[Troll-RP] Die letzten Wildherzen

Immer wieder bebte der Boden, als Ladung um Ladung neuer Rekruten gebracht wurden.
Es wurde eine äusserst ungemütliche Nacht.
Dabei hätte sie eigentlich tief und fest schlafen müssen nach diesem Tag.
Weit mehr als den halben Tag waren sie unterwegs gewesen.
Vorbei an unvorsichtigen Worgen, zweiköpfigen Riesen mit Baumstämmen als Armschienen und umgehängten Ziegen (ob als Schmuck oder Proviant konnte sie nicht sagen), stinkenden weil halbverfaulten Bären die sie den Gnadenschuss gab und schließlich eine Fahrt auf einem Karren, gezogen auch von so einem Riesen, die sie in eine Art Feldlager der Verlassenen brachte.
Genug für einen Tag um danach erschöpft einschlafen zu können.
Und das alles mit dem noch sichtlich geschwächten Knochenpropheten der Rotskalpe.

Sie wälzte sich auf die andere Seite, stiess mit den „Hörnern“ ihrer Gasmaske auf Widerstand und drehte sich leise fluchend wieder auf den Rücken.
Doch sie war fest entschlossen die Maske nicht abzunehmen. Der Gestank war unglaublich und besonders die großen Behälter, angefüllt mit irgendwelchen grünen und ziemlich ungesund aussehnden Substanzen, weckten ihr Mißtrauen.
Ob das der Grund war für all die verseuchten Tiere die sie auf dem Weg hierher gesehen hatten?

Aber das war nicht die einzige Frage die ihr durch den Kopf ging, während sie da lag und geräuschvoll und ein wenig mühsam durch die Maske atmete. Bei weitem nicht die einzige.
Ehrlich gesagt, bestand sie fast nur noch aus Fragen. Und jeden Tag schienen sich weitere dazu zu gesellen. Vielleicht würde sich Gelegenheit ergeben alles zu beantworten, wenn sie erst einmal in Sicherheit wären.
Das Lager der … Bluthauer hatte Qjam als Ziel angegeben.
Wer auch immer die waren, sie vertraute der Troll. Vielleicht waren auch all die anderen Rotskalpe dort, jetzt wo Bambala anscheinend von ihnen verlassen wurde.
Bambala. Wann sie wohl wieder in ihrer Hütte dort sein würde? Noch mehr Fragen seufzte sie.

Ein Stück neben ihr bewegte sich ein Schatten heran.
Nachdem dieser sich hingelegt hatte, ertönte ein Krachen von Knochen. Hübsche hatte sich wieder einen Knochen geholt. Während die Hyäne die Knochen mit ihren starken Kiefern aufbrach um an das Mark zu kommen, knabberte Skadi lediglich an ihren herum. Der alten Wölfin schien es zu genügen. Und vielleicht waren es diese vertrauten Geräusche die ihr halfen doch noch in einen leichten Schlaf zu fallen.
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Viele Tage später

Schon wieder in Silithus dachte Jeng‘a als sie von Burg Cenarius aus in die unwirtliche und von Insekten bevölkerte Sand- und Felsenlandschaft blickte.
An ihren Bruder musste sie denken. Wie sie hier mit Hilfe von Schamanen ihn vor dem Tod gerettet und nur Undank geerntet hatte.
Die Erinnerung schmerzte und sie fragte sich wo er jetzt sei. Tot vielleicht, oder sonstwo.
Sie wusste es nicht und war sich sicher, dass er auch gar nicht wollte, dass sie es wusste.
Sie hatte immer gehofft ihn eines Tages selbständig und soweit erwachsen wie es bei ihm möglich wäre zu sehen. Aber dass es dann so sein würde ….

Sie schob den Gedanken zur Seite und konzentrierte sich wieder auf das Jetzt.
Der große Zug hierher war wieder vorbei und so gut wie alle fort.
Komisch fühlte sich das an, aber vielleicht war es so, wenn man Teil eines Großen war.
So ganz hatte sie nicht verstanden wieso und warum. Auch nicht warum sie mitgegangen war.
Aber die Eigendynamik die das Ganze gekriegt hatte war sehr stark. Und es hatte ihr Spaß gemacht, musste sie sich eingestehen. Ohne eigene Entscheidungen einfach mitzulaufen, egal wohin.
Und das ihr, die so auf Autonomie bedacht war.

