[H-RP] Die Errungenschaften von Tian -- Oder: Zwischen Tee und Holzmännern

Einen schönen Threadbesuch, werte Leserinnen und Leser.

Proclamatio
.) Der RP-Inhalt wurde bereits ausgespielt. Falls sich daher jemand hätte einbauen wollen – Ihr seid leider etwas zu spät :wink:
.) Auch wurden (Mit Erlaubniss der betreffenden) sämtliche Namen angepasst um besser ins deutschsprachige Forum zu passen.
.) Falls ich mit dem niederschreiben in der Gegenwart angekomme bin wird das natürlich vermerkt.

In diesem Sinne
Lehnt Euch zurück, genießt euren grünen Tee – Aber futtert nicht gleich alle Frühlingsrollen auf einmal.

Dào Nebeltau

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Ein Tag wie jeder andere.

Routine, ein geregelter Tagesablauf. Sorglos und ohne Krisen.

Jeder Tag war wie der andere. Noch vor Sonnenaufgang was Dào bereits auf den Beinen, lüftete seine kleine Hütte am Rande des Klostergeländes, gönnte sich eine kalte Katzenwäsche um wach zu werden, kochte sich ein sporadisches Frühstück, brühte sich seinen Tee.

Kurz nach Sonnenaufgang, wenn sich die Lebensgeister der restlichen Bewohner des Klosters regten, war er bereits in voller Montur auf den Weg in die umliegenden Wälder. Der Vorrat an Kräutern, Beeren und Wurzeln, die er für seine Arbeit brauchte, war wie immer zur Neige gegangen und musste aufgestockt werden. Und mit etwas Morgentau benetzt waren die Rohmaterialien am Ergiebigsten.

Nach erledigter Sammelarbeit stand die Sonne bereits hoch am Himmel – In seinem Alter ließ man sich schon lange nicht mehr hetzen. Dào bereitete danach seinen Arbeitsplatz für all die weiteren Schritte vor, die bald zu erledigen wären. Doch zuerst: Einkaufen gehen. Die Natur alleine lieferte ihm nicht all die Reagenzien die er benötigte, so musste er diese wie immer bei den örtlichen Händlern erwerben.
Und wie immer läuteten während der Einkaufstour die große Glocke des Klosters – Was so viel hieß wie "Mahlzeit". Für die Händler hieß dies Mittagspause, für Dào, dass er sich nun doch etwas beeilen musste. Nicht, weil er vom Fleisch fiel, sondern weil die Reagenzien frisch verarbeitet einfach ergiebiger waren.

So machte er sich genau wie der Rest des Klosterbelegschaft zum Bankettsaal auf um sich zu verköstigen – Und anschließens zurück zu seiner Hütte um mit seiner eigentlichen Arbeit zu beginnen: Kräuter und Wurzeln wurden zu Salben; Blüten zu Tinkturen verarbeiten.

Da am Nachmittag auch das Training stattfand war Dào nicht nur in seiner Hütte zu Gange – Ab und an kam einer der anderen Mönche vorbei (Meistens die Jüngeren und Unerfahrenen) und benötigte entweder eine seiner Salben, oder aber er wurde am Trainingsgelände selbst benötigt, da sich jemand beim Training verletzt hatte und nicht selber hatte kommen können. Dafür war er ja auch da: Als einer der Heiler des Klosters.
Am späten Nachmittag, als die Trainingseinheiten beendet waren, war er auch meistens mit seinen Salben und Tinkturen fertig, reinigte die Werkzeuge, führte Buch über die durchgeführten Aktivitäten, verstaute ein wenig der Erzeugnisse in seinem eigenen, kleinen Lager, ehe er den Rest in das größere Hauptlager brachte. Anschließend konnte er nun den Rest des Tages für sich selbst nutzen.

