[RP] Shandris‘ Jagdtagebuch – Kapitel 2: Dunkelküste

So, einen zweiten Teil gibt es noch (mehr aus Zeitgründen vermutlich erst einmal nicht). Wie schon beim ersten Kapitel basiert auch diese Erzählung lose auf wahren Ereignissen, aber wie zuvor habe ich vieles ausgeklammert und mir beim rest große künstlerische Freiheiten gelassen :slight_smile: Viel Spaß beim Lesen!

Zu Kapitel 1

Tag 4

Ein Hippogryph brachte mich über das Meer nach Auberdine. Was früher ein verschlafenes Fischerdorf gewesen war, hatte sich seit dem Beitritt der Nachtelfen zur Allianz in einen geschäftigen Hafen verwandelt. Ständig legten hochseetüchtige Schiffe an, die zwischen den Kontinenten verkehrten. Im Gasthaus traf ich allerlei fremdländisches Volk: Zwerge, Gnome und Menschen.

Doch wie sich zeigte, hatte die Verderbnis, die Teldrassil befallen hatte, auch hier um sich gegriffen. Die Straßen waren nicht sicher, Reisende wurden von tollwütigen Tieren und Furbolgs bedroht. Ich beschloss, mich auf den langen Weg zum Hain der Uralten gut vorzubereiten und mir zunächst ausreichend Vorräte zu beschaffen. „Ein unvorbereiteter Jäger ist ein toter Jäger“, hatte meine Tante meiner Mutter immer als Warnung mitgegeben, wenn diese das Haus verlassen hatte. Auch wenn ich mit meiner Tante selten einer Meinung war, in diesem Fall hatte sie recht. Sicher konnte Erzdruide Staghelms Brief, den ich im Hain abliefern sollte, noch ein wenig warten.

Und so fing ich Krabben am Strand und jagte Waldschreiter in den küstennahen Wäldern. Meine Katze und ich entwickelten uns zu einem eingespielten Gespann. Sie brauchte dringend einen Namen und so beschloss ich, sie Nebel zu taufen – aufgrund ihres graugescheckten Fells. Auf meinen Streifzügen stieß ich außerdem auf mehrere große Meereskreaturen, die an der Dunkelküste gestrandet und verendet waren. Gwennyth Bly’Leggonde, die diese Sichtungen für den Tempel des Mondes untersuchte, äußerte einen furchtbaren Verdacht, als ich ihr den Überresten einer großen Schildkröte erzählte, die eine hölzerne Sänfte auf dem Rücken getragen hatte: Naga!

Mit diesen schlangenartigen Meeresbewohnern war nicht zu spaßen, doch ihre Anwesenheit würde die seltsamen Spuren erklären, die ich nahe der Cliffspring-Wasserfälle im Norden Auberdines gefunden hatte. Ich entschied, dass es zu gefährlich war, der Sache allein auf den Grund zu gehen, und schrieb eine Nachricht an meine Freundin Sharlies, in der ich sie um Hilfe bat. Wenn auf eines in dieser Welt verlass war, dann auf die Post!

Notizen:

Waldschreitereintopf schmeckt köstlich, doch die scheuen Laufvögel nehmen schnell Reißaus. Immer auf die Beine Zielen!

Tag 5

Am frühen Morgen brach ich zum Hain der Uralten auf, in der Hoffnung, ihn noch am selben Tag zu erreichen. Das unberechenbare Wetter an der Dunkelküste machte mir jedoch einen Strich durch die Rechnung. Heftiger Regen zwang mich dazu, mein Lager unter den ausladenden Ästen eines großen Baumes aufzuschlagen. Ich hatte gerade mit einiger Mühe ein Lagerfeuer entzündet, da brach ein tollwütiger Distelbär wild brüllend aus dem Gebüsch! Sofort stützte Nebel sich auf ihn, um mich zu schützen, doch es war klar, dass er dem viel größeren Raubtier allein nicht gewachsen war. Ich hastete zu meinem Bogen, doch ein zweiter Distelbär, ebenso rasend wie der der erste, versperrte mir urplötzlich den Weg. Sein ergrauter Rücken verriet, dass es sich um ein voll ausgewachsenes Männchen handelte. Wie es aussah, war ich in den Revierkampf zweier Alphatiere geraten, von denen mir eins nun nach dem Leben trachtete!

