Hey und herzlich willkommen! Ich finde es schön, dass du dir diese Gedanken machst und überlegst, hier auf Celebras heimisch zu werden. Ich möchte dir daher recht ausführlich auf deinen Post antworten und dir nach bestem Wissen und Gewissen die erwünschten Ratschläge mitteilen, die am Anfang deiner Reise als Warcraft-Rollenspieler hilfreich sein könnten. Bitte entschuldige daher, wenn ich hier und da etwas zu… ausladend formuliere oder mich in Details verfange.
Ich teile Mexis Einschätzung, dass du - deinem Text nach zu urteilen - mit einer tollen Einstellung auf Celebras anfangen möchtest.
Als P&P-Spieler bringst du auch einen Hintergrund mit, der für einen RP-Server definitiv geeignet ist. Ich würde sogar behaupten, dass von der Spielmechanik her ein Computerspiel wie WoW einsteigerfreundlicher ist als P&P, wenn man blutiger Anfänger ist - bei beidem spreche ich aus eigener Erfahrung. Gerade, weil man ja durch eine interaktive, greifbare Spielwelt die Regeln ebendieser intuitiv (geradezu: spielerisch) erlernt, wo P&P mit dicken, abgedruckten Regelwerken die Hürden eher höher legt.
Bezüglich deiner Sorge zu nicht vorhandenen Lorekenntnissen: Nach meinem Dafürhalten kann man deine Frage, ob das im Spielgeschehen problematisch ist, nicht wirklich mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Die Lore von Warcraft ist umfangreich, selbst bis zu Classic, also der frühesten Loreversion des dazugehörigen MMORPGs. Ich weiß nicht, ob du im Vorfeld irgendwann mal mit den RTS-Spielen der Reihe zu tun hattest.
Ich will daher ehrlich mit dir sein: Keinerlei Bezug zur Historie, zu Beziehungen der Fraktionen, Gegebenheiten, Ereignissen in der Welt zu haben, kann immer zu Schwierigkeiten oder spielerischen Unwegsamkeiten führen, die du dann irgendwie auf andere Art auflösen müsstest. Was meine ich damit? Nun, stell dir vor, du läufst als erwachsener Mann im Jahre 1949 durch ein vom Zweiten Weltkrieg gebeuteltes Land. Du kommst ins Gespräch mit einer Person, die ihre aktuellen Schwierigkeiten im alltäglichen Leben schildert, verursacht durch ein Bombardement im Krieg, der vor vier Jahren endete. Nun stehst du da und fragst die Person, von welchem Krieg sie denn reden würde? Du verstehst sicherlich, auf was ich hinaus möchte. So ein weltumfassender Krieg, der Azeroth (die Spielwelt) an den Rand des Abgrund brachte, fand auch in Warcraft nur wenige Jahre vor den Ereignissen in WoW Classic statt. Es wird schwierig zu rechtfertigen sein, warum ein erwachsener Mann so gar nichts weiß von der jüngsten Vergangenheit und mehr oder weniger im historisch luftleeren Raum gelebt hat.
Ich schrieb aber bewusst KANN zu Schwierigkeiten führen, denn kreative Spieler werden sicherlich Wege finden, um solche Fallen irgendwie zu umschiffen. Aber bei manchen Dingen bleibt dann wenig anderes übrig, als auf Eigenschaften des Charakters zurückzugreifen, die sehr limitierend wirken können - in dem Falle könnte der Charakter davon nichts wissen, weil er einen Gedächtnisverlust durch eine Kriegsverletzung erlitten hat oder er lebte bis dato irgendwo im hintersten Winkel des Landes als abgeschiedene und absolut ungebildete Person, die es irgendwann in die Welt hinauszog und so weiter und so fort. Mit solchen Kniffen könntest du dann eben die Geschichte deines Charakters als „tabula rasa“ entwickeln, der jetzt neu- und wissbegierig seine Umwelt erkundet, so wie du es ja auch schon schriebst.