Meist saß er in einer der Pagoden, mit Pfeife, Tee und Buch und genoss das Wetter, wenn es dies zuließ. Oder man fand ihn meditierend vor. Meistens spazierte er aber einfach nur am Klostergelände herum, beobachtete die anderen Mönche wie sie ihrer eigenen Freizeit nachgingen oder anderen Tätigkeiten frönten.

Am Abend gesellte er sich zum Bankett, auf Speis, Trunk und etwas Gelächter. Ein erfolgreicher Tag braucht auch einen angenehmen Abschluss.
Dào verließ das Bankett meist als einer der Letzten. Da er seine Arbeit meist alleine vollbrachte wollte er zumindest am Abend in Gesellschaft sein.

Wenn er dann doch wieder in seiner Hütte war, genehmigte er sich meistens ein ergiebiges Bad, eine weitere Kanne Tee und betrachtete noch den Sternenhimmel, um seine Wetterprognose für den Folgetag zu erstellen.
Anschließend verschloss er Fenster, Tür und Dachluke und bettete sich für die Nachtruhe – Nur um am nächsten Tag wieder vor Sonnenaufgang aufzustehen.

Derselbe Trott, dieselbe Routine. Ein Tag wie jeder andere.

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Dunkle Wolken im Norden

An Dào’s heutigem Tagesablauf hat sich auch an diesem Tag nicht viel geändert – Außer, dass er seine Sammeltour in einer Schlechtwetter-Montur und mit einem Nebelschneider vollzog.

Über Nacht war dichter Nebel vom Kun Lai herabgezogen und hatte sich dicht über den Jadewald gelegt. Und da Dào nicht so der Freund von kalter Feuchtigkeit war diese Anpassung der Routine erforderlich.

Sein Nebelschneider, einen übergroßer Fächer, durfte natürlich auch nicht fehlen – Man wollte ja sehen wohin man trat. Auch wenn Dào es eigentlich nicht nötig hatte – Er könnte die Strecke zu seinen "Jagdgründen" mit verbundenen Augen bestreiten. Aber über einen Tiger wollte er nicht unbedingt stolpern – Dies wäre ein unnötiges Ärgernis.

Also sammelte er seine Kräuter, Wurzeln und Blüten – Aber hauptsächlich Blüten – Nebelwetter war einfach perfekt für die Konservierung der Inhaltsstoffe. So hatte selbst dieses unangenehme Wetterphänomen sein Gutes.

Mit gefüllten Beuteln und Körben machte er sich dann wieder auf den Heimweg.

Dort angekommen verriegelte Dào als erstes die Balken – Der Nebel war bereits auch in seine Hütte vorgedrungen und war bei der folgenden Arbeit einfach unangebracht. Ihn loszuwerden war daher nun von höchster Priorität – Aber darin hatte er Übung. Nebel war hier keine Seltenheit.

Auf den Marktbesuch konnte er heute verzichten – Genug Reagenzien füllten sein kleines Lager um über den Tag zu kommen.

Durch diese Adaption des Zeitplans begann Dào bereits mit den Vorbereitungsarbeiten, ehe die Mittagsglocke zum Essen aufrief. Aber bei diesem Wetter würde er nun seine Hütte nicht mehr verlassen – Verpflegung hatte er auch hier.

Der gebratene Fisch war zwar etwas trocken, aber dennoch gut.

Der Reis war durch die erhöhte Luftfeuchtigkeit etwas nass, aber dennoch köstlich.

Nachdem er seinen Magen gefüllt hatte ging es nun an die Produktion seiner Medizin.

Nur das Wetter war nicht üblich. Der Nebel hatte sich im Verlauf des Tages immer mehr verdunkelte, der Wind hatte gedreht und wehte nun aus nördlicher Richtung. Erfahrungsgemäß hieß dies aber nur dass bald ein Starkregen ausstand, vielleicht auch ein kleines Unwetter. Warum kein Starkes? Das hätte den Nebel davongeblasen. Erfahrungswerte gab es genug – Einer davon war, dass bei diesem Wetter die Trainingseinheiten der Schüler in den Dojo’s stattfanden, und die waren am anderen Ende des Klosters.
Gut für ihn – So würde er heute ungestört arbeiten können.