Ihr Blick wanderte wieder über den Horizont, der sich im wachsenden Zwielicht verfärbte und an den Übergängen an Schärfe verlor.
Sie würde morgen aufbrechen. Sich erst ausruhen. Und vor allem Skadi musste Kräfte sammeln.
Der mehrtägige Gewaltmarsch verlangte seinen Tribut von dem alten Tier. Der heutige Tag, die Kämpfe mit den riesigen Insekten und die Hitze taten ihr übriges.
Schlecht sah sie aus. Aber bestimmt nichts, was nicht ein wenig Ruhe wieder beheben würde.

Unwillkürlich musste sie an die Sin‘dorei denken, wie sie hustend und ohne Kraft mehr auf ihrem Reitwolf lag als dass sie saß. Wundern würde sie es nicht, wenn sie sie morgen irgendwo finden würde, vielleicht noch vor‘m Krater. Ihr Wolf ging ihr durch den Kopf.
Ein schönes Tier, dass sich seltsamerweise freute sie zu sehen und ihr die Hand leckte.
Irgendwas war merkwürdig vertraut an diesem Tier. Ein Wahnsinn, dass sie in diesem Zustand losgeritten war.

Wieder wanderten ihre Gedanken weiter. Doch deses mal nach Orgrimmar. Wo ein verletzter Troll hoffentlich gut versorgt wurde. Und den sie hoffte in besserem Zustand vorzufinden als in dem sie ihn noch vor drei Tagen zurückgelassen hatte. Oder waren es schon vier?
Sie hatte schonmal einen Troll verloren, weil sie so lange gebraucht hatte zurückzukehren.
Ihre Gedanken verknoteten sich immer mehr und ihr Kopf fing an zu schmerzen.
Muss schlafen, jetzt beendete sie den Wust und drehte sich um, um zu ihrem Schlafplatz zu gehen.
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Das Feuer in dem die Innereien verbrannten prasselte hinter ihr und warf viele glühende Funken den Sternen über ihr entgegen.
Die Asche würde sie mitnehmen, nicht aber den ausgeräumten und zugenähten Körper.
Der lag jetzt, mit vielen Meter Stoffbandagen fest umwickelt in der mühselig dem trockenen Boden abgetrotzten Grube. Nur die Ohren und die Schnauze schauten noch heraus.
Wie eine Kämpferin hatte sie gelebt und so sollte sie auch bestattet werden.

Große, möglichst flache Steine hatte sie ausgewählt und über Skadi geschichtet, bis die Grube selber nicht mehr zu sehen war.
Auf dem obersten hatte sie mit dem Blut des Herzen der alten Wölfin ein Piktogramm gemalt, der Abdruck einer Wolfstatze und stilisierte Fangzähne.

Sie würde heute Nacht hier neben dem Grab schlafen, vielleicht noch einmal zusammen mit ihr im Traum jagen gehen und erst am nächsten Tag würde sie die erkaltete Asche an sich nehmen und endlich dieses trostlose Land verlassen.
Jetzt, nachdem ihre alte Wölfin offensichtlich an Stichen, die sie im Kampf gegen einige der großen Insekten bekommen hatte, eingegangen war, wollte sie keine Minute länger als nötig mehr hier sein.

Als sie schließlich zum Schlafen dalag und in den Himmel starrte, kamen ihr Bilder wieder in den Kopf. Der Orc, dem Skadi einst gehörte, wie er im Sterben lag und sie bat, sich um Skadi und Booah, seine beiden tierischen Begleiter zu kümmern.
Sie hoffte, dass alle drei jetzt zusammen in den Weiten des Jenseits wieder Jagen würden.
Es schmerzte, aber war auch, als ob ihr ein Gewicht von den Schultern genommen wurde.
Das Versprechen war eingelöst.

