Hintergrundgeschichten

Sie schlummern in Gildenforen, in euren Schubladen und auf Festplatten: kleine Hintergrundgeschichten, Steckbriefe, halbe Romane zur Herkunft eurer Rollenspielcharaktere. Und wir können sie nicht lesen. Gemeinheit!

Ich würde mich freuen, wenn wir ein paar Geschichten zusammenkriegen könnten. Ich finde, dass sie das Rollenspiel bereichern können, auch wenn das Wissen natürlich nur ooc besteht. Wenn also jemand etwas hat, das er oder sie teilen möchte, gerne her damit!

Ich kann euch nicht moderieren oder euch den Mund verbieten, aber ich hätte eine Bitte: Keine ungefragt Kritik. Wenn euch was nicht passt, wenn jemand Dativ statt Genitiv verwendet, wenn jemand groben Unfug mit der Lore treibt: tief durchatmen, Finger stillhalten, weiter scrollen.

Vielen Dank für Lesestoff für die kleine Langeweile zwischendurch! :wink:

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kramt ein altes und bereits abgenutztes Büchlein aus seiner Tasche

Von dem ganzen Kirschgrog sind einige Erinnerungen bei mir verloren gegangen oder recht schwammig. Glücklicherweise notiere ich mir ab und zu ein paar Dinge.

blättert in dem Büchlein Hm…das ist das falsche. Wo ist mein Notizbuch?

verschwindet in seiner Hütte und sucht danach

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Der Zwerg weist brummend auf einen Stapel Blätter mit dem Titel Biergeschichten.

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Ah, das ist es ja! holt ein rötlich gefärbtes Buch aus einem Korb voller Kirschgrog

Also, hier steht auf Seite 1:

Diese Buch gehört Jonte - ein Nachfahre Vol’jins, geboren im Dorf Sen’jin und somit ein Dunkelspeertroll.

blättert weiter… Hier fehlen aber irgendwie ein paar Seiten. Sie wurden ausgerissen.

Heute Abend haben mich die Ältesten in eine kleine Hütte gebracht.
Sie war schön geschmückt. Mit Fackeln, Hirschköpfen an den Wänden und einer Kohlepfanne mitten im Raum. Der Älteste sprach einige Zeit. Das meiste war für mich undeutlich, ich habe kaum etwas verstanden.
Ich dachte mir anscheinend bin ich mitten in einem Ritual gelandet.
Nachdem etwas Voodoo vollzogen wurde bekam ich die Aufgabe ein bestimmtes Tier in Durotar zu suchen - einen Begleiter.
Ich wusste bis dahin noch nicht zu welchem Zweck. Man gab mir auf den Weg, dass ich weiße wählen soll. Das Tier wird mich für den Rest meines Lebens begleiten.

Ich ging somit durch Durotar und begutachtete die dort durch das karge Land ziehende Tiere.
Es war dieser eine Raptor, welcher meine Aufmerksam erweckte. Sein linkes hinteres Bein hinkte etwas. Dieses Arme Tier.
Ich habe mein Wahl getroffen. Dieser Raptor soll es sein!

Ich nutzte einen Zauber - der Älteste zeigte mir wie ich ihn richtig nutze.
Der Raptor schnaubte und war sichtlich wütend, als ich den Zauber auf ihn wirkte. Es besserte sich jedoch. Der Raptor kam zu mir gelaufen und versuchte sich an meinen Beinen zu reiben. Ich erschrak und hatte etwas Angst. Nachdem ich aber merkte, dass der Raptor nichts böses wollte, senkte sich meine Angst. Ich gab dem Raptor ein Stück Fleisch, welches ich ebenso von dem Ältesten erhielt. Der Raptor schlang gierig das Stück Fleisch runter und machte grunzende Geräusche. Er sah sehr glücklich aus - ich auch.

Ich machte mich auf den Weg zurück nach Sen’jin. Der Raptor lief mir hinterher.

Ich wurde im Dorf unter tobendem Gejubel empfangen. Ich zeigte dem Ältesten stolz meinen Raptor. Der Älteste nickte zustimmend. Seine Worte hallen mir noch immer durch den Kopf.

Jonte, du hast weiße gewählt. Dieser Raptor wird dich auf all deinen zukünftigen Abenteuern begleiten, unterstützen und dir auch mal in schwierigen Zeiten Trost spenden. Du hast das Ritual erfolgreich abgeschlossen. Du bist nun ein wahrer Jäger!
Deine letzte Aufgabe heute Abend ist den Raptor zu benennen. Wähle auch hier weiße. Hast du einmal deinen Raptor benannt, ist dies nicht mehr umkehrbar.

Ich überlegte. Der Raptor sieht aus wie ein Findus. Ja, Findus. Dieser Name soll es sein!
Der Älteste sprach abermals unverständliche Worte und band einen Bündel aus Grünzeug und Federn an den Hals des Raptors. Der Raptor erhielt somit den Namen Findus.

Ich weiß noch, dass ich ein breites Grinsen im Gesicht hatte. Ich war stolz auf meine Leistung. Ich war sehr müde und begab auch sehr bald ins Bett.

blättert weiter

Manche Seiten sind verschwommen. Es scheint als ob hier eine Flüssigkeit darüber gelaufen ist. Die restlichen Seiten fehlen. Wir werden uns wohl nach Sen’jin begeben müssen um meine Geschichte in Erfahrung zu bringen.

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Ein Leben mit dem Licht

Xzerilin war schon so alt, dass sie sich nicht mehr genau erinnern konnte, wie es gewesen war jung zu sein. Jedenfalls erzählte sie das immer den jungen Novizen und verwundeten Abenteurern, wenn sie streng wirken wollte. Xzerilin kicherte gutmütig bei dem Gedanken, wie brav die jungen Leute dann immer spurten. Und sie erzählte es auch sich selbst. War sie nicht schon immer hier gewesen? Hatte sie nicht schon immer getan, was sie gerade tat?

So dachte sie, während sie lächelnd Kohle in die Pfannen des Tempels warf. Hier, im Mystikerviertel von Ironforge, war sie zu Hause. Hier diente sie dem Licht, so gut sie es vermochte und hatte das auch schon immer getan. Doch das stimmte nicht, fiel ihr plötzlich ein. Eigentlich kam es ihr doch wie gestern vor, dass sie als junges Zwergenmädchen durch die Hügel Dun Moroghs gestreift war, unbedarft und glücklich, den wilden Tieren ausweichend, die die Hügel bevölkerten. Bei dem Gedanken, welche Sorgen sich ihre Mutter gemacht hatte, lächelte Xzerilin unwillkürlich. Ja, Kharanos, ihre Heimat. Wie lange war sie schon nicht mehr dort gewesen? Ein paar Jahre vielleicht. Die Zeit verging in Ruhe und Licht und Frieden. Innerem Frieden, natürlich. Gewiss gingen die Nöte der Welt nicht an Xzerilin vorbei, schließlich gingen Abenteurer im Tempel ein und aus – Priester, Paladine, Magier. Sie alle lernten unentwegt neue Fähigkeiten und Zauber und kamen mit ihren Verletzungen zurück, wenn sie denn zurückkamen. Xzerilin versorgte dann ihre Wunden, redete ihnen gut zu und schickte sie wieder fort. Tag um Tag, Jahr um Jahr. Es bekümmerte sie wohl mancher Tage, doch so war die Welt und so musste sie sein - Licht und Schatten - und Xzerilin würde einfach immer weiter hier sein und dem Licht dienen. Ein glücklicheres Leben konnte sie sich nicht vorstellen. Gewiss, so mancher diente dem Licht als Abenteurer, aber das überließ sie dann doch den jungen Leuten. Hingebung und Licht erfüllten ihre Tage, nicht die Jagd nach Ruhm. Solcherlei Gedanken der Dankbarkeit wanderten durch Xzerilins Kopf, während sie bedächtig die Asche unter den Kohlepfannen zusammenfegte. So würde es zum Glück immer bleiben. Sie würde glücklich und zufrieden in Ironforge leben, nahe der großen Schmiede, in Wärme und Geborgenheit und eines Tages zufrieden und im Reinen mit sich im Licht aufgehen.