Nasse Katze

In der kleinen Arbeitsstube wurde wie immer fleißig gewerkt.

Die kleine Destille blubberte leise vor sich hin, verkochte ohne Unterlass die darin aufbereiteten Lotusblüten um deren Extrakt zu gewinnen. Das sich bereits im Auffangbehälter gesammelte Destillat verströmte beim Abkühlen einen leicht süßlichen Duft, der sich mit dem Geruch des verbrennenden Fischöls vermischte und dem Ganzen ein leichtes Fischerdorf-Ambiente verlieh.

Es erinnerte Dào immer wieder an sein Geburtsdorf, das kleine Fischerdorf Sri-La. Dort hatte seine Großmutter häufig diese Tinktur hergestellt, und er als kleiner Stöpsel hatte ihr dabei geholfen. Von ihr hatte er viel über die Vielseitigkeit der örtlichen Flora gelernt, was sich nun seit Jahrzehnten in seiner Arbeit im Tian-Kloster wiederspiegelte. Daher mischte er dem Endprodukt auch immer etwas Salbeitee hinzu – Auch wenn man es nicht glauben würde verstärkte der Tee noch die Wirkung und die Bekömmlichkeit des Extrakts.

Wenn das Tee-Extrakt-Destillat abgekühlt war, war dies der Hauptbestandteil für diverse Tränke, Salben und Tinkturen mit schmerzlindernder und entzündungshemmender Wirkung.

Die kleine Flamme des Brenners erhitzte unermüdlich die Destille, flackerte im Rhythmus von Dào’s Atem – Der damit beschäftigt war Seidenkrautstängel und Teeblätter in seiner handbetriebenen Steinmühle zu einer pastellgrünen Paste zu zerreiben. Als Zusatz fügte er immer etwas Steinsalz hinzu, wie von seiner Großmutter unterrichtet. Dies beschleunigte diesen sonst recht langwierigen Prozess.

Der herbe und erdige Geruch der Paste übertönte den des Extrakts bei weitem, war aber vermischt mit den zerkleinerten Salzkristallen keineswegs unangenehm – Es roch beinahe wie in einer Teestube. Dào liebte diesen Geruch, der gepaart mit der wohltuenden, kühlen Bergluft für ein absolutes Wohlfühl-Klima in seiner Hütte sorgte – Auch wenn Besuche rare waren, verließen sie ihn doch meist Entspannter und mit weniger Kummer. Bereits ein angenehmer Duft kann viele Probleme lösen.

Die fertige Paste war der Grundbaustein für eine ganz spezielle Salbe, die er dieses Mal herstellen würde. Eben darum hatte er das Extrakt frisch herstellen müssen – Bereits verwendbares hätte im Lager bereits auf seine Verwendung gewartet. Aber das Resultat war bei weitem besser und ergiebiger wenn sie mit frischen Zutaten erzeugt wurde.

Als er nun mit der Qualität der Paste, ebenso mit der des Destillats zufrieden war, war es Zeit für den nächsten Schritt. Dafür hatte er bereits im Vorfeld seinen großen Granitmörser über einer weiteren Flamme erhitzt, damit die weißliche Flüssigkeit, die sich im Mörser befand, auf Arbeitstemperatur gebracht werden konnte. Würde die Flüssigkeit einen leicht silbrigen Schimmer annehmen wäre die Zeit gekommen die Zutaten zu vermengen – Langsam und mit äußerster Vorsicht.

Immer eine Messerspitze der Paste nach der anderen. Würde sich die Mischung während der Prozedur leicht bräunlich färben, müsste er ein paar Tropfen des Extrakts hinzufügen um diesem Effekt entgegenzuwirken. So verbrachte er nun die längste Zeit damit eben dies zu tun – Rührend, tropfend, verstoßend.

