Für einen Orc sind Worgen nicht nur äußerst praktische Reittiere und Wegbegleiter, die Tiere dienen zu weitaus mehr für sie. Wenn die Zeit für einen der treuen Seelen gekommen war, beispielsweise, so konnte gewiss auch die tiefe Verbindung zwischen Orc und Worgen wahrgenommen werden. Einige von ihnen richteten gar kleine Zeremonien aus, um die Seelen zu den Ahnen geleiten zu lassen. Dabei wurden persönliche Gaben, wie Schmuck, Decken oder auch Halsbänder zugegeben. Wilde Worgen jedoch waren auf eine ganz anderen Art und Weise dienlich; zur Fleischgewinnung, für das Fell- und Lederhandwerk und nicht zu vergessen Zähne, Knochen und anderes für die Schamanen. Alles an einem wilden Tier wurde ge- und verbraucht, bis nichts mehr von ihnen übrig war.
Kurzum: Worgen sind von den Orcs nicht wegzudenken.
Das Dabu´ka eine tiefe Verbundenheit zu diesen Geschöpfen pflegte spiegelte sich in ihrer täglichen Arbeit wieder. Auch als Späherin lässt sie es sich nicht nehmen, die Worgen in den Stallungen zu versorgen, wobei dies durchaus auch von Peons erledigt werden könnte. Sie genoss diese Zeit, die spürbare Dankbarkeit der Tiere zahlte sich immer aus. Takaja, ihre weiße Fähe und Seelenschwester war bislang immer mit dabei. Mit ihr hatte die Orcin bereits vieles durchmachen müssen und sicher würde sie noch so manchem Blaurock in den Allerwertesten beißen, um die kleine Jägerin zu schützen.
Dabu´ka verließ die schützende Donnerfestung, gesattelt und bepackt mit etwas Proviant, machte sie sich mit ihrem Reitworgen Schattenfang und Takaja auf den Weg in Richtung Wald von Elwynn, Blaurockgebiet. Auch hier hatte die Orcin aus den Sümpfen einige Kaninchenfallen ausgelegt, da es diese nicht in ihrem Gebiet gab und der Clan ständig frische und gute Nahrung brauchte. Die Ausbeute war sogar an diesem Tage recht gut, es baumelten bereits einige erlegte Kaninchen an Schattenfangs Sattelriemen, zwei entlaufende Hühner machten ebenfalls die tödliche Bekanntschaft mit den messerscharfen Fallen. Fehlte nur noch eine.
Die Orcin steuerte geradewegs der letzten Falle entgegen, als sie plötzlich von einem lauten Knall aus ihrer Ruhe gerissen wurde. Sie zog das Nackenfell von Schattenfang an sich, brachte ihren Reitworgen zum Stehen und gab auch Takaja ein stillen Handzeichen zum inne halten. Es vergingen nur wenige Augenblicke, als das selbige Geräusch aus einer anderen Richtung hallte. Dies waren eindeutige Büchsenschüsse, jedoch nicht auf sie gerichtet. Dennoch musste Dabu´ka nun sehr vorsichtig sein. Die Worgen wurden etwas unruhig, knurrten leise und wollten mit der Jägerin umdrehen, aber diese letzte Falle wollte die Orcin einfach auch noch haben.
Ihre Weggefährten konnten nicht anders, sie mussten mit und so steuerte Dabu´ka in diese Richtung weiter, hob sich etwas aus dem Sattel und presste ihre Schenkel an Schattenfang, damit sie mit gezücktem Bogen, samt eingespanntem Pfeil weiterreiten konnte. Es war riskant, sehr sogar, denn die Jägerin wusste nicht wie viele Blauröcke im Menschenwald unterwegs waren, geschweige denn warum. Weit war es nicht und zur Sicherheit setzte sie von Schattenfang etwas entfernt ab, solch ein großer Reitworgen fiel sicherlich schnell auf. Der schwarze Rüde musste warten, wurde auf den Boden abgelegt und mit einem Flankenklopfer etwas beruhigt.
Zusammen mit Takaja schlich sie einige Schritte voran, blieb hinter einem schützenden Gebüsch und wagte einen Blick zur Falle. Takajas angelegte Ohren und leises Knurren verdeutlichten ihren Verdacht nicht alleine zu sein. Dabu´ka beruhigte auch die weiße Fähe hielt ihr die Schnauze zu, ein Zeichen das still gehalten werden solle. Brav gehorchte Takaja, verharrte ruhig und wartete auf weitere Anweisungen ihrer Jägerin. Diese schaute etwas mürrisch drein, schob eine beringte Braue nach unten und schnaufte leicht verärgert. In der Falle hatte zwar ein Wildkaninchen sein jähes Ende gefunden, jedoch ergötzte sich ein struppiges, braun-weißes Getier daran ausgiebig. Zuerst dachte Dabu´ka an einem Hund, doch war es größer, wie ein Worgen.
Sie verharrte lieber einen Augenblick, um genauere Beobachtungen machen zu können. Eine Stimme war zu hören, komische Worte, die einen Zungenbrecher glichen; das konnte nur ein Mensch sein. Und tatsächlich; ein Mann betrat die Szenerie und sprach zu dem Tier, welches leise wimmernd in geduckter Haltung klar machte, ihm untergeordnet zu sein. Nichts untypisches, aber die Haltung des Menschens war nicht gerade freundlich gesinnt. Wo der Worgen nichts falsch machte, zückte der Mann seine Schießbüchse und zielte direkt auf das Wesen. Es war nicht Dabu´kas Angelegenheit, aber irgendetwas in ihr schlug Alarm. Es war nicht in Ordnung, dieses Tier mit dem Tod zu drohen und es machte alles andere als Anstalten den Menschen Leid zufügen zu wollen.
