[Troll-RP] Die letzten Wildherzen

Wie Motten vom Licht, wie Schattentatzenpanther von einer rolligen Dschungelkatze dachte Jeng'a.
Diese Bilder waren es, die der Jägerin in den Sinn kamen.

Wieder war ein Abend vergangen an dem ein Streuner von dem erstarkenden Dorfleben in Bambala angelockt wurde. Seitdem die Rotskalpe zurückgekehrt waren, entpuppte sich das Lachen, die Feuer und das rege Treiben als Magnet für die verschiedensten Gestalten.
Stammeslose, Ausgestossene und, wie letztens, sogar ein völlig verwilderter, großer und bleicher Troll, mehr Tier als Troll in seinem Verhalten, tauchten am Dorfrand immer häufiger auf.
Die Aussicht auf Gesellschaft, Nahrung und bestimmt auch die Sehnsucht nach einer Auszeit vom ununterbrochenen Überlebenskampf im Dschungel waren bestimmt nur einige der Gründe für diese Besuche. "Der Dschungel verzeiht keine Fehler" wie einer von ihnen kürzlich und treffend bemerkt hatte.

Zu gut erinnerte sie sich an ihre eigene Zeit, die sie stammeslos verbrachte. Sie wusste um die Schutzlosigkeit die das mitsichbrachte, die niemals aufhörende Wachsamkeit, die es von einem verlangte. Trotzdem sie deshalb tief in ihrem Herzen immer einen Platz für all die verlorenen Seelen hatte, blieb sie überaus vorsichtig. Zuviel Feindschaft und Tücke herrschte zwischen den verschiedenen Stämmen im Schlingen. Und ja, der Dschungel verzeiht keine Fehler.
Sie löschte die letze Kerze aus Tigerfett und augenblicklich umgab sie tiefe Dunkelheit.

Eine Weile lag sie noch wach und lauschte den Stimmen der Nacht. Am lautesten natürlich das Rascheln und hin und wieder rauhe und kehlige Brüllen von Yima, ihrer Pantherin, die wie so oft ihre Bahnen gleich neben ihrer Hütte zog.
Sie ertappte sich dabei, wie ihre Ohren nach den Geräuschen eines Trolls suchte. Und zwar eines großen und bleichen. Seit dem einen Abend, an dem sie es geschafft hatte offensichtlich das Zutrauen dieses wirklich wilden Trolles zu erlangen, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Mit Sicherheit war er wieder in den Tiefen des Schlingen verschwunden.
Ihr Denken kreiste immer wieder um dieses Geschöpf des Dschungels. Wie lange mochte er schon so leben? War er von wilden Tieren großgezogen worden? Was war seine Geschichte?
Aus der anfänglichen Herausforderung, lediglich das Vertrauen eines wilden Wesen zu erlangen, wurde mittlerweile eine immer stärkere Faszination und Neugier.
Behaupteten nicht die Wildherzen immer von sich, wild im Herzen zu sein? So nahm es kein Wunder, dass dieser ganz und gar wilde Troll ihre Gedanken auf sich zog.
Wie Licht die Motten. Wie eine rollige Dschungelkatze die Schattentatzenpanther.

Sie wurde immer schläfriger und Yimas rauhes kehliges Brüllen begleitete sie schließlich aus der wachen Welt hinüber in eine Welt des Traumes. Einer Welt, wilder als das Schlingendorn und vielleicht, vielleicht genauso wild wie die verborgenen Winkel ihres eigenen wilden Herzens.
Sie legte den Bogen um und schritt hinaus in die Nacht.
Die Blicke ihrer Hyäne waren deutlich auf ihrem Rücken zu spüren, fast, als werde sie dort berührt.
Doch drehte sie sich nicht um, das würde es nur schwieriger für Hübsche machen.
Mit völliger Verständnislosigkeit hatte Hübsche sie angesehen, als sie den Befehl zu bleiben bekam. Nicht mit auf Jagd? In der Hütte bleiben? Das gab es noch nie.
Jetzt stand sie da, mit zitternden Beinen, bereit jeden Augenblick loszurennen, wenn Jeng'a ihr doch das Zeichen zu folgen machte.
Doch das Zeichen kam nicht.

Die Troll versuchte nicht mit ihrer treuen Begleiterin in Verbindung zu treten und fokussierte sich auf Yima. Ein Mensch war vor einer Stunde in unmittelbarer Nähe des Dorfes gesehen worden und wo einer war, konnten auch noch mehr sich rumtreiben. Deshalb wollte sie auf Streife gehen.
Sie schwang sich geschmeidig auf Yimas Rücken, ignorierte das Fiepen hinter sich und liess die Pantherin sich in Bewegung setzen.
Wenn man sie gefragt hätte, warum sie Hübsche in der Hütte gelassen hatte, hätte sie verschiedene, zum Teil widersprüchliche Antworten geben können.

Sie hatte doch tatsächlich eine Fremde heute bei sich aufgenommen. Eine Troll, die total verschüchtert plötzlich auf der Brücke zum Dorf stand. Einfach und unscheinbar, keinerlei Wertvolles an sich was auf Herkunft oder Rang schliessen liess.
Und hungrig. Nachdem sie ihre Scheu überwunden, sich mit ans Feuer getraut und etwas zu essen bekommen hatte, wurde sie lockerer, aber es war deutlich zu spüren, dass sie keinen einfachen Weg hinter sich hatte. Viele Fragen würde sie noch beantworten müssen.
Nachdem sie Neli, so hatte die Troll sich vorgestellt, in ihre Hütte eingeladen und gebracht hatte, fiel diese sofort in einen tiefen Schlaf.
Hübsche liess sie offiziell zu ihrem Schutz da. Offiziell. Denn es war natürlich auch möglich eine schauspielernde Troll mit feindlichen Absichten vor sich zu haben.
Jeng'a konnte das nicht glauben, aber sicher war sicher. Die Hyäne würde schon aufpassen, so oder so.