Der Regen, der kräftig und lautstark auf sein Dach prasselte, war dabei die einzige Geräuschkulisse die er hatte und auch akzeptierte. Alles andere hätte seine Konzentration gestört und war bei dieser Arbeit unerwünscht. Daher konnte Dào diese Salbe meist sehr selten herstellen, da er sich ansonsten nicht sicher sein konnte sie auch ungestört verarbeiten zu können. Das Gewitter, das draußen tobte, sollte aber für diese Ungestörtheit sorgen. Ab und an hallte noch ein Donnergrollen durch das Gebirge, aber dies war keineswegs ungewöhnlich und gehörte schon fast zum Alltag.

Aber dass nun lautstark an seine Hüttentüre gehämmert wurde nicht – Beinahe hätte der den Stößel fallen gelassen.
<<Sensei!! >>
Auch wenn die Stimme durch Regen, Tür und Wind etwas verzerrt war, erkannte er diese dennoch.
Ihm entglitt ein leichtes Seufzen, musste er nun doch seine Arbeit unterbrechen – Hoffentlich nicht zu lange, nicht dass die ganze Arbeit nun doch für nichts gewesen wäre. Er erhob sich schritt gen Tür um der Pandarendame Einlass zu gewähren. <<Ich komm ja schon – Aber Reiß mir doch bitte nicht die Tür ein Nin! >>

Nin, eigentlich Ninchi, war eine junge Pandarendame, die Dào zur Genüge kannte – Eine der Schülerinnen die es einfach immer übertrieb. Viel zu oft war sie dazu ermahnt worden sich doch in Geduld zu üben, und viel zu oft hatte sie dies ignoriert. Daher verletzte sie sich auch signifikant häufiger als die Mehrheit der anderen Schüler – Daher auch ihr Markenzeichen, das abgeschnittene linke Ohr. Das hatte sie sich beim Schwerttraining selbst abgetrennt, in ihrem ersten Jahr im Kloster. Wer unerfahren mit Klingen war und gegen die Anweisungen der Lehrenden handelte hantiert musste damit rechnen.
Untypisch war jedoch dass sie selbst zu ihm kam – Meist musste er wegen ihr zum Trainingsgelände gerufen, von anderen Schülern. Sie war einfach eine Wildkatze.
Aber ihre Ausbildung war seit geraumer Zeit abgeschlossen, und daher war auch etwas Ruhe um sie herum eingekehrt. Auch hatte sie begriffen dass Tatendrand nichts Schlechtes war, aber Zuviel davon oft nicht hilfreich war.

Komplett durchnässt und völlig außer angestrengt keuchend stand Nin nun in seinem Vorraum und presste irgendwelche Laute hervor die zu identifizieren er nicht in der Lage war. Wie schnell war sie nur durch das Unwetter geeilt um ihn aufzusuchen?

Egal, erst einmal beruhigen.
<<Tief einatmen meine Gute – Ich verstehe hier kein Wort>>
Nach mehreren Atemzügen verstand man zumindest etwas.
<<Wu… Waldrand… Lager… Fremde… Regungslos… Nebeltrauben…>>
Mehr brachte die keuchende Nin nicht hervor.

Komische Ziege

Dào verzog ein wenig seine Augenbrauen. Nebelbeeren? Wer isst bitte rohe Nebelbeeren? Es ist doch allseits bekannt dass diese Früchte nicht nur nicht Essbar, sondern auch zu Taubheit in den Extremitäten und dadurch die Koordination negativ beeinflusst. In der Medizin kann es zwar als Betäubungsmittel eingesetzt werden, aber auf keinen Fall Roh!

<<Wieviel?>>
Verträgliches Betäubungsmittel hin oder her, aber in den rauen Mengen und unverarbeitet ist die Beere durchaus gefährlich. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Zwerchfellkrampf kommen und man erstickt qualvoll. Oder das Herz ergibt sich der Betäubung und quittiert den Dienst. Es ist halt wie so oft: Die Dosis macht das Gift

<<Neben… Strauch… leer… >>
Das… ist eindeutig zu viel. Sein Notfallbeutel, der stets Einsatzbereit gehalten wurde, ebenso wie sein Mantel waren stets in Greifreichweite. Aber den würde er nicht brauchen.