Wie sehr sie sich täuschte…

Der verwundete Krieger lag vor ihr und atmete röchelnd. Viele Abenteurer ließen sich im Tempel behandeln, auch wenn es noch andere Möglichkeiten der Versorgung in Ironforge gab. Eilig breitete Xzerilin einige Verbände, Manatränke und Utensilien auf dem Boden vor ihm aus. Die Gefährten des Kriegers, die ihn soeben hereingetragen hatten, standen hilflos herum und wirkten recht blass. Diese jungen Abenteurer, zu nichts zu gebrauchen! „Na los!“, drängte Xzerilin in einem ruhigen, aber befehlsgewohnten Ton, der in solchen Fällen meist funktionierte, „Holt ihn aus dieser Rüstung raus! Er kann auch so schon kaum atmen!“. Seine beiden Gefährten stolperten auf ihn zu und hantierten fahrig und ungeschickt an den Schließen herum. Xzerilin seufzte ungeduldig und schob sie resolut zur Seite. Mit geübten Fingern befreite sie den verletzten Krieger aus seinen Panzern. Während sie ihm diversen Firlefanz aus den Taschen zog und einige Wuttränke, Heiltränke, Brotkrusten und kleine Bomben achtlos zu seiner schweren Montur stapelte, tapsten die Gefährten des Kriegers nervös von einem Bein auf das andere. Und das zu Recht! Wer ging schon ohne Heiler auf ein Abenteuer? „Raus hier! Holt mir ein paar Novizen her, ihr stört doch nur!“ Wies sie sie an, ohne sich auch nur umzusehen.

Xzerilin betrachtete rasch die zahlreichen Wunden des Kriegers und dachte kurz daran, dass früher nur Zwerge hierher gekommen waren. Er schien unter den Verletzungen, dem Blut und Schmutz weder alt noch jung zu sein, ein Mensch, das Haar schon grau. Seinen Namen kannte sie nicht und er kümmerte sie auch nicht. Mit eisernem Willen schloss sie die Augen zum Gebet und rief das Licht an, bat nicht, sondern gebot, der Krieger möge von seinen Wunden geheilt werden, wie hunderte Male zuvor.

Doch es reichte nicht, wie Xzerilin plötzlich feststellte, als sie die Augen öffnete. Seine Wunden waren zu tief. Entschlossen wirkte sie ihre mächtigsten Zauber und Schweiß trat ihr auf die Stirn, sie warf sich ganz ins Licht. Es strengte sie mehr an als früher und war doch auch leichter, da das Licht nicht mehr nur ein vertrauter Freund, sondern ganz Teil ihres Seins war, ihrer selbst.

Schwarze Sterne, gerahmt von Licht, tanzten am Rande ihres Blickfeldes und verengten den Tunnel ihres Blickes, doch um Hilfe zu holen, war keine Zeit mehr. Nein! Niemand würde ihr unter den Händen wegsterben, das kam nicht in Frage! All die Jahre hatte sie alle gerettet, die zu ihr gekommen waren und damit würde sie heute nicht aufhören! Den Blick fest auf das unruhige Gesicht des Kriegers gerichtet, griff sie fahrig nach einem ihrer Manatränke. Ihre Hand fand das Fläschchen und sie trank es in einem Zug aus. Sie trank es aus, noch bevor sie den sonderbaren Geschmack bemerkte, die ungewöhnliche Farbe. „Interessant“, dachte sie noch, bevor sie animalisch schreiend zusammenbrach…

An die nächsten Tage erinnerte sich Xzerilin später nur bruchstückhaft. Fiebernd, träumend, von Schmerzen durchflossen lag sie zwischen weißen, schweißnassen Leinentüchern, umsorgt von einem stetig fließenden Strohm von Novizen. Sie war erfüllt von einem Gefühl, das so orange-rot feurig brannte wie der Trank, den sie in einem Zug geleert hatte. Das Gefühl war ihr unbekannt, nur vage vertraut, entfernt geläufig. Es verkohlte sie von innen, trieb ihr Fieber in die Höhe, Hitze, gleißendes Licht vor ihren Augen. Doch es war nicht das Licht, das sie liebte. Es war auch nicht der Schatten, den das Licht in jedes Wesen warf, wie sehr es auch dem Licht diente. Wo ihr Licht sanft umarmend war wie Sonnenlicht auf einer Waldlichtung im Frühjahr, war dieses Licht gleißend wie die Funken eines Schmiedehammers auf Mithril, heiß und stechend kalt zugleich. Kein Schatten stahl sich in dieses Licht. Xerilin war verloren in einem Strudel aus Emotionen und Schreien, der sie verschlang, den sie verschlang - und der sich einige Tage später selbst verschlang wie ein gieriges Feuer, das alles Brennbare gefressen hat und nun schließlich selbst zerfallen muss zu einem kleinen Haufen Asche und Glut.

Als das Gefühl schwächer würde, erkannte sie es endlich: Wut. Da nahm Xzerilin die Welt um sich her wieder wahr und sie spürte das Licht und den Schatten in sich, um sich. Heimat. Erleichterung. Das Feuer, das der Wuttrank entfesselt hatte, war gelöscht. Xzerilin hob ihre heisere Stimme und rief nach den Novizen. Eine junge Zwergin eilte herbei und sprach beruhigende, nichtssagende Worte, wie sich das an einem Krankenbett gehörte. Xzerilin sah die Erleichterung in ihren Augen und das Licht. „Gut ausgebildet“, dachte sie bei sich und lächelte. Dann antwortete sie einige beruhigende, nichtssagende Worte und stand schon kurz darauf auf, um ihre Pflichten im Dienste des Lichts wieder aufzunehmen, als wäre nichts gewesen. Doch tief in sich spürte Xzerilin die Glut, den kleinen Haufen Asche.