Mein Rat zu deiner Klassenwahl: Mit einem Paladin übernimmst du ein rollenspielerisches Konzept, in welches du dich als Neuling - so du denn gerne deinen Charakter auch ingame als Archetypen eines Paladins in Warcraft ausspielen möchtest - schon hineinfuchsen solltest. Ein grober Abriss (wie gesagt, grob): Paladine sind Krieger des Lichts und halten Prinzipien hoch, die man am ehesten mit „ritterlichen Tugenden“ in unserer Welt vergleichen könnte. Das „Heilige Licht“, für welches Paladine einstehen und dessen Macht sie nutzen, ist so das, was man grob gesagt als die Hauptreligion der meisten menschlichen (und menschenähnlichen) Reiche bezeichnen kann. Die Paladine kämpfen im Namen des Heiligen Lichts vor allem gegen untote und dämonische Kräfte, die die Tugendhaften bedrohen.
Ähnlich wie Kreuzritter aus der damaligen Zeit sind Paladine nicht selten Ordenskrieger und erhalten nicht nur eine kämpferische, sondern eben auch eine religiös-intellektuelle Ausbildung durch kirchliche Institutionen wie Abteien, was sie von normalen Kriegern / Rittern unterscheidet. Das erkennt man spielmechanisch u.a. auch daran, dass Paladine auf heilende Lichtzauber oder Fähigkeiten mit so klangvollen Namen wie „Weihe“, „Buße“ oder „Exorzismus“ zurückgreifen können. Kann sich ein Paladin vielleicht noch mit Schurken und Gaunern je nach Ausprägung, Hintergründen und Kontext irgendwie arrangieren, werden Klassen und Charaktere, die auf „dunkle Magie“ und Dämonisches zurückgreifen (wie Hexenmeister, die sich in-character aber auch als solche zu erkennen geben müssen), seinen Überzeugungen zuwider laufen und werden von ihm mit Sicherheit als Antagonisten betrachtet werden - zumal ebendiese Dämonen wenige Jahre zuvor für Chaos und Zerstörung in Azeroth sorgten.
Als glaubhafter Paladin solltest du mit religiösen und relevanten gesellschaftlichen Strukturen - Orden, Organisationen, wichtigen Persönlichkeiten - aber auch mit deiner Rolle als leuchtendes Beispiel, Vorbild und Stütze der Gesellschaft vertraut sein. Klar, am Anfang deiner Ausbildung ist es vollkommen in Ordnung, noch recht unwissend zu sein - da du dieses Wissen ja erst erlangen möchtest - aber dich im Vorfeld über relevante Dinge deiner „class fantasy“ zu informieren, gerne auch über entsprechende Wikis etc., ist sicherlich nicht verkehrt.
Ich will dich keineswegs abschrecken! Die aller, allermeisten Rollenspieler hier werden mit jemandem, der sich als Warcraftneuling zu erkennen gibt, äußerst schonend und einfühlsam umgehen, vor allem bei deiner lernbereiten Einstellung sehe ich da absolut keine Probleme!
Ansonsten gilt, wie bei vielen neuen Hobbies, bei denen man zunächst unsicher ist: Rein ins Getümmel und ausprobieren! Auch die beste Theorie nützt nichts, wenn du nicht in der Praxis Erfahrungen sammelst. Am Anfang mag es vielleicht noch etwas hölzern oder gar gezwungen wirken, wer weiß, aber je mehr du für deinem Charakter Form gibst, je mehr du dich in ihn hineinversetzt und sein Profil für dich schärfst, desto leichter wird es dir fallen, diesen in allen möglichen Situationen zu verkörpern - wie beim P&P auch.
Such dir am besten eine Rollenspielgilde. Mexi hat ja schon einen Forenbeitrag verlinkt, der dir weiterhelfen kann. Diese Gilden sind nach meiner Erfahrung sehr offen für Rollenspielneulinge und werden dir sicherlich gerne behilflich sein. PvE-Inhalte werden auf Celebras - wenn nicht in einen Plot eingebunden - eh die meiste Zeit out of character bestritten, so dass du da nicht vor jedem Bosspull erstmal eine heroische Ansprache halten musst oder so. Aber das wirst du alles noch erfahren, sobald du spielst.
Wünsche dir viel Spaß hier!