Sie seufzte. Das letzte Bild aber, bevor sie einschlief, war das des Reitwolfes der Sin‘dorei, der ihr die Hand ableckte. Dann schloß sie ihre Augen und ging ein letztes mal zusammen mit Skadi jagen.
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"He, hattest du nicht ein Boot zu verleihen? So ein Ruderboot, groß genug um ordentlich ... ähhh ... Zeugs zu transportieren?"
Der Goblin dem die Frage galt schaute nicht einmal von seiner Arbeit hoch. "Moment" antwortete er etwas undeutlich, was dem Schraubenzieher zu Schulden war den er im Mund festhielt um beide Hände freizuhaben.
Mit kaum unterdrücktem Fluchen fingerte er mit beiden Händen nach einer kleinen Schraube die sich in der Konstruktion etwas verkeilt hatte, als sie ihm aus der Hand gefallen war.
Der der nach dem Boot gefragt hatte beobachtete das Geschehen. Offensichtlich hatte Gick die Schraube zu fassen, denn plötzlich hielt er still, seine Augen starrten ins Leere und nur seine Finger schienen sich im Inneren der Maschine zu bewegen.
Langsam zog er gleichzeitig seine Arme heraus, Stück für Stück. In der Werkstatt war es still, nur entferntes Motorengeräusch von irgendwo da draussen in den vor Hitze flimmernden Gassen Gadgetzans drang herein.
Plötzlich ertönte ein kleines "Pling". Gick hielt inne, als ob er erst begreifen müsste, was das zu bedeuten hatte. Dann zog er mit einem Ruck seine Arme aus der Maschine heraus, schmiss den Schraubenzieher mit Wucht auf den Boden und fluchte.
"Verfluchter Gnomendreck. Mistige Ogerschraube!" Er trat gegen die metallene Umhüllung. Zum Glück trug er Goblinwerkstattsschuhe, extra konzipiert für schwierige Tüfteleien und tat sich nicht weh.
Sich einen Lappen greifend und das Öl von den Fingern wischend drehte er sich zu Zäng um.
"Was?" Er klang mißgelaunt.
"Ob du mir dein Boot leihen könntest."
Gick warf den Lappen auf die Werkbank, hob den Schraubenzieher auf, legte ihn daneben und liess sich in einen Stuhl fallen. Er schüttelte den Kopf. "Hab ich verkauft, schon vor ein paar Wochen. An eine Troll. Stank fast genauso wie die verlauste Hyäne die sie dabei hatte. Herrjeh, wer hält sich denn so ein Viech? Und ohne Maulkorb ..." fügte er murmelnd hinzu.
Zäng wirkte unbeeindruckt. "Ich hab mal sogar einen Goblin mit einer gesehen. Gar nicht so lange her." "Wirklich? Unglaublich."

Gick schauderte als er sich an die Begegnung erinnerte. Die Hyäne war groß gewesen und noch schlimmer als ihr stinkender Atem war die Vorstellung dass ein Zuschnappen genügen würde und sein Kopf hätte "Knack" gemacht. Nun die Troll hatte einen guten Preis für das alte Boot gezahlt und eine von diesen Kühlkästen die Buzzek herstellte dazugepackt, als er zögerte.
Allein das war 10, ach was, 15 Boote wert. Mindestens. Auf jeden Fall war es ein gutes Geschäft gewesen.

Was sie damit wollte, war ihm schleierhaft. Wenn sie zum Vergnügungsschiff hinter der Bergkette im Norden wollte, hätte sie auch einfacher und billiger hinkommen können, aber mit so einem Geschäft in Aussicht hütete er seine Zunge, ihr davon zu erzählen.
Womöglich wollte sie eh nicht dahin. Als sie den Handel besiegelten und sie sich sogleich daran machte das Boot zu bepacken, blieb er noch eine Weile stehen um sie dabei zu beobachten.
Er wusste noch wie er kopfschüttelnd zusah, wie nicht nur die Hyäne sondern auch noch eine schwarze Raubkatze von ihr dazu gebracht wurde sich in dem Boot zusammenzurollen. Allerdings nicht ohne Mühe und "Überredungskunst". Deshalb wollte sie also unbedingt seinen Nachen. Die anderen Boote wären zu klein gewesen.