Die Orcin spannte ihren Bogen, trat aus dem Gebüsch hervor und Takaja war direkt an ihrer Seite. Der Mensch weitere die Augen, blickte zu Dabu´ka hoch und traute wohl zunächst seinen Augen kaum. Sie deutete mit dem gezogenen Pfeil nach unten auf den Boden, ein Zeichen das der Mann seine Waffe niederlegen sollte. Dies kam ihn aber nicht in den Sinn und Worte fielen wie „Pack!“. Sie wusste deren Bedeutung nicht, aber Dabu´ka hatte ein gutes Feingefühl was Beleidigungen oder Drohungen angingen. Ehe der Mann abdrücken konnte traf ihn ihr Pfeil inmitten zwischen die Augen, ein zweiter verfehlte das Ziel der abdrückenden Hand nicht, so fiel der Mann nach hinten weg auf den Boden und ohne ein weiteres Wort sagen zu können.
Takaja hechtete los, schnüffelte den Toten ab, um wohl sicher zu gehen, dass jener auch wirklich nicht mehr aufstehen konnte. Die Jägerin schnaufte verächtlich, ihr gefiel diese Situation nicht und ohne das fremde Geschöpf eines Blickes zu würdigen ging sie zu der Falle, um die Reste aufzusammeln. Sie bemerkte, dass etwas nicht recht stimmig war, denn der Kadavar sah eher nach einem kläglichen Versuch aus zu fressen.
Sie schnitt einen Hinterlauf ab, pfiff Takaja zu und warf der weißen Fähe ein Stück rüber. Ohne zu zögern fing sie das gute Stück und unter lautem Knacken und Knarzen verspeiste sie die Beute. Der zweite Lauf wurde abgetrennt, nun schaute sie zu dem verfilzten Wesen und gab selbigen Pfiff zu hören. Als hätte dieser es von Takaja abgeschaut, wedelte er mit der Rute, behielt aber seine unterwürfige Haltung. Das Stück flog, aber gefangen wurde es nicht. Mit der Schnauze wühlte das Tier am Fleischstück herum, wimmerte ein wenig und Dabu´ka nickte verstehend.
Sie spürte dass das Tier Schmerzen hatte. Die kleine Jägerin setzte sich auf ihre Knie und streckte die Hand entgegen. Ein Gemisch aus Neugier zeigte der Orcin, dass dieses Wesen nicht sonderlich viel Zuwendung kannte. Es dauerte etwas,
Takaja streunerte mittlerweile die Umgebung ab, um wohl die Gefahr abschätzen zu können. Als sie zurück kehrte saß Dabu´ka noch immer vor dem Filztier wie zuvor. Die weiße Fähe klappte die Ohren leicht nach hinten, wedelte mit der Rute, bückte sich und um streifte ihre Seelenschwester. Die Jägerin gewährte den Körperkontakt, welcher bei großen Worgen schon mal ziemlich ruppig sein kann. Sie tollte etwas mit Takaja herum, als sei sie eine von ihnen. Gewiss ein merkwürdig wildes Bild für, aber die Verbundenheit zwischen Orc und Worgen ist und bleibt wohl auf ewig etwas Einzigartiges.
Das verstand wohl auch nach einiger Zeit das andere Tier; vorsichtig gesellte er sich dazu und schätze die Situation ängstlich ab. Dabu´ka legte behutsam ihre Hand auf den Schädel des Worgen ab, rührte sich nicht, ehe der fremde Rüde mit der Rute schwang und sich offensichtlich über diese Berührung sehr freute; denn als das Eis letztendlich gebrochen wurde war er kaum mehr zu halten. Es wurde getobt und sich gefreut; selbst Takaja akzeptierte ihn wohl schon schnell an Dabu´kas Seite.
Jene konnte die Falle einsammeln, ehe sie den Kopfwink ihrer Fähe Richtung Schattenfang machte. Der Fremdling orientierte sich an der anderen und kam etwas aufgeschlossener einfach mit. Ehe sie beim Versteck allerdings ankamen, griff Dabu`ka dem braunen Rüden in den Nacken. Er quietschte, hielt aber still und die Jägerin konnte einen Blick in das Maul werfen. Die Ursache für das unbeholfende Fressen waren die zwei fehlenden Fangzähne. Der Stelle nach wurden sie brutal abgebrochen, offenbar die Handschrift des Büchse schießenden Menschen. Mürrisch bei diesen Gedanken klopfte sie Schattenfang lobend die Flanke. Zwar kassierte der Fremdling ein etwas grolliges Knurren vom weitaus größeren Reitworgen, aber nur kurz und wohl ausschließlich nur um deutlich zu machen, wo dieser gerade in der Rangordnung steht.
Dabu´ka setzte sich auf, wendete die Richtung und trieb mit einem leichten Nierenhieb Schattenfang an. Sie mussten sich etwas beeilen, denn am Abend sollte ein wichtiges Aaz’nodûm, das Treffen aller Clanmitglieder, stattfinden. Zeit um gemeinsam über die Belange der Donneräxte zu sprechen, Erfahrungen auszutauschen.
Etwas gedankenverloren ritt sie die Trampelpfade entlang, brummte vor sich hin, ehe sie zu dem verfilzten Rüden runter blickte. „Floki.“ Sprach sie letztendlich hinab und dieser reagierte sogleich, indem er sie zurück anschaute. Nun war das Tier, welches scheinbar eine Mischung aus Menschenhaushund und Worgen war, einen Namen und war fortan nicht mehr fremd, sondern ein neues Mitglied des Clanrudels.