Die Glut wollte auch in den nächsten Tagen nicht verglimmen, als Xzerilin längst wieder ihren Pflichten nachging und ihr von allen Seiten versichert wurde, wie gut sie wieder aussehe. Als sie wieder Verwundete versorgte, erlosch die Glut nicht. Als sie hörte, dass der Krieger sich bester Gesundheit erfreue und zweifellos schon wieder neuen Unsinn anstellte, erlosch die Glut nicht. Als sie Ruhe suchte in Arbeit, erlosch die Glut nicht. Als sie die Treppen hinaufstieg zu ihrem alten Freund Theo, in den weniger belebten Teil des Tempels, fand sie auch in der Stille keine Ruhe. Was war nur los mit ihr? Diese Frage stellte sie auch Theo, der ihr sagte, sie möge sich ausruhen. Das Funkeln in seinen Augen verriet ihr gleich, dass er selbst nicht glaubte, sie würde dies tun. „In all den Jahren habe ich das Nichtstun nie gelernt“, gab sie schmunzelnd zurück. Doch schon nach wenigen sonnigen Sätzen wurde ihr Gespräch düsterer. „Was ist es denn, das du fühlst?“, fragte er nach mehreren Minuten geradeheraus, nachdem Sie ausführlich über Licht, Schatten und Feuer referiert hatte. „Nun, es ist ja offensichtlich“, meinte Xzerilin etwas peinlich berührt, „Wut“. Theo nickte. "Natürlich ist es offensichtlich. Wir wissen alle, was du getrunken hast. Du musstest es nur einmal selbst sagen.“ Doch Xzerilin hatte nicht das Gefühl, dass ihr das irgendwie geholfen hatte. Die beiden greisen Zwerge waren sich dann auch schnell einig, dass sie das nicht weiterbrachte. „Ich bin Priesterin, kein übermütiger Krieger! Ich gebe mich solchen albernen Gefühlen nicht hin! Oder… so war ich. Meine Ruhe habe ich verloren. Wer bin ich jetzt?“ Nach diesem Ausbruch saßen sie eine Weile still beisammen. „Weißt du, Xzerilin, die meisten von uns fragen sich, wie du überhaupt immer so zufrieden dienen konntest, ohne Klage, ohne Verzagen, ohne Zweifel.“ Sprach Theo nachdenklich mehr zu sich selbst.

Als Xzerilin Rat bei den jungen Paladinen des Tempels suchte, erntete sie unbekümmertere Reaktionen. „Wie kann ich dem Licht in Frieden dienen, wenn es in meiner Seele brennt?“, wollte sie wissen. Erst war sie irritiert, als einer nach dem anderen in Lachen ausbrach. Da hätte sie ja auch die wuseligen Gnomenmagier fragen können, die seit einiger Zeit im Tempel lebten! Von denen hätte sie keine Hilfe erwartet, doch von den Paladinen durchaus. Schließlich entschuldigte sich Beldruk mit einem Blick auf ihre Mine und lenkte ein: „Das Licht ist noch da, sagst du? Selbst die Schatten, mit denen ihr Priester herumspielt“ er schüttelte missbilligend den Kopf, „sind kein Problem? Aber die Wut? Ein bisschen Feuer schadet euch Priestern zur Abwechslung doch nicht!“ Er richtete sich stolz auf und sprach nun feierlich mit donnernder Stimme und zu viel Pathos selbst für Xzerilin Geschmack: „Was du spürst ist ein heiliger Zorn der Gerechtigkeit, wie wir Paladine ihn seit jeher spüren, pflegen und nutzen. Er macht uns zu wahren Kämpfern für das Licht! Zum Helden wird man nicht mit Kehrblech im Tempel!“ Schloss er triumphierend. „Ich diene. Eine Heldin zu sein ist nicht mein Ziel.“ erwiderte Xzerilin streng, doch seine Worte blieben auch nach dem Abschied in ihren Gedanken haften.

„Es ist nicht richtig! Die Welt gerät aus den Fugen! Überall ist Schatten! Was wir hier tun, reicht einfach nicht!“, hörte sich Xzerilin wenige Tage später zu ihrer eigenen Überraschung sagen. „Ähm…“, erwiderte der etwas verdattert aussehende Zwerg, dessen Eberbisswunde sie gerade versorgte, denn ihr Ausbruch hatte seine Schilderung unterbrochen, in der der Eber, den er hatte zähmen wollen, immer größer geworden war. „Oh, Verzeihung, mein Kind. Übe das nächste mal vielleicht einfach mit einem Frischling, aber lass erst die Wunde ausheilen! Ich wusste auch gar nicht, dass Eber beißen. Erzähl doch bitte weiter!“ antwortete Xzerilin etwas peinlich berührt.

Mehrere Tage dachte sie nach, ließ sich Zeit, suchte in sich nach Antworten und nach den richtigen Worten. Dann packte sie ihre Sachen und erbat ein Gespräch mit Hohepriester Rohan. Nach einer ehrerbietigen Verbeugung rezitierte Xzerilin: „Meines Bleibens ist nicht länger hier. Ich muss gehen und alles tun, um die Welt vor den wachsenden Schatten zu schützen. Ich erbitte deinen Segen.“ Rohan nickte förmlich und mit der Würde seines Amtes. Sie pflegten einen freundschaftlichen Umgang, doch dies war kein Moment dafür. „Du hast ihn, Priesterin.“

Und so begab es sich, dass Xzerilin auszog die Welt zu retten.

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Über Mirabeau, die Adeptin und Buchhalterin

„Mirahaaa!“ ertönte es krächzend aus der Nachbarstube.

Die Angesprochene legte seufzend den Federkiel, den sie in der Hand hielt, beiseite.
„Das muss endlich aufhören“, dachte Mira und erhob sich von ihrem Schemel.
Sie mochte es nicht gestört zu werden, vor allem nicht während sie an ihrer Arbeit saß.
Ein großer Stapel Papiere und Akten besetzte den kleinen Schreibtisch vor ihr. Größtenteils befanden sich aber nur Zahlen darauf. Steuern, Preise, Prozente, Listen.
Für Mira ergab sich stets das große Gesamtbild, während jeder Laie wohl nur ein unüberwindliches Gewirr an Ziffern wahrnehmen würde.
Nachdem Direktor Blackwood ihr Zugang zu den Büchern der Akademie zu Seenhain eröffnet hatte, hatte sie sich sogleich an die Arbeit gemacht und Proberechnungen angestellt. Natürlich hatte sie lediglich die Zahlen abgeschrieben und mit in ihr Zuhause nach Stormwind genommen.
Ihr Versprechen der Diskretion gegenüber dem Direktor war ihr heilig.

Doch was hieß schon „zu Hause“, wenn man sich eine kärgliche Wohnung in der Stormwinder Altstadt mit der eigenen Mutter teilt?

„Miraaaaaaaa!“ setzte die flehende Stimme ihrer Mutter unerbittlich nach.
„Ja, Mutter ich bin ja da!“ sagte Mira sogleich als sie die Stube ihrer Mutter betrat.
Wie üblich versuchte sie erfolglos die himmelschreiende Unordnung und den drückenden Geruch zu ertragen.
Das diffuse, kraftlose Licht, welches die geschlossenen Fensterläden hineinließen, vergönnten Mira zum Glück nur wenig Details auszumachen.
Doch das war gar nicht nötig. Seit ihrer Mutter abermals erkrankt war, war so vieles anders geworden. Wie üblich nicht zum Besseren.
„Ist das Essen schon fertig? Bitte! Ich habe Hunger!“, kam die brüchige, beinahe lallende Stimme aus Richtung der Schlafstätte. Flehend und fordernd zugleich.
„N … Noch nicht, Mutter! A … Aber gleich!“, stotterte Mira. Es war gelogen – sie hatte vor lauter Arbeit nicht einmal mit dem Zubereiten des Abendmahls angefangen.

Sie drehte sich um und verließ die Stube. Nachdem sie die Türe hinter sich geschlossen hatte, seufzte sie und ging hinüber in die winzige Küche.

Währenddessen drehte sich Géraldine Lasalle auf ihrem Lager um. Krank an Leib und Seele war sie geworden. Nicht zum ersten Male – und wohl auch nicht zum Letzten Male.
Sie schämte sich so sehr ihre Tochter so umher zu kommandieren.
Doch sie war teils nicht mehr Herr ihrer Taten und Worte.

