Oder auch: “Quantität statt Romantik?”
Hallo!
Es wird ja zur Zeit viel zwischen Retail und Classic verglichen. Ich muss zugeben, dass ich bis auf die Namensreservierung noch nichts in Classic unternommen habe, aber ich erinnere mich ja auch noch, wie es damals so war.
Ich denke, was viele - mich eingeschlossen - an Retail bzw. einfach der momentanen Situation stört, lässt sich damit ganz gut auf den Punkt bringen, dass in WoW zunehmend auf Quantität anstatt auf Qualität gesetzt wurde und das in nahezu jedem Bereich.
Ein paar Beispiele:
Die Epics, die man jeden Tag bekommt, kann man kaum zählen. Trotzdem landet das meiste im Schrott-o-matic (Der Name sagt’s ja schon: Das meiste ist Schrott). In Nazjatar kann man keine 5m gehen, ohne von irgendwelchen Mobs angegriffen zu werden. Mehr als einen zu nerven tun sie aber auch nicht, da man selbst eine Gruppe aus 5 Elite-Naga mit verbundenen Augen in unter einer Minute umhaut. Normale Mobs macht selbst ein Heiler mit 2-3 Schlägen kaputt.
Zum herkömmlichen Zauberbuch und den Talenten kommen noch zahlreiche Azerittraits hinzu, gefühlt in jeder Subzone gibt es irgendwelche tollen Buffs, und es gibt zahlreiche Items und Gegenstände (wie z.B. die Kegelmuscheln) die auch noch mal irgendwas bewirken, man muss egtl. gar nicht mehr reggen, weil die Autoregeneration egtl. schon als Self-Heal durchgeht, und Self-Heal hat ja, genau wie AoE- und Cleave-DMG, mittlerweile eh jeder. Pets sind auch nichts besonderes mehr; einige haben davon sogar ganze Geschwader, die sie mit sich herumführen können. Jeder kann sich mit Hilfe von ettlichen Items quasi jeder Zeit fast überall hinporten…
Man kann da jetzt noch unzählige weitere Beispiele aus sämtlichen Bereichen anführen. Mir fällt einfach auf, dass es einfach gesagt, von fast allem einfach viel zu viel in diesem Spiel gibt. Dafür ist die Wertigkeit der Dinge (ob nun Spells, Belohnungen, Ports, oder was auch immer) nicht sehr hoch. So ist zumindest mein ganz persönliches Empfinden.
Der Witz: Es führt zu nichts
Ich verstehe ja das Argument, dass nicht alles ewig dauern soll und man ja auch den Zeitfaktor berücksichtigen muss, da es ja nicht die Voraussetzung sein kann, dass man 8h pro Tag spielt, um den Anschluss nicht zu verlieren und/oder “wettbewerbsfähig” zu bleiben. Aber es ist ja gar nicht mal so, dass uns das alles so viel Zeit erspart. Es gibt halt einfach nur vieeeeel mehr Dinge zu tun. Zumindest hat man als Spieler schnell das Gefühl, dass alles obligatorisch ist.
Wie wäre es denn, wenn einfach mal wieder alles etwas überschaubarer wäre, die einzelnen Spielinhalte dafür aber an Wertigkeit gewinnen? Ich hab’ kein Problem, wenn man keine gefühlten 100 Dinge pro Tag/Woche erledigen müsste, um sein z.B. sein EQ im üblichen Tempo weiterzuentwickeln. Wenn ein Rüstungsteil, das dann aber auch wirklich toll ist, einen Aufwand von 1-2 Wochen bedeutet, läuft das im Ergebnis aufs selbe hinaus. Man hat halt nur nicht das Gefühl, so viel “Müll” erledigen zu müssen. Ich hab’ ja auch keinen Nachteil, wenn es allen so ergeht.
Und auch jetzt, hab’ ich als Casual nicht das beste EQ. Mit Spielern, die jede Woche mehrere 15+ Mythic-Inis abreißen, kann ich nicht im geringsten mithalten. Das hat mich früher nicht gestört und stört mich auch jetzt nicht.
Weniger ist mehr
Ich hab’ nicht gegen viele Spells. Bereits in LK hatte ich mich entschlossen, mein Steuerkreuz auf RDFG zu legen und mir eine 15-Tasten-Maus zuzulegen, weil ich einfach so viele Keybinds hatte, die ja auch alle einfach zu erreichen sein müssen, dass es anders für mich nicht mehr ging. Ich mag dieses Orgelspiel mit meinem Hunter auch. Aber auf die gefühlten 100000 Traits und Sonderbuffs kann ich dann schon verzichten.
Die Welt muss auch vor lauter Rare Mobs und Weltbossen nicht überquellen, wie ich finde. Und wenn es keine (vermeintliche) Obligation mehr ist, jeden Tag zig Rare Mobs, Bosse, etc. zu legen, braucht man in der Open World auch kein LFG-Toll für random Gruppen mehr.
Kurz:
Ich würde mich freuen, wenn sich der Anspruch wieder mehr in den Aufgaben selbst, als in der bloßen Anzahl der Aufgaben begründet.
Ich bin absolut für Vielfalt und finde es toll, wenn viele Wege nach Rom führen. Aber es ist ja eher so, dass viele Wege in viele verschiedene Städte führen und man nicht schlecht daran tut, auch möglichst jede dieser Städte regelmäßig zu bereisen.
Die Zauberworte lauten:
Entschleunigung und Entschlackung
PS:
Das ist jetzt kein Classic vs Retail Ding. Ich hab’ das jetzt nur mal als Anlass genommen. Vieles war früher eben auch nicht besser und wer Classic bevorzugt, spielt Classic, wer Retail bevorzugt, spielt halt Retail. Im Grunde sind das halt auch einfach zwei ganz verschiedene Spiele.
Veränderungen sind gut und ich will hier auch gar nicht, dass eine reine Rückentwicklung stattfindet.