Neugierig, welche Richtung sie einschlagen würde drehte er sich immer wieder um, als er den Pfad zurück nach Gadgetzan einschlug.
"Nordwest, sich in Nähe des Ufers haltend" murmelte er. Vielleicht war diese Information ja etwas wert. Irgendwann.
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Der Mond zog langsam über den Himmel und nur an wenigen Stellen, meist Lichtungen, drang sein Licht durch das dichte Blätterwerk der riesigen Bäume.
Nachtelfenland ging es durch den Kopf der Troll während sie ihren Bogen aus dem Futteral aus dünnem, weichen Leder zog und spannte.
Und ohne dabei ihren langsam dahingleitenden Blick von den wachsenden Schatten zu wenden.

Zwei Monde dachte sie. Zwei Monde hatte sie bis hierher gebraucht seit sie mit dem kleinen Nachen nördlich von Gadgetzan aufgebrochen war.
Zwei Monde. Und jetzt? Jetzt bin ich hier.

Das befremdete sie, hätte sie doch die Möglichkeit gehabt irgendwo am Nordufer einen Aufstieg ins Brachland zu suchen.
Stattdessen war sie quälend langsam das süd-westliche Ufer entlang gerudert, ständig unterbrochen von unnötig vielen Pausen in denen sie manchmal tagelang einfach nur dasaß und vor sich hin starrte.
Der Verlust ihrer Wölfin hatte sie stärker mitgenommen, als sie sich das eingestehen mochte. Und es hatte Erinnerungen an alle ehemaligen Gefährten hervorgeholt. Welche die schon lange tot waren und welche die es womöglich mittlerweile auch sein konnten, solange wie ihre Wege schon getrennt verliefen.

Sie hatte es auch deshalb nicht eilig nach Hause zu kommen, weil es gerade nichts gab, was sie ihr Zuhause nennen mochte. Und so liess sie sich Zeit und allein die Uferlinie zu ihrer linken, war so etwas wie eine Leitlinie gewesen.
Bis gestern.
Ganz offensichtlich hatte sie das Ende des Gewässers erreicht und Kampfeslärm hatte sie einen großen Bogen schlagen lassen um nicht in Sichtweite des Auseinandersetzungen, zwischen wem auch immer, zu geraten.

Als sie wieder auf das Ufer zusteuerte tauchten die riesigen Bäume erneut auf, die sie gesehen hatte, bevor der Lärm zu ihr gedrungen war und die Landschaft wechselte endgültig von staubigem Braun zu sattem Dunkelgrün.
Den Gedanken das Ufer weiterhin links liegen zu lassen verwarf sie sofort. Hätte es doch bedeutet wieder zurück zu rudern.
Der Entschluss stand fest.

So zog sie das Boot an einer bewachsenden Stelle so gut sie es mit Hilfe ihrer Reitpantherin Yima vermochte aus dem Wasser, drehte es um und legte viele Zweige und Sträucher darüber.
Wer weiss, vielleicht würde sie es noch brauchen.
Und auch wenn sie nicht wusste, was in diesem Wald auf sie wartete hatte sie das Gefühl wie aus einem Schlaf zu erwachen. Und wenn es der Tod sein mochte: Zum ersten mal fühlte sie sich wieder lebendig.
Sie rückte ihren nun gespannten Bogen zurecht, liess ein letztes mal das Auge über die dunkler gewordenen Schatten gleiten, gab ein leises schnalzendes Geräusch mit der Zunge und tauchte in die Tiefen dieses uralten Waldes ein.
Yima folgte ihr, ein großer lautloser Schatten und der kleinere einer Hyäne war dicht an der Trolles Seite.
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Die Troll war früh auf den Beinen. Sehr früh.
Sie war unruhig und sie brannte darauf die Gegend um die Feste herum zu erkunden. Noch eine Weile schaffte sie es zu warten, dann hielt es sie nicht mehr.
Sie schnappte sich ein erkalteten Scheit vom Rand des Feuers, griff sich ein dünnen Ast mit verkohltem Ende und malte damit den stilisierten Kopf einer Hyäne auf die flache Seite des Scheites und eine Menge kleine Pfeile um sie herum die von ihr weg in alle möglichen Richtungen zeigten.
Ob ihre Gastgeber dass verstehen würden? Dass sie ihr Schlafbündel zusammengerollt dagelassen hatte, sollte Zeichen genug sein dafür, dass sie wiederkommen würde.
Sie legte den Scheit deulich sichtbar neben das Schlafbündel und machte sich auf den Weg in die Wälder von Feralas. Ihre Ohren zuckten vor Ungeduld und tief sog sie den würzigen Duft der ihr fremden Wälder ein.
Hübsche neben ihr ging es nicht anders. Ihre Flanken zitterten vor Aufregung.
Und noch bevor die Troll mit einem Schnalzen das Signal loszugehen geben konnte, hatte die Hyäne die leichte Veränderung der Haltung ihrer Herrin wahrgenommen und schnellte los.
Zuerst wollte Jeng'a sie zurückrufen, aber dann folgte sie ihrer ungestümen Begleiterin nur. Auf ihrem Gesicht war ein Lächeln.
Das erste Lächeln seit einer ewig scheinenen Zeit.
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Die Jägerin war gerade dabei ihre Hand zu heben und ihren Gefährten das Zeichen zur Verfolgung geben, als schweres Flügelschlagen über ihren Köpfen immer lauter wurde und ein Hippogryph vor ihnen unsanft landete.
Das Tier gab ein Protestruf von sich, aber die Reiterin beachtete es nicht.
„Nythariel. Ihr sollt zur Mondfederfeste kommen. Sofort! Und Ihr beide auch.“
Nythariel fluchte. „Das ist ein verdammt schlechter Zeitpunkt gerade.“