Erinnerungen plagten sie, wie ein Jäger der Witterung aufgenommen hatte und seine wehrlose Beute mit stechenden Pfeilen beharkte.
Lange war es alles her - und Géraldine sah schattenhaft den Pfad den sie beschritten hatte.
Als Kriegswaise aufgewachsen begann sie mangels Geld, Bildung oder Talent ihren Leib feilzubieten.
Eine gewisse Zeit lang lebte sie gar recht gut davon.
Wie schön sie einst war! Ihre wallenden, roten Haare waren einst ihr Markenzeichen.
Heute waren sie nur noch kraftlose, verfilzte Strähnen.
Es ging sogar das Gerücht um, dass gar so manch‘ hoher Herr die junge Géraldine beehrte.

Alles änderte sich als sie Mirabeau, ihr erstes und einziges Kind, bekam. Fortan verdingte sie sich nie mehr als Dirne. Eher schlecht als recht schlug sie sich als Dienstmagd oder Hausmädchen durch.
Mira fragte nie nach einem Vater. Es gab für sie Keinen denn sie kannte nichts Anderes.
Oder fragte Mira nur nicht, weil sie sich nicht mit der Vergangenheit ihrer Mutter beschäftigen wollte?

Sogar für sie selbst war es schwerlich zu sagen wann es anfing – wann ihr ihr eigenes Leben mehr und mehr unwürdig erschien und sie nur noch das Leben ihrer Tochter Mira mitlebte.
Ihre Tochter war so klug und wissbegierig!
Und wie stolz Géraldine auf sie war, als sie in der Stormwinder Magieschule aufgenommen wurde!
Doch zu diesem Zeitpunkt begannen die Schatten bereits länger zu werden.
Seit damals glaubte Mira fest, ein Stipendium erhalten zu haben. Aber das war eine Lüge – es gab kein Stipendium.
Doch war es Géraldine unmöglich ihr die Wahrheit zu beichten woher das Geld für die Studiengebühren in Wirklichkeit kam. Und irgendwann war zu spät.

„Niemals“, dachte die Frau, die wusste dass ihre besten Tage längst hinter ihr lagen, und drehte sich abermals auf ihrem Lager um. „Niemals darf Mira die Wahrheit erfahren. Niemals darf sie wissen wer ihr Vater ist …!“
Wut, Trauer und der ewig hämmernde Wunsch nach erlösendem Vergessen gewannen abermals die Überhand über sie, sie bediente sich reflexartig ihrer gewohnt wohlbereiteten Medizin, und griff zur nächsten Flasche …

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Niemand hatte je Großartiges von Rubinai erwartet. Sie stammte aus einer anständigen Familie und war das siebte Kind ihrer Eltern. Schon bei ihrer Geburt war für ihre Eltern klar, dass Rubinai einmal eine Schönheit werden würde. Für jeden ihrer sechs Brüder hatten die Eltern bei der Geburt bereits einen Plan gemacht. Die beiden ältesten Söhne würden dem Vater im ehrbaren Handwerk der Erzschürfer nachfolgen. Der dritte Sohn würde natürlich Priester werden, um etwaigen Zweiflern zu beweisen, dass sie eine fromme und gläubige Familie waren. Der fünfte Sohn würde als Spross einer anständigen Familie eine anständige Ausbildung machen und beim Schmied in die Lehre gehen. Der jüngste Sohn schließlich sollte als erster in der Familie Bierbrauer werden. Sie waren schließlich anständig, aber offen für andere ehrbare Berufe. Der siebte Sohn würde zur Armee gehen, denn schließlich diente die Familie dem König treu. Doch es kam eine Tochter. Und Rubinai, die gewiss eine Schönheit werden würde? Sie sollte einmal eine anständige Partie heiraten, zum Beispiel einen Gastwirt. Selbst wenn sie doch wider erwarten nicht so schön werden würde, könnte sie das tun, wenn ihre Mutter ihr erst das Kochen beigebracht hatte und sie in der ganzen Gegend als Inbegriff der Tugend, Frömmigkeit, des Anstandes, der Sittlichkeit und der Kochkunst bekannt wäre. Rubinais Leben stand also schon bei ihrer Geburt ziemlich fest.

„Das Ei“, wie Rubinai bald von ihren Brüdern genannt wurde, tobte und raufte als kleines Mädchen gerne mit ihren Brüdern herum. Sie war gesund, ausdauernd und kräftig, stets draußen anzutreffen und musste jeden Abend erst einmal gebadet werden, um den Matsch loszuwerden. „Eieiei, Rubinai!“, schimpfte ihre Mutter dann. Am Kochen zeigte die kleine Rubinai zwar wenig Interesse, doch immerhin aß sie gerne ihrer Mutter berühmte Spiegeleier. Zum Glück wurde sie tatsächlich mit jedem Tag hübscher, sodass diese etwaigen Mängel ihres Charakters ihr gewiss nicht die Aussichten auf einen anständigen Mann verbauen würden. Außerdem würde sich das sicherlich rauswachsen. Sie war ja noch ein Kind. Bald würde sie anfangen sich für Zwergenburschen und hübsche Kleider zu interessieren und endlich kochen lernen.

Rubinai hatte nie etwas gegen die Pläne ihrer Eltern gehabt, denn dass sie einmal ins heiratsfähige Alter kommen würde, erschien ihr doch sehr weit weg. Aber irgendwann bemerkte sie einige Veränderungen, die ihr den Ernst der Lage vor Augen führten. Zwar prügelte sie sich noch mit ihren Brüdern, die noch zu Hause lebten, half ein wenig beim Erzschürfen und ihrer Mutter zu Hause, doch ihre Mutter stellte plötzlich immer so merkwürdige Fragen. „Wie gefällt dir eigentlich der Sohn des Schmieds, meine Kleine?“, „Wie gefällt dir dieser Stoff? Ich könnte dir mal ein neues Kleid nähen!“, „Darf ich dir für den Besuch der Nachbarn die Haare flechten? Sie bringen auch ihren Sohn mit!“… Als Rubinai klar wurde, was diese Fragen bedeuteten, beschloss sie, dass sie keinerlei Lust hatte zu heiraten und ihr Leben lang Spiegeleier zu kochen wie ihre Mutter. Sie brauchte einen Plan.

Einfach abhauen und in die Welt ziehen kam nicht in Frage, auch wenn Rubinai es kurz erwog. Sie liebte ihre Eltern und wollte ihnen nicht das Herz brechen. Noch weniger jedoch wollte sie ihr Leben lang nicht mehr als ein paar Meilen reisen und stattdessen einen Haufen Zwergenkinder bekochen.

Die Lösung war naheliegend und einfach. Sie erforderte nur ein wenig Schauspielkunst. Einmal musste sie die sein, die sie nicht war, und schon wäre sie frei…

In den nächsten Tagen arbeitete Rubinai vor einem zugefrorenen Tümpel an ihrer Miene und an ihrer Frisur. Inspiriert wurde sie dabei von den Nachbarstöchtern, die brav, fromm und in Rubinais Augen recht langweilig und dumm waren. Perfekt also.

Ihre Mutter bemerkte eine erstaunliche Veränderung. Ihre Tochter wurde stiller und sauberer. Sie wirkte nachdenklich. Ihr hübsches Gesicht verbarg sich hinter weniger Schrammen und ihr leuchtend rotes Haar war ordentlich gebürstet und geflochten. Sie trug ihre zerfledderte Lederkleidung immer seltener und kleidete sich in eine schlichte Stoffrobe, die vorher lange eingetragen in ihrer Kiste gelegen hatte. Endlich! Vermutlich hatte sie ein Auge auf den Sohn des Gastwirts geworfen. Es wurde ja auch wirklich Zeit! Bestimmt würde sie sich bald auch fürs Kochen interessieren. Rubinais Mutter würde mit etwas Einfachem anfangen, Rührei zum Beispiel.

