[ICU]Die Schleieroffensive/ Expedition Schattenland [N-RP]

„Du hast versagt. Wieder einmal.“ spottet die Stimme der Man’ari in seinem Hinterkopf. „Wie schon damals hättest du den Tod des Trolls verhindern können, aber wie in Quel’thalas warst du zu spät.“ raunt sie ihm ins Ohr als würde sie neben ihm stehen. Der Blondschöpfige Halbdämonische Elf starrt zornig auf den Schlund herunter. In diesen Wirbelsturm aus Rauch und Feuer der stetig an Größe gewinnt. „Spring…“ haucht sie. „Deine Rache wartet dort unten auf dich.“ wispert die Stimme. „Rache? Ich spüre nicht den Durst nach Rache. Der Tod des Trolls ist mir einerlei. Der Tod eines Kameraden… Er war ein Narr alleine loszuziehen. Dumm.“ Die Klauen des Dämonenjägers graben sich in die Handballen und Dunkelrotes, mit Grünstich versehenes Blut quillt aus den Wunden und tropft auf den Boden Oribos’. „Belüge dich nicht selbst, Aeledar. Du hast den Troll bewundert für eine Fähigkeit die du selbst nicht besitzt.“ Spricht sie, und im Augenwinkel des Elfen manifestiert sich die Gestalt der Rothäutigen Eredar. „Die da wäre?“ knurrt Aeledar und richtet seinen Blick auf die Imaginäre Gestalt. „Er konnte seinen Hass auf dein Volk überwinden um deine Wunden zu heilen. Er ist einen Schritt gegangen den du nie zuerst getan hättest. Und du hasst es das ein Troll dazu imstande war, aber ein nobler Elf wie du…“ „Was kümmert es dich?! Er war ein Kamerad und allein das ist der Grund wieso ich sein ableben bedauere.“ zischt er und wendet sich von dem Dämonenweib ab, nicht gewillt die Konversation weiterzuführen.

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Der Schlange letzte Reise

Sie hatte das Grün des Schlingendorntals vermisst. Etwas, dass ihr erst bewusst wurde, als sie nun wieder hier stand und zu den hohen, saftig grünen Bäumen und den Resten der vor ihr liegenden Ruinen schaute.

Es war nun eine Weile her, dass sie Oribos verlassen hatte. Den Leichnam des Hexendocs mumifizierte sie schon dort, um ihn auf seine letzte Reise vorzubereiten. Mit einem freundlichen, wenn auch wehmütigen Lächeln verabschiedete sie sich von Alyssera und den restlichen Schleierbrechern, welche mit ihr zusammen versucht hatten dieses verlorene Leben zu retten.

Ihre Reise war zielstrebig, hatte sie nicht vor irgendwo länger als nötig Halt zu machen. In Orgrimmar lieh sie sich einen Wolf aus, um etwas Proviant, ihre Habseligkeiten und Un’Nay zu transportieren. Mit einigen Münzen erwarb sie Pergament und etwas Tinte, um einen Brief zu verfassen und ihn einem Boten in die Hand zu drücken, mit der Anweisung nach einem bestimmten Hochbergtauren zu suchen und nur ihm den Brief auszuhändigen, bevor ihr Weg sie zum nächsten Zeppelin zum Schlingendorntal führte.
Kurz nur überlegte sie, ob sie einen Blick ins Zelt der Anführerin der Bärenkinder wagen sollte, um ihr zu berichten, was sie in den Schattenlanden gesehen hatte, doch war der Drang, das hier hinter zu beenden, viel zu stark. Während der Zeppelin durch die Lüfte glitt und sie den Wind auf ihrem Gesicht spürte, sah sie immer wieder zu der Mumie und schüttelte traurig den Kopf.
“Wenn Du mir nur etwas mehr Vertrauen geschenkt hättest. Dumme Schlange”, murmelte sie, jedoch wissend dass ihre Worte ihn nie mehr erreichen würden. Das Gefühl, welches diese Tatsache umfasste, konnte sie nur schwer in Worte fassen, denn wo sonst die Sicherheit herrschte, dass es nach dem Leben immer noch den Frieden gab, an einem Ort, den sie nun sogar kannte… wusste sie, dass Un’Nay diesen Frieden nie erfahren würde. Das er fort war.
Sie fühlte sich betrogen. Betrogen von ihrem eigenen Loa, welcher ihr doch so einfach hätte helfen können, sich aber stattdessen an dem Leid der Suche nach dem Doc ergötzt hatte. Wie einfach wäre es gewesen sie rechtzeitig zu warnen? Sie schneller auf die Suche nach ihm zu schicken? Doch sie sollte ihn gar nicht retten sollen. Wozu auch, wenn es so doch viel einfacher war an das zu kommen, was der Knochenvater wollte. Alles was sie finden sollte, war der aufgebrochene Leib eines Trolls, welcher von seiner Last befreit werden wollte, aber nicht genug Vertrauen in jene fasste, die ihm dabei helfen wollten, sie ihm von den Schultern zu nehmen.
“Dumme Schlange… “, konnte sie nur wiederholen, “… und dumme Priesterin… “

Und nun stand sie da, vor den Resten des Dorfes, wo diese Reise begonnen hatte. Umringt von den giftigen Blumen, den Bäumen mit den Schnitzereien einer anderen Besucherin und der Hütte, wo sich die flügellose Natter selbst gegeißelt hatte, um Buße für längst vergangene Fehler zu tun.
Sie stand da und fühlte sich leer und einsam. Auch wenn er ihr nie das Vertrauen schenkte, welches sie sich von ihm erhoffte, so war er Bestandteil einer Reise, die sie ohne ihn nie begonnen hätte.