Sie hatten sich ein Spaß daraus gemacht.
Seit sie diese verhasste Troll von Osten her kommend in Feralas entdeckt hatten, hatten sie sie nicht aus den Augen gelassen. Nun gut, natürlich mussten sie das, als diese bei den Tauren und später bei den Orcs untergekommen war, aber zum Glück war die Troll so dumm und machte sich nur zu bald allein auf, diesen großartigen und alten Wald mit ihrem Gestank zu besudeln.

Die drei Kaldorei hatten sie zunächst nur beobachtet, auch wenn es ihnen in den Fingern gejuckt hatte und nicht nur sie immer wieder zu ihrem Bogen greifen wollte.
Der erste Verdacht, es hier mit einer Spionin zu tun zu haben, verschwand schnell. Diese hässliche Wilde stromerte scheinbar ziellos duch ihre Wälder. Ihre Wälder! Jagte ihr Wild. Es war kein leichtes für die drei Nachtelfen, sich zusammenzureissen und diese primitive Mißgeburt nicht sofort mit Pfeilen zu spicken und sie zu den widerlichen Göttern zu schicken die sie verehrte.

Als die Troll dann das Gebiet nördlich der Mondfederfeste mit den Zwillingsspitzen erreichte, begannen sie ihre Jagd.
Von hinten würde ihr keine Hilfe zuteil werden können und das Camp der Tauren im Norden war noch weit entfernt und ihr wahrscheinlich sowieso nicht bekannt. Perfekt.

An einem kleinen See machte die Troll halt und liess ihr Reittier trinken. Das hässliche Geschöpf an ihrer Seite lief schnuppernd, die breite Nase dicht am Boden, hin und her, als es plötzlich die Kaldorei witterte. Sofort wurde auch die Troll wachsam. Es war Zeit. Die Jagd konnte beginnen.

Merandor eröffnete es. Er war der beste Schütze unter ihnen. Sorgfältig gezielt verliess der Pfeil ihn und bohrte sich in die Flanke des Reitpanthers.
Nythariel hatte dieses prachtvolle, wie sie anerkennen musste, Tier für sich beansprucht und wollte auf keinen Fall, dass es großen Schaden nehmen würde.
Verletzen, nicht töten, war ihre Anordnung. Die Troll und ihre Hyäne waren egal, die sollten sterben, aber nicht bevor sie noch ein bisschen Spaß gehabt hätten.

Merandors Pfeil brachte Bewegung in die Fremden.
Der Panther schoss davon und die Troll warf sich sofort zur Seite, rollte ab und eilte davon, zickzack-schlagend, sich Deckung suchend. Nythariel verzog belustigt die Oberlippe. Sollte sie laufen, sie hatten Zeit. Und sie liessen sich Zeit. Viel Zeit.
Zwei Tage und Nächte sorgten sie dafür, dass die Troll kein Auge zumachte und scheuchten sie kreuz und quer durch das nördliche Feralas. Doch allmählich wurde ihnen das Spiel langweilig und Nythariel beschloß jetzt Schluß zu machen. Sie saßen auf und eben als sie das Zeichen zur Hatz geben wollte, kam die Schildwache auf dem Hippogryphen herunter.

