Die Jägerin lief nach dem Aaz’nodûm, dem traditionellem Treffen der Nordorcs an der großen Flamme, noch etwas im nächtlichen Sumpf umher. Die feuchten Nebelschwaden taten ihrer Lunge gut und sie konnte frei durchatmen. Die vergangenen Wochen kamen ihr wie eine halbe Ewigkeit vor. Hartnäckig, wie Dabu’kas eigener Dickschädel war die Krankheit, die sie an die Felle fesselte. Dank der guten Pflege und Aufmunterung des Clans konnte aber auch das gut überwunden werden. Die Zeit in den Fellen ließ sie nachdenken. Über das was war und was kommen würde. Von Traurigkeit keine Spur mehr, im Gegenteil. Sie war wütend und maßlos enttäuscht zugleich. Kein einziger Brief, keine Worte, über Wochen, nichts. Sogar beim Bindungsfest zweier Nordorcen, erkundigte sich zumindest Dabu’ka über das Wohlergehen und hakte bei den gemeinsamen Freunden Zazzari und Koronus nach, die erstaunt waren und selbst von nichts wussten. Wie konnte sie ihm nur so gleichgültig sein.
Das neue Jahr sollte anders werden; freier und losgelöster von all den alten Lasten, die auf Dabu’kas Seele drückten. Sie hatte gelernt damit umzugehen und wusste, ihre Familie, der ganze Clan der Donneräxte, stand wie eine Festung hinter ihr. Zusammenhalt war etwas Wertvolles in Zeiten des Krieges.
Nicht weit von der Festung befand sich ihr Lieblingsrückzugsplatz. Unter den Baumwurzeln eines alten, großen Baumes konnte sich die junge Donnerbotin immer gut verstecken und zurückziehen. Dabu’ka hatte es sich dort sogar ein wenig gemütlich machen können; Kerzen, Felle, sogar im Boden eingegrabene Flaschen Donnerschnappz fanden dort Unterschlupf. Hier konnte sie besonders gut nachdenken und das musste sie auch, da die flinke, kleine Orcin mit einer neuen Herausforderung beauftragt wurde. In der Zeit ihrer Krankheit half einer der neuen Anwärter des Clans, Nagarsh, besonders eifrig in den Stallungen ihrer Schweinezucht mit. Beide sollten sich Gedanken über einen Pferch für die beiden Grollhufe machen, was sich nicht gerade einfach gestalten würde. Seufzend ließ sich Dabu’ka auf eines der Felle nieder, nahm einen kleinen Stock, um im Kerzenschein ihre ersten Gedanken in den matschigen Boden zu kritzeln. Floki, ihr Zerzauster, brauner Wolf, leistete seiner Seelenschwester dabei Gesellschaft; und legte sich zum Anlehnen hinter sie.
Ausgerechnet die Grollhufe; klar können sie viel schwerere Stämme transportieren, wenn nicht sogar ganze Bäume als ihre kleineren Verwandten die Kodos. Jedoch waren sie auch massiger dadurch umso gefährlicher. Während Dabu’ka eines dieser Tiere zeichnete fasste sie die Informationen zusammen, welche sie hatte. Fast jeder Jäger hatte einen großen Respekt vor diesen Dickhäutern und wenn nicht, dann war es kein gescheiter. Begehrt waren sie, keine Frage; domestiziert konnten sie sehr viel, vor allem aber auch schwer tragen und als Lastentiere unverzichtbar. Das Fleisch eines einzelnen Tieres könnte den gesamten Clan Tage ernähren, so groß waren sie. Jedoch waren es weder Wölfe, noch Schweine, mit denen sich Dabu’ka mittlerweile bestens auskannte. Grollhufe waren sehr widerstandsfähig und robust. Sogar mit eisengeschmiedete Rüstteile könnten sie praktisch in einem Kampf gegen die Blauröcke eingesetzt werden, aber die ungebundene Haltung sollte keine einfache sein.
Als Grasfresser benötigten sie viel von dem grünen Zeug, um über annährend satt zu werden. Da es sich um Herdentiere handelte, mussten sie auch mindestens zu zweit bleiben, wenn nicht gar ein drittes hinzuholen, um sie annährend gerecht halten zu können. Ausreichend Platz musste gefunden werden, damit sie sich im Pferch genügend bewegen können. Dünne Holzpfähle wären schier ungeeignet, es müssten ganze Bäume, ohne dessen Kronen sein; die zudem noch mit Eisengeschmiedete Ummantelungen gesichert wären. Sollte eines der Tiere in Panik geraten, muss der Pferch Standhalten und das wäre nicht einfach.
Mit einem Kopfschütteln brummte Dabu’ka vor sich her, immer wieder wischte sie mit dem Stock die schlammige Kritzelei wieder weg und schnaufte argwöhnisch. Schon alleine der Gedanke einer der Orcs könnte unter die Hufe eines wütenden Grollhufes gelangen bereitete ihr Unbehagen und sie musste feststellen, dass sie noch einmal mit dem Durub des Clan in Ruhe über die Vor- und Nachteile der Haltung dieser massigen Tiere, sprechen musste. Vielleicht war die Zeit der Jahreswende aber auch gekommen, den Kontakt zu den Tauren wieder aufzufrischen; schließlich waren sie dafür auf Azeroth bekannt im Einklang mit den kleineren Verwandten, den Kodos, zu leben. Ein wenig Hilfe könnte gewiss nicht schaden