[H] [ICU] "Wanderer" rekrutiert ...nicht

[Beschissener Kaffee]

"Ölkanne und Luke?" spöttelte Aeshma. "So gar nicht subtil." Der Dämonenjäger grinste. Wenn man es abkürzt, kommt ÖL dabei raus. Glücklicherweise war das wiehernde Gelächter des Dämons ebenso unhörbar wie das ohnehin lautlose Einstimmen des Illidari. Mochte kindisch sein, aber die beiden hatten gerade wirklich Spaß über dieses platte Gefrotzel.

Oonayepheton hockte am Kai und ließ die Beine über dem Mondlichtbeschienenen Wasser baumeln. Er verspürte noch immer keine große Lust, sich zu Linndriel zurückzubegeben. Innerlich ging er die Szene durch, die er gerade mitansehen hatte dürfen und Aeshma wie er gleichermaßen ergötzten sich sich geradezu an den Möglichkeiten seichter Abendgestaltung, die ein solches Etablissement zu bieten haben könnte. „Falls“, meinte der Dämon, „falls sie’s auf die Reihe kriegen und ich meine gar nicht das Fleischangebot.“ Was meinst du dann?, wollte Oonayepheton wissen.
Aeshma schnaubte. „Essen, Trinken, Ordnung. Du weißt doch genau, dass die Messlatte für Ansprüche an Löchern niedrig genug liegt, dass es den meisten egal ist, wo sie was reinstecken, solange der Beifall nur gut genug geheuchelt ist.“

Auffallend korrekt, bemerkte der Dämonenjäger. Zweifelst du daran?

"Nein", erwiderte der Dämon. "Der Sch.eiß läuft immer. Solange der Kaffee gut genug schmeckt."

…Kaffee? Die Brauen des Dämonenjägers hoben sich kaum merklich, die Beine schwangen weiter und seine Hände umgriffen die Bohle rechts und links von seinem Sitz ein wenig fester.

"Kaffee" bestätigte Aeshma. "Beschissene Hu.ren kannst du verdrängen, aber ein beschissener Kaffee versaut dir das Leben. Oder muss ich dich dran erinnern, wie der Eimer gerochen hat? Genau so ist beschissener Kaffee. Niemand leckt freiwillig an Kotze. Außer Hunde. Aber die fressen ja auch ihre K.acke. Und ich glaube das gehört nicht zum Portfolio."

Oonayepheton schüttelte sich und fletschte angewidert die Zähne.

Uah. Halt’s Maul. Du bist ja widerwärtig.

Der Dämon kicherte. "Stets zu Diensten. Wann kriechst du zurück zu deinem kleinen Kotztütchen?"
Der Dämonenjäger brummte unwillig, gab aber keine Antwort. Das Wasser reflektierte glitzernd die Himmelslichter, es war still und ruhig hier draußen. Bis auf das Knistern der Kienspäne und die ein oder andere patrouillierende Goblinwache auf den oberen Stegen geradezu paradiesisch.

"So gar nicht motiviert", spottete Aeshma. Ein abermaliges Brummen folgte. Oonayepheton runzelte die Stirn und stellte das Baumeln der Beine ein.

"Ich seh schon", sagte der Dämon, "das mit dem Kaffee hast du verstanden."

Jessie Ware - Selfish Love
https://www.youtube.com/watch?v=Q8T9vB1zIVM

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[Kotztütchen]

Vorsichtig öffnete Linndriel die Augen. Die Schlaftrunkenheit raubte ihr jegliches Gefühl von Zeit oder Orientierung und auch das in Dunkelheit gehüllte Zimmer, in dem sie sich befand, war keine große Hilfe. Noch bevor sich ihre Augen überhaupt an die Lichtbegebenheiten gewöhnt hatten, hörte sie das Meer und die Brandung – und die Übelkeit suchte sie augenblicklich wieder heim, drückte ihr auf den Magen und vertrieb jegliche Überreste von Müdigkeit aus ihrem Körper. Es brauchte einen Moment, bevor die Elfe, und dann auch ihr Innenleben, registrierten, dass sie sich nicht mehr auf dem wogenden, schwankenden Stück verrottenden Holzes namens Schiff befanden, sondern in Beutebucht, auf festem Boden. Erleichterung machte sich in der Elfe breit. Mühsam stemmte sie sich aus dem muffig riechenden Bett, blieb keuchend auf der Kante sitzen und fuhr sich mit der rechten Hand über die schmerzende Schläfe. Die Seefahrt hatte an ihren Kräften gezehrt. Egal was sie die letzten Tage versucht hatte zu sich zu nehmen, sei es bloßes Wasser, ein Stück Brot oder Haferschleim gewesen – sie hatte nichts bei sich behalten können. Dementsprechend kraftlos fühlte sie sich nun, mit zittrigen Gliedmaßen und einem Mund trockener als die Wüste Vol’duns. Vom darin herrschenden Geschmack brauchte man gar nicht erst anfangen.

Noch immer nicht dazu fähig sich in der Finsternis zurechtzufinden, tastete die Elfe suchend nach ihrem ledernen Rucksack auf dem Boden. Sie brauchte ein paar Anläufe, bevor sie ihn fand, kramte nach dem mit Wasser befüllten Trinkschlauch und leerte diesen gierig in einem Zuge. Langsam aber sicher begann die undurchdringliche Schwärze in dem kleinen Zimmer zu weichen, verdrängt von dem silbrigen Schein des Mondes, der sich seinen Weg durch die alten, zerschlissenen Vorhänge bahnte. Die sanfte vom Meer aufziehende Brise, welche sich durch die undichten Stellen des alten Holzbaus schlich, brachte den mottenzerfressenen Stoff zum tanzen, ein faszinierendes Lichtspiel auf dem Fußboden vor dem Bett erzeugend, welches Linndriel mit einem feinen Lächeln beobachtete und sie einige Sekunden von ihrem elendigen Zustand ablenkte. Der Anblick der sich der Elfe bot, als sie kurzerhand aufstand und die Vorhänge beiseite zog, war atemberaubend. Der volle Mond thronte, sich vom schwarzen Nachthimmel abhebend, über der Bergkette, welche Beutebucht umschloss und würde in einigen Stunden über dem Ozean stehen, bevor er von jenem bei Tagesanbruch verschlungen werden würde. Am Tage wirkte das Hafenstädtchen einladend, voller Leben und verbreitete das Gefühl von Urlaub, Sommer und Sonne. Egal wohin man ging, man war erfüllt von guter Laune und Abenteuerlust. Der Mond jedoch vermochte einen silbrigen Schleier über die Stadt zu werfen, stahl ihr jegliche Farben und hinterließ einen geisterhaften Ort, dem es dennoch nicht an Schönheit mangelte. Die Gedanken der Sin’dorei waren gerade dabei abzudriften, sich bereits die nächsten Tage die sie hier verbringen würde ausmalend, als sich eine entscheidende Frage in den Vordergrund drängte: Wo war eigentlich Oona?

Skrizzly Adams - Dance with Darkness
https://www.youtube.com/watch?v=kVaxSJnRKGo

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[In die Wüste]

Die Magierin selbst horchte dem davon gehenden Oona noch ein wenig nach. Oder besser gesagt seinem Gepäckstück über der Schulter, welches schimpfend langsam leiser wurde. Erst als sie kaum mehr zu hören war, setzte sich auch die Magierin in Bewegung. Geradewegs die Treppe in Richtung Hafen hinunter. Allerdings nicht weit. Nur eine Ebene ging der Weg hinunter. Sie stellte sich zwar an die nächste Treppe - und blickte auf das hastige Treiben der Kriegsvorbereitungen – doch interessierte es sie nicht sonderlich. Ihr Weg führte eher zuerst nach Links, zu den Vorräten der Trolle. Um möglichst viel haltbares Essen einzukaufen. Es dauerte allerdings ein kleines Weilchen, bis das Richtige gefunden war. Warben die Händler doch mit ihren frischen Lebensmitteln. Doch hier und da ließ sich auch noch etwas haltbar Gemachtes, vermutlich extra für die Kriegsanstrengungen, finden. Häufig allerdings etwas schärfer. Fleischfressende Chilihappen, Sauridenstäbchen sind da als besonders scharf zu vermerken. Nichts für schwache Mägen. Es kam zwar auch in das Marschgepäck der Sin’dorei doch kaufte sie mehr geräucherte Staubmähnenhappen und geröstete Peitschersamen ein. Natürlich durfte aber auch etwas Alkoholisches nicht fehlen, wenn auch die Namen sehr gewöhnungbedürftig waren. Zandalarita zum Beispiel. Oder Goldener Sonnenaufgang. Pina Trolada wurde dabei aber besonders seltsam beworben. Ein aus Sonnenfrucht destilliertes Getränk mit dem Blut seiner Feinde. Das Blut hätte sie sicherlich gerochen. Deshalb war klar, dass es nur Sonnenfrucht war. Und somit sehr süß. Sie würde sich später davon überzeugen. Zuerst wurde alles in ihrer magischen ‚Wundertasche‘ verstaut. Wundertasche deshalb, weil sie einfach nicht voll zu bekommen war. Alter Magiertrick.

Nachdem die Vorräte erledigt waren, ging es wieder zurück und weiter gerade aus in den rechten Abschnitt des Hafenmarktes. Hier waren zwar auch essbare Dinge. Doch eben auch viele andere schöne, bunte Sachen zu erstehen. Mittlerweile waren hier auch kaum mehr Trollische Händler zu finden. Eher boten Pandaren, Vulpera und die Rhamkahen Katzen ihre Waren aus ihren Teilen der Welt an. Die Magistrix war aber mehr an den Waren der Vulpera interessiert, als an denen der anderen Völker. Es wäre ohnehin sicherlich preiswerter gewesen sie direkt in den jeweiligen Ländern zu kaufen. Die Vulpera boten auf diesem Marktabschnitt diverse Tränke, Kräuter und Elixiere an. Es konnte bei weitem nicht schaden, sich mit den vor Ort üblichen Heilmitteln endgültig vertraut zu machen und sich damit einzudecken.

Denn jetzt ging es nicht wieder zurück. Es ging zurück in den Dschungel. Die Magistrix entschied sich für den direkten Weg. Geradeaus, nach rechts und die vielen kleinen Treppenstufen empor zum oberen Teil des Marktes und links über die große Brücke in das tiefe Grün hinein. Nachdem es erneut Stufen nach Oben ging, gab sie einen deutlichen Pfiff von sich. Nach nur sehr kurzer Zeit kam ihr Kriegswolf hinter ihr angerauscht. Erst schnell, dann auslaufend. Neben der Magierin schüttelte sich das Tier ausgiebig und wurde von seiner Reiterin gestreichelt. Leise murmelte die Frau: „Lass uns gehen. Es bringt nichts sich im Hafen die Zeit zu vertreiben. Alle interessanten Dinge sind ohnehin anderweitig beschäftigt, findest du nicht auch?“ Der Wolf knurrte leise. Er wusste ganz genau was seine Herrin mit ‚Interessant‘ meinte.

Denkst du nicht, dass du den Jäger suchen solltest? , erklang die Stimme hinter der Magierin in ihrem Kopf. Diese klare, elfische Stimme, die so rein umschmeicheln konnte und doch so sehr nachhallte.

„Was sollte das bringen? Er ist beschäftigt und sein Haustier ist zwar amüsant aber hält nicht mal genug aus, um auch nur einen Tag in meiner Nähe zu überleben.“, brummte die Magistrix ihrerseits vor sich hin.

Dann vielleicht der Todesritter?

„Der möchte nicht gefunden werden.“, brummte die Sin’dorei knapp ihrem Wolf entgegen und stieg in den Sattel.

Ich halte dennoch nichts davon, dass du einfach so alleine losziehst. Was, wenn wieder…

„Wenn wieder was? Wenn ich wieder in ein Teufelshundrudel renne? Keine Sorge. Teufelshunde sind ziemlich selten geworden.“, knurrte die Elfe fast schon und ließ den Wolf locker lostraben, „Außerdem habe ich dieses Mal vorgesorgt. Schon vergessen?“

Natürlich nicht. Trotzdem. Die Wunde ist immer noch nicht geschlossen. Seit Monaten geht das schon so.

„Ich bin vorsichtig.“, klang es fast schon abschließend.

Zum Glück war niemand außer ein paar umherstreifenden Axtschnabeln in der Nähe. Andererseits. Sie war Magierin. Manche reden mit Schädeln. Andere eben mit Wölfen. Was sollte es.

Die Magistrix folgte immer dem Pfad. Dunkel war es. So mitten in der Nacht. Wenigstens hatte es sich für diesen Tag offensichtlich ausgeregnet gehabt. Kein Tropfen wagte es durch die dichten Blätter. Ab und zu flackerte am Wegesrand eine kleine Fackel und beleuchtete ein paar Lianen. Mal einen Baum oder einen Stein. Viel zu beobachten gab es also nicht. Im Lianendorf, und dem dort befindlichen Gasthaus, machten die Beiden eine kurze Rast. Der Wolf konnte seine Pfoten ein wenig ausruhen und die Magierin ihre Konzentration auffrischen. Bei Sonnenaufgang setzen sie ihren Weg allerdings wieder fort.

Der große, goldene Palast schimmerte in voller Pracht der Morgensonne. Und die alte Handelsstraße, wie dieser Weg hoch zum Palast genannt wurde, endete bald am prunkvolleren Markt und dem Tempel von Zanchul. Die Magistrix bremste ihren Wolf und genoss noch ein paar Momente diesen goldenen Anblick. Es war ruhig. So früh am Morgen. Die Tiere waren nur vereinzelt bereits wach. So lenkte nur das Rauschen der Wasserfälle neben der Brücke die Ohren in eine andere Richtung als die Augen. Sie trabten geradewegs auf das Zentrum selbiger Brücke zu. Gar fasziniert von der Architektur dieser unglaublichen Pyramide, konnte die Sin’dorei nicht anders als ein wenig Zeit verstreichen zu lassen. So oft sie es sich auch bereits angesehen hatte. Es wurde ihr nicht langweilig. So verwinkelt und imposant. Das sah man wirklich selten. Als sie das Gebäude das erste Mal gesehen hatte, hatte sie schon das Gefühl gehabt, dass es etwas Besonderes an sich hatte. Kurz hatte sie sogar überlegt gehabt, ob es das ist, wonach sie Azeroth absuchte. Doch bis heute hatte sie keinen Hinweis dafür finden können. Und auch jetzt war es ihr noch immer rein Rätsel. Vielleicht war es einfach nur groß, aufwendig gestaltet und ansonsten ohne jegliche, für sie, wichtige Funktion.

Letztlich schaffte sie es auch wieder ihren Blick abzuwenden und sie drehte den Wolf zurück in den Dschungel. Wieder weiter den Weg entlang.

Du solltest mehr Pausen machen.

„An der Grenze.“, brummte die Magierin in ihren Mundschutz hinein. Und wirklich. Sie ritten und ritten. Ihr Wolf war wirklich sehr ausdauernd. Ein Kriegstier eben. Die über den Tag auftauchenden Tiere waren zudem äußerst leicht zu verscheuchen. Und als die Dämmerung wiedereinsetzte, war doch wirklich ein Tag ohne Regen vergangen. Zumindest einer ohne spürbaren Regen. Bestimmt hatte es zwischendurch getröpfelt. Aber das dicke, dichte Blätterwerk sorgte dafür, dass der Boden trocken blieb. Zumindest trocken im Sinne von Regenfrei. Wirklich trocken konnte man das Regenwald ähnliche Klima schließlich nicht bezeichnen. Und die Feuchtigkeit präsentierend zog soweit gen nördliche Grenze auch ein seichter Nebeldunst zwischen den dicken Stämmen umher. Und jetzt – erst jetzt – zügelte sie ihren Wolf wieder.

Das ist der Ort, wo du letztes Mal aufgeben musstest, oder?

Die Sin’dorei nickte stumm und stieg von dem starken Tier herunter. Vorsichtig gingen sie zu dem Abgrund herüber. Sie war immer noch da. Diese große, sturmbeschwörende Säule der nervigen Schlangen. Bläulich schimmernd stand sie da und blockierte ihren kurzen Weg. Beim letzten mal hatte ihr Wolf einen ordentlichen Stromschlag abbekommen und musste sich erst wieder erholen, bevor sie einen zweiten Anlauf wagen konnten.

Wieder der Weg?

„Nein, wir gehen den langen. Ein Stück in Richtung Sumpf und dann wieder zurück nach Westen. So umgehen wir die Säule.“, brummte die Elfe und klopfte ihrem Wolf die Flanke. Wie erwartet wurde es immer stürmischer, je näher sie der Säule kamen. Die Luft reicherte sich mit elektrischer Energie an und dem Wolf sträubten sich regelrecht die Haare. Aber er folgte gefügig seiner Herrin. Sie hielt ihn eng an den Zügeln und führte ihn zu Fuß den Bergpfad hinunter. Das Tier entspannte sich erst wieder, als die Luft auch wieder dünner wurde und nicht mehr so furchtbar prickelte. Aber auch jetzt stieg die Magistrix nicht wieder auf. Vor ihnen breitete sich eine alte Hängebrücke aus. Das Gewicht zu verteilen, war wohl klüger als es auf einen Punkt zu beschränken. Und so weitete sie auch den Radius etwas, mit dem sie den Wolf führte.

Gut, dass ich im Moment keine Füße habe!

„Mit dir, als Elfe, wäre ich niemals über eine Holzbrücke gelaufen. Da würde ich eher quer durch den Sumpf waten. Das wäre sicherer als dich auf etwas aus Holz zu lassen! Ich hätte dich nur aus dem Wasser fischen können.“, erklang die Stimme der Sin’dorei in der Nacht, doch wurde sie sicherlich von dem großen Wasserfall ohnehin geschluckt. Wasser war in diesem Gebiet ohnehin überall. Schlimmer als nach der Überschwemmung vom Kataklysmus im Schlingendornkap. Zumindest hatte man sich da auch Brückentechnisch angepasst. Diese hier wirkte eher, als hätte sie auch vor dem Kataklysmus schon hier gehangen. Morsch, Feucht, Klapprig. Jeder Schritt von Elfe und Wolf ließ das Holz knirschen und jeder war darauf gefasst den anderen vor einem Sturz zu bewahren, sollte es dazu kommen. Zwar rutschte die Magierin einmal kurz mit dem Fuß weg, doch ansonsten kamen sie unbeschadet auf der anderen Seite an. Hier war nur noch ein Trampelpfad vorhanden. Niemand hatte sich die Mühe gemacht den Weg zu erneuern. Dafür stand hier wenigstens auch eine kleine Hütte. Nicht gemütlich. Etwas Leck im Dach und etwas verrottet allgemein stand sie dort. Vermutlich schon seit einigen Jahren verlassen. Der Eindruck bestätigte sich auch bei einer näheren Untersuchung. Die Hängematte war moosbedeckt und in einer Ecke standen noch die Überreste der letzten Mahlzeit des Hausbesitzers. Kein unbedingt appetitlicher Anblick. Fünf Jahre alter Raptor. Hätte man vielleicht noch vermuten können. Zumindest war dort noch eine Raptorenklaue im Essen. Die Überreste wanderten auf magische Weise aus dem Haus und ebenso magisch hob die Sin’dorei auch das Moos von der Hängematte. Ordentlich und darauf bedacht es nicht zu zerstören. Auch wenn es schon dämmerte, ließen sich Wolf und Reiterin zur Nachtruhe. Es war feucht, es war morsch. Aber es regnete nicht vollkommen hinein. Sie hatten noch einen langen Weg vor sich.

Gegen Mittag. Oder sogar Nachmittag. Setzten sie diesen dann auch fort. Direkt über die nächste, morsche Hängebrücke. Über den nächsten Fluss mit Wasserfall. Und den nächsten endlos tiefen Abgrund. Irgendwie wiederholte es sich in Zuldazar immer und immer wieder. Wenigstens konnte man von dieser Brücke auf der einen Seite schon den schöneren Teil des Sumpfes sehen. Der Teil, der nicht halb verdorrt war und wo angeblich eine Horde Trolle der Blutmagie in ihrem abscheulichsten frönten.

Und dieses Mal geschah es. Die Brücke war zu morsch. Ein Brett brach in der Mitte durch und die Magistrix rutschte mit einem erschrockenen Aufschrei nach unten hin weg. Zum Glück hielten die restlichen Holzelemente und taten ihren Dienst. So hing die Elfe nur etwas ungünstig unter der Brücke an den Zügeln. Der Wolf stemmte sich gegen den Zug des elfischen Gewichtes und seine Herrin somit immer ein Stück weiter zurück in Sicherheit. Der Schrei hatte nur zu allem Überfluss die Aufmerksamkeit eines Pterrordax geweckt. Und es war ein ziemlich großer. Der gesamte Wolf hätte in seinen Schnabel gepasst. Die Elfe konnte sich gerade noch so seinem ersten Biss entziehen. Und schaffte es die Zügel um ihren einen Arm zu stabilisieren, dass sie wenigstens die andere Hand frei hatte. Denn das Tier kam zurück. Doch dieses Mal schleuderte ihm ein Feuerball entgegen. Direkt in dem geöffneten Schnabel hinein. Der schrille Schrei war sicher noch meilenweit zu hören und das gigantische Tier stürzte den Wasserfall hinunter. Erleichtert seufzte die Magierin und ließ sich von ihrem Gefährten das letzte Stück zurück auf die Brücke ziehen. „Guter Junge.“, keuchte die Sin’dorei und zog sich nun doch in den Sattel. Der Wolf beeilte sich damit die Brücke hinter sich zu lassen. Deutlichst. Er wollte keine Bekanntschaft mit noch mehr Wasser machen. Die Elfe nutzte die Zeit damit ihre Schulter wieder einzurenken. Der plötzliche Zug hatte seine Spur hinterlassen. Und der Stoff, der Schlachtenrobe färbte sich rot an ihrem rechten Bein. Durch die vielen losen Kettenelemente fiel der Riss in der Robe selbst dagegen gar nicht erst auf. Es hätte gansusogut eine Stoffärbung sein können.

Der Wolf lief und lief. Er lief sogar fast ein paar kleine Sauriden über den Haufen. Das Tier hatte keine Lust mehr auf dieses Grün und Nass und Grün. Und besonders nicht auf das Nass. Aber noch weniger mochte er Brücken! Er watete lieber durch eine Flussfurt, als nochmal über eine Hängebrücke zu gehen. Da konnte seine Reiterin machen und sagen was sie wollte. Nasse Pfoten waren noch erträglich gegenüber der Aussicht komplett nass zu werden.

Und mit der nächsten Dämmerung verschwand wenigstens das Grün. Es wurde trockener. Die Luft staubiger. Die Umgebung toter. Erst verschwamm das Grün in einem steinernen Rot, dann verschwamm auch das Rot in einem Schwarz bis sich letztlich nur noch karge Wüste vor ihnen ausbreitete. Und ein paar trollische Ruinen. Aber am ehesten Wüste. Sie hatten einen ungünstigen Zeitpunkt abgepasst. Wo es in Zandalar immer wieder regnete. Schien es hier öfter zu Sandstürmen zu kommen. Als würde die Wüste einatmen zog sie Wind und Sand von den Bergen weg in Wüsteninnere. Die Luft war staubbedeckt und der Wind riss an den Pfoten des starken Tieres. Er kam nur noch vorsichtig laufend vorwärts. Zum Glück waren die Trollruinen nicht weit und zum Glück schon größtenteils von Sand befreit und zugänglich. Der Wolf navigierte in den sicheren Unterschlupf hinein und legte sich lang auf den Boden. Er hechelte vor sich hin und war deutlich erschöpft. Um ihm möglichst viel Gewicht abzunehmen, befreite die Magierin ihn von dem Ihren und von der schweren Rüstung.

Der Raum war nicht tief begehbar. Die Reliefs bereits abgenutzt, zerbrochen oder unkenntlich gemacht. Es war fast nicht mehr als eine Höhle, die auch in irgendeinem Berg hineingeformt gewesen sein können. Nur aufwendiger beschlagen und geformt.

Die Magistrix setzte sich neben ihren Wolf und lehnte sich mit dem Rücken an das Tier an. Behutsam kraulte sie ihrem Gefährten liebevoll durch das Fell: „Das hast du sehr gut gemacht. Ich bin stolz auf dich. Ruh dich aus. Wir bleiben eine Weile hier.“

Das ließ sich das Tier nicht zweimal sagen.

Wie geht es deinem Bein?

„Ist nicht so schlimm.“, nuschelte die Elfe und kuschelte sich in das Fell des Wolfes.

Hang Massive - The Secret Kissing of the Sun and Moon
https://www.youtube.com/watch?v=nvmOoSFhhJ4

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[Auf noch mehr Holz geklopft]

Ja wo war eigentlich Oona? So weit wegbewegt hatte er sich gar nicht, abgesehen von dem kurzen Ausflug zu einem zwielichtigen kleinen Grünen, der ganz in der Nähe der Hafenbehörde herumgelungert hatte und bei dem gegen einen vollkommen überzogenen Preis ein Flasche viel zu süßer Fusel den Besitzer gewechselt hatte.

Der Dämonenjäger lag flach ausgestreckt nur wenige Meter über dem Fenster, aus dem die Elfe so fasziniert gestarrt hatte, ein Bein angezogen, das andere hing vom Dachfirst an der Hauswand herab. So auf den Gleven zu liegen war zwar nicht gerade bequem, aber er war zu bequem, seine Haltung auch nur eine Sekunde aufzugeben. Während eine Hand flach auf seinem Brustbein ruhte, hielt die andere den Flaschenhals fest. Bis auf ein paar Schlucke war nichts mehr übrig. Die Lider unter der Augenbinde waren geschlossen und er atmete schwer gegen den dunstigen Alkohol in seinem Blut an.
Er war angenehm benebelt. Ganz gleich was Aeshma faselte, und der faselte irgendetwas, es drang nicht recht zu ihm vor. "S Maul", murmelte er halblaut, ohne so recht darauf zu achten, dass er sprach und nicht dachte. Wie zu erwarten hatte das keinerlei Wirkung. Das kurze Aufstoßen und Schlucken geschah reflexartig.
Ohne dass er dessen gewahr wurde löste sich sein Griff, die Flasche schlug auf dem Dach auf, überschlug sich und rollte immer rascher über die Ziegel bis sie die Kante erreicht hatte. Der Sturz war kurz, dann ging sie unter dem Fenster in tausend Scherben. Der Rest des zuckrigen Weins spritzte ein pittoreskes Muster auf die Holzplanken. Es war ihm egal. Ein ebenso zuckriges Lächeln verklärte seine Züge. Das Traumland, in dem er sich bereits bewegte, tanzte in hypnotischen Rhythmen, vernebelter Sicht und zuckenden Körpern. Zu wem was gehörte war ebenso wenig wichtig wie die genaue Kategorisierung der Szene. Freunde? Feinde? Eine Feier? Ein Krieg? Die Bilder waren undeutlich und verschwommen. Nach seiner Miene zu urteilen verschafften sie ihm inneren Frieden.
Hätte er noch Haar gehabt, so hätte er es sich gerauft. Aeshma gab es auf, gegen den Geist des Illidari anzubrüllen. Verbissen verharrte der Dämon und wartete darauf, dass auch diese Eskapade verging - so wie alle anderen bisher vergangen waren.

Was war das? Linndriel zuckte vor Schreck zusammen, als sie was auch immer es war vor dem Fenster zerbersten hörte. Eilig öffnete sie dieses und streckte den Kopf heraus, versuchte auszumachen um was für einen Gegenstand es sich dabei wohl gehandelt hatte – und wo er herkam. Sie starrte verwundert auf die unbekannte Flüssigkeit, welche sich zunehmends auf den Holzplanken verteilte. Es brauchte einige Zeit, bevor die Elfe auf die Idee kam, den Blick zum Dach hinauf zu richten. Ein Fuß hing ihr entgegen, welchen sie trotz der schlechten Lichtverhältnisse dem Dämonenjäger zuordnen konnte. Was bei Sargeras hatte er dort oben verloren? „Oona?“ ihre Stimme klang, obwohl sie zuvor den gesamten Trinkschlauch geleert hatte, noch immer ziemlich rau und etwas belegt. Sie bekam keine Antwort. Seufzend griff sie nach dem Fensterrahmen, suchte mit den Fingern Halt und kletterte unter leisem Gefluche hinaus. Mit zittrigen Beinen stand sie auf dem kleinen Vorsprung vor dem Fenster, während ihr der zunehmend stärkere Wind der vom Meer aufzog die Locken ins Gesicht peitschte und das aufgrund ihres angeschlagenen Körpers sowieso schon heikle Unterfangen noch unnötigerweise erschwerte. Vorsichtig ließ sie den Rahmen los, ließ ihre Hände nach oben schnellen und bekam die Dachschindeln gerade rechtzeitig zu fassen, bevor sie im Begriff war das Gleichgewicht zu verlieren und hinunter zu stürzen. „Oona?“ rief sie erneut, dieses Mal etwas durchdringender und stieß ihm zusätzlich unsanft gegen das herabhängende Bein. Als abermals keine Antwort von ihm kam, nahm sie alle Kraft beisammen und zog sich auf das Dach hinauf. Mit der Hüfte hing sie auf den Dachschindeln, während die Beine hilflos neben Oonas hinunterbaumelten. Verzweifelt suchte sie mit den Fingern eine Stelle die sich dazu eignete ihren Körper vollends auf das Dach zu hieven, doch das stellte sich als nicht allzu einfach heraus. Lange konnte sie sich nicht mehr in dieser Position halten. Ohne lange nachzudenken, griff sie nach dem Gürtel des schlafenden Sin’dorei, stützte sich mit der anderen Hand auf den Schindeln ab und ließ sich schließlich ächzend neben ihn fallen.
Dass da irgendetwas oder irgendwer an seinem Gürtel gezogen hatte, hatte er überhaupt nicht mitbekommen. Und selbst wenn, es wäre nicht das erste und das letzte Mal gewesen, auf diese Art und Weise geweckt zu werden. Auch wenn es vielleicht nicht gänzlich vergleichbar war, zumindest in den feinen Details der Konsequenzen. Die Konsequenzen hier waren simpel: gar keine, außer einem unwilligen Brummen und einer Hand, die das, was auch immer da gezogen hatte, fortschob.
Vollkommen außer Atem drehte sie sich auf den Rücken und wandte ihr Gesicht zur Seite, betrachtete Oona eingehend. Hatte er getrunken? Dem Geruch nach zu urteilen ja. Mit gerümpfter Nase setzte sie sich langsam auf und schnippste ihm den Zeigefinger gegen die Ohrenspitze. Keine Reaktion. Einzig der sich regelmäßig hebende und senkende Brustkorb verriet ihr, dass er noch lebte. Schmunzelnd schüttelte sie den Kopf, wandte den Blick von ihm ab und richtete ihn erneut auf das Meer hinaus, welches von hier oben ein noch viel beeindruckenderes Bild abgab. Von der Atmosphäre geleitet, verfiel die Elfe in eine seltsame Stimmung, die sie nicht ganz einzuordnen wusste. Sie kannte das Gefühl, doch war es ihr mit der Zeit fremd geworden. War es Zufriedenheit? Geborgenheit?
Das wohlige Gefühl, neben einem volltrunkenen Illidari zu residieren, zogen wahrscheinlich wenige Sin’dorei den hohen Freuden des Lebens vor. Aeshma grollte ungehört. Er war machtlos. Damit seine Fähigkeiten funktionierten, musste der Körper in unberauschtem Zustand sein. Und er hatte keine Möglichkeit, die Elfe durch die Barrieren auf Oonas Haut zu irgendetwas zu bringen - nicht einmal dazu, dass sie verschwand oder vor Schreck vom Dach stürzte.
Vorsichtig rutschte Linndriel auf Knien zum Rand des Daches und linste, die Höhe abschätzend, an der Hütte hinunter. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sie dort unbeschadet ohne Hilfe wieder hinunterkommen würde – das hieß wohl, dass sie die Nacht neben dem Rausch ausschlafenden Sin’dorei verbringen würde. Fantastisch. Sie legte sich seufzend neben Oona, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte in den Sternenhimmel hinauf. Die Müdigkeit schlich sich langsam an und überfiel sie schließlich mit voller Wucht – ebenso die Kälte. Schlotternd drängte sie sich näher an ihn heran und fiel irgendwann in einen unruhigen Schlaf.