<<Vorankündigen… bringen her… >>
Zumindest eine gute Nachricht – So erspart man sich unnötige Fußwege falls man etwas vergessen hat.

Die laufenden Gerätschaften waren im Handumdrehen auf minimalbetrieb gestellt und das Notwendigste war ebenfalls schnell vorbereitet – Dazu gehörte auch eine kleine Verpflegung für die Ankömmlinge. In der Zwischenzeit war Nin wieder zu Atem gekommen und hatte sich an dieser Jause bereits selbst bedient.

Jetzt hieß es nur mehr auf den Wachtrupp und auf den Patienten warten, den Ninchi als „Komisch anmutende Ziege“ beschrieben hatte. Um wen oder was es sich wirklich handelte vermochte Nin nicht zu sagen, sie selbst hatte eben nur die Hörner der Gestalt gesehen. Und diese wirkten so als würden sie zu einem Steinbock, Widder oder Ziege gehören. Mehr hatte sie selbst nicht sehen können bevor sie als Vorankündigung zu ihm geschickt worden war.
Das man Nin geschickt hatte war für ihn nicht weiter verwunderlich – Sie war schon immer eine gute und schnelle Läuferin gewesen. Vor allem wenn es darum ging davonzulaufen.
Ansonsten war die Gestalt eher zierlicher Statur gewesen. Könnte ein stark unterernährter Pandaren sein oder auch ein großgewachsener Grünholztrickser, der sich verkleidet hatte. Aber Spekulationen verursachen einfach nur unnötige Kopfschmerzen – Daher einfach warten.

Der restliche Trupp, der aus 3 Pandaren bestand, trottete auch nach geraumer Zeit ein und überschwemmten zuallererst einmal den Vorraum mit ihren durchnässten Regenmänteln. Erschöpft waren diese auch, aber sie hatten sich auf jeden Fall mehr Zeit gelassen als Ninchi. Dennoch, nach getaner Arbeit hatten auch sie sich eine kleine Stärkung verdient – Doch nicht bevor sie Dào die durchnässte Decke überreichten, in die die aufgefundene Person eingewickelt worden war – Aufgrund des Schlechtwetters hatte man auf eine Trage verzichtet und den Transport lieber auf diese Art durchgeführt. War einfach schneller gewesen – Und sonderlich schwer war das Paket jetzt auch nicht gewesen.

Während sich die 3 Wärter in der Stube an Wurst, Käse, Brot und Bier stärkten, war es nun an ihm herauszufinden was sich in diesen Decken verbarg. Nur Ninchi war neugierig genug um ihn unterstützen zu wollen, was nicht weiter verwunderlich war – Sie war wieder bei Kräften, und wer lässt schon freiwillig einen gedeckten Tisch hinter sich?

Die erste Deckenschicht zu entwirren war ein wenig kompliziert, der Regen hatte alles aufgeweicht und machte es nicht gerade einfach. Zumindest konnte er bald die besagten Hörner erkennen. Hatten wirklich etwas Widderähnliches.
Der ledrige Mantel, die sich ihm nun offenbarte, war keineswegs üblich. Noch hatte er so eine jemals gesehen. Es dauerte ein wenig bis er feststellte, dass dies gar kein Cape war, sondern ledrige Schwingen waren – Wie von einer übergroßen Fledermaus oder von einem Pterrordax, die die Zandalaritrolle als Begleiter nutzten. Falls sie ihm einen der Zandalari in die Stube gebracht hatten war das kein gutes Omen. Aber um ganz sicher zu gehen…
Unter diesen Schwingen, die Teil der Kleidung zu sein schienen, verbarg sich eine in dunkelbraunes Leder gekleidete Person mit spitzen Ohren, die aus einer Kapuze ragten. Dào schluckte ein wenig, auch Ninchi war darüber nicht gerade erfreut. Wenn das jetzt wirklich ein Zandalari von der Rieseninsel im Norden war… Das Einzige was man tun konnte um sich sicher zu sein war es, die Kapuze zu entfernen.
Das Gesicht, das sich dahinter verbarg, brachte ihm ein kleine wenig Erlösung, war es nicht das Gesicht eines der Trolle. Der Jadeschlange sei Dank!