Sie brachte Un’Nay zurück nach Hause und bereitete ihm ein Grab in der Hütte, legte es mit Blumen aus, mit Dingen, die sie im Dorf fand und seinem Besitz. Das krude, goldene Armband legte sie ihm auf die Brust, die kleine Voodoopuppe legte sie neben ihn. Seine erhandelten Schätze um ihn herum, darunter die leere Phiole, welche das Lachen einer Bwonsamdi Priesterin gefangen hielt. Nicht einmal hatte sie versucht den Handel zu brechen, noch zu missachten.
Sie bettete seinen Leib, wie sie es mit jedem anderen auch tun würde und ehrte ihn, auch wenn ein Ritual ausblieb, gab es keine Seele mehr, die auf die andere Seite rüber gebracht werden konnte. Stattdessen sah sie auf die zerschellte Maske hinab, welche sie als letzte Zierde seines Grabes wählte.

“Ich werde unseren Handel bis zum Ende ehren, Schlange… ich glaube das hätte Dir gefallen…”

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„Du weißt, was sie hier zu sagen?“ Die schwarzhaarige Elfe hebt einen der Spielsteine an. Eine Figur aus geschliffenem, schwarzen Stein und setzt sie ein Feld nach vorne. „Es ist das Nachleben. Die Existenz jenseits des Todes, wo alle Seelen die Ewigkeit verbringen.“ Narkasha blickt sie nicht an, die acht giftgrünen Augen sind auf das Spielbrett zwischen ihnen gerichtet.
Alyssera hat sich bereits daran gewöhnt. Die Aranakk lies sich nur selten vom Spielfeld ablenken, wenn ein Schachbrett zwischen ihnen stand. Ein Umstand, den die Hochelfe innerlich verfluchte. Narkasha war ohnehin die bessere Spielerin. Sie ablenken zu können käme ihr gerade gelegen.
„Nun, es ist die Existenz des Todes, nicht?“ fragt das humanoide Spinnenwesen, bevor sie eine Hand ausstreckt. Die langen, schlanken Finger bleiben nur wenige Haaresbreiten von der Spielfigur entfernt.
Sie berührt den Turm nicht, während sie argwöhnisch Alysseras Bauern betrachtet, der in ihrem letzten Zug erst ein Feld nach vorn befördert worden war. Eine Finte. Eine Einladung ihn zu schlagen und ihre Verteidigung auf der anderen Seite des Feldes zu schwächen.
„Das Nachleben.“ Alyssera betont das Wort das recht deutlich. „Das einzige. Glaubst du daran? Ich nicht.“ Eine Hand legt sich auf das Gebetsbuch an ihrer Hüfte. „Ich weiß, wohin meine Seele gehen wird, wenn ich sterbe. Und das… sieht nicht aus wie das hier.“ Die Aranakk lacht leise und ein wenig rau. „So, weißt du das?“ Die langen dünnen Finger legen sich um den Turm heben ihn an und bewegen ihn ein Stück, ohne ihn abzusetzen.
„Ich weiß, dass dein Glaube dir wichtig ist. Aber es wird kaum nur dein Vertrauen sein, dass deine Seele ins Licht geht.“
Der Turm wird abgesetzt.
Der Bauer vom Feld genommen.
Zumindest diesmal hat Narkasha den Köder geschluckt.
… oder hatte sie? Alyssera zieht die Brauen zusammen während sie das Feld mit den Augen absucht. Zumindest für den Moment kann sie nichts ausmachen, was auf eine Gegenfalle ihrer Gegnerin, ihrer Freundin, hinweist.
„Man kann auch hier sterben.“ stellt sie fest, streckt eine Hand aus um nach ihrem Läufer zu greifen und dann wird diese doch wieder nur zurück gezogen.
„Wohin geht eine Seele hier, wenn sie stirbt, Kasha? Niemand kann es wirklich sagen. So wenig wie die Wesen in Azeroth es sagen konnten.“
Alyssera schiebt einen weiteren Bauern ein Stück nach vorne. „So gesehen ist diese Welt nicht sehr anders, als die, aus der ich stamme. Wer sagt, dass hier nach nicht einfach nur die nächste wartet?“
Die Antwort des Spinnenwesens darauf ist ein herzliches Lachen. „Eine Welt über der anderen und wenn man stirbt fällt man nur in die nächste.“
Sie lacht, aber nun blickt sie doch auf und mustert die schwarzhaarige Hochelfe mit ihren acht leuchtend-grünen Augen. Ein langsames Nicken bevor sie nachdenklich einen ihrer langen, schlanken Finger auf ihren König legt. „Es ist, was ich glaube. Hiernach wartet nur die nächste Welt und dann die nächste. Wer zu verdorben ist landet im Schlund und so hat jede Welt auch ihre Version dieses schrecklichen Ortes. Das universale Sieb.“
Sie kichert und schiebt den König ein Feld zur Seite und all die Vorbereitung und Bluffs der Kreuzfahrerin werden mit einem mal zu Nichte gemacht. „Ein guter Versuch, Aly“ stichelt die Aranakk „Aber nicht gut genug. Aber ja. Mehr und mehr Ebenen. Unendlich viele. Oder vielleicht kommt man am Ende doch nur wieder am Anfang heraus.“
Die Augen der Hochelfe wandern über das Brett. Drei Züge und Narkasha würde sie geschlagen haben, egal, was sie auch versuchen mochte. Sie schüttelt den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es unendlich viele sind. Ich denke, wer gut genug in seinem leben war und nicht durch dunkle Magie zurückgehalten wird findet ins Licht. Wer zu schlecht war landet im Schlund. Und für alle dazwischen gibt es einfach noch einmal eine Chance.“ Sie schiebt ihren verbleibenden Turm nach vorn. Zwecklos, aber sie würde nicht aufgeben.
„Ich war also zu schlecht für das Licht?“ Narkahas Dame bewegt sich ein Stück nach vorn. „Ich bin sicher auch ich werde mehr als einen Versuch brauchen meine Erlösung zu finden.“ Sie stellt ihren Turm entgegen. „Und wenn du doch jedes mal verlierst?“ Die Gegenfrage als die Spionin des Hauses der Augen ihn vom Brett entfernt. „Dann versuche ich es wieder, bis ich gewinne.“ meint der schwarzhaarige Paladin bevor sie einen letzten Versuch unternimmt ihren König zu schützen.