Halsey - Castle
https://www.youtube.com/watch?v=cFrwi9Mje7E

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Vollkommen OOC.
Weil mir danach ist.

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Ignoriert den Black Friday.

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[Tropical Sunrise]

Die Schleier der Träume verwischten nur langsam in das öde Alltagsgrau, gegen das die Traumbilderkontraste schreiend bunt gewesen waren. Oonayepheton bewegte nachschmeckend die Zunge gegen den Gaumen und war einigermaßen angewidert von der Herde toter Ratten, die er dem Geschmack nach zu urteilen in der letzten Nacht roh mit Kopf und Eingeweiden verspeist hatte. Sein Kopf dröhnte nicht, das war von Vorteil. Dennoch fühlte sich alles dumpf an, wie in Watte gepackt. Er erinnerte sich dunkel, auf das Dach geklettert zu sein. Das Geschrei von Möven und der heller werdende Horizont kündigten den baldigen Sonnenaufgang an.

Stirnrunzelnd hob er den Kopf, als er sich seines Körpers mehr und mehr bewusst wurde und registrierte das zusammengerollte Klammeräffchen an seiner Seite. Was zur Hölle… wie war die Elfe denn hier heraufgekommen? Und wann? Ihre eiskalten Hände hatte sie so in die Bandagen gewunden und festgekrallt, dass sie sich wahrscheinlich ordentlich verrenken würde, würde sie einfach so hochgeschreckt sein. Ihr Bein hakte zwischen seinen fest und der Kopf lag irgendwo zwischen Brust und Achsel. Ein Gesicht war unter der Fülle von Locken nicht zu sehen.

Er schnaufte ein leises Stöhnen heraus und ließ den Kopf zurückfallen, ohne sich weiter zu rühren. Die laue Luft eines spätherbstlichen Tropenmorgens strich über seine Haut. Für einen Schluck Wasser zum Ausspülen des Munds hätte er getötet.
Als hätte die Elfe gemerkt, dass Oona erwacht war, stieß sie ein leises Grummeln aus und versuchte ihre Hände aus den Fängen der Bandagen zu befreien. „Lass mich los…“ murmelte sie schwach, bevor sie ihre Hände entwirrte und sich hastig die Haare aus dem Gesicht streifte. Schlaftrunken blinzelte sie dem vermeintlichen Sin’dorei entgegen und stellte einen ziemlich erbärmlichen Anblick dar. Ihre Augen waren von Schatten unterlaufen, wohingegen der Rest ihrer Haut leichenblass war. Unter gesunder Gesichtsfarbe verstand man eindeutig etwas anderes. Seit sie an Land gekommen waren, hatte sie es noch nicht gewagt, wieder etwas festes zu sich zu nehmen – dementsprechend sah sie auch aus. Die sowieso schon dürre Elfe, hatte nach den drei Wochen durchgehender Übelkeit auf See ein Körpergewicht erreicht, welches eindeutig nicht mehr gesund war, schon fast gefährlich. Vorsichtig richtete sie sich auf, während sie sich mit den Händen nach hinten hin abstützte. „Na du Schnapsdrossel“, sagte sie mit rauer Stimme und warf Oona ein angestrengtes, erschöpftes Lächeln zu.

Der Dämonenjäger wandte ihr nur kurz das Gesicht zu und ließ den Kopf dann wieder zurückrollen. Er sah aus, als würde er auf den Himmel lauschen. "Dir auch guten Morgen", sagte er und fuhr ohne große Pause fort: "Ich habe keine Ahnung, welches Tier in meinem Mund verendet ist, aber dass eines verendet ist, steht außer Frage. Nicht, dass du mich darauf hinweisen müsstest. Was macht dein Magen? Gut genug, um zu klettern, scheint es dir zu gehen…" Irgendwie klang er kritisch, ohne so recht Kritik geübt zu haben. Das abweisende seiner Haltung war nichts neues, es hatte schon auf dem Schiff begonnen. "…wird das Essen heute drin bleiben? Was denkst du selbst? Du siehst ziemlich beschissen aus. Das muss endlich ein Ende haben."
"Man würde dich vermutlich selbst zehn Meter gegen den Wind riechen", spottete sie trotz ihres elendigen Befindens und schaffte es tatsächlich ein amüsiertes Grinsen aufzusetzen. "Wir haben gerade nichts mehr zu Essen da. Ich kam noch nicht dazu etwas zu besorgen. Und ehrlich gesagt… ist mir der Appetit schon vor ein paar Tagen gehörig vergangen. Keine Ahnung, ob mein Körper überhaupt noch irgendetwas bei sich behalten will." Sie legte ihre Hand auf den Bauch, gleich über den Magen, welcher sich inzwischen schon nicht einmal mehr die Mühe machte, nach etwas zu Essen zu schreien, als hätte er sich bereits mit seinem Schicksal abgefunden.
Nun, wo Linndriel nicht mehr neben Oona lag, begann sie wieder am ganzen Körper zu zittern, wobei die morgendliche Frische wahrscheinlich nicht einmal der Hauptgrund dafür war. "Ich glaube ich komme hier nicht alleine wieder runter", stellte sie trocken fest, an dem Holzbau hinunterblickend. Über die Schulter hinweg warf sie dem Elfen einen hilfesuchenden Blick zu.

Der setzte sich unter kurzem Ächzen auf und sprang dann mehr in die Hocke, als dass er sich langsam bewegt hätte. Die unhandlichen Gurte, an denen die Waffen befestigt waren ruckte er zurecht, ohne einen Kommentar zu ihren Worten zu verlieren. Auch sonst behielt er seine Schweigsamkeit der letzten Tage und Wochen bei, drehte sie kurzerhand herum und schubste sie über die Kante. Seine ausgestreckten Arme packten ihre Hände kurz vor dem endgültigen Fall. Dumpf kamen seine Knie auf den Schindeln auf und er beugte sich vor, das Gesicht auf die tiefer sinkende, baumelnde Sin’dorei ausgerichtet.

"Besser wärs", sagte er. Dann ließ er los.

Wie sie so da hing, starrte sie Oona mit vor Schreck geweiteten Augen entgegen. Seine Bewegungen waren so unerwartet gekommen, dass sie nichteinmal die Zeit dazu gehabt hatte aufzuschreien. "Spinnst du?!" keifte sie ihn atemlos an, offenbar nicht schwach genug um nicht mehr mit ihm zu meckern. Sie entwand sich seinem Griff und landete trotz des geringen Abstands zum Boden nicht gerade leichtfüßig. Ihre Beine knickten weg und ihre Knie kamen unsanft auf den Holzplanken auf. Scharf sog sie die Luft ein, stützte sich an der Hauswand ab und hievte sich wieder hoch. "Auf was hast du Hunger?" fragte sie nach oben gerichtet, ohne ihren Worten mit dem Blick zu folgen.
Das Keifen schien geradewegs durch ihn hindurchzugehen wie durch leere Luft. Er schwang sich über die Handkante vom Dach und kam so leichtfüßig neben ihr auf als sei er geschwebt. Kurz stand er so nahe, als sei es seine Absicht, sich ihr in den Weg zu stellen. "Du brauchst was vernünftiges, nicht den Abfall, den du für ein kleines Geld angedreht bekommst. Hier macht in ein paar Tagen sowas wie ne Taverne auf. Die müssen bis dahin ja auch essen. Anklopfen und fragen kann zumindest nicht schaden. Schätze, die werden ihr Personal schon ordentlich verköstigen." Irgendwie hatte er Personal seltsam betont, oder? So unterversorgt wie Linndriels Kopf und Körper waren hätte sie sich das gewiss auch einbilden können.
Linndriel bedeutete Oona mit einer leichten Handbewegung, voranzugehen. "Bitte, ich folge dir. Du scheinst ja zu wissen, wohin es geht. Ich hoffe für dich, dass das Essen wirklich gut ist." Als wäre das sein Stichwort gewesen, begann ihr Magen ein wildes Donnerwetter von sich zu geben. Ächzend presste sie sich die Hand auf den Bauch und krümmte sich vor Schmerz zusammen. "Sch.eiße…" stieß sie unter zusammengebissenen Zähnen hervor. Sie atmete ein paar Mal tief ein und aus, bis die Schmerzen wieder nachließen.

"Ich scheine zu wissen du gehst grade nirgendwohin." Oonayepheton schob die Elfe vor sich her in das Zimmerchen und drückte sie auf das Bett. "Sitz und bleib", bemerkte er im Vorbeigehen, kramte in seinem Gepäck, bis er einen Wasserschlauch fand, der nicht bis zur Neige geleert war, gurgelte und spülte ordentlich und spie das Wasser über die Schwelle nach draußen. Nicht bis über das Geländer, wohlgemerkt. Zuviel Aufmerksamkeit war nun auch nicht seinem Sinne. Er wiederholte das Spielchen noch einige Male, bis er einen einigermaßen normalen Geschmack im Mund hatte und wischte sich feinsäuberlich über das Gesicht. Dann trank er einige Schlucke, verschloss den Schlauch wieder und ließ ihn auf den Haufen fallen, aus dem er ihn entnommen hatte. Er hängte die Waffen aus, lehnte sie an die Wand und drehte sich erneut zu Linndriel um. Er ging nicht davon aus, dass sie in ihrem Zustand mitbekommen hatte, welche Magie er um die Gepäckstücke und die Waffen am Boden gewoben hatte, um sie zu sichern.

"Für dich wirds höchste Zeit", stellte er nicht fest, sondern klar. "Sch.eißegal ob das Essen gut ist, du brauchst was, was deinen Kreislauf wieder auf Touren bringt. Oder einen Heiler. Ich hoffe für dich, wir finden eins davon oder beides. Versprechen kann ich dir gar nichts."

Ein Sonnenschein war der Illidari bereits seit Tagen nicht. Glücklicherweise übernahm diese Rolle die echte Sonne, die sich aus dem Meer erhoben hatte und mit den ersten Strahlen bereits die Hitze des kommenden Tages ankündigte. Er half Linndriel auf die Füße, hievte sie auf die Arme und trug sie hinaus, den kurzen Weg hinunter, um einige Häuserecken, bis er schließlich in den schmalen Zugang einbog, der zu dem einschlägigen Etablissement führte. Dem baldigen. Vor der Türe stellte er sie ab.
Und klopfte kräftig und mehrfach an.

MILCK - Devil Devil
https://www.youtube.com/watch?v=jEMrDXP8vs4

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[Tage in der Wüste]

„Ich weiß nicht, wie lange ich jetzt schon hier in der Wüste bin. Vielleicht ein paar Tage. Vielleicht ist die Woche aber schon mehr als übervoll. Zumindest ist es überfällig, dass ich meine Aufzeichnungen fortführe.

Ich habe meine Basis in der kleinen Ruine platziert. Mein Wolf dient mir für Notfälle als sicherer Ankerpunkt. Sollte der Unterschlupf nicht mehr sicher sein, wird er sich wegbewegen und ich mich entsprechend an seine neue Position in Sicherheit bringen können.

Bisher habe ich mich der Bergkette gewidmet. Hier ist die Themperatur fast schon erträglich. Im Süden ist der Tempel von Akunda nebst ein paar Teichen und einer Seelenebene. Keine Hinweise auf einen Zugang zu Titanengebäuden. Im Norden ist eine Weltenwunde und etwas weiter das Versteck einiger Vulpera. Sie haben mich gewarnt weiter gen Norden vorzudringen, da dort das Herrschaftsgebiet der Schlangen beginnt. Ich folge diesem Rat lieber, nach der letzten Begegnung mit diesen Blitzschleuderern. Mein nächstes Ziel ist die Ruine, die Atul’Aman genannt wird. Sie ähnelt von Weitem der großen Pyramide von Dazar’Alor. Nur ohne Prunk und halb zerstört.

Manchmal frage ich mich, ob ich jemals fündig werde. Aber vielleicht frisst mich Artea…oder besser gesagt Tealus…auch vorher auf. Obwohl er aus reinem Licht besteht, spüre ich mehr und mehr seine negativen Einflüsse. Schon allein an meinen Wunden wird es sichtbar, dass er meinem Körper mehr schadet, als er ihn unterstützen würde. Aufgeben ist jedoch auch keine Option. Unsere Welt stirbt, während die Lichkönigin einen sinnlosen Krieg führt. Jeder Versuch, sei er auch noch so sinnlos, sollte unternommen werden, um die Welt zu heilen. Ich bin mir sicher, dass die Macht von Tealus ausreichen wird, um die Wunde von Azeroth zu schließen. Es muss nur ein entsprechender Körper her, der seine Macht überhaupt in diesem Ausmaß transportieren kann.“

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[Das Geheimnis von Zandalar]

Mit der untergehenden Sonne machte sich die Sin’dorei auf den Weg in den Sand. Der Boden war noch immer aufgeheizt von dem Tageslicht. Aber das sollte sie nicht stören. Sie hatte sich ihre Wüstenausrüstung übergestreift. Eine winddichte Robe mit einem turbanähnlichen Kopfstück. Natürlich mit der Möglichkeit Mund und Nase vor einem möglichen Sandsturm zu schützen. „Sei schön brav, mein Junge.“, sagte die Elfe zu ihrem Wolf, ehe sie endgültig den Unterschlupf verließ. Der Sand war weich unter ihren Sohlen und, hätte sie nicht schon Wüstenerfahrung, wäre sie bei weitem öfter aus- und weggerutscht. So kam sie allerdings fast problemlos zu der großen Ruine. In der Dunkelheit stahl sie sich behutsam näher, denn nicht nur Käfer hatten sich die Ruinen als Heimat auserkoren. Trolle streunten dort umher. Teilweise sogar bewaffnet, als würden sie ein richtiges Dorf verteidigen wollen. Doch mit ihrer magischen Trickkiste schlich die Magistrix behutsam an ihnen vorbei. Zum Glück der Trolle, will man fast sagen. Aber ein offener Kampf hätte auch nur noch mehr Ungeziefer aller Art auf den Plan gerufen.
Endlich an der Pyramidenspitze angelangt, wagte die Elfe einen genaueren Blick auf ihre Umgebung. Teilweise nahm sie dafür ein Fernrohr zu Hilfe. Es erleichterte die Sicht doch massiv. Die Ähnlichkeit zu Dazar’alor war verblüffend. Zwar war alles im Sand verschwunden, die Struktur war jedoch ähnlich. Etwas kleiner, aber ähnlich. Die Stadt hatte sich früher vermutlich nach rechts und links ausgebreitet, statt in nur eine Richtung zu führen. Das Ungewöhnliche an diesem Aufbau war jedoch nicht, dass von dem Beobachtungspunkt der Blick nicht auf die Stadt gerichtet war, sondern in Richtung ihres Unterschlupfes. Von hier aus wirkte er auch nicht mehr wie eines der sicher früher zahllosen Gebäude. Es war viel eher ein Tunneleingang. Ein eingestürzter Tunnel. Geradewegs durch das Gebirge. Mit einer Straße direkt mit der Pyramide verbunden.
Die Magierin konnte sich nicht erinnern, dass auf der anderen Seite ein Gegenstück dazu wäre. Zumindest hatte sie noch nicht von einer direkten Verbindung gehört. Es war somit der nächste Punkt auf ihrer Liste. Jetzt widmete sie sich erstmal wieder diesem Gebäude. Schwungvoll drehte sich die Sin’dorei deshalb um und begutachtete das halb eingefallene Bildnis vor sich. Fast schon einladend wirkte die offene Tür ins Innere. Auch sie ähnelte Dazar’alor. Weiter Oben fehlte nur die Königsterrasse. Dann wäre es derselbe Aufbau gewesen. Eigentlich war das Ganze schon zu einladend. Die Frau untersuchte den Eingang deshalb auf magische Rückstände. Und sie wurde fündig. Sie fand die Reste einer magischen Versiegelung. Vermutlich vor gar nicht so langer Zeit gebrochen oder aufgegeben. Umso vorsichtiger setzte sie einen Fuß vor den Anderen in den verwinkelten Gang hinein. Spinnen hatten sich in den Ecken niedergelassen. Große Spinnen, den gigantischen Netzen nach zu Urteilen. Zumindest waren sie nicht zu Hause. Behutsam wanderte der Blick jeweils um die nächste Ecke. Innerlich hatte die Magistrix erwartet, dass sich die Trolle von Draußen hier Drinnen ein Dorf aufgebaut hatten. Wirkten solche Gebäude von außen immer kleiner, als sie im Inneren waren. Doch was sie fand, war weit größer.
Sie trat in einen großen Raum hinein. Nahezu leer fand sie ihn vor. Lediglich Sand rieselte hier und da von der Decke hinab und der helle Mondschein bahnte sich seinen Weg durch die Decke. Aber auch so hätte man die Struktur des Raumes sehr gut erkennen können. Das Mondlicht war dennoch sehr hilfreich. Ganz offenbar wurde dieser Abschnitt als Opferraum genutzt. Der Altar dafür war sehr gut in dem Raum erhalten. Auch schien ziemlich deutlich, wem die Opfergaben zur aktiven Zeit dargebracht wurden.
Den Titanen.
Denn der Altar stand genau unter einem Titanensiegel. Es war deutlich als solches zu erkennen. Zwar war es ähnlicher Beschaffenheit, wie der Rest des Raumes. Doch das Siegel selbst, war von leicht anderem Material. In dieser verkommenen Umgebung wurde es deutlich. Deutlicher, als in Zuldazar, wo noch alles unter Prunk begraben lag. Das Siegel selbst war von derselben Bauart wie in Dazar’alor. Nur hatte die Elfe dort noch gedacht, dass es zusammen mit der Pyramide erbaut wurde. Nun war eher klar, dass die Trollruinen um die Siegel herum gebaut worden sein mussten. Vielleicht als eine Art Verehrung. Das Siegel war aber auch noch durch etwas anderes als Titanensiegel und die Bauarten als aus unterschiedlichen Zeiten stammend zu erkennen. Vor dem Eingang zu diesem speziellen Raum befand sich ein ähnliches Fresko, wie das auf der Siegelscheibe gravierte, doch darauf befand sich in seinem Zentrum ein trollisches Totengesicht. Hier war es das nahezu menschlich, maschinlich anmutende Gesicht, wie die Titanen häufig dargestellt werden.

Jetzt kam ihr eine ziemlich fixe Idee in den Kopf. Sie konnte sie nicht direkt greifen und festnageln. Aber die Idee allein, dass es mindestens zwei ähnliche Gebäude der Titanen gab und die Art, wie sie selbst ihren Siegelzauber nutzte, reichte, um ihre Gedanken in eine waghalsige Phantasie zu lenken und dafür zu sorgen, dass die Magierin umgehend kehrt machte und zurück zu ihrem Aussichtspunkt rannte. Sie faltete ihre Karte auf und markierte ihren momentanen Standort und den von Dazar’alor. Der Weg vor ihr wurde mit einer Geraden durch die gesamten Inselteile verlängert. Genauso ging eine weitere Linie von der Blickrichtung der Trollhauptstadt ab. Und ihr verdacht hatte sich bestätigt. Die Linien kreuzten sich. Und schlimmer noch. Sie landeten direkt auf den langen Kanten des Blutgebäudes, welches man, vor nicht all zu langer Zeit, mitten in Nazmir entdeckt hatte.
Uldir. Es war bereits klar gewesen, dass diese großen Scheiben damit in Verbindung standen. Doch ein so direkter Zusammenhang kam der Sin’dorei erst jetzt in den Sinn.
Mit einem Kompass bestimmte die Magistrix die ungefähren Positionen der Loa Tempel. Es musste nicht allzu genau sein. Es war nur ein Verdacht, der ihr dort weiter in den Sinn kam. Die Frau markierte die Punkte der Tempel ebenfalls auf ihrer Übersichtskarte. Zusätzlich jene von Zuldazar. Sie lagen wirklich, wie mittlerweile fast schon erwartet, kreisförmig um die Insel herum verteilt. So markiert wirkte es fast wie eine Festung. Ein dicker Wall, aus den Loa gebildet, vielleicht damals noch stärker mit den früheren Existenzen selbiger, und deren Magien, verbunden, und gehalten von den Siegeln, sollte Uldir sicherlich mehr als bombensicher gewesen sein. Vielleicht war Nazmir selbst auch zu damaligen Zeiten größer gewesen, um mehr Spiel zwischen Ozean und Uldir zu haben. Aber die Theorie im Gesamten musste in Nazmir selbst weiter bestätigt werden.

“Möchtest du dem wirklich nachgehen?“

„Ich weiß jetzt, dass wir hier auf Zandalar nirgendwo eine Schmiede finden werden. Wir sind hier auf einer gigantischen Gefängnisinsel. Für mehr war dieser Teil wohl nie geplant gewesen. Aber, wenn wir wissen, wie sie ein Gefängnis aufbauen. Vielleicht kann ich davon ableiten, wie sie vielleicht ihre Strukturen im Allgemeinen hier auf Azeroth gestaltet haben. Wir folgen bewährten Baumustern. Warum nicht auch die Titanen? Vielleicht kann ich so besser erahnen, wo sich eine Suche lohnen könnte!“, murmelte die Sin’dorei entschlossen.
Und so war es beschlossen. Die Magistrix teleportierte sich kurzerhand zurück zu ihrem Wolf und führte ihn auf den Bergpfad und nach Links zur Weltenwunde. Konnte das denn wirklich Zufall sein? Die Wunde so nah an dieser Geraden des Siegels?
Der Weg für die Magierin und ihren Wolf führte zumindest durch die Wunde, immer die fiktive Gerade des Weges im Hinterkopf der Magierin belassend. Und somit einmal um den aufgerissenen Berg herum. Und wirklich. Auf der anderen Seite, direkt bei den Teegruben am Berg, war die andere Seite des Tunnels! Die alten Trolle hatten wirklich einen Tunnel geradewegs durch den Berg gebaut und, dem ersten Anschein nach, auch auf geradem Weg bis hin nach dem heutigen Uldir. Die Magistrix folgte dem noch gut sichtbaren, alten Weg. Er war auf keiner ihrer erworbenen Karten eingezeichnet. Nicht mal als Vermerk. Und außerdem. Was war dort? Direkt auf dieser Geraden zur rechten Seite des Weges? Eine weitere Weltenwunde! So lag auf jeder Geraden einer der Pyramiden gen Uldir mindestens eine Wunde! Das konnte doch kein Zufall sein. Vielleicht waren die Energien sogar mit Azeroth verbunden worden, um die Barriere zu stärken. Jetzt wo sie endgültig gefallen war, hat das Auflösen der Magien dafür gesorgt, dass die ‚Haut‘ von Azeroth genau dort aufgeplatzt war. So, als würde man sich Schneiden. Als hätten die Siegelstränge die Wunden geschnitten und die Azeritaustritte sind Teile des Wundrandes!
Die Magistrix musste jetzt einfach weiter dem unbekannten Weg folgen. So dunkel, wie es im Sumpf war, kam sie nicht umhin die Schritte des Wolfes aus zu leuchten. Sie konnten auch nur gehen. Langsam und vorsichtig. Ein schneller Ritt hätte sie entweder verraten, zu auffällig gemacht oder sie hätten den Weg schlicht verloren. Sie musste auf dieser Geraden einige Skelette in ihren rechtmäßigen Zustand, der Asche, verwandeln. Aber diese hirnlosen, ungeführten Streuner waren kein Hindernis für die Elfe. Überflutet und aufgerissen war dieser Weg. Vermutlich, so die Gedankengänge der Magistrix, ein Übel des Kataklysmus. Es wäre zumindest typisch dafür gewesen.
Es wurde wieder Tag, als sie eine Kreuzung erreichten. Eine eindeutig neue, da gerade, angelegte Straße kreuzte den alten, versumpften Weg. Vermutlich wurden die paar herumliegenden Steine schon gar nicht mehr als Weg angesehen, wo die Straße gebaut worden war. Doch die Magistrix folgte genau diesen paar herumliegenden Steinen und durchkreuzte Trollruinen. Die Struktur passte wieder nach Atul’aman und seiner Ruinen. Vielleicht war sie hier in der alten Stadt gelandet, die früher in Nazmir war. Oder es war ein Teil von Voldun gewesen, bevor es Nazmir getauft wurde? Zumindest wirkte es wie ein Wall. Vielleicht also doch eher die Außenseite einer dritten Stadt. Lang vergessen.
Dann endete der Weg einfach in einem großen Loch. Und in diesem Loch lag Uldir. Der sichtbare Teil davon. Oder noch genauer: Der Teil, der von den Trollen über dem Gefängnis Uldir gebaut worden war? Denn auf der geraden Kante des Dreieckes, befand sich KEIN Titanengesicht, sondern eine Trollmaske im Stein. Das große Loch konnte während der Flut und den Erdbeben entstanden sein. Und das Gebilde war vielleicht die Basis, auf welcher eine Pyramide stand, als auf dem Loch noch eine Stadt war. Hochgebaut auf aufgefüllter Erde? Die Magistrix ritt um das Loch herum. Auf der zweiten Seite war der Stein etwas besser zu sehen. Er hatte wirklich Ähnlichkeit mit der Maske eines Trolles. Doch ein entscheidendes Detail fehlte letztlich. Die Hauer. Es war wohl doch eher von den Titanen als Stempel gebaut worden und die Zeichen waren doch die Köpfe von Titanen, oder Titanentotenmasken.
Sie suchte die Gerade nach Dazar’alor. Vorsichtig, denn so nah an dem Loch pattroulierten nun auch Bluttrolle. Sie wollte sich, wenn möglich, nicht mit ihnen anlegen. Es waren schlicht zu viele.
Und da war er. Ein Weg. Zwar befestigt worden, von den Bluttrollen vermutlich, aber von gleicher Struktur wie die Überreste von Vol‘dun aus. Und genau eine Gerade in Richtung Dazar’alor. Da der zweite Teil auf ihren Karten vorhanden war, konnte die Magierin sagen, dass sich der Weg vermutlich angepasst hatte, da er noch genutzt worden war. Aber genaueres, würde sie auf dem Rückweg in Erfahrung bringen. Jetzt widmete sie sich erst noch der dritten Seite des Stempels.

Hier wurde nochmal deutlicher, dass das gesamte Gebiet eingesunken war. Die Ruinen hangen teilweise noch im Hang. Und auch hier. Ein Weg! Ein alter Weg, unbeachtet, als wären es nur ein paar Steine. Auf keiner Karte vermerkt. Sie folgte dem Pfad sofort. Es war schwerer, als aus der Wüste heraus. Er musste wohl als Erster der Vergessenheit anheimgefallen sein. Und was tauchte dort am Horizont auf? Auf geradem weg? Eine weitere Trollruinen. Gekennzeichnet mit demselben Siegel, wie in Atul’aman. Und bald eine Pyramide, mit der Rundung wie die beiden bereits bekannten. Behutsam wurde auch dieser Eingang erforscht. Erst waren dort nur die bekannten Spinnenweben, doch dann erblickte die Magistrix die Halle des Titanensiegels. Es war mit Verderbnis durchzogen. Jetzt war klar, dass hier die Schwachstelle eingesetzt hatte. Vielleicht wegen der Nähe zum Meer, dass dadurch das Siegel gebrochen war, als die Fluten über die Insel hernieder brachen. Ein wenig erinnerte die Verderbnis die Magierin an die Klaxxi und die Silithiden. Besonders Silithus. In seiner alten Form. Zügig zog sich die Frau zurück, bevor sie unnötig mit den Gebilden und dem Sporenstaub in Berührung kam.
Auf der Aussichtsplattform, die offenbar auch jede der drei Pyramiden hatte, ließ sich erahnen, dass sich die Stadt wieder vor der Pyramide ausgebreitet hatte. Vielleicht wirklich, von der Entfernung her, mit ihrem Zentrum über Uldir, bevor es zu einem großen Loch wurde. Genau war es bei dem Wildwuchs jedoch nicht auszumachen.
Der Rückweg lief nicht so reibungslos ab, wie erwartet. Oder erhofft. Die Elfe musste den Bluttrollen ausweichen und verirrte sich im Sumpf. Nur per Zufall fand sie eine kleine tortollanische Basis. Per gutem Zufall. Sie konnten Geschichten über die Loa erzählen. Und so konnte die Magistrix ihre ungefähren Markierungen weiter fortsetzen und zu Ende erweitern. Leider waren wohl die wichtigsten Informationen längst vergessen worden. Sie lagen wohl weiter zurück als zweihundert Jahre.
Doch zumindest der Kreis auf der Karte schloss sich. Und damit die Vermutung, dass der einzige Zweck dieser Insel ursprünglich war, die Experimente, Gefangenen und Ideen der Titanen einzusperren, zu beobachten, vielleicht Experimente durchzuführen. Was genau, hätten nur sie selbst berichten können.
Die Tortullaner warnten die Magistrix noch, nicht dorthin zurück zu gehen, wo sie auf direktem Weg zurück nach Dazar’alor gelangen würde. Aber sie wollte ihre Theorie weiterverfolgen. Erst kam sie auch gut durch. Doch dann kam sie in das stark besiedelte Gebiet der Bluttrolle. Das erste Stück konnte der Wolf noch wegrennen, das nächste Stück, konnte die Magistrix eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Doch der Strom an Bluttrollen riss nicht ab. Wo ein Troll Opfer der Flammen wurde, kamen zwei weitere nach. Und in ihrer Masse drohten sie Wolf und Reiterin zu verschlingen und als ihre nächsten Opfer zu zweckentfremden. Der Magistrix blieb nur noch die Flucht. Egal wohin. Sie griff sich blind einen ihrer Teleportationssteine, zu einem ihrer Fixpunkte, und aktivierte ihn.
Wolf und Reiterin verschwanden vor den Augen der Trolle. Und zum Glück nahmen sie nicht noch einen von ihnen mit. Zumindest hatte die Magistrix keine Lust auf Bluttroll außerhalb des zandalarischen Gefängnisses. Auch, wenn es nur einer gewesen wäre.

Hang Massive - Once Again
https://www.youtube.com/watch?v=xk3BvNLeNgw

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Unvollständig

Der Dschungel hatte für Sasarya schon immer eine besondere Faszination besessen. Das dichte Blattgrün der hohen Bäume, die drückende, feuchte Hitze unter Palmblättern, die Regenschauer die so unvermittelt kamen und gingen und die Kleidung oder Rüstung noch klammer auf der Haut kleben ließen. Sie kannte den weichen Boden, der ihre Schritte verschluckte und den Duft nach all den tropischen Pflanzen, nach den Tieren, die in diesem Dickicht lebten. Das Gefühl des Lebens in jedem Halm, jeder Pflanzenfaser. Ein Herzschlag wie ihr eigener.

Für eine Elfe des Hohen Reiches war es sicherlich nicht immer erlaubt, so zu denken.

Sehnsuchtsvoll. Heimatstolz. Sehnsucht…Heimat…

In ihrem Kopf manifestierte sich der Gedanke, dass sie eine ganz und gar verschrobene Elfe geworden war. Der Nimbus, der den Waldläufern und Weltenwanderern anhaftete, war das Eine – ihre sonderbaren Ansichten das Andere. Der Immersang war ihr Zuhause und dennoch war sie wieder hier. War erneut ausgeschickt worden, um dafür zu sorgen, dass der Krieg die Wendung erfuhr, die ihr Volk so dringend benötigte. Nach dem Fall von Unterstadt, wer wusste schon, wie lange es dauerte, bis sich die Allianz den unliebsamen Sin’dorei im Norden der Königreiche annahm? Konnte man Zeit erkaufen, indem man die Gegner in Gefechte verwickelte, die von mehr Brisanz waren? Ein kleines Gewicht mehr in die Waagschalen des Krieges werfen, wenn man Brandherde initiierte und Nadelstichoperationen durchführte, die an den Stich eines Insekts auf einem großen, gemächlichen Kriegswalross erinnerten. Noch einer und noch einer und noch einer und…

Sasarya legte den Kopf schief und blickte von einer der oberen Ebenen von Dazar’Alor hinab auf die vielen Treppen, Stufen, Plateaus, an deren Fuße man gerade noch so den Beginn des Hafens ausmachen konnte. Wenn man schon einmal mit dem Nachdenken angefangen hatte, war es gar nicht so leicht, damit aufzuhören. Die Zornesfalte auf ihrer Stirn wuchs steiler und die hellblonden Brauen zogen sich zusammen.

