wolfs streicheln ließ, in samtigen Bewegungen, fast ein wenig so, als würde sie sich selbst beruhigen.
Die Magien der Magierin stabilisierten sich wieder deutlich. Die Durchsicht verschwand und die Energie floss wieder in ruhigen Bahnen. Blauweißpink und besonders Feuerrot überdeckten wieder alles, was nur nebensächlich vorhanden gewesen war.

Der Wolf rollte sich hechelnd auf den Rücken und zuckte verspielt mit den Vorderpfoten. Ein großartiges Beispiel für ein glückliches Tier.
Oonayephetons Kopf ging zu Sasarya herum, zuckte dann hin und her, als könne er sich nicht entscheiden. Schließlich schien ihn irgendetwas an der Magierin in Beschlag zu nehmen. Die Stirn runzelte sich, dann bemerkte er in Idonirs Richtung: "Offensichtlich bist du unterschätzt."
Er hob sich hoch auf die Knie und zog dann einen Fuß nach vorn, offensichtlich willens und im Begriff aufzustehen.
Das Brummen der Magierin hörte auf, als würde sie gerade Gedanken sammeln oder Eindrücke des Körpers nachverarbeiten. Der Wolf schwang sich zurück auf den Bauch und sprang ohne Vorwarnung Oona an. Willens ihn umzureißen und abzuschlecken.
Der Illidari kippte zur Seite und war beidhändig damit beschäftigt, das Maul von seinem Gesicht fernzuhalten - schien nicht ganz zu glücken. "Was zum…" … "lass das! … AUS?"

Sasarya blinzelte abwesend in den Himmel und die Sonne, die sich durch das Blätterdach brach, auf die Szenerie von Illidari und des Halbdämonen neuem besten Freund bis hin zur schönsten Nase Azeroths.
„Die Wunde sollte besser noch genäht werden. Am besten bringen wir sie zurück in die Stadt.“ Idonir war hier noch der Nüchternste. Er zog die rechte Hand wieder zurück, legte sie vorsichtig an eine nicht verletzte Stelle der Sin’dorei und betrachtete das Blut auf der Robe und die Wunde, die vermutlich eine unschöne Narbe werden würde. Die Bewegung des Wolfs im Augenwinkel ignorierte er - Oonas Ausruf wurde auch still hingenommen, aber ganz sicherlich hatte sich ein schmales Grinsen kurz auf die Lippen geschlichen.
Nairuna riss mit einem Mal die Augen auf und keuchte. Sie schnappte nach Luft: „Bei den Titanen! Hat mich nochmal jemand erdolcht oder warum tut mein Arm immer noch weh.“ Ein kurzer Zustand des wirklich wach Seins. Was sicherlich mit dem reaktivieren ihrer inneren Magier zusammenhängen mochte.
Der Wolf wedelte aufgeregt mit dem Schweif und wollte ganz offenbar ganz intensiv und innig mit Oona „kuscheln“.
Sasarya hob abwesend eine Hand in die Luft. „Ich war das, kannst mir später danken für deine neue Narbe.“
Liebend gern hätte der Illidari etwas anderes getan. Etwas anderes, als sich des räudigen Köters aus Leibeskräften zu erwehren, der ganz unzweifelhafte Begattungsanstrengungen auszuführen schien, vollkommen egal, was er erwischte. Die lauten Flüche, zusammen mit Hieben und Tritten schienen das Tier kaum zu berühren. Oonayepheton erwischte - schlussendlich! - die äußerst empfindliche Nase mit einem äußerst empfindlichen Hieb. Was dem einen die Eier war dem Caniden das sensitive Gesichtsteil. Ein dumpfer Ton und ein Jaulen, bevor das Tier sich verwirrt zurückzog. Oonayepheton rappelte sich auf und griff nach den Gleven. Rein präventiv. Es gab Grenzen!

Idonir betrachtete Nairuna von seiner Position aus. „Beweg dich besser nicht. Am besten auch nicht reden“, fügte er dann noch hinzu. Wie nett.
Nairunas Körper schien der Aufforderung nachzukommen. Der kurze Energieschwall war wohl das einzige gewesen, was die Elfe kurz zum Leben erweckt hatte. „Ist…gut…“, kam nur noch von ihr, ehe sie wieder wegklappte.
Idonir sah von Nairuna zur Waldläuferin neben sich. Wohl mit einem Blick, der ihr sagte, dass sie sich jetzt wieder um die Frau kümmern durfte.
Sasarya schielte aus dem Augenwinkel zu Idonir und der Blick wollte wohl so etwas sagen wie „Das ist gar nicht meine!“, aber dann setzte sie sich zumindest wieder auf und betrachtete Nairuna. „Wird’s gehen?“
„Vermute die geht die nächsten Tage nirgends mehr hin“, sagte Idonir.
„Kannst du sie nach Beutebucht mitnehmen?“ fragte Sasarya. Fragen kostete nichts. Oder?
„Ich? Ich bitte dich.“
„Nee, ich bitte dich.“
„Was bekomm ich dafür?“ Die Sätze fielen wie ein Schlagabtausch.
Sasarya schmunzelte schief.
Nairunas Wolf zog einen leicht eingeschüchterten Halbkreis um Oona. Er war sich nicht ganz sicher, was er von der Sache halten sollte.
Der Illidari taxierte noch immer den Wolf. Nur sehr langsam hängte er die Gleven in die Gurte - so, dass sie nur auf einer Schulter hingen. „Schon gut. Ich trag sie. Aber wohin?“ Begeisterung sah komplett anders aus.
„Du…was?“ Sasarya wirkte entgeistert.
„Du wohl kaum“, entgegnete er ihr, „Und er hat genug getan. Schließlich atmet sie wieder.“
„In ein Gasthaus? Zu einem Medicus? Ich weiß nicht, was ihr mit ihr anstellen wollt. Ich kenne sie ja kaum“, trug Idonir bei.
Letztlich entschied sich das graue Tier, sich wieder seiner Gefährtin zu widmen. Er schlich sich zu ihr, schnupperte an ihr und brachte ihr letztlich ihren Handschuh. Ein Kriegshandschuh mit einem goldenen Kristall eingefasst, von dem eindeutig Lichtmagie ausging.
„Ich hab keine Ahnung wer sie ist“, versetzte Sasarya trocken.
„Und wieso haben wir ihr dann geholfen?“ Die Frage schien Idonir mehr als berechtigt.
„Weil es das ist, was ich mal geschworen habe“, sagte Sasarya tonlos. Sie meinte wohl den Eid des Waldläuferkorps, auch wenn sie es nicht näher ausführte und man sich seinen Teil dazu denken durfte.
„Wenn du morgen nach ihr sehen würdest, solls dein Schaden nicht sein“, richtete sich der Dämonenjäger an Idonir.
Idonir sah über die Schulter zum Dämonenjäger. „Und das weil…?“
Oonayepheton atmete tief durch. Nochmals ging kurz das Gesicht in Richtung des Wolfs… nachdenklich mochte man meinen. Dann bückte er sich und ganz gleich, was sein Dämon ihm gerade kreatives eingab, die Frau landete sehr erschütterungsarm - ohne Handschuh, auf seiner starken - linken - Schulter. „Weil sie schon beim letzten Mal genug Gold für ein kleines Wochenenddomizil dagelassen hat. Die Hälfte gehört dir. Die andere Hälfte ist für Linndriels und ihr Auskommen.“
Idonir raffte sich auf, um Oona genug Platz zu geben und entfernte sich mit ein paar Schritten von den beiden. Dreien? „Ich hoffe, dass sie das morgen auch so sieht.“
„Wenn nicht, gibt ihr eine Infusion, die sie ruhig stellt. Nicht sparen, die verträgt sicher einiges mehr als der Durchschnitt“, versetzte der Illidari gleichmütig.
Sasarya erhob sich vom Boden und straffte sich, packte den Bogen zurück in die Halterung an ihrem Rücken. Ohne ein Wort wuchtete sie den Wolfssattel auf das Tier und warft danach, keiner richtigen Reihenfolge nachgehend, den ganzen Hausstand der Magierin irgendwie in die Satteltaschen.
Idonir blickte zum Wolf mit dem Handschuh im Maul. Als der Dämonenjäger sprach, war er wieder der Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit. „Gut. Wie auch immer. Wir haben noch ein paar Zimmer frei. Ein paar von den teuren. Bringen wir sie da hin.“
„Bin mir sicher, Linndriel und sie freuen sich unbändig über ein angezogenes Wiedersehen.“ Der Illidari korrigierte die Position seiner atmenden Last. „Berechne den Zimmerpreis danach.“ Oonayepheton schwenkte zu Idonir um. Das hübsche Gesicht des Augenlosen sprach nicht von Scherzen. Er schien jede Silbe ernst zu meinen.
Sasarya kraulte den Wolf dann zum ersten Mal in der Realität hinter den Ohren.
Als er wirklich gekrault wurde, hechelte der Wolf. Eigentlich schien er ein ganz braver Junge zu sein.
„Gut.“ Idonir ließ das alles einfach mal so stehen. Kurz blickte er nach oben, atmete dann hörbar aus. „Wenn das nächste Mal wieder irgendwie so etwas passiert wenn ich das Haus verlasse…“ Er schien mit niemand bestimmten zu reden und sich innerlich schon auf den Weg zurück zu machen.
Der Dämonenjäger drehte dem Elfen den Kopf nach. Ohne den Ernst zu verlieren. „Idonir“, richtete er das Wort etwas lauter an den Elfen. „Wenn darüber hinaus etwas auflaufen sollte… dann schreib es mir an.“ Das MIR war betont gewesen.
Idonir hielt kurz inne, blickte über seine Schulter zurück. „Mach ich.“ Seine Mundwinkel zogen sich zu einem schmalen Grinsen.
Oh, vielleicht sollte man ihm solche Dinge nicht sagen. Gar nicht sagen…

Tommee Profit - Cruel World (feat. Sam Tinnesz)
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Die Spieler möchten anmerken, dass weitere Würfelergebnisse aus dem Text entfernt wurden, um den Lesefluss nicht zu stören. Gewürfelt haben wir dennoch, wie Helden.

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[(K)ein demütiger Diener]

Es war draußen, direkt neben der Tür zu den Ställen. Dort, eben dort, lehnte er an der Wand und zum ersten Mal an diesem Tag konnte man ihm einen Hauch von Erschöpfung ansehen, deren Großteil wohl geistig begründet war. In normalen Fällen hatte er sich dann Zerstreuung gesucht und gerade war die Verführung sehr groß, das ebenfalls zu tun - schließlich saß er hier an der Quelle. Aber er wollte nicht. Er wollte das tun, was SIE geplant hatte. Und konnte nicht einmal einen Grund dafür nennen.

Wenige Minuten nach Oona verließ sie die Haupttür der Ölkanne und wischte sich noch einmal über das Gesicht. Sasarya gestattete sich einen kleinen Moment der Schwäche, seufzte tonlos und ließ ihre Haltung ein wenig schleifen, sackte nur für ein oder zwei Lidschläge etwas mehr in sich zusammen und stützte die Hände auf den Oberschenkeln ab. Sie war keine Heilerin und das war mehr gewesen als nur oberflächliche oder akute Vergiftungen zu heilen. Ihr Kopf brummte, die Magie flirrte unruhig in ihren Adern und wartete darauf, sich zu beruhigen. Sie war erschöpft und gleichzeitig unruhig, wie so oft nach einer überlastenden Beanspruchung. Oona lehnte an der Tür neben den Ställen und als Sasarya dessen gewahr wurde, straffte sie ihre Haltung, als hätte es nie eine Erschöpfung gegeben und gesellte sich zu ihm. Sie wollten die Ruine erkunden. Und sie wollte…wenigstens noch einen Moment das fühlen, was sie wahrnahm, wenn sie sich mit dem Illidari umgab. Kein unseliges Gefühl der Leere sondern einen perfekten Moment, der zu wiederholen unmöglich war. Oder etwa nicht?
Er hob die Hand und den Arm und strich über ihre Wange, ohne ein Wort zu sagen. Dann hängte er die Gleven aus, lagerte sie in der Linken und ging vor ihr in die Hocke. "Spring auf", war alles was er sagte. "Ich trage dich und du kannst einen Moment ausruhen." Der Ausdruck seines Gesichts war nicht auszulesen, auch wenn er gerade noch etwas Wehmut innegehabt hatte. Er hielt den Kopf gesenkt. (K)ein demütiger Diener.
Unter seiner Berührung schlossen sich die hellgrünen Augen und ihre Lippen öffneten sich leicht, um weitere Atemluft entweichen zu lassen. Ihr Blick danach bedachte Oona mit Wärme und Dankbarkeit. "Wirklich?", fragte sie und legte dann doch, ohne abzuwarten, ihre Arme über seine Schultern und ließ sich Huckepack nehmen. Ein Leichtgewicht, selbst in ihrer Rüstung, vermutlich schwerer als Nairuna, aber auch von anderer Statur. Er konnte ihren Atem spüren, der seine Wange streifte, warm und weich.