<<Keiner dieser fanatischen Trolle – Aber was ist es dann? >>
Die Verwirrung war Ninchi ins Gesicht geschrieben. Für Dào auch nicht weiter verwunderlich. Zumindest er wusste wen er da auf seinem Tisch ausgewickelt hatte.

<<Das ist eine Blutelfe. Zwar ein geschundenes Exemplar, aber definitiv eine Elf. Und sie Atmet glücklicherweise noch >>
Er schenkte Ninchi noch einen erleichterten Blick, um ihr die Skepsis vor der Elfe zu nehmen. Wenn er keine Gefahr darin sah sollte es Ninchi auch nicht. Sie verstand das auch auf Anhieb.

<<Und was jetzt? >>

<<Jetzt wird behandelt – Darum sind wir ja hier. >>

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Gepeitschter Geist

Die Geister die ich rief…

Der letzte klare Gedanke, den Hesriana noch fassen konnte ehe ihr Geist in vollkommenes Chaos abdriftete und die Kontrolle über ihre Gedankenwelt verlor.

Die unterschiedlichsten Erinnerungen flackerten vor ihrem inneren Auge auf und verblassten auch sogleich wieder, um einem neuen Fragment Platz zu machen – Als würde ihre Vergangenheit sie verhöhnen, ihr ihre Vergehen, falschen Entscheidungen und Sünden vorführen. Immer und immer wieder. Dazu gesellte sich noch die hämische Frauenstimme ihres inneren Dämonen, die leise durch ihren Geist hallte. <<Du hast Zerstört. Vernichtet. Wirst Gehasst. Verachtet. Wurdest Verstoßen. Du hast Versagt! Deine Strafe soll mir ein Genuss sein! >> Der mentale Druck war unvorstellbar für außenstehende.

Seit ihrer Flucht aus Shattrath war es beinahe zu einem Standardzustand geworden. All ihre angesammelten Sünden, ob selbst auferlegt oder nicht, bombardierten ihren Geist, brachten sie um den Verstand – Geführt von den knochigen Hände der Shivarra, die in einem der dunkelsten Ecken ihrer Gedankenwelt hauste und von dort aus die Strippen zog und dabei hämisch lachte.

Der letzte Vorfall, der sich ereignet hatte, war Anstoß für all dies gewesen. Sie hatte versagt. Ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit – Und alles war vorbei. Sie gab sich die Schuld daran, ebenso wie alle anderen. Und das zurecht. Sie trug die Schuld, sie ganz allein. Und nun war sie auch dies – Allein.

Durch all dies war ihr Geist schwach, angreifbar für eine gewisse unfreiwillige Untermieterin. Diese ließ sich diese Gelegenheit natürlich nicht nehmen und nutzte diese seither zu ihrem Vorteil – Was Zweifelsohne Hesrianas Nachteil war. Doch damit wäre auch bald Schluss.

Die betäubende Wirkung der Beeren, die sie seit mehreren Tagen zu sich nahm, sollte die Stimmen in ihrem Kopf zum Schweigen bringen.

Das Schmerzmittel das über unerlaubte Wege zu ihr gefunden hatte, war zur Neige gegangen – Daher musste zwangsläufig ein Ersatz her. Da die Wildtiere diese Früchte nicht anrührten war sie neugierig geworden und hatte es einfach damit versucht. Egal was es auch sein sollte, solange es half war alles willkommen.

