Ich bin Anhänger von Warren Buffett und hoffe, dass er niemals sterben wird. Neben vielen intelligenten Standpunkten wie dem Krieg zwischen Reich und Arm (Georg Schramm fasst das ganz gut zusammen) ist seine Wirtschaftsarbeit eine der Lehrreichsten.
Er strukturiert seine Arbeit so, dass er auf Dauer Gewinne macht. Selbst wenn er nie seine Beteiligungen verkaufen würde, egal welche Katastrophen drohen, würde er sein Vermögen weiter steigern können, weil er nichts von kurzfristigen Ergebnissen hält. Er denkt langfristig. Und ich tue das sehr gerne auch.
Nebst der Einzelbewertung von Spielen ist mir deshalb der Ruf eines Unternehmens wichtig. Blizzard (ich weiß, das Verb klingt jetzt fies) war (!) die Firma, auf die man sich blind verlassen konnte. Das Erfolgskonzept war langfristig ausgedacht. Alle Folgekosten des alten Battle.nets waren egal, da man die Spieler über Jahrzehnte binden konnte, selbst wenn sie nur 13 oder 30 Euro für Warcraft 3 oder Starcraft ausgegeben haben. Das ist die Basis, mit der Blizzard großgeworden ist.
All dies macht man jetzt mit absoluter Gewalt kaputt. Die Reputation der Spieler geht über sinnlose Spiele wie dem Mobile Diablo verloren und die jetzige Ankündigung von Massenentlassungen, gerade nach der prinzipiell Einstellung von HotS und auch vielen kurzfristig gedachten Entwicklungsentscheidungen in jedem Spiel droht weiterem Verlust.
Wir Spieler müssen uns daran gewöhnen, dass wir uns nicht mehr blind auf etwas verlassen können. Die Spiele sind längst für viele (gerne auch andere) Spieler keine Pflichtkäufe mehr. Man wartet ab, kauft teilweise gar nicht, flüchtet trotz verbrachter 2 Jahrzehnte aus dem Kreis des Unternehmens (als Spieler) und hört auf zu spielen oder sucht andere Hersteller, denen man nochmal Vertrauen entgegenbringen kann.
Wäre all dies nicht geschehen, hätten wir also eine Ankündigung von Diablo 4 auf der Blizzcon gesehen, hätte es weniger diablosche Spielepolitik in WoW gegeben (“Paragon”), gäbe es jetzt keine Entlassungen, wäre die Aktie voraussichtlich auf einem Rekordhoch und würde dort auch die nächsten Jahre existieren.
Stattdessen gibt es eine neue Chefetage, die Blizzcon und das Battlenet wird zur Marketing-Plattform und in diesem kompletten Zusammenbruch gibt es nur noch wenig Hoffnung auf Änderung, was man auch im gesunkenen Aktienwert bemerkt.
Es gäbe eine interessante Lösung: Die alten Köpfe müssten sich zusammentun, die Lizenzen der großen Spiele-Namen übernehmen und die Produktion outsourcen und klein anfangen. Keinesfalls weil die neuen Spiele ja ach so schlecht sind - das sind sie selten - sondern um den guten Namen zu retten und dem Unternehmen wieder ein anderes Profil zu geben.