Die Geste, die mit den grünlich, dicken Fingern vollzogen wurde, war für den orcischen Wirt bestimmt, der für so etwas wohl auch Augen am Hinterkopf hatte. Zügig ging er zu dem eingehüllten Orc, der an der Theke stand. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren griff der Wirt brummig nach den leeren Krug, verschwand kurz von der Bildfläche und tauchte nach wenigen Augenblicken gefüllt mit einer Schaumkrone wieder auf. Der alte Orc, dessen Gesicht unter einer Kapuze in verschworener Dunkelheit gehüllt war, grunzte kurz mit einem nickenden Schädel als Geste der Dankbarkeit. Der etwas jüngere Orc blieb hinter seiner Theke bei dem Fremden stehen. Als der Alte merkte, dass der Wirt ihn diesmal nicht allein lassen wollte, hob er kurz sein Blick an, um diesen argwöhnisch zu mustern. Als sich beide Augenpaare schließlich trafen, bekam der Schankmeister einen feurig, festen Blick zugeworfen.
Da der Wirt nun die Aufmerksamkeit des alten Orcs hatte, nutzte er diese gleich, um abzuschätzen, welche Feststellung ihm unter den dreckigen Nägeln brannte. „Du bist Schamane.“ Der Fremde brummte ihn kurz mürrisch an, als er seine tiefe Stimme erhob: „Und was spielt das für eine Rolle?“ Der alte Schamane nahm den Krug in die Pranke und versteckte sein Gesicht hinter diesem, als er einen großen Schluck von dem feinen Gebräu sich in den Rachen hinunter kippte. Der jüngere Orc zog kurz die Stirn in Falten und dachte über diese nicht zielführende Antwort nach, ehe er einen erneuten Versuch startete. „Hab´ dich hier noch nie gesehen, wo ist dein Clan?“
Der fremdwirkende Schamane stellte den Krug wieder auf den Tresen ab und starrte zunächst schweigsam einfach vor sich hin, als würde diese Frage ihm alte Geschichten ins Gedächtnis rufen. Er ließ sich Zeit, bis er schließlich dem neugierigen Wirt antwortete: „Bei den Wölfen.“ Die Augenbrauen des Schankmeisters schoben sich engstirnig zusammen. "Bei den Wölfen? Und wo sind diese Wölfe?“ Dieses Mal musste der wissbegierige Wirt nicht so lange auf eine Antwort warten. „In den Schatten der Berge, sie beklagen den Verlust unseres Häuptlings.“
Der alte Schamane erhob wieder den Krug, um ihn weiter zu leeren. Der jüngere Orc verzog verwirrt seine Hauer, zu einer grotesken Maske. „Wie heißt der gefallender Häuptling?“ Der Schamane blickte nach links, der Theke entlang, bis seine Augen wieder auf dem Schankmeister verweilten. Mit einem dumpfen Laut krachte seine flache Pranke neben dem geleerten Krug, auf die Holztheke. Der Wirt zuckte für einen Wimpernschlag zusammen. Als der alte Orc mürrisch schnaufend seine Pranke wegnahm, kam unter dieser ein Silberstück zum Vorschein. „Gur’gol." Erwiderte der Schamane knapp mit tiefgrollender Stimmlage und verließ daraufhin mit hinkenden, langsamen Schritten die Taverne.
Lausch den Klängen in der Nacht,
so wild und frei mit viel Bedacht,
Dir wird klar es sind nicht die Eulen,
die dort in die Wildnis heulen.Der Wind er trägt den Ruf weit fort,
bis dorthin zu jenen Ort,
wo Freundschaft sich vermischt im Strudel,
bis dorthin, zu seinem Rudel.Folge diesem Ruf auf leisen Schritten,
mit deinem Seelentier beritten,
such´ das Rudel in der Nacht,
doch sei dabei stets bedacht:Ein treuer Wolf wird von Seiten niemals weichen,
von denen die sind seinesgleichen.