Ihre Gelegenheit kam bei einem Besuch ihres Bruders, der wegen seiner Priesterausbildung sonst in Ironforge lebte. Als Zwerg wusste man die Feste zu feiern wie sie fielen und so kamen zahlreiche Nachbarn und entfernte Verwandte zum Essen. Der Abend würde später wie üblich noch lustig werden. So lange gedachte Rubinai nicht zu warten. Sie wollte ein nüchternes Publikum.

Als sich alle fröhlich zum Mahl niedergelassen hatten - sie waren ob der überragenden Kochkunst der Hausherrin bester Laune -, erhob sich Rubinai. Ihre anmutige Miene war ein sorgfältig komponiertes Bild von Demut und Freude. „Vater, ich bitte etwas sagen zu dürfen!“ Der stattliche Erzschürfer hob seinen Bierkrug und nickte, wohl in Erwartung eines Trinkspruchs. Rubinai ließ ihre Augen vor heiligem Eifer verglühen und sprach: „Das Licht ruft mich, Vater! Ich spüre, dass ich ihm dienen muss. Ich will mein Leben ganz dieser heiligen Aufgabe widmen und eine Dienerin des Lichts werden!“. Ihrem Vater fiel klappernd ein Hähnchenschenkel aus der Hand und auf den Teller, die gerade auf dem Weg in den Mund gewesen war. Als das Klirren der bei dieser Gelegenheit auf den Boden gefallenen Gabel verklungen war und alle Blicke auf ihm ruhten, antwortete er mit einem eloquenten „Hä?“. Natürlich hatte er keine Wahl. Was hätten die Nachbarn sich die Mäuler zerrissen, wenn er seiner Tochter eine solche Bitte anschlug? Schließlich waren sie eine anständige Familie, da konnte man auch zwei Kinder dem Licht schenken (wenn es denn unbedingt sein musste).

Rubinai brach schon wenige Tage später mit ihrem Bruder auf. Schon nach etwa zwei Meilen hatten sie nicht nur bereits ihren halben Proviant (Brot, gekochte Eier, Schinken) verputzt, sondern auch dieselbe Unterhaltung gut ein halbes Dutzend Mal geführt. Sie lief immer recht gleich ab: „Nein, ich komme nicht mit dir nach Ironforge. Ich melde mich im Coldrigetal für meine Ausbildung. Ja, du darfst mich meinetwegen begleiten.“ - „Aber dir Priesterausbildung in Ironforge… schon gut, schon gut…“.

Im Coldrigetal angekommen übergab ihr Bruder sie den dortigen Zwergen und eilte dann gen Ironforge, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. „Priesterin willst du also werden, Kind?“ Rubinai strahlte. „Nicht doch! Wo finde ich hier die Paladinlehrer? Wann kann ich mit dem Waffentraining anfangen? Und wie lange dauert es, bis ich in die Welt ziehen kann? Um dem Licht zu dienen natürlich.“

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„Das ist wirklich nicht nötig. Es ist nur ein kurzer Weg den Berg rauf…“
„Aber es sind Wölfe unterwegs! Gerade um diese Zeit!“ Zholak strahlt bei der Aussicht auf einen spätabendlichen Eskorte-Auftrag.
„Ich danke für Eure Umsicht, Frau Zwergin.“ sagt der Elf und deutet auf das Schwert an seiner Seite. „Ich kann mich gegen ein paar Wölfe zur Wehr setzen.“
„Wir vom Wildhammer-Klan lassen bestimmt keinen Reisenden nachts allein durch ein Wolfsgebiet reisen. Außerdem gibt es hier auch Trolle!“
Die in der Nähe herumstehenden Wildhammer-Wachen schauen demonstrativ in jede andere Richtung. Sie wissen schon, wann Argumente am Schild der Kriegerin abprallen.
Der Elf seufzt resigniert. „Wie Ihr meint.“
„Bestens!“ zufrieden schließt Zholak das Visier ihres Helmes und deutet mit dem Schild in Richtung Nordosten. „Hier geht es lang.“

Es ist tatsächlich nur ein kurzer Weg den Berg rauf. Und sie werden auch von keinen Wölfen behelligt. Rhapsodys Lager ist an einer Lichtung an einer Gabelung.
„Hallo Kindchen… Wash bringt disch … hierher. Hicks!“ Rhapsody ist schon wieder sturz besoffen.
„Grüß dich, Rhapsody. Der junge Wanderer hier“ Zholak deutet auf den Elfen, „hat ein Anliegen.“
Der Elf räuspert sich. „Ja genau.“ zu Zholak sagt er: „Ich danke Euch. Schulde ich Euch etwas für Euren … Einsatz?“
„Ach wo.“ Zholak winkt ab und lächelt vergnügt. „Die Wildhammer sind halt nicht nur langweilige Greifenzüchter“
„Dann… vielen Dank und sichere Heimreise.“ Der Elf verbeugt sich leicht.
Zholak nickt heftig und macht sich auf den Rückweg.

Es ist tatsächlich ruhig in den Hinterlanden. Keine Wölfe oder Trolle in der unmittelbaren Nähe. Das heißt sicher nichts Gutes. Es wäre nur ein kurzer Schlenker zu einem Lager der Trolle in der Nähe des Aerie Peaks.
Zholak kann sich nicht erklären wie es dazu gekommen ist, aber sie steht nun ungefähr 50 Meter vor einem der Außenposten. Als würde ihr heller Helm nicht auffallen, versucht sie sich so gut möglich hinter einem Gebüsch zu verbergen.
Zwei Trolle kann sie ausmachen. Einer steht gelangweilt herum und gestikuliert. Der andere kniet am Boden und hantiert mit einem Käfig. Einen Käfig, der erst vor zwei Tagen von einigen angeheuerten Abenteurern auf der Suche nach Scharfschnabel zerstört wurde.
Die Trollen planen doch wohl nicht schon wieder die Junggreifen zu entführen? Das wird Zholak auf keinen Fall zulassen.

Die versammelten Wildhammer-Zwerge sehen noch etwas müde aus. Die Sonne ist ja auch erst vor vier Stunden aufgegangen, aber Falstad besteht auf die wöchentliche Lagebesprechung. Zholak geht aufgeregt in der Halle auf und ab. Endlich wird etwas gegen diese garstigen Trolle unternommen!
„…bringt zwei Kisten dickes Leder nach oben für die Reparatur der Greifensättel. Das wärs dann für heute.“ Falstad rollt das vor ihm liegende Pergament zusammen.
„Aye.“
„Aye.“
Froh, endlich ihrem Tagewerk nachgehen zu können machen sich die anwesenden Zwerge in Richtung Ausgang auf.
Zholak ist fassungslos. „Halt!“ Sie stellt sich vor die Tür.
Falstad seufzt „Ja, Zholak?“
„Die Trolle planen wieder eine Entführung der Junggreifen! Sie bauen schon wieder Käfige auf.“ Sie zeigt mit dem Finger in Richtung Süden. „Ich führe einen kleinen Stoßtrupp und dann vertreiben wir die Trolle ein für alle mal!“ Allgemeines Augenrollen erfolgt unter den Anwesenden.
Falstad lächelt mild. „Kindchen, dat tut nicht not. Das lassen wir die Menschen und Elfen machen, die dauernd hier auftauchen. Die melden sich sogar freiwillig dafür.“
„Scharfschnabel wurde erst neulich wieder entführt, die Trolle…“
„…und wurde wieder von Abenteurern wieder befreit.“
„Wir können nicht nur in der Festung hocken irgendwelche Fremden unsere Greifen retten lassen!“
„Was erwartest du? Dass wir brüllend die Lager der Trolle aufmischen, wie besoffene Bronzebärte?“
Allgemeines Lachen bricht in der Ratshalle aus.
Zholak seufzt. So stolz wie die Wildhammer auf die Greifenzucht sind, so stur sind sie wenn es darum geht nicht gegen die Eindringlinge vorzugehen.
„Ganz Recht!“ Sie lächelt als sie sich umdreht und aus der Halle schreitet.
Die verwunderten Blicke in ihrem Rücken bemerkt sie kaum.