Es ist zwecklos und sie weiß es. Sie hat bereits verloren. Selbst das hatte sie immerhin bereits vor mehreren Runden erkannt gehabt. „Niemals aufgeben, es ist nie vorbei, bis es vorbei ist.“ Narkashas Stimme klingt freundlich. Regelrecht zufrieden während sie ihre Dame vor Alysseras König schiebt und schlicht „Schachmatt“ sagt. Der Kopf schrägt sich ein Stück. „Die nächste Runde, meine Liebe?“
Die Hochelfe kommt nicht umher zu lachen. „Immer noch ein Versuch mehr.“ meint sie nur und Narkasha macht sich daran die Figuren wieder aufzustellen.
„Willkommen in Maldraxxus, Alyssera. Ich wusste du gehörst hier hin.“

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Die Augen der Mag’har wandern über das Spielfeld. Schwarze und weiße Spielsteine, positioniert auf einem Brett auf dem sich schwarze und weiße Felder abwechseln. Die in kaum verarbeitete Felle gehüllte Orc grinst hauerlastig. „Etwas beschäftigt dich.“ sagt sie . „Du bist schrecklich in diesem Spiel, aber normalerweise nicht dermaßen schlecht.“ Die eisblauen Augen der Hochelfe wandern hektisch über das Brett. Ein Spiel in dem es darum ging Felder und das Gitter auf dem sie sich befinden zu beherrschen. Die Elfe nickt langsam. „Ich habe schon verloren, oder?“ fragt sie und Narkasha lacht. Es ist kein bösartiges Lachen, eher beinahe sanft.

„Ja. Hast du.“ sie schüttelt den Kopf. „Wir können weiter spielen, ich weiß, dass du nie aufgibst. Es gehört zu den Dingen an dir, die mir am besten gefallen aber… ja. Du hast schon verloren.“ Die braunhäutige Orc tippt mit einem Finger auf einen ihrer pechschwarzen Spielsteine. „Sollen wir dennoch weiter machen und sehen wie weit du noch kommen kannst oder willst du mir sagen was dich ablenkt?“ Sie hebt eine kohleschwarze Augenbraue. Die rituellen Zeichnungen auf ihrer Stirn bewegen sich mit nach oben.

Die Hochelfe brummt ungehalten. „Du weißt ich war auf einer Versammlung… ein Treffen von Lichtgläubigen auf Azeroth.“ Alyssera schüttelt den Kopf und das rabenschwarze Haar wogt für einen Moment hin und her. Narkasha stützt das Kinn auf eine Hand während die Orc ihre Freundin betrachtet. „Es verlief nicht wie du erwartet hast.“ stellt sie fest. Keine Frage. Wenn es um solcherlei ging schien die Frau die vor langer Zeit eine Stammeskriegerin auf Draenor gewesen war ohnehin stets zu wissen was wichtig war, ohne, dass sie danach fragen musste. Alyssera schüttelt den Kopf. Ein schiefes Lächeln legt sich auf ihre Lippen. „Nein. Nein, ganz und gar nicht.“ gesteht die Elfe während sie die Spielsteine einzusammeln beginnt. Ihre Gegenüber schweigt für den Moment schlicht. Abwartend.

„Nun, ich hatte nicht gedacht, dass ich die Konklave im Zorn verlassen würde.“ brummelt sie während sie die Spielsteine in einen ledernen Beutel fallen lässt. „Zuerst wurde Ewigkeiten darüber abgestimmt wer als Moderator fungiert. Dann wurde noch einmal abgestimmt weil irgendjemand meinte, dass es einen Formfehler bei der Abstimmung gegeben hat. Nicht, dass es etwas wichtigeres zu tun geben könnte.“ Ein Schnauben folgt. „Nicht, dass die Banshee auf freiem Fuß ist oder die Geißel gerade erst durch die Welt marodiert. Nicht, dass ein unmöglich zu übersehendes Loch mitten im Himmel über Eiskrone ist, hinter der ein Feind lauert der alles, wofür das Licht steht verachtet. Nein. Was wichtig ist, ist Formsache.“

Ein Schnauben während sie den Beutel zuzieht. „Danach eine weitere stundenlange Debatte darüber, ob Frieden mit der Horde zu halten ist;- wenn sich doch ohnehin alle einig sind und beide Fraktionen ohnehin zu ausgezehrt um direkt wieder zu beginnen.“ Ein Kopfschütteln. „Dann;- dann kommen wir zum Loch im Himmel und schon verschwinden die ersten, weil sie Angst haben zu hören, was sie herausfordern könnte. Lieber endlos weiter theologische Debatten und Formsache.“ Sie schnaubt und ja, es klingt verächtlich. „Sicherlich habe ich mir… provokanter geäußert als es hätte sein müssen. Aber unter sovielen zu stehen die behaupten dem Licht zu dienen, aber dann ist eine Äußerung darüber, dass sie nutzlos sind, wenn sie der Wahrheit nicht ins Auge sehen können schlimmer als diese scheinheilige… Untätigkeit. Während ich mir, nur wenige Jahre nach Argus, in der Lebzeit der Veteranen von Draenor, anhören darf, dass die Kämpfe anderer Welten die Kirche nicht zu interessieren braucht.“

Wieder schüttelt sie den Kopf, doch der Zorn hinter den eisblauen Augen scheint nachgelassen zu haben. Sie wirkt eher müde.