Vielleicht hatte man erneut ihre kleine Einheit ausgewählt, weil sie schon in Tanaan gut zusammengearbeitet hatten und weil auch die Verheerte Küste und am Ende Argus sie zusammengeschweißt hatten, wenngleich auch Kameraden gefallen waren. Die 12. Einheit des Waldläuferkorps von Quel’Thalas, abgestellt um als Auge und Ohr des Hohen Reiches zu fungieren und Unterstützung zu sein für die anderen Truppen, die in Zandalar stationiert waren. Seit dem Ende ihres Noviziats diente Sasarya in dieser kleinen Einheit. Wie sagte man doch so schön?

„Tritt der Armee bei, besuche exotische Orte, triff viele andere Personen und töte sie.“

Der Dschungel war in Sasaryas Lebenskurve ein regelmäßiger Puls geworden. Schlingendorntal, Tanaan und nun Zandalar. Vielleicht sollte sie sich wirklich schuldig fühlen, dass sie den Dschungel so sehr mochte. Aber wenn man so lange von Zuhause fort war und dort nur ab und zu noch ein Gastspiel gab, wie konnte man sich dann für diese Gedanken schämen? Wenn man so viele unterschiedliche Stimmen und Sprachen hörte, Worte daraus lernte und aus den verschiedensten Töpfen kostete, wie konnte man jemals wieder nur eine Waldläuferin von Quel’Thalas sein?

Nein – nicht nur. Sasaryas Gedanken überschlugen sich erneut. Sie war eine Waldläuferin ihrer Heimat und sie war auch eine Reisende, auf ihrem eigenen Weg, wohin er sie auch immer führen würde, mit eigenen Gedanken und Gefühlen, Wünschen und Träumen. Es war nicht versprochen, dass sich etwas davon erfüllen würde, es war nicht gesagt, dass sie nicht in der nächsten Woche mit ihrer Einheit wieder nach Hause geschickt werden könnte oder dass sie, wenn sich die Lage zuspitzte, irgendwo an einer der vielen Fronten das Zeitliche segnen würde. Sie war…ihre Geschichte war unvollendet, noch nicht fertig, war noch zu schreiben und wer auch immer sie am Ende lesen würde, sollte vielleicht zumindest wissen, dass sie den Dschungel immer über alles gemocht hatte.

Keine falsche Scheu.

Sasarya legte die Hände flach auf das Geländer und strich mit ihren Fingern über den Sandstein, nahm den Anblick der Stadt im Sonnenuntergang in sich auf, hörte das Kreischen der Vögel, die im Wind tanzten und roch die salzige Luft, die vom Hafen heraufstieg. Sie atmete ein, hielt die Luft in ihren Lungen und atmete dann nach einer ganzen Weile wieder aus, löste sich von dem Geländer und machte sich auf den Weg, die Treppen hinab zum Hafen. Flinken Schrittes, während sich die Wolken erneut verfinsterten und einen neuen Schauer ankündigten. Kurz blickte sie nach oben in das Weiß-zu-Grau, das Wolkenberge auftürmte, und lächelte schmal.

Gleich würde es regnen.

Rekrutiert und inspririert von den Wanderern dieser Seiten
Niedergeschrieben zu: X Japan: Forever Love

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[Ölkanne & Luke]

Mehrere kräftige Klopfgeräusche waren an der verschlossenen Tür zu hören.
Es dauerte einen Moment, bis man hinter der verschlossenen Türe dumpf Schritte hören konnte. Langsam wurde die Tür geöffnet und Idonir spähte durch den Spalt hindurch.
Oonayepheton räusperte sich leise. Der Dämonenjäger war ganz offensichtlich - unüblich für seine Art - unbewaffnet. Und in Begleitung. Sein Blick war eben so spürbar wie irritierend für den Elfen, ebenso wie einige Tage zuvor. Der Gruß fiel kurz aus, klang aber nicht unhöflich oder feindselig.
Linndriel stützte sich mit einer Hand haltsuchend an der linken Schulter des Dämonenjägers ab. Sie war auffällig blass um die Nase und ihr Gesicht wirkte unnatürlicherweise eingefallen. Ihr Kopf schnellte just hoch, als sich die Tür nach einem Moment des Wartens öffnete, das Reden jedoch schien sie ihrer Begleitung zu überlassen.
Idonir betrachtete die zwei Gestalten vor ihm. Den Dämonenjäger erkannte er sofort, die Dame im Bunde wurde einen Moment länger beobachtet, ehe er die Tür etwas weiter öffnete. Noch nicht weit genug, dass die zwei eintreten hätten können, aber immerhin zeigend, dass man gewillt war zu lauschen.
“Ich weiß, Ihr eröffnet erst in ein paar Tagen, aber hättet Ihr vielleicht dennoch einen Augenblick… ich fürchte, ich habe hier ein Problem, dessen man sich im dieser Stadt anderweitig nicht angemessen annehmen kann”, sagte der Illidari.
“Ich finde nicht, dass sie aussieht wie ein Problem”, antwortete der Elf hinter der Tür ruhig - vielleicht ein Kompliment? Danach sah er kurz hinter sich - es war seltsam still. “Was benötigt Ihr?” Der Blick lag noch immer auf der Sin’dorei, auch wenn sie nicht sprach. Dass es ihr wohl nicht gut ging, schien ihm nicht zu entgehen.
Ein vollkommen neutraler Handweis seitens des Illidari ging auf die Sin’dorei. “Zu lange seekrank. Ordentliches Essen, dennoch leichte Kost für den Anfang und vielleicht einen Heiler. Ich dachte, so etwas müsse es bei Euch geben. So etwas in der Art.” Der Dämonenjäger schien vor allen Dingen eines: Nicht um den heißen Brei zu quatschen. Sicherlich für die ein oder andere Situation vor Vorteil - und für andere eher nicht. Er wirkte nüchtern und abgeklärt.
Linndriel warf Oona bei seinen Worten einen schiefen Blick zu, hatte jedoch nicht die Kraft, sich über seine Aussage zu ärgern. Als der Elf an der Tür zu sprechen begann, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf diesen und bemühte sich darum, ein freundliches Lächeln aufzusetzen, wohl in der Hoffnung, dass ihnen so eher Einlass gewährt werden würde. Oona tat schließlich nicht gerade viel dafür, höflich zu erscheinen - oder zu sein.
“Seekrank”, wiederholte Idonir, atmete ruhig durch und schien einen Moment zu zögern. “Wartet einen Moment.” Und lauter rief er, während er im Haus verschwand: “Nathanjael?”
Ungesehen von der Tür aus, war Nathanjael bereits auf die Stimmen von unten aufmerksam geworden und hatte sich darum bemüht, durchgängig zu lauschen. Das Buch, in dem er gelesen hatte, hatte er bereits fortgelegt, war herabgeklettert und lehnte nun abwartend über dem Geländer. Nathanjaels Blick senkte sich gen Idonir und er hob eine Braue. “Ja, Herr Tanzmichtot?”
Idonir hatte den Kopf angehoben, den Blick auf Nathanjael gerichtet. Mit einer kurzen Bewegung der Hand winkte er ihn nach unten.
Linndriel versetzte Oona einen sachten Hieb in die Seite. “Mit Höflichkeit hast du’s wirklich nicht.” flüsterte sie ihm zu und schüttelte sacht den Kopf.
Oonayepheton richtete das Gesicht auf Linndriel aus und schürzte die Lippen, abschätzend wie es aussah. “Dafür ist keine Zeit.”
Linndriel verdrehte theatralisch die Augen. “Ich sterbe ja nicht innerhalb der nächsten Minuten.”
Die Tür stand noch immer offen, vermutlich konnten die beiden draußen die Stimmen im Hause hören - ebenso wie die Ihren drinnen zu hören waren.
Nathanjaels Ohren zuckten wieder, als parallel fremde Stimmen erklangen. “Gäste, nehm ich an… Und jetzt? Lass sie doch herein.”
“Die wollen Essen und einen Heiler…”, sagte Idonir, wartete dann aber keine weitere Antwort ab und trat wieder zur Tür. Nathanjaels Worte reichten ihm wohl.
Zaazel trat aus ihrem Zimmer auf den oberen Flur und schaute über die Hängebrücke nach unten, als sie die Stimmen hörte.
Nathanjael blinzelte abermals. “N Heiler…?” Er seufzte leise, ehe er herunterkam. Dann schaute er sich kurz im Raum um, fast prüfend, ehe er gen Türe und Gäste trat.
Die Miene des Illidari fand zurück in ihre Neutralität, als er den Kopf wieder auf das Holz der Tür ausrichtete. Selbst wenn er gelauscht haben würde, so hätte man es ihm nicht angesehen. Ein vollendetes Pokerface.
Idonir öffnete die Tür nun weit genug, dass beide eintreten konnten. “Kommt rein”, sagte er.
Der Dank des Illidari fiel ebenso kurz und bündig, aber dafür deutlich aus. Es fiel auf, dass er tatsächlich Rücksicht auf die Sin’dorei nahm und sie stützte. Linndriel nickte dem Elfen dankend zu, während sie sich an Oona festklammerte und auf wackeligen Beinen den Fuß über die Schwelle setzte. Der hielt inne, als Nathanjael hinzutrat und wiederholte den kurzen Gruß.
Nathanjael machte Platz, als die Fremden eintraten. Er sah etwas irritiert aus. "Darf man erfahren, wie… Was genau geht hier vonstatten? Setzt euch aber erstmals, sucht euch einen Tisch… " Er kratzte sich am Kinn. “Wir haben ja Zeit… Hrmm…”
Die Tür wurde letztendlich wieder - leise - geschlossen. Der Raum selbst war ganz offensichtlich schon mitten in den Vorbereitungen für die Eröffnung. Es sah makaber festlich aus.
Zaazel blickte von ihrem Aussichtspunkt oben auf die eintretenden Gäste herab und neigte das Haupt, blinzelnd.
Oonayepheton half der Elfe auf den Stuhl und drehte sich dann in den Raum um. Es war nicht erkennbar, ob er etwas davon begutachtete, was da an Dekoration bereits hing.
Linndriel sank vorsichtig auf den Stuhl. Als hätte sie vor Anstrengung die Luft angehalten, atmete sie hörbar aus, sobald sie nicht mehr auf ihren kraftlosen Beinen stehen musste. Sie warf Oona einen dankbaren Blick zu, sparte sich jedoch jegliche Worte. Sogleich wanderte ihr Blick musternd durch die Räumlichkeit.
“Er meinte sie ist seekrank”, sprach Idonir mit gedämpfter Stimme, während er die zwei Fremden beobachtete.
Nun, da die unverhofften Gäste den Raum betreten hatten, musterte Nathanjael die beiden - wenn auch von hinten - ausführlich. Er hrmmte und wirkte gar eben etwas nachdenklich. “Ein Opossum in Beutebucht… Hat man auch nicht so oft.” Opossum? Was? Erneut kratzte er sich am Kinn und schaute zu Idonir. “Die standen einfach vor der Türe, ja? - Seekrank?” Dann zu der Dame. "Eigenartig, Seekrankheit hält in der Regel nicht so lange an… "
Kurz zuckte ein Ohr und der Illidari verbesserte: “War. Wenn sie nichts vernünftiges zu essen bekommt, denke ich werden die kommenden Tage recht lustig. Nicht.”
“Braucht ihr da unten Hilfe?” fragte die Blutelfe von der oberen Etage hinab, während sie sich etwas vorbeugte. “Ansonsten mache ich mit den Stoffen weiter.”
Der Kopf des Illidari ging nach oben. Zaazel konnte den unsichtbaren Blick spüren, der sich auf sie richtete. Vielleicht ein seltsames Gefühl, so ohne direkten Augenkontakt.
Idonir schien die Entscheidung wohl Nathanjael zu überlassen. Kurz wanderte sein Blick hoch zu Zaazel, er antwortete ihr mit einem schmalen Schulterzucken.
Nathanjael trat näher an die zwei heran. "Ich bin Nathanjael. Dies hier ist Idonir und das Hühnchen ist Zaazel. Nur, damit man sich mal vorgestellt hat… " Er blickte dem Jäger entgegen.
Oonayepheton richtete das Gesicht auf Nathanjael aus. “Oona. Das hier ist Linndriel.”
“Vielen Dank, dass ihr uns hereingelassen habt. Das ist wirklich großzügig von Euch”, fügte sie mit schwacher Stimme an die Worte Oonas an, noch immer darum bemüht, möglichst höflich zu erscheinen. Oonayepheton schien auf etwas herumzukauen, und wenn es nur die eigenen Gedanken waren, als er hinzufügte: “Wir zahlen natürlich. das sollte alles abgedeckt werden. Mir ist klar, dass das vielleicht mehr Aufwand in Euer Haus schleppt, als Ihr gebrauchen könnt so wenige Tage vor der Eröffnung.”
Nathanjael nickte auf die Vorstellung und die Worte der beiden hin und schaute über die Schulter auf zu Zaazel. “Ich glaube du kannst nicht direkt etwas tun, es sei denn, du kennst dich mit Krankheiten aus…” Er schaute zurück. “Also sie ist… oder war… seekrank, ja? Nun da lässt sich nicht viel machen, ohne genauere Analyse. Wir können euch allerdings eine warme Mahlzeit und ein bequemes Bett anbieten.” Er sah zu Linndriel. "Keine Ursache… Das Positive bei so einem Bordell ist, dass man im wahrsten Sinne des Wortes aufgefangen wird, egal wer man ist und woher man kommt… "

“He Kleine”, sagte die dralle Shal’dorei zu Zaazel und trat ebenfalls auf die Hängebrücke.
Zaazel hatte die fein geschwungenen Lippen etwas schmal gezogen, als der Tättowierte sie angeblickt hatte. Auf die Stimme Azaleas hin wandte sie aber den Kopf. “Oh, Hallo.”
Azalea grinste. Sie wischte sich die schmutzigen Fingerspitzen ab und verstaute den Lappen halb gestopft in der Gürteltasche. “Ich habe Stimmen gehört. Ist 'was passiert?”
Idonir verschwand hinter dem Ausschank. Irgendwo gab es hier sicher Wasser. Was das Essen anging, ließ er ganz offensichtlich Nathanjael das Machtwort. Es dauerte nicht lange, bis der Sin’dorei mit der schönen Nase wieder auftauchte und einen Krug mit Wasser auf den Tisch vor Linndriel abstellte. “Wir haben auch Rum, oder andere alkoholischen Getränke, wenn Ihr das bevorzugt, werte Dame.”
Linndriel blickte zu Idonir hinauf und warf ihm, so weit es ihr möglich war, ein dankbares Lächeln zu. “Dankeschön, Wasser dürfte fürs erste reichen.” Sie griff sogleich nach dem Glas und nahm einen vorsichtigen Schluck davon.
Idonir schenkte ihr ein schmales, aber ehrliches Lächeln. Danach machte er ein paar Schritte zurück.
“Wir haben Gäste unten. Eine von ihnen scheint krank zu sein”, antwortete Zaazel der etwas drallen Nachtgeborenen. “Brauchen vielleicht was zu essen.”
“Etwas das ich noch nicht gegessen habe meinst du?” grinste Azalea und spähte nach unten. “Ich glaube, es ist noch Brot und Eintopf da. Ist halt eigentlich nicht für Gäste.”
Zaazel erwiderte: “Ich habe heute früh Obst aus dem Hafen besorgt … einer der Kapitäne hat mir noch ein paar Gefallen geschuldet, aber die sind eigentlich auch für die Eröffnung.”
“Hm”, meine Azalea. “Obst ist angeblich gesund. Vielleicht wenn wir es kleinschneiden?”
“Ja, ich mach mich sofort dran. Wie weit bist du mit dem Putzen der Zimmer?..”
“Fast fertig. Ich fege gerade noch.” Azalea deutete über die Schulter nach hinten, wo ein Besen emsig durch das Zimmer fegte.
“Kannst ja gleich nachkommen. Nachher wollte ich noch ein wenig Schneidern, da könnte ich Hilfe brauchen. Aber dazu später.” Zaazel schmunzelte und streckte die Arme hinter sich, dann wandte sie sich um und ging nach unten.

Nathanjael winkte flüchtig ab. Dann drehte er sich um und schaute hinauf. Wo war die Elfe denn? Ein Schritt in den Raum folgte. "Lea…?" fragte er dann. "Gut, das du da bist… Würdest du mit Zaazel was vom Eintopf bringen? Und kennst du dich mit sowas aus? Krankheiten gehörten nie in meinen Aufgabenbereich…" Er blinzelte sie von unten an und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ist gut!" warf Azalea Zaazel nach, dann, nach unten: "Eintopf? Kommt! Die kleine hat noch Obst, wollt ihr das auch?"
"Ach, im schlimmsten Fall helft Ihr uns bei der Eröffnung einfach", sagte Idonir in die Richtung des Dämonenjägers.
Oonayephetons Braue hob sich marginal. Und war das ein Zucken des Mundwinkels? Er antwortete nicht auf die Aussage. Aber selbst für einen Blinden war ersichtlich, dass er dachte.
Nathanjael schaute knapp und prüfend zu Idonir und dem Illidari. Dann ging der Blick wieder zu Azalea hinauf. "Wird nicht schaden, denke ich… Einfach anbieten, durch Gelüste wird der Körper sich nehmen, was er braucht." Nathanjael streckte Azalea einen Daumen entgegen.
Linndriel nahm einen erneuten Schluck, während ihr Blick zwischen den Anwesenden hin und her schweifte und sie alles stillschweigend beobachtete.

“ICH LEBE! Zuhause!”, quäkte eine sehr laute und eine sehr durchdringende Stimme.
Oonayepheton drehte sehr kurz den Kopf ins Profil, als würde er einen Blick über die Schulter zu Linndriel werfen, dann zuckten beide Ohren ob des Geschreis.
Nathanjael hörte ganz entfernt ein Zwitschern eines unbedeutenden Vogels, der wohl gerade gegen eine Scheibe geflogen war… Er seufzte. Greez…
Der Goblin, der mit nichts anderem als einer vollkommen zerfetzten Hose bekleidet war, stiefelte mit patschenden Füßen mitten in den Raum hinein und schmiss die Tür hinter sich ins Schloss. “Endlich zurück”, seufzte er. “Wer is die da oben?” Er verdrehte den Kopf nach der Shal’dorei und richtete seine kaputte Hose.
Nathanjaels Blick richtete sich auf den Goblin. “Ja… Willkommen zurück…” Er antwortete direkt. “Azalea.”
“Ich bin hier am meisten Frau, ja!” lachte die Dicke von oben her, ehe sie umdrehte und entschwebte, um das gewünschte Futter zu besorgen.
“Sehr schön.” Der Goblin streckte sich und kratzte sich am Bauch. “Hab se noch nie hier gesehen, naja ganz egal.”
Idonir warf einen Blick zur Tür und beobachtete den Goblin für ein paar seiner Schritte, ehe er zurück zu den beiden Gästen sah. “Wollt Ihr auch etwas trinken?” Da Linndriel bereits etwas in Händen hatte, war wohl eindeutig der Dämonenjäger gemeint.
Oonayephetons Gesichtszüge entgingen nur knapp einer seltsamen Entgleisung. Offensichtlich war sein Fokus auf den Goblin gerichtet. Dann neutralisierte sich die Miene wieder. “Ich brauche nichts, vielen Dank”, antwortete er beinahe gesittet.
“Keine falsche Scheu, wenn Ihr es Euch anders überlegt”, sagte Idonir.
Oonayepheton nickte sachte. Jetzt zuckten die Mundwinkel in ein kurzes - jedenfalls etwas freundliches. Wahrscheinlich.
“Na, wie gehts dir, Langer?” Greez grinste Nathanjael an, er sah aus, als hätte er harte Tage durchgemacht.
“Den Umständen entsprechend. Ich wurde immerhin bereichert. Und unser Haus auch, zumindest, wie es aussieht, für ein paar Tage.” Nathanjael deutete auf den Dämonenjäger und die Frau. “Die junge Frau ist seekrank und sie erbitten Asyl.”
“Ich habe bei einem Troll gesoffen, ging KO und nach zwei Tagen war ich nackt, wach und habe diesen tollen Talisman bekommen.” Greez deutete auf seinen Talisman. Eine schwache magische Präsenz ging davon aus. “Also eine Situation, die nur positiv für mich ausging!” schwadronierte der Goblin. Es reichte im Übrigen völlig, dass er sich selbst zuhörte. Schließlich war er wichtig. Und grün.

Maerceci war von der Bucht zum Haus zurückgekehrt. Als er hineinging grüßte er im Vorbeigehen Zaazel freundlich und übertrat die Schwelle, um sich zunächst einmal umzusehen.
Die Sin’dorei nickte ihm zu, während sie noch in ein, zwei Kisten herumkramte, um dann ebenfalls in das ehrenwerte Etablissement zurückzukehren. Sie passierte Maerceci und stellte die kleinen Kisten in ihren Armen auf die Theke, holt dann mehrere Bananen hervor, die sie schälte und in kleine Scheiben schnitt. Danach wusch sie Mandarinen, schälte sie ebenfalls und legte die Stückchen zu den Bananen auf einen Teller. Auf einem Tablett trug sie das Obst zum Tisch und stellte es vor Linndriel ab. “Hier, wenn du dich besser fühlst und Hunger hast.”
“Vielen Dank. Sehr lieb.” Linndriel warf der Elfe ein sachtes Lächeln zu und blickte dann auf das Tablett mit Obst. Auch wenn ihr Körper das Essen nötig hatte, schien sie trotzdem nicht gerade angetan zu sein von dem Anblick. Kaum merkbar verzog sie das Gesicht, griff mit spitzen Fingern nach einem Stück Banane und führte dieses langsam in Richtung Mund, als sei alleine die Bewegung schon eine Qual. Beim Kauen schaute sie nicht weniger begeistert drein, arbeitete viel zu lang an dem kleinen Stückchen und brauchte mehrere Anläufe, es hinunterzuwürgen.
“War seekrank”, verbesserte Idonir Nathanjaels Aussage mit erheblicher Verzögerung, die er vorhin selbst so getätigt hatte. Der Blick war weiterhin auf den Dämonenjäger gerichtet gewesen, erst Zaazels Auftauchen hatte ihn abgezogen.
“Wyv…” Maerceci stockte mitten im sprechen und fuhr anders fort. “Nath. Deine Kiste sollte angekommen sein. Deine war leider etwas früher dran, als meine.” Er schüttelte leicht den Kopf und ging dann weiter, lehnte sich gegen einen Tisch und musterte die Anwesenden.
Nathanjael sah zu Maerceci und nickte grüßend “Klingt gut. Ich schau sie mir gleich an.” Ehe sogleich eine Anweisung folgte: “Würdest du mir eben den Schlüsselbund aus dem Wachzimmer bringen?” Er deutete hinauf. Dann ging er bereits auf den Dämonenjäger und Linndriel zu.
Maerceci nickte und ging der Anweisung nach.
Nathanjael sagte: “Also… Gleich bekommt ihr etwas zu essen. Ein Zimmer wird euch auch gestellt… Über die Bezahlung lässt sich reden, aber Idonirs Vorschlag war nicht verkehrt.” Er schmunzelte knapp.
“Haben wir noch eine Kokosnuss? Greez quatscht wieder zu viel”, bemerkte Idonir in klangvollem Thalassisch.
“Ja, wieso?” fragte Zaazel ebenso zurück und ergänzte: “Die sind aber noch draußen.”
“Draußen? Hm.”

Azalea machte sich nur kurz nach Maerceci wieder auf den Weg nach unten. weitaus langsamer natürlich, der Eintopf sollte ja nicht für die Treppe sein.
"Hier." Maerceci streckte Nathanjael die Hand entgegen. Auf dem Zeigefinder baumelte der Schlüsselbund.
Nathanjael nickte Maerceci zu. "Danke… " Er nahm den Bund entgegen und klapperte damit, als er Schlüssel für Schlüssel anschaute, den passenden fand und abnahm.
"Wer is denn dieser Bursche hier?" Greez watschelte etwas näher an Oona heran.
Oonayephetons Gesicht war der Geste mit dem Tablett gefolgt und sein Fokus schien eben da einen Augenblick zu ruhen, dann ging das Gesicht Nathanjael zu. "Worüber sprechen wir hier in den Feinheiten?" Ein seltsamer Unterton. Und ein langsames, schräges Lächeln zeichnete sich ab.
Unmittelbar senkte sich das Gesicht auf den Goblin. Das Lächeln verschwand. Der Dämonenjäger ließ sich stumm begutachten.

Azalea setzte eine Schüssel mit dampfendem Eintopf auf den Tisch. Darin schwammen Kartoffelstücke, Karotten, Böhnchen, etwas Speck und zerkochtes Fleisch. Dazu reichte sie einen Löffel und einen Kanten Brot. Azalea trat etwas zurück, ehe sie ihren breiten Donnera.rsch auf der Treppe platzierte, leger, und zur Versammlung hinüberschaute. Neugierig war man halt schon.
Nathanjaels Blick legte sich auf den Jäger und kurz grinste er. "Oh, da gibt es viele Möglichkeiten… Ich bev-…" Er schaute zu Greez. "Die Erwachsenen unterhalten sich gerade… " Er hob eine Braue. "Das ist ein Dämonenjäger, offensichtlich… Oona, war der Name. Nun, wo war ich… " Er reichte Oona den Schlüssel. Auf dessen Kopf war das Logo der Ö&L abgebildet.
"Die Augenbinde hat Style mein Freund", sagte der Goblin vollkommen unbeeindruckt, hob den Finger und grinste. "Das sieht gut aus!"
"Greez?" mischte sich Idonir ein und versuchte, die Aufmerksamkeit des Goblins zu bekommen. "Draußen sind noch ein paar Kokosnüsse."
Oonayepheton nahm den Schlüssel entgegen, ohne das Gesicht von dem Goblin zu wenden. Zielsicher, hätte man meinen können. "Die Firma dankt", erwiderte er trocken - und es war nicht ganz klar, an wen der Dank nun gerichtet gewesen war. Er ersparte sich jedenfalls eine Erklärung zum unschönen Anblick hinter dem Stoff.
Nathanjael nickte und ging wieder auf gesunden Abstand. Er hängte den Schlüsselbund an die Hose, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte und abwartend zu Greez sah.
"Da müsste ich mich ja rausbewegen - keine Lust!" antwortete der Goblin Idonir, winkte ab und blinzelte wieder zu Oona auf. "Ich bin Sir Greez Betaisodona aka Pfirsichbacke." Er salutierte dazu.
"Ein Versuch wars wert", sagte Idonir leise, ehe er sich an den Ausschank lehnte. Kurz begutachtete er den Eintopf auf dem Tisch. Zur Stärkung sicherlich absolut akzeptabel.
"Du heißt nicht Pfirsichbacke…", sagte Nathanjael.
Maerceci ging still an Nathanjael vorbei und setzte sich entspannt auf einen Stuhl. Er legte ein Buch auf den Tisch und ein Emblem daneben. Goldene Fassung mit einem schwarz-violetten Kristall in der Mitte, falls man dem Aufmerksamkeit schenkte. Anscheinend las er etwas… So ein seltener Anblick!
"Ich bin aber die Pfirsichbacke!" Greez sah zu Nathanjael. "Kann man ja als Spitzname nehmen, ich bin bestimmt so süß wie ein Pfirsich." Er grinste breit.
"Sir Greez Betaisodona oder aber Pfirsichbacke, meinen Gruß", sagte der Illidari in absolut neutralem Tonfall. Sicher dachte er gerade. Was genau, das ließ sich schwerlich erraten.
Aeshma gröhlte. "Hat er wirklich Pfirsichbacke gesagt?! Huahuahua…"
Hat er, ganz offensichtlich.
"Hat ihm keiner gesagt, dass ein sch.eißgrüner Pfirsich alles andere als sch.eißreif und süß ist? Geschweige denn weich an den richtigen Stellen", feixte der Dämon.
"Ja, furchtbar süß, dich will jedes Wesen auf der Stelle vernaschen… Verwechsel dich bitte nicht mit Idonir, Greez", unterbrach Nathanjael unbewusst Oonas inneren Dialog. Er hrmmte. "Weißt du noch, wie mein Getränk ging? Das mit den Kokosnussstücken. Würdest du mir eins machen? Bitte."
"Dann muss ich trotzdem rausgehen", widersprach der Goblin und schaute zu Zaazel. "Hol mal eine Kokosnuss rein." Er rieb sich übers Kinn und grinste dann zuckersüß - nach Goblinstandart, versteht sich. "Bittäh?"
Linndriel hatte der Nachtgeborenen dankbar zugenickt und starrte beinahe verzweifelt auf den Eintopf vor sich, der unter anderen Umständen innerhalb weniger Minuten hinuntergeschlungen worden wäre. Doch in ihrem Zustand drehte sich bei dem Geruch sogleich der Magen um. Und noch einmal. Wie in Zeitlupe griff sie nach dem Löffel, tunkte ihn in das Essen, und führte ihn dann Richtung Mund. Sie pustete einige Male, versuchte Zeit zu schinden und beobachtete währenddessen Oona bei seinem Gespräch mit dem Goblin.

Oonayepheton drehte den Kopf Nathanjael zu. "Ich glaube, Ihr wolltet etwas davon erwähnen, was Ihr bevorzugt." Der Illidari strahlte vollendete Ruhe aus. Er drehte sich nicht nach Linndriel um, so als diese geradewegs so sicher wie in Abrahams Schoß.
"Es gibt auch Kokosnüsse hinter der Bar", sagte Nathanjael gerade.
Zaazel seufzte und schob sich zwischen den Herren und dem Goblin vorbei. "Die hinter der Bar sind aber Bestand, die anderen haben wir noch nicht gebucht. Da fällt das nicht so auf …" Und so machte sich die Schmugglerin auf den Weg nach draußen.
"Wirklich!" Das selektive Gehör des Goblins funktionierte zu einhundert Prozent. Seine Augen wurden groß und schon sprintete er hinter die Bar und begann - lautstark - zu suchen.
"Hm", machte Maerceci. Er klappte das Buch zu und steckte beides wieder weg. Langsam kehrte er zu den anderen zurück und überlegte, ob er etwas zu trinken haben wollte oder nicht…
"ICH mag KokosNUSS, du magst KOKOSNUSS!.." Bei der heftig polternden Aktion suchte der Goblin wohl nach den Kokosnüssen und dem Rest für das Getränk. Und sang dabei. Nicht weniger laut.
Nathanjael blickte zu Oonayepheton. "Es gibt einige Sachen, die ich bevorzugen würde… Hrmm. Aber nein, im Grunde überlege ich, wie ihr sinnig bezahlen könntet. Geld ist natürlich immer eine Lösung, für meinen Geschmack aber zu simpel… Ich zahle lieber mit Gefallen." Eine Hand hob sich und er kratzte sich durch den Bart, zupfte auch leicht daran. Er überlegte. Dann folgte ein Schwenk mit der Hand. "Ich bin mir nicht sicher, was ihr allerdings im angemessenen Rahmen findet. Wie wäre es, wenn Ihr zunächst einen Vorschlag anbringt?"
"DA sind sie ja!" krähte Greez und schon hörte man es nur noch lauter poltern und ebenso noch lauter singen.
Oonayepheton webte die Hand zwischen die Bandagen und hielt dann wortlos einen tiefdunklen schwarzen Diamanten ans Licht. Der Stein wurde geschliffen. "Fürs erste", beantwortete er die Frage. "Für Vorschläge Eurerseits offen."