Es ist noch dunkel. Nur ein paar Eulen beobachten sie neugierig. Zholak zieht ihren Rucksack fester. Viel hat sie nicht eingepackt. Nur das Nötigste. Sie will den Weg nach Menethil zu Fuß zurück legen; Greifenmeister Talonaxe hätte nur wieder überflüssige Fragen gestellt. Niemanden hat sie von ihrem Plan erzählt. Weder von ihren Eltern noch von ihrer Schwester hat sie sich verabschiedet. Sie wird einen Brief schreiben, sobald sie in Kharanos bei ihrem Onkel angekommen ist.
Zholak ist zuversichtlich, dass sie in König Magnis Diensten mehr ausrichten kann. Lieber trägt sie einen Schild für die Bronzebarts als eine Mistgabel für die Wildhammer.

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Leben und Wirken des Vohon Fassbinder - die Geschichte eines (zufällig!) verhexten und verhexenden Vagabunden:

Vohons Erwachen

"Wie das alles geschehen konnte, ist mir schleierhaft…

Als einfacher Fassbindergeselle sollte ich im Gasthaus „Zum geschlachteten Lamm“ neu beschlagene Fässer anliefern (schon gruselig dieser Ort…). Nach getaner Arbeit kam es dann irgendwie dazu, dass ich mich am Weinbestand dieser Spelunke vergriffen habe. Ich wollte mir wohl Mut antrinken oder sowas.

Aus einem der Fässer sind nach dem Anstich ordentlich grelle Funken geflogen und dazu ist grüner Dampf entwichen. Meiner Meinung nach war dies das eindeutige Zeichen, dass es sich dabei um einen ganz besonderen Jahrgang handeln musste; ein edler und erlesener Tropen sozusagen.

HÄTT ICH MAL LIEBER NICHT DAVON GETRUNKEN! Von da an schaut’s schlecht mit der Erinnerung aus…

Aufgewacht bin ich in dem kleinen Vorort Nordhain. Was für ein Kaff…
So ein Soldat meinte, ich solle Ihnen mit einem Wolf- und Koboldproblem helfen. Was soll ich sagen: Ich bin jung und brauch das Geld.

Ich wünschte nur, ich hätte so einer Alten nicht geholfen, Ihr olles Buch zurückzuholen. Seitdem läuft mir eine ganz komische Katze nach. Die kann reden, hustet Feuerbälle und heißt irgendwas mit Yapyap oder so. DAS DING IST ECHT UNHEIMLICH!!! Bei der nächsten Gelegenheit ertränk ich das Vieh.

Vielleicht ist das die Rache, dass ich als Kind immer mit Opas Brennglas den Kanalratten in Stormwind zu Leibe gerückt bin. Wer weiß, wer weiß."

Die blaue Wolke - Thulgarth

Um sein überhitztes Gemüt etwas abzukühlen, zog es Vohon in kühlere Gefilde. In einem Land, wo kleine bärtige Menschen und sehr sehr kleine Menschen mit großen Ohren leben, wurde Vohon von einem kleinen bärtigen Mensch (oder so) gebeten, eine Mine von garstigen Troggs (quasi sehr hässliche Menschen) zu reinigen.

Einer dieser Nichtsnutze verlor bei seinem Ableben nicht nur sein Leben, sondern auch Zeug, das sich „Schmutziger Trogg-Stoff“ nennt. In einem Anfall geistiger Umnachtung passte Vohon beim Herumfuchteln mit seinem Glimmstecken nicht auf und steckte sich eine ordentliche Portion des „Schmutzigen Trogg-Stoffs“ an.

DAS GAB EINE BLAUE STICHFLAMME KANN ICH EUCH SAGEN!!!

Der „Schmutzige Trogg-Stoff“ hat so gekickt, dass Vohon seit dem eine sprechende blaue Wolke namens Thulgarth sieht. Vielleicht seht Ihr sie auch?

Ihr glaubt diese Geschichte nicht? Fragt doch einfach selber mal Vohon!

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Konstantino war ein einfacher Sohn einer normalen Familie in einem kleinen Dorf in Lordaeron. Der 2. Krieg ging an ihm vollkommen vorbei weil er noch zu klein war um sich daran zu erinnern. Im dritten Krieg jedoch traf es ihn hart.
Das Dorf war zu klein um irgendwelche Verbindungen zu haben weshalb die Geißel ihn vollkommen unvorbereitet traf. Er war gerade im Wald Kräuter sammeln als er noch ein Teenager war um seine Familie als ältester Sohn zu Unterstützen.
Dann sah er plötzlich Rauch eines riesigen Feuers aus der Richtung seines Dorfes, er rannte zurück um zu schauen was passiert war und um vielleicht helfen zu können doch als er aus der Entfernung die riesigen Dämonen sah die von zahlreichen Ghoulen umschwärmt waren rannte er so tief in den Wald wie er konnte weil er instinktiv wusste, er konnte nichts mehr tuen außer überleben.
Er rannte so lange er konnte bis er zusammenbrach.
Den Tod erwartend kam es jedoch anders.
Ein seltsamer alter Mann kam auf ihn zu und fragte ihn, ob er überleben will und vielleicht sogar die Kraft erlangen will, Rache zu nehmen.
Er zögerte nicht lange und stimmte zu und bat um Hilfe.
Der Alte nahm ihn mit zu einem seltsamen alten Turm mit und sagte ihm, dass er von nun an hier leben wird. Allerdings wird er nicht ohne Gegenleistung leben und Unterricht bekommen. Da er Jung und Fit genug ist einen ganzen Tag lang durchzulaufen, wird er von nun an jeden Morgen aufstehen und das Essen im Wald sammeln. Davon wird zuerst er als Meister sich bereichern und wenn was übrig bleibt darf er es essen. Deswegen sollte er sich lieber anstrengen genug zu sammeln um satt zu werden und gleichzeitig zum lernen kommen zu können.