Die uralte Orcseele nickt schlicht. „Mein bester Verbündeter im Moment ist ein lichtverdammter Hexenmeister. Die, die am lautesten herausposaunen, dass sie meinen Glauben teilen sind nutzlos. Ich kämpfe seit Monaten hier, habe Kameraden verloren, in einem Krieg dessen bloße Existenz diese Narren ignorieren.“

Die Hochelfe atmet langgezogen aus. „Wie soll ich da beherrscht bleiben?“ Die Art, wie sie die Worte spricht legt nahe, dass sie die Antwort tatsächlich nicht kennt;- darum bittet, dass man sie nennt.

Ein Moment der Stille, während die braunhäutige, von rituellen Tätowierungen gezeichnete Stammeskriegerin einer lange toten Welt sie betrachtet. „Denk daran, warum du hier kämpfst, Aly.“ sagt sie schließlich, sacht, aber mit eindeutigem Nachdruck. „Du bist nicht hier, weil es der Kampf ist, den jeder bereit ist zu kämpfen. Wir brauchen euch, dich und die anderen, gerade weil sonst kaum jemand seinen Hintern hier rüber schwingt. Weil es zu leicht ist weg zu sehen. Was könnte auch ferner sein, als das Reich der Toten? So weit weg. Keine Relevanz.“ Narkasha lächelt. Schief und einseitig.

„Was du beschrieben hast ist exakt warum du hier bist. Es gibt die Schleieroffensive, weil kaum jemand sonst, abseits der Todesritter, sich dieses Kampfes annehmen will. Deshalb hast du sie geschaffen.“ Sie steht auf, geht um den Spieltisch herum und legt Alyssera eine Hand auf die Schulter. „Und wenn sie dir auf ihren Versammlungen nicht zuhören wollen, dann schaff auch da deine eigene.“ Sie grinst nun breiter, aber weiterhin schief und amüsiert. „Und such die, die nicht zu närrisch sind uns zuzuhören.“
Der Paladin hüllt sich für einen Moment in Schweigen, alles in ihr sträubt sich gegen die Worte, doch dann nickt sie, kaum merklich, aber sie nickt.

„Mein Fehler war sie überhaupt alle überzeugen zu wollen.“ meint die Elfe leise. „Die, die zu närrisch sind sich überzeugen zu lassen.“ Sie blickt auf, Trauer mischt sich in ihren Blick. Schmerz. „Ich hätte mich besser beherrschen sollen. Wer zu blind ist zu sehen;- kann immer noch ein Werkzeug sein, dass sich einsetzen lässt. Das ist was du mir als nächstes sagen willst.“

Narkasha lächelt. Es ist ein freudloses Lächeln. Sie weiß, dass ihre Freundin erkannt hat, was nötig ist, aber ein Teil ihres verbliebenen Idealismus ist heute;- oder vielleicht schon nach dem Konzil gestorben. Es war ihre Absicht gewesen ihren Glaubensbrüder und Schwestern die Wahrheit zu geben und sie für den Kampf zu gewinnen. Stattdessen hatte sie nun akzeptiert, dass es der Sache dienlicher sein mochte mit Lügen und Halbwahrheiten zu arbeiten, wo es anders nicht ging. Kasha wusste, dass die Hochelfe dazu fähig sein würde. Sie hatte sie schließlich nicht ohne Grund für das Haus der Augen gewinnen wollen.

„Denk an die Worte des Primus, Aly“ bietet sie ihr sacht einen Fetzen Trost an. „Nicht die Form oder das Material der Klinge sind entscheidend, sondern die Hand, die sie führt und die Absicht in der sie gezogen wurde.“

Alyssera strafft sich, richtet sich auf. „Es sind nicht die Methoden die ich gerne nutzen will aber… wir haben einen Krieg zu gewinnen.“ Das Lächeln auf den Lippen der Elfe ist schief und freudlos. Das Spiegelbild des Gesichtsausdruckes, den die Agentin des toten Hauses der Augen trägt.

„Immer noch ein Versuch mehr“ spricht die alte Seele fest und überzeugt.


Totgesagte leben länger und Leute in den Schattenlanden leben folglich besonders lang. Weiterhin gibt es jede Woche Gildenaktivität in Form von Miniplots und Missionen.
Diese Woche in Zusammenarbeit mit der Schattenkluftenklave!

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Oribos

Das Portal, welches die ewige Stadt mit Sturmwind verbindet, wabert für einen Augenblick, wie wenn stille Wasser durch eine Berührung plötzlich Wellen schlagen, ehe sie wieder verharren. Und so tritt mit schweren Schritten der alte Krieger aus dem Portal hervor. Erschöpft und mit verkrustetem Blut im Gesicht, wie auch in den schneeweißen Haaren, schüttelt der alte Mann mit deutlichem Hass im Gesicht, sein Haupt, während die Schritte immer schneller werden. Tief wird aufgeseufzt, als drei weitere Männer aus dem Portal treten.

