Könnte man etwas Bedrohliches durch die Luft wahrnehmen, dann müsste man dieser Tage in Ironforge wohl sofort eine Gänsehaut bekommen.
Alle Kohlepfannen im Militärviertel wurden wohl neu bestückt und selbst die große Kohlegrube in der Mitte des Platzes glühte munter vor sich hin.
Aufgrund der rauchigen Luft und der rußgeschwärzten Wände schnappte Silberbogen instinktiv nach Luft, aber selbst diese Luft hatte sich wohl verzogen bei dieser beklemmenden und düsteren Atmosphäre.
Überall im Militärviertel standen Kisten und lagen lose Waren zu Hauf verstreut auf dem Boden herum und wurden von fleißigen Arbeitern verpackt und in Kisten vom Platz befördert. Das Ziel? Das war für Silberbogen in diesem schummrigen Licht nicht zu erkennen.
Zumindest Jack hatte seine helle Freude. Er sprang fröhlich jedem Arbeiter in Reichweite in den Weg, damit dieser sich von weitem, lauthals bei Silberbogen beschweren musste.
Einem besonders dreistem Exemplar, welcher erschreckt wohl so etwas wie „Wem gehört dieser Löwe!?“ quer über den Platz brüllte und bereits seine Axt wetzte, rief Silberbogen schnell zu: „Keine Angst! Das ist Jack - er will nur spielen! Er ist verspielt wie eine Katze und tut niemanden was!“ und eilte in Richtung ihres schwarzen Löwen.
Scheinbar hatte der Arbeiter verstanden, denn er legte die Axt wieder zur Seite und machte sich erneut daran die losen Waren in Kisten zu verpacken.
Er murmelte, gerade noch Laut genug damit Silberbogen es auch verstand, vor sich hin: „Verdammtes Elfenpack…“
Sie seufzte. Ja - Zwergen und Nachtelfen kamen häufig nicht sonderlich gut miteinander aus. Silberbogen bedauerte dies sehr. Schnell packte sie Jack an der Mähne und zog ihn weg von dem Arbeiter. Beim Wegdrehen verhedderte sich ihr Fuß in etwas, welches sich beim herunterblicken als Leinenstoffverbände herausstellte.
Verwundert zog sie die Augenbrauen nach oben und dachte: „Warum liegt hier so etwas mitten auf dem Boden?“. Erst jetzt musterte sie die losen, herumliegenden Waren genauer. Vor ihr lagen überall verstreut Leinenstoffverbände, in einer anderen Ecke standen enorme Mengen von Kupferbarren gestapelt und wurden ebenfalls verpackt und verladen und in wieder einer anderen Ecke türmte sich ein gewaltiger Haufen Fisch auf - welcher das war wollte sie gar nicht wissen. Der Geruch welcher ihr gerade in die Nase stieg gefiel ihr überhaupt nicht.
Jack hingegen gefiel dieser Geruch sogar sehr und so versuchte er sein Frauchen, welche noch die Hand in seiner Mähne hatte, mit all seiner Kraft zu diesem Haufen Fische zu lotsen.
Und er gewann. „Wen wundert es bei solch einem Muskelpaket, dass ich dagegen nicht ankomme.“ dachte sich Silberbogen und ließ sich von Jack zu dem Haufen Fische ziehe.
Ein netter kleiner Gnom sah diese Szene mit an und warf Jack schmunzelnd einen Fisch entgegen. Jack fing den Fisch, ließ sich zufrieden in einer Ecke bei einer der Kohlepfannen nieder und begann genüsslich den Fisch zu verspeisen.
Silberbogen wandte grinsend den Blick von Jack dem Gnom zu. „Habt Dank für den Fisch. Er ist manchmal so dickköpfig“ begrüßte sie ihn lachend. „Was schulde ich euch?“
„Ach der geht aufs Haus! Ich dachte ich rette euch bevor euch euer Tier quer durch das Viertel schleift“ erwiderte der Gnom mit Glockenartiger Stimme.
Silberbogen schaute sich erneut im Viertel um, diesmal mit leicht verwirrtem Gesichtsausdruck. „Sagt, was ist hier los? Ich glaube ich habe das Viertel noch nie in solch einem Aufruhr gesehen.“ fragte sie den Gnom.
Er musterte sie von oben bis unten. „Das ist richtig. Ich weiß nicht genau was los ist. Nur dass wir enorme Mengen an Materialien und Lebensmittel für die Armeen der Allianz sammeln. Angeblich bereiten wir uns auf einen Krieg vor. Aber mehr weiß ich auch nicht.“
„Ein Krieg? Gegen wen und wo?“ wollte sie erstaunt wissen. Der Gnom erwiderte nur kopfschüttelnd „Das ist mir nicht bekannt. Gerüchten zufolge geht es wohl in eine Wüste oder Art Einöde.“
Dies klang für Silberbogen einleuchtend, konnte doch sicher nur die Horde in Durotar das Ziel sein. „Sagt, wisst ihr wo ich den Anwerber der Armee finde?“ fragte sie den Gnom zu allem entschlossen.
„Ja, das weiß ich.“ erwiderte dieser erschrocken „Aber ihr wollt euch doch nicht zur Armee verpflichten oder? Soweit wir wissen werden nur extrem erfahrene Abenteuer zugelassen. Und ihr seht noch recht grün hinter den Ohren aus.“ Dabei musterte sie der Gnom von oben bis unten abschätzend.
Silberbogen seufzte. Selbstverständlich würde sie mit dem Anwerber sprechen, aber sollte der Gnom Recht haben müsste dieser Krieg wohl ohne sie stattfinden - zuviel ihrer Ausbildung war noch nicht abgeschlossen.
„Aber…“ die Worte des Gnom rissen sie aus ihren Gedanken „…selbst unerfahrene Abenteurer wie ihr könntet einen Beitrag leisten.“ Er zog ein großes Stück Pergament hervor und breitete dieses auf einem kleinen Tisch vor Silberbogen aus.
„Seht hier, diese Mengen an Waren sollen wir beschaffen. Aber wir sind noch weit von diesen Mengen entfernt. Scheinbar hat sich das noch nicht genügend herumgesprochen und wir brauchen dringend Hilfe in der Beschaffung.“ Er zeigte auf einzelne Passagen in der Liste.
„Selbst ihr könntet uns helfen. Schaut z.B. Kupferbarren, Leinenstoffverbände, Regenbogenflossenthunfisch… All das brauchen wir noch in gigantischen Mengen. Besorgt etwas davon und bringt es zu mir. Ich kümmere mich dann darum dass es an die richtigen Stellen gelangt.“
Sie grübelte. Der Gnom hatte Recht. Sie konnte vielleicht nicht zur kämpfenden Truppe gehören aber die Logistik war genauso, wenn nicht gar noch wichtiger, als der Kampf. Sie hatte sich entscheiden.
„Habt Dank. Ich werde mein Möglichstes tun und sofort mit der Beschaffung beginnen.“ sagte sie zu dem Gnom. Er lächelte „Dann viel Glück und Erfolg auf eurer Reise. Ich werde hier sein.“
„Jack komm!“ Jack blickte auf als er die Stimme seines Frauchens vernahm, leckte noch einmal über das Gerippe welches nur noch für einen Fachmann als Fisch identifizierbar wäre und rannte Silberbogen hinterher welche mit energischen Schritten das Militärviertel in Richtung Greifenmeister verließ.