  • Teil 1/5
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Idonir fuhr sich, nicht untypisch, mit der Hand durch die langen Haare, um ein paar der Strähnen aus dem Gesicht zu ziehen. Danach landete der Blick bei Linndriel. “Reicht Euch Essen und eine gute Portion Schlaf? Oder benötigt Ihr doch eher einen Heiler?”
Linndriel blickte über ihre Schulter hinweg zu Idonir, während sie den Eintopf mit ebensolcher Mühe hinunterwürgte, wie zuvor die Banane. “Ich denke ein Heiler wird nicht nötig sein. Ich muss nur wieder etwas zu Kräften kommen.”
“In Ordnung. Lasst es Euch schmecken - aber macht langsam. Nicht, dass wir hier noch putzen müssen.” Er schenkte ihr ein schiefes, aber kein böses Grinsen.
Linndriel erwiderte das Grinsen mit einem entschuldigenden Lächeln. Sie wandte sich wieder dem Essen zu, legte den Löffel bedächtig zurück in die Schale und schien für sich beschlossen zu haben, fürs Erste beim Obst zu bleiben. Klein anfangen.
“FERTIG!” Greez watschelte zu Nathanjael - mit einem Glas seines Getränks in der linken und in der rechten Hand eine Kokosnuss. Das Getränk streckte er dem Elfen schon auf dem Weg entgegen, stellte es dann aber in Ermangelung von Beachtung stumpf auf dem Tisch ab, ohne etwas von seiner äußerst guten Laune einzubüßen
Zaazel, ein halbes Dutzend Kokosnüsse in den vor der Brust verschränkten Armen, kickte die Tür ins Schloss und blieb stehen. Der Blick schoss zu Greez, der ganz offensichtlich den Vorrat hinter der Theke geplündert hatte. Die leuchtenden Augen ähnelten alsbald Dolchen. “Hab ich die nun umsonst geholt, oder wie?”
“Daran merkt man, dass deine Ohren kürzer sind als meine”, kommentierte Azalea nickend.
“Mehr Kokosnüsse sind immer gut - du brauchst ja auch welche, hast ja oben nichts, Spitzohr”, grinste der Goblin und schlug die Kokosnuss auf seinen Schädel. Es klappte! Die Schale brach.
Maerceci lehnte sich mit dem rechten Arm auf den Tresen und hielt sich dann auf die Worte von Greez die freie Linke vor den Mund, um sein Lachen zu verbergen. Er blickte zwischen Sin’dorei und Goblin hin und her.
Greez hatte bereits damit begonnen, die Kokosnuss zu verspeisen, grinsend und ohne Schale versteht sich.
Zaazel schielte verstimmt zu ihrem zwischen den Kokosnüssen versteckten Ausschnitt und zog einen Schmollmund, während sie ihre Fracht an der Theke ablegte. “Aber du räumst die dann weg!”
“Komm ich meins nicht so.” Der Goblin hielt Zaazel die andere Hälfte der aufgebrochenen Kokosnuss hin. Friedensgeschenk?
Zaazel seufzte und beugte sich zu dem Goblin hinab, blieb aber etwas auf Abstand. In Ohrensicherheit. “Danke. Kannst mir nachher ja helfen, die anderen Kisten reinzubringen.”

Nathanjaels Blick legte sich auf den Edelstein. Eine Weile blieb der Blick dort hängen, ehe er den Drink von Greez endlich überhaupt registrierte. "Danke…", sagte er und dann: "Ich vermute, den könnt ihr anderweitig eher gebrauchen… Könnt Ihr tanzen?" Der Blick wanderte wieder auf Augenbindenhöhe, er schmunzelte beinahe schelmisch.
Linndriel hatte das Gespräch zwischen Oona und Nathanjael beiläufig mitverfolgt und begann lauthals zu husten, als dieser den Dämonenjäger fragte, ob er tanzen könne. Da hatte sie sich doch glatt an der Banane verschluckt.
"Ich kann ihm zeigen, wie man tanzt", sagte Idonir.
Oonayepheton lachte. Lautlos. Beide Zahnreihen wurden sichtbar, die spitzen Eckzähne, die einem Kaldoreigebiss frappant ähnelten. "Tanzen? Das wollt Ihr nicht sehen. Meine Tänze finden nicht auf dem Parkett statt." Er ließ den Edelstein verschwinden, lachte aber immer noch. Man konnte den Kehlkopf hüpfen sehen.
"Ich bin mir sicher, dass jeder in diesem Raum absolut nichts dagegen hätte Euch tanzen zu sehen", sagte Idonir.

"Seh ich aus wie ein Schlepper!?" Greez deutete auf Maerceci. "Nimm den da."
Maerceci hatte Mühe, vor unterdrücktem Lachen nicht zu weinen.
"Du siehst aus wie ein starker Goblin, der sicher mindestens eine Kiste Kokosnüsse tragen kann", sagte Zaazel.
"Fast so stark wie ein Oger, der Greez", nickte Maerceci und grinste ihn dabei an.
"Kann ich schon, aber", schmatzte der Goblin, "Ich esse und habe keine Lust." Er zuckte mit den Schultern.
"Drum sagte ich nachher …" Zaazel rollte mit den strahlenden Augen, hockte sich dann mit dem Hintern auf die Theke, hob die Beine an und schwang sie auf die andere Seite.
"Hab heute eine gute Tat getan, reicht für die Woche." Greez rülpste lang und eindrucksvoll.
Zaazel fluchte leise und murmelte: "Möge dein Badewasser immer nach Rosen duften, Goblin."
Maerceci schaute noch kurz zu Zaazel, dann aber wieder zu Greez. Leicht schüttelte er seinen Kopf und lehnte sich wieder an.
Azalea drückte sich in die Höhe und schwang den prachtvollen Walhaihintern wieder die Treppen hinauf.

Nathanjael stieg zwar nicht ins Lachen mit ein, doch das Grinsen blieb bestehen. "Ich weiß, was Ihr meint… Aber doch ähnelt es manchmal dem klassischen Tanz. Dazu Idonirs Angebot… Es ist nämlich so… Eine unserer Hauptattraktionen, Mobsie Megatop, ist kürzlich abgesprungen. Sie hat sich… auf mysteriöse Art und Weise verschwinden lassen, wie ich heute Morgen mitbekommen habe… So fehlt uns eine Nummer." Er hob eine Braue.
Idonir lehnte noch immer an der Wand, ein amüsiertes, vielleicht sogar provozierendes Grinsen, auf den Lippen.
Aeshma kreischte vor Lachen. "Da tanzt ein Grubenlord eleganter als du Trottel!"
Halts Maul. Können ja nicht alle so furchtbar elegant hüfeln wie du, du Lurch.
"Selber Lurch", japste der Dämon. "Vielleicht hilfts ja, wenn wir die Phasenverschiebung ein wenig aufheben und du dein Gleichgew-"
"Ja, Oona", unterbrach Linndriel die stumme Rede, "klingt doch eigentlich nach einer guten Idee, findest du nicht?" Trotz ihres Zustandes konnte sie sich das feixende Grinsen, welches von einem Ohr zum anderen reichte, nicht verkneifen.
"Seht Ihr. Wir alle wollen Euch tanzen sehen", verstärkte Idonir seine Aussage nach Linndriels Feixen.
Oonayephetons Gesicht richtete sich auf Idonir und auch wenn sich der Mund wieder schloss, zuckten die Mundwinkel noch. Unvermittelt und ohne auf etwas gesagtes im Raum zu reagieren zuckten mehrfach die Ohren und etwas an der Miene passte nicht recht zum restlichen Ausdruck.
"…und du dein Gleichgewicht mit deinem Schwanz ausbalancieren kannst, wie es sich für ordentliche Affen gehört!"
Du meinst, den, den ich von DIR habe?
Aeshma verstummte.
Sehr kurz wirkte der Illidari entrückt, bevor er wieder im Hier und Jetzt ankam. "Ich schätze dass Euer Tanz, Idonir, weitaus anziehender wirken dürfte, als wenn ich mich darin versuche." Linndriel ignorierte er vollkommen. Unhöflich? Oder abgelenkt? Und wenn ja, durch was?
"Ohne Diskussion" stimmte der sofort zu. "Was ist mit Euch?" wandte sich Idonir an Linndriel. "Könnt Ihr tanzen? Wenn Ihr wieder gestärkt seid, natürlich."
"Tanzen!? Ich kann tanzen!" Greez hatte das absolute selektive Gehör. Der Goblin fing auch sofort mit einem karazanischen Walzer an. Zwar ohne Tanzpartner, aber den imaginierte er recht plastisch mit Händen und Füßen.
"Wash?" Mit vollem Mund drehte sich Linndriel zu Idonir herum und warf ihm einen beinahe schon entsetzt wirkenden Blick zu. Diesmal ging das Schlucken sehr viel schneller. Vielleicht der Schreck. "Nein, nein. Ich bin für so etwas wirklich nicht geschaffen." Eine abwinkende Handbewegung folgte, anschließend ein leises Kichern ob der Vorstellung. Sie und tanzen? Ganz bestimmt nicht.
Idonir musterte Linndriel von seiner Position aus einen auffälligen Moment lang. "Bedauerlich. Ich bin mir sicher, dass die Menge Euch lieben würde… — Ich denke, der Boss will Gewinn machen, Greez", kommentierte Idonir dann nüchtern.
"Pf, macht er auch so", maulte Greez, hörte aber auf und streckte sich.
"Also ihn alleine habe ich noch nicht tanzen gesehen, aber mit ihm tanzen war ganz angenehm… Nun… Das klingt für mich nach einem "Nein" und ich schätze, zu anderen Dienstleistungen kann man euch auch nicht überreden. Bedauerlich." Nathanjael streifte sich erneut durch den Bart. "Dann muss Ceci tanzen… Hrmm… Dann handhaben wir es einfach so: Ihr seid mir und dem Hause einen Gefallen schuldig. Dies gilt lebenslang und kann nur in gewissen Situationen gefordert werden, die passend zu Eurem Können als Jäger sind. Ich weiß, das Euresgleichen praktisch sein kann …bei Sachen…" Er sah zu Greez. "Pass auf, das wir dir keine Kokosnussschalen anschnallen…" Nathanjael nippte an seinem Beutebuchter Rum mit Kokosnussstücken.
"Hey, hey, hey!" Greez hob die Hände. "Ich habe drei Sprengungen überlebt, so schnell macht mich nichts kalt!"
"Hm, tanzen kann ich… auf jeden Fall …nicht. Ich bevorzuge es auch nicht, aber jaaa. Nein, einfach nein." Maerceci schüttelte mit dem Kopf, als er antwortete. Nein, nein, dreifach nein…
Oonayephetons Augenbrauen hatten sich aufgeschwungen und wieder abgesenkt, als der Goblin so schwungvoll ein Tänzchen gewagt hatte. Darauf kommentierte er trocken: "Ich schätze, der Goblin hat mehr Takt als ich, Ihr tätet Euch keinen Gefallen, wenn Ihr mich auf eine Bühne stellt." Der Illidari drehte den Kopf zu Nathanjael. "Ihr meint waagrechte? Soweit ich weiß, schließt das einen Testritt ein. Und die Beteiligungen an Geschäften der Art ist für die Ausführenden recht nachteilig, wenn der Chef gut rechnen kann. Üblicherweise…" Das letzte Wort klang beinahe fragend. Das Grinsen war schief. "Alas. Ein Gefallen also." Der Dämonenjäger streckte den Arm aus, um das zu besiegeln.
Linndriel warf Idonir ob seiner Aussage einen nicht zu deutenden Blick zu, ehe sie sich wieder dem Obst zuwandte. Inzwischen schien der Appetit zurückgekehrt zu sein, denn die Zahl der Bananenstückchen minimierte sich zusehends.
Man hörte schon von weitem, wie sich eine bullige Person strammen Gangs näherte. Als der Mag’har den Eingang erreicht hatte, klopfte er, leicht gedämpft durch seinen Handschuh, an den Türrahmen. Sein Blick wanderte durch das Lokal, blieb dann schließlich aber an Nathanjael kleben. "Grüße", grunzte er knapp. Ein sehr verzehrtes, aber ernst gemeintes Lächeln machte sich breit.
Idonir hatte noch immer ein Grinsen auf den Lippen. Als der Gruß zu hören war, wandte er den Blick zur Tür.

Zaazel beugte sich über die Lehne von Linndriels Stuhl. "Sag, wenn du noch etwas mehr brauchst." Das Leben in Beutebucht färbte wohl schnell ab, denn am Duktus der Bluelfe war kaum etwas nobles und erhabenes.
Linndriel zuckte kurz zusammen, als die Elfe so unverhofft hinter ihr auftauchte. Sogleich setzte sie wieder das höfliche Lächeln auf. "Natürlich, vielen Dank. Schmeckt wirklich gut."

Maerceci drehte sich um, nickte dem Ork grüßend zu, orderte etwas zu trinken, hinterließ ein Entgeld und setzte sich zurück an den Tisch. Er versuchte es erneut mit dem Buch und sippte nebenbei an seinem Met. Komisch…
Nathanjael war vollkommen abgelenkt dem Gebaren von Maerceci gefolgt, sehr abrupt schwenkte er zu Oona um. "Äh… Was? Nun… Es gibt viele diverse Dienste, dir man nicht nur in der Waagrechten ausführen kann, aber ja… Nun… " Er stutzte. "Und was meint Ihr mit Testritt? Und was für Nachteile? Entschuldigt, ich denke, ich kann nicht ganz folgen, entschuldigt." Er lächelte schmal, ehe das Ohr zuckte. Er ließ Oona, so, mit ausgestreckter Hand, einfach stehen und drehte sich um. Ein Ork! Die Augen weiteten sich in kurzem Erkennen. "Mokral! Ihr seid doch gekommen, interessant… Sucht Euch einen Platz, ich komme dann." Abermals drehte sich Nathanjael zu Oona um.
Der hatte unter stillem Schmunzeln den Arm zurückgenommen. "Es wäre mir neu, wenn Personal dieser Art ohne Referenzen angeboten wird."

“Ein testosterongefüllter Ork - wundervoll!” Der Goblin rieb sich die Hände. “Kommt herein, kommt herein!”
“Kümmer du dich mal um den Großen, Greez…”, sagte Nathanjael und war noch immer nicht so ganz bei der Sache.
“Natürlich!” blökte der und trottete fröhlich zum Ork. “Wie kann ich dir helfen, mein Großer?” Greez schnüffelte an dem Ork und seufzte. “So viel Testostero-on.”
Der Ork grunzte ergötzt und blickte einmal quer durch den Raum. Kurz bevor er sich einen freien Stuhl suchen konnte, fiel sein Blick auf den Goblin. Leicht verdutzt schaute er herunter und meinte dann: “Ich würd’ ein Bier nehmen!”
“Setzt euch, setzt euch” geschäftelte der Goblin, drehte sich um und brüllte nach einem zackigen Bier und einer Rechnung für Maerceci.
Der Ork grinste breit. “Netter Service”, brummte er und stampfte zum nächstgelegenen Tisch.
“Wieder eine gute Tat gemacht und das OHNE zu zahlen!” Greez streckte sich erneut.
Zaazel indes blieb hinter der Theke und so auch außerhalb des Blickfeldes der meisten Angestellten.

“Habt Ihr denn Referenzen vorzuweisen?” fragte Idonir. Er schien dem ratlosen Nathanjael wohl irgendwie aus der Ratlosigkeit helfen zu wollen. Wie freundlich von ihm.
Oonayepheton grinste, breit und mit aufblitzenden Zähnen. “Nein”, antwortete er schlicht und so strahlend, als schiene ihm die sch.eiß Sonne aus dem A.rsch. Ein Blinder würde sehen, dass er zumindest nicht ganz die Wahrheit sagte.
Nathanjael blinzelte. “Nun… Ihr könnt mir sicher einiges erzählen, aber das will Ich Euch nicht abverlangen.” Er schmunzelte knapp. "Und alles andere… " Er winkte ab. Vielleicht nicht gerade das passende Thema, wenn auch der passende Ort. “Also erstmal belassen wir es bei einem Gefallen der Art, die ich geschildert habe.” Er streckt dann selbst den Arm aus, mit offener Hand.
Oonayepheton drehte sich noch immer grinsend um und schlug sonnigst ein. “Abgemacht”, kommentierte er. Der Händedruck war kräftig, genau im Maß der Dinge und die Handfläche trocken und warm.
Idonir sah Nathanjael mit einem kurzen, enttäuschten Blick an. Gespielt? Wer wusste das schon.
Nathanjael schüttelte die Hand knapp und kräftig, ehe er losließ. Als er Idonirs Blick auffing blinzelte er. “Was ist los? Ich hätt ihn sicher auch gern auf einen ‘Testritt’ mitgenommen, aber wir sollen ja niemanden unter Druck setzen.” Er grinste.
“Wir setzen generell niemanden unter Druck. Wir sind doch da, damit der Druck abgelassen wird.” Idonirs Kommentar war trockener als das Salzbecken Vol’duns.
Oonayepheton lachte abermals das lautlose, offene Lachen. Sein Fokus ging zwischen beiden Männern hin und her. Kommentare ersparte er sich, die gute Laune strahlte er aus.
“Schau dir die Geier an”, grinste Aeshma. “Und dabei hast du nichtmal getanzt.”
Das spare ich mir für den Moment auf, wenn ich jemanden vertreiben will, kommentierte der Dämonenjäger.
“Schlaues Stück Fleisch”, feixte der Dämon. “Pass hübsch weiter auf unseren Körper auf, ich hab weder Lust zum A.rschhinhalten, noch dazu, dass wir zerrissen werden, klar?”
Oonayepheton antwortete nicht. Sein Lachen, das der Dämon durchaus hören konnte, war stumme Antwort genug.
Idonir beobachtete die beiden mit einem Grinsen, ehe sein Blick wieder zur angeschlagenen Sin’dorei wanderte. Er musterte sie prüfend.
Es schien, als sei Linndriel nicht mehr ganz so kreidebleich wie zu Beginn. Ob es nun an dem Essen lag oder an der Wärme in dem Gasthaus, dass sich eine feine Röte auf ihren Wangen ausbreitete, war nicht recht klar.
Mochte sein, dass sie gerade sonst wenig Beachtung fand. Hin und wieder war es Zaazel dennoch, als würde ein Blick auf ihr liegen.
Nathanjael seufzte leise. "Nun zieh nicht ein Gesicht wie drei Tage Felregen… Hat lieber deine hübsche Nase in den Wind und sei munter. Was nicht ist, kann ja noch werden… " Dann hob er einen Zeigefinger. “Insofern man nicht irgend etwas anderes zunichte macht…” Er trank einen weiteren Schluck.
Idonir schien Nathanjaels Antwort gar nicht recht zu registrieren. Stattdessen blickte er weiterhin zu Linndriel. “Wie lange wart Ihr unterwegs, wenn es so schlimm war?”
Zaazel schaute sich etwas irritiert um und blickte dann zum Dämonenjäger, der schien aber im Gespräch mit ihren beiden Vorgesetzten zu sein. Also zuckte die verschuldete Schmugglerin mit den Armen, bückte sich und räumte hinter der Theke auf.
Oonayepheton drehte langsam den Kopf zu Linndriel und begutachtete, was er eben so wahrnehmen konnte. Zugegebenermaßen war das nicht sehr viel. Außer ihrer Wärmesignatur und der erkaltenden des restlichen Eintopfs.
Linndriel sah über ihre Schulter hinweg zu Idonir. “Drei Wochen. Ich glaube, mich wird auch nichteinmal mehr eine Herde Kodos dazu kriegen, auch nur einen Fuß auf ein Schiff zu setzen.”
“Drei Wochen auf See und kaum einen Tag ohne Eimer”, antwortete der Illidari recht wahrscheinlich gleichzeitig mit der Elfe. “Hat ihr nicht sehr gut getan, die Kotzerei”

Währenddessen hatte Greez das Bier für den Ork im Empfang genommen und heimlich aber aus tiefster Seele hineingespuckt, ehe er es ihm brachte. "Bitte sehr - ein dreckiger Eberschnaps." Er stellte es vor den Ork ab.
Der starrte stumpf in die Luft, als ihn der Goblin unterbrach. Freudig haute er auf den Tisch. "Das ging ja schnell!" Er packte sich den Krug und nahm einen gewaltigen Schluck.
"Da wird ja sogar mir schlecht", brummelte der Goblin leise und watschelte davon.
Der Ork blickte verdutzt hinterher, ehe sich noch einen Schluck des vorigen Kalibers genehmigte. "Davon würde ich glatt noch eins nehmen!"
Maerceci hob ebenfalls wieder seinen Krug an und trank etwas daraus. Bis jetzt hatte er in seinem Buch gelesen, setzte nun aber ab. Er blätterte immer und immer wieder um, ein paar Seiten zurück, ein paar Seiten vor, schlug es dann aber nicht allzu froh zu.
"Ich will irgendwas dummes machen", stellte der Goblin fest und rieb sich am Kinn.
"Leck den Boden ab, Greez" sagte Nathanjael im Vorbeigehen und klatschte ihm einmal auf die Schulter. Er schob den Stuhl zurück und setzte sich zu dem Ork an den Tisch. "He, mein Freund…", wurde der salopp begrüßt.
"Schmeckt bestimmt", murmelte der Goblin, warf sich auf die Erde und leckte tatsächlich testweise etwas den Boden ab.
"Verständlich. Drei Wochen ist eine Ewigkeit, wenn man nicht daran gewohn-…" Idonir unterbrach sich, als er Greez Gebaren im Augenwinkel registrierte.
Nathanjael schlug sich eine flache Hand vors Gesicht und murmelte: " Azalea hat vorhin erst sauber gemacht…"

  • Teil 2/5
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“Greez…”, sagte Idonir und schüttelte kurz den Kopf, als würde er eine lästige Fliege verscheuchen und sah zurück zu den anderen beiden.
“Bal’a dash…”, klang ein leiser, zurückhaltender Gruß aus dem Eingangsbereich.
“Ja schmeckt irgendwie”, sagte Greez, stand auf und starrte den Neuankömmling an. “Ein schwuler Elf - wie schön!” kommentierte er. “Wie kann man dir helfen, Elf vom anderen Ufer?”
Maerceci trank auch den letzten Schluck aus und drehte sich ebenfalls um. “J…Ja…Jonathan, oder?” ordnete er ein. Er stand auf und ging zu dem beinahe schüchtern wirkenden Sin’dorei hinüber. “Ignorier den Popel. Setz dich, ich bring dir was”, sagte er relativ trocken.
“Ignorier den anderen schwulen Elf”, winkte der Goblin ab. “Wie kann ich dir helfen?”
Der Ork blickte über die Schulter. “Grüße”, brummte er höflich.
Der Jonathan genannte schaute nach unten… und sah ein wenig fehl am Platz aus. “Ich bin zukünftiger Ausschank für Getränke und Weiteres… Ich bin kein Kunde…”, meinte er etwas zu leise, aber woher sollten die anderen das auch wissen.
“Ich weiß”, sagte Maerceci. “Aber du bist ja, glaub ich, zum ersten Mal hier?” Er blickte hinunter zu dem Desinfektionsmittel. “Schweig still, Bodenlecker.” Und widmete sich wieder dem Sin’dorei. “Also?”
Greez machte ein verkniffenes Gesicht. Und gab kein Kontra.
Ein äußerst ungutes Zeichen bei einem Goblin.

Oonayepheton stützte sich langsam mit beiden Armen auf den Tisch ab, den Kopf gesenkt und senkte ebenso die Stimme, als er sich an Linndriel wandte. "Schaffst du wirklich nicht mehr als das?"
Linndriel richtete ihren Blick auf Oona und verzog dabei sacht das Gesicht. "Normalerweise wäre das kein Problem, aber mir ist der Appetit wirklich ziemlich vergangen… Ich denke ich werde mich von Häppchen zu Häppchen hangeln müssen." Ein hilfloses Schulterzucken folgte.
"Drei Wochen…", nahm Idonir den Gesprächsfaden wieder auf, "Wo wart ihr?"
Abgelenkt drehte der Dämonenjäger den Kopf zu Idonir. "Zuldazar, eine Weile"…
Idonir sah zu Linndriel und wechselte übergangslos ins Thalassische. "Verständlich, dass Euch der Hunger vergeht, wenn der Goblin den Boden leckt."

Der Goblin war äußerst beschäftigt. Er suchte mit geschickten und flinken Fingern nach Maercecis Geldbeutel an dessen Gürtel. Alles heimlich natürlich. Und natürlich, um ihn zu stibitzen. Strafe musste sein. Aber vor allem Genugtuung, Gerechtigkeit und Schmerzensgeld!
Der, den sie Jonathan genannt hatten, sagte: "Achso, ja… Ich war bisher eher immer im Hintergrund." Und nickte unter leichtem Lächeln. "Gut, dann… Irgendwas leichtes. Ich bin nicht wählerisch, also sucht euch etwas aus." Ohne es zu wollen spielte er dem Goblin die Hände.
"Gut, gut." Maerceci bemerkte den Goblin nicht, aber er musste sich umdrehen. Der Weg zu Getränken führte zwangsweise an die Theke. Sein Geldbeutel war mit einer Schnur an seinem Gürtel befestigt.
Der Ork am Tisch drehte sich wieder zurück und blickte auf Nathanjael. "Na, Freund." Er grinste breit.
Nathanjael schmunzelte und nahm einen Schluck von der Kokosplörre. Dann meinte er: "Schön, dass du her gefunden hast… Mein Angebot hat wohl Anklang bei dir gefunden? Ich nehme an, deswegen bist du da… Willst du noch hier arbeiten?"

Zaazel legte eine Hand auf Idonirs Schulter und sagte dann etwas leiser zu ihm: "Braucht ihr mich hier unten noch? Ansonsten helfe ich Lea oben beim Putzen und Schneidern für die Eröffnung."
Idonir zuckte überrascht zusammen - die Hand auf der Schulter hatte er wohl nicht erwartet. "Ich bin mir nicht sicher. Aber geh ruhig nach oben und hilf ihr. Sag Bescheid, wenn ihr zwei Hilfe braucht. Sind jetzt ja genug anwesend, die anpacken können."
Oonayepheton senkte die Stimme erneut, obgleich für Idonir und Zaazel deutlich verständlich war, was er zu Linndriel sagte. "Du musst wieder Fleisch ansetzen, dein Zustand ist alles andere als gesund, das ist dir hoffentlich klar. Du brauchst gehaltvolles Zeug, sobald es drin bleibt. Nicht dass du am Obst hängenbleibst, verstanden?"
Linndriel verdrehte zum wiederholten Male an diesem Abend theatralisch die Augen. "Ja, ist ja schon gut. Bleib mal locker." Demonstrativ schob sie das Tablett mit Obst beiseite, griff wieder nach dem Löffel in der Schüssel und begann den mehr oder weniger lauwarmen Eintopf zu essen.
Zaazel warf einen amüsierten Seitenblick in Richtung von Greez. "Ja, sehr viel Hilfe hier unten", schmunzelte sie und drückte sich an Idonir und den beiden Gästen vorbei. "Gute Besserung" wünscht sie Linndriel noch im Vorbeigehen, bevor sie an Oona vorbei die Treppe erklomm.
Der wich instinktiv beiseite, um sie vorbeizulassen.
Linndriel beugte sich ein wenig zu Oona vor und sagte mit ebenfalls gesenkter Stimme: "Über das Ganze hier sprechen wir später nochmal." Ihrem Gesichtsausdruck war ebenso wenig zu entnehmen wie ihren Worten.
Oonayepheton schürzte den Mund zu etwas skeptischem und nickte dann kurz, bevor er sich Idonir zuwandte. " Gibts denn außer Tanz etwas, was ich tun kann, um die Umstände notdürftig auszugleichen, die wir euch heute bereiten?"

Plötzlich ging alles sehr schnell. “Meins!” knatschte der Goblin, holte aus und boxte Maerceci in den Schritt. Glückte die Ablenkung, ZIPP, dann würde er mit dem Beutel rennen. Er konnte rennen!
Maerceci bekam den Schlag ab und ächzte. Der Geldbeutel riss ab, der Goblin aus und er schaffte es nicht mehr, Greez zu erwischen. Er knurrte erzürnt und wollte ihm nach.
Greez schoss so schnell an Linndriel und Oonayepheton vorbei, dass es wahrscheinlich gut gewesen war, für Zaazel Platz gemacht zu haben - oder die Lücke war der Auslöser für den gewählten Weg gewesen.
“Wenn Ihr mich kurz entschuldigt, ich muss einem Goblin eine Kugel zwischen die Augen drücken…”, sagte der Geschlagene gepresst. Maercecis Gang fiel etwas eckig aus, als er sich auf den Weg nach oben machte.
“Uhm…”, sagte der Elf namens Jonathan und setzte sich an den hinteren Tisch, sein Blick richtete sich auf Nathanjael und den Ork, die vollkommen unberührt von der Szene ihr Gespräch fortsetzten.
Der Ork verfolgte den Weg des Glases und musterte das Kokosgetränk seines Gegenübers. Dann nickte er entschlossen. “Gute Bezahlung verbunden mit einer Leidenschaft von mir.” Er grunzte freudig. “Ja, ich möchte hier arbeiten.”
Nathanjael nickte. "Finde ich sehr gut… " Er hob einen Finger. "Immerhin… Wir können das Meiste übersprigen, schließlich kenne ich dich bereits… Ich würde sagen… " Er nahm den Schlüsselbund vom Gürtel und suchte erneut klimpernd daran herum. “Warmes Essen gibt es täglich… einen genaueren Plan bekommst du noch, ebenso eine Einweisung… Ein Bett bekommst du auch, jedoch beziehen wir ‘Haudraufs’ Zimmer außerhalb des Bordells, es sei denn, einer hat Nachtdienst… Dafür gibt es dann die Wachstube hier im Haus.”
Nathanjael sah kurz über die Schulter und zwinkerte dem stillen Sin’dorei zu. Dann nahm er einen Schlüssel und legte ihn Mokral hin. “Greez oder Ceci werden dir hier schon alles zeigen… Und der Oger. Frag sie alles und wenn sie es nicht wissen, frag mich.”
Der Sin’dorei lächelte etwas unsicher, als Nathanjael ihm kurz seine Aufmerksamkeit schenkte. Dann wartete er einfach ab… Erst einmal. Es war ja doch recht viel hier los.
Der Ork nickt ohne Widerworte. “Hört sich doch alles gut an.” Sein Blick wanderte auf den Schlüssel, mit seiner kräftigen Hand packte er ihn und umschloss ihn fest. Dann ging der Blick durch den Raum. “Nun, dann werde ich wohl warten müssen, bis sich einer der beiden zeigt.”

Kaum, dass der Goblin auf der Zimmeretage angekommen war, stopfte er sich so viele Münzen in den Mund wie möglich und schluckte sie herunter. Als er die mühsamen Schritte von Maerceci auf der Treppe wahrnahm, riss er die nächstbeste Tür auf und schloss sie wieder. Verstecken!
Zaazel hatte gerade die blickdichten Vorhänge von den Fenstern genommen, um sie zu säubern. Sie erschrak. "Waaah?"
Greez legte einen Finger auf den Mund und schoss in den halboffenen Schrank.
"Greeez…?" Maerceci war endlich oben angelangt. Er zog langsam seinen Dolch und hielt diesen verkehrt herum auf dem Rücken. Dann klopfte er beim erstbesten Zimmer an, immer auf der Hut. Er biss die Zähne zusammen und wartete ab.
Zaazel öffnete die Türe. "Was ist los?"
"Ist ein kleiner verdammter Goblin in deinem Zimmer - zufällig?" Der Elf klang noch immer schmerzverzerrt.
"Nein, ist er nicht. Und ich hoffe inständig, dass das so bleibt", erwiderte Zaazel.
"Habt Dank, trotzdem." Maerceci nickte und Zaazel schloss die Tür.
"HEY!" sagte Greez klugerweise laut und äußerst klugerweise ohne abzuwarten und starrte die Elfe aus dem Schrank heraus vorwurfsvoll an. Zaazel starrte zurück.
"Ich war grad eben sehr nett zu dir!" meinte Greez recht traurig.
"Du hast mir eine halbe, nur leicht angesabberte Kokosnuss gegeben, ja", sagte Zaazel.
Maerceci war schließlich nicht taub, das kleine grüne Aas hatte ihm ja nicht auf die Ohren gehauen. Er riss die Tür auf, stürzte mit gezücktem Dolch ins Zimmer, machte den Goblin aus und zerrte ihn an der Gurgel aus dem Schrank. Die Klinge schabte über die stoppelige grüne Wange.
"HRRNF!" Der Geldbeutel in der linken Hand des Goblins klimperte vor sich hin.