Er musste den Arm verdrehen - zumindest etwas, damit sie ihr Bein gefahrlos neben die Gleven einhängen konnte. Das andere händelte er. Er stand langsam auf, holte Luft und atmete aus, dann setzte er Fuß vor Fuß aus der Stadt heraus, passierte die Stege und die nicht mehr ganz so aufdringlichen Gaffer, den Durchbruch in den Felsen, die Wachen und die Wegkehre, an der sie sich in das Dickicht geschlagen hatten und betrat schließlich den schmalen Pfad in das undurchdringlich dichte Grün der ewig wuchernden Schlingpflanzen des Dschungels.
Seine Schritte waren trotz der besohlten Füße beinahe lautlos, er bewegte sich sicher und trat nicht fehl. Selbst Wurzeln überstieg er, ohne dass der weitere Schritt Sasarya zum Schwanken gebracht hätte. Atem und Herzschlag gingen regelmäßig und kräftig. Er strebte voran - dem definierten Ziel zu.
Der Dschungel umfing sie mit dichtem Grün und den Geräuschen, bei denen Sasarya sich wohlfühlte. Eine ganze Weile rührte sie sich nicht, hielt sich nur an ihm fest und versuchte, es ihm so angenehm wie möglich zu machen, wenn er sie schon trug. Die Laute der Tiere nahmen zu, das Gefühl, mehr mit allem verbunden zu sein ebenfalls. Sie spürte seinen Herzschlag neben ihrem eigenen und sie drückte ihre Nase noch enger an seine Halsbeuge. Die Sonne sank schon seit ein paar Stunden und sie spürte den Hunger, der sie neben der Anstrengung der Heilung auszehrte. Als die Tore von Zul’Gurub in der Ferne erschienen, erhob sie zum ersten Mal die Stimme. „Willst du mich runterlassen?“

„Wenn du möchtest“, gab er zurück und er war nicht außer Atem. Die Worte ließen sich problemlos platzieren. Ebenso, wie er sie hatte aufsteigen lassen, ließ er sie absteigen. Auf Knien und mit einem leicht verdrehten linken Arm, der es ihr einfach machte, den Fuß an den Gleven vorbei zu ziehen.
Sasarya ließ sich von seinem Rücken gleiten, korrigierte den Sitz ihrer Rüstung nur minimal und rückte ihren Bogengurt zurecht. „Hier haben wir uns getroffen“, sagte sie und lächelte für einen kurzen Moment angedeutet. „Was möchtest du zuerst machen? Essen?“, fragte sie dann weiter und sah ihn an. „Danke…übrigens, dass du mich getragen hast. Hat noch nie jemand gemacht.“
Im besten Sinne war der Gesichtsausdruck seltsam zu nennen, mit dem er sie bedachte, aber er kommentierte die letzte Bemerkung nicht weiter. „Ein Lager aufschlagen“, sagte er schlicht. „Essen. Und Schlafen.“ Selbst wenn es ihm nicht unmittelbar anzusehen war, er war ebenso erschöpft wie die Sin’dorei. Mit jeder Minute des schweigenden Gehens hatte er seine Muskeln mehr gespürt, hatten die Gelenke sich bemerkbar gemacht. Es war Zeit für eine Rast. Wäre es nach ihm gegangen, so hätte sie Tage andauern können.
Die Waldläuferin ging vor, als wäre es schon immer so gewesen. Als wäre es das einfachste und natürlichste auf der Welt, dass man ihren Schritten in dieser Umgebung zu folgen hatte. Es sprach jahrelange Routine wortlos aus ihren Handlungen, aus den konzentrierten Blicken und dem Zucken der Ohren, als sie sich durch die Ruine bewegten. Fallen oder Feinde, wilde Tiere, alles war möglich und sie brachte die Kraft auf, die sie brauchte, um beide gefahrlos durch die verwinkelte und verfallene Stadt zu lotsen, tiefer hinein, bis sie einen kleinen Teich erreichten, der ebenfalls von einem plätschernden Wasserfall gespeist wurde. Rundherum fasste eine natürliche Mauer den Ort ein, Moos wucherte über den Boden und sorgte für einen weichen, federnden Tritt. Über ihnen erhoben sich Palmen und spendeten Schatten. Ein ruhiger, verlassener Ort, abseits der ehemaligen prachtvollen Wege. Es passte perfekt. „Hier?“, fragte Sasarya und ließ den Bogen sinken. Ihre Stimme klang erschöpft und leise. „Feuer machen, essen, schlafen, ein guter Plan.“

Es war mitten in der Nacht. Das Feuer war beinahe erloschen, nur noch an den letzten Glutresten leckten kleine blaue Flämmchen. Oonayepheton hob den Kopf halb an, das Kinn zur Brust und zog einen Mundwinkel in ein schiefes Lächeln, als er langsam gegen die Schemen erfasste, wo sich seine Sicht und haptische Wahrnehmung von Sasarya überschnitten. Er selbst lag auf dem Rücken, der Magen knurrte nicht mehr und die Stunden, die er traumlos geschlafen hatte, waren wie ein ausgelöschtes schwarzes Loch in seinem Bewusstsein. Er war noch immer schläfrig, mied es, sich mehr als nötig zu bewegen und ließ den Kopf wieder fallen. Ein tiefer Atemzug, einem Seufzen nicht unähnlich, hob seinen Brustkorb und ließ ihn wieder sinken. Sehr vorsichtig rückte er das Bündel unter seinem Kopf zurecht und schob die Hand flach über seinen Magen. Wahrscheinlich gar keine so schlechte Idee, noch ein wenig mehr Schlaf zu fassen.
Sasarya lag neben dem Illidari, die überschüssigen Rüstungsteile neben ihr im Moos abgelegt. Im Gegensatz zu der ersten Nacht, in der sie ein Alptraum aus dem Schlaf gerissen hatte, schlief sie nun tief, traumlos und fest. Das Wabern ihrer Magie untermalte die regelmäßigen Atemzüge der vollends erschöpften Elfe. Das Feuer entfachen und gemeinsame Essen war in ebenso erschöpfter Ruhe von beiden Seiten vollzogen worden. Als eine minimale Bewegung in Oona kam, fuhr ihr Arm herum und landete auf seinem Bauch, während sie selig weiterschlief.
Er zuckte nur ganz kurz zusammen. Die Hand hatte er nicht kommen sehen. Es war wie ein festhalten ohne festhalten und sein Gesicht durchwechselten mehrere widersprüchliche Ausdrücke darüber, ohne dass es länger bei einem verweilte. Er schloss die Lider ungesehen hinter dem schwarzen Stoff und versuchte in einen zweiten Schlaf zu finden, während seine Hand ihre fasste, ohne dass er bewusst darüber entschieden hatte.

Langsam wurde es heller, die Sonnenstrahlen ließen sich zwar noch nicht blicken, aber der Himmel über dem Stückchen des Dschungels, in das sie sich zurückgezogen hatten, verfärbte sich in ein helleres Blau und die Sterne, die man betrachten konnte, verschwanden langsam. Das Leben drängte sich nach der Nacht wieder nach vorne. Vögel kreischten und zogen über die Wipfel hinweg, in der Ferne hörte man Äffchen. Die Finger auf Oonas Bauch zuckten, als die Elfe neben ihm zum ersten Mal an diesem Morgen die Augen aufschlug und verschlafen blinzelte.

Die Asche des erloschenen Feuers lag in der Luft. Die Atemzüge des Dämonenjägers gingen ruhig und regelmäßig. Seine Hand lag auf ihrer, die Finger hatten sich lose geschossen und unter ihren Fingerkuppen schlug sein Herz im Ruhepuls, kräftig und mit dem kleinen Nachimpuls, der das Blut wieder aus den Kammern schob. Seine Hand war trocken und er strahlte laue Wärme ab, die die Kleidung nicht recht transportieren wollte, seine bloßen Hautstellen dafür umso mehr - wozu der Großteil seines Oberkörpers zählte, der nicht von schmalen Runenbandagen bedeckt war. Sasarya hatte der seltsamen Prozedur beiwohnen dürfen, der er sich am frühen Abend nach dem Essen unterzogen hatte. Eingewickelt wie eine halbe Mumie, nach einem seltsamen Muster, versehen mit Knoten, die wieder unter Stofflagen verschwunden waren, kompliziert und fremdartig, die silbernen Runen in den Lagen von der derselben gezackten Art wie seine Tätowierungen.
Bis ihr die Augen zugefallen waren, noch bevor er damit fertig war.
Nur widerwillig löste sie ihre Hand von seiner, zog behutsam ihre Finger weg, um ihn nicht zu wecken und setzte sich auf. Sasarya gähnte lautlos und rieb sich über das Gesicht, das auf der einen Gesichtshälfte einen wunderschönen Abdruck des Waldbodens zeigte, auf dem sie gelegen hatte. Die Hitze des Tages war noch nicht zu ihrem Lager vorgedrungen und wenige Schritte von ihnen plätscherte das Wasser gemächlich vor sich hin.
Sie streckte sich im Sitzen aus und ein dumpfes Knacken in ihrem Rücken ließ Wirbel wieder an Plätze rutschen, wo sie hingehörten. Dann begann sie, die Verschnürungen und Schnallen ihrer Rüstung zu öffnen. Nach und nach fiel Schicht um Schicht, möglichst lautlos, und landete auf dem Stapel neben ihr. Es war ihr schon lange nicht mehr so schwer gefallen, eine Heilung zu wirken, geschweige denn Gift auszureinigen. Ein Kampf an so vielen Fronten. Sasarya stand auf und streckte sich noch einmal, dehnte die Muskeln mit einigen komplizierten Verrenkungen - splitterfasernackt. ‚Jetzt ein Bad‘, dachte sie und sah zu dem Teich hinüber.
Der Dämonenjäger wachte nicht auf - oder machte jedenfalls nicht den Anschein - bei einem Bad würde er sie nicht stören. Das zumindest gab ihr ihre grobe Schätzung ein. Er wirkte friedlich, wie er da so lag. Nach so vielen Stunden ungewohnt viel-bekleidet. Obgleich er immer noch nackter war, als der Großteil der Elfen, denen man in Feld, Wald und Flur begegnete.
Noch einmal griff sie in ihre Sachen, fischte das Etui für ihre Glimmstängel hervor und nahm einen heraus, bevor sie sich, mit reizender Rückansicht in das Wasser gleiten ließ und den Kopf in den Nacken legte. Magie flammte auf, steckte ihre Kippe an und der Geruch von Rauch mischte sich unter die Morgenluft.
Sein Kopf drehte sich und er wand sich in eine seicht anders gelagerte Position, rollte auf die Seite und vergriff die Hände in dem Bündel unter seiner Wange. Er seufzte, die Knie zogen sich an den Körper und der Zopf rutschte ihm ins Gesicht. So schlief er weiter, rund gekauert und abgewandt vom Wasser, als sei das der sicherste Platz auf Erden und es gäbe nichts als Frieden auf der Welt.
Sasarya drehte den Kopf, als er sich mit einem Seufzen auf die Seite drehte und der Ausdruck auf ihrem Gesicht zeigte eine vollkommene Zufriedenheit mit der Situation. Schlaf war etwas kostbares und längst nicht selbstverständlich in ihrem Weltbild. Sie war nicht neidisch auf ihn, immerhin hatte auch Oona kaum geschlafen in der Nacht zuvor und auch wenn er sich nicht bei der Heilung verausgabt hatte, so hatte er erst die Magierin und dann sie ohne Mühe und Murren getragen.
Unvermittelt fuhr er ins Sitzen auf. Es hatte keine Vorwarnung gegeben, die Arme schwangen herum und erst dann schien er sich langsam zurechtzufinden. Sein Kopf drehte sich und es machte den Eindruck als würde ein inneres Schütteln durch seinen Körper gehen. Das alles geschah vollkommen still. Er schrie nicht, atmete nicht laut auf oder aus, nur ein leises Einziehen von Luft blähte seine Nasenflügel. Er öffnete den Mund, beinahe als ob er versichernd nach ihr rufen wolle, dann drehte er das Gesicht der Nase nach. Und fiel auf einen ausgestreckten Arm zurück, als er sich auf die andere Seite herumsetzte. Anstatt etwas zu sagen, schlossen sich die Lippen, der Mimik nach zu urteilen auch die Kiefer. Das Stirnrunzeln entspannte sich. Jedermann hätte gestarrt.
Der Terminus schien für einen Illidari nicht mehr gerechtfertigt.

Und doch fühlte es sich genau so an.

SYML – Body
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[Konfusum]

Die kleine Prozession langte kaum eine halbe Stunde später in Beutebucht an. Sicher gab es Gaffer, vor allem zu dieser hellen Stunde des Tages, aber der grimmige Ausdruck auf dem Gesicht des Dämonenjägers vertrieb die starrenden Gesichter recht schnell. Den ausgezehrten Körper der Schlachtenmagierin trug er ohne Probleme und der Wolf, der ihnen nicht von der Seite wich, würde vielleicht ein Problem werden - aber nicht seins. Seins war es, die Frau ins Bett zu bringen - was nicht unbedingt nicht dem entsprach, was er konnte. Linndriel war nirgendwo zu sehen, als er umständlich die Tür öffnete. Das Frühstück des Morgens war verschwunden. Er setzte die in seinen Augen bunt flirrende Frau auf der ihr bereits bekannten Bettseite ab und stützte sie, als er das Laken zurückwarf, um sie zu betten. Das Entkleiden ging so sauber und rasch vor sich, als täte er das täglich - als täte er nichts anderes - Tag für Tag und täglich seit Äonen. Er warf die Kleider über den Rand des Bottichs und bedeckte ihre Beinahe-Blöße mit absoluter Gleichgültigkeit.

Ohne auch nur einen Funken Gedankenkraft weiter an das vorherrschende Dilemma zu verschwenden, verließ er das Zimmer wieder, einen kleinen schwarzen Beutel in der Hand… mit einer winzigen Pause auf einer bestimmten Stelle des Teppichs, an der er kurz den Kopf senkte und etwas nachdenklicher wirkte als vorher. Dann trugen ihn umso schnellere Schritte aus dem Raum und er schloss klickend die Tür hinter sich.

Tatsächlich reihte sich der Wolf neben Sasarya ein, als hätte er nie etwas anderes getan und ihre Hand wanderte während des Rückwegs immer mal wieder in die flauschige Mähne, um das Tier zu liebkosen - und auch um ihm eine geringe Dosis Magie zu verpassen, der ihn im Zaum und gefügig hielt. An den Ställen der Ölkanne hob sie die schweren Satteltaschen wieder von dem Rücken des Tiers und band ihn neben der Tränke an, während Oona Nairuna in das Etablissement beförderte. Wortlos schleppte sie die Taschen die Treppen hinauf, und platzierte Nairunas Habe neben der Bettseite, auf der sie noch vor wenigen Stunden versucht hatte zu schlafen. Versucht. Noch immer haftete ihr Geruch an den Bettlaken, erinnerte an Schweiß und weiches Leder sowie die feine Note von Wald- und Wiese. Sie schloss die Tür vorsichtig hinter sich, als sie Nairuna und ihren Hausstand der Ruhe eines hoffentlich traumlosen Schlafes überließ und erschöpft, aber pflichtbewusst wie eh und je, die Treppen hinabstieg.