„Wir erledigen noch kurz was und kommen dann“ sagte sie und wandte ihren Blick dorthin, wo sie die Troll wusste.
„Nythariel! SOFORT habe ich gesagt!“ „Ihr wisst wohl nicht mit wem ihr sprecht, Wache.“ Nythariels Stimme war ruhig und unaufgeregt. „Ich war schon hier, als ihr ...“ „Die Horde...“ unterbrach die Schildwache sie. „Die Horde … Teldrassil ...“ ihre Stimme brach. „...brennt.“ Das letzte Wort kam heiser, fast flüsternd.
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Eigentlich war sie etwas angefressen.
Die letzten Tage hatten sich hingezogen und sie wurde zunehmend unruhiger.
Die eine Schattenspeer, die angeblich auch ins Schlingen wollte tauchte einfach nicht auf (oder hatten sie sie verpasst?) und irgendwann war dann auch Zan weg.
Der hatte eh schon wie auf Kohlen gesessen und seine Stimmung war fast stündlich gesunken. Nun war er auch weg und Hyaena war klar, dass sie nicht mehr warten würde.
Zum Glück war Jinca ebenso bereit aufzubrechen, es war offensichtlich, dass die junge Jägerin nicht bereit war Jeng'a jetzt wieder zu verlieren, nachdem sie so viel Zeit und Mühen auf sich genommen hatte sie zu finden.
So ritten sie gemeinsam, die kühle Abendluft nutzend durch die staubige Steinwüste von Desolace. Sie hofften noch vor der Hitze des Tages unbehelligt im Steinkrallengebirge anzugelangen.

Etwas Gutes hatte das Warten gehabt, musste sich die Troll eingestehen.
Unter ihr bewegte sich Yima geschmeidig wie eh und je, die Verletzung von dem Nachtelfenpfeil, war gut verheilt und sie mochte keinen bleibenden Schaden ausmachen so sehr sie auch immer wieder in die Bewegungen der Pantherin unter ihr hineinspürte.
Gierig sog sie den Duft der desolacischen Nacht ein.
Das Meer war kaum noch wahrzunehmen und wie sie dahin ritt und sich zwischen den vertrauten Gerüchen von Hübsche und Yima der der Troll mit ihren Raptoren mischte, war es für einen kurzen Moment fast so, als hätten sie das Schlingen schon erreicht.
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Beim Erwachen griff sie als erstes zu dem aus einer kleinen Fledermaus gefertigten Beutel und erst als sie das feine Fell und die wie angelegt angenähten Flügel spürte öffnete sie die Augen.

Unruhig hatte sie geschlafen.
Wilde Träume hatten sie heimgesucht. Fetzen aus der Vergangenheit, ein großer Strom, daneben eine kleine Hütte angefüllt mit Gelächter und Freundschaft, aber auch von Schmerz und Tod.
Ihre Ziehmutter, wie sie eine kleine Troll auf dem Schoß hatte und sie anlächelte.
Doch wie sie sie anlächelte verzog sich der Mund zu einem riesiegen Maul und erbrach plötzlich eine dunkle, stinkende Flüssigkeit.
Fluch!
Nicht das Wort selbst, sondern mehr die Idee, die Essenz, die Bedeutung des Wortes, war es die für einen Augenblick den gesamten Traum ausfüllte.
Ein Mensch stand plötzlich da und sein Gesicht fing vor ihr an grotesk und schnell zu schrumpfen. „Ich gehör hier nicht hin!“ schrie sie der Mann an und hörte auch nicht auf, nachdem sie seinen inzwischen viel zu kleinen Kopf von dem Körper der in normaler Größe geblieben war, durch einen Schnitt mit Jimas Jagdmesser abtrennte. Seine Stimme wurde nur leiser und dünner bis die Worte nicht mehr erkennbar waren. Übrig blieb ein stetes hohes Pfeifen.