Auch wenn die Wirkung der Beeren nicht lange anhielt – So konnte sie ihre Wanderung für ein paar Stunden fortsetzen – Auch wenn dieser Weg kein definiertes Ziel hatte.

<<Geh nach Pandaria, vielleicht findest du da deinen Frieden – Oder stirbst auf deinem Weg. >> Dies war der letzte Rat den sie von ihrem Mentor aus Shattrath erhalten hatte, und diesem wollte sie Folge leisten. Sie konnte seine Enttäuschung nachvollziehen, daher war sie über dessen Ratschlag auch dankbar gewesen.

Sie war über verborgene Pfade zurück nach Azeroth gereist. Verbrachte ihre Zeit mit zwielichtigen Gestalten, die ihr Hilfe anboten, sie dann aber doch über den Tisch zogen. Hesriana reiste daher alleine ins Schlingendornkap, um dort bei einem der Schiffe eine Überfahrt zu erhalten. Dies leerte zwar ihre Taschen, brachte sie aber an ihr Ziel. Und da war sie nun auch – Irrte durch die Wälder im Jadewald umher.

Doch die erhoffte Beruhigung stellte sich nicht ein. Sie stopfte sich daher verzweifelt mehr in den Mund. Wie jeden Tag. Ihr Körper schien sich an das Gift, das diesen Beeren zweifelsohne innewohnte, zu gewöhnen.

Ihr Kopfkino legte die erhoffte Pause ein, sie wanderte weiter. Jedoch gesellte sich an diesem Stürmischen Tag ein Kribbeln in ihren Extremitäten dazu das immer stärker und stärker wurde, bis diese ihren Dienst quittierten und sie ohne Vorwarnung zusammensackte. Kurz darauf begann das Bilderspiel von neuem, noch schriller und intensiver als zuvor. Verzweifelt suchte sie nach Linderung und robbte so gut es ging zu einem weiteren der Beerensträucher – Und räumte diesen komplett leer. Ein fataler Fehler, denn auch wenn ihr Geist der Wirkung nachgab – Ihr geschwächter Körper tat es diesem Gleich. Sie konnte keinen Muskel mehr rühren – Und mit jeder endlosen Minute die Verstrich fiel ihr auch das Atmen immer schwerer.

Ehe sie der Ohnmacht verfiel hörte sie noch die Stimme ihres Mentors << … Oder stirb auf dem Weg. >> Ob Einbildung oder nicht, es war Akkurat.

Alles hat ein Ende…

Dann wurde alles schwarz.

Schwindender Einfluss

In einem Punkt war sich Hesriana ziemlich sicher: Ich physischer Körper musste noch intakt sein und zu einem gewissen Grad Lebenszeichen besitzen. Wäre ihr Körper dahingerafft, so wäre auch ihr Geist von dannen Gezogen. Aber er war noch da. Ebenso wie der der Shivarra. Beweis genug dass dem so sein musste.

Wie viel Zeit verstrichen war? Wer weiß das schon. In dieser tiefschwarzen Hölle aus Trübsal und Verzweiflung machte es sowieso keinen Sinn die Minuten zu zählen – Gefangen in ihrem eigenen Geist, gepeinigt von der Shivarra in ihrem Kopf.

Selbst eine Ohnmacht war zu wenig um das Schaffen dieses Dämons zu unterbinden. Kaum hatte die Wirkung der giftigen Beeren nachgelassen, begann Hesrivonra mit ihrem Zeitvertreib von neuem. Nur gab es dieses Mal keinen Ausweg, kein Entkommen. Keine Möglichkeit dem zu entgehen. Sie musste es ertragen, unentwegt. Ohne eine Chance dagegen gezielt ankämpfen zu können – Dafür sorgte ihre Peinigerin schon.