Wer konnte schon sagen, ob es für die gesamte Zeit traumlos sein würde. Doch vorerst war es so. Die Magistrix atmete ruhig und schlief. Mehr konnte man wohl nicht erwarten, bei ihrem Zustand. Immerhin lebte sie wieder. Aber eines war klar. Bis zum nächsten Morgen würde diese Frau sicher nicht von allein wieder aufwachen.

Noch bevor er das Haus wieder gänzlich verließ, hatte er Idonir sorgfältig die Hälfte des Beutels in die Hand gezählt. Es war - bei Sargeras - ein kleines Vermögen. Das wusste der Illidari - und das wusste auch Idonir, wenn er ehrlich war. Er hatte die brennenden Blicke spüren können, mit denen der Illidari ihn bedacht hatte, unsichtbar und warm wie eine Fackel auf dem Gesicht. Den Geschmack von Fel auf der Zunge. So hatte er ihn zurückgelassen. So - und mit Gold, das einen anspruchslosen Sin’dorei ein gutes halbes Jahr ernähren konnte.

Weißes, grelles Nichts. Vereinzelt flackern Farben in diesem Weiß. Schemen. Bilder? Umrisse. Sie werden deutlicher und wieder schwächer. Ein gefangener Naaru. Zu Staub zermahlen. Ein goldener Drache, dessen Körper sich nach seinem Tod als goldener Sand über die Welt legte. Ein Tol’vir, der von einer Lanze aufgespießt und zu Kieseln zerbrach. Eine Kaldorei, die einem Dämon zum Opfer wurde. Eine Hochelfe, die den Elementen zum Opfer wurde. Eine Kaldorei, die von einem gigantischen Qiraji erdolcht wurde.

Endlich ließ es nach. Endlich hörten die Bilder auf durcheinander zu flackern. Es war, als würde sie die Augen öffnen.

Eine Frau. Ein Mensch. Sie hatte sich über sie gelehnt. Ihre roten Haare streiften über ihre Wangen. Ein stechender Schmerz brannte in ihrer Brust. Ihr Atem ging hastig. Sie versuchte ihn zu kontrollieren. Doch es tat zu unendlich weh. „Shhh.“, sagte die Menschenfrau, „Alles wird gut. Beruhig dich, Nairuna.“ „Bitte.“, keuchte Nairuna, „Bitte. Macht das es aufhört.“ Wieder drang dieser beruhigen sollende Laut an ihre Ohren. Die Hand der Frau strich durch Nairunas Haar: „Beruhige dich. Schließ deine Augen. Atme tief ein.“ Nairuna tat, was verlangt war. Etwas zog an ihrer Brust. Es fühlte sich an, als würde sie einfach dort mit in die Luft gerissen, könnte sich aber nicht halten und etwas riss sich aus ihrem Fleisch. Sie schrie.

Ihr Körper wurde schwer. Schwerer. Gefühllos. Und doch war es so, als würde ihr in diesem Moment Kraft verliehen. Es war beruhigend. Sie konnte ihren Atem kontrollieren. Das Gefühl kam zurück zu ihr. Sie konnte ihren Körper wieder spüren. Aber keinen Schmerz. Vorsichtig öffnete Nairuna die Augen. Sie tastete nach ihrer Brust. Betrachtete ihre Finger. Dort war kein Blut mehr. Die Wunde war weg. Mühevoll stemmte sie sich vom Boden auf. Nur ein Stück, dass sie saß. Sie blickte sich um. Und die Frau mit den roten Haaren lag leblos neben ihr. Geschockt rutschte die Magierin zu ihr. Sie hob den Oberkörper auf ihren Schoß. „Anastasia?“, erklang ihre zittrige Stimme, „Warum?“ Nur für einen kurzen, letzten Moment öffnete An ihre Augen. Ein goldener Schein hatte sich wie ein Mantel über die Augäpfel gelegt. Sie lächelte: „Du hast mehr Jahre vor dir…als ich…“ Der Schein verschwand. Und mit ihm auch der letzte Rest ihres Lebens. „Nein!“, schrie Nairuna aus und das Bild verschleierte sich.

„Die Wunde sollte besser noch genäht werden. Am Besten bringen wir sie zurück in die Stadt.“, erklang die Stimme von Idonir in diesem weißen Durcheinander, welches sich für einen Moment bizarr in arkaner und feuriger Magie verzerrte, ehe es zurück kam und sie wieder vereinnahmte.

Sie blickte durch die Augen einer Priesterin. Einer Hochelfe. Sie war in der Kathedrale des Lichts. Bevor sie eine Kathedrale wurde. Sie ging ihrer Arbeit nach. Segnete ein Schwert für einen Krieger. Als sie es ihm überreicht hatte, begutachtete er erst seine Klinge, dann stach er zu. Das Schwert stach sich durch ihren Bauch und als sie nach seinen Händen greifen wollte, ließ er den Schaft los und ging ein paar Schritte zurück. Ein weiterer Tod. Ein weiterer Tod, der nicht ihr gehörte. Doch dieses Mal war dort Licht. Es reichte ihr die Hand. Zog sie in seine Arme. Beschützte sie vor dem Tod und machte sie gleichzeitig zu einem Teil dessen.

Sie wachte auf. Blickte in das Gesicht eines Menschenmannes „Artea wach auf!“, rief er ihr zu. Sie schloss die Augen und öffnete sie erneut. Er war fort.

Dort war stattdessen eine bekannte Holzdecke in einem bereits bekannten Zimmer. Einem offenbar zum zweiten Mal unbeabsichtigt und ungewollt aufgesuchtem Zimmer. Ganz behutsam versuchte die Magierin ihre Hände zu bewegen. Zu erspüren, ob sie jetzt wach war oder immer noch in diesem Konfusum gefangen. Bei solchen Träumen kann man sich fragen, wer man war. Kann man vergessen, wer man war. Real, wirklich geschehen, doch sie war sich sicher, dass sie nicht Artea hieß. Die andere Frage war, wie sie überhaupt dahin gekommen war, wo sie jetzt war. Das letzte, an das sie sich erinnern konnte, war, dass sie an ihrem Wolf lehnte. Draußen. Im Dschungel. Hatte es etwas mit der Verzerrung zu tun? Ohhhhh ihr Kopf. Er dröhnte und wollte nicht aufhören zu hallen. Lieber bewegte sie sich erstmal nicht weiter, bis sie sich sicher war, dass sie wach war.

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[(K)ein demütiger Diener]

Er konnte die Rückenansicht der Elfe bewundern, die mit einem Kippenrest zwischen den Fingern in dem Teich saß und die Natur um sich herum bewunderte. Sie hatte sich wirklich eine Blüte hinter das Ohr geklemmt, als wäre sie eine verwunschene Prinzessin des Waldes. Ganz und gar kitschig und ganz und gar nicht sie.
Er störte sie nicht, welchen Gedanken auch immer sie nachhing, zog das Bein so lautlos wie möglich in einem bequemen Winkel an und stellte das andere auf, während er sich auf den Unterarm sinken ließ - eine ganze Weile blieb er so. Schließlich aber rollte er wieder ganz auf den Rücken zurück und versteckte beim Strecken der Beine das lautere Ausatmen nicht mehr. Die Handflächen fielen mit Geräusch auf seinen Bauch. Ein Käfer hätte nicht stiller auf dem Rücken liegen können. Vorausgesetzt er wäre tot gewesen. Oder aber in nicht zappeliger Laune.
Was er geträumt hatte, wusste er nicht mehr. Nur dass er sehr plötzlich den Impuls gehabt hatte aufzuwachen.
Ihre linke Ohrspitze zuckte und sie drehte den Kopf um, in seine Richtung. Die Kippe zwischen ihren Fingern war heruntergebrannt, und als sie den Körper halb dem Kopf folgen ließ, zerbröselte der klägliche Rest zu Asche. „Willst du reinkommen?“, fragte sie ihn ohne auch nur guten Morgen zu sagen.
Er seufzte leise und langgezogen. „Einfach nur liegenbleiben für den Moment“, murmelte er. Er fühlte sich wie erschlagen. Das Gefühl setzte immer erst einige Momente nach dem ersten Wachwerden ein, so es denn kam. Nie kündigte es sich an. Das Zeichen auf seiner linken Schulter juckte und stach und ließ ihn zucken, bis er es unter einiger Verrenkung über den Boden scheuerte, um das Gröbste einzudämmen. Er hob keine Hand dazu und nach der manischen Kratzerei verfiel er erneut in die Käferstille. „Schön?“ fragte er zurück. Der Tonfall hatte etwas schleppendes, schläfriges… träges?
„Wird’s gehen?“, fragte Sasarya, als er sich auf dem Boden schrubbte oder kratzte oder was auch immer da machte. „Die Flügel?“, schob sie noch hinterher und erhob sich halb aus ihrer sitzenden Position, die Blüte noch immer in den Haaren. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete den Illidari. „Ist schön, ja“, schob sie dann doch noch hinterher. „Mit dir wäre es sicher schöner. Ich schulde dir noch eine Wasserschlacht, mindestens eine.“
Er stöhnte auf. „Oh nein bitte keine Wasserschlacht so früh am Morgen.“ Und hob die Hände auf Schulterhöhe „Ich ergebe mich. Du hast gewonnen.“ In ganz anderem Tonfall fügte er hinzu - er klang ernster und nicht so gespielt leidend: „Nein, nicht die Flügel, aber es juckt trotzdem. Tuts manchmal.“ Er drehte den Kopf nicht. Kein spürbarer Blick streifte die Elfe. Noch einige Augenblicke ließ er die Hände schweben, bevor er langsam dazu ansetzte, sie herunterzunehmen.
„Der Tag, an dem ich einen Illidari besiegte, ohne Hand an ihn zu legen. Ich muss träumen.“ Sasarya lächelte, zupfte die Blüte aus ihrem Haar und ließ sie ins Wasser fallen, nur um dann aus dem Teich zu steigen und die Distanz zu Oona zu überbrücken. Wassertropfen begleiteten ihren Gang und sie griff nach der gefütterten Unterkleidung, faltete sie zusammen, damit sie sich mit der nassen Kehrseite daraufsetzen konnte. „Ich kann dir meine Hand leihen?“, bot sie an.
Er hob nur ansatzweise den Kopf in ihre Richtung und sah dabei genauso dämlich aus wie jeder, der das Kinn zur Brust zog. Glücklicherweise hob er diesen Zustand recht schnell wieder auf, ließ das Gesicht seitlich in ihre Richtung kippen und streckte beide Arme nach ihr aus.
„O-Oder beide?“ Sasarya lachte leise, als er sich so herumdrehte und ein sehr lebensnahes Abbild von Nairunas kuschligem Wolf abgab, der gestern gar nicht genug von Oonayepheton kriegen konnte. In seine Arme, in die Umarmung, sank eine tropfnasse Elfe, aber das schien ihm ja nichts auszumachen.
Er zog die tropfnasse Elfe auf den hübsch schlafwarmen Körper und tatsächlich wortwörtlich in die Arme. Sasarya konnte spüren wie ihn fühlbare Schauer überliefen und trotzdem hielt er sie fest. „Kalt wie ein Fisch“, murmelte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, die zweimal verdächtig zusammenklickten, als würden sie klappern, wenn er dem Kiefer mehr Raum gab. Es war nicht schwer gegen seine dauerhaft hohe Körpertemperatur eine weniger warme zu haben, selbst wenn man an der oberen Grenze des Normbereichs entlanghangelte. Mit ihrem morgenfrischen Gegengewicht schien sich seine Wärmesignatur sogar noch zu verstärken.
„Warm wie die Feuerlande“, entgegnete sie und kuschelte sich, ebenso nass, auf ihn, ließ ihre klammfeuchten Finger in seinen Nacken wandern. „Noch viel wärmer als die Feuerlande. Hast du Hunger?“ Die Fragen gingen ineinander über und Sasarya genoss die Wärme, die er abstrahlte und dass die Bandagen, die seinen Körper einhüllten, nicht von ihrer Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogen wurden. Eine Hand tastete weiter, fuhr über die juckende Rune. „Soll ich?“, fragte sie leise flüsternd in sein Ohr.
„Ohja“, hauchte er zurück und rieb Nase und Mund über ihre Wange, während die Hand in seinem Nacken einen neuerlichen winzigen Schauer auffing. Er rollte die Schulter, um ihr mehr Platz zu schaffen und nutzte die Gunst der Sekunde sie noch wenig mehr auf sich auszurichten.
„Hunger? Nein…“ Er klang so, als würde er lügen. Auf die gute Art und Weise. Überzogen und zum Spielen aufgelegt.
„Dann muss ich ja gar nicht losgehen und jagen?“ fing Sasarya die Stimmung auf und neckte ihn ebenso mit Worten. „Und Früchte sammeln…“, ihre Lippen kitzelten sein Ohr und die letzten Worte hauchte sie flüsterzart hinein. „Feuer machen…“ Ihre Fingerspitzen fuhren tänzelnd über das tätowierte Siegel auf seiner Haut, welches ihn so juckte. Ganz klar, um ihn herauszufordern, zu necken, die Pein erst noch einen Moment zu verstärken, bevor sich ihre Nägel in die juckende Haut gruben. „Was steht da?“
Der Griff um ihren Körper schloss sich mit jeder halben Sekunde, die sie ihn quälte, fester. „Hnf“, gab er von sich, als sie ihn nicht einmal ansatzweise von dem überspannten Jucken erlöste.
„Weißt du“, kommentierte Aeshma nonchalant, „das hat sie drauf… mit dem Foltern. 'N Nachwuchstalent.“
Oonayephetons Arme hielten sie jetzt so fest umschlungen, dass ihre letzten Worte mit weniger Luft auskommen mussten als üblich. Zuckend lockerte er den Griff und sagte: „Zahál.“ Er zischte es mehr, als dass er den Mund dazu auseinander brachte.
„Und das heißt?“ Jetzt konnte sie es ja immerhin fragen. „Und das andere Zeichen?“ Wie um das zu verdeutlichen drückte sie ihre Hüfte näher an ihn. „Chtic?“ Noch immer traf sie Tonlage, traf das Eredun fast perfekt - wie die Gelehrtentochter, die sie ursprünglich mal geworden wäre. Doch ihr blieb noch im Gedächtnis, dass das letzte Mal, als sie ihm das zugeflüstert hatte, der Dschungel über ihr eingebrochen war. Die Weichheit des Wortes wurde aufgebrochen, indem sie endlich - endlich! - seine Schulter kratzte. Das hatte jetzt aber auch gedauert. Und vielleicht verhinderte das die unmittelbare Reaktion, den Dschungel hatte sie nämlich schon, auch ohne Magie.
Aeshma trillerte einen hohen Ton. „Sie hats schon wieder gesagt“, seufzte der Dämon angetan und wand sich gegen Oonayephetons Bewusstsein wie eine läufige Hündin. Die geifernden Knurrlaute dazu waren alles andere als anheimelnd. Der Dämonenjäger war sich sicher, dass rein gar niemand mehr über das seltsame Verhalten geschlechtsreifer Dämonen zur Paarungszeit wissen wollte - er inbegriffen. Das kratzte seinen Dämon wenig. Und beide wussten es.
Ein hilfloser Laut, einem ergebenen Stöhnen nicht unähnlich, brach seine Verbissenheit. Obwohl ihm nicht der Schweiß ausbrach, ihrer Kühle sei Dank, ging ein Schauer durch seinen ganzen Körper. Wenn es eine Zauberformel war, die sie da gefunden hatte, schien sie zumindest teilweise zu funktionieren. Gegen eine neuerliche Übernahme des Dämons kämpfte er mit ganz eigenen Mitteln - denen von abgehackten Gliedmaßen der eindeutigen Sorte in plastischen Bildern.
Wenn Sasarya gewusst hätte, was sie da genau sagte. Wenn. Wusste sie aber nicht und alles, was sie bemerkte, war der Körper, der unter ihr erschauerte, während sie immer noch sehr ergeben das Kratzen in der Schulter des Illidari zu bekämpfen versuchte. „Was bedeutet das, was ich gesagt habe?“, fragte die zumindest halbwegs ahnungslose Elfe. Eredun für Anfänger - Teil 1.
Er packte ihre Hüfte und verdrehte sich dagegen. „Das“, brachte er mühsam heraus, „das bedeutet es.“ Er schnappte nach Luft und sein kurz aufgebrandetes Herzrasen stolperte in gemäßigtere Bahnen. Die Erläuterung war plausibel und plastisch zugleich. Mit einer besonders schrägen Art von Humor hätte man sich sagen können, dass die Erklärung seines Körpers selbsterklärend war. Die wenigen Worte bestätigten nur, was sich ohnehin zu zeigen begann und seine Bewegung nur herausgehoben hatte. Seine Gesichtszüge zuckten in der anhaltenden Anstrengung, den Dämon auf Freiersfüßen in das Loch seines Bewusstseins zu verbannen in das er zumindest gerade seiner Auffassung nach gehörte.
„Oh…OH! Oh nein!“, platzte es aus Sasarya heraus und sie wirkte eher peinlich berührt, als dass sie jetzt drauf versessen gewesen wäre, mit dem Illidari sofort eine Fortführung der vorletzten Nacht und des Morgens darauf zu starten. Nicht, dass es sich nicht vielversprechend an ihrem Becken anfühlte, bekannt und gut. Nether, sie war auch nur eine Frau aus Fleisch und Blut.
Sie besah sich die zuckenden Gesichtszüge, erinnerte sich daran, was er gesagt hatte. Körper und Seele mit einem Dämonen teilen, und dieser Dämon war anscheinend Aeshma. Die letzte Ansprache hatte jedoch nicht so funktioniert, wie sie das wollte, also unterließ sie es, den Namen des vermeintlichen Übeltäters zu nennen. „Das wollte ich nicht. Also, nicht jetzt. Nicht so. Sonst natürlich, aber…was machen wir denn jetzt?!“
Langsam lockerte sich sein Griff und nahm den Druck von ihrem Körper und somit auch den nachdrücklichen Eindruck, den das Aneinanderpressen verursacht hatte. „Oh doch“, antwortete er ihr, das Oh Nein noch in den Ohren, und man konnte ein schales Echo der Anstrengung hören, die es ihn gekostet hatte, dem Dämon einen sprichwörtlichen Maulkorb zu verpassen. „Chtic“, wiederholte er, „drückt das Gefühl und den Willen zur Vereinigung aus.“ Seine Finger zuckten, bevor er sie flächig auf ihrem Rücken ausstreckte, um sie dort durch die Tropfenspuren gleiten zu lassen. Ohne etwas zu fordern und unaufdringlich, mochte sein Körper auch andere Anzeichen angedeutet haben.
Unter seinen Fingern entspannte sich der Rücken der Elfe nur langsam und sie lag immer noch, nicht mehr gepresst, aber doch eng, auf ihm und den Bandagen - auch wenn der Druck in ihrer Hüftgegend nun gelockert war, bewegte sie sich nicht weiter. „Das Gefühl zur…oh!“, wiederholte sie und betrachtete den Elfen unter sich, der Blick glitt ins Nachdenkliche ab. „Und wenn ich das sage, dann möchte er diesem Willen nachgeben? Oh Nether, das ist…“, sie atmete tief aus. „Es war wirklich keine Absicht.“ In einer Atempause, die folgte, drückte sie einen sanften Kuss auf die Wange des Illidari, eine kleine Geste der Wiedergutmachung in ihren Augen. Wie sich das für ihn anfühlte, wagte sie nicht zu fragen. „Schmutzige Wörter auf Eredun, Wahn-sinn.“
Das Seufzen, das folgte, ließ das gesamte Dilemma ihrer Gedanken heraus.
Seine Mundwinkel zuckten in ein schiefes Grinsen. „Das Zeichen, auf dem du liegst, ist das Zeichen dafür.“ Er ließ das wirken, bevor er anfügte: „Es gibt für alles viele Arten und Weisen es auszudrücken, man kanns nett tun und durch die Blume oder direkt, vulgär und OBSZÖN. Das ändert nichts an der Aussage selbst. Verschiebt maximal die Perspektive des Betrachters.“