"Ich glaub, da fragt Ihr den Falschen. Ansonsten sind wir die letzten Tage dabei alles für die Eröffnung vorzubereiten", sagte Idonir zu Oonayepheton.
"Ahja, die Eröffnung…" Der Illidari hakte die Daumen am Gürtel ein und stellte sich bequem. "Jetzt wo ich da bin, das wollte ich ohnehin fragen… das vorhin klang ganz nach Programm…" Seine Sprachmelodie hob sich fragend zum Satzende.
"WYVERN! HILFE!" kreischte es in Todesangst aus den oberen Stockwerken.
Nathanjael seufzte langgezogen.
Oonayephetons Ohren zuckten und der Kopf ging herum, in Richtung der oberen Gefilde.
Idonir hob kurz den Blick, als er Greez schreien hörte. Die Antwort fiel wohl vorerst einmal aus.
"HILFE!!!" kreischte es abermals. Es war schon ein Phänomen, zu welcher stimmlichen Leistung so ein kleiner Hals fähig war.
Linndriel warf Oona einen schrägen Blick zu, ehe sie das Geschrei von oben ablenkte und sie den Geräuschen mit den Augen folgte.

Maerceci fuhr mit der Klinge über Greez Wange und an seinem Bart entlang. Diesen entfernte er sauber und relativ schnell.
Zaazel ließ ihre Hand nach vorn schnellen und griff nach Maercecis Unterarm, mit dem er seinerseits Greez gepackt hatte. “Hey, tu ihm nicht weh.”
Maerceci sah sich gezwungen loszulassen - also ließ er ihn fallen. “Das nächste Mal fließt Blut”, kündigte er an.
“Und dann müssen Lea und ich das wegputzen…” Es war gar nicht wichtig, was sie sagte. Zaazels Tonfall fiel leise und beschwichtigend aus. Offensichtlich versuchte sie, die Gemüter zu beruhigen.
“Danke, es tut mir leid” Greez Ohren hingen herunter, er wirkte selbst ohne Bärtchen noch latent panisch. Oder aber einfach hyperaktiv. “Wird nicht mehr vorkommen”, grinste er nämlich plötzlich breit und nickte Maerceci dabei zu. “Kann ich noch kurz mit der Elfe alleine reden?”
“Warum hilfst du ihm, wenn er dich beklauen will die ganze Zeit?” fragte Maerceci die Sin’dorei einfach verwirrt.
“Mir hat er noch nie etwas weggenommen”, sagte die Schmugglerin, sichtlich vom Wahrheitsgehalt dieser Aussage überzeugt.
“Also kannst du kurz gehen?” sagte Greez und glubschte Maerceci an.
“Versucht hat ers. Na egal, Greez will sich anscheinend noch an dir vergreifen. Also viel Spaß euch beiden…” Maerceci steckte seinen Dolch zurück in die Halterung und machte sich schulterzuckend und dank des Adrenalins im Blut mit geradem Gang auf den Weg nach unten.
“Danke sehr, du hast mir meinen grünen Hintern gerettet”, sagte Greez, als Maerceci verschwunden war und hielt Zaazel den Geldbeutel hin. “Sind noch 15 Silber oder so drinnen - sind von ihm.”
Zaazel schüttelte den Kopf und legte die Hand auf die Goblinpranke. “Gib ihm den am besten wieder. Ich hab’ keine Lust, noch mehr Schulden oder Probleme anzuhäufen.”
“Gut dann nicht.” Greez zuckte mit den Schultern. “Danke trotzdem!”
“Gerne”, sagte Zaazel. “Hab noch Spaß da unten.” Sie schloss die Tür hinter dem Goblin.

Unten winkte Idonir ab. "Der Goblin übertreibt sicherlich wieder… Und ja, es ist ein Programm für die Eröffnung geplant."
Oonayepheton senkte langsam den Kopf wieder ab und wandte sich erneut Idonir zu. "Wird Zeit dass etwas vernünftiges dieser Art auf die Füße gestellt wird. Alles in allem wirkt das hier sehr vernünftig." Die Beurteilung war aus dem Nichts gekommen - aber der Tonfall nicht recht zu deuten. "Wofür außer Tanz bist du vorgesehen?" Der Wechsel in die vertraute Ansprache geschah ohne Übergang.
Idonir hob den Mundwinkel hoch. War das Sarkasmus gewesen? Den besten Eindruck bekam man im Moment ja nicht wirklich. Oder? "Das kommt ganz auf den Kunden oder die Kundin und auf die Bezahlung an."
Oonayepheton fletschte die Zähne zu einem Grinsen. "Die richtige Einstellung, mein Freund. Wie viele gibt es noch und welcher Art? Denke nicht, dass Ihr nur Elfen bedienen wollt, oder liege ich falsch?"
Linndriel entgleisten die Gesichtszüge bei Oonas Frage. Hätte sie den aufklappenden Mund nicht gleich wieder geschlossen, wäre ihr wohl der Eintopf aus dem Mund und das Kinn hinunter gelaufen. Der Blick, den sie ihm anschließend zuwarf war nicht von schlechten Eltern und würde so manchen erschaudern lassen. Was dachte der sich denn auch?!

Nathanjael sagte: “Hrm… So wie es sich anhört, treiben sie unnötigen Blödsinn… Ich würde aber eh sagen: Genieß den Abend noch, dann hängst du dich an Ceci und er zeigt dir dein Zimmer… Morgen kommt genaueres.”
Der Ork nickte und blickte zur Seite. “Da ist er doch!” schnaubte er. “He, … Ceci, möchtest du mir mein Zimmer zeigen?” Er ließ den Schlüssel über seine Finger rollen.
Nathanjael drehte sich dann zu Jonathan um und musterte ihn prüfend. Er wirkte etwas nachdenklich. “Alles in Ordnung? Du hast dich länger nicht sehen lassen.”
“Ich hab mich etwas in der Gegend umgesehen, natürlich in Bereichen… Wo ich nicht gleich umgebracht werde. Sonst ist alles in Ordnung. Tut mir leid für meine Abwesenheit, ich bin nur eher nicht so bei der Masse gewesen. Aber jetzt wird es sich häufen, dass ich öfter da bin… Besonders vor der Eröffnung muss ich mich noch etwas einarbeiten”, antwortete der stille Sin’dorei pflichtbewusst.
“Jonathan, jetzt etwas zu trinken?” Maerceci hatte den Ork sicher nicht böswillig ignoriert. Er wartete nicht einmal auf die Antwort des angesprochenen Sin’dorei, so fixiert war er auf sein kleines Rachevorhaben. Sechs Krüge Met orderte er. Dann sagte er in einem lauten Tonfall: “Die gehen auf den Sir Greez!” Maerceci hob dankend seinen Arm und trug alle sechs zum Tisch. “Nehmt euch, wer braucht…”
“EINE RUNDE AUF MICH!” schallte Greez durch den Raum und watschelte in einem Affenzahn zum Tisch hinüber.
Das “Ja, gern.” des stillen Sin’dorei ging beinahe unter.
“DU GIERIGER HALUNKE!” Der Goblin haute Maercecis Geldbeutel neben die Krüge auf den Tisch. “KEINE Runde auf MICH!”

"Nicht nur Elfen", sagte Idonir. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon alle kennengelernt habe. Das Angebot ist jetzt zumindest schon weit gefächert - vielleicht sogar etwas zu weit? Es gibt unter anderem eine Untote."
"Dafür zahlt man?" Der Illidari wirkte - gelinde gesagt - erstaunt.
Idonir zuckte mit den Schultern. "Ich würde das nicht tun. Aber offensichtlich hat nicht jeder so viel Anspruch."
Oonayephetons Ohren zuckten abermals, ohne dass sie auf etwas bestimmtes Gesagtes reagiert hätten und er wandte den Kopf ins Halbprofil, als sei er abgelenkt.
"Die f*cken LEICHEN? Pfui Lichtgekröse!" Aeshma wand sich vor Ekel gegen das Bewusstsein des Dämonenjägers, der seinerseits Mühe hatte eine neutrale Miene zu wahren.
Die nicht…, bemerkte er stumm.
"Ich will gar nicht wissen wer! Das ist das abartigste, was ich je gehört habe!" empörte sich der Dämon. "Da fallen selbst mir keine Vergleiche zur WIDERWÄRTIGKEIT mehr ein! Lieber würde ich den Rest meines Lebens Teufelshundsch.eiße fressen und meine eigene dazu, bevor ich auch ansatzweise auf die Idee käme…" Aeshma hatte gerade erst angefangen und fuhr ebenso mit dem Lamento fort.

Maerceci öffnete den Beutel. Er blickte hinein und sah… keine Goldmünze. "Her mit der Goldmünze, oder du bezahlst gleich mit deinem Auge", sagte er mit stoischem Gesichtsausdruck zu Greez.
Nathanjael nickte knapp. "Verstanden… Schau zu, dass du nicht zu sehr mit Abwesenheit glänzt. - Ceci?", ging es dann in die andere Richtung. Man klopft gen seine Schulter. "Eh… Nimm dich den Orc an, ja? Er heißt Mokral."
"Ja, es wird nicht oft vorkommen", nickte der Elf namens Jonathan bereits wieder vollkommen in den Hintergrund gerückt.
Maerceci trank einen Schluck und warf einen Blick auf den Ork. "Natürlich, noch ein wenig Geduld bitte…"
"Dann musst du warten, bis sie den natürlichen Kreislauf des Essens hinter sich hat", meinte der Goblin freundlich.
"Oder… ich schneide dir den Bauch auf? Auch eine Möglichkeit nicht?" Maerceci nahm den Beutel in seine rechte Hand und stand dann prompt auf. Er schubste mit seinem Knie Greez leicht von sich und begab sich zu dem Mokral. "Zimmer wars, ja? Dann folgt mir, bitte."
Nathanjael schnippte Maerceci noch im Aufstehen gegen das Ohr. "Keine Drohungen bitte. - Greez? Wir bestehlen uns keinesfalls gegenseitig… Gib ihm sein Hab und Gut sofort zurück." Greez traf ein ernster, bohrender Blick.
"Ich muss die Goldmünze naja ausmachen, wie ein, naja, Tier, du weißt schon. Geschäft machen und so" Der Goblin duckte sich etwas. "Dauert n bisschen."
Mokral nickte und stand wortlos auf. In seiner Hand hielt er fest den Schlüssel.
"Er kriegt es wieder - versprochen!" Greez machte ein Kreuz auf die Brust. "Goblinehrenwort."
Nathanjael sah Greez streng an, nickte dann aber. Er stand ebenfalls auf und wandte sich dem stillen Elfen zu. Der sah hoch und wirkte leicht verwirrt. "Ist was?" Er legte den Kopf schräg.
"Nein, noch nicht." Nathanjael hob eine Braue. "Kannst du zufällig tanzen?"

Als der Illidari sich zu Idonir zurückdrehte, meinte er in nüchternem Ton: “Jedem Tierchen seine Leiche. Oder so ähnlich. Schätze ich.”
“Schön gesagt”, erwiderte Idonir. “Was genau habt ihr auf der Trollinsel gemacht? Ihr gehört zu einer Einheit, nehme ich an?” Er beobachtete beide abwechselnd, die Hintergrundgeräusche ignorierte er größtenteils.
Oonayepheton schüttelte verneinend den Kopf. “Is nicht mehr mit Einheiten. Die meisten machen ihr eigenes Ding. Sind ja jetzt mehr oder minder arbeitslos. Kann ganz schön frustrierend sein.” Die bloßen Schultern hoben sich. Und senkten sich langsamer wieder. “Kennst du dich mit uns aus oder bin ich grade sowas wie ein exotisches Tier aus dem Lehrbuch für azerothianische Gossengeschichte?”
Linndriel löffelte stillschweigend den Eintopf, hörte dem neben ihr stattfindenden Gespräch allerdings äußerst aufmerksam zu. Hin und wieder verzog sich ihr Gesicht, es gehörte nicht unbedingt zu ihren Stärken, ihre Emotionen zu verbergen. Ein offenes Buch, durch und durch.
Idonir gab ein verstehendes Geräusch von sich. Von Linndriel sah er zurück zu Oona. “Kommt drauf an wie Ihr ‘auskennen’ definiert.”
“Auf deine Definition wäre ich gespannter. Ich kenn mich ja nun ein bisschen.” Der Illidari grinste und man hörte es beim Sprechen durchaus, selbst wenn man nicht direkt hinsah.

“Also ich hab’s nie gelernt, also denke ich nicht… nein”, sagte der stille Sin’dorei.
Nathanjael seufzte. " Keiner kann tanzen,… bedauerlich. Am Ende muss ich es noch machen… Wo bekomm ich ne’ Nummer her?" Er redete halb mit sich selbst, schaut dabei nachdenklich auf und fuhr sich mit den Fingern durch den Bart. Nach kurzer Zeit schüttelte er den Kopf. Dann nahm er die Pfeife vom Gürtel, klemmte sie sich zwischen die Lippen und zündete sie mit einem arkanen Flämmchen an. Er hrmmte, während die ersten Rauchwölkchen verpafften. Dann setzte er sich einfach auf den Tisch, die Beine baumelten vom Holz.
“Vielleicht könnte man ein Schreiben irgendwie ausstellen… Aber das wäre ein ziemlicher Aufwand… Vielleicht findest du aber so jemanden?” Den Sin’dorei schien es wenig zu stören - weder dass Nathanjael dort hockte, noch dass sich die Luft in Schwaden verdichtete.
“Die Zeit ist zu knapp für einen Aushang, schätze ich.” Mit einem Handwink levitierte Nathanjael einen Krug zu seinem Gegenüber. “Trink. Dann wirst du selbstsicherer, Kleiner.”
“Mhh… Ja, manchmal viel zu sehr.” Was der Sin’dorei gemeint hatte, war nicht ganz klar. Er probierte und schien es zu mögen.
Maerceci und der Ork betraten den Schankraum erneut. Während der Elf sich wieder einen Platz suchte, sein Buch aufklappte und begann zu lesen, rief der Ork Nathanjael zu: “Schöne Unterkunft! Ich werde mich hier mal ein wenig umsehen, wenn es dich nicht stört.” Sein Blick schweifte zur oberen Etage des Bordells.
“Mach nur. Schau nur zu, dass du nicht irgendwo reinplatzt.” Nathanjael schmunzelte, ehe seine Aufmerksamkeit wieder dem Sin’dorei vor ihm zufiel. Er nickte und tätschelte ihm den Kopf.
“Bedauerlich, dass du nur der Barmann sein wirst. Finanzen will Ikwat eben selber regeln… Und das Andere. Hrm… Für das Andere wärst du vielleicht zu gebrechlich. Wie unser Gast, momentan.” Er deutete auf Linndriel am Tisch bei Oona und Idonir.

“Ihr seid nicht der erste Dämonenjäger mit dem ich spreche. Aber genaueres “Auskennen” gibt es, bedauerlich, nicht”, sagte Idonir gerade.
Auch wenn es nicht so wirken mochte, Oonayepheton registrierte und verfolgte durchaus die klappernden Geräusche des Löffels, Schlürfen, Kauen und Schlucken neben sich. Die offensive Aufmerksamkeit lag auf Idonir. “So? Das kann alles und nichts bedeuten. Reden nicht sonderlich viel, normalerweise.”
“Bedeutet auch nicht so viel. Aber dafür, dass ich nicht auf dem Schlachtfeld stehe und kämpfe, ist es zumindest nicht die Norm, würde ich behaupten.Nicht, dass ich weiß, wo sich deinesgleichen nun aufhalten.”
“Mh. Ein paar sind in Silbermond, machen Schaukämpfe und vögeln sich so durch. Hört man.” Das ‘hört’ in der Intonierung des Illidari war seltsam betont.
Idonir schnaubte amüsiert. “Klingt ja fast so, als müsste man Silbermond wieder einen Besuch abstatten.”
“Weiß nicht ob du da noch einen dritten dazwischenkriegen würdest, die scheinen sich sehr auf Zweikämpfe eingeschossen zu haben.” Die obszöne Handbewegung in der Leistengegend deutete interpretationsfrei auf gleichgeschlechtliche Kämpfchen hin.
“Unterschätzt mich nicht.” Idonir verzog die Lippen zu einem Grinsen und schüttelte den Kopf. “Gefällt Euch Beutebucht denn besser als Silbermond?”
Linndriel konnte kaum damit aufhören, Oona immer wieder völlig verstört anzublinzeln. Die Schüssel mit Eintopf hatte sich inzwischen bis auf die Hälfte geleert, zumindest ein guter Anfang.

“Ich bin da eher so jemand, der feste Dinge mag. Bei sowas würde ich keinen guten Job machen”, sagte Jonathan und grinste etwas schief.
“Na nen Stammkunden zu finden, ist sicher nicht schwer… Ist ja beinahe so wie eine Beziehung. Oder du machst Dreier. Immer mit Idonir. Dann is er immerhin fest.” Nathanjaels Daumen wies über die Schulter auf Idonir. Er hob eine Braue, als er den zurückgekehrten Ork betrachtete, der mitten im Schankraum stehengeblieben war. Der übte aber früh… rumstehen.
“Das… ist denke ich Ansichtssache”, sagte der stille Sin’dorei eher zu sich selbst und schmunzelte in sich hinein.
“Ein wahrlich nettes Etablissement hast du hier.” Mokral nickte Nathanjael zu. “Offensichtlich hast du hier einige Kunden.” Der Ork grunzte ergötzt, ehe er sich wieder auf seinen alten Platz setzte und den Rest seines Biers im Krug herumschwenkte.
Nathanjael hatte die Hand noch nicht vom Kopf des Sin’dorei genommen, doch seine Worte gingen an Mokral: “Kunden? Hrm… Nun ich persönlich habe leider keine Kunden, mein Körper wird nicht einfach jedem X-Beliebigem dargeboten. Für keinen Preis.” Er grinste. Dann schaute er zu seinen elfischen Gegenüber und brummte, jedoch nicht boshaft klingend: “Bekommen nur ganz bestimmte Feinschmecker.” Er nahm es sich heraus, den Elfen einfach am Kinn zu kraulen. Neckte er den Kerl einfach nur?
Der hatte die Tätschelei wohl noch so über sich ergehen lassen, aber als der Kerl dann versuchte, ihn irgendwie zu kraulen, wich er mit dem Kopf zurück. So einfach machte er es sicherlich niemandem. “Mhm… Kann man so sagen.”
Nathanjael lachte leise auf. Dann zog er die Hand zurück. “Du wirst lockerer werden, mit der Zeit… Glaub mir, Kleiner.” Er setzte sich gerade hin und schaute einmal prüfend in den Raum.
Maerceci setzte genüsslich den Krug an, wieder ab und starrte irritiert hinein, als er feststellte, dass dieser bereits geleert war. Er blickte auf die übrigen Krüge, tauschte den leeren gegen einen vollen und trank lesend weiter.
Greez tauchte unter dem Tisch auf. “Habe wieder eine Kokosnuss!” Der Goblin küsste sie laut schmatzend und haute sie sich mit Wucht auf den Kopf. “Komisch, dass ich die so aufbekomme…”, wunderte er sich - aber nicht lang. Schon mampfte er drauflos.
Der Ork lachte schallend. “So wird das gemacht!” rief er aus und haute vor Freude mit einer Hand auf den Tisch, dass die Krüge darauf nur so schepperten.
“Ich könnte den ganzen Tag Kokosnuss essen”, schwärmte der Goblin, schlürfte das Kokoswasser aus und aß weiter, rülpste kurz und schmatzte zufrieden. “Fertig.” Greez packte sich die Schalen ein und rülpste zum Feier des Fertigseins sehr laut und sehr langgezogen.

Oonayepheton drehte den Kopf, als würde er sich umsehen. “Das hier zumindest gefällt mir… wo ist eigentlich Eure Hexe geblieben?”
“Shal’draena? Ich vermute, sie ist unterwegs, gibt noch einiges zu erledigen, bevor wir eröffnen”, antwortete Idonir.
Zaazel kam nach einer längeren Weile wieder die Treppen herunter und sprach die beiden Gäste und Idonir direkt an. “Sagt, wollt ihr eigentlich auch ein Zimmer? Wir haben eigentlich noch keine Gästezimmer fertig, aber ihr könntet eines von unseren nehmen.”
Oonayepheton drehte sich zu Zaazel um und auch Idonir sah zu ihr hinüber. “Haben ein hübsches Schlüsselchen bekommen, sieht also fast so aus, als sähen wir uns jetzt öfter.” Oh? Er konnte ja auch charmant? Was für ein formvollendetes Mienenspiel.
“Wollt Ihr noch etwas zum Trinken, Linndriel?” Taktvoll wandte sich Idonir an die Elfe.
Linndriel hatte mitten in der Bewegung innegehalten, der Löffel blieb auf halbem Wege zum Mund schweben, welcher noch in Erwartung des Eintopfes offenstand. Der Mund klappte zu. Sie warf dem Dämonenjäger einen bösen Blick zu, ehe sie sich Idonir zuwandte. “Ja, bitte.” Ihre Stimme klang erleichtert ob seiner Frage. “Hattest du nicht was von Rum erzählt?” fragte sie spitz.
“Mit oder ohne”, Idonir stockte und wechselte ins Thalassische, damit der Goblin nicht auf sie aufmerksam wurde, “Kokosnuss?”
Zaazel blieb stehen wo sie stand, die Finger hinter dem Rücken verschränkt. “Soll ich dann eines der Zimmer für euch fertig machen?”
Oonayepheton schmunzelte. Zurückhaltend und keineswegs anzüglich. “Könntest es mir zeigen - oder zumindest, welches zu dem hier passt.” Er hielt Zaazel den Schlüssel hin.
Also spätestens jetzt…! “Ohne, dankeschön.” Linndriel ließ den Löffel achtlos in die Schüssel fallen, sank in den Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
“Kommt sofort.” Idonir verschwand hinter der Theke und im nächsten Moment fiel sein Blick nach vorn. Huch. Erst jetzt schien Idonir den stillen Sin’dorei zu bemerken. “Ein neues Gesicht?” sagte er laut.
“Kann man so sagen, ja”, antwortete der.
"Oh, ihr habt schon ein Zimmer? Zaazel sah zu Idonir, denn natürlich konnte sie vom Schlüssel alleine nicht zuordnen, welches Türchen dadurch geöffnet wird. “Wo sind sie denn untergebracht?” versuchte sie sich bemerkbar zu machen.
Oonayepheton schien vollkommen unberührt von den stechenden Blicken, die seinen Rücken bearbeiteten wie Dolche - oder ein manischer Eispickel. Schmerzbefreit?

Greez war schmerzbefreit. Der Goblin hockte sich auf den Tisch und begann, vor sich hinzusingen. "ICH mag KOKOSNÜSSE, DU magst KOKOSNÜSSE…" Er sang fröhlich über Kokosnüsse - wer hätte DAS gedacht.

“Und Ihr macht was?” Idonir war so vertieft in seine Neugierde, dass er Zaazels Frage einfach überhört hatte. Zaazel war nun einmal auch einfach leise und unauffällig.
Nicht unauffällig genug für Nathanjael. Er hrmmte und paffte, beobachtete und qualmte. Dann übernahm er das Antworten. “Wir haben durchaus schon ein paar Gästezimmer parat, im obersten Stock… Für die besten Gäste.” Er pustete Rauch aus. “Das ganz Rechte, nach dem Treppenaufstieg.” Linndriel sah sich ungeduldig nach Idonir um.
Der Illidari drehte den Kopf kurz zu Nathanjael, ein blitzendes kurzes Lachen. “Zuviel der Ehre.”
Zaazel schaute ebenfalls hinüber. “Aber da machen wir doch gerade das Bettzeug fertig. Na gut, für ein paar Tage ist es sicher ausreichend, und besser als die Kajüten auf einem Schiff. Erstes links?”
Idonir versuchte, während er auf die Antwort des neuen Gesichtes wartete, das Chaos hinter der Theke zu meistern. Das Wasser hatte er schnell gefunden, aber es war deutlich bemerkbar, dass hier noch nicht eröffnet worden war.
Nathanjael hob die Schultern etwas an. “So ist das eben… ja, ganz links.” Er nickte. Dann sah er zu Oona. “Hat weniger was mit Ehre zu tun, eher was mit Vorbereitung.” Er schmunzelte knapp.
“Soso” Das konnte dem Ilidari das Lachen auch nicht aus dem Gesicht wischen - er drehte sich wieder zu Zaazel um, die fragte: “Gut, dann mache ich dort die Betten fertig. Ihr habt ja schon einen Schlüssel. Oder soll ich es euch beiden direkt zeigen?”
“Alas. Hier… zeigs mir. Ich denke, die Dame bekommt noch ein Getränk.” Oonayepheton reichte ihr den Schlüssel hin.
“Gut. Dann komm’ mit”, sagte die Blutelfe und schnappte sich den Schlüssel, bevor sie sich wieder auf den langen Weg die Stufen hinaufmachte.
Der Dämonenjäger folgte der Sin’dorei auf dem Fuße und ohne sich umzudrehen - sehr wahrscheinlich besser so.
“Ja, ich warte auf meinen Rum. Viel Spaß”, sagte Linndriel bitter. Ihre Stimme hatte einen abweisenden Klang und ihr Blick bohrte sich weiterhin in den Rücken des Dämonenjägers. Und zwar bis er verschwunden war. Erneut sah sie sich voller Ungeduld um, wartete auf Idonir - und den Alkohol.

“Ausschank… Bedienung an der Bar”, sagte der stille Sin’dorei von seinem Platz aus gerade zu Idonir.
“Ach? Wunderbar”, gab der zurück. “Dann kannst du mir ja gleich helfen. Unser Gast hätte gern Rum.” Er winkte den Elfen zu sich.
Nathanjael murmelte etwas, als der Sin’dorei aufstand und nickte. “Natürlich, mit Freuden.” Er folgte der Aufforderung und ignorierte gekonnt, was auch immer da gemurmelt worden war. “Könntet Ihr mich etwas einweisen? Also wo ich was finden kann”, fragte er.
“Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Aber Ihr werdet Euch sicherlich etwas besser auskennen. Die Krüge habe ich gefunden”, sagte Idonir und zuckte hilflos die Achseln.
“Öhm… Ja… Mal sehen, auskennen tu ich mich in den Räumen nicht besonders…” Wie auch. Er war schließlich ‘das neue Gesicht’. Also sah er sich erst einmal überall um, bis sich vielleicht eine Rumflasche finden ließ. Oder in den Regalen. Wo auch immer sich alles befand.
Es sah nicht sehr ordentlich aus. Zumindest standen halboffen einige Kisten herum, die voll mit Dekoration waren. “Ordnung kennt man hier auch noch nicht…”, meinte Jonathan.
“Ich nehm’ auch was anderes, falls ihr den Rum nicht findet!” rief Linndriel den beiden Elfen hinter der Theke zu. Die stille Verzweiflung und der Zorn schafften es nicht durch ihre Stimme. Gut so…

  • Teil 3/5
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[Drei]

Verkatert, wie eigentlich jeden Morgen, wachte die Magistrix auf. Das war wirklich eine etwas andere Nacht gewesen. Wenn auch fast nach ihrem Geschmack. Aber den haben Magier ja angeblich ohnehin nicht. Erzmagier schon gar nicht. Durchaus eine Abwechslung war es jedoch wirklich. Brummig setzte sie sich auf. Kleidung suchen? Wenn man eines auf dem Feld verliert, dann sein Schamgefühl. In dieser Form waren zumindest die kleidenden Narben gut zu erkennen. Genauso wie die frischen Wunden, auf die in der Nacht sicher niemand Rücksicht genommen hatte.
Linndriel lag regungslos auf dem Bauch, den linken Arm schlaff vom Bett hinunterbaumelnd und die unbändige Lockenmasse verdeckte ihr Gesicht. Als Nairuna sich bewegte, gab die Elfe ein leises Grummeln von sich, drehte sich ächzend auf den Rücken und pustete sich die Haare aus der Sicht. Wo war sie? Und was… Langsam schweifte ihr Blick zu der nackten Elfe herüber, welche mehr als eindeutig nicht Oona war. Ihre Augen weiteten sich schockiert. Sogleich prasselten die Erinnerungen an die letzte Nacht wieder auf sie ein, mit solcher Wucht, dass sie nach dem Kissen zu ihrer Rechten griff und sich dieses ins Gesicht presste, um den darauffolgenden Aufschrei abzudämpfen. Was bei Sargeras hatte sie sich nur dabei gedacht?! Moment. Sie hatte sich gar nichts dabei gedacht – Oona. Er hatte seine Finger im Spiel. Der konnte sich auf was gefasst machen. Achtlos warf sie das Kissen beiseite, setzte sich ruckartig im Bett auf und mied es, die entblößte Elfe anzusehen. Sie selbst wickelte sich in das dünne Laken ein und kletterte vorsichtig aus dem Bett, versuchte ihre Kleider ausfindig zu machen und möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
"Guten Morgen. Keine Sorge, wenn ich den Illidari in die Finger bekomme, dann landet er mit einem Freiteleport im Teer." Die Elfe brummte und ließ ihre Tasche zu sich schweben. Sie angelte eine Phiole heraus und verpasste sich zwei Tropfen davon. Da sie danach munterer war, war es sicher kein Himbeersaft. Eher hätte man eine Mischung aus Mondbeere und Blutdistel vermuten können. "Kannst du Kautarisierte Wunden ab?", versetzte sie vollkommen nüchtern klingend.

"Teer?" ließ sich die recht wohlbekannte Stimme des wohlbekannten Illidari vernehmen, als er die Tür mit den Fuß aufschob, der im Übrigen nackt war, ganz im Gegensatz zu seinem Besitzer. Der war von oben bis unten in Bandagen gewickelt, die zudem verknotet waren wie ein besonders ärgerliches Blingtron-Spiel und trug ein Tablett mit dampfenden Bechern. Irgendwie roch es verdächtig nach heißer Schokolade und noch etwas anderem, was man so recht nicht ausmachen konnte. Es kitzelte in der Nase und verführte zum Niesen.
"Ist das nicht ein hartes Urteil dafür, dass ihr beide jetzt so entspannt seid?" Das Lächeln war entwaffnend.

