Ein (Alp)Traum eines Elfen.
Pechschwarze Dunkelheit.
Hatte sich der Elf doch erst vor wenigen Stunden erschöpft in sein Bett geworfen, um mit dem Alltag des Tages abzuschließen. Das Bett in seinem Zelt war zwar kein Vergleich von denen, die er noch von früher kannte - doch dies sollte ihn heute nicht stören.
Als hätte er tagelang Schlaf versäumt, driftete Carantec recht schnell in das Reich der Träume ab, jedoch anders als vielleicht er zuvor erwartet hatte.
Statt den üblichen Unsinn, was der recht fraglich wirkende Verstand des Herren zur tiefsten Nacht imstande war, begrüßte ihm lediglich eine immer intensivere Finsternis, aus der er sich nicht zu befreien wusste.
Als schwamm er in den tiefsten Abgründen des Ozeans, erreichte ihm weder Licht noch ein helfender Ausweg - bis er tatsächlich etwas erkannte.
Ein kleiner Funken, weiß und direkt der Nase nach, aber zu weit entfernt, als das Erkenntnis daraus gewonnen werden könnte.
Doch irgendetwas, ein innerer Drang, führte ihn dazu dieses Licht wie eine Motte anzusteuern. Weshalb, wieso, warum - Gedanken die für diesen Moment irrelevant waren. Der Elf spannte die Muskeln an, paddelte und paddelte - tatsächlich so als konnte er schwimmen.
Skurril, konnte er doch weder Salz auf seiner Zunge, noch kaltes Wasser auf dem Leibe fühlen. Und doch hatte die blinde Motten-Rolle offenbar Erfolg: Das Licht rückte immer näher und näher.
Statt eines winzigen Sternes, entwickelte es sich langsam zu einer faustgroßen Kugel, die jedoch noch immer wie ein Rätsel für ihn wirkte. Möglicherweise ein Riss, welcher den finsteren Schleier durchbrach? Hinfort zu der eigentlichen Traumwelt, die sicherlich angenehmer als das hier sein würde?
Er streckte die Hand aus, als Meter zu Zentimeter wurden und die Fingerspitzen nach dem Licht trachteten. Erst einer, dann zwei Finger - bis die Kugel komplett in seiner Hand ruhte und das Licht langsam verblasste. Panik machte sich im Kopf des Elfen breit, der gierige Blick versuchte dennoch zu erkennen, was sich überhaupt in seinen Besitz befand. Und als der letzte Funken erlosch, so stellte sich der vermeintliche Stern tatsächlich als schlichte, simple weiße Kugel heraus - Enttäuschung folgte recht schnell.
Aber etwas anderes auch.
Wie gebannt, verweilte der Blick des Elfen auf dieses sonderbare Objekt. Schneeweiß, als wäre dies aus Marmor geschliffen worden, doch ohne störendes Gewicht. Jedoch umso länger seine Augen auf dieser Kugel ruhte, umso mehr glaubte er, dass diese sich drehte. Das Objekt wurde nochmals etwas näher zu sich genommen, prüfend um belegen zu können, ob dies der Wahrheit oder nur des verwirrten Verstandes geschuldet sei.
Näher und näher - bis das Starren erwidert wurde. Statt schneeweiße Oberfläche, begrüßte ihn plötzlich eine dunkle Pupille, welche ihn so neugierig betrachtete, wie er diese selbst - und den Augapfel schnell von sich warf.
Der Atem gewann an Geschwindigkeit, das unangenehme Gefühl an Kraft und der Fluchtinstinkt an Dringlichkeit. Noch sah er dem starrenden Auge hinterher, als dieses tiefer und tiefer in die Dunkelheit tauchte und auch anschließend recht schnell verschwand. Eine Chance sich umzusehen, einen Ausweg aus diesem “Traum” zu finden, so war zumindest sein erster Gedanke.
Doch statt eines Fluchtweges, begrüßte ihm lediglich ein weiteres Auge, dann das zweite und dritte - plötzlich erschienen sie wie aus dem Nichts aus dieser finsteren Dunkelheit. Alle mitsamt starrend, behielten sie den Elfen wortwörtlich im Auge, bis aus drei auch dreißig und anschließend unzählige wurden.
Völlig von ihnen umzingelt, versuchte der Elf panisch in irgendeine Richtung zu fliehen, jedoch wurde dieses Unterfangen schnell durch die plötzlich auf ihn zu rasenden Augäpfel unterbrochen - und wachte auf.
Außer Atem und völlig verschwitzt, blickte sich Carantec schnell prüfend um und erkannte, glücklicherweise, lediglich das vertraute Innere seines Zeltes. Ein Alptraum offenbar, wenn auch sonderbarer als diejenigen der er ansonsten hatte.
An Schlaf wurde am nicht mehr gedacht, aber zumindest versuchte er dem kommenden Tag, so entspannt wie eh und je zu begegnen - wenn er auch das Gefühl nicht abschütteln konnte beobachtet zu werden.