Sasarya deutete einen Blick an sich nach unten gehend an, besonders weit kam sie damit sicherlich nicht. Und besonders viel war auch gar nicht zu sehen. Nasse Haut, Bandagen, nicht viel mehr als das. "Da liege ich ja gut", antwortete sie trockener als gedacht, aber angesichts der Situation auch irgendwie passend. "Das heißt, immer wenn das jemand vorliest, oder sagt, ist das wie eine Bitte zum Beischlaf? Für dich oder… euch ?" Warum man sich eine Gebrauchsanweisung für die älteste Sache der Welt auf den Bauch tätowieren ließ, war sicherlich eine Frage, die man zu anderer Zeit klären könnte - aber leider nicht die abwegigste in diesem Moment.
Das Lachen schüttelte ihn und allmählich dürfte auffällig geworden sein, dass kein Laut seine Lippen verließ, wenn er lachte, so als habe man versehentlich den Ton abgestellt. "Das Zeichen erinnert daran, dass alles in Maßen genossen werden sollte, einschließlich der Mäßigung", versetzte er schließlich, als er in der Lage war wieder Worte herauszubringen, denen der Nachhall eines Lachens noch innelag wie eine ferne Erinnerung. "Vor allem die schlechten Dinge. Was bringt all das Kasteien?" Er stellte die rhetorische Frage in sanftem Ton, der vor gedankenlosem Charme nahezu überfloss. "Am Ende damit zu hadern, was gewesen wäre wenn…? Lieber bereue ich, was ich getan habe, anstatt mich mit den Fragen zu quälen, die eine entgangene Möglichkeit mir auferlegen."
Sasarya sah den Illidari an, der lautlos über sie zu lachen schien, oder über das, was sie gesagt hatte. Die darauffolgenden Worte fühlten sich an wie Honig auf ihren Lippen oder Seide auf der Haut. Weich, warm, charmant, was Oonayepheton schon mehrfach hervorgebracht hatte, auch wenn es nicht die erste Assoziation war, die ein Illidari wecken sollte. Charme statt Angst und Schrecken war unglaublich entwaffnend. "Also bist du ein maßvoller Sünder?", fragte sie.
"Ein maßloser", versetzte er in eben diesem getragenen Tonfall, ohne dass er dabei die Zähne weit auseinander nahm. Die erzwungene Zurückhaltung, die die Mimik transportierte, war verheißungvoller als stumpfes Blankziehen und zielte auf den Effekt, ohne dass er überhaupt selbst entschied, welche Wirkung er erzielen wollte. "Alles zu seiner Zeit… versteht sich. Und… hast du denn… Hunger?" Aeshma grinste.
"Maßlos, maßvoll… fast das Gleiche", erwiderte die Elfe in seinen Armen und das Grinsen, das darauf folgte, nahm Anleihen an seinem Tonfall, wie geteilter Humor weit unterhalb der Gürtellinie. "Ja, schon. Wollen wir frühstücken?"
"Unbedingt", sagte er, spannte sich und setzte sich auf, ohne sie von dem Schoß zu lassen. "Was steht auf der Karte?"

"Neben mir?", fragte Sasarya, die sich mit ihm auf seinem Schoß aufgerichtet hatte und nun rittlings auf ihm saß. Sie griff an ihm vorbei zu dem Beutel, auf dem Oona mit dem Kopf gelegen hatte. Sie öffnete den Leinensack und spähte hinein. "Na toll, du hast auf dem Käse gelegen", stellte sie grinsend fest. "Zwei Äpfel, ein bisschen Brot, ein Rest Wurst, ein Stück Illidari-geformter-Käse und die Flasche mit dem Rum, oder was das ist. Ich kann sonst auch noch los-ziehen, wenn du etwas anderes willst, aber dafür müsste ich mich an-ziehen." Etwas, das in den Worten geradezu gänzlich unerstrebenswert klang.
"Bester Käse", kommentierte er und griff Sasarya beidhändig in die Peripherie. Das eine hatte mit dem anderen recht wahrscheinlich nicht viel zu tun, außer dass es dem Käse ein zusätzlich anrüchiges Aroma verpasste. "Solltest du mich auf-ziehen wollen, damit, aus-zu-ziehen, sollte ich dich dann ziehen lassen?" Er grinste.
Sasarya lachte und ihr Kopf sackte in ihren Nacken, das blonde Haar verteilte sich wirr über ihren Schultern. "Du könntest auch mit mir aus-ziehen, wohlweißlich nicht blank-ziehen, denn das wäre nur dich aus-ziehen und nicht zusammen miteinander aus-ziehen, um ins Feld zu ziehen, wobei ich mich dann wieder an-ziehen müsste." Sie griff in den Leinenbeutel. "Apfel?"
Irgendwann nach dem dritten aus-ziehen hatte sie ihn verloren, das sah sie deutlich an den langsam höher schwingenden Augenbrauen. "Ausgeschlossen", sagte er schließlich mit deutlicher Verzögerung und dann nickend: "Apfel. Alles. In der Reihenfolge." Alles? Und in welcher Reihenfolge?
"Apfel", bestätigte Sasarya und hielt ihm die süße Frucht dicht vor die Lippen. Der Geruch war himmlisch, honigsüß, vollreif, so dass man sich fast den blühenden Baum und die satten Wiesen vorstellen konnte, an denen die Frucht gewachsen war. Idyllisch, perfekt, so wie die Rundungen unter seinen Händen, die mit Käse so rein gar nichts zu tun hatten. "Und was ist alles?"
Brav wie ein Hündchen öffnete er den Mund und ebenso rasch und unberechenbar wie ein Hündchen biss er zu - und einen sauberen Biss heraus. Er kaute, mit einem verschmitzten Grinsen in den Mundwinkeln. Seine Hände waren voll. Und nicht willens etwas davon loszulassen. Da man mit vollem Mund nicht sprach, hatte er erfolgreich Zeit geschunden. Und er wusste das.
"Wir teilen also", entschied Sasarya und biss ebenfalls von dem Apfel ab, kaute und sprach ebenfalls nicht. Der Blick lag auf dem Illidari, der vollkommen zufrieden mit sich und der Situation wirkte, im Reinen. "Du hast", begann sie dann, "mir noch nicht gesagt, was das andere Zeichen bedeutet." Sie nahm rasch noch einen Bissen, bevor sie ihm den Apfel wieder präsentierte.
"Faulheit", zelebrierte er, bevor er ebenso seine Zähne in den Apfel schlug wie vorher und auf exakt die gleiche Weise kaute. Mit einem Schmunzeln, vergnügt, vollen Händen und das vollendete Bild eines passiven Konsumenten abgebend. Kein Funken mehr als nötig. Ließ sich füttern, nahm genau was er bekam und war es zufrieden.
"Sehr faul von dir, mhmh…", fuhr sie fort. "Was noch, was steht da noch, auf deiner Haut?", fragte sie und überließ ihm den restlichen Apfel, seine Faulheit befeuernd, weil sie ihn immer wieder so drehte, dass er neu abbeißen konnte - und vielleicht auch dem eigenen Umstand geschuldet, dass sie seine Hände genau so da mochte, wo sie sich befanden. Warm und trocken auf ihrer nun nicht mehr so klammen Haut.
"Mmmmh", kaute er Zeit überbrückend, bis er den Mund leer hatte. Die Augenbrauen ruckten nach oben. "Einiges?" Und biss wieder ab. Den Ausdruck äußerst guter Laune hätte man vermutlich nicht einmal mit einem gestreckt geworfenen Amboss aus seinem Gesicht schlagen können. Zwischen Kauen und Schlucken und exakt vor dem nächsten Biss gab er ihr Küsschen auf die Apfeldrehenden Finger.
"Noch einen?" fragte sie und beförderte den Apfelrest zielsicher irgendwo ins Gebüsch, wo er sich nahtlos in den Kreislauf des Lebens einfügen konnte. Ihre Finger klebten von der Süße der Frucht und trugen den Geschmack an seine Lippen heran. "Oder etwas anderes?" Unschlüssig kramte sie mit ihrer rechten Hand in dem Beutel, verlagerte ihr Gewicht nur minimal. "Und was ist Einiges, hm?"
"Willst du nicht auch mal was essen?" bemerkte er während seine Hände sich öffneten, um dem perfekten Rund vieler Waldlaufstunden zu huldigen, einen neuen Platz fanden und dort in kleinen Kreisen langsam zur Ruhe kamen. Oder doch nicht. So recht entscheiden konnten sie sich nicht. Sein Gesicht ging der Nase nach und die folgte der herumschwebenden Hand. Bis er einen Finger erwischte. Und sehr zartfühlend mit den Schneidezähnen festhielt, um ihn Stück für Stück von den klebrigen Spuren der Frucht zu befreien.