Werd weich dachte Jeng'a.
Erst dieser bleiche Troll, der heute auch wieder da war, etwas zutraulicher schon, und sofort wieder in den Dschungel verschwand, nachdem sie ihm etwas zu essen gegeben hatte und jetzt diese verstörte Fremde.
War sie etwa doch einsamer, selbst unter den Rotskalpen, als sie sich selber eingestehen mochte?

Lautlos glitt Yima durch das Unterholz.
Ein Mensch. Und irgendwo da draussen der bleiche Troll. Sie musste einfach nachsehen.
Ausserdem half es ihr einen Auftrag für die Rotskalpe für kurze Zeit zu vergessen.
Ein Auftrag der ihr sehr viel abverlangen würde.
Vielleicht alles.
Ohne dass ein Gedanke in ihr Form annahm, wusch sie sich das Blut von den Händen.

Der Zeitpunkt rückte immer näher, an dem sie mit zwei Rotskalpen aufbrechen würde einen Auftrag erledigen, von dem sie sich fast sicher war nicht wiederzukommen.
So hatte sie die letzten Tage damit verbracht, sich vom Schlingendorntal zu verabschieden, all die Plätze aufzusuchen, mit denen sie wichtige Erinnerungen verknüpfte.

Es war, als ob sie den Dschungel in all seiner Pracht und Wildheit zum ersten mal sehen würde. Auf einmal war alles wichtig und besonders. Der tief sinnliche Duft der Blüten, die drückende Schwüle, die nächtlichen Schreie der Tiere, das ständige Gefühl aus vielen Augen, großen und kleinen, beobachtet zu werden. Jeder einzelne Lichtstrahl der es schaffte, durch das dichte Laub den weichen Boden zu erreichen. Dort die abgestriffene Haut einer Schlange, da die zerplatzte reife Frucht, einen beissenden Geruch ausströmend.
Alles sog sie auf. Mit jeder Faser und jedem Sinn.
Tagelang war sie nicht nach Bambala zurückgekehrt, verbrachte die Nächte in ihrem Versteck, hauptsächlich damit beschäftigt, sich jedes Detail des Platzes einzuprägen.

Kein Wort sprach sie während dieser Zeit.
Erst vorhin, als sie in den alten Tempelruinen des ehemaligen Gurubashi-Imperiums Hir'eek einen Talheuler opferte, kamen Worte über ihre Lippen.
Worte mit denen sie dem Loa, dem sie seit ihrer Geburt zugeteilt war, um Unterstüzung bat.
Unter die Erde sollte es gehen. Und wer wenn nicht Hir'eek wäre dafür geeignet, ihr dort Führung zu sein.

Für kurz hielt sie inne und sah zu, wie sich die roten Schlieren in dem träge dahinfliessendem Wasser verloren. Alles würde irgendwann einmal verschwinden. Sich auflösen und aufgehen in etwas größerem.

Schließlich stand sie auf.
Langsam.
Es war soweit.
Der verabredete Zeitpunkt rückte näher.
Endlich.
Das Warten hatte ein Ende.

Und mit einer tödlichen Entschlossenheit wie sie sie noch nie gefühlt hatte, steckte sie ihr Jagdmesser ein, griff sich den Bogen und kehrte dem Fluss den Rücken zu.
Es war Zeit nach Bambala zurückzukehren.
Achtlos warf sie ihre Reiseklamotten in eine Ecke ihrer Hütte und legte ihre Schlafmatte aus.
Tage- und nächtelang hatte sie den großen Menschentempel in Tirisfal beobachtet. Die Gegend um ihn herum nach Spuren abgesucht, bis sie sich sicher war, dass Qjambih dorthin gebracht worden war.
Nun, absolut sicher konnte sie nicht sein. Der Weg dorthin war mit großen flachen Steinen gepflastert und liess keine sichere Spurensuche zu. Wie oft hatte sie darüber geflucht, dass sie Hübsche in Bambala gelassen hatte.
Und schlafen musste sie auch dann und wann. Zeiten in denen die Menschen die Troll weggeschafft haben könnten.

Was immer auch noch passieren könnte.
Genau dieser Gedanke liess sie nicht zur Ruhe kommen. Gleich morgen früh würde sie wieder den Zeppelin in den Norden nehmen. Sie hatte den Rotskalpen alles berichtet. Wie die jetzt nun endgültig vorgehen würden, wollte sie nicht abwarten. Hier würde sie durchdrehen.
Aber dieses mal würde sie Hübsche mitnehmen. Und ein Kleidungsstück der Troll.

Ihre Gedanken wurden träge.
Die Anstrengung der letzten Tage forderten ihren Tribut. Und hier, in ihrer Hütte, weit weg von jeglicher Möglichkeit etwas tun zu können, ergab sie sich der Erschöpfung. Schlechtes Mojo war das letzte was sie dachte. Sie hätten sich nie mit den Untoten einlassen sollen. Alles lief verkehrt.
Schlechtes Mojo ...
Dann fielen ihre Augen zu und der Schlaf übermannte sie mit dunklen Schwingen.
Ein Schlaf voller dunkler Keller, Menschen, Schreie und einem sterbenden Troll.
Sinnlos.
Seit vielen Tagen beobachtete die Troll schon das Scharlachrote Kloster, sah Menschen rein- und rausgehen, Versorgungsgüter herangeschafft werden und Boten kommen und gehen.
Aber nicht eine Haarsträhne einer Troll.
Ihr klumpte der Magen zusammen, bei der Vorstellung, in welchen Tiefen des Gebäudes die vermisste Troll festgehalten würde und in welchem Zustand. Wenn sie überhaupt noch am Leben war.

Zunehmend kam ihr das was sie hier tat sinnlos vor.
Heute noch knurrte die Troll leise für sich. Heute noch, dann würde sie sich auf den Weg zurück nach Bambala machen. Hier gab es nichts was sie noch ausrichten könnte. Nur heute noch.