Einer von ihnen trägt eine Kapuze und ist in einer typischen Waldläuferkluft gekleidet mitsamt seinem Bogen in der Hand. Der nächste Mann sieht fast so aus wie Darius, nur in jünger. Die Haare noch im satten Rabenschwarz mitsamt der gleichen Frisur, wie auch der Vollbart, ja sogar in Statur und Farbe der Rüstung. Der letzte Mann fällt deutlich schlanker aus, recht normal möchte man meinen. In Roben gehüllt, welche ein Farbspiel aus Golden, Weiß, Silber und zum Teil Schwarz, wird auch ein Werkzeug in seiner Hand geführt, welches eine Berufung offensichtlich macht: Ein Priesterstab. So rufen die drei Männer Darius nach, während sie ihm nachlaufen:

„Vater!“
„Vater!“
„Vater!“

Darius stoppt. So dreht sich der alte Mann um und betrachtet seine Söhne, als die ersten Augenblicke geschwiegen wird. Auch seine drei Söhne bleiben stehen und schauen ihren alten Herrn schweigsam an. „Kehrt um.“, sagt der alte Krieger, während man die drei Männer beobachtet. Diese wiederum scheinen stehenzubleiben. Einer von ihnen, der Waldläufer, tritt vor und beginnt zu sprechen, während er Darius wütend ansieht. „Du schaffst das nicht allein. Du brauchst Hilfe. Hör auf andauernd den Hochhelden spielen zu wollen, du verdammter, alter Narr!“ Kaum verlassen diese Worte den Mund des Waldläufers, schnellt auch schon die rechte Hand des alten Kriegers und schellt mit dem Handrücken gegen die rechte Wange des Waldläufers. Dieser blickt Darauf folgend zur Seite, schweigend und mit dem Blick gen Boden, doch mit geballten Fäusten. „So sprichst du nicht mit deinem Vater, Edwin!“, brüllt Darius dem Waldläufer entgegen, während er nun mit erzürnter Miene auch noch seine anderen beiden Söhne ansieht.

„Darwin. Marwin. Nehmt Edwin und verschwindet wieder von hier. Jemand muss auch die andere Seite beschützen. Und beim Licht, hört auf mit mir zu diskutieren! Ich bin hier nicht allein, seid euch dessen gewiss.“ So schnauft der alte Mann aus und will sich auch schon abwenden, ehe er noch einmal stehenbleibt und Edwin ansieht. „Edwin…“, beginnt er, doch da hebt dieser schon die Hand. „Schon gut, Vater.“ Ein gegenseitiges Nicken folgt, ehe die drei Männer wieder das Portal durchschreiten und nach Sturmwind verschwinden. So kappen die Zauberwirker der Schwarzen Klinge die Verbindung und Darius schreitet weiter durch die ewige Stadt. Am Lager der Schleieroffensive angekommen, sieht der alte Mann sich um. Alle sind mal wieder am Schlafen oder nicht da. Alyssera schläft mal wieder auf dem Stuhl, vor einem Stapel voller Dokumente, während sie die Schreibfeder noch in der Hand hält und das Tintenfässchen noch geöffnet ist. Darius schreitet vor, schnappt sich eine Decke und deckt die Elfe zu. Er holt seinen Rucksack hervor und öffnet diesen. Aus jenem wird eine versiegelte Flasche, bestehend aus einem trüben Glas, hervorgeholt. Der Inhalt ist eine Flüssigkeit, welche eine tiefgoldene Farbe vorweisen kann. Mit dem einfachen Korken als Verschluss kommt schlicht daher. Auf dem Etikett ist der Name eines Whiskeys zu lesen. „Der Ghankskey“- so der Name, ein Wappenschild mit einer goldenen Gerstenähre auf tiefgrünem Grund und ein kleineres Wappen des Hauses Sheppard sind zu sehen. Darius schnappt sich ein leeres Pergament und die Feder aus Alysseras Hand, ehe er zu schreiben beginnt:

„Ich bin wieder zurück. Ravenport hat uns Ressourcen zugesichert. Bald kommt die erste Lieferung. Ich habe im Voraus diesen Gilnearischen bekommen. Zwar ist das kein Wildhammer, aber ich hoffe, dass dir das nichts ausmacht. Vielleicht mögen ihn unsere Gilneer. Ich muss noch einmal weg. Wir sehen uns, so das Licht will.

Darius.

PS: Ich habe der Baroness eine der Aushänge bezüglich der Schleierkonklave persönlich in die Hand gedrückt. Vielleicht kann sie als Adlige einige mehr dazu anspornen, sich der Bedrohung aus den Schattenlanden zu widmen. Die ganzen Idioten aus dem ‚Silbernen Konzil‘ wollten ja nicht, wie du sagtest. Ich glaube Tyr würde sich im Grabe drehen, wenn er wüsste, was einige Möchtegern-Paladine in seinem Namen veranstalten.“

Der alte Mann holt eine Schnur hervor und bindet diese Nachricht an die Flasche. Diese stellt er vor Alyssera ab, sodass sie diese erblickt, sobald sie aufwacht und ihnen Kopf hebt. So verschließt Darius den Rucksack und legt diesen wieder an, als die eisblauen Iriden die schlafende Kreuzfahrerin betrachten. Ein väterliches Lächeln wird jener zugeworfen, als er für einen Moment die Hand auf ihre Schulter legt. „Meine Sterblichkeit ist im Moment mein größter Feind, Alyssera.“, wispert der alte Mann. So verlässt er das Lager auch schon wieder, als er sich zum Ring der Übertragung begibt und sich nach Maldraxxus bringen lässt.

