"Was willst'n hier?", schnarrt der bärtige Zwerg, sein Gesicht voller Ruß und festgesetztem Dreck. Das Viertel hier schmeckte nach Stahl und ihm haftete der Geruch von Rauch an. "Ein Goldstück. Schmiede für drei Tage.", raunzte die Elfe in grobschlächtigem Gemein. "Leg mal noch was drauf, Schnecke. Das Ding hier läuft nicht umsonst." Ihr entwich ein gutturaler Laut unter dem klaffenden Maul des Bären, das sie dort trug. Abzocker. "'nen A*schtritt.", offerierte sie großzügig mit dem Grinsen eines Raubtieres. "Heh. Euresgleichen lässt sich normalerweise nicht zu sowas herab. Gebt der Bande am Ende des Tages ein Bier aus, dann ist gut - ne?" Ein Handschlag mit einer Münze, die den Besitzer wechselt, besiegelt den Pakt. Dann kann auch sie endlich ans Werk gehen.
Die vorherrschende Hitze trieb den Geist der nahenden Erkältung, die sie sich mit dunkler Nase in Winterquell eingefangen hat, mit den vom Gesicht fliehenden Schweißtropfen nahezu von selbst aus. Sie platzierte ihre Werkzeuge nach der Reihenfolge, in der sie jene gebrauchen würde: Hammer, Zange, Kelle, Bürste und natürlich der eigens geprägte Stempel mit grimmiger Bärengrimasse. Danach breitete sie die Materialien aus, welche sie zuvor bei der Priesterin per Post bestellt hatte, bezahlt hauptsächlich aus dem Geldbeutel der Narbenvisage und dem gegen Fell ertauschtes Gold.
Ihre schwielenbesetzten Finger strichen über das unverwüstliche Leder, das seinem Namen allemal gerecht wurde. Abgezogen von Sauriern der Sengenden Schlucht - Biester, die dort seit Äonen ihr Unwesen trieben und in blubbernder Lava badeten, ohne sich eine Verbrennung zuzuziehen. Sie schnitt das Leder nach Augenmaß auf einem Tisch zu - gleich zwei Dutzend Lederlappen beachtlicher Größe, um Elfenleiber wie einen Wappenrock zu bekleiden. Mit verzaubertem Faden vernähte sie die Stücke nacheinander.
Erst jetzt begann die Arbeit, für die sie hierher gekommen war: Gleich zwei volle Leinensäcke, gefüllt mit den Schuppen niederer Drachkin. Andere Sorten waren gar nicht erst erschwinglich gewesen, schon gar nicht in so einer Anzahl. Einzig und allein wichtig war, dass diese Schuppen den brennenden Feuern von Zaubern standhalten konnten, ohne das der Träger des Überwürfes in Flammen aufzugehen drohte. Mit hochgekrempelten Ärmeln und zurückgestecktem Haar begann sie die schweißtreibende Arbeit: Eine jede dieser Schuppen musste mit der konservierten Essenz eines feurigen Elementars bestrichen und beschlagen werden, bis sich diese Komponenten im zischenden Feuer der Schmiede zu verbinden wussten.
Sie selbst hatte nicht die geringste Ahnung, ob das, was sie tat, da richtig war. Schon vor Langem hatte sie sich mit Ausrüstung dieser Art auseinander gesetzt, doch bisher war sie der elfischen Schmiedekunst treu geblieben. Die Expedition in den Traum jedoch erforderte neue Maßnahmen, neue Techniken. Der Austausch mit einem Schmied der Dracthyr war langwierig und seine Skizzen so unverständlich wie seine Erklärungen, doch nach und nach verstand sie. Und dieses Wissen hämmerte sie mit jedem Schlag des Hammers in die glühenden Schuppen, übergossen mit der wabernden Essenz eines elementaren Wesens.
Drei ganze Tage war sie dort zugange. Kleine Verschnaufpausen, in dem sie die Kelle benutzte, um auch sich etwas Wasser überzugießen oder in dem sie ihre Kehle mit dem goldenen Gesöff der Zwerge kleidete, um sich wieder an die Arbeit zu machen. Letzten Endes saß sie nur noch dort - das Feuer der Schmiede schon lange nur noch glühende Kohlen - und kettelte die Schuppen aneinander, um sie auf dem zugeschnittenen Leder anzubringen. Am Ende, da verzichtete sie sogar auf ihren Stempel, der ihr dieses Werk zu eigen machen würde. Stattdessen platzierte sie die jeweils größte Schuppe in der Mitte des Überwurfes und prägte einen Sichelmond hinein. Denn für ihr Vorhaben würden sie den Segen der Mondmutter benötigen - auf all ihren Wegen.