Stundenlang Aufschläge beim Tennis zu trainieren macht nicht zwangsweise Spaß, 100x eine Treppe hochzusprinten bis die ersten sich übergeben weil der Trainer sagt „mach weiter“ macht keinen Spaß…Manchmal macht man Sachen, die nicht unbedingt Spaß machen, weil man weiß, das man dadurch später um so mehr Spaß hat.
Manchmal hilft man Kollegen dabei, einen paar Möbel zu schleppen (wo witzigerweise immer viel zu viele Leute kommen) oder fährt jemanden zum Arzt oder holt gar Nachts jemanden irgendwo in fragwürdigen Zuständen ab und fährt sie nach Hause. Das macht auch keinen Spaß, die Möbel hätte man auch zu zweit oder dritt geschafft und 20 min auf einen Bus zu warten oder 20€ fürs Taxi auszugeben bringt niemanden um.
Es gehört irgendwie zu einem MMO dazu, sich hin und wieder vor der Arbeit noch schnell eingeloggt zu haben, um eine Daylie zu erledigen oder 10 Minuten an einem morgens um 6 leeren Spot zu farmen. In keinem Single Player Spiel oder Multiplayer Shooter oder so würde man so etwas machen. Genauso wie Millionen mal sterben in einem Souls Spiel dazu gehört. Weder macht sterben in Souls Spaß, noch macht die Daylie vor der Arbeit Spaß, aber irgendwie gehört es zum Erlebnis dazu.
Ich halte es nicht für grundsätzlich verkehrt, augenscheinlich „unspaßige“ Dinge in ein Videospiel einzubauen.
Das man das Gefühl bekommt, unbedingt etwas machen zu müssen, was eigentlich gar nicht sein müsste, ist aber gefühlt tatsächlich immer mehr gewachsen, auch wenn objektiv sehr vieles sehr schnell machbar ist oder eigentlich keinen Bezug zur Playerpower hat.
Ich weiß nicht sicher, ob es die Community ist, die einem vorrechnet, wieviele Wochen, Tage und Stunden man wieviel Ruf farmen muss, bis man irgendein Ziel frühestens erreichen kann, und dadurch Druck aufbaut (aktuell Double Leggo).
Vielleicht ist es auch die absolute Abstinenz, Dinge ohne Cap farmen zu können. Ich weiß noch, das ich mir speziell in S1 viel Stress wegen Torghast gemacht habe. In S3 habe ich mir weder angeguckt, wieviel Flux ich für die Legendaries brauche, noch ob ich irgendwas an Flux für die Sets vorhalten muss. Ich weiß, dass ich es im Bedarfsfall einfach kurzfristig farmen kann.
Warum bekommt man nur ein Item in der Weekly Chest? Wäre es nicht besser, 2, 5 oder 10 Items zu bekommen? Würde das Spiel dann mehr Spaß machen? Es gibt irgendwo ein notwendiges Maß an Arbeit in einem Videospiel, ohne die sich das Spiel beliebig anfühlen würde. Und in MMOs benötigt es ein gewisses Maß an Timegate.
Aber aktuell würde ich mir auch wünschen, dass Blizzard die Spieler einfach mal von der Leine lässt.
Ich wünsche mir von 10.0, dass ich machen kann was ich will.
Ich will M+ grinden bis der Arzt kommt und in Woche eins jedes Item das droppt mit Valor vollpumpen können, weil es von vornerein uncapped ist (aber dafür vielleicht langsamer gefarmt werden kann oder so). Ich will mir ein Transmog einer Ruffraktion aussuchen, und 12345324523 Mobs grinden um sie an einem Wochenende auf Ehrfürchtig zu bringen, wenn ich es denn möchte.
Würde mir das mehr Spaß machen als jetzt? Ich weiß es nicht. Würde ich nach der 15 M+ Instanz von selbst sagen, es reicht für diese Woche, das Valor rennt nicht weg? Sehr wahrscheinlich. Würde ich nach 200 Mobs für die Fraktion erstmal aufhören und irgendwann anders weiter machen? Sehr wahrscheinlich.
Oft ist es nicht die Tätigkeit selbst, die so zermürbend ist, sondern das wissen, dass man es in regelmäßigen Abständen immer wieder machen muss, und jede ausgelassene Gelegenheit ein unnachholbarer Verlust ist.
Das kann man so auch nicht auf die schon immer vorhandenen Raid-IDs übertragen. Verpasst man aus oersönlichen Gründen früher mal eine Raid-ID, bekommen die anderen trotzdem Loot. Das erhöht die Chance, den verpassten Raidabend irgendwann wieder gut machen zu können, da man eher mal Items getradet bekommt. Verpasst man jetzt eine Weeklychest, ist ein Item gone for good, was gerade in M+ ein nicht nachholbarer Verlust ist, genau wie jede verpasste Weekly oder Dayliequest in Zereth Mortis.
TLDR; Zu gewissen Maß gehört stumpfe Arbeit dazu, wenn man in einem Hobby sehr gut sein möchte. Zum Teil ist aber auch Blizzard bewusst daran beteiligt, Suchtartiges Spielen zu fördern.