"Doch sicher", sagte sie und fischte den zweiten Apfel heraus. "Aber ich teile mit dir, wenn du Lust auf noch mehr Apfel hast." Das Gefühl an ihren Fingern weckte sehr plastische Erinnerungen und das Grinsen auf ihrem Gesicht wuchs noch ein bisschen mehr. "Nicht dass du aufhören solltest. Weitermachen, das machst du gut." Es fühlte sich leicht an, natürlich, hatte seine eigene Energie die zwischen ihnen floss, die Seiten wechselte und wieder zurückkam. Nicht verkopft sondern so rein und unverfälscht, dass es an diese Nähe erinnerte, die sie gefühlt hatten, als sie auf dem Teppich gelegen hatten. Symbiotisch - ohne zu verzehren. Sie schlug die Zähne in den Apfel und nichts schmeckte köstlicher.
"Fo?" sagte er, ohne den Finger aus dem Mund zu nehmen und im vollen Bewusstsein, dass er vollkommen lächerlich klang und auch dabei aussah. Er grinste selbst aufzuckend und angedeutet und wechselte den Finger, während sich seine eigenen langsam wieder schlossen. Seine Ohren verfolgten ihre Kaugeräusche und sein Mund übte sich in Gründlichkeit, bis er alle Fruchtbestände getilgt hatte. Unter deutlichem Schmatzen und schnalzenden Lippen entließ er ihre Hand und grinste sie offen an. "Was essen wir jetzt?" fragte er, so unbedarft, dass es schon beinahe wieder unverschämt war.
Auch der zweite klägliche Apfelrest landete im Gebüsch und zur Abwechslung leckte sie ihre eigenen Finger ab, weitaus schneller und weniger gründlich als der Illidari. So, wie Frauen das machten, wenn sie nicht den Moment zelebrierten sondern einfach nur schnell fertig werden wollten. "Käse?" Sie erwiderte das Grinsen, konnte gar nicht anders bei so viel jungenhaftem Charme, den er versprühte.
"Bester Käse", grinste er durch die Zähne und seine Finger zuckten. Er bewegte aber die Hände nicht. Nicht wirklich. Das Zucken reichte ja vollkommen.
Sasarya schüttelte den Kopf in gespielter Empörung und was auch immer sie verleitete, das zu tun, was sie tat, sie hätte es nicht mal benennen können. "Gleich", murmelte sie an seinen Lippen und küsste ihn einfach.
Apfel. Sie schmeckte nach Apfel. Nach Apfel und fruchtsäuregepeelter Sasarya. Er grinste noch in den Kuss hinein und genoss ihn wie jedes einzelne vorgegangene Häppchen, das sie ihm angeboten hatte - oder gelassen. Seine fröhliche Tiefenentspannung wich nicht. Und wieso hätte sie auch sollen? Er hatte gut gegessen, gut geschlafen, eine unbekleidete, frisch gebadete Frau auf dem Schoß, die ihn küsste, und noch weiteres Frühstück in Aussicht.
Der Morgen war verdammt nah an Perfektion.

Der Morgen wurde nur noch besser, als sie ihm danach das Stück Illidarigeformten Käse unter die Nase hielt, ein Stück herausbrach und es zwischen die Lippen nahm. Sie wollte nicht wirklich…? Oh doch, anscheinend schon. Vollkommen verspielt, ein bisschen doof, ganz viel Schalk im Nacken und Flausen im Kopf. Nichts, was auf den ersten Blick zu der ernsten Waldläuferin passte, als die sie sich immer verkaufte. Ihre Lippen fanden seine und der Geschmack nach Apfel wurde von würzigem Aroma abgelöst.
Seine Mundwinkel gerieten in zuckende Affinität zu seinen Ohrläppchen. Er teilte das Käsestück mit ihr gerecht und versuchte - ausnahmsweise - nicht, sich mehr als das zu ergaunern, nur um zu provozieren. Es war ja noch mehr Käse da. Genüsslich kauend nahm er den Kopf zurück.
"Mehr?" Sie strich mit ihren Lippen über seine, herauszögernd und ein wenig lockend. Käse oder Küsse oder beides?
"Mhm." Er zog schmunzelnd die eigenen Lippen abwechselnd in den Mund, um sie abzulecken - und ihr eben das vorzuenthalten. Eine Definition ließ er aus.
Ein weiteres Käsestück folgte, ebenso dargereicht wie das zuvor, als hätte sie gar keine andere Idee und als wäre das vollkommen selbstverständlich, so miteinander zu frühstücken.
Jedenfalls machte er ganz ähnliche Anstalten wie eben schon, teilte den Käse mit den Zähnen dicht an ihren Lippen und schloss dann den Mund , ohne ihn gleich wieder fortzunehmen. Es war eine dankbare Geste, zärtlich und künstlich verlangsamt, auskostend und im Frieden. Erst als er damit fertig war und es sich für ihn rund anfühlte, kaute er das zweite Stück mit genug Raum zwischen ihren Gesichtern.
Sasarya fuhr damit fort, bis sie das letzte bisschen Käse in den Händen hielt. Sie hatten am Vorabend in etwa eine ähnliche Menge gegessen, ausreichend aber nicht übervoll. Ohne sich darüber im genauen abzustimmen hatte eine Einvernehmlichkeit geherrscht. Vielleicht etwas, dass sie miteinander teilten, ohne es zu wissen. Sasarya achtete darauf, dass sie genug zu sich nahm, ausreichend trank und auf Alkohol verzichtete, wenn sie im Dienst war. Strukturen, die halfen, einen gesunden Körper zu behalten und sich zu versorgen. Strukturen waren wichtig.
Die Gedanken verwischten und auch das letzte Stück Käse fand den Weg an seine Lippen, serviert in einem Kuss, der noch ein bisschen zärtlicher war, als alle anderen zuvor.
Ein kurzes intensives Atmen brandete an ihre Wange, als er erwiderte, was sie ihm gab, ein Seufzen, erstickt in Käse und plötzlichem Ernst, die er beide zerbiss und hinunterschluckte.

Regeln waren wichtig. Es war wichtig eine Norm zu definieren, um ihre Grenzen offenen Auges und bewusst zu dehnen, auszureizen und zu übertreten, wenn nötig. Oder einfach wenn einem danach war. Trotzdem brauchte es diese Achse von Gut und Böse, schon, um zu wissen, auf welcher Seite man grade tanzte. Balance und ein Gleichgewicht waren das Gegengewicht des Chaos, ohne deren Verankerung man nie so hübsch um die graue Langeweile der Durchschnittlichkeit hätte herumschleudern können. Er zog einen Mundwinkel hoch zu einem schrägen Lächeln.
Das Leben war eine kurze, intensive Höllenfahrt. Besser, man hatte Spaß dabei.
Wann immer und wo immer er sich bot.

Konoba - Smoke and Mirrors
https://www.youtube.com/watch?v=voWyfUMDgBA

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[Azhir]

Irgendwann, er wusste nicht wann, hatte er sich widerwillig losgemacht, mit offenstehenden Hosen und dieser obszönen Entblößung, die ihren anstößigen und vulgären Charakter allein dadurch erhielt, dass er überhaupt noch etwas an sich trug. Es hatte etwas demütiges und gleichzeitig schönes, wie er die Stiefel abstreifte und aus Gürtel und Beinlingen glitt, um schließlich auch aus den leinenen Hosen zu schlüpfen und langsam und widerstandslos die Knoten und Binden löste, einen nach dem anderen, geduldig und doch innerlich so unruhig. Er saß auf seinem bloßen Hinterteil im Moos, die Knie hoch angezogen und die Füße lose aufgestellt; zwang sich, den Kopf nicht zu drehen, als er Elle um Elle der Stoffbänder aufwickelte und um sein Handgelenk wand und glaubte fast, nie sei ihm etwas so schwer gefallen. Als zöge ihn ein Gewicht in die Tiefe. So zog sie ihn an. Er litt jede Sekunde.
Und sein Dämon verstand ihn nicht.
Sie sah hin. Ziemlich genau sogar - und ahnte von dem ganzen inneren Dilemma des Illidari rein gar nichts, und wenn sie es geahnt hätte, hätte sie ihm vermutlich die Wickelei abgenommen, damit er in Ruhe sehen oder Nicht-Sehen konnte. Noch immer konnte sie seine Lippen spüren, die Kuss um Kuss, nicht enden wollend, auf ihren gelegen hatten. Niemand hatte die Zeit gestoppt, niemand hatte sie aufgehalten. Sie waren vollkommen allein. Die gesamte Ruine stand ihnen offen, aber ihr kleines Stück vom Paradies lag verborgen. Es brauchte nicht viel, befand Sasarya, um zufrieden zu sein. „Wofür sind die?“, fragte sie nach einer Ewigkeit - und es war das erste Mal, dass er sie wieder sprechen hörte, seit sie sich einander gegenseitig ausgeliefert hatten.
Als sie ihn ansprach, zuckte er beinahe zusammen, so tief war er in seine zwanghafte Abschottung versunken gewesen, die einen rituellen Anklang in jeder winzigen Bewegung aufwies. Er hielt inne und senkte das Kinn in einer halben Rückdrehung, ohne sie letztlich wirklich anzusehen. Die Geste war eine aufmerksame und die Aufmerksamkeit, die zu ihr zurückkehrte wo sie vollkommen natürlicherweise hingehörte, nun wieder spürbar. Langsam nahm er die Bewegung wieder auf und das halb in den Kett- und Schussfäden verwebte Silber schimmerte im Halblicht. „Die Bänder?“ fragte er zurück. Nicht weil er Zeit schinden wollte. Er benötigte den Augenblick, um wieder ganz in der Wirklichkeit anzukommen.
„Ja, die Bänder.“ Sasarya setzte sich ebenfalls auf und in Ermangelung von irgendetwas, was sie noch von sich hätte abwickeln können, wippte sie ein wenig mit den Füßen.
„…halten Leib und Seele zusammen“, sagte er unbefriedigend kryptisch, streifte die Schlingen von seinem Arm und schlang mit dem Ende einen losen Knoten, bevor er sie ihr hinhielt. Und weiterredete. „Das Silber bindet noch viel stärker als die Zeichen auf der Haut die wilde Magie aus dem Nether. Es sind Azhir - Siegel - hier.“ Es reihte sich ein Zeichen an das andere. Je nachdem wie man die Bänder drehte, schimmerten sie in mehreren Lagen.
Sie nahm die Stofflagen in Augenschein, verlagerte immer wieder das Gewicht um die verschiedenen Lagen zu begutachten, als würde sie es geistig auseinandernehmen. „Azhir?“, wiederholte sie das Wort leise, das konnte ja jetzt keinen Schaden anrichten, weil es keine dezente Aufforderung zur Vereinigung war, nicht? „Wie fühlt sich das an?“, fragte sie dann und hob den Blick zu Oona.
„Die Bänder um den Körper?“ fragte er zurück. Er antwortete ernsthaft und mit voller Aufmerksamkeit und drehte sich ihr ganz zu, indem er sich mit den Fersen herumzog, ohne sich durch Blöße oder innere Nacktheit abgehalten zu fühlen. Die Arme hängte er über die Knie.
„Ja, die Bänder um den Körper und das Zusammenhalten?“ Sie hob die Schultern und ließ eines der Bänder durch ihre Finger gleiten, eigentlich glitt es nicht mal sondern hing immer wieder an ihren geschundenen Fingerkuppen fest, so dass sie immer wieder etwas mehr daran ziehen musste. Der Stoff war fest, zerfloss nicht. Sie wollte sie ihm zurückreichen. „Ist das nicht unangenehm auf der Haut?“
Er streckte die Hand aus, um die Schleife entgegen zu nehmen, ließ sie aber in der offenen Handfläche liegen und nahm den Arm nur ein wenig zurück, während das Knie, auf dem er gelegen hatte, zur Seite kippte. Die Hand und der halbe Unterarm gingen ohne Vorwarnung in einer Implosion grüner Flammen auf. Der Geschmack von Fel lag so eindringlich in der Luft, dass es in den Augen brannte. Über allem das vollkommen ruhige Gesicht, angeleuchtet durch den gespenstischen Flammenschein. „Sehr sicher“, sagte er und es klang, als habe er gelächelt, obwohl nichts davon auf seinem Gesicht zu sehen war. „Es ist eine Rüstung ohne Rüstung gegen das Innen und das Außen. Siehst du?“ Er redete, während die Bänder inmitten der Flammen lagen, und diese um sie herumzüngelten, als seien sie gewachstes Tuch im Wasser - das Feuer fasste keine Nahrung.
Sie zuckte nur kurz zusammen, während sein Unterarm und seine Hand in Flammen aufging. Das lodernde, stechende Grün flackerte vor ihren Augen, der Geruch und der Geschmack waren so bekannt, so vollkommen fatal, dass sie die Luft anhielt. Das Glühen ihrer Umrisse verstärkte sich, als würde die Natur ebenfalls Macht in sie fließen lassen, weil sie Bedrohung witterte. Aktion und Reaktion. Sie waren immer noch Soldaten. Sasarya legte den Kopf schief und betrachtete die Bänder. „Ich verstehe…“, sagte sie nur und versuchte, den Geschmack des Fels auf ihren Lippen nicht zu sehr wahrzunehmen.
Ebenso wie die Flammen erschienen waren verpufften sie ins Nichts, als habe man ihnen die Zufuhr abgeschnitten oder den Arm in ein Vakuum getaucht. Ein leichter, schimmernder Film blieb zurück, wo die Flammen gelodert hatten. Er sah aus wie sattes, seidiges Öl, das sich nur langsam in die Haut zurückzog. Sein ernstes Gesicht blieb auf ihre Reaktionen ausgerichtet, als seine Hand beiseite schwenkte, um die Schleife wegzulegen. Der unsichtbare Blick hing an dem intensiveren Grün. Er wünschte er hätte die Wortfetzen und das Gefühl in Sätze bannen können. Allein, das Siegel dafür schien ihm zu fehlen.
Die Natur zog sich zurück, so rasch wie sie aufgebrandet war und Sasarya atmete tief durch, als sie das fühlte. Die Schemen der Waldläuferin ebbten ab, wurden sanfter, das weiche Grün, das er kannte. Noch immer klebte der Geschmack der Flammen direkt unter ihrer Nase, kitzelte sie. Sasarya leckte sich über die Lippen, besser sie schaffte es gleich aus der Welt. Und weil sie so war, wie sie war, immer noch eine Gelehrtentochter, streckte sie die Hand nach seinem Arm aus. War die Haut warm? Wärmer als sonst?
Als der Arm zurück geschwenkt war, hatte er das Knie wieder angehoben, so dass er ebenso wie vorher zum liegen kommen konnte und dort hing er nun, still und ruhig und wich nicht vor ihrer Berührung. Die Haut war ebenso warm wie sonst, seidenweich - die Haptik transportierte ebenso wie die Optik den Eindruck, satt geölt worden zu sein - und in den Venen, die erhaben über den Fingergelenken, auf dem Handrücken und dem Unterarm aus der Haut traten, konnte man, wenn man genau darauf achtete, in winzigen Zuckungen den Puls erkennen.
Ihre Finger strichen über seine Haut, behutsam wie zuvor, wie er es von ihr kannte. Hinauf und hinab, wie ein leichter und beruhigender Fluss. „Ich verstehe jetzt, warum du sie trägst.“ Es fühlte sich fast so an als verteilten ihre Fingerkuppen das Öl auf seine Arm, in langsamen Bewegungen, leichte Kreise beschreibend. „Aber jetzt bist du nackt.“ Vielleicht hätte die Aussage an einer anderen Elfe plump gewirkt und sehr offensichtlich, aber Sasarya sagte es so, als wäre es das natürlichste der Welt, unbekleidet zu sein. Sie beschwor das angenehme Gefühl von Haut auf Haut, was man nicht anders wahrnehmen konnte. Warm, weich, Erinnerungen weckend, die noch kaum in der Vergangenheit lagen.
Der Satz hatte ein offenes Ende, so wie er da schwebte, mit vielen ungesagten Fragen, Mutmaßungen und Ideen, die in vielerlei Richtungen schweiften, ohne sich auf eine festzulegen. Er senkte den Kopf, als würde er an sich heruntersehen, vielleicht eine Geste der Gewohnheit - wer wusste das schon. Als er ihn wieder hob und das Gefühl eines direkten Blicks zurückkehrte, hatte sich sein klarer, ernster Ausdruck nicht verändert.
„In mehr als einer Hinsicht“, sagte er. Es machte ihm nichts aus.