Die Magistrix, immernoch unbekleidet, warf dem Illidari dennoch einen bösen Blick zu. Aber vielleicht war sie auch nur wegen irgendetwas anderem genervt. Bei ihren Verletzungen wäre das zumindest nicht verwerflich. Viele alte Narben und Verbrennungen zierten den Körper der Kriegsmagierin. Aber auch neuere Wunden, die zwar trocken aber fast offen wirkten waren darunter. Mit Ausnahme der Wunde an der Schulter, die wirkte, als würde ein kleines Wurfmesser noch darin stecken. Ansonsten war sie allerdings ziemlich ungeniert.
„Morgen.“ gab Linndriel trocken zurück, ohne dabei aufzusehen. Sie sammelte schwer konzentriert ihre Sachen vom Boden auf, welche quer durch’s Zimmer verteilt lagen. Immer wieder fragte sie sich, was sie da bloß getan hatte. Als Oona zur Tür hereinkam, hob sie den Kopf und begrüßte ihn mit einem extra schönen Verdrehen der Augen. „Musst du so ätzend gut gelaunt sein?“ Während sie nach der Hose vor ihren Füßen angelte, verrutschte das sorgfältig umwickelte Laken und entblößte ihre nackte Kehrseite. Ruckartig schnellte sie hoch und versuchte den Stoff wieder zu richten, was sich jedoch aufgrund der mit Klamotten überfüllten Hände als schwieriger herausstellte, als gedacht. Es führte sogar dazu, dass sich das Laken vollkommen selbstständig machte, und mit einem leisen Rauschen zu Boden glitt. Linn schürzte die Lippen, Röte stieg ihr in die Wangen und sie blickte peinlich berührt zwischen den beiden Sin’dorei hin und her.
Das Lächeln gerann in ein offenes Lachen, Oonayepheton stellte schwungvoll das Tablett auf der Ecke des wahrhaft überdimensionierten Bettes ab und setzte einen Schritt vor den anderen auf die kleinen freien Flecken zwischen den auf dem Boden verteilten Schuhen, Kleidungsstücken, Waffen und Kleinigkeiten, die aus den jeweiligen Taschen verstreut worden waren. Das sah verdammt nochmal ziemlich nach tanzen aus. Dieser verlogene A.rsch.
„Mh ja, ich fürchte ich muss“, murmelte er gegen das errötende Näschen, während sein Zeigefinger über Linndriels bloße Schulter fuhr, von ihrem Schlüsselbein rutschte und an den aufgehäuften Kleidern vorbeifiel. Die Mundwinkel zuckten ein wenig weiter in die Breite. Der Illidari roch verheißungsvoller denn je. Ob das diese verruchte Umgebung war?
„Ich hab Frühstück mitgebracht“, seufzte er beinahe. Er griff nach einer Handvoll Locken und roch daran. Genussvoll. Der hatte sie ja nicht mehr alle.
Linndriel folgte den Bewegungen des Illidari mit einem Blick der verriet, dass sie nicht nur die gerade stattfindende Situation, sondern auch sein überaus merkwürdiges Verhalten, äußerst befremdlich fand. „Was stimmt nicht mit dir?!“ Beide Brauen bis beinahe zum Haaransatz gehoben, starrte sie ihn an. Als er damit begann ihre Haare zu inhalieren, wich sie einen Schritt von ihm weg und drückte den Kleiderberg ein wenig fester an sich. Hilfesuchend sah sie zu Nairuna herüber.
Die Magistrix schüttelte unverstehend mit dem Kopf. Aber bei solchen Blicken musste sie ja schon eingreifen. Die Frau zog ihr unverletztes, linkes Bein an sich heran und knurrte leicht in ihre Worte hinein:„Sitz, Jägerlein! Das Kind ist eindeutig mit so viel Haut um sie herum überfordert.“ Ehe sie ihre rechte Schulter leicht mit der anderen Hand abtastete, den Illidari allerdings nicht aus den Augen lassend. Vielleicht nur zufällig, vielleicht aber auch nicht, begann ein Kristall ihrer Rüstung auf dem Boden zu schimmern.
„Süße“, sagte der Illidari zu der Arkanistin, ohne dass sein blitzendes Lachen darunter gelitten hätte, „Die Kleine hat beileibe schon mehr Haut von mir gesehen als du. Mag sein, es ist ihr grade peinlich. Muss es aber nicht. Und du solltest auch andere Probleme haben, als dir noch eine Schramme mehr einzufangen. Das sieht bedenklich aus. Kümmert sich keiner drum? Wenn du weiter so mit deinem Körper umgehst, kannst du dich bei den Königlichen Apothekern wieder zusammenflicken lassen, oder dir sogar schon ein paar Ersatzteile sichern.“ Die gute Laune war im Verlauf der Rede einem durchdringenden Ernst gewichen und etwas in dem halbverdunkelten Zimmer schien düsterer zu werden.
Der Illidari richtete sehr kurz sein Gesicht auf Linndriel aus und nahm die leere Hand, in der er ihr Haar gehalten hatte, aus der Luft. Dann trat er zurück. Rückwärts und exakt den Weg den er zuvor genommen hatte. Es sah obskur aus und grazil zugleich. Erst in der Tür drehte er den Sin’dorei den Rücken zu. Nicht einmal seine Kehrseite war unbandagiert geblieben. Und obgleich die Stoffstreifen blütenweiß und nicht schwarz waren, schimmerten silbrige Runen im Stoff wie Schneeflocken. „Setzt euch alsbald selbst“, kommentierte er über die Schulter und verließ den Raum. Die Tür fiel ins Schloss.

„Hat man ihn gebannt?“, murmelte Nairuna. Sie wischte mit der Hand vor sich durch die Luft. Wenn etwas magisches hier durch gekommen war, was nicht Illidari-Magisch war, müsste es Rückstände hinterlassen haben.
Linndriel folgte dem Illidari mit Blicken, als dieser das Zimmer wieder verließ. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, hielt in der Bewegung inne und schloss die Lippen dann einfach wieder, ohne auch nur einen winzigen Laut von sich gegeben zu haben. Sie wandte sich von der Tür ab, strackselte nichteinmal ansatzweise so elegant wie Oona zum Bett hinüber und setzte sich bedächtig auf die Bettkante. Mit viel Mühe quetschte die Elfe sich in die enge Lederhose hinein, zog kräftig am Bund und fiel schließlich rücklings aufs Bett, als ihre Finger von der Hose abrutschten. Sie hob das Kinn ein wenig an, um einen besseren Blick auf Nairuna zu erlangen. „Wir vergessen, was hier passiert ist und werden nie wieder ein Wort darüber verlieren, verstanden?“
„Sicher. Kein Problem“, winkte die Magistrix ab. „Sag, warst du überhaupt jemals auf einem echten, längeren Schlachtfeld? Seine Kleidung zu verlieren ist noch das harmloseste, was einem auf Feindesseite passieren kann.“ Innerlich suchte sie immernoch den Raum nach Rückständen ab. Sicherheitshalber auch das Tablett.
Da waren keinerlei arkane Rückstände, kein Fel, kein Licht und keine Leere - erst recht nichts nekrotisches und von Naturmagie hatte es auch nichts im Zimmer. Einzig der Duft von echter heißer Schokolade, dickflüssig und gewürzig, lag in der Luft. Die Becher waren irdene, sicher nichts edles oder teures, aber sie hatten ihren eigenen, rustikalen Charme. Das lackierte Tablett war schwarz und verkratzt und spiegelte die Becher, unscharf die Zimmerdecke. Es waren drei an der Zahl. Einer zuviel.
Linndriel richtete sich wieder auf und schloss die Hose knapp unterhalb ihres Bauchnabels. „Warum sollte ich auf dem Schlachtfeld meine Kleidung verlieren?“ Die Stirn legte sich in grüblerische Falten, während die Aufmerksamkeit der Elfe auf die heiße Schokolade fiel, die Oona zuvor auf dem Bett abgestellt hatte. „Ouh!“ Sogleich schnappte sie sich eine der drei Tassen, deren Anzahl sie nicht weiter hinterfragte, und sog genüsslich den wohligen Duft ein. Das war genau das Richtige. Vorsichtig nippte sie an dem heißen Trunk und stieß einen zufriedenen Seufzer aus, als ihr die flüssige Schokolade im Munde zerging. Es schmeckte fast zu gut dafür, dass sie sich in einem Bordell in Beutebucht befanden.
„Tja, der Feind sorgt in der Regel dafür. Besonders sollte es zu einer Gefangenschaft kommen. Keiner lässt seinem ‚Gast‘ die Rüstung. Zumal es Erniedrigung darstellen soll. Was nicht funktioniert, wenn man darüber steht.“ Ohne zu zögern zog die Elfe mit einem Ruck den spitzen Gegenstand aus ihrer Schulter. „Genauso, wie man im besten Fall keinen Schmerz mehr spüren sollte.“ Die Wunde begann erwartungsgemäß zu bluten, was die Frau nicht zu stören schien. Sie rutschte eher vom Bett und sorgte dafür, dass ihre Rüstung sich etwas auf dem Boden sortierte.

So ganz glatt wie es vielleicht ausgesehen hatte, war die morgendliche Szene nicht an dem Dämonenjäger vorbeigegangen. Es half nicht unbedingt, dass Aeshma seiner Meinung war. "Die hat ganz schöne Nerven", maulte der Dämon, "ist das nun eigentlich dein beschissenes Zimmer oder nicht?" Oonayepheton fletschte die Zähne, aber es war kein Grinsen. Die Geste hatte etwas animalisches, instinktives und transportierte die Aggression von Dämon und dem, was von seinen elfischen Anteilen noch verblieben war, die seine hübsche Hülle darstellten, solange die Phasenverschiebung und Aeshmas Illusionsmagie funktionierten. Was sie im Regelfall taten. "Du hast den Sch.eißbecher drinnen stehenlassen", grollte Aeshma dem Illidari und der zischte leise vor sich hin. So außerhalb des Zimmers auf dem Flur zu hocken war nicht gerade das, was er unter angenehmem Morgen verstand und er hatte keine große Lust einem der Angestellten vor die Füße zu laufen, die ihn entweder als Stück Fleisch oder Investition betrachteten. Er war nicht dumm, jedenfalls nicht, was das Einschätzen seiner Möglichkeiten anbelangte. Das vordergründig angenehme dieses Ortes würde zu einer Falle werden, wenn man sich lang genug hier aufhielt. Zäh wie Honig, der mit seiner Süße Fliegen anlockte, festkleben ließ und sie schließlich tötete, weil sie sich unheilvoll verstrickten. Einen kurzfristigen Ausweg sah er aber nicht - weder vom Flur noch aus der Gesamtsituation.

Linndriel hatte die Hälfte der Tasse bereits geleert, als ihr bewusst wurde, wie viele heiße Schokoladen Oona eigentlich auf das Zimmer gebracht hatte. Augenblicklich schlich sich ein nerviges Schuldgefühl ein, welches die Elfe anfangs zu unterdrücken versuchte, schließlich war sie eigentlich noch immer sauer auf ihn. Doch schwach wie sie war, hielt sie es nicht lange aus. Sie schnappte sich eine von den beiden unberührten Tassen, eilte zur Tür, obwohl sie lediglich ihre Hose und ein schnell übergeworfenes Hemd trug, und streckte den Kopf aus dem Spalt heraus. Auf nackten Füßen tapste sie zu Oona herüber, als sie ihn im Flur hocken sah und nahm seine Stimmung bereits wahr, bevor sie überhaupt bei ihm ankam. Auch wenn sie wusste, dass es unter Umständen keine gute Idee war, ließ sie sich neben ihm zu Boden sinken, Arm an Arm und hielt ihm wortlos die heiße Schokolade entgegen. Sie war hin und her gerissen, einerseits den Schuldgefühlen verfallen, den Wunsch verspürend sich zu entschuldigen, andererseits noch immer wütend. Ein Hauch von Misstrauen mischte sich unter die anderen Gefühle, ließen sie aufmerksam sein.
„Go’rom Anakh“, zischte der Illidari und wischte Linndriel, ohne auch nur den Kopf zu drehen den Becher mit dem Handrücken aus der Hand, so dass er nicht nur den lauwarmen Inhalt in einem kaskadierenden Bogen über Wände und Boden verteilte sondern auch die Treppen hinabpolterte. Es war ein guter Becher. Er zerbrach nicht. Das Eredun würde niemals aufhören seinen elfischen Ohren wehzutun, aber Schmerz passte zu seinem Gemütszustand. Gerade konnte es nicht genug davon sein und wenn er schon nicht genug litt, dann musste er etwas leiden lassen.
Die dunklen Tropfen liefen an den weißen Bandagen herunter, ohne Spuren zu hinterlassen. Der Dämonenjäger war erneut in eine Starre verfallen, die Lippe hochgezogen und die Zähne fest zusammengebissen. Der vibrierende Zorn, den er ausstrahlte, schien die Luft zum Flimmern zu bringen, obwohl sich rein gar nichts in der Stille rührte, als das Poltern und Rollen des Bechers verklungen war.
Obwohl die Elfe auf der Hut war und mit solch einer Reaktion hätte rechnen müssen, zuckte sie vor Schreck zusammen, hatte sie gleichzeitig naiver Weise angenommen, die Geste würde sein Gemüt beruhigen. Ein dummer Gedanke. Sie beobachtete den Becher, wie er über den Boden rollte, und zuckte erneut, wenn auch dieses mal kaum merkbar, zusammen, als er die Treppen hinab fiel. Die Tropfen auf ihrer ungeschützten Haut nahm sie nur am Rande wahr. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich nicht zu bewegen, nicht einmal zu atmen - wer wusste schon, zu was die kleinste Regung den Illidari verleiten könnte. Die Stille war ohrenbetäubend. Ganz langsam und bedächtig wandte Linndriel den Kopf Oona zu. Sie strahlte keine Angst aus, auch wenn sie vermutlich allen Grund dazu gehabt hätte - doch scheinbar schien es eine naive Eigenschaft der Elfe zu sein, genau dann keine Angst zu verspüren, wenn sie angebracht war. Sonst wäre sie nicht mit einem Illidari befreundet. Wie in Zeitlupe streckte sie ihre Hand nach ihm aus, beinahe als würde sie eine Bombe berühren wollen, die jeder Zeit zu explodieren drohte.
„Shash-kiel zil a’rul kigon!“ Was das Eredun mit der eigentlich so angenehm und sanft klingenden Stimme des Illidari machte, war nicht in Worten auszudrücken. Es löste Gefühle aus. Urinstinkte. Panik und Aggression zur Selbsterhaltung. Es klang aggressiv. Gewalttätig und brutal. Es brannte sich flammend in die Seele und hindurch. Der Satz klang bedrohlich und befeuerte noch die Haltung mühsam gezügelter Wut, die sein ganzer Körper verströmte. Vielleicht zum ersten Mal und das ganz ohne seine Tarnung aufzugeben, schimmerte der Teil seines Wesens durch seine Erscheinung, der die Bühne nur dann betrat, wenn er ihn ließ.

Die Magistrix hatte Linndriels Verhalten mit einer hochgezogenen Augenbraue beobachtet und dafür gesorgt, dass ihre Rüstung sich wieder um ihren Körper legte. Lediglich die letzten Schnallen wurden noch per Hand festgezogen. Was mit der blutenden Schulter war? Sie wurde nahezu ignoriert. Das Kind hatte auf ihre Frage nicht geantwortet, also war es besser, die Wunde unversorgt zu lassen. Die Robe saugte unter dem Schulterstück ohnehin genug Blut auf und das Schulterstück versteckte den Rest. Der Dolch verschwand in der endlosen Tasche. Sie lauschte den Worten auf dem Gang und lachte: "Als wenn er wirklich das Herz seines Spielzeuges essen würde." In einer Lautstärkte, die bis auf den Flur reichen würde und verständlich war fügte sie hinzu: "Hey, Kleines, der böse Wolf hat schlechte Laune. Ihm ist nach Herzblut." Letztlich warf die Elfe einen kleinen Goldbeutel auf das Bett. Für den Becher interessierte sie sich keine Sekunde lang.
Der Illidari schoss auf die Füße und bretterte die Fäuste dabei rücklings an die Wand. Er ließ Linndriel hocken und bewegte sich so rasch die Stufen hinab, dass weder die Bewegung seiner Füße, noch die einzelnen Geräusche, wenn sie die Stufen berührten, auseinanderzuhalten waren. Das schwerere Türschlagen zwei Stockwerke unter ihnen war mit Sicherheit die Eingangstür gewesen.
Nairuna verließ mit leisem Kettenklirren das Zimmer und ging dem Illidari nach. Die kleine Elfe ließ sie beinahe links liegen. Die Magistrix würde nur stoppen, würde sie angesprochen werden. "Schön zu wissen, dass er sein dämonisches ich noch halbwegs lenken kann."
Vollkommen überfordert mit der Situation blieb die Elfe einfach an Ort und Stelle hocken und sah zuerst Oona, anschließend Nairuna, mit offen stehendem Mund hinterher. Sie konnte von sich selbst behaupten, den Illidari im Laufe der Zeit, zumindest zum Teil, recht gut kennengelernt zu haben - aber noch nie hatte sie ihn so außer sich gesehen. Die Frage war nur, was ihn dazu gebracht hatte so eine starke Wut zu verspüren. Selbst nach ausgiebigem Grübeln wollte ihr einfach nicht klar werden, was sein Problem war. Die Geschichte mit der Elfe hatte er schließlich selbst zu verschulden. Kopfschüttelnd richtete sie sich wieder auf und betrachtete seufzend die Sauerei auf den Dielen. Der Flur war noch immer erfüllt von dem wohligen Duft der heißen Schokolade, sie bot nun jedoch keinen geschmackvollen Anblick mehr. Wahrscheinlich sollte sie das Chaos zuerst beseitigen, bevor sich die Unannehmlichkeiten, die sie ihren Gastgebern bereiteten zu einem Maße anhäuften, die dazu führen würden, dass ihnen nicht weiterhin Unterkunft, sowie Speis und Trank zustanden. Behutsam und auf Zehenspitzen umtänzelte sie die Lache auf dem Boden und ging zurück in ihr Zimmer, suchte nach etwas, mit dem sie den Flur säubern konnte. In Gedanken jedoch, war sie bei Oona und Nairuna. Hoffte, dass wenn sie dort unten ankommen würde, beide noch lebendig waren. Zumindest der Illidari.

Der stand draußen an der Brüstung und atmete tief durch. Nur die Langsamkeit der Atemzüge verhinderten eine Form von Hyperventilie. Er hätte platzen können. Was bildete sich dieses Brathuhn eigentlich ein? Aeshmas Bestätigung auf jeden seiner Gedanken war nach wie vor nicht hilfreich. Jedenfalls nicht dafür, dass er sich wieder beruhigte. Und Linndriel? Ohne weit auszuholen spuckte er aus. Diese beschissene sch.eiß Situation.
Großartig. Er stand in Binden gewickelt wie eine ziemlich exotische Mumie mit Knotenf.etisch vor einem Puff in Beutebucht, hatte einen Gefallen versprochen und diese Weiber trieben ihn zur Weißglut. Konnte nicht irgendwas irgendwann irgendwo einfach nur einfach sein?
Nairunas Schritte waren in etwa genau so ruhig wie der Atemversuch den Illidari. Sie näherte sich dem Mann mit Sicherheitsabstand und meinte ruhig, während sie ihren Helm fest zog: "Braucht Ihr einen Kampf, um Euer Gemüt zu beruhigen? Ansonsten würde ich empfehlen Ihr zieht Euch etwas an, beruhigt die verwirrte Elfe oben und sucht Euch ein seriöses Zimmer. Sie ist überfordert mit der Situation."
"Kümmert Euch um Euren eigenen Sch.eiß!" Er drehte den Kopf nicht. Die Stimme war klar, nicht laut, hatte jedoch dieses nachdrückliche Beben im Unterton, das seine Haltung ebenso transportierte. Für gute Augen war das leichte Zittern und Zucken zu sehen, das bei hoher Muskelanspannung entstand. "Wenn ich einen Babysitter brauche, kaufe ich mir einen, ebenso wie ungefragte gute Ratschläge!"
"Wie Ihr meint. Gold für das Zimmer, oder eines für Euren weiteren Aufenthalt, und Euren guten Willen, liegt auf dem Bett. Ich weiß Bemühungen und Mühen durchaus zu schätzen." Die Frau setzte zum Gehen an und wandte sich ab. "Und ja, es kümmert sich niemand mehr um etwaige Wunden."
"Ihr wisst ja wo Unterstadt liegt - oder das was noch davon übrig ist", giftete er zurück, drehte sich auf dem Absatz um und übertrat in deutlich hörbaren Schritten wieder die Schwelle in das Etablissement. Seine Fersen trafen derart nachdrücklich auf dem Boden auf, dass jeder Tritt einem Kriegstrommelschlag nicht unähnlich war. Wenn es im Übrigen etwas gab, was er tat, dann war das, Türen zu schließen, die er geöffnet hatte. Selbst wenn die Türschlagfrequenz des Morgens ihn bereits selbst zu nerven begann.

Nachdem Linndriel den Boden und die Wände mit dem Handtuch, welches sie den Abend zuvor zum Abtrocknen bekommen hatte, gesäubert hatte, begab sie sich vorsichtig nach unten. Das wiederholte geradezu ohrenbetäubende Zuschlagen der Tür hatte bereits angekündigt, dass einer der beiden Sin’dorei wieder hereingekommen war, noch bevor sie sehen konnte wer. Als sie Oona erblickte, verharrte sie in der Bewegung und musterte ihn abschätzend. Noch immer fehlten ihr die Worte. Selbst wenn sie gewusst hätte, was sie zu ihm sagen könnte, um ihn zu beruhigen, hätte sie vermutlich kein Wort herausbekommen. Also beließ sie es dabei ihn anzusehen, unsicher und vielleicht doch ein wenig verängstigt.
Oonayepheton stoppte abrupt und seine gesamte Haltung richtete sich auf Linndriel aus. Er benötigte keine Augen zum Starren. „Sie ist weg“, brachte er nach einem sehr langen Moment sehr angespannten intensiven Schweigens heraus. Man konnte sehen, dass das Sprechen ihm Mühe bereitete, so als sei Thalassisch viel zu weich für seine Zunge.
„Und scheinbar warst du gut, sonst hätte sie dir kein Gold auf dem Bett hinterlassen“, äffte Aeshma gegen sein Bewusstsein. Ein Satz, der Linndriel, hätte der Dämonenjäger weniger Selbstbeherrschung gehabt, ungefiltert an den Kopf geworfen worden wäre, und zwar einzig aus dem Grund, sie zu verletzen. So aber sagte er gar nichts, knirschte mit den Zähnen, gab sich unvermittelt einen Ruck und stürmte die Treppen in zielstrebigem Stakkato hinauf.
Linndriel hielt sich nicht lange damit auf dem Elfen mit Blicken zu folgen, sondern eilte ihm sogleich hinterher, brauchte für die nicht enden wollenden Stufen jedoch wesentlich länger als Oona, sie war noch immer nicht wieder vollends zu Kräften gekommen. Als sie hörbar außer Atem auf der zweiten Ebene ankam, war er nirgends zu entdecken, jedoch ließ sie das erneute Türgeräusch annehmen, dass er zurück auf das Zimmer gestürmt war. Bevor sie jenes betrat, atmete sie erst einige Male tief durch, versuchte sich für das Folgende zu wappnen. Behutsam legte sie die Finger auf den Griff und öffnete zaghaft die Tür, drückte sich durch den schmalen Spalt und ließ sie leise zurück ins Schloss klicken, indem sie sich mit dem Rücken dagegen lehnte. So blieb sie stehen, die Hände hinter dem Rücken, den Knauf fest umgreifend, als bräuchte sie die Sicherheit, dass sie dem Raum jederzeit entfliehen kann - oder aber die Kontrolle darüber, dass Oona eben dies nicht ungehindert tun konnte. Wobei sie natürlich kein großes Hindernis darstellte. Bevor ihr Blick auf den Sin’dorei fiel, streifte er zuerst den einsam dastehenden Becher, vollkommen unberührt und mittlerweile nichteinmal mehr dampfend. Wie bedauerlich. „Hey…“ setzte sie an, mit so feiner Stimme, dass sie bezweifelte, dass sie überhaupt zu bis zu ihm durchgedrungen war. „Es tut mir leid“, kam es ein wenig lauter, verlor jedoch nichts von dem besänftigenden Klang, den sie in die Worte gelegt hatte.
Zwischen der Tür und dem Illidari lagen die noch immer verstreuten Reste von Linndriels Ausrüstung und das Bett. Er kehrte dem Zimmer den Rücken zu, dem Bett, der Tür und damit Linndriel. Man konnte die Schultern und den Rücken sich in zwei sehr langen Atemzügen heben und senken sehen. Dann verblasste die Illusion als verwehten die Nebelschleier über der Wirklichkeit.
Die geschwungenen Hörner, die sich über den weichen Schläfen aus dem Kopf erhoben, waren makellos und beinahe so dunkel wie das Haar des Elfen. Feine ledrige Schwingen lagen um seine Schultern, als würden sie ihn umarmen wollen und der nackte, ungeschuppte Schweif, der bis zu seiner Hakenspitze von Tätowierungen bedeckt war, peitschte langsam um sein Bein.
Auf dem Bett lag dünn der Streifen Stoff, schwarz, schmal und mehrfach gefaltet in mehreren Schlingen.
Die Augen der Elfe weiteten sich und ihr Körper nahm eine angespannte, verkrampfte Haltung ein. Das scharfe Einziehen der Luft, als sie sich gegen die Tür presste, dürfte deutlich bis zu dem Illidari herüberklingen. „Was zum…“ keuchte sie leise und blinzelte einige Male, als würde sie an ihrer Wahrnehmung zweifeln und versuchen, eine Halluzination abzuschütteln. Doch die Hörner, die Schwingen und der Schweif blieben dort wo sie waren. Es war dumm und das wusste sie auch, trotzdem konnte sie nicht dagegen ankämpfen, wie hypnotisiert ein paar Schritte auf Oona zuzugehen, bis ihre Knie das Bett berührten. So blieb sie stehen, starrte ihn an als sei er von einem anderen Stern und sagte kein weiteres Wort.
Der Illidari drehte sich nicht um, sondern blieb abgewandt stehen. Obwohl ihm die Anspannung noch anzusehen war, schien sie zum Großteil geschwunden… oder in eine andere Art gewandelt zu sein. „Und ich wiederhole die Frage“, sagte er ungesehen, „weswegen solltest du mit so jemandem befreundet sein wollen.“ Es klang nicht wie eine Frage. Das leise Vibrato in der Stimme ließ sie nicht zittern oder unsicher wirken, es klang wie ein unterschwelliges Zirpen und seltsam schön(?) - auf skurrile Weise.
„Weil du du bist. Und ich selten jemanden getroffen habe, der so unkompliziert und verwirrend zur gleichen Zeit ist.“ Für einen Moment starrte sie ihn noch an, ehe sie auf das Bett stieg, dieses geschickt überquerte und sich dann auf der Bettkante niederließ. Den restlichen Abstand zwischen ihnen überließ sie ihm, sie hatte sich wahrscheinlich schon näher an ihn herangewagt, als manch anderer es in ihrer Lage getan hätte. Ihre Beine baumelten locker vom Bett, während sie sich mit Schulter und Schläfe am Bettpfosten anlehnte, den Arm um jenen herumgeschlungen.
Jetzt drehte er sich langsam um. Die Augen waren offen. Und viel zu tief. Da waren keine Augen. Das grüne Feuer, das in den Höhlen loderte und von dem er nicht wusste, ob sie so etwas schon einmal gesehen hatte, ganz gleich in welchem Aggregatszustand, war weitaus intensiver als das Felgrün der Augen der Sin’dorei, die dagegen verblasst und matt wirkten. Es war ein reines Rätsel, weswegen die Flammen ihm nicht die Haut vom Gesicht schmolzen.
„Wieso hast du mich abgewiesen?“ fragte er. Der grüne Widerschein der Flammen lag auf seinem Gesicht und zuckende Schatten flogen über seine Züge.
Oft hatte sie sich gefragt wie es wohl wäre, Oona in die Augen blicken zu können, den Wunsch verspürt, ihm den verhüllenden Stoff abzunehmen. Ihr war bewusst gewesen, dass sich darunter nicht das befinden würde, was sie sich herbeigesehnt hatte. Dennoch traf sie der Anblick der von grün tanzenden Flammen ausgefüllten Augenhöhlen auf eine unbeschreibliche Art und Weise. Es war nicht so, als wäre sie verängstigt oder abgestoßen - Ihr Bild von ihm hatte sich einfach nur gewandelt, ebenso wie es sein Aussehen getan hatte. „Ich war sauer auf dich. Ich wollte nicht mit der Elfe ins Bett steigen.“ Ohne Scheu sah sie ihm in die tiefen Augenhöhlen.
„Und du denkst ich habe dich gezwungen?“ Der Gesichtsausdruck war … anders. Sicher, auf eine gewisse Weise ernst, streng vielleicht, und doch gleichzeitig so hart und abweisend wie anziehend.
„Wann noch gleich habe ich dir befohlen, das zu tun, was du getan hast, Linndriel?“ Es war das erste Mal, dass er ihren Namen in den Mund nahm. Der seltsame Unterton - das einlullende Zirpen - war persistent.
Ihren Namen aus seinem Mund zu hören, ließ die Elfe verdutzt die Brauen heben. Erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, dass es das erste Mal war. Nach all der Zeit. Merkwürdig. „Ich weiß nicht genau was du getan hast. Aber ohne Zweifel hast du etwas gemacht. Sonst wäre ich nicht hemmungslos mit jemand fremdem, und hinzukommend auch noch einer Frau, ins Bett gestiegen.“ Sie stellte sich ihm entgegen, ließ sich nicht beirren, sah sie sich selbst nicht im Unrecht.
Eine Weile stand er regungslos. Vielleicht wartete er ab, ob er da noch etwas folgen würde. Als es das nicht tat, nickte er langsam, angedeutet und mehrfach, als sei die Erkenntnis über etwas eingekehrt. Er wandte sich halb ab, zog die schwarze Schleife Stoff von den Laken und wand sie um seinen Kopf, bis die leeren Augen wieder verhüllt waren. Noch während seine bloßen Finger den Stoff verknoteten, sagte er: „Ich bin kein Sin’dorei mehr. Das, was in meiner Nähe und durch mich geschieht, geschieht. Manche Dinge forciert, für die Folgen aber stehe ich nicht gerade. Du hast dir meine Nähe ausgesucht.“ Er ließ die Arme sinken und richtete das Gesicht auf die Elfe aus. Langsam verblassten seine dämonischen Attribute, die für jeden Hexenmeister deutliche Hinweise darauf gewesen wären, mit welcher Art Kontaminierung man es hier zu tun hatte. Doch wer sie einmal gesehen hatte, der würde sie schwerlich vergessen können.
„Das heißt, ich habe nicht das Recht sauer auf dich zu sein, weil Dinge nunmal passieren, aber du darfst zur Furie werden, wenn ich dich ein einziges Mal abweise?“ Es wirkte nicht wie ein Vorwurf, eher herausfordernd. Als glaubte sie naiverweise, durch das Wissen darum, dass ihr Abweisen ihm missfallen hatte, hätte sie soetwas wie Macht, oder die Überhand.
„Du kannst sauer sein, wenn du denkst, dass dich das weiterbringt“, sagte er und das Zirpen war aus der Stimme verschwunden. Er klang ganz normal, beinahe verstörend. Der dunkle Beiklang war samten und angenehm und wurde von Ruhe getragen.
Er stand vollkommen still. Bis auf die Augenbinde und diese seltsamen Runenstreifen um seinen ganzen Körper wies nichts mehr darauf hin, was gerade noch so greifbar gewesen war. Selbst die schwarzen Zeichen auf seiner Haut wurden durch die Bandagen verhüllt.
„Ich bin ja schon gar nicht mehr sauer.“ In ihrer Stimme klang ein gewisser Trotz wider. Dennoch stand sie auf und schloss die Distanz zwischen ihnen, indem sie ihn, ohne lang zu zögern und ohne jegliches Beachten von Signalen, in die Arme schloss. Die Umarmung war nicht fordernd, verlangte nichts von ihm, diente einzig und allein dem Zweck ihm nahe zu sein. Sich zu entschuldigen. Selbst wenn er versucht hätte sich dagegen zu wehren, die dünnen Arme der Elfe hatten sich mit beachtlicher Kraft um seinen Oberkörper geschlungen, während ihr Gesicht an seiner Brust lag, wie so oft von den hellen Locken verschleiert.
Es dauerte einen Moment, bevor sie seine Hand an ihrem Rücken spürte und einen weiteren, bevor sich die zweite Hand spüren ließ und sich die Arme unter weitaus weniger Druck schlossen. Mit ebenso wenig Gewicht lehnte sich seine Wange an ihren Scheitel.
„Vielleicht“, und das Gesicht bewegte sich seicht beim Sprechen, „solltest du gleich alles sagen, was dich verstimmt, wenn wir schon einmal dabei sind.“ Er hatte die Stimme gesenkt. Sein Tonfall schwang dennoch bis in seinen Brustkorb. Vielleicht war das aber auch Einbildung. Oder die feste Umschlingung.
Linndriel lockerte die Umarmung ein wenig, aber nicht mehr als nötig, und legte den Kopf in den Nacken um zu ihm heraufblicken zu können. „Ich will dich nicht teilen. Aber das ist so eine Sache, die verdammt kindisch ist und sich nicht verhindern lässt.“ Sie warf ihm ein schiefes Lächeln zu, welches nicht ganz zu dem Ausdruck in ihren Augen passen wollte. Ihr war wohl bewusst, dass sie ein Wesen in den Armen hielt, dessen Freiheit von unbeschreiblicher Wichtigkeit war. Würde sie auch nur den Versuch unternehmen, ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Flügel zu stutzen, würde sie ihn wohl verlieren. Das Wissen darum machte es nicht einfacher mit den Gefühlen umzugehen, es ließ sie auch nicht verschwinden. Doch wenn sie ihn nur bei sich halten konnte, indem sie ihn losließ, so würde sie dies jederzeit tun. Den Schmerz in Kauf nehmen.
Sie konnte spüren dass der Dämonenjäger sich innerlich ebenso distanzierte wie auch seine Haltung steifer wurde. „Was bedeutet das?“ fragte er, und seine Stimme war misstrauisch und kühler als zuvor.
Oh nein. Hätte sie doch bloß den Mund gehalten. „Gar nichts. Ich meinte nur… dass ich dich gerne um mich habe.“ Sie versuchte, die Worte bedächtig klingen zu lassen, doch es war ihr anzumerken, dass die zunehmend distanzierte Haltung von Oona Hysterie in ihr auslöste. Gerade noch schien alles wieder in Ordnung gewesen zu sein, so schnell war es wieder Zunichte gemacht.
„Lüg mich nicht an.“ Der unsichtbare Blick, dessen Intensität sie nun sehr viel besser einschätzen konnte, nun da sie wusste, durch was er ausgelöst wurde - zumindest rein äußerlich - lag fest auf ihrem Gesicht.
Aeshma sandte Wellen der Bestätigung aus. Einen Meister der Lügen, Trickserei und Bezirzung austricksen zu wollen, war sicher nicht die klügste Idee, wenn sein Fokus so ablenkungsfrei und distanzlos auf jemanden gerichtet war, selbst wenn es nur darum ging, etwas zu verschweigen.
„Es spielt keine Rolle, Oona. Ich weiß, dass du nicht der Typ bist, der sich auf eine Person festlegt, oder sich gar von jemandem abhängig machen würde. Dass du kommst und gehst, wie du willst und tust, sagst und denkst was dir gerade so in den Kopf schießt. Diese ganze… Gefühlsduselei ist nicht deine Welt. Und das ist in Ordnung.“ Während sie die Worte dieses Mal mit fester Stimme sprach, erwiderte sie seinen Blick standhaft. Ihre Arme waren nur noch zaghaft um ihn gelegt, als fürchte sie bereits, dass er sich vollkommen zurückziehen könnte.
„Du redest um die Antwort herum“, stellte er fest. Er schien keinen Augenblick daran zu zweifeln.
Linndriel grummelte leise und verdrehte genervt die Augen. „Ich will dich für mich alleine haben. War es das, was du hören wolltest?“ Sie löste die Umarmung und setzte sich zurück auf die Bettkante, senkte den Blick auf den Boden, als würde sie bereits die Vorkehrungen für das, was sie erwartete, schließen.
„Ich sehe hier niemand anderen im Zimmer“, erwiderte der Illidari in ziemlich neutralem Tonfall. Aeshma knurrte: „Ja - glücklicherweise.“
Sei still.
„Worauf willst du damit hinaus?“ fragte der Dämon.
Aufrichtigkeit, antwortete Oona stumm. Er konnte spüren, wie sich die Aufmerksamkeit des Dämons auf die Elfe zu richten begann. So war es für ihn selbst auch einfacher, sie dort zu lassen.
Frustriert formte sie einen Schmollmund, zog die Beine auf das Bett hinauf und winkelte diese an, während ihr Rücken in ungemütlicher Position am Bettpfosten lehnte. Die Hände lagen ineinander verschränkt auf ihrem Bauch. „Es geht ja nicht nur darum, wer gerade da ist. Auch darum wer noch kommen könnte - irgendwann. Aber weißt du, das ist eigentlich egal. Ich weiß gar nicht, warum man sich um sowas überhaupt Gedanken macht.“ Sie machte eine abwinkende Handbewegung in seine Richtung.
„Wenn du schon lügen musst, belüg dich nicht selbst“, erwiderte er im gleichen neutralen Ton. Noch einen weiteren Augenblick war sein Gesicht auf sie ausgerichtet, dann drehte er sich um, schritt um das Bett und beugte sich, um das Tablett auf dem Boden abzustellen und kniefällig auf das Bett zu kriechen, wo er sich bäuchlings lang ausstreckte, den Kopf in die Arme bettete und ein Bein anzog, um es bequem zu haben.
„Ich belüge mich nicht selbst!“ Die Antwort klang mehr als patzig. Aus dem Augenwinkel warf sie ihm einen scharfen Blick zu, ehe sie vorzugsweise die Wand anvisierte und diese an Stelle von Oona böse anstarrte.
Das leise ‚mmmhm‘ klang schon nicht mehr so aufmerksam wie zuvor, aber auch nicht wirklich so, als habe sie glaubhaft etwas versichert. Er bewegte sich etwas, offenbar um die Position zu korrigieren, halb abgewandt und auf der Seite des Bettes, in der Linndriel erwacht war. Die zunehmende Entspannung breitete sich um ihn aus wie jedes andere Gefühl es tat.