Irgendwann später an der Düsteren Wehr

„Nochmal!“, brüllt eine tiefe, düstere Stimme. Darius, in seiner Montur mit gezogenem Schwert und Bollwerk, scheint mit einem der Gladiatoren zu trainieren, wenn auch es ziemlich einseitig aussieht. Schwer keuchend vor Erschöpfung, ruht der Blick auf seinem Gegenüber. Der Gladiator blickt den alten Krieger nur abwartend und in Kampfhaltung an. So atmet Darius einmal und beginnt mit dem Bollwerk voraus auf den riesigen Maldraxxi zu stürmen. So kommt dem alten Mann auch schon ein brutaler Hieb von Oben mit einem gigantischen Schwert des Maldraxxi entgegen. Darius schafft es den Schlag zu blocken, doch sieht man ihm deutlich die Belastung dabei an, während das Schwert gegen sein Bollwerk den alten Mann auf den Boden zu drücken versucht. So drückt der das Bollwerk mit Schwert nach links. Das Trägheitsmoment sorgt dafür, dass der Maldraxxi mit den Beinen nachziehen muss. Genau diesen Moment nutzt der alte Mann aus und stößt den großen Maldraxxi um. Über ihm stehend, hält er die Klinge seines Schwertes an den Hals des Gladiators. Dieser lacht deutlich auf. „Gut, das reicht.“, spricht der Gladiator, während Darius sich von ihm entfernt und er wieder aufsteht. So blickt er zu dem alten Krieger runter und nickt ihm zu. „Ja, ich denke, dass du nun so weit bist.“, kommentiert der große Gladiator. Darius hebt eine Braue. Schweigend mustern seine Blicke den Maldraxxi, als der alte Mann den Helm abzieht und an den Gurt heftet, während der den Kopf leicht schrägt. „Bereit wofür?“ Darius scheint sichtlich verwirrt zu sein. Wofür sei er nun bereit? Für eine Mission? Als ein Opfer für Rituale zu enden? Vielleicht sogar in ein Konstrukt gespeist zu werden? Alles Gedanken, welche ihm gerade durch den Kopf schießen.

Der Maldraxxi legt die Hand auf Darius’ Schulter und muss beginnt zu sprechen: „Bereit dafür, einen Pakt mit den Nekrolords einzugehen, Darius.“, erwidert der Gladiator. Skepsis füllt die Miene des alten Mannes und er geht einen Schritt zurück. Nachdenklich blickt er in die Ferne und schweigt. Nur der entfernte Schlachtenlärm bricht diese Ruhe. Unsicher beginnt der alte Krieger zu antworten. „Ich weiß nicht, Doragaar. Es klingt nach einem sehr schweren Schritt. Die beiden schreiten zur Mauer und Darius deutet in die Ferne, wie auch auf die Nekropolen und atmet tief durch. „Vieles – wenn nicht sogar alles an diesem Reich – erinnert mich an die Geißel.“ „Und genau da liegt dein Fehler, Darius.“, kommentiert Doragaar mit seiner kräftigen, dunklen Stimme. „Ich bin nicht aus Azeroth, das sagte ich dir bereits. Doch von dem, was mir andere deiner Mitstreiter bereits geschildert haben, kann ich dir versichern, dass wir mit der Geißel nichts gemein haben. Sie ist eine Perversion gewesen, angeführt vom Herrn des Schlundes, nichts weiter.“ Kommentiert er entschlossen. Darius hebt eine Braue, während er den Gladiator fragend ansieht. „Woher weißt du…-“ „Die Runen.“, unterbricht Doragaar auch schon sofort.

Darius scheint nachzudenken. „Hier sind sie also nicht pervertiert, sagst du?“, fragt der alte Mann vorsichtig. Der Gladiator schüttelt das Maskierte, gesichtslose Haupt. „Nein. Bedenke: Die Richterin schickte uns an diesen Ort. Nichts wurde an unserem Wesen oder unserer Seele manipuliert oder sonst etwas. Wir alle dienen nur einem Zweck: Die Schattenlande zu verteidigen. Wir sind keine Invasoren, sondern beschützen lediglich das Totenreich, sowohl von inneren als auch von äußeren Gefahren. Ehre, Fleiß und Ambitionen sind hier von Bedeutung, Darius.“, ein weiteres Nicken folgt vom Gladiator. „Ja, das wusste ich schon. Nun ja, also den Teil mit der Verteidigung. Den Rest, wusste ich noch nicht.“, gesteht der alte Mann. „Deswegen erkläre ich es dir. Aber du sagtest mir, dass es dich an all das erinnert, dass du zu bekämpfen geschworen hast, richtig?“ Darius nickt, doch sagt er nichts dazu. „Einer der euren ist einer der Anführer der Nekrolords, Darius. Jemand mit denselben Bedenken am Anfang, bis er nach und nach verstanden hat, was Maldraxxus und die Nekrolords eigentlich sind.“ Darius hebt nun eine deutliche Braue. „Wer denn?“, fragt der alte Krieger. „Der Aschenbringer.“, antwortet Doragaar knapp. Darius reißt die Augen auf und starrt den Gladiator ungläubig an. „WAS?!“, brüllt er entgeistert. Doragaar nickt einfach nur und schweigt.