Heute (Dienstag) und morgen werde ich noch RP-technisch in Tirisfal beim Scharlachroten Kloster anzutreffen sein. Wer Lust auf eine Interaktion hat, möge mich bitte im Spiel anflüstern. Gruß
Lautes Rauschen umgab sie. Langsam öffnete sie ihre Augen, doch sie wusste schon wo sie war.
Das ja, aber welcher Tag war es? Irgendetwas stimmte nicht.
Die Sonne stand viel zu weit im Osten. Konnte es sein?
Abrupt richtete sie sich auf. Ausgeruht war sie, wie schon lange nicht mehr, doch ihr Körper war steif und schrie förmlich nach Bewegung. Plötzlich fuhr ihr Kopf herum. Mit lautem Krachen zerbiss Hübsche gerade einen Knochen. Wo hatte sie den her, sie waren doch noch gar nicht jagen?
Nach und nach setzten sich die Puzzleteile zusammen und sie begriff. Sie war eingeschlafen. Und hatte fast einen ganzen Sonnenlauf damit verbracht. Die Feier! Sie hatte die Feier verpasst.

Gleich in der Frühe, nach dem Tag an dem sie nach ihrer erfolgreichen Befreiungsaktion wieder in Bambala mit den Rotskalpen zurückgekehrt war, besuchte sie ihr Versteck. Um dem ausgelassenen Treiben im Dorf für ein paar Stunden zu entkommen. So war der Plan.
Aber sie war so unendlich müde. Schon während der langen Beobachtungen des Scharlachroten Kloster, hatte sie wenig geschlafen und keine wirkliche entspannte Sekunde gehabt. Der Kampf und dann noch die Wache, die sie letzte, Nein, vorletzte Nacht übernommen hatte ...

Mit tiefen Augenringen war sie dann hierher geritten, in vertrauter Umgebung ein wenig mit sich allein zu sein. Das Erlebte und die Anspannung abzuwerfen.
Ja. Und dann hatte wohl das stete Rauschen sein übriges getan und sie musste wohl eingeschlafen sein.
Und bis jetzt geschlafen haben. Hübsche hatte sich offensichtlich selbst versorgt. Gut.

Sie stand etwas steif auf, dehnte und streckte sich. Sofort fing ihr Magen an zu knurren. Kein Wunder.
Sie griff zu ihrer Tasche, etwas Dörrfleisch herauszuholen und beschloß direkt nach Bambala zurückzukehren. Doch auch wenn es sie betrübte die Party verpasst zu haben, war sie im großen Ganzen prächtiger Laune. Soviel Sorgen waren von ihr abgefallen und sie fühlte sich federleicht.

Plötzlich musste sie lachen.
Die Kröte!
Sie war wohl wiedereinmal darum herumgekommen. Breit grinsend griff sie zu ihrem Bogen und pfiff nach Yima.
Die Troll nippte wieder kurz an ihrem Getränk.
Sie trank fast nie und wurde schnell betrunken wenn sie nicht achtgab. Und Beutebucht war so ziemlich der letzte Ort an dem sie angetrunken durch die schmalen, nur aus Planken bestehenden, Wege wandeln wollte. Zuviel Hals- und Geldbeutelabschneider für ihren Geschmack.
Und nach ihrem Ärger mit einem Menschen vor einiger Zeit, hatten die Haudraufs ihr auferlegt, dass, wenn sie den Ort noch einmal betreten wollte, sie ihrer Hyäne einen Maulkorb aufsetzen oder sie erst gar nicht mitbringen müsse.
Beim ersten mal hatte sie es ignoriert und schon am Eingang gab es Streß und sie konnte mit ihrer Ware wieder umdrehen. Und Hübsche mit einem Maulkorb war nicht gerade eine Unterstützung im Falle eines Falles.

Langsam drehte sie den Becher in ihren Fingern umher und versuchte den Gesprächen an den Nachbartischen zu lauschen. Alles an Fellen und Häuten die sie dabei hatte war sie losgeworden und ihr Geldbeutel fühlte sich angenehm schwer an. Eigentlich wollte sie nur schnell noch ein paar Metallteile, Ringe, Schnallen, Dorne und ähnliches, besorgen und sich dann wieder zurück nach Bambala aufmachen, aber als sie immer wieder Fetzen von Unterhaltungen über das was auf der anderen Seite des Meeres lossein sollte mitbekam, beschloß sie doch das Wirtshaus aufzusuchen.

Und tatsächlich, auch hier standen die meist schon lallenden Zungen nicht still. Ein Goblin brachte Kunde von einer auffallenden Häufung von verschiedenen Orcstämmen und Einheiten die sich in und um Orgrimmar zusammenrotteten. Vereinzelte Stimmen wurden laut, ein neues Selbstbewusstsein und der Ruf nach einem Wiedererstarken der Orcs verlangend. Die Troll verstand nicht viel von Politik, aber sie sah, dass sich das Vakuum füllte, dass nach dem Tode Vol'jins und der Machtverlagerung nach Unterstadt in die Hände der lebenden Elfentote entstanden war.
Nichts ungewöhnliches wie sie fand. Was so halt passiert wenn das Alphatier stirbt und das Rudel sich neu strukturieren musste. Und Unterstadt war weit entfernt von Orgrimmar.
Wenn das Gerede überhaupt stimmte.