Dann war sie wieder an dem großen Strom. Gestalten ehemaliger Wegbegleiter tauchten auf. Und wie sie da saßen, speisten und lachten trat plötzlich eine Orc in ihre Mitte, ging gerade auf sie zu und stiess ein Schwert in Jeng‘as Richtung. Freunde und Freude verschwanden, lösten sich einfach ins Nichts auf, einer nach den anderen.
Sie starrte auf die Orc vor ihr und sah wie sich das Schwert verwandelte und zu einem Arm wurde der ihr eine Hand darbot, bereit um ergriffen zu werden.
Kurz erschien Havo hinter der Orc, traurig sie ansehend, bevor auch er immer undeutlicher wurde.

Als nächstes wechselten sich in schneller Folge Bilder von Schnee und Eis, Grassteppen und Dschungel ab. Und Bären. Immer wieder Bären.
Plötzlich war sie in Feralas. Vor ihr gesichtslose Nachtelfen, in wenigen Metern Distanz auf sie herunterblickend. Lag sie etwa? Sie musste aufstehen, schnell zu den Waffen greifen, wo war Hübsche, wo war Skadi? Während die Nachtelfen vor ihr ihre Bögen spannten griff sie zu dem Fledermausbeutel um ihren Hals. Hir‘eek! Hilf mir! Doch unter ihren Händen wurde plötzlich die ausgestopfte Fledermaus lebendig und grub ihre Zähne in ihre Hand.
Sie schrie auf und erwachte und ergriff den Beutel um ihren Hals. Unter, über und neben ihr war überall Lehm, eine dünne, gewebte Decke unter ihr und neben sich ein Vorhang aus bunten Tränen.
Wegekreuz, fiel ihr ein. Ich bin im Wegekreuz.
Als sie die Hand ausstreckte berührte sie das Nackenfell ihrer Hyäne.
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Noch in der Nacht packte sie ihr Zeug zusammen, sogar die Decken auf denen sie schlief. Sie würde eh keinen Schlaf mehr finden.

Warum war sie nicht früher zum Wegekreuz geritten und hatte nach Jinca gefragt?
Warum war sie bloß nur ohne ein eindeutiges Zeichen zurückzulassen in der Gegend herumgelaufen?
Wieder hier zu sein, und wenn es nur für kurze Zeit sei, hatte vieles wieder hochgespült. Anstatt in der Gegenwart zu sein und sich um die zu kümmern die da sind, zog die Vergangenheit sie in ein tiefes Loch.
Doch der Besuch im Wegekreuz hatte sie aufgeweckt.
Sie hatten sich verpasst.
Jinca war nach Orgrimmar abgereist, sie zu suchen. Und wenn sie sie dort nicht fände, war sie dann weiter ins Schlingen gereist?
Jeng'a fluchte leise. Wie hätte die jüngere Troll nur auch glauben können, dass sie ohne sie weitergezogen wäre? Weiss sie denn nicht, was sie ihr bedeutete? Nein, woher denn auch. Jeng'a wurde es ja genau jetzt, wo sie weg war, erst selber bewusst.

Sie trat aus der Hütte und befestigte das letzte Bündel an Yimas' Sattel. Dann schritt sie noch einmal an das Ufer vom Südstrom und drehte sich langsam zum Abschied um sie sich selbst. Das Morgenrot fing an sich wie eine blutende Wunde über den Himmel auszubreiten. Abrupt hielt sie inne und ging dann zu Yima, pfiff Hübsche herbei und stieg auf. Sie wollte keine Zeit mehr vergeuden.
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Seit gestern verspürte Jeng’a ein leises Stechen in der linken Wade.
Nicht sehr schmerzhaft, eher lästig. Es hatte lange gedauert bis sie einschlafen konnte, ihre Gedanken kreisten um dieses Gefühl wie eine Motte um das Licht.
Es war wie etwas dass nicht vergessen werden sollte, aber schon so weit weg, dass sie nicht fassen konnte um was es sich drehte.
Konnte man sich überhaupt an etwas erinnern, was man vergessen hatte?
Endlich ermüdete sie das fruchtlose Nachdenken darüber so sehr, dass sie doch einschlief. Zum Glück, denn schon in wenigen Stunden würde die Sonne über dem Wegekreuz aufgehen.

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