Liebes Blizzard-Team,
Ich fühle mich dadurch, das nur ein englischer Rollenspielserver zur Verfügung tatsächlich diskriminiert. Man könnte sogar so weit gehen, daraus abzuleiten, das lediglich englischsprachige Spieler die Fähigkeit zum Rollenspiel besäßen.
Englisch als neue Weltsprache? Ja, das ist wohl irgendwie so. Und doch … die deutsche, französische oder russische Literatur ist voll von Beispielen die eindrucksvoll belegen wie falsch die Annahme ist, das lediglich ‘englische’ Werke wert sind veröffentlicht zu werden. Auch wenn sich die schiere Anzahl langsam in Richtung englischsprachiger Mehrheit neigen mag, sollte man im Hinterkopf behalten, das ein bemerkenswerter Anteil dieser Neuerscheinungen Übersetzungen in die englische Sprache sind.
Sicherlich ist Rollenspiel keine Prosa. Aber dennoch eine Ausdrucksform der Spieler, die durch gemeinsames Spiel, Events und Gildenvernetzungen eine beeindruckende, individuelle kleine Welt geschaffen haben (was nicht nur auf der Aldor eindrucksvoll bewiesen wurde), die man durchaus als Kunstwerk bezeichnen könnte.
Rollenspiel lebt von der Kommunikation untereinander. Ich würde jetzt nicht sagen, das meine Englischkenntnisse schlecht wären, trotzdem bevorzuge ich es in meiner Muttersprache zu kommunizieren. Vor allem, wenn ich ‘spiele’. Es ist die Sprache, mit der ich zu meiner Familie, zu meinen Freunden und zu meiner Tochter spreche. In der Französische und Russische Mitbürger mit ihren Kindern sprechen. Und diese Sprache(n) sollen es nun nicht (länger) wert sein, im Rollenspiel gesprochen zu werden?
Es fällt mir schwer zu glauben, das die Entscheidung für „nur einen“ Rollenspielserver nennenswerte Statistiken für die tatsächliche Anzahl an Rollenspielern liefert – das wird schon dadurch verfälscht, das Tagelang lediglich der englische RP Server für Spieler in unter 2 Stunden Wartezeit erreichbar war und folglich auch nicht am RP Interessierte diesen Server wählten. Spricht das jetzt dafür, das es tatsächlich weniger Rollenspieler gibt?
Das wird dadurch verfälscht, das wir zwar die Gelegenheit hatten, vorab unsere Namen zu sichern, aber eben nur auf PvE Servern. Wir Rollenspieler hängen an unseren Namen, und, Nein, wenn ich einen bestimmten Namen für eine Figur nicht mehr verfügen kann, dann spiele ich sie nicht. Was ich habe, sind also 3 gesicherte Namen auf einem nicht-RP Server, mit denen ich, was Rollenspiel angeht, nun gar nichts anfangen kann.
Ich erfahre grade, das die ersten Interessenten ihr Abo wieder gekündigt haben. Viele weitere kehren Classic den Rücken, weil sie keine Lust haben, 2 Stunden zu warten, bis sie das Spiel betreten können, dann vielleicht nicht am Bildschirm sind und nach einer gewissen Zeit ausgeloggt werden, weil sie zu lange untätig waren.
Ich werde mich auch heute nicht einloggen.
Wir haben zwar nette Leute kennen gelernt, mit denen wir zusammen unterwegs waren. Da sie am Folgetag auf anderen Layern unterwegs waren, haben wir uns nie wieder gesehen. Auch nicht das Classic-Wow, das ich kennen gelernt hatte.
Ein trauriger, misslungener Start für das Unternehmen, das vor genau 15 Jahren die Videospielwelt mit World of Warcraft revolutioniert hat. Ihre damaligen Werkzeuge war eine gelungene Kommunikation mit der Community, der Wunsch, die World of Warcraft lebendig werden zu lassen und, das wichtigste von allem, Respekt vor den Menschen, die ihnen auf diesen Weg folgen.
Ja, es tut sich auch 2019 ein neuer Weg auf, der mir Anfangs sehr vertraut schien. Aber es fehlt der Respekt vor den Spielern (ja, mehr Server bedeutet mehr Aufwand - aber ist es das Wert, Menschen ihre Muttersprache vorzuenthalten?), es fehlt die Vision, obwohl sie in Tagen des Online-Hatings und Follower-Zombies nötiger wäre als jemals zuvor : Die Vision einer gesunden, freundlichen Community, die durch die vielen tausend Rollenspieler in World of Warcraft auf den vielen Rollenspielservern, wenn auch teilwiese nur in kleinem Rahmen, Wirklichkeit wurde.
Doch der Weg geht in eine andere Richtung. Und in mir wächst mehr und mehr die Befürchtung, das ich euch auf diesen Weg nicht mehr folgen möchte.
Ahrrad, ehemals GM des Blackbear-Clan, Horde, Aldor.