Ohne meine Waffen blieb mir nur, um mein Leben zu laufen. Wie hatte meine Tante immer gesagt? „Wenn du von einem Bären verfolgt wirst, klettere auf einen Baum. Wenn er dir folgt, ist es ein Distelbär.“ Verflucht, wie sollte mir das nun weiterhelfen? Ich hätte diese Zeilen wohl nicht mehr niederschreiben können, wenn nicht unverhofft ein See vor mir aufgetaucht wäre, in den ich kopfüber hineinsprang. Der Bär blieb knurrend am Ufer zurück und verlor irgendwann das Interesse an mir, als ich mich schwimmend von ihm entfernte. Normalerweise sind Bären gute Schwimmer, aber tollwütige Tiere entwickeln eine starke Abneigung gegen Wasser. Dieser Umstand hatte mir das Leben gerettet. Sobald es sicher war, schwamm ich ans Ufer. Ich hatte Nebel im Lager zurückgelassen und fürchtete nun das Schlimmste. Tatsächlich fand ich die Katze übel zugerichtet im nassen Gras liegen. Sie war noch am Leben aber würde ihren Verletzungen bestimmt bald erliegen, wenn ich nichts unternahm. Ich bin keine Druidin aber wie viele Elfen, verspüre ich eine tiefe Verbindung zu den Kräften der Natur, also rief ich diese Kräfte an Nebel zu heilen. Vielen Jägern gelingt dies, wenn die Verbindung zu ihrem Jagdgefährten stark genug ist und am heutigen Tag gelang es auch mir. Die tödlichen Wunden des Tieres schlossen sich, gebrochene Knochen wuchsen innerhalb von Minuten wieder zusammen. Nicht lange und Nebel leckte mir dankbar das Gesicht.

Da das Unwetter nachgelassen hatte, legte ich das letzte Stück zum Hain der Uralten zurück und übergab den Brief an Onu, das Utrum des Wissens. Der beseelte Baum las die Nachricht, schüttelte das Haupt und murmelte vor sich hin, warum wir Elfen es nur immer so eilig hätten. Das war es. Keine Antwort, die ich ausrichten sollte, kein Wort der Anerkennung – Onu hatte bereits vergessen, dass ich überhaupt da war. Ich möchte nicht schlecht über ein Utrum reden, aber nach allem, was ich durchgestanden hatte, war ich schon ein wenig enttäuscht. Niedergeschlagen machte ich mich auf den Rückweg nach Auberdine.

Notizen:

Wer seine Umgebung kennt, kann sie zu seinem Vorteil nutzen. Nicht jede Bestie ist in jedem Element zuhause.

Tag 6

Sharlies traf am frühen Mittag mit dem Schiff ein. Gemeinsam mit der Paladinin begab ich mich zu den Cliffspring-Wasserfällen, wo wir auf eine versteckte Höhle stießen. Es zeigte sich, dass unser Verdacht begründet gewesen war: Die Höhle quoll über vor Naga! Zu spät erkannten wir, dass sie uns den Rückweg abgeschnitten hatten und wir kämpfen mussten. Es gelang uns ein Dutzend oder mehr der Meereskreaturen niederzustrecken, doch es strömten immer mehr aus den Tiefen der Höhle. Doch unter den Verstärkungen waren nicht ausschließlich Naga, sondern auch Menschen. Und schlimmer noch: Diese trugen die Roben des finsteren Kults der Twighlight-Hammer! In was waren wir da hineingeraten?

Meine Gefährtin deutete auf den Ausgang und befahl mir zu laufen, während sie selbst den Rückzug deckte. In goldenes Licht gehüllt, prallten die Waffen der Naga-Krieger und die Zaubersprüche ihrer finsteren Sirenen wirkungslos an ihr ab. Kurz hintereinander sprangen wir die Wasserfälle hinab und brachten uns in Sicherheit. Was immer die Naga und ihre Verbündeten im Schilde führten, es konnte nichts Gutes sein. Auberdine musste gewarnt werden und genau das taten wir. Sharlies musste nach Westfall im Königreich der Menschen zurückkehren, wo eine Räuberbande die Bewohner terrorisierte. Mir kam die Aufgabe zu, Onu im Hain der Uralten zu unterrichten. Hoffentlich schenkt mir der alte Baum dieses Mal mehr Gehör!

Mein Bericht erregte außerdem die Aufmerksamkeit einer Gruppe von Fremden, die sich in Auberdine aufhielt. Sie gehörten zu den Lichtbringern, einer Art Gilde für Abenteurer aus ganz Azeroth, die sich gegenseitig unterstützen. Und sie boten mir an, mich ihnen anzuschließen. Mein Ziel war es immer bloß gewesen, zur besten Jägerin zu werden, die ich sein konnte, doch womöglich konnte ich ja auch Teil von etwas Größerem werden …

Notizen:

Beim Kampf gegen die Naga immer auf einen sicheren Stand achten. Ihre Krieger stoßen einen sonst glatt in Abgründe!

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