Stephen - Crossfire
https://www.youtube.com/watch?v=eH4F1Tdb040

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no context

Er begriff nicht, wofür sie ihm dankte. Er begriff viele Dinge nicht, die geschahen und meistens hatte er nicht die Zeit oder die Muße darüber nachzudenken. Das Leben hatte sich so verdichtet, ein Ereignis jagte das nächste, sprichwörtlich ein Körper den anderen und das im Krieg und in der Liebe - und das meiste davon fiel ihm in den Schoß. Glückskind. Er war oft so genannt worden und konnte nichts damit anfangen - aber er begriff, tief in seinem Inneren, dass etwas wahrhaftiges daran sein musste, eine der unzweifelhaften, unumstößlichen Wahrheiten, die man nicht hinterfragte, sondern hinnahm.
Wofür, wollte er fragen, und da küsste ihn schon und die Sekunden dehnten sich zu rasanten Ewigkeiten und er dachte Schwingen und es fegte durch seinen Kopf und der Gedanke verflog und er hielt sie fester und erwiderte den Kuss, weil es die Richtung war, in die die Straße führte und der Wegrand verschwamm und er fiel ohne aufzuschlagen.

RYLLZ - Nemesis
https://www.youtube.com/watch?v=Z6pPLL5iUSE

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[Crossroads]

Alles, was sie nicht sagen konnte lag in dieser heiligen Berührung. Es war kein Kuss, der zwanghaft in eine Richtung driftete. Nichts, was vorgab und forderte. Er war vollkommen frei zu entscheiden, zu konsumieren und die Gefühle auf sich einstürzen zu lassen oder den Ball aufzunehmen, der ihm zugespielt wurde, um seine ganz eigene Sicht auf die Dinge hineinfließen zu lassen. Zurückspielen, ins Aus bewegen, was auch immer er sich wünschte. Er war frei, sie war frei. Und irgendwie hatte er sie befreit, vielleicht nicht für immer, vielleicht nur für den Moment, wie lange er auch andauern sollte. Von diesem Schmerz, der aus ihrem Herz gesickert war, von dem Gift und dem Gefühl der Schuld, der Unzulänglichkeit und Scham. Oonayepheton hatte ihr gegeben, was viele nicht geben konnten oder wollten, und sie versank darin. Perfektion, Freiheit, die Reinheit ihrer Begegnung, mit der niemand gerechnet hatte. Am wenigsten sie.
Ihre Arme schlossen sich eng um den Illidari, ihre Finger fuhren über die nackte, warme Haut und alles, was sie wollte, war genau hier.
Verwirrt. Er war konfus, so sehr, dass es sich in den Kuss und seine ganze Haltung niederschlug. Er strahlte das Gefühl so deutlich und unverfälscht nach außen wie jedes, das heftig genug in ihm wütete. Es war, als sähe er alles verschwommen, in einem rauschenden Taumel, vergessen wo der Grund war, auf dem er stand. Er funktionierte. Hielt sie, wie das Muster, das seinen Zellen eingebrannt war und wie es sich gehörte und küsste sie, weil sie ihn küsste und weil er es wollte und weil er es mochte und weil er sie mochte. Seine Haut reagierte auf ihre Berührungen und er schmeckte sie und sich und die Idee der Magie, die sie mit ihm geteilt hatte. Durch seinen Kopf rauschten die bunten Bilder die er gesehen hatte und der Taumel hörte nicht auf. Ihm war schwindelig, nicht schlecht, aber auf die Art und Weise, die Verzögerungen in seine Reaktionen zwang. Als er sich schließlich langsam von ihr löste, war die Hitze, die er ausstrahlte ein unstetes Flackern und sein Gesicht sah bis auf das Zucken von Mundwinkeln und Augenbrauen aus, als sei sein Gehirn abgeschaltet worden.
Sasarya ließ ihn den Kuss lösen, verblieb auf seinem Schoß und sah den Illidari an. Es war schwer für sie zu deuten, was in ihm vorging, ob etwas in ihm vorging. Eine Ahnung der Verwirrung hatte sie vielleicht aufgeschnappt, aber es war nicht leicht in einem Gesicht zu lesen, das die Augen vermissen ließ. Jadegrün und wunderschön. Wenn das Bild aus ihrem Kopf sie nicht trog. Schweigend hielt sie die Arme um ihn, locker und leicht.
„Wo bist du eingesetzt?“ fragte er aus dem Nichts und seine Wärmesignatur gewann wieder an Beständigkeit und Intensität. Er wirkte präsenter - und nicht gerade glücklich.
„Wie…wo?“, fragte Sasarya und wirkte einen Moment lang irritiert. „Zandalar, Zuldazar meistens. Wir operieren in Kleinstgruppen, manchmal auch allein. Ausspähen von feindlichen Lagern, Informationsbeschafftung, Sabotage der Allianz, aber auch, wenn es einen Einsatz gibt, der größer ist und wir verstärken sollen. Wieso?“
Sasarya wusste nicht, ob der Illidari wusste, wie das Korps operierte. Und auch nicht wie ihre spezielle Einheit operierte. Sie waren Spezialisten, die im Heimatschutz eingesetzt wurden. Die Grenzen schützten und darüber hinaus gingen, wenn die Bedrohung so permanent wurde, dass Quel’Thalas selbst in Gefahr gesehen wurde. Seit dem Fall von Unterstadt war der Süden des hohen Reichs nicht ausreichend gesichert und es war die Überzeugung, dass Informationen auch dort zu finden waren, wo der Krieg tobte.
Er sagte nichts. Nicht gleich. Der Mund schloss sich und man konnte sehen, dass er die Zähne zusammenbiss, als kaue er auf der Antwort herum. Ihrer - oder seiner, das war nicht ganz so klar ersichtlich. „Und arbeitet ihr mit jemandem zusammen in Zandalar?“ Trotz der wenigen Worte, deren Tonfall beinahe ein Plauderton war, veränderte sich seine Grundausstrahlung kaum.
Sasarya hob eine Hand und strich eine verirrte Strähne aus seiner Stirn, berührte dieses federweiche Haar, dass so weich durch ihre Finger rann und schob es hinter das spitze Ohr zurück. „Übergreifend nur selten. Wir sind im Rahmen unserer Einsätze frei, aber sicherlich…wenn die Horde dort operiert, ist es fast egal, mit wem man zusammenarbeitet. So lange der Auftrag ausgeführt wird, heiligt der Zweck die Mittel. Warum fragst du?“
„Welchen Auftrag genau hast du?“ Er überging ihre Rückfragen, als habe sie sie gar nicht gestellt. Schnurgeradeaus, ohne die Ruhe zu verlieren. Zielstrebig. Blind für Ablenkungen.
„Ich soll die tiefgrüne Höhle ausspähen, die stationierten Truppen dort töten und die Informationen zurückbringen“, sagte Sasarya und hob eine Braue. „Warum. Fragst. Du?“
„Allein?“ Er wusste, dass das die maximal letzte Frage sein konnte, die er stellte, bevor sie auf eine Antwort bestehen würde.
„Allein.“ Der Blick aus ihren Augen war nun eindringlich auf ihn gerichtet. „Hast du mich schon mal kämpfen sehen? Ich bin durchaus fähig, sowas zu tun. Also warum fragst du?“
„Ich weiß nicht, hat mich interessiert.“ Sein Blick ging zur Seite, die Wärme schwand. Der Kopf folgte eine halbe Sekunde später. Die Stirn war umwölkt. Nein, er sah nicht glücklich aus. Eher so, als würde er nachdenken. Oder verbissen über etwas grübeln.
„Warum interessiert dich das?“, fragte sie. „Du siehst nicht besonders glücklich aus, wirklich nicht.“ Sasarya verschwieg den Zusatz, dass sie wusste, dass ihre gemeinsame Zeit endlich war. Sie hatte es erfolgreich verdrängt, es fiel auch leicht, wenn man sich intensiv miteinander beschäftigte und es sich so anfühlte, wie es sich anfühlte. Sie war der Überzeugung, dass sie auf der Überfahrt noch genug Zeit hatte, sich damit zu beschäftigen, was passiert war. Die seelischen Schmerzen dazu gab es frei Haus.
Er machte Anstalten, aufstehen zu wollen, ließ ihr aber genug Zeit und Raum, eigenständig auf die Füße zu kommen, ohne sie vom Schoß zu schieben.
Sasarya löste sich von ihm und stand auf. Das erste Mal an diesem Tag wusste sie nicht wirklich, was sie tun sollte. Einen langen Moment lang betrachtete sie den Illidari wortlos, wandte sich dann ab und begann, in ihrer Tasche zu kramen. Der Wunsch nach etwas zum Rauchen war mit einem Mal präsent geworden, vielleicht auch, weil man sich gut an diesem Röllchen aus Tabak festhalten konnte.