"Drei sind immer einer zuviel", sagte Aeshma.
Schließt du dich mit ein? Die Gedankensignatur des Illidari klang schläfrig.
Der Dämon grinste spürbar. "Was denkst du selbst?"

Esterly ft. Austin Jenckes - Bad Man
https://www.youtube.com/watch?v=uNGxnJBtUqY

Zusatz. Nairuna und Linndriel schreiben ihre Passagen jeweils selbst. Ihr lest hier also einen Text, der von drei Personen abwechselnd verfasst wurde. Das gilt auch für alle anderen Texte mit verschiedenen Charakteren, es sei denn es handelt sich um NPCs.

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[Spotlight]

Langsam stieg sie aus dem Wasser.

Ihr Blick war auf den verzückten Kul’Tiraner gerichtet, der es sich am Ufer des Sturmsangtals bequem gemacht hatte. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich dem aufgefundenen Tagebuch, das aufgeschlagen auf seinen Knien lag, zu widmen.
Als er die Gestalt vor zwei Atemzügen ausgemacht hatte, hatte er sich kurz gefragt, wie es sein konnte, dass jemand in einem schwarzen Catsuit aus Latex einfach ratz-fatz aus dem Meer stieg, hier am Ende der Welt.
Dann hatte er genauer hingesehen - und erstarrte. Wie hatte er jemals glauben können, dass es keine Frau gab, die keine Makel aufwies? Das, was da gerade auf ihn zukam, war die leibhaftige Verkörperung verstohlener Erotik, der Geist der Peep-Show - konzentriert in einer kurvenreichen Gestalt, die Umrisse gezeichnet von einer Abermillionen fiebriger Vorstellungen, und gekrönt von einem Gesicht, das für die meisten Männer und einen guten Teil der Frauen den Inbegriff der Verführung bedeutete.
Wohin sein Blick auch fiel, überall offenbarten sich vollkommene und ziemlich hypnotisierende, anatomische Einzelheiten.
Die Wirkung, die der Sukkubus auf ihn hatte, war verheerend.
Er fühlte sich plötzlich sehr klein. Er hatte seine Würde verloren, seine Selbstachtung. Alles wurde mit einem Mal gefährlich einfach.
Ganz am Rande seines Bewusstseins registrierte er eine zweite Gestalt, die in eine dunkle, schwere Robe gehüllt war. Ihre Augen schienen grün zu lodern. Lächelte sie etwa?
Er merkte, dass irgendetwas ganz und gar nicht nicht stimmte, aber sein Verstand empfing in diesem Augenblick keine Besucher. Also blieb der Kul’Tiraner sitzen, zitternd und schwitzend. Er atmete flach.
„Schon gut, schon gut", sagte Anyla, und übernahm wie üblich das Ruder.
Langsam kniete sie sich über ihn und umfasste mit beiden Händen seinen Kopf. Er hatte das Gefühl, als bohrten sich ihre langen Fingernägel in die Haut seines Nackens. Wie konnte sie Fingernägel haben? Waren ihre Hände nicht mit Latex überzogen?
Er starrte ihr wie ein Idiot in die Augen; perfekte Abgründe aus betörenden Treibsand.
Mit einem kräftigen Ruck, bei dem sich ihr sinnlicher Körper nur kurz anspannte, brach sie ihm das Genick.
Als sie sich daraufhin wieder erhob und den leblosen Herrn einfach zur Seite fallen ließ, warf sie der Sin’dorei einen giftigen Blick zu. “Ich bin es leid, Fantasien zu bedienen.”
Noch bevor sie jedoch zu weiteren kritischen Tiraden ausholen konnte, entließ die Hexenmeisterin sie mit einem kommentarlosen Wink zurück in den Nether.
Und das Tagebuch wechselte den Besitzer.

Tito & Tarantula: After dark

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[Ewigkeit]

Dieser Morgen… Aber sie war sich bewusst, wie sie auf andere wirkte. Ansträngend. Selbst versuche ins Gespräch zu kommen, waren ignoriert worden. Sie war, wie immer, nur anwesend und eine Störung für Andere. Und, da sie nicht Artea war, hatte sie auch keine hilfreichen Worte, die daran etwas ändern könnten. Vermutlich war sogar ihr zurückgelassenes Geschenk missverstanden. Aber das wäre nur natürlich und nicht sonderlich verwundernswert.

Stattdessen suchte sie ihren Wolf und setzte sich gemeinsam mit ihm ans Meer. Der Weg war nicht weit aus der Stadt heraus. Und doch auf Abstand. Artea gesellte sich bewusster zu der Magierin und machte es sich auf dem Sattel des Wolfes gemütlich.

„Du bist noch da? Ich hatte kurz geglaubt, dass du es dir doch endlich anders überlegt hast.“, lachte Nairuna und Artea, mit ihrer sanften, ruhigen und doch hallenden Stimme, meinte: „So schnell wirst du mich nicht los.“ Nairuna nickte bedächtig und murmelte: „Vielleicht hat der Illidari recht. Vielleicht sollte ich wirklich nach Unterstadt gehen. Sag, würdest du mich sterben lassen?“ „Niemals!“ Die Magierin seufzte bei der plötzlichen Antwort: „Hatte ich mir schon gedacht.“ „Wie kommt es, dass du wieder darüber nachdenkst? Die Nacht? Er?“ Seufzend lehnte sich die Frau nach Hinten und blickte in das strahlende Blau des Himmels. Eine sanfte Brise umspielte ihre Haut. „Er erinnert dich doch nicht etwa an…“ „Nein! Sie haben nichts gemeinsam. Und es ist lange her.“ „Welcher Krieg war es noch gleich?“ „Ich weiß es selbst nicht mehr. Der Zweite? Oder vielleicht auch der Dritte? Wir hätten nicht erlauben lassen dürfen, dass sie uns trennen. Anders wären wir wenigstens gemeinsam gefallen, oder hätten gemeinsam überlebt.“ „Das weißt du doch gar nicht. Sicher hätte der Drache dich als Ziel genommen und er hätte sich dazwischen gestellt, damit du überlebst.“ Die Magierin lachte auf: „Das wäre typisch gewesen. Feren hat sich immer um meine Verletzungen gekümmert und mich behütet. Egal, wie schlimm es war. Selbst blaue Flecken waren ein großes Drama!“ „Siehst du.“ „Er war mit seiner ganzen Art ergreifend. Seine Kraft, seine innere Stärke. Alles was er tat, war voller Leidenschaft und jede seiner Berührungen besitzergreifend.“, verlor sich die Magierin säuselnd in Gedanken, „Dabei sah er mit seinen kurzen Haaren immer furchtbar zerstreut aus. Doch, wenn er in seinem Element war, sah man nur noch ein Feuer aus Leidenschaft in seinen strahlend schönen, blauen Augen.“ „Du hättest dir auch einen neuen Mann suchen können?“ Fast schon erbost fauchte die Magistrix: „Es gibt aber keinen wie ihn!“ „Die Ewigkeit ist eine lange Zeit.“ „Nur, wenn man sich an sie erinnert.“ „Ich habe es mir nicht ausgesucht.“ Die Elfe schloss die Augen, zog die Beine an sich heran und umschloss sie mit ihren Armen. Mit schwerem Herzen legte die Frau ihre Stirn auf den Knien ab und seufzte. Sie verharrte mehrere Minuten in dieser Haltung und bemerkte gar nicht, wann Artea wieder verschwunden war.

Die Frau richtete sich stattdessen auf und atmete tief durch. Den Kopf in den Nacken legend setzte sie zu einem Lied voller Wehklagen und Sehnsucht an. Ihre Stimme war rein. Und sanft. So viel Schmerz und Verlangen hätte man wohl kaum von der Magistrix erwartet. Wo sie immer nur für einen kurzen, schmerzlichen Augenblick auftrat. Doch ihre Stimme legte sich nun wie ein Schleier über diesen Morgen im Dschungel und sorgte dafür, dass das Leben für einen kurzen Moment verstummte.

Golden Sun – A Full Moon in Garoh
https://www.youtube.com/watch?v=2pFQqT_851U

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[Artea]

Der Dämonenjäger war tief und fest eingeschlafen. Aeshma schlief nie. Das zunehmende Gefühl, das der Dämon auffing, machte ihn nervös. Schließlich war er kein Zornwächter - und wollte auch keiner sein! Penetrant war dieses Gefühl. Dieses Anstarren, wie das eines Hundes der meinte, es sei Essenszeit. Dabei flimmerten da im Raum für normale Leute nur drei kleine Lichtkügelchen.
Seine Anteile an ihrem geteilten Bewusstsein bewegten sich unruhig, zunächst absichtslos. Bemerkte Blondlöckchen das auch? Oder war die zu beschäftigt mit sich und den Denkaufgaben, die sein Wirt ihr an den Kopf gebrettert hatte?
Es war zu ärgerlich, dass er sich nicht einfach verp.issen konnte, aber Deal war Deal war Deal. Wer wusste schon, ob er auf der anderen Seite dieses Schlachtfelds heute noch existieren würde - oder erst neu geboren werden müsste. Und Aeshma mochte sich so wie er war. Auf das ganze neu erstarken, die Rangeleien um Existenzberechtigung und Intrigen zum Aufstieg hatte er keinerlei Lust. Zumindest nicht in nächster Zeit.
Linndriel war ebenfalls, noch immer an den Bettpfosten angelehnt, eingeschlafen. Ihr Kopf hing in einer nicht nur unnatürlich, sondern auch ungemütlich aussehenden Position, schwankte beim Ein- und Ausatmen sacht hin und her. Das lockige Haar fiel ihr wirr in das Gesicht und verhinderte, dass man auch nur irgendetwas außer der Nasenspitze erkennen konnte. Genauso wenig wie Oona nahm auch die Elfe die Lichtkugeln wahr.
Immer wieder bewegten sich die Kugeln vor sich hin schimmernd. Was sollten Sie in diesem Zustand auch tun. Wieso man sich von Kügelchen angestarrt fühlen sollte, war ohnehin für einen Normalsterblichen fraglich.
Aeshma war kein normalsterbliches Wesen und in seinem jetzigen Aggregatzustand erst recht nicht mehr. "HEY IDIOT", blökte er gegen Oonas Bewusstsein. "WACH AUF. LOS. JETZT!" Der brummte unwillig und die Hand wischte an sein Ohr als würde eine Fliege vertreiben wollen.
Was auch immer es war, ob nun ein Traum oder ein unkontrolliertes Zucken der Gliedmaßen, ließ Linndriel unsanft von der Bettkante und auf den harten Boden fallen. Das Gepoltere würde wahrscheinlich nicht nur Oona, sondern auch das halbe Gasthaus gehört haben. "Verdammte Sch.eiße." Grummelnd rieb sie sich den Kopf und setzte sich vollkommen verwirrt auf, orientierungslos aufgrund des eher plötzlichen Erwachens. Sie begab sich ächzend auf die Knie, wollte sich gerade am Bett wieder hochziehen, als sie über den Rand hinweg die Lichtkugeln ausmachte. Was war das? Sie blinzelte einige Male ungläubig und versuchte den Schlaf, und das, was sie für eine Einbildung hielt, abzuschütteln. Doch die Kugeln blieben dort, wo sie waren. Nur schwerfällig konnte sie ihren Blick davon losreißen und zu Oona herübersehen.
Der schlief noch immer und das obwohl Aeshma inzwischen dauerhaft brüllte. Friedlich. Selbst das Ohr ließ er in Ruhe und das Gepolter war sicher nicht lauter als das Geschrei des Dämons. Vielleicht war das sogar der Grund dafür gewesen, weswegen er Geräusche im Außen beinahe gar nicht wahrnahm.

Die Kugeln sortierten sich abermals neu.
Wenn man ganz genau hinhörte, klangen sie sogar ein wenig.
Wie konnte der noch immer schlafen?! "Oona!" Keine Reaktion. Wahrscheinlich hatte sie zu leise gerufen. Sie schwang sich auf das Bett, hastete auf allen Vieren zu ihm herüber und begann wie eine Bescheuerte an dem Illidari zu rütteln. "Wach endlich auf!" schrie sie ihm ins Ohr und ließ die Kugeln dabei keine Sekunde aus den Augen. Sie war sich nicht sicher, was das zu bedeuten hatte. Ob es gut oder böse war. Aber sie war sich sicher, dass Oona wissen würde, was zu tun war. Das hieß - sobald er wach war.
Er fiel. Rutschte. Das Geröll unter seinen Füßen bot keinen Halt und er schlug auf, überschlug sich, wurde herumgeworfen und rollte, rollte, schlitterte…
Der Dämonenjäger zuckte heftig zusammen, gab einen zutiefst erschauernden Laut von sich und fuhr schlussendlich auf. Er war nicht gleich in der Wirklichkeit. Sein Gesichtsausdruck sprach davon, dass er weit weit fort gewesen war.
"BIST DU JETZT ENDLICH WACH!"
Seine Ohren zuckten und er drehte den Kopf. Verwirrt richtete sich sein Gesicht nach Linndriel aus. "Was verdammt… was …"
"Mach die sch.eiß Augen auf!" Die eine Hand hatte sich tief in den Bandagen des Dämonenjägers vergriffen, während sie mit der anderen auf die Kugeln deutete. "Was ist das?" Sie starrt die Kugeln einen Moment lang an, wandte das Gesicht dann wieder Oona zu und sah ihn erwartungsvoll an.
Oonayepheton öffnete den Mund einen Hauch weit und schloss ihn dann wieder. DAS hatte schon sehr lange Zeit niemand mehr zu ihm gesagt. Aber es war ja nur ein geflügeltes Wort. Langsam pflückte er ihre spitzen Finger aus seinem Fleisch, jedenfalls versuchte er die krallenden Griffe zu lockern, während er zugleich versuchte, zu erkennen, auf was Linndriel da zeigte.
Im Gegensatz zu Linndriel sah er dort keine Kugeln. Eher hockte da ein kleines Mädchen auf dem Boden und blickte ihn mit großen Kulleraugen an. Es war eindeutig ein Lichtgeist und die wabernden Flügel verrieten, dass es sich um einen Geistheiler handeln könnte. Sie trug dieselben Fesseln wie die Geistheilerin, die er vor Wochen hinter Nairuna ausgemacht hatte. Nur hatte das Kind dort auf dem Boden ein Kleid an.
Für Linndriel recht wahrscheinlich völlig unverständlich sagte er: "Wer bist du?" Er sagte es laut mit noch immer vom Schlaf belegter Stimme und er bediente sich versuchsweise des Thalassischen, obgleich die Sprache keine Rolle spielen sollte, wenn es das war, was er annahm. Er stellte nur die eine Frage. Inzwischen hielt er Linndriels Hände fest und den Kopf auf das ausgerichtet an der Elfe vorbei, was da hockte.
Verwirrt runzelte die Elfe die Stirn. Sie sah Oona an, blickte über ihre Schulter hinweg zu den Kugeln, dann wieder zu ihm. Mit wem sprach er? Sah er etwas anderes als sie? "Mit wem sprichst du?"
"Shh", machte er kurz und die Ohren zuckten lauschend. Er wirkte aufmerksam. Ganz offensichtlich war da etwas. Angst strahlte er nicht aus.
Die Kugeln klangen fröhlich in einer harmonischen Glockenmelodie vor sich hin. Das Mädchen hatte eine klare, liebliche, leicht hallende Stimme, von der Linndriel nichts mitbekam: "Ihr dürft mich Artea nennen. Entschuldigung, wenn ich jemanden erschreckt habe. Das wollte ich nicht."
"Wieso bist du hier?" fragte er ohne großen Verzug. Also hatte er wohl eine Antwort erhalten. Er hielt weiterhin Linndriels Hände lose in den seinen und schien darüber nicht weiter nachzudenken.
Linndriel verharrte ebenso wie Oona in der Haltung und starrte die Kugeln wie gebannt an, als könne sie das, was sich dahinter verbarg, auch erkennen. Obwohl das natürlich nicht so war.

„Ihr kennt doch Nairuna. Also, die Magierin, die die bei euch beiden war meine ich. Ich mache mir Sorgen. Ihr habt geraten, dass sie nach Unterstadt gehen soll. Verabscheut Ihr sie wirklich so sehr? Sie ist schwierig, wenn man sie nicht kennt, ich weiß. Aber sie ist wirklich eine tolle Frau. Sehr beschützend, wenn es darauf ankommt.“, so harmonisch, die Stimme auch klang, so sehr hörte man die Besorgnis heraus.
Jetzt sah er wirklich überrascht aus und kurz überflog seine Züge ein Anhauch von echtem Ärger. „Du bist ihr Schatten“, stellte er fest, der Tonfall hatte an Härte gewonnen. Dennoch hatte er die Höflichkeit noch nicht gänzlich verloren. „Ich verabscheue sie nicht. Dazu müsste sie mir etwas bedeuten.“ Ob das nun so viel besser war? Bereits als er die Worte ausgesprochen hatte, wusste er, dass sie zu der Sorte Wahrheiten gehörten, die niemand gerne hörte. Und trotzdem fragte er weiter: „Sorgen weswegen.“ Sein Tonfall klang eher nach einer Aufforderung als nach einer Frage.
Die Kugeln sanken ein wenig in sich ein und klangen bedrückt.
„Entschuldigung.“ Traurig klang sie und verschwamm ein wenig, „Ich mache mir Sorgen um sie. Ich glaube sie möchte dem Rat nachgehen. Wo Ihr doch auch den Wirt spielt, dachte ich, dass Ihr meine Besorgnis verstehen könnt. Verzeiht, wenn ich Euch grundlos belästigt habe.“ Sie war deutlich anders gestrickt, als die Magistrix. Viel feiner in der Wortwahl. Höflicher und gar nicht provokant. Eher wie die Perfektion einer Priesterin.
Linndriel hörte nur die eine Seite des Gesprächs, konnte sich aber dennoch einiges daraus erschließen. Jedoch nicht genug, um nicht immer wieder mit einem fragenden Blick zwischen den sich unterhaltenden hin und her zu blicken. Oona das Gespräch erschwerend, warf sie genau immer dann ihre Fragen in den Raum, wenn die für sie weder hör- noch sichtbare Gestalt zu sprechen begann. „Warum Sorgen? Was hat sie vor?“
Aeshma knurrte leise, aber der Dämonenjäger reagierte nicht auf die dritte Stimme. „Ich bin nicht sicher“, sagte er stattdessen zu Linndriel. „Hat sie etwas zu dir gesagt heute Morgen?“
Dann wechselte er ad hoc in das knurrende Zischen, die knackenden Laute und harten Umlaute des Dämonischen. „Dein Wirt überschreitet Grenzen. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Und du willst mir jetzt sagen, sie ist zu labil für einen lediglich verbalen Konter? Und was…“, fragte er ebenso und die Wahl der Sprache ließ es gar nicht zu, dass auch nur irgendetwas davon anders als zynisch, schneidend und bösartig klingen konnte, „denkst du, soll ich da jetzt tun? Kannst du ihr nicht helfen? Seid ihr nicht dazu da?“
Sein Thalassisch hingegen klang neutral, ebenso wie sein Gesichtsausdruck den der Sprache von eben nicht transportiert hatte. „Hat sie?“ fragte er Linndriel und konnte sich nicht recht auf eine Richtung zwischen beiden Fokuszielen einigen.
Das Lichtlein schüttelte mit dem Kopf: „Nein, ich glaube nicht, dass es wirklich Worte waren und das sie dafür zu labil ist. Derartige Konter sind ihr eher gleichgültig. Sie ist seit Argus schon so seltsam. Seltsamer als sonst. Ich tue was ich kann, wenn nötig halte ich sie auch am Leben. Aber ich bin mit meinen Ideen, was ich sonst tun kann am Ende angelangt. Ich weiß nicht Mal, was Ihr tun könntet. Vielleicht habe ich mir einfach einen Rat erhofft.“ Sie seufzte und ihr Gestalt flackerte erneut. Immer mal wieder waren jetzt auch für Oona nur noch die Kugeln zu sehen, als könne sie die Gestalt so weit entfernt von Nairuna nicht lange halten. Für Linndriel klangen die Kugeln weiter traurig vor sich hin und bewegten sich nur sehr langsam.
Die Elfe runzelte die Stirn und versuchte sich daran zu erinnern, was Nairuna ihr am Morgen gesagt hatte. Doch bei genauerem überlegen stellte sie fest, dass sie eigentlich hauptsächlich damit beschäftigt gewesen war, Rachepläne gegen Oona zu schmieden und sich für das Geschehene zu schämen. „Ich weiß es nicht…“ Sie betrachtete weiterhin die Kugeln, deren Anblick sie mit einem betrübenden Gefühl erfüllten. Merkwürdig. Die Worte die anschließend aus dem Mund des Dämonenjägers drangen, lenkten die Aufmerksamkeit der Sin’dorei auf sich, es war beinahe unmöglich diesen Lauten keine Beachtung zu schenken. Was auch immer er mit ihnen ausdrückte, es jagte ihr einen Schauer über den Rücken, und sie konnte nicht sagen, ob es einer der angenehmen Art war.
Der Dämonenjäger strahlte zunehmend eine enervierende Unruhe aus. Er blieb im Thalassischen als er der verblassenden Gestalt zugewandt sagte: „Ich wüsste nicht, was ich dir raten kann. Oder was ich da tun sollte, falls du das von mir erwartet hast. Wenn sie Hilfe braucht, wieso fragt sie nicht einfach?“ Der letzte Satz klang schlicht und einfach gereizt. Bis jetzt hatte er die Hände der Elfe gehalten, jetzt löste er den Griff und er sah so aus, müsse er sich kratzen, oder aber es jucke ihn gehörig. Die Hände ballten sich mehrfach zu Fäusten und legten sich dann gezwungen auf seine in einen Schneidersitz gezogenen Knie ab.
„Sie ist einfach zu stolz. Entschuldigt, dass ich euch geweckt habe.“ Abermals seufzte die Lichtgestalt und verschwand immer deutlicher. Auch die Kugeln verblassten langsam in ihrem traurigen Klang.

"Was war das?" Sagte Linndriel irgendwann langsam, nachdem die Kugeln verschwunden waren und eine seltsame Stille den Raum erfüllte. Noch immer starrte sie die nun leere Stelle an, welche vor einigen Sekunden noch von der merkwürdigen Erscheinung beseelt worden war. Ihre Hände wirkten ein wenig verloren, nachdem Oona sich dem Griff entzogen hatte, verharrten ziellos in der Luft, während Linn ihm den Kopf zuwandte und ihn verwirrt und ratlos ansah. Offenbar wusste sie nicht so recht, was sie von der ganzen Situation halten sollte.
"Ein Sch.eiß war das!" blafften beide, der Dämonenjäger und der Dämon unisono, der eine ungehört und der andere laut. Dass sie sich einig waren, wortwörtlich und zur selben Zeit, war selten genug. Ärgerlich runzelte der Illidari die Stirn und kratzte sich jetzt tatsächlich, beinahe manisch, Schultern und Arme. Es funktioniert nicht sehr gut durch die Bandagen und eben das stellte er mit einem noch ärgerlicheren Schnauben fest. Er wand sich auf die Knie und fiel auf die Fersen zurück, während seine Hände begannen, fieberhaft rasch und erstaunlich zielsicher die unzähligen Knoten und Verschlingungen zu lösen. Er fehlte kein einziges Mal, weder in der komplizierten Reihenfolge, noch verhedderte er sich in dem ellenlangen Gewirr, das die Bänder bald zu bilden begannen.
"Das Brathuhn hat Probleme und ihr Schatten denkt wohl, ein Puff sei die Wohlfahrt", raunzte er, während er ein Bein nach vorn schwang und auch dort die langen Stroffstreifen abwickelte. "Wenn sie zu dir nichts gesagt hat, ich bin kein Panzerspielfan. Hier was umdrehen, da was umdrehen… verk.ackte Auster!" Ebenso wie er das Bein nach vorne gesetzt hatte, zog er es wieder unter sich und befreite gegengleich das andere. Ein Glück für Linndriel, dass der Mann einen Funken Geschick besaß. So rigoros wie er sich bewegte, hätte er sie vom Bett fegen können. Doch bis auf die rüden Bewegungen, die er der Unterlage aufnötigte, auf sie beide saßen, streifte er sie nicht.
Ruckartig hob er sich auf die Knie und streifte die restlichen Schlingen ab, entblößte sich damit und rutschte ein Knie vor dem anderen bis zur Bettkante und aus den Bändern heraus, die in einem heillosen Gewirr auf den Laken liegenblieben.
Die paar Schritte bis zum Badezuber waren rasch getan. Er senkte den Kopf darauf ab, unschwer zu erkennen, dass dieser leer war und schnaubte, dass eine Herde Mustangs ihre wahre Freude daran gehabt hätte. Jetzt einen Wunsch frei haben. Unvermittelt fuhr sein Kopf zur Tür herum und er sah aus, als würde er ernstlich etwas abwägen.
Dann jedoch drehte er sich zu Linndriel herum und verschränkte die Arme vor dem nackten Bauch. "Also was jetzt?" fragte er und der Unwillen und vielleicht etwas Unzufriedenheit waren deutlich herauszuhören.

MISSIO - I don’t even care about you
https://www.youtube.com/watch?v=tgbYZG67UaU

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[untitled]

Entgeistert verfolgte die Elfe das Unterfangen des Illidari, fragte sich zum wiederholten Male, seit sie mit ihm gemeinsam unterwegs war, ob bei ihm wirklich alles in Ordnung war. Wie er sich so aus den Bandagen wand, hektisch und wie besessen, hätte man meinen können, er sei verrückt.
Zugleich jedoch, versprühten die bewussten Bewegungen, welche einem komplizierten Muster zu folgen schienen, eine gewisse Grazie, die die Elfe in ihren Bann zogen. So saß sie regungslos da, starrte Oona mehr als auffällig an und schien ihm mental bei seiner Enthüllung zu assistieren. Es kostete sie einiges an Selbstdisziplin sich von den Gedanken und dem Anblick loszureißen, schüttelte für Oona wohl zusammenhanglos wirkend den Kopf und machte ein Gesicht, als wäre sie bei etwas unschicklichem ertappt worden. „Was?“ fragte sie kopflos, hob den Blick zu seinen ‚Augen‘ hinauf, ehe sich seine an sie gerichteten Worte schließlich doch in ihrem Verstand manifestierten. „Achso. Eh… Ich weiß es nicht. Was denkst du?“ Mit den unverhüllten Füßen schob sie den Bandagenberg beiseite, rutschte, unter Beihilfe von ihren Händen, auf dem Hinterteil über das Bett und kam auf der Kante zu sitzen. Die dünnen Beine ließ sie gespreizt hinunterhängen, stützte sich auf die Hände, welche sie mittig zwischen jenen positioniert hatte und neigte ihren Oberkörper leicht nach vorn. Noch bevor eine Antwort von ihm kam, fügte sie hinzu „Vielleicht solltest du erst wieder etwas runterkommen. Wir haben bisher noch gar nicht die wahren Vorzüge Beutebuchts ausgenutzt – Das Meer.“ Linndriel setzte ein schiefes Grinsen auf, unternahm den merklichen Versuch, Oonas Laune zu heben. Sie löste die rechte Hand aus der Stütze und streckte ihm diese entgegen, forderte ihn dazu auf, zu ihr heranzutreten.
Sehr langsam und in einem feinen Bogen hob sich seine linke Augenbraue, als er auffing, wie abgelenkt die Elfe tatsächlich gewesen war. Sensorisch verfolgte er ihren Positionswechsel, analysierte Haltung, Stimmfarbe und die feinen Zwischentöne und trat schließlich mit einen bedeutsamen Augenblick Verzögerung auf sie zu, um ihr die linke Hand zu reichen.
So vor ihr stehend, senkte er das Gesicht ab. Und sagte keinen Ton.

MISSIO - Bottom of the deep blue sea
https://www.youtube.com/watch?v=87YL0bhqFSw

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[Definitionssache]

Mit einem lauten PUFF…naja vielleicht auch eher ein ZISCH und ein KNALL landete Sasarya, mit einem kleinen hölzernen F.etisch von Hir’eek in der Hand unsanft auf ihrem Hosenboden beziehungsweise Hosenboden und Rücken, so dass das hölzerne Ding klappernd über den überwachsenen Boden den Abflug machte und die Elfe mit einem Ächzen realisierte, dass nichts mehr so war, wie es einmal gewesen war. „Was zum…?!“, entfuhr es ihr unmittelbar und beinahe in dem gleichen Moment versuchte sie sich aufzurappeln und zumindest ihren Bogen zu greifen.