So vergingen die Tage und er began regelmäßig rauszurennen um an Essen zu kommen. Da es allerdings fad schmeckt nur einfache Produkte zu essen beschloss er zu experimentieren und fand so gefallen am Kochen.
Wo allerdings der Wald war konnte er nie herausfinden da ab einer gewissen Stelle es zu dicht wurde um durchzukommen. Dies Empfand er jedoch nicht als Schlimm sondern es verlieh ihm ein Gefühl von Sicherheit.
Die Jahre vergingen und in der ständigen Routine aus Aufstehen, Jagen, Kochen, Lernen, Schlafen begann er zwar Körper und Geist zu stählen so dass ihm selbst Winterkälte kaum etwas ausmachte aber er verlor auch sein Gefühl von Zeit.
Eines Tages verkündete ihm sein Meister - den er über all die Jahre nur Meister nannte weil er sich konsequent weigerte seinen Namen Preiszugeben oder den seines Schülers zu erfragen weil das angreifbar macht - dass er nun genug gelernt hat und wurde rausgeworfen.
Von einem Moment auf den anderen war Konstantino nun im Wald von Elwynn und begann erstmal versuchen sich zurechtzufinden. Dabei hatte er jedoch mehrere Probleme. Zum einen hatte die Routine ihm absolut kein Gefühl für Geld gegeben. Zum anderen wäre er mehr als einmal bereits verhaftet worden weil er seine Magie vorführte. Sein Meister nahm ihn zwar hin und wieder mit nach draußen um die Weld zu erkunden wo er dort regelmäßig mit ihm vor einer wütenden Bauernhorde wegrennen musste, weil sie für Hexen gehalten wurden doch erst in der Stadt erkannte er, dass es nicht die ganzen verdammten ungebildeten Magophoben Bauerntölpel waren die im Unrecht waren sondern er. Er hatte nämlich über all die Jahre die Kunst der Felmagie gelernt und angenommen es sei Normal, dass sich die Menschen zur Verteidigung der Kraft bedienen, die von den Dämonen geführt wird die sie vernichten wollen.
In Stormwind hatte er deshalb erstmals einen großen Kulturschock weil er damit eigentlich zu denen gehörte, die er hasste weil sie laut den dortigen Lehren Teil von denen sind, die eigentlich das Unheil über ihn brachten.
Das führte aufgrund einiger Umwege und einem gescheiterten Versuch sich selbst in Stratholme mitsammt einigen Untoten in die Luft zu jagen dazu, dass er wieder nach Stormwind zurückkehrte und unter den Lilien von Stratholme seine Sinneskrise überwand und nun wusste, was er mit seinem hart erkämpften Wissen anfängt.

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Der Zwerg trinkt ein schönes kaltes Bier beim Lesen der Geschichten.
Es braucht mehr Zwergengeschichten!

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Konstantin wurde als Sohn einer einfachen Familie in Tyrs Hands geboren. Diese gehörten jedoch zu denen, die von Spionen Alteracs aufgestachelt wurden und rebellierten. Als die Silberne Hand auf den Plan gerufen wurde um diesen Aufstand gewaltsam niederzuschlagen wurde vor dessen Augen seine Eltern erschlagen. Der Paladin dort hätte ihn auch beinahe erschlagen doch just in diesem Augenblick tauchte Erzmagier Khonnir Koronus von Dalaran auf. Er ermahnte ihn zur Besinnung und sagte ihm, dass er mehr darauf achten soll, was vor ihm ist da er beinahe ein kleines Kind erschlagen hätte, dass in ihm mehr Gefahr sieht als es für ihn ist. Daraufhin bot Khonnir dem jungen Konstantin an, dass er mit ihm kommen kann, wenn er keine Familie mehr hat und ihn unterrichten kann. Er nahm an und wurde daraufhin von ihm adoptiert als Konstantin Koronus. Er und seine Ziehschwester Valeria wurden von Khonnir als Kriegswaisen aufgelesen und lernten gemeinsam unter ihm die Kunst der Arkanen Magie sowie sonstigem Scholarentum. Alles änderte sich jedoch im dritten Krieg. Da Dalaran sich nicht entstande sah, die Untote Geißel zu bezwingen befahl Erzmagier Antonidas, dass unter Lady Jaina Proudmoure die Bürger Evakuirt und werden und fliehen sollten. Khonnir entschied sich zu bleiben doch Valleria wollte unbedingt, dass er mitgeht. Er schickte sie schlafen und verlangte von Konstantin, dass er sie in Sicherheit bringt, was dieser auch tat. Dies sorgte jedoch für Spannungen zwischen ihm und ihr, doch die gefährliche Situation dort lies sie angespannt zusammenarbeiten. Am Ende kämpfte er mit ihr als Teil der Nachhut am Hyjal mit. Als dann Theramore gegründet wurde kam es dort zum großen Krach und sie lebten nebeneinander und nicht miteinander. Schließlich ging er dann vor einem Jahr nach Stormwind um dort am Magiersanktum sein Zweitstudium anzufangen.

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Oreg Weißbart ist an diesem Morgen damit beschäftigt die Erlöse des letzten Tages zu dokumentieren, als es an der Tür klopft.
„Jo, Oreg. Kommste mal raus, ich muss mit dir was zeigen.“
Oreg legt den Füller beiseite und seufzt. Was will Ragnar denn schon um diese Uhrzeit?
Als Oreg die Tür öffnet, steht Ragnar Donnerbräu mit einem eindringlichen Gesichtsausdruck vor ihm. „Jo Ragnar. Was gibbet? …“
Neben Ragnar liegen einige kaputte Holzstücke, die mal ein Tisch gewesen sein könnten. Ein Tisch aus dem Donnerbräu um genau zu sein.
Ragnar erntet einen fragenden Blick von Oreg.
„Deine Jungs waren gestern Abend da. Soweit ich das mitbekommen hab’, ging es um eine Wette. Simo wollte Peria Lamenur beeindrucken. Ich freue mich, wenn die Leute sagen, ‚im Donnerbräu steppt der Bär‘, aber das muss man doch nich’ wörtlich nehmen.“
Ragnar verschränkt die Arme. Oreg seufzt.
„Ich rede mit ihm.“

Er findet Simorthas hinter dem Haus, wo er einige Felle von der letzten Jagd bearbeitet.
„Ho Paps.“ sagt er fröhlich als Simorthas seinen Vater sieht.
„Sohn.“ Oreg mustert sein Ziehkind. Dann seufzt er. „Ragnar war eben da.“
„Hm.“ Simorthas lässt den Kopf etwas hängen.
„Hör zu, es geht nicht anders. Du musst das in den Griff kriegen.“
„Das war anders geplant. Ich wollte mich nur in eine Katze verwandeln.“
Oreg lächelt gequält. „Wir haben das schon besprochen.“
Simorthas verengt die Augen. „Ich red’ noch mal mit Grif Wildherz. Er hat sicher noch…“
„Ich hab’ mit Furen Langbart gesprochen. Du kannst bei ihm wohnen. Im Zwergenviertel.“ unterbricht ihn sein Vater.
„Ihr wollt mich wirklich zu den Elfen schicken. In die Langbeinerstadt?“
Oreg sieht auch nicht glücklich aus. „Hör mal, es ist nur eine Tiefenbahn weit entfernt. Die Langohren können dir weiter helfen. Hier kannst du nichts mehr lernen.“

Simorthas rümpft die Nase. Es riecht nach Blumen und Gräsern als er den Park von Stormwind betritt. Das kann ja was werden.
Zwischen all den bunten Steinen sieht er ein paar Elfen stehen. Als Simorthas auf sie zugeht, dreht sich schon einer von ihnen zu ihm um und lächelt ihn an.
„Balah Ash Thero’shan. Est Theridran. Ashra thoraman?“
Simorthas grinst schief. „Mahlzeit. Ja also. Ich habe kein Wort verstanden.“
Der Elf runzelt die Stirn. „… Mein Name ist Theridran. Ich grüße dich Bruder. Ich habe dich noch nicht hier gesehen. Was führt dich hierher?“
„Ich bin Simorthas Weißbart. Von den Kharanos-Weißbärten. Offenbar habe ich angeborene Kräfte, die ich … äh, näher erforschen möchte.“ Und als Simorthas sieht dass Theridran noch verwirrter aussieht führt er hinzu: „Sagen wir einfach, ich schlage ein bisschen aus meiner Art.“
Theridran schluckt. „Nun, Bruder, dann lass uns mal schauen was wir für dich tun können.“

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Beginn eines untoten Daseins

Nichts.