Er stand ebenfalls auf, lief bis an den Rand des Wasserlochs und stützte die Hände in die Hüften. Jede Muskelfaser war angespannt. Er drehte ihr den Rücken zu. Vielleicht war es eher ein ungewöhnlicher Anblick, aber das war das unruhigste Herumstehen, das dieser Ort wohl je gesehen hatte. Obwohl er kein Fingerglied rührte, ging vibrante und enervierende Energie von ihm aus. Als müsse die Luft beginnen Funken zu sprühen. Es war drückend wie die Luft vor einem Gewitter, elektrostatische Spannung, die einem die Haare knistern und fliegen ließ. Aber das Gewitter kam nicht.
Das metallische Klacken, als sie das Etui erst öffnete und dann schloss, durchbrach die Stille. Oonayepheton konnte fühlen, dass ihr Blick auf ihm lag, sie konnte nicht nicht hinsehen. Die angespannte Ruhe in dem Illidari wirkte wie die letzten Momente vor einer Schlacht, wie der Moment, bevor einen der Schwerthieb traf und man es kommen sehen konnte. Sie sagte nichts, ließ ihm den Moment, die Freiheit. Nur ein Hauch Magie durchbrach die Luft, bevor sie den ersten Zug nahm und tief inhalierte.
Es gab keinerlei Vorwarnung. Sein ganzer Körper zuckte, als er an Ort und Stelle aufstampfte, beinahe mit beiden Füßen, und einen kurzen aber so durchdringenden und lauten Schrei ausstieß, dass es von den Mauern widerhallte, gellend und grollend und bis ans Zerreißen der Stimmbänder. Die Hände zu Fäusten geballt und zitternd. So kurz und doch so intensiv. Eine Ahnung dessen, wozu er fähig sein könnte. Die Spannung in der Luft blieb bestehen, als er sich langsam wieder aufrichtete. Es hatte kaum etwas von der Unruhe fortgenommen. Die Hände sanken geschlossen zu seinen Seiten, weiße Knöchel. Ein leichtes Zittern. Er drehte sich nicht um.
Die Spannung hatte in der Luft gelegen, aber um dabei nicht zusammen zu zucken, hätte nur funktioniert, wenn man tot gewesen wäre. Selbst abgebrühte Veteranen konnten den Schreckmoment nicht verstecken, genau so wenig konnte Sasarya es. Er war eine Naturgewalt, ein Halbdämon mit ungeahnter Kraft. Ihre Schritte waren lautlos auf dem Moos. Ein Halbkreis um den Illidari herum, in gemessenem Abstand. Die Stimme der Waldläuferin war ruhig, nicht nervös, auch wenn sie nichts verstand. Instinkte übernahmen, flüsterten ihr ein, was sie sagen sollte, wie sie sich verhalten sollte. Bisher hatte sie immer überlebt, sie würde auch das hier überstehen. Die gekippte Stimmung, als hätte man einen Schalter umgelegt, den zerbröckelten inneren Frieden.
„Lass es raus, was auch immer es ist, was dich grade auffrisst.“ Noch ein Zug, Rauch lag in der Luft.
Er konnte nicht anders als den Kopf der Stimme nach zu drehen, die Zähne waren fest zusammengebissen, die Lippe senkte sich langsam wieder darüber ohne die aufeinander gepressten Kiefer auseinander zu bekommen. Selbst der ZORN entstellte die Züge nicht genug, um ihn hässlich aussehen zu lassen. Der Illidari bebte in seinen Grundfesten bevor er sich noch gerader richtete. Seine Schultern rollten zurück und das Kinn hob sich. Er war schlicht nicht in der Lage jetzt zu sprechen. Sehr langsam, Sasarya konnte sehen, dass er sich willentlich dazu zwang, wich die Spannung aus seinem Kiefer, Finger für Finger aus seinen Händen. Sein Gesicht hatte sich abgewandt, ohne dass er den Kopf wieder gesenkt hätte.
Es war ein gute Frage, ob es das nun besser machte.
Sasarya sah hin, sah diesen zornigen Elfen, diesen wilden Donner vor dem Einschlag des Blitzes. Das Beben seines Körpers und die gesammelte Anspannung, die er nur kontrolliert wieder entließ. Wieviel Kraft das kosten musste. Wieviel Beherrschung. Das Gefühl zwischen ihnen, der Zauber der existiert hatte, ließ sich in diesem Moment nicht finden. Nicht fassen. Es blieb nur Knistern, ein abgewandter Blick und Sasarya, die in seiner Nähe stehen blieb, als sei all das nichts, was sie erschüttern konnte. Die Gedanken, die sich zu Wort meldeten, sprach sie nicht aus.

Es war alles so klar, als sei es in Ley geschrieben. Das hier war bereits vorbei, bevor es angefangen hatte und ihm war das sehr plötzlich klar geworden. Es gab keinen Raum und keine Zeit für diese Unsäglichkeit und hier stand er und wusste nicht wohin mit seiner Hilflosigkeit und der Ratlosigkeit wie all dem beizukommen war. Es gab keine Lösung und nichts davon war leicht und die Chancen standen hoch, dass sich hier Tote unterhielten, die aus einem sehr seltsamen Grund beide noch Atem fassten und einen Herzschlag hatten. Wahrscheinlich aus Versehen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Zeitlinien diesen Fehler korrigieren würden. Selbst Aeshma mischte sich nicht ein, aber er spürte, dass der Dämon seiner Meinung war. Auf Argus hatten sie nur durch unverschämtes Glück überlebt. Glückskind. Wenn Sasarya das Unterfangen überlebte, zu dem sie eingeteilt worden war, dann würde sie wahrscheinlich weitere Narben tragen. Die Chancen standen nicht hoch. Er kannte das Lager gut. Und er glaubte, die Sin’dorei gut genug zu kennen, um ihr nicht mit Ratschlägen kommen zu wollen. Sein Instinkt flüsterte ihm zu, es bleiben zu lassen. Sie wusste, was sie tat.
„Ich gehe zurück“, sagte er. Ihm wurde erst bewusst, dass er gesprochen hatte, als die Worte schon in der Luft hingen.
Sasarya senkte den Blick, es war nicht einmal klar, ob sie ein Nicken andeutete oder ob es nur daran lag, dass er es anscheinend nicht mehr in ihrer Nähe aushalten wollte. Die Gedanken, die sie so schön verdrängt hatte, eroberten sich ihren Platz zurück, schwappten zurück in ihre Wahrnehmung und sorgten dafür, dass sie tief einatmete. Das Kippen des Moments, die Frage nach ihrem Einsatzort. Das Ende. Wie ein Film, eine Erinnerung zog es an ihr vorbei. In ihr zog sich alles zusammen. Das Bild in ihrem Kopf, das in den letzten Tagen entstanden war, ging in Flammen auf. Von einem Mann irgendwo zurückgelassen zu werden, war ihr nicht fremd und sie fühlte sich hilflos in diesem Moment. Sie wollte ihn aufhalten und wollte es doch nicht. Freie Wesen band man nicht an den Moment, den man selbst getötet hatte. Das war alles ihre Schuld. Ihre Worte, ihre Gedankenlosigkeit. Es war als hätte sie die Unschuld getötet. Und zurück blieb nur Blut.
„Das ist meine Schuld, oder?“, fragte sie dann, die Stimme heiser und hintergründig belegt, es war nicht auszumachen durch was. Sie war, sie würde immer diese blöde Idiotin bleiben, die alles zerstörte, bevor es angefangen hatte, bis sie starb. Die Reste ihrer Kippe verglühten zu Ascheflocken, Sasarya bemerkte es nicht einmal.
Sie konnte ihn schlucken sehen, es war eine langsame Bewegung - ebenso langsam drehte er ihr das Gesicht zu. Die Brauen waren so dicht über der Augenbinde zusammengezogen, dass dazwischen nur noch Winzigkeiten Hell zu sehen waren. Er zog die Lippe in den Mund und biss zweimal darauf herum bevor er so etwas wie eine Antwort herausbrachte. „Wenn das hier nirgendwohin führt, dann sollten wir es schnell beenden. Du gehst zurück, ich bleibe hier, alles ungewiss. Es sieht so aus, als gäbe es keine Möglichkeit. Ich weiß nicht einmal, ob du das wollen würdest. Wer bin ich zu entscheiden, was du brauchst? Ich habe keinen Anspruch auf dich.“ Selbst wenn die Worte für ihn selbst wenig Sinn ergaben, in einer Dimension seiner Wahrnehmung hatten sie es getan, so logisch und konsequent, dass er sie geäußert hatte.
Er konnte nicht sehen, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten, die sie nicht haben wollte. Sie wollte nicht weinen, überlaufen vor Gefühl, so dass man dachte, sie wäre klein und schwach. Es war eine elende Sch.eiße damit, Mitleid konnte sie nicht ertragen, wollte es nicht. Und doch waren sie da, tat es weh. Es lag daran, wie es sich angefühlt hatte, wie nah und natürlich. Etwas, dass tief in ihr versickert und nicht oberflächlich abgeprallt war. Wie hoch standen die Chancen, jemals wieder so zu fühlen? Sasarya rang mit sich selbst, kämpfte den Kampf mit den Worten, die auf sie einstürzten im Inneren und ihr Brustkorb bebte, so angestrengt atmete sie. Wohin sollte das führen? Das wusste sie selbst nicht. Wie konnte das funktionieren? Keine Ahnung. Sie hatte keine Antworten auf die drängenden Fragen, sie war keine weise alte Frau, die die Zukunft vorhersehen konnte. „Du hast keinen Anspruch auf mich, richtig. Ich auch nicht auf dich. Und ich will trotzdem nicht, dass du gehst“, sagte sie und schüttelte über sich den Kopf. „Niemand weiß, wohin das Leben führt. Was ist daraus geworden, was du gesagt hast? Wer gleich annimmt, dass es nicht funktioniert, beraubt sich der Chance, dass es funktionieren könnte. Das Leben ist immer ungewiss, es schert sich nicht darum, was man sich von ihm wünscht. Du sagst doch, dass du im Moment lebst. Und deswegen beraubst du dich der Möglichkeit?“ Noch einmal atmete sie schwer aus, mehr ein Seufzen, von Schmerz durchdrungen. Kein Vorwurf lag in den Worten, denn das war nicht ihre Intention.
Er war so rasch bei ihr, dass sie sogar die bewegte Luft erst wahrnahm, als er bereits ihre Schultern gepackt hatte. Ihre Haare flogen. „Dann sag mir WIE.“
Er glühte. Die Hitze die von seinem Gesicht ausging trieb ihr die Röte auf die Wangen und ließ die übervollen Augen brennen. Wie. Die Luft vibrierte.
Salzig und feucht tropfte es auf ihre Haut, zerrann auf ihren erhitzten Wangen, als er sie an den Schultern packte und sie die Augen weit aufgerissen hatte, unfähig für einen Moment überhaupt zu denken. Wie . WIE. Verdammt wie. Wie sollte das gehen?
„Du könntest mitkommen. Nach Zandalar.“
Ihre Stimme bebte, ihre Augen hatten den Kampf längst aufgegeben.

EDEN - Drugs
https://www.youtube.com/watch?v=szIDM99kRNM
Digital Daggers - Still here
https://www.youtube.com/watch?v=6ljegvS94qE

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[Rückblende: Dschungel]

Die spektrale Sicht des Illidari begann zu schimmern, das lichte Grün ihrer Umrisse schwappte auf ihn über, wickelte sich in Ranken um seine Hände, allein bei den Rückständen der Flammen gelang es ihr nicht. Oonayepheton wurde eingehüllt und sah sich, wie er sie sah. Fein schimmernde Umrisse, gleichmäßige Konturen von einer beruhigenden Farbe, ein Funken Licht im Grau. Doch das war nicht alles, er sah mehr, fühlte mehr, es brandete langsam gegen seinen Verstand auf.
Seine Sinne wurden schärfer, als sie ohnehin schon waren, wie Rasiermesser angespitzt. Er konnte sie riechen, jeden Zentimeter ihrer Haut und die Stellen ausmachen, an denen sie auf dem Gras gelegen hatte, an denen seine Lippen ihren Körper berührt hatten und sogar den Geruch von getrockneten Wassertropfen auf ihrer Haut konnte er wahrnehmen, wobei er nicht mal ausmachen konnte, wie er ihn beschreiben sollte. Er roch die Wiese unter ihnen, das weiche Moos, eine Kaskade von Blütendüften, die hintergründige Süße von Verfall. Holz, das im Wasser trieb, Blütenstaub in der Luft. Weiter als weit, mehr. Das Gefühl auf seiner Haut intensivierte sich und er konnte nicht nur sie spüren, jede Erhebung und Vertiefung ihrer Haut, die feinen Härchen überall auf ihrem Körper, er fühlte jedes einzelne davon, er fühlte Wind unter seinen Armen als wären sie Flügel, fühlte den Rausch der Höhe und gleichzeitig das Gefühl, tief in der Erde zu sein, ein Fuchs in seinem warmen Bau.
Das, was am eindrücklichsten war, baute sich langsam auf, aber dann war es etwas, dass er so noch nicht gesehen hatte. Bilder, nicht in schemenhaftem Schwarz-weiß sondern in hellen, verwaschenen Farben. Er sah Trolle, die durch die Ruinen zogen, stolz und majestätisch, die Loa, die sich hier manifestiert hatten. Als wäre er dabei, würde die Geschichte dieses Ortes erleben, eintauchen, Teil davon werden. Alt und neu, er sah sich selbst, neben Sasarya liegend in der Nacht, ihre Hände miteinander verwoben. Die Bilder waren anders als das, was Aeshma hervorbrachte, längst nicht so plastisch, nicht so perfekt aber es waren farbige, bunte Szenen aus Vergangenheit und Gegenwart, die seine Sehnerven stimulierten, die ihm zeigten, was hier alles geschehen war. Der Dschungel, die Natur war Zeuge, flüsterte und teilte ihre Geheimnisse mit Sasarya und sie teilte sie mit dem Illidari. Sie war der Dschungel, er war es auch.

Hozier - Movement
https://youtu.be/OSye8OO5TkM

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no context

Fallen, weil er zu nah an der Sonne war? Nein. Er flog. Seine Flügel waren nicht aus Wachs und er war kein tragisches Kind eines Wissenschaftlers und Erfinders mit Möglichkeiten weit unter seinen Ideen. Und er trug sie und fing sie auf, bevor sie ganz zerschellen konnte, riss sie in jähe neue Höhen. Noch einmal. Noch einmal höher. Er dachte keine Sekunde lang.