Sie schob den noch halbvollen Becher von sich, stand auf und machte sich auf den Weg, die restlichen Geschäfte zu erledigen. Ausserdem freute sie sich wieder auf Bambala. Die Einsamkeit der letzten Woche, nach dem ihr Blutmond eingesetzt hatte und sie das Dorf für die Zeit verlassen hatte, konnte sie dieses mal nicht so geniessen wie sonst. Zuviel spannendes war gerade im Dorf der Rotskalpe im Gange gewesen, als die Natur sie rief, das Dorf zu meiden.
Doch beim Rausgehen beschloß sie weiterhin ihre langen Ohren offenzuhalten für die Gerüchte die da über das große Meer schwappten.
Ihre Glieder waren wie am Boden festgenagelt.
Eisern hielt die Pranke des großen Trolls ihren Kiefer fest, so dass sie den Kopf nicht mehr drehen konnte. Nicht einen Zentimeter.
Dann liess ein neuer Schmerz, größer, brennender und schneidender als die anderen die ohnehin ihren Körper durchfluteten, die anderen Qualen verschwinden.
"Du Stück Dreck. Hörst du? HÖRST DU? Du nichtswürdiger Haufen Dreck. Was glaubst du was du bist?" "NEEEEEEEEIIIIIN!"
Alles wurde Schwarz und selbst das Feuer in ihrem rechten Auge vermochte nicht zu verhindern, dass sie im Jetzt blieb.


"NEEEEEEEIIIIIN!"
Hyaena 'wachte' auf und wusste einen Augenblick nicht wo sie war. Vor ihr war ein großes Feuer. Sie blickte rasch nach allen Seiten. Trolle, Orcs. Und war da nicht der Fürst vom Hause Mondschwert? Einige starrten sie an. Sie hörte die Stimme eines Goblins. Nein, sie war nicht dort. Das war lange her. Lange. Ihre Panik legte sich, doch ihr Herz hämmerte weiterhin in ihrer Brust. Loas!
Ihre Hand ging zu ihrer Augenklappe, aber der Schmerz war nur eine Erinnerung.

Ihr Geist schien beim Starren ins Feuer auf Wanderschaft gegangen zu sein.
Bis auf einmal Bilder aus der Vergangenheit sie packten, als ob jemand eine Decke aus Angst, Horror und Schmerz über sie geworfen hatte. Sie mühte sich tief durch zu atmen. "Jeng'a, was is los?" Qjambih neben ihr blickte sie mit besorgter Miene an. Doch viel mehr als ein "Alles gut, geht schon wieder" brachte sie nicht heraus.

Plötzlich war da eine Stimme und ihr Körper erschauerte. Eine Stimme im Singsang und Dialekt eines Zandalari. Sie schaute nach rechts und da saß ein ihr fremder Troll und aufgebrachte Rotskalpe um ihn herum. Beim Klang seiner Stimme schwindelte ihr. Ähnlich war sie, doch war es ein anderer Troll der da saß. Sie vermochte nicht den Blick von ihm zu lösen.
Wäre es er gewesen, dann hätte sie alles daran gelegt ihn für immer zum Schweigen zu bringen. Und wenn die ganze Welt dafür hätte untergehen müssen.
Jeng'a/Hyaena erhob sich und schnürte ihr Bündel und befestigte es am Yimas Sattel. Die "Rote Flut" war vorbei und sie war nicht mehr Tabu.

Als sie sich in ihr Refugium zurückgezogen hatte um den Rotskalp Stamm nicht dem Zorn der Loas auszusetzen, hatte sie die Zeit gut genutzt und Pfeile geschäftet, Spitzen geschnitzt und versucht ihren Bogen auszubessern. Mit letzterem Ergebnis war sie noch nicht gänzlich zufrieden, vielleicht musste sie doch diesmal einen anderen mitnehmen. Die Schlacht im Dämmerwald hatte nicht nur an ihrem Körper Spuren hinterlassen.

Leider verfügte auch ihre Rüstung nicht über die der Trolle eigenen schnellen Wundheilung. Während sie selber, bis auf kaum Narben zu nennene Unregelmäßigkeiten auf ihrer Haut, keine Spuren davontrug, konnte man das von ihrer Kleidung kaum sagen. Tiefe Schnitte, blutdurchtränkte und zerstörte Bereiche machten ihre so geliebte, weil eingetragene Kluft, sehr zu ihrem Bedauern, unbrauchbar.

Als sie vor einigen Tagen in Bambala aufgebrochen war, fand sie an ihrem Schlafplatz eine Nachricht des Jin der Rotskalpe vor, dass sie der Bitte der Orcs in Kalimdor folgen und diese bei Schwierigkeiten im Eschental unterstützen wollten. So war ihr kaum Zeit geblieben, ihre Schlachtkleidung zu erneuern bzw zu reparieren. Sie würde in ihrer Truhe nach Ersatz schauen müssen.

Eschental ....
Eine weite Reise.
Das bedeutete, sie würde zusammen mit den Rotskalpen Bambala und das Schlingen für eine ganze Weile nicht mehr sehen. Wer weiss, wie lange sich das dort hinziehen würde.
Eschental ....
Das hiess auch, sie würden vermehrt auf die verhassten Nachtelfen stossen.
Einen leisen Kriegsschrei ausstossend schwang sie sich auf Yima und lenkte sie bergab. Gegen Nachtelfen, das war ganz nach ihrem Geschmack.
Still verharrte sie im Geäst einer der hier so zahlreichen Eschen die diesem Landstrich seinen Namen gaben und lauschte.
Es war nicht das Schlingen, nein, ganz bestimmt nicht, aber sie mochte es, hier zu sein. Es war alt hier, troff förmlich von Geschichte und überall waren Ruinen, Reste einer alten Kultur.
Insofern gar nicht so anders als das Schlingen. Vom Klima mal abgesehen.
Und natürlich von den Nachtelfen. Nach denen sie jetzt lauschte.

Sie war früher mal im Eschental gewesen. Wie lange mochte es her sein? Fünf? Vielleicht sechs Jahre?
Sie wusste es nicht mehr und es war auch egal. Was wichtig war, war dass sie jetzt hier war und sich mühte die schwer zu entdeckenden Nachtelfen zu bemerken.
Doch so sehr sie sich anstrengte, es war alles ruhig. Was jedoch nichts zu bedeuten hatte.
Denn andersherum spürte sie viele Augen auf sich liegen. Augen, die viel besser an dieses schattige Dämmerlicht gewöhnt waren.
Nun, das war nicht verwundernd. Hatten doch sogar die Bäume hier Augen und wanderten umher. Zumindest einige.
Langsam drehte sie den Kopf, ihre Ohren zuckten und drehten sich.