Der alte Krieger muss schwer schlucken und atmet tief durch. Eine ganze Ewigkeit passiert gar nichts. Nur Stille und Schlachtenlärm in der Ferne. „Ich verstehe.“, entkommt es schwierig den Lippen des alten Kriegers. Dann schüttelt Darius sein Haupt. „Nun, das ändert meine Ansicht doch ein wenig… im positiven Sinne, natürlich.“, antwortet Darius mit gehobenen Mundwinkeln, ehe man wieder ernster den Maldraxxi anguckt. „Selbst wenn ich zustimmen sollte, bin ich doch zu alt dafür, oder nicht? Ich bin sehr… alt und bei Weitem nicht mehr so gut, wie früher. Genauer gesagt, lebe ich gerade meine letzten Jahre.“, gesteht der alte Mann und atmet tief durch. „Das ist irrelevant, Darius.“, antwortet Doragaar daraufhin. „Die Seele ist entscheidend. Diese hat beim Tod den Körper verlassen und landet hier. Hier wird sie umgeformt. Doch praktisch sind wir genau das: Blanke Seelen, die in Form gebracht wurden.“, fügt Doragaar ebenfalls noch an. Eine ganze Weile wird erneut geschwiegen und Darius blickt starr in die Ferne. „Und du besitzt die richtige Seele, den richtigen Kampfgeist, wie auch die nötige Stärke. Das Haus der Auserwählten, also die wahren Auserwählten – nicht diese Verräter – müssen von neu auf erstarken, ihre Ehre wiederherstellen und du kämst dafür in Frage. Außerdem könnten wir dir ein wenig helfen, was das Problem mit deinem Alter angeht. Mit der nötigen Menge an Anima und Magie ist hier vieles möglich, Darius.“

Da muss der alte Mann auflachen, ehe er das Haupt schütteln muss. „Ich möchte nun nicht als Monstrosität oder als Teil einer Monstrosität enden, Doragaar.“ Da muss nun der Gladiator wiederum lachen. „Keine Sorge, Darius. Das passiert mit dir nicht. Das passiert nur mit den schwächsten Seelen von Maldraxxus oder den bereits Gefallenen. Diese enden entweder als Energiequelle oder als ein Teil eines Konstruktes.“, spricht Doragaar ruhig, als sei es das normalste Thema. Darius erschaudert ein wenig und schüttelt das Haupt. „Ein unangenehmer Gedanke.“, gesteht er. „Ja, das mag sein. Aber auch diese Art der… ‚Verwertung‘ ist wichtig, wie auch nützlich für Maldraxxius.“, fügt der Gladiator hinzu. Dann aber richtet er sich auf und geht voran. „Folge mir, Darius. Glaube mir, du wirst es nicht bereuen.“ Darius lacht erneut schwach auf, während er dem Maldraxxi folgt. „Ich sterbe so oder so bald. Viel habe ich nicht mehr zu verlieren.“, kommentiert er eher scherzhaft, während die beiden den Sitz des Primus ansteuern.


OOC: Ein kleiner Push von mir. Wir leben noch immer und das werden wir auch weiterhin mit wöchentlicher Gildenaktivität in Form Plots und Aufgaben.

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Es waren vielleicht zwei Dutzend von ihnen. Manche gebeugt und ausgemergelt, wie geprügelte Bettler, andere aufrecht, drahtig und agil. Sie alle scharten sich um ein levitierendes Wesen, einer Banshee nicht völlig unähnlich. Ihre Gestalt fahl und dürr, als sei sie nach langer Zeit ihrem Grab entstiegen, nur bekleidet mit einem einst wohl galanten Kleid, das nun die Ästhetik eines zerrissenen Kartoffelsacks an den Tag legte. Eine hässliche Fratze blaffte unverständliche Befehle in der Sprache Thros’. Zwischen den gejagten Gestalten waren überall Monolithen und gebrochenes Holz erreichtet, wie zu einer zeremoniellen, unheilvollen Kultstätte – nur dass sie keinen vollwertigen Anschein erwecken wollte. Sie war hastig errichtet, getrieben von Eile und Not. In die Oberflächen waren Runen eingeritzt, tiefschwarz, die Ränder von eisigem Blau überblendet. Nachtfarbene Schlieren stiegen von ihnen auf, wie rauchgewordenes Elend. Sie hatten sich in einem Talkessel niedergelassen, gut versteckt vor selbst den wachsamen Augen der Umgebung.
Keineswegs jedoch gut genug für die Wilde Jagd des Ardenwalds.

Die Exotin des Trupps betrachtete den Talkessel mit versteinerter Miene. Kein Hass, keine Abscheu, nicht einmal Jagdfieber ließen sich in den harten Zügen erkennen. Keine Neugier. Die Falkenaugen suchten nach Anzeichen aktiven Magiewirkens, doch die Suche blieb ergebnislos.
„West“, sprach eine feste, gedämpfte Stimme neben ihr.
„Sie versuchen, einen Rückzugsort einzurichten." Die Jägerin wandte sich um und blickte in die Runde. "Ihre Flucht hat sie hierher geführt, in einen kleinen, längst verdorrten Hain. Sie müssen glauben, dass wir diesen Ort aufgegeben und hinter uns gelassen haben. Dass wir hier keine Präsenz zeigen und diesen Ort nicht überwachen.“ Die grünen Augen blickten hinauf zu dem Vorkai, Jagdhauptmann und Befehlshaber ihres Jagdtrupps.
„Weiter“, forderte er sie auf.
„Sie halten sich bedeckt und beginnen, ihre Reihen wieder aufzubauen. Ich schätze, sie würden frühestens in ein, zwei Monaten wieder zuschlagen, wenn wir sie jetzt alleine ließen, dann aber mit bemerkenswerter Kraft. Sie würden die unseren entführen und ihnen die Masken aufsetzen oder sie für ihre Beschwörungen und Zauber über die Klinge springen lassen.“
Der Vorkai nickte. „Was schlagt Ihr vor?“
Eine überflüssige Frage. Die Mission war bekannt. Sie beschränkte sich nicht auf das Sammeln von Informationen, sondern ließ explizit den Spielraum, Feinde einfach auszuschalten, wenn der Moment es erlaubte.
„Zuschlagen“, knurrte die heisere Frauenstimme. „Wenn Jemandem auf dem Weg hierher Wachen, verhexte Vögel oder dergleichen aufgefallen sind, bitte ich um Wortmeldungen. Ich habe keine bemerkt. Sie sind blind. Wir kesseln sie ein, das Gelände gibt’s her. Fallen setzen an allen Ausgängen dieser Senke. Die Beschwörerin ist unser erstes Ziel. Darum kümmern wir Schützen uns. So verhindern wir, dass sie die Verteidigung ordnet, sobald es losgeht. Der Rest von ihnen wird zum Gegenschlag ausholen, ein paar hier, ein paar dort. Was durch die Fallen nicht stirbt, wird im Nahkampf abgefangen und zur Strecke gebracht.“
Der Jagdhauptmann betrachtete den Menschen für einige Herzschläge. Er wirkte zufrieden mit den geäußerten Gedanken. Dann blickte er sich in dem Kreis um, der sich um ihn gebildet hatte.
„Umsetzen“, befahl er und richtete sogleich seinen Speer auf Einzelne, um Posten und Aufgaben einzuteilen. Die Sterbliche mochte einen stichhaltigen Plan ersonnen haben, doch die Stärken und Schwächen einzelner waren dem Hauptmann wesentlicher geläufiger.