Ölkanne und Luke und das Zimmer, und das Zimmer, und Ölkanne und Luke und abermals das Zimmer. Mehr hatte der Illidari binnen der letzten sieben Tage nicht wirklich zu Gesicht bekommen - und die erstbeste Gelegenheit zum Ausbrechen genutzt, als Linndriel eingeschlafen war. Von weniger als diesem todesähnlichen Schläf wäre er auch enttäuscht gewesen oder aber hätte sich schlimmstenfalls wochenlange Tiraden von Aeshma darüber anhören müssen, wie man die Dinge besser oder jedenfalls von Grund auf richtig anstellte. Er konnte mit Freuden auf derlei Ausführungen verzichten. Außerdem konnte er … Feuer machen und ebendas hatte er erfolgreich getan und schnippte gerade ein Rindenstückchen in die hoch auflodernden Flammen als er auch schon abgelenkt und alarmiert den Kopf herumriss und den Ausruf zu lokalisieren versuchte.
Langsam und noch immer in Hab acht stemmt sich der Dämonenjäger auf die Füße. Trotz oder gerade wegen der Festbeleuchtung, die er da fabriziert hatte, bot er natürlich ein hervorragendes Ziel für Angriffe - das war ihm mehr als bewusst. Dennoch entschied er sich dafür, gut sichtbar im Schein der Flammen stehenzubleiben. Das Nachtdunkel wäre kein großes Hindernis gewesen. Aber auch für Dämonenjäger war es das eine, in finsterster Nacht umherzustarren oder gegen ein blendend helles, loderndes Feuer zu bestehen, dass das Grau in gleißendes Weiß verwandelte. Wie zu erwarten hinderte ihn das daran, auch nur irgendetwas genau auszumachen.
Bei allen Loa, bei allen verfluchten Göttern, dem Nether, dem Licht, alles was auch nur schiefgehen konnte - DAS hier war nicht gut! Gar nicht gut, obwohl bekannt und vertraut und…ach Sch.eiße! Sie hatte doch nur an diesem einen kleinen Marktstand die Darstellungen verschiedener Loa in Holzform bewundert und überlegt, welcher für ihre Sammlung noch fehlte. Jaja, alle würden sagen, sie wäre die bescheuertste Waldläuferin, die es gab…aber nun waren Dinge wie sie waren, sie war HIER. Ächzend stand Sasarya auf und realisierte, dass ihr Bogen einen mehr als unschönen Kratzer abbekommen hatte - glücklicherweise nur das. Den Bogen gezogen, in der wartenden Position wie man sie allen Novizen in stundenlanger Arbeit antrainierte, ließ sie den Blick schweifen. Ein Feuer in der Nähe, davor ein Umriss. Sie war nicht allein. Na wunderbar. Sasarya machte einen Schritt näher und entschied sich für die Offensive. „Wer ist da?!“, schallte es Oona in beinahe akzentfreiem Orcisch entgegen.
„Dass solltet Ihr besser sehen als ich, nehme ich an“, flog die Antwort zurück. „Freund oder Feind? Wir klären das besser gleich, das erspart uns unnötige Diskussionen!“ Die Stimme band einige weichere Lenitationen in die orkischen Silben ein. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein männliches Wesen handeln müsse, lag recht hoch und passte zu dem Umriss - außerdem ein Elf. Aber derlei gab es ja viele Sorten. Und es war nicht immer gesagt, welche Seite man da vor der Nase hatte. Die leichte Anspannung war dem Tonfall nicht anzuhören.
„Ich bin nicht hier um zu diskutieren, ich bin eigentlich nicht mal wirklich…“, zeterte es zurück, dieses Mal jedoch auf Thalassisch. Eine junge Stimme. Und die Elfe, die dazu gehörte, war sicherlich nicht die größte Vertreterin ihres Volkes. Klein, schmal, bewaffnet und auf Krawall gebürstet? Sasarya näherte sich noch ein paar Schritte, senkte den Bogen nur wenige Zentimeter, so dass es nicht mehr einhundertprozentig bedrohlich wirkte. „Horde und wir haben kein Problem, sonst haben wir eins.“ Auch das kam überraschend selbstsicher für jemanden von ihrer Statur.
Die Antwort erfolgte jedenfalls ebenso auf Thalassisch, das weitaus besser zu den Konsonanten zu passen schien. „Ihr seid eigentlich nicht einmal wirklich Horde?“ Ein Hauch süffisanter Spott lag in dem Ruf. „Oder was wolltet Ihr sagen?“ Auch dieser Zwischenton wäre im Orkischen wahrscheinlich gut und gerne untergegangen. Der Illidari machte keine Anstalten aus dem Feuerschein zu treten. Mit jedem Schritt wurde er besser sichtbar. Auffallend sauber und fein gekleidet für so eine Location, das passte nicht recht ins Gesamtbild. Messingfarbene Verbrämungen auf im Feuer fast schwarz wirkendem dunklen Leder, das violette Schimmer zeigte. Die Gleven - ein unverkennbares Merkmal neben der tiefschwarzen Augenbinde.
„Waldläuferkorps“, erwiderte Sasarya, noch immer nicht freundlich aber auch nicht mehr so feindselig wie zu Beginn. „Und das letzte Mal, als ich nachgesehen habe, war das Hohe Reich noch Teil der Horde.“ Schritt für Schritt überwand sie die Distanz zu dem Illidari, nicht zurückhaltend sondern ebenfalls mit dieser einfältig-polternden Selbstsicherheit, die man anscheinend nicht so schnell aus ihr herausbekam. Sasarya Feuerfeder war ein Charmegarant durch und durch. „Was macht ein Jäger mitten im Dschungel?“ Der Pfeil deutete jetzt nur noch auf die Höhe seiner Schienbeine und etwa drei Armlängen vor ihm blieb sie stehen und musterte den Elfen mit Dämonen-Enhancement. Jetzt konnte Oona auch einen Blick auf sie werfen. Eine Rüstung, die schon mehrere Einsätze gesehen hatte, aber liebevoll gepflegt war. Dolch, Köcher, Bogen, Pfeile und diverse Abzeichen schmückten den rotgoldenen Schatz Heimatverbundenheit. Auf der wenigen freien Haut waren Tätowierungen zu sehen, Federn - was für ein Mädchen! Haare in der Farbe von…früher mal Gold, aber nun eher ausgeblichen weiß, Sommersprossen, ein schmales Gesicht und ein unzufriedener Gesichtsausdruck komplettierten den Auftritt.
Ein lautloses, blitzendes Lachen, das das raubtierähnliche Gebiss enthüllte, war die erste Antwort auf diese Präsentation, doch Worte folgten nach einem Augenblick unsichtbarer Musterung. „Ein Feuer, ganz offensichtlich. Und das Waldläuferkorps? Schien mir fast so, als wärt Ihr vom Himmel gefallen.“ Langsam und nicht gerade nicht selbstsicher verschränkten sich die Arme vor dem Brustkorb. Die schwer in ihren Halterungen hängenden Gleven scharrten aneinander, als die Bewegung die Schultergurte spannte. „Ich denke nicht, dass Pfeil und Bogen notwendig sind. Außer Euch und mir sollte keine Seele hier unterwegs sein.“ Der Tonfall war exakt der Entfernung angemessen und drang zu der Sin’dorei, ohne weithin zu schallen wie zuvor. Leisere Töne standen der Stimme besser. Der Dämonenjäger strahlte fühlbar innere Ruhe aus.
Sasarya hob eine Braue und schüttelte dann den Kopf und anscheinend auch einen Gedanken ab. Langsam senkte sie den Bogen gänzlich und nahm den Pfeil von der Sehne, der in einer geschmeidigen Bewegung wieder den Weg zurück in den Köcher fand. „Vom großen Markt in Zuldazar direkt hierher, nur weil ich einen kleinen Loa-F.etisch kaufen wollte. Hir’eek fehlte mir noch.“ Die Worte waren zumindest jetzt etwas gedämpfter, weniger angriffig ausgesprochen. „Und…Ihr könnt mir sicher sagen, wo genau ich mich hier befinde?“
Oonayephetons Gesicht geriet in eine seichte Schieflage und er schürzte kurz die Lippen, bevor eine Antwort erfolgte. „Sofern meine Karte mich nicht getrogen hat, müssten das die Ruinen von Zul’Gurub sein. Schlingendorn. Was tut eine Sin’dorei mit Loaf.etischen?“ Nein, der Illidari verschwendete keine Zeit mit dem Herumreden um direkte Fragen. Stattdessen nickte sein Kinn auf den Bereich rund ums Feuer hin, er zog die linke Hand aus der Verschränkung und eine nur angedeutete, einladende Geste folgte, bevor er sich vollkommen nonchalant wieder exakt dort setzte, von wo er aufgestanden war. Die Hände auf den Knien wirkte er fast harmlos. Fast.
Sasarya schaute für einen Moment skeptisch, aber sie hatte tatsächlich schon Schlimmeres erlebt, als einen Dämonenjäger inmitten einer Trollruine zu treffen. Das sollte ihr echt zu denken geben. „Ich sammel die. Andere Leute sammeln Bierdeckel oder Kaffeetassen…“, gab sie zurück. „Oder Köpfe von ihren Opfern oder was auch immer.“ Sie ließ sich, der angedeuteten Einladung folgend, ihm gegenüber nieder und legte den Bogen neben sich ab, so dass er greifbar blieb. „Ich war hier schon einmal, es ist Jahre her, aber…den Geruch vom Schlingendorntal vergesse ich nicht. Zul’Gurub…das ist lange her.“
Oonayepheton schloss den Mund kurz und sichtbar, als kaue er auf einem Gedanken herum, dann sagte er: „Wohl wahr. Scheint mir beinahe die angenehmere Art zu reisen, wenn man vom Überrumpelungseffekt absieht. Mit dem Schiff dauert es gut und gern drei Wochen, sofern die Winde günstig stehen. Ich schätze, Ihr habt Euren Hausstand bei Euch und nicht in Zuldazar gelassen.“ Der letzte Satz klang halbfragend.
Die nächtliche Stille des Dschungels, die keine war, war erfüllt vom Zirpen kleiner Insekten. Es summte und schwirrte; leichter für die Jahreszeit lauer Wind bewegte die Blätter und Lianen und der ein oder andere Schrei eines Nachttiers war in der Ferne zu hören. Das Knistern des Feuers und der hohe Funkenflug wirkten beinahe zu lebendig für die späte Stunde. Die trockene Hitze, die die schwere Schwüle zurückdrängte, lag angenehm auf der Haut.
Sasarya sah an sich hinab. Da war nicht viel. Sicherlich, die Bewaffnung und alles, was dazu gehörte. Eine kleine Tasche, auf die sie die Hand legte. „Ich wollte ja gar nicht weg, ich hab das Ding angefasst und zack, weg war ich! Ich hab Dienst zu schieben, ich bin dort sozusagen eingesetzt. Auge und Ohr für das Korps zusammen mit meiner Einheit und ich hab nicht mehr als das, was ich bei mir habe.“ Für eine Elfe, die gemeinhin wenig sprach, plätscherte es gerade so aus Sasarya heraus. „Wie weit ist es bis Beutebucht? Mein Kommandant muss erfahren, dass ich…und wie sage ich ihm das überhaupt?“ Die Elfe holte tief Luft, warf noch einmal einen angestrengten Blick auf den Dämonenjäger und atmete langgezogen aus. „Ich bin…am A.rsch.“
Sie kramte in ihrer Tasche herum, nach all dem Redefluss und in dieser schönen, geliebten Hitze, brauchte es wohl ein wenig Wasser, um das heisere Mundwerk zu befeuchten. Sie zog eine verbeulte Feldflasche aus der Tasche und öffnete sie, nahm einen Schluck.
„Vielleicht ein halbe Stunde strammer Fußmarsch“, gab der Dämonenjäger recht gelassen zurück, „womöglich auch etwas mehr, falls man auf Hindernisse trifft. Schiffe gehen täglich und weiß der Geier wie die Post reist. Würde mich nicht wundern, wenn die Schreiben ebenfalls durch Raum und Zeit geschossen würden. Zum Wohl“, kommentierte er trocken und streckte den Rücken unter unhörbarem Knirschen durch.
Sasarya seufzte noch einmal und schüttelte den Kopf. Dann streckte sie den Arm aus und hielt ihm in einer gastfreundlich-anmutenden Geste die Feldflasche hin. Sollte niemand verdursten im Dschungel, neben einem Feuer. „Ist aber nur Wasser, nichts Tolles.“ Noch einmal sah sich die Elfe in ihrer Umgebung um, betrachtete den nächtlichen Himmel und die Rauchschwaden, die vom Feuer aufstiegen, das Grün der Umgebung, auf dem sich der Feuerschein abzeichnete.
„Danke…für die Auskunft“, schob sie dann hinterher.
Oonayepheton wehrte unter stummem Dank ab. „Schon gut. Ich kann nachfühlen, wie es ist, plötzlich sonstwo zu landen.“ Ein seichtes Schulterheben brachte die Gurte und Gleven erneut in Bewegung, bevor sie sich wieder absenkten. „Gibt es denn etwas von Interesse für Quel’Thalas und seine Einheiten in Zuldazar?“
Sasarya schraubte die Flasche zu und verstaute sie wieder in der kleinen Tasche, in der sie daraufhin wieder herumkramte. „Ist nicht so einfach zu beantworten“, gab sie zurück und unter einem murmelnden „Wo war es doch gleich…“ zog sie ein silbernes, schmales und verkratztes Metallkästchen ungefähr in der Größe einer Handfläche heraus. „Nach dem Fall von Unterstadt ist unser Reich von Süden her wie ein offenes Scheunentor…eine Einladung, meine ich. Und…sollen sicherstellen, dass die Informationen fließen. Besonders von den Fronten und den Kämpfen rund um Zandalar und Kul’Tiras. Verstärken, eingreifen, berichten…alles, was von Relevanz ist, während der Rest zuhause ist und sich auf etwas vorbereitet, was…wenn es kommt…“ Sie schüttelte den Kopf. „Niemand weiß, was passieren wird. Und wie meint Ihr das, irgendwo landen?“
Die bloßen und ebenfalls ungewöhnlich sauberen Finger des Dämonenjägers legten sich langsam und still ab. „Tja. Wenn man das vorhersagen könnte“, und es wurde erst offensichtlicher, auf was er sich bezog, als er fortfuhr, „dann könnte man Krieg wie ein Schachspiel führen. Theoretisch, nur in Gedanken und mit einer Kapitulation einer Seite ohne Blutvergießen auf beiden. Aber Krieg ist so unvorhersehbar wie das Leben.“ Er pausierte, bevor er weitersprach. „Wilde Magie in Dalaran und plötzlich steht man ganz woanders, das meine ich damit. - Wahrscheinlich ist es in allen Belangen gut, auf alles mögliche und unmögliche vorbereitet zu sein.“
Sasarya legte den Kopf schief und nickte leicht zu seinen Worten. Es war ihr anzusehen, dass Krieg kein hohles Wort für sie war, Alter hin, Erfahrung her. „Ich habe seit Jahren das Gefühl, dass der Krieg nicht endet. Jeder Waffenstillstand ist nur ein fragiles Gebilde aus Glas mit dem zwei riesige Kinder versuchen zu spielen. Es funktioniert nicht.“ Sasarya klappte das kleine Kästchen auf und offenbarte darin vorgefertigte, gerollte Glimmstängel, ein schlimmes Laster. Sie nahm sich eine Zigarette heraus und wiederholte dann die anbietende Geste erneut. Rauchten Illidari? Oder war das nicht akzeptiert? Gedanken, die manchmal aber auch echt zuhause bleiben konnten. „Naja, man ist auf sowas nicht vorbereitet, also so eine…Dimensionsreise ohne Grund?“
Diesmal nahm der Dämonenjäger unter seichtem Nicken an. Dieser hier rauchte wohl schon - zumindest ab und zu? Er nahm sich die Zeit, das Ding erst zu befühlen und richtig herum zu drehen, bevor er ein Stück flammenden Ast aus dem Feuer zog und es daran entzündete. Er hielt der Sin’dorei den brennenden Ast hin, während er schräg aus dem Mundwinkel bereits die erste Wolke tief inhalierten Rauch ausblies. Immer hübsch eins nach dem anderen.
„Tut er auch nicht“, murmelte der Dämonenjäger am Rauchwerk vorbei. Die zweite Hand schützte die Flamme vor Wind. „Der sch.eiß Krieg geht weiter bis die sch.eiß Welt in sch.eiß Trümmern liegt. Fakt.“
Sasarya entzündete ihrerseits ebenfalls das Rauchwerk an dem Ast und nickte Oona zu. Das Dankeschön musste warten, bis sie den ersten Zug genommen hatte. Nachdem sie einen Kreis aus Rauch geformt hatte, drückte ein einfaches, leises „Danke“ auch schon ihre Dankbarkeit für den Feuerbringer aus.
Er steckte den Ast zurück in den lodernden Haufen und griff mit der Linken und zwei Fingern nach dem gedrehten Stängel - nicht ohne nachmals tief zu inhalieren. Das kurze Drehen, gleichzeitig mit dem Absenken des Kopfes, war sicher Gewohnheit. Glutkontrolle. Hätte man fast nostalgisch werden können. Das Abaschen erfolgte routiniert und vollkommen nebensächlich. Das Gesicht richtete sich wieder auf die Sin’dorei aus. „Vorbereitet ist man immer, wenn man alles Notwendige bei sich hat“, kommentierte er mit Abstand den letzten Einwurf.
Sasarya konnte nicht verhindern, dass sie zu seinen Worten bitter und resigniert lächeln musste. „Sind das nicht tolle Aussichten?“ Noch ein Zug folgte und es schien zumindest auf sie eine beruhigende Wirkung zu haben, sich an diesem Laster festzuhalten. Der Redeschwall, das hektische Geplapper wich jetzt langsam doch dem Zustand, in dem sie sich selbst wieder erkannte. Warum sagte ihr eigentlich niemand, dass sie alle Leute zutextete, wenn sie nervös war? „Ich bin übrigens Sasarya“, sagte sie, nachdem sich diese Gedanken von schnatternden, nervösen Elfen wieder verflüchtigt hatten. „Sasarya Feuerfeder von der zwölften Einheit, aber die meisten sagen Sas.“
„Sas also“, wiederholte der Illidari unter kurzem Nicken, „Oona tuts hier, ganz informell. Drehst selbst, was?“ Der Wechsel zum ‚Du‘ geschah so selbstverständlich, dass er gar nicht auffiel.
„Ich hatte aufgehört“, murrte sein Gegenüber. „Dann kamen die verheerten Inseln, dann Argus, dann war’s im Prinzip auch wieder egal. Oona…nur Oona?“
Oonayepheton senkte den Kopf abermals, während er das qualmende Rauchwerk zwischen den Fingern drehte. „Sind ladylike schmal, aber das Zeug hat Rumms. Du rauchst nicht erst seit gestern.“ Die Feststellungen erfolgten Schlag auf Schlag. „Oonayepheton“, erwiderte er, während der Kopf sich wieder hob. „Fällt den meisten leichter, den Rattenschwanz wegzulassen.“
Der Tabak, sofern man das beurteilen konnte, war sicherlich nicht der Allerbeste, den man bekommen hätte können. Aber durchaus von guter Qualität. Mit Zeit handgerollt in dünne Blättchen, wie ein Zeitvertreib und nicht hektisch hergestellt. Geografisch zu verorten war der Tabak jedoch nicht, vermutlich eine wilde Mischung.
„Ich rauch schon viel zu lang, Oona-yeph-eton…“, versuchte sich an der Aussprache des Namens, der so gar nicht über die Zunge rollen wollte - zumindest ihr nicht.
Die Zeit bis zu ihrer nächsten Verlautbarung nutzte er, um abermals einen Zug zu nehmen und ein schräges Grinsen huschte über seine Züge. „Sags ja“, kommentierte er. „Klingst älter als du bist deswegen, schätze ich.“
Sasarya hob einen Mundwinkel. „Nehm ich mal als Kompliment, also das Alter.“ Dann fand das Etui seinen Weg ebenfalls zurück in die Tasche. „Also Oona, was bringt dich hier raus zum Feuermachen?“
Der nächtliche Dschungel hatte schon etwas für sich. Unweit plätscherte ein Wasserfall, die kleinen Frösche am Ufer hatten ihr nächtliches Konzert angestimmt und untermalten das Knistern und Knacken des Feuers, es duftete nach dem grünen Gras und den vielen Blüten, die an Bäumen und Sträuchern in schöner Vergänglichkeit erblühten. Ein Geruch, der die Nase kitzelte und in jede Pore sickerte. Idyllisch, malerisch.
Oonayepheton setzte sich etwas gerader auf. Er winkelte ein Bein an - das rechte - und legte den rechten Arm darauf ab, in dessen Hand auch das Rauchwerk wechselte. Nicht ohne den Umweg über den Mund zu nehmen. Er konsumierte schnell. Zielgerichtet. Es hatte etwas akkurates und gleichzeitig ruheloses. „Ich sitze in Beutebucht fest. Halb freiwillig“, unter Schulterzucken, „dieses ganze Gefeiere zu Winterhauch ist ein bisschen zu viel für meinen Geschmack. Hab den Quatsch eh nie verstanden. Da leg ich mich lieber lang, wo’s warm und behaglich ist. Die Nase voll vom Schlachtfeld habe ich außerdem.“ Die nächste Asche flog ins Feuer. „Wer sagt zudem, dass man sich für jeden Krieg verhuren muss. So langsam ist mal gut.“ Der unterschwellige Ärger war ihm trotzdem anzuhören.
„Ist das so bei euch, dass es nun keine Verpflichtungen mehr gibt?“ Sasarya legte den Kopf leicht in den Nacken, das Leder knirschte und dann knackte es. „Ich hab auch nicht vor, Winterhauch zu feiern. Ich wäre ja nicht mal hier, würde ich nicht immer meine Nase in Dinge stecken…Hir’eek…die Loa haben einen eigentümlichen Sinn für Humor.“
„Kann man so wahrscheinlich nicht ganz sagen. Ich meine, jeder fühlt sich irgendwas verpflichtet. Aber Einheiten kannst du vergessen. Die meisten machen irgendwas und versuchen, sich nicht gegenseitig umzubringen vor lauter Nutzlosigkeit“, Das hatte zynisch geklungen. Das Grinsen war ein ebensolches. „Wo steckst du denn üblicherweise deine Nase rein?“, schob er nach.
„Sagst du das einer Waldläuferin aus einer Einheit?“ Sie hob erneut einen Mundwinkel. „Also bist du…durchgebrannt?“ Sasarya ließ die Asche durch die Luft fliegen und zog noch einmal, unter Rauch antwortete sie. „Das war nur so eine…so eine Redewendung. Ich meine, ich…also nichts, was verboten ist oder so.“
Sasarya hätte sich ja gerne geohrfeigt, wenn das nicht so offensichtlich gewesen wäre. Dieses elende lose Mundwerk, anscheinend doch noch nicht so cool wie gedacht. Es gehörte sich nicht, Loa zu sammeln, wenn man dem Korps angehörte. Es gehörte sich nicht, die Tempel zu besuchen und zu staunen, oder einen Loa an einer Kette zu tragen, selbst wenn es ein Geschenk gewesen war. Sowas war ganz und gar unpatriotisch für eine Patriotin.
Oonayepheton nahm den nächsten - und letzten Zug, der das Gedrehte bis beinahe zu den Fingern aufglühen ließ, unter stummem Lachen. Sas konnte den Kehlkopf zweimal hüpfen sehen. Es war etwas irritierend, dass dabei so gar kein Ton zu hören war. „Ihr seid anders organisiert als wir. Das kannst du nicht vergleichen.“ Der Rest des Glimmstengels flog zielgerichtet geschnippt in die Flammen, ohne dass er den Kopf danach gedreht hätte. Der Arm sank lose gedreht wieder über das Knie ab. „So gar nichts Verbotenes“, wiederholte der Illidari mit einem seltsamen Zwischenton und setzte dann noch nach: „Garnichts-garnichts? Klingt nach Definitionssache.“
Sasarya hob die Schultern. „Vielleicht. Aber dann…wer würde seine moralischen und anderweitigen Verfehlungen schon freimütig einem Fremden am Feuer beichten? So gut kennen wir uns ja nicht.“ Sie schnippste ihren mickrigen Kippenrest in die Luft und wie durch Zauberhand löste er sich in kleine Ascheflöckchen auf, die in der Abendluft tanzten und dann nicht mehr zu sehen waren. „Nichts, wofür man gehängt werden würde zumindest.“
Oonayepheton schien nicht nur sein Gesicht, sondern auch seine gesamte Körperhaltung und Aufmerksamkeit auf die Sin’dorei auszurichten. Das Lächeln war gewinnend, die Mundwinkel bogen und kräuselten sich. Dann sagte er: „Beichten ist ein ganz falsches Wort. Nur reden. s’völlig unverbindlich. Klingt nur nach mehr als du sagst, das ist alles.“ Der Dämonenjäger wirkte höchst präsent. Die Intensität der Ausstrahlung hatte deutlich zugenommen.
Sasarya hob eine Braue, schon geschwungen und ebenso ausgeblichen, wie man es bei jemandem erwarten musste, der sein Leben beinahe nur Draußen verbrachte. „Reden über…verbotene Sachen? Dafür haben wir nicht mal genug Alkohol hier, also vermutlich gar keinen und dann…“ Sasarya hob ihre Hand, der Zeigefinger - nach wie vor hübsch in rot und gold behandschuht - kreiste einmal durch die Luft. „Sind das Dinge, über die man vermutlich nicht leichtfertig reden sollte.“ Die Hand sank und sie hob eine Schulter in einer entschuldigenden Geste. „Also…du kannst ja sonst reden?“ Vorschlag zur Güte.
Oonayepheton lachte eines seiner stummen Lachen. Sein Kopf drehte sich ins Halbprofil, fort vom Feuer. „Was willst du wissen? Ich hab keine Geheimnisse.“ Die Fingerspitzen der locker herabhängenden Hand rieben aneinander. Es wirkte keinesfalls nervös. Auch das Gesicht kehrte zurück - und damit das seltsame Gefühl angesehen zu werden. Der Ausdruck, der um seinen Mund spielte, war beinahe ein wohlwollend-gütiger. Oder war das Nachsicht?
Sasarya hatte vielleicht nicht mit dieser Offenheit gerechnet, zumindest nicht so. Der Ausdruck auf ihrem jungen Gesicht, nicht einmal zwanzig Jahre der magischen Grenze zum Erwachsensein entwachsen, war erst einmal ein wenig…überrascht. „Warum hast du keine Geheimnisse?“, kam es dann von ihr. „Jeder Elf hat doch welche, nicht? Dinge, die niemand wissen soll?“
Das kurze Grinsen verflog sehr rasch in die Worte hinein, war aber noch immer zu hören. „Und was sollte das sein?“, fragte er zurück, nichteinmal eine halbe Sekunde, nachdem sie gefragt hatte.
Sasarya schien abzuwägen, was wohl eine passende Antwort wäre. Der erste Gedanke „Ach keine Ahnung“ schien nicht angemessen. „Zum Beispiel…ich weiß nicht…Dinge die dir peinlich sind. Irgendwelche Erlebnisse, von denen du nicht möchtest, dass sie jemand erfährt? Schmutzige Wäsche, die so schmutzig ist, dass man sie niemandem sagen kann?“
„Interessanter Ansatz“, konterte der Illidari. „Das setzt voraus, dass es Dinge gibt, die mir peinlich sind.“ Das entwaffnende Lächeln, das darauf folgte, war schlicht und einfach schön. Man hätte es so in ein verfluchtes Portrait meißeln können. Der Mann wirkte so zufrieden, als habe er keinerlei Hirn. Oder eine Menge davon.
„Gut, vielleicht verschwindet das Empfinden von Peinlichkeit auch bei manchen Elfen, oder es war nie vorhanden“, sagte sie.
„Moah“, lautete die zweifelhafte Zustimmung zu einer oder beider der beiden Auswahlmöglichkeiten. „Peinlichkeit setzt Scham voraus. Die Frage ist, wofür man sich schämen sollte, ganz generell.“
Sasarya legte den Kopf erneut schief, überlegend. Ganz die Gelehrtentochter, die sie eigentlich sein sollte, wäre ihr Leben nicht so komplett anders verlaufen. „Ein harmloses Beispiel…Es ist mir durchaus peinlich, dass ich in meinen Novizenjahren mit einem Blutritteradepten ausging. Noch dazu habe ich ihn bei der ersten Verabredung halb verprügelt, ins Wasser geschmissen und dafür gesorgt, dass er vom Orden eine Strafe wegen Zuspätkommens zurück ins Ordenshaus kassiert. Rückblickend betrachtet ist das schon echt peinlich. Also alles, aber vor allem der Blutritter.“ Ah, die gepflegten Feindseligkeiten.
Oonayepheton streckte sich vollkommen ungeniert gegen die Gurte der Gleven. Das scharrende Geräusch begleitete ein lautes Krachen der Schultergelenke. Er ließ sie rollen und sank zurück in seine gekauerte Haltung. „Was hältst du im Übrigen von Vertagung der Definitionen? Ich könnte ne Mütze Schlaf brauchen. Vorausgesetzt dir ist nicht peinlich neben einem Fremden irgendwo im Dschungel zu nächtigen. Wirst ja eher weniger vorhaben, ins Morgengrauen hineinzumarschieren.“ Der Tonfall schätzte die Möglichkeiten ab. „Obwohl du dich sicher wehren kannst. Nicht nur gegen Blutritterbengel.“
„Äh…Okay…ich hab ja nicht erwartet, dass dich mein Beispiel umhaut, aber gut… Ich würde vorschlagen, ich übernehme die erste Wache und weck dich in ein paar Stunden? Nachts hier durch den Dschungel zu latschen ist…so lebensmüde bin ich nicht. Selbst wenn man sich wehren kann.“
„Wenn ich allein wäre“, sagte er ruhig und vollkommen überzeugt, „hätte ich auch keine Wache. Also leg dich ruhig ab. Schlimmere Sachen als ein Moskitoangriff werden bis morgen wahrscheinlich kaum passieren. Falls doch, kann man immer noch sehen, was man draus macht. Also ich rate dir, nimm ne Mütze Schlaf. Man weiß nie, wann man die nächste kriegt. Morgen bin ich wieder auf dem Weg zurück. Das kann ich auch mit dirzusammen laufen. Deine Entscheidung“, rundete er ab, hängte sitzend die Gleven aus und streckte sich lang aus, nicht ohne noch ein kleines schräges Schmunzeln in Richtung der jungen Elfe zu schicken.
„Ist schon richtig, also das mit dem Schlaf, aber…“, sagte sie resignierend, „es ist spät und ich bin heute aus dem Himmel gefallen. Wenn uns was weckt, schicke ich es postwendend in den Nether. Über morgen reden wir noch mal…“
Das Gefühl eines unsichtbaren Blicks schwand nahezu augenblicklich und ebenso rasch verlangsamten und verregelmäßigten sich die Atemzüge. Entgegen der Annahme, er sei so rasch eingeschlafen, ließ er sich doch noch einmal vernehmen. „Deine Entscheidung.“
Sasarya schnallte den Schulterschutz ab, legte ihn neben sich ab, der Bogen wurde dicht am Körper positioniert. Neben den Dämonenjäger legte sie sich nicht, aber sie streckte sich genau dort aus, wo sie auch gesessen hatte. „Träumst du, wenn ja, dann angenehme Träume, hm?“
Sie hatte zumindest so eine grobe Ahnung von Höflichkeit, aber dann schloss sie auch schon die Augen und ließ Schlaf und Schlingendorntal sie wieder einmal übermannen, wie vor so vielen Jahren schon.
Oonayepheton lachte ebenso ungehört wie zuvor, aber es klang noch in den Worten wider wie ein fernes Echo. „Besser nicht“, sagte er halblaut und kaum verständlich. Er korrigierte seine Position. Aeshma sandte so etwas wie ein Kopfschütteln aus, jedenfalls war das exakt das Gefühl, das er vermittelte.
Hm? fragte der Illidari stumm.
„Nichts“, gab der Dämon flapsig zur Antwort. „Alles Definitionssache.“

Jamie N Commons & X Ambassadors - Into the Jungle
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