Sie war dem Ruf gefolgt und hatte sich den Rotskalpen angeschlossen.
Ob und warum die Orcs hier Streß hatten scherte sie nicht. Das Eschental hatte sie schon damals fasziniert.
Ausserdem brachte sie die Aussicht wieder Nachtelfen zu, naja, treffen in Erregung.
Gleich bei ihrer Ankunft setzte diese ein. Es war wie ein leichter Rausch.
Sie schloss die Augen, zog die Oberlippe hoch und sog tief die kühle und feuchte Waldluft ein, auf der Suche nach einem bestimmten Geruch.
Doch nichts. Oder zu alt oder zu weit weg.
Sie beschloß sich einen neuen Platz zu suchen und glitt lautlos vom Baum.
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Der Atem der Troll ging endlich ruhiger.
Auch das Fiepen der Hyäne hatte aufgehört, dicht an ihre Herrin gedrängt döste sie vor sich hin.
Die Bewusstlosigkeit war endlich einem tiefen Schlaf gewichen.
Und das war gut so, denn alle Energien und verbliebenen Kräfte der Troll wurden für die Wundheilung gebraucht.

Wäre sie jetzt und hier aufgewacht, würde sie nicht sagen können, wie sie hierhergekommen war.
Das letzte an was sie sich erinnern konnte, war das Fell von Yima, ihrem Reitpanther, in das sie sich krallte und der Geruch von Blut, Todesangst, aber auch der von Trollen und Raptoren. Doch das war schon alles.

Die ersten Kämpfe mit den Nachtelfen und ihren Verbündeten hatten schon Spuren hinterlassen.
Ausser vielen Schnittverletzungen, hatte sie am Kopf etwas abbekommen, dachte aber es wäre wieder verheilt. Doch dem war nicht so.
An dem Tag der schicksalhaften Niederlage, strauchelte sie, als sie gerade so einem Pfeil ausgewichen war, während sie oben auf einem der Türme stand, trat daneben und fiel.
Der Aufprall, genau zwischen den Spitzen der Palisaden, war hart und schmerzhaft.
Und, viel schlimmer, danach konnte sie sich nicht mehr ohne Schmerzen bewegen.

Rakjul, eine Orc und sie standen schwer angeschlagen wieder auf einem der Türme.
Der letzte Angriff der Elfen war verheerend und einen weiteren würden sie nicht überstehen. Das wussten sie.
Schief lächelte sie den Rotskalp an, ob sie das hier wohl überleben würden?
Der Troll sprach ihr Mut zu, seine Pranke drückte ihre Schulter.

Dann gerade als sie sich im Posten umsah, um eine Möglichkeit zum Entkommen ausfindig zu machen, brandete auch schon die neue und letzte Attacke der Allianz über den Posten hinweg.
Gepackt von unglaublichen Schmerzen wurde sie von den Beinen gefegt und alles was sie noch dachte war, dass sie sich irgendwo verstecken musste. Weg, nur weg. Mit letzter Kraft kroch sie unter irgendetwas, was konnte sie nicht sagen.
Überall war nur Geschrei, Lärm, dann viele Schritte und Gelächter und irgendwann nach einer Ewigkeiten währenden Stille, das vertraute Fell samt Geruch von Yima. Dann löste sich ihr Geist und alles wurde Schwarz.
So schwarz, dass sie sich schon in Bwonsamdis Armen wähnte.
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Einen heftigen Fluch ausstossend, sank die Troll wieder auf ihre Lagerstatt.
Einige Bewegungen taten noch höllisch weh. Was immerhin ein Fortschritt war, waren doch einige Bewegungen noch vor zwei Tagen gar nicht möglich gewesen.
Sie trug einen festen Verband um die Rippen, denn sie hatte jedesmal das Gefühl, sie würden ihr zerspringen, wenn sie hustete oder tiefer atmete.
Zum Glück habe ich gerade nix zu lachen dachte sie mit einem schiefen Lächeln.
Dabei hatten sie Glück gehabt. Schließlich war sie noch am Leben.

Sie lag auf ihrem Fell, links von ihr das Knacken von Knochen die ihre Hyäne zerbiss und blickte in den Himmel zu diesem riesigen und nahen Gestirn.
Tief im Wald, hatte sie ihn nicht richtig bemerkt, doch hier, wo die Orcs alles gerodet hatten, war der Blick frei.
Ob sie noch auf dem richtigen Weg war fragte sie sich im Stillen.

In den letzten Tagen gingen sich alle mehr oder weniger aus dem Weg. Koro war weg und alle beschäftigten sich mit irgendwas.
Sie für ihren Teil verbrachte einen Teil des Tages damit, wieder in Bewegung zu kommen und wieder ihre alte Geschmeidigkeit zu erlangen. Den restlichen und größten lag sie dann erschöpft auf ihrem Lagerplatz und dachte nach. Und schlief viel und tief.
So bekam sie kaum etwas mit, von den Aktivitäten im Orclager.

Blutelfen sollen da gewesen sein. Haus Mondschwert, wie sie hörte.
Das musste sie komplett verschlafen haben, wie sie mit leichtem Bedauern feststellte.
Es brachte Erinnerungen an eine Zeit zurück in der Havo, dem Tode näher als irgendwas, von eben jenen Blutelfen anfänglich mit umsorgt wurde.
Nun, damit verglichen war sie quicklebendig. Ob Shan auch dabei gewesen war?
Ihr Blick wanderte wieder zum riesigen Stern am Firmament. Wie es Havo zur Zeit ergehen mochte? Wenn dort eine Antwort zu finden war, konnte sie sie nicht erkennen.
Dann fielen wieder ihre Augen zu und traumlos versank sie in tiefen Schlaf.
Manchmal war nicht genau zu sagen wer der Impulsgeber war.
Die Verbindung eines Jägers mit seinem Begleiter, gerade wenn seit Jahren zusammen, geht tiefer als sich das mancher vorstellen könnte.
Sie selbst konnte nicht sagen wie es passiert war.
War es ihr Mißtrauen, Hass und erhöhte Konzentration auf den Nachtelfen der Delegation, die dort vor dem Holzfällerlager mit den Häuptlingen der versammelten Orcs, Trollen und Untoten scheinbar endlos und zunehmend erhitzt palaverten, die Hübsche nervös gemacht hatte und sie sozusagen den gezügelten Wunsch ihrer Herrin ausführen liess ?
Oder hatte irgendetwas, eine verdächtige Bewegung, ihre Hyäne zum Angriff provoziert ?

