Wahrheit oder Pflicht
In Deckung hockend im Eschental war Sagosh kurz allein. Er beobachtete zwei Elfen Späherinnen an einem Bach. Zwischen Bäumen, Büschen und Gehölz blieb ihm ein Moment des Innehaltens. “Die Leere zeigt uns die Wahrheit”, hatte ihn die Goblinhexe kürzlich begrüßt. Wäre sein Gesicht noch vollständig, hätte man vermutlich besser erkennen können, wie ihm alles aus jenem fiel. Die Leere, die Schatten oder wie auch immer man es nannte, zeigte vieles, aber selten die Wahrheit. Wäre es die Wahrheit gewesen, hätte er bereits tot sein müssen. Er hätte keinen Bauern zum Soldaten geformt, keinen Novizen zum Kampfmagier motiviert, keine Prediger zum Schattenpriester geformt. Die vielen Gruppierungen, die er teilweise bildete und einen Weg ebnete, wären nicht entstanden.
Nachdem alle alten Weggefährten ihn verlassen hatten, sprachen und sangen die Schatten fast hauptsächlich von seinem Abgesang und wie er ihn herbeizuführen hatte. Häufig versprachen sie ihm das Ende aller Qualen. Das Ende dieser Folter, wenn er noch dieses oder jenes erledigte.
Dieses Wechselspiel aus innerer Widerstand und einfaches Folge leisten, hatte ihn über die Jahre zermürbt und war ein ausschlaggebender Punkt seiner zahlreichen Fehler.
Das letzte Mal, dass er seine eigene Motivation aufbringen konnte, lag Jahre zurück. Er holte sie mit einer Gruppe Nekromanten und Apothekern sie aus ihrem endgültigen Tod zurück. Seither gab es keine eigenen Versprechen mehr, sondern nur noch Leere, Schatten und Dunkelheit. Er wusste, dass dies passieren würde, war sich jedoch sicher, dass ihre Rückkehr ihn gleichzeitig die notwendige Hilfe bringen würde. Doch sie verschwand und er konnte sie einfach nicht wiederfinden. Das liegt mittlerweile Jahre zurück und er machte weiter. Formte Soldaten, Magier und Priester und bildete Gruppen. Nun, am nahenden Ende seiner Reise, also Lebende.
Gerade als Sagosh sich vom Bach abwenden wollte und das Gebüsch beiseite schob, stand er einer Nachtelfe gegenüber. Sie hockte hinter dem Gebüsch, hatte den Bogen bereits gespannt, doch erkannte er an ihrem Blick, dass sie ihn dennoch genauso wenig erwartet hatte. Der Blickkontakt dauerte nur wenige Sekunden, als die Elfe von einem Baumstammartigen, riesigen Streitkolben erfasst und fortgeschleudert wurde. Der große Taure, welchen er in Ogrimmar angesprochen hatte, erwies sich als praktisch. Noch ehe er sich bedanken konnte, wurde der Untote von ihm gepackt und aus dem Gebüsch förmlich geschleudert. Er zog seine Waffen und trat seinen Gegnern entgegen. Seine Gegner waren von schattenartigen Spinnen der “Shadra-Trollin” befallen und er selbst musste aufpassen, dass er von den Chaosblitzen der Goblinhexe nicht erfasst wurde, aber das kleine Schlachtfeld auf der Wiese belebte ihn.
Auch wenn die Schatten in seinen Augen nicht immer die Wahrheit sprechen und sie hier im Wald lediglich einen Chef-Peon retten sollen, um ein paar Wölfe zur Weiterreise zu ergattern, fühlt es sich richtig an. Diese deutlich kleinere Form der Pflicht lenkt Sagosh sehr gut ab - von der Wahrheit.