Unlike Pluto - Death of me
https://www.youtube.com/watch?v=BM_IOpXZKFk

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[Männer vieler Talente]

War es ein Vorteil Idonir freundlich gesinnt zu sein? Wenn man sich in der Ölkanne und Luke bewegen wollte, durchaus. Die Türsteher machten keine Anstalten als das komisch anzusehende Gespann eintrat. Man durfte sogar ohne ein Wort des Einhalts die Waffen auf die Zimmer nehmen und der Weg zum Stall stellte sich auch nicht weiter kompliziert dar.
Laut den Regeln war der Kunde nicht König, aber Frau Gozzlevex wusste auch, wie man ihre Angestellten unterrichtete, wie man zahlende Kundschaft zu behandeln hatte. Idonir kündigte an, dass er sich die Wunde gleich noch einmal in aller Ruhe ansehen und vernähen würde, ließ die drei für kurze Zeit allein.
Zuerst suchte er Havre auf, besorgte sich ein Gegengift aus Blassblatt und eine Salbe um die Wundheilung zu beschleunigen. Er ging davon aus, dass kein übriges Gift mehr in ihrem Körper war, aber er wollte lieber sicher gehen. Wenn er sich schon überwand und Lichtmagie anwendete, wollte er es nicht umsonst tun.
Noch bevor er sich erneut um die Wunde der Magierin kümmern konnte, lief er dem Illidari über den Weg. Und war kurz darauf ein halbes Vermögen reicher. Idonir wäre der letzte, der irgendeine Bezahlung ausschlagen würde, auch wenn er sich langsam die Frage stellte, was er mit all seinem Gold überhaupt anstellen sollte.
Nichts, worüber er sich nun Gedanken machen musste. Denn wenn er eine Sache anfing zog er das auch durch. Meistens. Wenn ihn nichts aufhielt.
Niemand hielt ihn auf. Aber immerhin klopfte er gegen die Zimmertür, denn durch Wände sehen konnte er nicht. War in diesem Haus vielleicht auch besser so. Idonir zögerte trotzdem kaum, ehe er in das Zimmer trat.
Wie angekündigt vernähte er die Wunde (die er davor besser noch einmal gereinigt hatte) der noch schlafenden Magierin, sauber und genau, fast so als könnte man auf den Gedanken kommen, dass er Wunden öfters genäht hatte, als es den Anschein machte. Oder dass er vor seinem Leben in Beutebucht vielleicht in einer Schneiderei gearbeitet hatte. Vermutlich hätten auch unschöne Stiche die Arbeit gemacht und Idonir hing sich nicht an seiner getanen Arbeit auf. Nicht umsonst schimpfte er sich ‚ein Mann mit vielen Talenten‘. Da musste man auch versprechen was man von sich gab, auch wenn es größtenteils wohl einfach nur Gequatsche war um sich zu verkaufen. Jeder hatte so seine Mittel und Lügen.
Lügen hatte er eine Menge.
Aber heute nicht. Heute hielt er sein Wort, versorgte die gereizte Haut mit der Salbe, achtete kleinlichst darauf, dass sie der verletzten Hautstelle nicht zu nahe kam und legte letztendlich einen schützenden Verband um. Professionell und sich nicht an ihrer Nacktheit störend beobachtet er seine Arbeit mit einem kritischen Blick, ehe er sich langsam wieder erhob. Die Salben fanden ihren Platz auf dem Nachttisch, ebenso ein frischer Verband.
Idonir drehte sich um, steuerte die Tür an und gerade als er den Raum wieder verlassen wollte nahm er eine Regung der Decke in seinem Augenwinkel wahr. Er hielt inne und drehte sich langsam wieder in die Richtung des Betts, beäugte die Magierin kritisch und wartete ab, ob sie gleich gänzlich aufwachen würde. Vermutlich wäre es kein Fehler, hätte sie einen Ansprechpartner. Und bei der Menge an Münzen die er bekommen hatte, war ein Gespräch wohl auch das mindeste, was er zurück geben konnte.
Der St.richer mit der schönen Nase blieb wortlos an Ort und Stelle stehen, die Aufmerksamkeit auf der Sin’dorei liegend.

Das Bild der Decke veränderte sich nicht einfach wieder. Sie schien wohl wirklich in keinem Traum mehr gefangen zu sein. Auch wenn es wohl manchmal besser wäre. Besonders bei solchen Kopfschmerzen. Dementsprechend konnte sie einen leisen Brummlaut nicht unterdrücken. Missmutiger, als sie es eigentlich gewollt hätte. Behutsam bewegte sie ihren Kopf. Wollte ihrem Nacken etwas Bewegung verschaffen. Dabei kam auch die elfische Silhouette in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit. Sie ließ den Kopf in Richtung der Tür liegen und musterte den Elfen einen kurzen Moment lang ruhig. Ein wenig Farbe hatte sie immerhin wieder. Missmutig und geschwächt war ihr Gesichtsausdruck dennoch. Sie versuchte aber wenigstens freundlich zu klingen: „Idonir, richtig? Könnt Ihr mir verraten wie ich von meinem Lager aus hier gelandet bin?“

Ob sein Unterbewusstsein in der Früh schon geahnt hatte, dass es besser wäre, wenn er die Haare heute in einen Pferdeschwanz binden würde? Meistens band er die Haare nachts hoch, tagsüber prahlte er aber gern mit seinen schönen, langen und glatten Haaren, die im wunderbaren Kontrast mit seiner blassen Haut standen. Und meistens im Weg waren, wenn er sich nach vorn beugen musste.
Heute waren sie allerdings nicht zum nervenden Problem geworden und Idonir hatte sie auch noch nicht geöffnet. Natürlich nicht.
Aufmerksam betrachtete er das Gesicht der Verletzten, die tatsächlich aufgewacht war. Vielleicht waren die Schmerzen zu groß geworden. Sie fand sogar ihre Stimme und stellte eine Frage – dass sie sich an seinen Namen erinnerte, war gut. Idonir musste sich gestehen, dass er ihren Namen vergessen hatte. Hatte er ihn überhaupt je erfahren?
„Ihr wurdet hier her getragen“, sagte er schlicht. „Erinnert Ihr Euch daran, wer Euch angegriffen hat?“

Das Fenster stand noch immer einen kleinen Spalt offen und die angenehme Luft, die von außen hereinwehte, brachte den salzigen Geruch der Bucht herein, um die sich das blühende Handelsnest schmiegte. Das Geschrei von Möwen brandete mit den Wellen an die Pfähle und bis auf das übliche geschäftige Treiben in den unteren Stockwerken war es angenehm ruhig im Haus. Noch. Es geschahen zu viele Dinge rund um dieses Etablissement. Es war nur eine Frage der Zeit, bis neuer Trubel alle Karten neu mischen würde - und niemand wusste, welches Blatt er bekam.
„Gut, dass Ihr gefragt habt, wer angegriffen hat. Wer mich getroffen hat, wäre schwerer zu beantworten gewesen.“, die Elfe zog einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln, „Ich war in einen kleinen Bluttrollschwarm hinein geraten.“
Idonir hob die Arme an und verschränkte sie locker vor der Brust, ging auf das Bett zu und blieb dort stehen. Aufmerksam betrachtete er ihr Gesicht, ihr schiefes Lächeln. Die Antwort führte dazu, dass er seine Brauen etwas in die Höhe hob. „Ich hoffe sie sehen schlimmer aus, als Ihr es tut.“
„Es würde mich wundern, wenn Ihr von den Meisten überhaupt noch etwas findet. Ich würde besser aussehen, wäre ein gewisser JEMAND mir hier nicht über den Weg gelaufen.“, sie klang ziemlich trocken, „Vergesst es. Ich vermute mal, dass Ihr für den Verband verantwortlich seid?“
Schwer würde es ihr nicht Fallen die Skepsis in seiner Mimik zu finden – selbst in ihrem angeschlagenem Zustand. Vermutlich war es besser, dass das Thema gewechselt wurde und er seine Gedanken in eine andere Richtung lenken konnte. „Ja“, antwortete er ruhig. „Wenn Ihr viel schwitzt oder die Wunde noch bluten sollte“, davon ging er nicht aus, aber man konnte ja nie wissen, „sollte der Verband spätestens morgen gewechselt werden. Wenn sich keine weiteren Beschwerden zeigen, könnt Ihr den Verband ab morgen weg lassen und die Luft den Rest erledigen. Wie fühlt Ihr Euch?“
„Dann Danke für die Hilfe.“, sie überlegte kurz. Wie sollte man diesen Zustand wohl am Besten beschreiben? „Ich fühle mich wie eine Schildkröte, die auf den Rücken gedreht wurde und vorher etwas unter den Panzer geschoben bekommen hat…“ Sie behielt ihre trockene Tonlage bei und atmete einmal schwer, aber tief durch.
„Verständlich. Ihr wurdet vergiftet. Wir haben uns zwar darum gekümmert, aber es schadet wohl nicht, wenn ihr noch etwas Blassblatttee zu Euch nehmt.“ Das sollte immerhin gegen Vergiftung helfen. Ob er erwähnen sollte, dass es zu Durchfall kommen könnte? Im besten Falle wusste sie das selbst. Vielleicht weigerte sie sich aber auch schlicht gegen den Tee. Idonir war das letztendlich einerlei. Überleben würde sie und das war in erster Linie das, was ihn interessierte. „Wenn Ihr wollt bereite ich Euch einen zu. Der steht zwar nicht auf der Karte, aber ich denke wir können eine Ausnahme machen. Gegen einen Aufpreis, der Rezzi glücklich macht.“ War sicherlich reizend, wenn man noch nicht mal auf den Beinen war und schon mit Kosten zugequatscht wurde.
„Blassblatt? Danke, aber Nein danke…der gehört nicht zu meinen Favoriten. Ich suche mir etwas, wenn ich mich wieder bewegen kann…“, brummte die Frau fast schon und schloss seufzend für einen kurzen Augenblick die Augen. Nicht lange genug, dass jemand meinen könnte, sie würde wieder einschlafen.

„Wie Ihr wollt. Ich lass Euch wieder allein. Wenn Ihr etwas benötigt, zögert nicht zu fragen.“ Idonir löste die Arme aus der Verschränkung und betrachtete sie noch einen Augenblick. Vielleicht wartete er noch auf eine Antwort oder eine Reaktion, da einen Moment zögerte, ehe er sich umdrehte und die Tür ansteuerte.
„Danke, mache ich.“ Die Antwort fiel kurz aus. Aber immerhin.
Ohne einen Blick über die Schulter zu werfen blieb Idonir an der Tür stehen, um sie zu öffnen. Diesmal verließ er tatsächlich den Raum. Die schöne Tür wurde leise hinter ihm geschlossen und die Magierin war wieder allein.

Kurz kam ihm der Gedanke, dass er irgendetwas vergessen hatte. Er stand einen Moment lang ratlos im Flur, ehe er mit den Schultern zuckte und die Treppe ansteuerte.

Nairuna seufzte nur und starrte die Decke an, als sie wieder alleine war. Der Schildkrötenzustand war so schon schlimm genug. Mit der Wunde auf dem Rücken wurde er auch noch nervig. Die Magierin schloss die Augen lieber. Vielleicht wäre es besser noch etwas Schlaf zu finden. Ja, ja das war es wohl.
Ein gewisser Jemand hing dem Raum an. So magieaffin - oder abhängig - wie die Erzmagierin war, war es keine Kunst, das Fel in den Laken zu wittern. Die Gerüche des Zimmers waren angenehm, noch nicht durchdringend, aber eindeutig geschwängert in Schweiß und Sex. Der abartigen Sorte. Wer in aller Welt… aber die Gedanken waren unwichtig. Wie in aller Welt… wobei, da gab es Möglichkeiten, die nicht unbedingt so weit von der Hand zu weisen waren.
Ein gewisser Jemand war nicht da. Und keine seiner Gespielinnen. Kinder! Und dabei hatte sie sie beide noch zu warnen versucht…
Doch Warnungen werden von Kindern immer wieder missachtet. Fast schon erwartungsgemäß, war es auch dieses Mal offenbar der Fall gewesen. Der Geruch an sich hätte die Magistrix nicht gestört. Sie war schon in schlimmeren Umgebungen gewesen. Doch der Geruch nach Fel machte es ihr schwer wieder einzuschlafen. Die Sucht brannte in ihrem Geist und trieb ihr Splitter in den Kopf. Nervtötende, kleine Splitterstücke, die nun mit viel Konzentration weg geatmet werden mussten.
Splitter, klein und eckig, klein und zackig, klein und spitz, so wundervolles, sattes Grün, wilde ungezügelte ENERGIE, die die Zellen flutete und brannte, flammte, alles so warm und wohlig werden ließ, machtvoll, ruhend. Nur ein wenig mehr. Noch ein bisschen - einmal ist keinmal. War nie schlimm. Man konnte jederzeit aufhören. Immer. Wieder. Splitter.
Kontrastierend zu den Verlockungen des Lakens mischte sich der Lärm der Hafenstadt dezent in das Zimmer. Das Krächzen der Fischer, die ihren Fang anboten, war gewichen. Die letzten Kisten Fang wurden günstiger, je länger sie in der prallen Sonne auf Besitzer warteten. Es landeten nun mehr Schiffe an, Passagiere gingen von Bord und mischten sich in diesen neutralen Umschlagplatz der Waren. Man hörte Gelächter unterhalb des Fensters, als ein paar Seebären die Ölkanne passierten, auf der Suche nach einer günstigen Bleibe für die Nacht und nach Gesellschaft, die weitaus weniger exklusiv war, als es das Etablissement, in dem Nairuna untergebracht war, hergab. Der Traum einer Hafenstadt, Abenteuer, Eskapaden! Und sie lag mittendrin, in dem Geruch der zumindest eine Ahnung einer kleinen Episode daraus trug.
„So schlimm war es ja seit dem Versuch davon weg zu kommen nicht mehr…“, dachte sich die Magistrix. Vermutlich hätte sie sich genervt die Nasenwurzel gerieben, wenn sie ihre Arme hätte bewegen können. So, blieb ihr nichts anderes übrig als es sich zu denken. Und zu versuchen Zeit verstreichen zu lassen, bis es aufhörte.
…und wie das Laken duftete. Und dieses verfluchte Kissen. Nach Fel und Mann und Lust und allem was das Leben lebenswert machte. Es hätte sogar nach Schweinebraten geduftet - wenn das ihre tiefste Sehnsucht gewesen wäre. Aber … von Braten konnte keine Rede sein. Selbst ihr eigenes Haar - oder war es vielleicht die ganze Zeit ihr eigenes Haar gewesen?!! Und ihre Haut!! Verflucht, wieso roch sie so, als sei sie mit heißen Felkristallen massiert worden?
„Das kann doch nicht wahr sein…“, knurrte die Frau zwischen ihren Zähnen hindurch, „Wenn das nicht bald aufhört bin ich wirklich gewillt Dummheiten anzustellen.“

Whilk & Misky - Burn with me
https://www.youtube.com/watch?v=-dOHS2jsP_0

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