Oder, oder, oder, es war müßig nachzusinnen was der eigentliche Anlass war, auf jeden Fall sprang die Hyäne urplötzlich den Nachtelfen an, der sofort mit seinen Messern in atemberaubender Geschwindigkeit diese mit einem langen tiefen Schnitt zu Fall brachte.
Das Gewühl, das darauf einsetzte, die langsam zurückweichenden Allianzler mit den ebenso langsam nachrückenden Hordlern, die Zornesschreie auf beiden Seite, das alles bekam die Troll nur am Rande mit. Sie hatte nur Augen und Ohren für Hübsche.
Sofort stürzte sie zu ihr hin und stellte mit Erleichterung fest, dass diese noch lebte. Doch mit jedem der hechelnden Atemzüge quoll neues Blut aus der langen und klaffenden Wunde.

Wie und auf welche Weise die Anführer das kurze Chaos, dass sie verursacht hatte, in den Griff bekommen hatten, wusste sie nicht. Erst als das Tier mit versorgter Wunde und Kräutern zum Schlafen gebracht war, nahm sie wieder alles um sie herum wahr.
Als sie sich umsah und das Geschehene noch einmal durchging, kehrten nur allzu bekannte schwarze Gedanken zurück. Schon als sie sich aufmachte die Rückseite des Lagers zu sichern, Hübsche würde noch lange schlafen, brütete sie schon über etwas, was ihr mittlerweile als Gewissheit schien. Schlechtes Mojo murmelte sie. Ganz schlechtes Mojo maan.
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Als Jeng'a zum Platz schritt an dem der Schattenjäger das Feuer entzündet hatte um das Ritual zu vollziehen, stieg nur ein dünner Rauchfaden dem Himmel entgegen.
Das erste was ihr auffiel, war eine Schale mit kleinen, offenbar essbaren Stücken.
Sie war sich sicher, dass diese für Hübsche waren, schließlich ging es ja darum, deren Heilung von der schweren Schnittwunde voranzutreiben.
Nachdenklich hockte sie sich nieder und starrte lange in die Asche.
Mühselig versuchte sie im Geiste alles zusammenzufügen.

Das plötzliche Auftauchen dieses Trolls, gerade als sie langsam und mit Bedacht ihre Hyäne wieder Schritte machen liess, vorsichtig und voller Sorge, dass die genähte Wunde wieder aufriss, war wie ein Geschenk der Loas.
Nachdem sie ins Gespräch gekommen waren und sie auf Nachfrage Hübsches Zustand erklärt hatte, schickte er sie mit einer Schlange und einer Aufgabe in den Wald.
All seinen Anweisung folgte sie und zögerte nur ein einziges mal, denn als sie später ans prasselnde Feuer trat, ein großes Haarbüschel der Hyäne in der Hand, packte sie kurz der Gedanke, ob der Schattenjäger nicht doch Übles im Sinn hatte.
Jedoch war dieses Mißtrauen genauso schnell wieder weg, wie es gekommen war.

Dieser Troll beeindruckte sie.
Sie verstand nur wenig von dem was er sagte und seine Gegenwart war ihr auf nicht unangenehme Art respekteinflössend.
Tief in ihrem Inneren wurde etwas angesprochen. Etwas jenseits von Vernunft oder Gefühl. Archaischer und uralt.
Entschlossen übergab sie ihm das Büschel und als er sie weg und schlafen schickte, zu ihrem eigenen Schutz wie er betonte, folgte sie auch dieses mal seinen Anweisungen.
Zu ihrer eigenen Verwunderung schlief sie tatsächlich schnell ein und auch wenn sie wild träumte, Träume voller Bären und Schlangen, Feuer und Schatten, erwachte sie ausgeruht.

Voller Dank den Namen aussprechend, den er ihr nannte als sie nach seinen gefragt hatte, nahm sie die Futterstücke, um sie später Hübsche zu geben und stocherte mit einem Stock in der Asche ,nach Glut suchend um die Schale in diese zu legen, sie zu verbrennen. Dann stand sie auf und ging zurück zu ihrer treuen Begleiterin.
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Fassungslos starrte sie den Stallmeister an.
Der lehnte sich entspannt an den Pfosten zum Gehege mit den Wölfen, von wo aus der abgesperrte Bereich in dem er ihre Wölfin untergebracht hatte, getrennt von den anderen.
"Weisst aber dass das extra kostet, ne?" "Spinnste? Du hättest aufpassen müssen!" Sie spürte Zorn in sich aufsteigen. "Nix da, das is vorher passiert" blieb der Troll stur.

Gleich am Morgen nach ihrer Ankunft in Orgrimmar, suchte sie Xon'cha im Tal der Geister auf, um Hübsche, ihre Hyäne, bei ihm unterzubringen.
Sie war zwar wieder bei Kräften, aber die Schnittwunde die ihr der Nachtelf, verflucht soll er sein, zugefügt hatte war einfach zu tief. Es hatte die Innereien nur noch eine einzige dünne Bindegewebehaut vor dem Hervorbrechen gehindert und trotz aller Heilerfolge und -bemühungen ihrer Freunde, blieb die Wunde schwer.
Hübsche sollte jetzt erstmal Ruhe haben. Und die würde sie bei ihr nicht finden.
Seit dem Ritual das Makarash durchgeführt hatte, strotzte sie förmlich vor Kraft.
Zuviel für so eine Verletzung, befand die Troll.
Also verordnete sie der Hyäne Stallruhe für mindestens eine Monat.
Aber als sie beim Stallmeister aufschlug, empfing dieser sie wortlos und führte sie kommentarlos zum Gehege in dem die Wölfe untergebracht waren.
Was sie sah konnte sie kaum glauben.