Noch während die Fallensteller ihrer Arbeit nachgingen, ließ die Jägerin abseits des steilen Talkessels einen Pfeil aufsteigen. Er warf Schwingen aus, besetzt mit grauem Gefieder, bildete Haupt und Augen, Leib und Stoß aus. Der Wanderfalke schlug mit den Schwingen, zog einige Kreise und nahm seine Position hoch über der Beute ein. Durch seine Augen behielt die Jägerin das Tal im Blick.
Die Matrone verteilte einige Aufgaben neu, so schien es. Immer wieder traten Drust auf sie zu und wanderten kurz darauf wieder ab, um sich anderen Aufgaben innerhalb des leidlich errichteten Lagers zu widmen. Felsen wurden herangewuchtet, von anderen bearbeitet und mit schwarzen Ritualmustern bemalt. Man konnte sich kaum des Eindrucks erwehren, dass die Matrone einen sehr stringenten Plan verfolgte. In Deckung bleiben und Zeit schinden, Ritual- und Opferstätten aus dem Boden stampfen, ihre Verluste ausgleichen und wieder angreifen. Und langfristig, eine Verbindung zu Thros schaffen. Die Jägerin schüttelte langsam den Kopf.
Endlich verbreitete sich das stille Signal durch die Reihen, dass die Fallen standen. Charlie legte einen Pfeil in die Sehne ihres Bogens ein. Ihr Blick fand die Köpfe der anderen Schützen, die sich auf die Beute in ihrer selbst ausgesuchten Falle fokussiert hatten.
Das gellende „Eeeeek!“ des unechten Vogels am Himmel brach wie ein Vorbote des Todes über die Drust herein. Die Matrone sah auf. Unwahrscheinlich, dass sie keinerlei Verdacht schöpfte, doch es änderte nichts mehr. Eine Barrage aus Pfeilen stürzte auf ihre Position herab. Einige davon erkannte sie rechtzeitig, doch auch das tat ihrem Schicksal keinen Abbruch. Zwei Dutzend Spitzen gruben sich in den dürren Leib, manche von ihnen durch Anima getrieben. Sie gab einen wortlosen Laut der Agonie von sich und brach zusammen. Im selben Moment erklang der durchdringende, weit tragende Ruf eines Jagdhorns.

Namenlose Verwirrung erfasste Jene, die den ersten Angriff mitbekommen hatten. Einige sahen auf und stürmten sogleich auf den nächstgelegenen Pfad zu, der sie auf die Hügel führen sollte, die zuvor noch Sichtschutz und Abgeschiedenheit versprochen hatten. Die Jägerin legte einen zweiten Pfeil ein und schickte ihn einem Seelenspalter entgegen. Die halbtransparente, mitternachtsblaue Gestalt einer Schlange begleitete den kurzen Flug. Bei seinem brachialen Einschlag ließ der Pfeil die hölzerne Rüstung abplatzen und das Wesen taumeln. Ein Moment der Paralyse, der dem Tiergeist mehr als genug Zeit verschaffte, sich um die Gestalt zu winden, um das Ihre zu tun. Innerhalb weniger Momente hatte es das Gros der Beute dahingerafft. Viele waren dem Schicksal ihrer Anführerin gefolgt und den Pfeilen der Sylvar, Vorkai und des Menschen erlegen. Andere hatten die Fallen auf den Pfaden nicht überlebt oder waren von der glefenschwingenden Vorhut des Trupps niedergestreckt oder einfach überrannt worden. Einige letzte Pfeile brachten die wenigen übrigen Drust zur Strecke.

Der Jagdtrupp sammelte sich am Rand des Geschehens. Die Plünderung des Lagers wurde koordiniert, während gleichzeitig Wachen ringsherum einem ähnlichen Schicksal vorbeugen sollten. Sie sammelten Anima in Seelennetzen ein, nahmen Andenken und Waffen, Materialien und Reagenzien an sich und verteilten die Last gleichmäßig unter den Anwesenden. Die Jägerin ließ es sich nicht nehmen, sich eine Jagdtrophäe von der geschlagenen Beschwörerin anzueigenen, ehe zum Rückzug gerufen wurde.

„Das war gute Arbeit“, fasste der Jagdhauptmann mit offensichtlicher Zufriedenheit zusammen. „Für Königin und Hain.“


Ein weiterer, kleiner Push an dieser Stelle.

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