Das war alles, was sie fühlte. Alles was war. Nichts. Sie erwachte in der Dunkelheit eines Sargs, und trotzdem: nichts. Sie kratzte über Holz, bis es nachgab und Dreck durchbrach, der sie unter sich begrub, und trotzdem: nichts. Sie grub sich einfach ihren Weg nach draußen und erhob sich aus ihrem Grab, wandelte auf der Erde, sah Bäume und Wiesen, spürte Wind und Regen, bemerkte wie ihre Haut begann zu verrotten, und immer noch: nichts. Bis da doch etwas war: ein Bedürfnis. Nicht so sehr in ihrem Geist, der weiter im Nichts verweilte, sondern anderswo, irgendwo tief unten am Grunde ihrer Seele. Ein brennendes Bedürfnis, das sie dazu brachte zu quälen. Zu töten. Seele um Seele folterte sie. Leben um Leben löschte sie aus. Aber nichts davon füllte die Leere ihres Geists.

Dann, plötzlich, eine Berührung. Ein Ruck. Dicht gefolgt von abgrundtiefem Schmerz. Sie schrie, ihr Geist in Flammen, ihr ganzer Körper wie eine rohe Wunde, die plötzlich aufgerissen worden war. Und doch hieß sie den Schmerz willkommen, denn gleichzeitig fühlte sie sich erlöst. Etwas riss sie fort von diesem schrecklichen Nichts, das ihren Geist umhüllte, von diesem brennenden Bedürfnis, das ihre Seele verschlang, von der Sklaverei, der sie sich unterwerfen musste.

Für einen flüchtigen Moment fühlte sie sich frei.

Dann kam der Wahnsinn. Sie erinnerte sich an wenig aus ihrem alten Leben, aber sie fühlte noch, was sie damals gefühlt hatte. Und zu was sie geworden war, was sie getan hatte, das war so… gegensätzlich zu allem, was sie geglaubt hatte, allem, wofür sie gestanden hatte früher. Sie kam damit nicht zurecht. Und so kam der Wahnsinn.

Aber sie wollte sich nicht der nächsten Form von Sklaverei unterwerfen, selbst wenn es diesmal eine war, die ihr eigener Geist ihr aufdrückte. Sie kämpfte sich durch den Wahnsinn, rang um die Freiheit, die sie bereits gespürt hatte. In diesem Kampf berührte ihr Geist Magie und Welten, die kein gesunder Geist zu berühren vermochte, Schatten wie Fel, und hakte sich dort ein in der Hoffnung, durch sie hindurch einen Weg zurück zu finden. Und schließlich hatte sie Erfolg. Ließ den Wahnsinn zurück, so wie sie das Nichts zurückgelassen hatte, was bedeutete: nicht zur Gänze. Sie konnte beides spüren, wie sie an ihrem Geist zerrten. Die Geißel, die sie zurück wollte. Der Wahnsinn, der hinter Erinnerungen und Teufelsmagie gleichermaßen lauerte. Aber das kümmerte sie nicht. Sie hatte beides hinter sich gelassen, genug, dass sie, zum ersten Mal seit sie aus ihrem Grab gekrochen war, wirklich erwachte.

Mit diesem neuen Bewusstsein kam ein Wunsch. Sie wollte einen Namen. Ihre Zeit als Sklavin der Geißel mochte vorüber sein, aber sie hatte sich angefühlt, als wäre sie endlos. Endlos lange war sie nichts gewesen, ein geistloses Spielzeug. Was dem gefolgt war, war nicht wirklich besser gewesen. Das Nichts war nur ersetzt worden durch einen Wahnsinn, der so gewütet hatte in ihr, dass es erneuter Geistlosigkeit gleichkam. Und die ganze Zeit war sie nur ein namenloses Ding gewesen. Nie wieder, schwor sie sich. Nie wieder. Sie wollte, nein: sie brauchte einen Namen.

Sie erinnerte sich an so gut wie nichts aus ihrem alten, ihrem ersten Leben, und das meiste, an das sie sich erinnerte, vergrub sie tief in sich, damit es sie nicht wieder in den Wahnsinn führen konnte. Aber es gab ein paar Erinnerungen, die schienen harmlos genug… wie dass sie es mochte, wenn etwas einen fließenden Klang hatte. Der Name selbst war unwichtig, gestand sie sich ein. Aber es war wichtig, für sie, dass sie den Klang mochte. Sie würde ihn hören müssen, von jetzt an, jedes Mal wenn sie jemand rief. Würde ihn ertragen müssen.

Woran sie sich ebenfalls erinnerte, war alles was in ihrem zweiten, untoten Leben geschehen war. Alles was mit der Geißel zusammenhing. Alles was sie getan hatte. Und sie erinnerte sich an den Anfang. Wie sie aus ihrem Grab gekrochen war. Wie ihre Augen über den Stein geflogen waren, der es markierte. Sie erinnerte sich exakt daran, wie er ausgesehen hatte und was für Symbole darauf gewesen waren, ohne deren Bedeutung begriffen zu haben. Da war nichts gewesen in ihrem Geist, das es gekonnt hätte. Aber sie erinnerte sich an den Anblick, auch jetzt noch war er da, kristallklar, in ihrem Kopf. Und nun, frei von Geißel und Wahnsinn, verstand sie. Nahm die Buchstaben wahr als das, was sie waren, die verblichenen, teils verschwundenen ganz oben bis hin zu den frisch eingravierten ganz unten. Sie konnte nicht anders als realisieren, was letztere bedeuteten – aber sie entschied sie zu ignorieren. Sie repräsentierten einen Namen, der ihr von jemand anderem gegeben worden war. Vielleicht nicht in dem Sinne gegeben, wie man ein Spielzeug benennen würde… aber nichtsdestotrotz gegeben, ohne dass sie eine Wahl gehabt hätte.

Noch wichtiger war: er war ein Teil ihres alten Lebens. Sie hatte nichts gegen einen Namen, der eine Verbindung zu ihrer Vergangenheit aufwies, im Gegenteil, der Gedanke hatte etwas – aber ihr alter Name, das bedeutete sich an etwas zu klammern, das unwiderruflich vorbei war. Weggescheuert in der Zeit, die sie als Sklavin der Geißel verbracht hatte, Stück für Stück, bis nichts mehr davon übrig gewesen war. Ihr alter Name würde nur als Mahnmal dienen: für das, was sie verloren hatte, denn obwohl sie es nicht zugab, spürte sie diesen Verlust nach wie vor, und für das, was sie hatte ertragen müssen.

Sie wollte einen neuen Namen, einen, den sie selbst erwählte, um zu zeigen, und sei es nur ihr selbst, dass sie niemandes Spielzeug mehr war, und dass sie fertig war damit keine Wahl mehr zu haben. Sie betrachtete die Buchstaben auf dem Grabstein, den sie in ihrem Geist sah, wie sie Namen formten, die zu ihren Vorfahren gehörten. Sie kümmerten sie nicht, aber es schien ihr irgendwie passend sie zu benutzen, um etwas zu schaffen, das ihr gehörte. Sie ließ die Buchstaben auf sich wirken, und nach einiger Zeit kristallisierte sich etwas aus ihnen heraus. Etwas, das floss. Etwas, das ihr gefiel.

Das war ihr neues Leben. Und ihr neuer Name, entschied sie, war Selennya.

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