"Soll ichs vorrechnen ey?" meinte er nur.
"Die sin jetzt drei Monate alt, mindestens. Nimmste die Tragzeit dazu muss es vor über 5 Monaten passiert sein, un da war se noch nich hier."
Sie schloss die Augen und überschlug die vergangene Zeit wieder und wieder.
Und auch wenn sie sich sicher war, dass es nicht stimmte, hatte sie nichts in der Hand das Gegenteil zu beweisen.
"Was willste haben?" brachte sie gepresst hervor. "Naja", der Stallmeister hob seine Hände und begann aufzuzählen. "Futta für zehn .." "Neun Junge!" unterbrach sie ihn, obwohl sie wusste wieviel neun schnell wachsenden Welpen frassen. Von einer tragenden und säugenden Wölfin ganz zu schweigen.
Xon'cha liess sich auch nicht nicht beirren. "... der ganze Mist und vor allem die Zeit denen wenigstens das mindeste beizubringen, ..." "Jaja, is ja gut ey."
Sie gab auf, und auch wenn ihr kurz schwindelig wurde, als sie hörte, was der Troll haben wollte.

Später am Tage, sah man sie überall in Orgrimmar Zettel aufhängen.

Junge Wölfe zu verkaufen.
Im Tal der Geistah nach mir frag'n, häng bei Sijambi rum.
Jeng'a / Hyaena
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Innerlich zerissen blickte sie dem Jäger hinterher.
Mit sich führte er ihre Antwort. Die Antwort auf einen Brief, der für diese Zerissenheit gesorgt hatte.
Hinter ihr, tief in der Höhle, lag ihr Bruder und irgendwo in der Nähe war bestimmt Grischka.
Die Orc schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, auf den jungen Troll achtzugeben.
Der mittlerweile nicht mehr in akuter Gefahr war. Von daher könnte sie aufbrechen.
Doch wollte sie es nicht, ohne mit Grischka Rücksprache gehalten zu haben.
Die Zeit drängte, die Botschaft von Makarash war schon viele Tage alt, der Bote hatte all sein Können aufbieten müssen, um sie hier zu finden.
Allein dass er in Sen'jin weilte, beruhigte sie. Dort war er bestimmt in guten Händen.
Trotzdem ...
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Sie gab auf.
Tagelang hatte sie nun versucht ihren Bruder dazu zu bewegen mitzukommen.
Alles mögliche hatte sie versucht.
Geredet bis ihr Mund fusselig wurde, gebeten, gedroht und gefleht.
Nichts.
Locken wollte sie ihn mit allem möglichem. Sogar auf ihren Reisen ihn mitzunehmen hatte sie ihm angeboten.
Nichts.
Stur kann ich auch sein hatte sie sich gedacht und sich ihm gegenüber gesetzt und gewartet.
Ebenso hätte sie auch ein Stein sein können, nein, auf einen Stein hätte er gehört.
Er reagierte erst gar nicht auf sie.
Zuerst wuchs in ihr die Furcht er wäre wieder besessen, aber ab und an warf er ihr einen Blick zu, vorwurfsvoll wie ihr schien und es war eindeutig sein Ich, dass sie ansah.

Nichts schien ihn zu interessieren ausser den Elementen und sein Kopf war oft leicht schräg geneigt, ganz als ob er lauschen würde.
Wo zur Hölle ist diese Orc fragte sie sich immer wieder. Grischka. Zusammen hätte sie vielleicht etwas bewegen können.
Schließlich gab sie frustriert auf.
Der blutverschmierte Brief aus Sen‘jin in ihrer Tasche rückte immer stärker in den Vordergrund.
Mit jedem Tag den sie hier verschwendete drängender.

Dann platzte ihr der Kragen. Sie stand neben ihm auf der Bergspitze, der Wind heftig genug um ihre Dreads flattern zu lassen und schrie ihn an. Was ihm einfiele, ob er denn glaube er wäre ganz allein auf der Welt? Ob er auch nur eine Ahnung davon hätte, was sie alles getan hatten um ihn zu retten? Ob er vorhätte den Rest seines Lebens hier auf diesem Berg zu hocken und auf was auch immer zu warten? Ob er überhaupt wisse was er da tue?
Als sie ihn packen und schütteln wollte drehte er sich schnell zu ihr herum und ohne dass er sie berührte verspürte sie einen Luftstoß und sie stolperte rückwärts und fiel hin.
Seine Augen waren ausdruckslos, kein Zorn, nichts, nichts was verraten hätte, dass er irgendetwas dabei empfand wie er sie da im Dreck liegen sah.

Ihre Wut war augenblicklich verflogen.
Von seiner Teilnahmslosigkeit getroffen starrte sie ihn geschockt an.
„Taih ...“ kam es leise aus ihrem Mund.
Und dann, nach einer Ewigkeiten dauernden Zeitspanne, stand sie auf und ging. Immer wieder ungläubig sich nach ihrem Bruder umsehend.
Stumm bestieg sie Jima, pfiff Skadi herbei und schlug den Pfad in Richtung Durotar ein.
Erst nach einigen Stunden wich die Fassungslosigkeit einem Schmerz tief in ihrem Herzen.
Einem Schmerz wie sie ihn nie zuvor verspürt hatte.
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Das kleine Kochfeuer knisterte, Skadi lag vor ihr und liess sich kraulen und ausser sich träge bewegenden Palmenblättern kamen die einzigen Geräusche vom Meer vor ihr, lediglich hier und da unterbrochen von dem Geklicke der Krabben die über den Strand huschten auf ihrer Suche nach Nahrung.
Im Grunde genommen alles sehr gute Vorraussetzungen sich wohl zu fühlen.
Doch mochte sich bei der Troll keine frohe Stimmung ausbreiten.