Aber Hesriana blieb beharrlich, gab sich der Verzweiflung nicht zur Gänze hin. Diesen Triumph würde sie ihr nicht geben, dafür hatte sie bei ihrem Abstecher in die Tiefen des Schwarzen Tempel zu viel auf sich genommen um jetzt dagegen zu verlieren. Das Schuldete sie nicht nur sich selbst, die Verluste und Schmerzen hat hinnehmen müssen, sondern auch all denen, die sie bis zu diesem Punkt unterstützt haben.

Da sie bereits in der Vergangenheit Probleme mit ihrem Inneren Dämonen hatte und dies auf lange Sicht zu einen gewaltigen Problem hätte werden können, hatte sie sich dazu entschlossen in den Überresten des Schwarzen Tempels nach einer Lösung für ihr Problem suchen. Da sie bereits in Shattrath hausierte war der Weg auch nicht sonderlich weit gewesen. Sie fand zwar keinen Folianten der ihr helfen hätte können, dafür aber einen Illidari der dies vermochte. Dieser stellte ihr die Option frei, den Initialisierungs - Ritus erneut durchzuführen um ihre zweite Seele noch stärker an sich zu binden und dadurch ihren Einfluss auf sie zu mindern. Die Chancen auf Erfolg waren gering, die Gefahr groß. Genau richtig für einen Illidari, sie stimmte dem Ritual also zu.

Der geistige Wettstreit zwischen ihnen dauerte 10 Tage an, aus dem Hesriana siegreich hervorging. Durch eine Ergänzung ihrer Tätowierungen war dann auch dieser schmerzhafte Vorgang abgeschlossen. Sie hatte nun die vollkommene Kontrolle über Körper und Geist wiedererlangt – In eine dunkle und vergessene Ecke ihres Verstands hatte sie Hesrivonra dafür verbannt.

Aber die Gefahr die von ihr ausging war niemals zur gänzlich versiegelt. Hesriana musste stetig auf der Hut sein um nicht doch dem dezenten flüstern der Shivarra zu verfallen – So wie jeder andere Dämonenjäger es auch musste. Aber da sie es bis jetzt geschafft hatte, trotz der zu schwachen Seelenbindung, sollte es fortan kein großes Problem mehr darstellen.

Irgendwie Ironisch dass dem im Moment aber nicht so war. Obwohl sie so abgeschottet in der dunkelsten Ecke ihres Verstands ihr Dasein fristen musste, war dies bereits Einfluss genug. Genug um in einem Moment der Schwäche die Zügel in die Hand nehmen zu können.

Aber sie würde dem nicht nachgeben. Sie würde so gut es ihr momentaner

Zustand erlaubte dagegen ankämpfen. Zumindest solange bis auch dieser Teil ihres Geistes Opfer der Verzweiflung werden würde und sie selbst komplett Verschlungen worden war. Du bekommst mich nicht Umsonst!!

Doch musste Hesriana nach geraumen Voranschreiten der Tortur feststellen dass etwas nicht zu stimmen schien. Die quälenden Erinnerungen, die sie gezwungen war immer wieder zu durchleben, wurden auch von schönen, angenehmen Ereignissen unterbrochen. Etwas, das noch nie zuvor der Fall gewesen war. Eine Verschnaufpause inmitten des Strudels aus Agonie.

Diese Abweichungen der Routine traten immer häufiger auf. Erinnerungen an freudige Ereignisse aus ihrer Kindheit, ihre Freunde, ihre erste Liebe. Ihre Kinder. All dies baute sie wieder ein wenig auf, half ihr gegen den Ansturm aus Verzweiflung zu bestehen. Dazu kam noch das Hesrivonra frustriert zu sein schien und ihre Aufmerksamkeit anderswo von Nöten war um nicht komplett die Kontrolle zu verlieren – Ihr flüstern wurde leiser.

Auch wenn es Hesriana nicht vergönnt war ihren Geist zurückzuerobern, vermochte sie es zumindest aus ihrem Kerker zu entkommen und wieder ihren rechtmäßigen Platz in ihrem Körper einzunehmen.

Leben kehrte wieder in ihren Körper ein.