Ewig hatte sie gebraucht um hierherzukommen.
Hatte einen großen Bogen um das Wegekreuz gemacht und überhaupt ein quälend langsames Tempo angeschlagen. Möglich, dass sie immer noch hoffte, dass Taih es sich anders überlegen und sich ihr anschliessen würde.
Aber hier in Sen'jin wurde ihr klar, dass mehr dahinter steckte.

Angekommen hatte sie Ausschau gehalten nach bekannten Gesichtern und natürlich nach einem möglicherweise schwer verletzten Troll.
Aber niemand konnte oder wollte ihr was sicheres sagen. Die einen wiegten den Kopf hin und her und wiesen vage in Richtung der Echoinseln, andere wollten gesehen haben, wie ein Troll mit noch sichtbaren Spuren schwerer Wunden schon vor einiger Zeit Sen'jin verlassen hatte.
Sie war wohl zu spät.

Eine große Müdigkeit umfing sie, die nicht nur mit einer anstrengenden Zeit zu erklären war. Und dass sie sich ausgerechnet hier an dieser Stelle einen Platz zum Schlafen gesucht hatte, war auch wenig hilfreich.
Hatten sie hier, an genau diesem Fleck, doch zum letzten male mit ihren Wildherz-Brüdern und -Schwestern zusammengesessen, kurze Zeit nach dem letzten Voodoomarkt.
Der Schmerz in ihrem Herzen wurde größer.

Morgen würde sie nach Orgrimmar aufbrechen, ihr Warenlager ausräumen, alles verscherbeln, Hübsche abholen und den Zeppelin ins Schlingen nehmen.
Und dann ? Weiter traute sie sich nicht zu schauen.
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Auch in Bambala fand sie niemanden den sie erwartet hatte.
Egal dachte sie und streckte sich erstmal in ihrer Hütte aus, die wern schon wieda auftauch'n.
Zuerst brachte sie ihre Hütte wieder auf Vordermann. Während all der Zeit die sie im Eschen und dann bei ihrem Bruder im Brachland zugebracht hatte, hatten sich zahlreiche neue Bewohner eingefunden.
Spinnen, Kakerlaken, sogar Kot von einem Talheuler hatte sie entdeckt und entfernen müssen. Aber sonst war alles wie sie es hinterlassen hatte.
Offensichtlich hatte jemand ab und an ein Auge in ihre Hütte geworfen.

Die nächste Zeit war hauptsächlich mit Schlafen angefüllt. Nur hier und da unterbrochen von kleineren Jagdausflügen, Angeleien und kurzen Unterhaltungen mit vorbeischauenden Trollen.
Aber niemand von den Rotskalpen tauchte auf. Niemand.
Hätte sie doch den vagen Hinweisen in Sen'jin nachgehen sollen?
Eine Troll die von der Beschreibung her gut Qjam sein könnte, soll angeblich mit einigen Trollen vor einiger Zeit hiergewesen , dann aber wieder aufgebrochen sein. Bestimmt waren sie wieder zu irgendeinem Kriegszug aufgebrochen, war schließlich ihre Erklärung.
Ohnehin beschäftigte sie etwas ganz anderes.

Der Schmerz über Taihs Wandlung und Undankbarkeit war noch zu frisch und tief und diese Wunde galt es zu lecken. Leider eine Wunde, bei der ihr die schnelle Wundheilung die den Trollen zu eigen ist, nichts nutzen würde. HAtte sie jetzt auch den letzten ihrer Familie verloren?
Und was war mit dem Schattenjäger? Seinen blutverschmierten Brief hatte sie immer noch bei sich. Auch er tauchte immer wieder in ihren Gedanken auf.
So lag sie den Großteil der Zeit ihrer Hütte, starrte das Dach an und dachte nach.
Doch je mehr Zeit verstrich ohne dass sie einen Rotskalp zu sehen bekam, wanderten ihre Gedanken zu ihnen. Was war los?
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"Oh maan" seufzte sie. "Schon wieda los."
Der Zeppelin war gestartet und gerade verschwand Bambala auf der Steuerbordseite aus der Sichtweite und es war nur noch ein riesiger Teppich, aus den Wipfeln der Baumriesen bestehend, zu sehen.

Sie hatte es versucht, aber es war ihr einfach nicht möglich gewesen, ruhig dazusitzen und darauf zu warten, dass vielleicht irgendwann irgendeiner der Rotskalpe zurückkehren würde.
Also packte sie kurzerhand wieder ihre Bündel und schnürte sie an Yimas Sattel und machte sich mit Hübsche und Skadi auf den Weg.

Auf Verdacht beschloß sie in Grom'Gol vorbeizuschauen und Bingo!, hier wurde ihr bestätigt, dass ein kleiner Trupp Trolle den Zeppelin nach Tirisfal genommen hatte. Und von der Beschreibung her, war möglicherweise Qjam mit dabei gewesen.
Was für ein Glück dachte sie. Darüber wie es dann dort oben im Norden weitergehen würde, machte sie sich wenig Sorgen. Ein Haufen Trolle würden da oben auffallen und somit würde es bestimmt nicht schwer sein die Spur dort aufzunehmen.
Glücklicherweise hatte sie ihre "Untotenausrüstung" mit, wie sie sie nannte.

Als sie schliesslich über ein Gebirgszug flogen und die Luft langsam kühler wurde kraulte sie der alten Wölfin das Fell.
"Zumindest dir wird es dort gefallen" sagte sie. "Da isses nich so heiss wie zu Hause im Schlingen." Nachdenklich richtete sie ihren Blick in Richtung Norden.
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